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Die Freiheit öer Meere» Vorschläge Wilsons. Hnag, 11. Dezember. lHollandsch NieulvsbureauS.)Daily Erpreß" meldet, daß zwischen England und den Vereinigien Ttaalcn halbamtliche Besprechungen über die Frage der Freiheit der Meere stattfanden und daß Wilson mit konkreten Borschlägen kommen wirb, die verlangen, daß Großbritannien   seine Forderungen bezüglich deS DilrchsiichimgSrechts, der Bannwaren und der Blockade aufgibt.
Taft für öen völkerbunö. Basel  , 12. Dezember. Wie ans Washington gemeldet wird, erklärte William Taft   auf einem Banlett des Lotosklub, daß der ganze Krieg ein großer F e b l s ch l a g gewesen sei. wenn aus der Pariser Friedenskonferenz nicht die Lrga der Völker her- vorgehe.
Deütschö'fter?e!ch wählt Mitte Februar. Wien  , 12. Dezember.  (Eigener Drahtbericht deSVorwärts".) Der VerfassungSausschuß der Nationalversammlung halte bereit? die Wahlordnung für die Konstituante im wesentlichen fertiggestellt. In der heutigen Sitzung wurde aber nachgerechnet, daß die ver- schiedenen Fristen für Einsprüche gegen die Wählerliste uiw. so an- gesetzt sind, daß sie es unmöglich machen würden, die Wahlen vor Mitte März durchzuführen. Der Ausschuß hat darum heule be- schlössen, die Fristen abzukürzen, so daß die Wahl bereits Mitte Februar stattfinden kann. Man nimmt an, daß es möglich sein wird, die Wahl am IS. Februar vorzunehmen, allerdings ist es fraglich, ob die Wahlen in Deutsch  -Böbmen und Deutsch  - Mähren   werden staitfinden können und man wird dort vielleicht Ziotwahlen vornehmen müssen. Ter Staatsrat beratet jetzt dar- über.
Die alliierten tzeere alsNetter*. Kein Mensch wünscht den Einmarsch. Tie Entente versucht mit böswilliger Geflissentlichkeit, die junge deutsche Republik   von zwei Seiten zwischen die Finger zu nehmen und zu quetschen: ihre Organe malen Deutschland   als von wilder Anarchie zerrissen und fordern daher Einmarsch der alliier- teu Truppen als Polizeimacht und zur Sicherung der finanziellen Ansprüche der Liga; gleichzeitig verbreitet der britische droht- lose Dienst tendenziöse Darstellungen, alsrufe das Volk von Verlin" nach den Briten als Retter gegen konterrevolutionäre Putsche. Die Wahrheit ist: keine Zeitung, kein Redner hat auch nur mit einer Silbe die Feinde von gestern als Retter der Revo- lution oder Hüter der Ordnung herbeigerufen. Die ReichSrcgierung und alle verantwortlichen Stellen sind aufs eifrigste bemüht, dem Ausland jeden Anlaß zur Einmischung zu nehmen und sind sich der in solcher Drohung liegenden Gefahr voll bewußt.
Lebensmittel für Wien  . Wien  , 12. Dezember.  (Hollandsch NieuwSbureau.) DaSNeue Wiener Journal" meldet aus Lugano  : Argentinien   gestattet für Wien   die Ausfuhr von 15 lXX) Waggons Weizen und 20 000 Waggons Mais, die von den österreichlichen in spanischen Häfen internierten Scbisse befördert werden tollen. Wien  , 12. Deze-mber.(Hollandsch NieuwSbureau.) DieNeue Freie Presse" fragt die Entente, ob sie eine Hungersnot über Wien   und Deutschö st erreich heraufbeschwören will. Wien   und das ganze Deutsch-Osterreich könnten sich nur b i S Ja- nuar fortschleppen.
Die neue Negierung Nußlanüs. Im Einverständnis mit der Entente. Stockholm  , 12. Dezember. Der frühere russische Minister- Präsident Trepow ist nachDagens Nyheter  " hier mit der Bildung einer neuen russischen Regierung auS Männern des zaristischen Regimes beschäftigt. Die Bildung des Kabinetts erfolgt im Einverständnis mit der Entente. Die Mitglieder sollen sich in Finnland   versammeln, um sofort nach dem Sturz der Bolschewik! nach Petersburg   zu gehen und die Leitung zu übernehmen.
Anö üas Licht scheint in üer Finsternis/ Tolstoj  » nachgelassenes Drama. Die Welt mußte sich bis zum Ekel am Hasse vollsaufen, damit d«S Wort Liebe wieder Inhalt für sie gewinnen könne. Sie mußte sich von der Gewalt zur Schlachtbank schleppen lassen, um dem Gedanken der Gerechtigkeit wieder Eingang in ihr Herz zu geben. Feindschaft mußte sein bis zur Vernichtung alles Lebens, damit der Mensch im Menschen, grauenvoll erwachend, den Bruder wieder erkenne, Abel, den Erschlagenen. Liebe, Gerechtigkeit, Brüderlich- keit soll nun das Gesetz sein, daS neue Ordnung in das Chaos, neue Einheit in die Zerstreuung, neue Bindung in das Auseinander­fallend« bringt. ES ist die große Revolution der Herzen, die. aus dem Glauben des Menschen an den Menschen, erstrebt werden soll. Eo wird das furchtbar« Ende ein neuer Beginn werden, voraus- gesetzt, daß der Gedanke sich nicht auch diesmal alszu stark" für die Menschheit erweisen wird; daß die Pflugschar der Reue wirklich tief genug in die Herzen einzudringen vermag. Denn die wahre Neu- gehurt kann nur aus der Wahrhaftigkeit der Seelen kommen! aus der aller Selbstsucht sich entäußernden Heiliqung des inner« Men­ schen.  Wenn etwas in der Seele vollbracht ist. wird auch in der Welt ein« Wandlung erfolgen," sagt Leo Tolstoi   in seinem Drama Und das Licht scheint in der Finsternis", das die Zensur während de? Krieges verboten hatte, und das nun von Max Reinhardt   auf- geführt wird. Das Drama Tolstois ist das Drama von der Idee der Liebe, die als L-.cht in der Finsternis der Zeit erstrahlt, und der die Men­schen den Wea versperren. Die Seelen haben sich der Gewalt ver- kauft, dem Machttrieb und den böten Leidenschaften der, Ichsucht. DaS ganze Leben sst ein Netz der Gewalt und der vielfach ver- knüpften Interessen. JodeS Dasein ist mit der Gewalt verbunden und ist seinerseits wieder Gewalt über anderes Leben, Jahr- tausendealte Gewohnheit bat diesen Zustand geheiligt in den For- men de» Staates, der Kirche, der Familie, und jeder an seinem Teil sucht diese Gewohnheit festzuhalten, zu schützen. Nikolai Jwano- witsch sagt zu seinem Sohn? Step«:Die ganz« Nationalökonomie. die du an ilntverfitäten studierst, hat einzig den Zweck, die soziale Lage, in der wir Desitzenden uns befinden, zu rechtsertigen." Und so ist eS überall. Jeder ist nur bedacht, die Jnstiwtionen zu stützen. Nikolai Iwanowitsch aber ist derjenige, der die Gewalt beim rechten Namen nennt und sie entlarvt als die Wurzel alles UebelZ; als dasjenige, was die Welt'e macht und dem Abgrund ent- gegentreibt. Die Gewalt hat die Schöpfung verfälscht und ver- darben und eins ist nur. das die Welt zu erlösen vermag: die Liebe. Ueber die Kirche, die auch nur eine Emrichtuna der Gewalt
Wertlose Demagogen. Eine Stimme der Nüchternheit. Rotterdam  , 12. Dezember.Westminster Gazette' schreibt: Die Leute, die ihren Wählern erklären, daß sie in dem neuen Parlament für die sofortige Aushebung der Dienstpflicht stimmen werden, und ihnen versprechen, daß Deutschland   gezwungen werden wird, alle Rechnungen der Alliierten bis zum letzten Cent zu be- zahlen, sind wertlose Demagogen. Ihre Politik würde eine militäriiche Besetzung Deutschland  ? ans viele Generationen hinaus und die Beibehaltung militärischer Einrichtungen in ganz Europa   während dieser Zeit erfordern.(DaS zielt auch Lloyd George  .) Verschleppung von Deutschen   aus öem besetzten Gebiet. Berlin  , 12. Dezember.  (MTB) Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir: Etwa 1000 junge Männer, Söhne von altdeutschen Eltern, find aus Straßburg   zur Zwangs- arbeit nach Belgien   abgeführt worden. Waftenablieferung! Das an nichtamtlichen Stellen verwahrte und in den Händen Ueberufener befindliche Heeresgerät sollte bereits nach einer früher erlassenen Verordnung abgeliefert werden. Bisher ist die Verfügung nicht in wünschenswertem Umfange berücksichtigt worden. Es ist anzunehmen, daß die Verfügung demnächst ins Gedächtnis zurückgerufen und zu ihrer Befol- gung angehalten wird._ Gesetz über üie Gilüung einer volkswehr. Die Reichsleitung bat.gestern ein Gesetz über die Bildung einer Volkswehr beschlossen, das in seinem Hauplinhalt folgendes besagt: Die Bildung der Volkswebr erfolgt a n ß e r h a l b des Rahmens deS Heeres. Ihre Ausgabe ist eS, die öffentliche Ordnung und Sicherheit aufrecht zu erhalten. Sie beruht auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit, ihre Zahl und ihre Stärke wird nur von der Reichsleitung bestimmt. Ihre Mitglieder werden durcki Handschlag auf die sozialistische und demokratiiwe Republik  verpflichtet. Der freiwillige Eintritt erfolgt zunächst auf sechs Monate, die Freiwilligen wählen jhre Führer selbst. Tie Mitglieder der Volkswebr werden, wie die übrigen Sok- baten, bekleidet und ausgerüstet. Ueber ihre Gebührnisse und ihre Abzeichen erfolgt später eine besondere Verordnung. Zu öen Vorgängen vom b. Dezember. Eine Erklärung von Colin Rost. Kamerad Colin Roß   schreibt uns: Nachdem der Bollzugsrat meine Haftentlassung infolge Haltlosigkeit der gegen mich erhobenen Beschuldrgungen verfügt hat, erübrigt sich meinerseits eine Erklärung, daß ich an den Vorgängen vom 0. Dezember nicht beteiligt war. Mein Name wurde dadurch mit jenen Vorgängen verquickt, daß ich zusammen mit einer Reihe' von Soldatenräten Berliner   Regimenter an der Schaffung einer festen Organisation der Truppen des Gardekorps arbeitete. Di« Regimenter des Gardekorps sollten unter ihren selbstgewählten Führern zu einer festen militärischen Organisation verschweißt werden. Dadurch wäre der Kern eines revolutionären Heeres geschaffen worden, das unbedingt hinter der Regierung steht und dieser die Grundlage zu einem festen Kurs gibt und die Kraft, Putschversuchen von rechts oder von links energisch entgegenzutreten. Dies« in die Wege geleitete Organisation und die bei den Truppen vorhandene starke Mißstimmung gegen den Vollzugs rat ist nun von unbefugter Seite es ist wohl noch unklar, ob es sich um g« gen r evolu t i o n är« Elemente, oder nur um jugendlichen Unbedacht einzelner handelte zu dem törichten Putsch vom 0. Dezember mißbraucht worden. MS ich van den gegen mich erhobenen Anschuldigungen hörte, stellte ich mich selbstverständlich ganz zur Verfügung; denn unbe- schadet aller sachlichen Gegnerschaft erachte ich eS nicht nur als daS Recht, sondern als die Pflicht einer revolutionären Körperschaft im Verdachtssalle gegenrcvolutionärer Umtriebe, die ihn in seiner Existenz bedrohten, ohne Rücksicht auf die Person sofort e n e r- gisch durchzugreifen. Nur dagegen wehre ich mich entschie-
ist, ihre verfideste Einrichtung, weil sie da? Heilige mißbraucht, um die Gewissen zu zwinaen, über die Kirche hinweg sucht er den Christus, der in der Bergpredigt das Gesetz der Liebe verkün- det«, und von ihm auS sucbt er die Welt neu einzurichten. Der Wille Gottes aber ist: das Gesetz der Liebe in der Welt zu verwirk- lichen. Und so will Nikolai Iwanowitsch alles dahingeben und in evangelischer Armut leben, wie die urchristlichen Kommunisten. Doch mit seinem Willen rüttelt er an den Grundlagen eines Da­seins, daS nicht allein lein Dasein ist. Er wird zum Umstürzler, wird zum Unglückbringer. Er möchte bis zum Ende geben, wie BoriS, der sieb selber zum Ovfer gibt. Aber vor ihm türmt sich seine Tai auf als ein Weg, der über Schick'al« hinwegschreitet, und das Zagen spaltet ibn. Er läßt sicb zum Kompromiß verleiten. Die Idee lebt in ihm. und er läßt nickt von ihr mit seinem Ser»«n. Dock sein menicklicker Wille biegt sich vor dem Aeußerston der mo- raliscken Konsequenz. Mit diesem tragischen Zwiespalt endet das Stück. Den letzten Akt vollendete Tolstoj   nickt. Nack dem Ent- wurf aber sollte Nikolai Iwanowift'ck die Genugtuung erleben, wenigstens in der Ferne daS gelobte Land zu sehen, das er nickt betreten durste. Diese? Stück. daS als Entstehungszeiten die Jahreszahlen 188.. 1900, 1902 trägt, ist Tolstois persöulickeS, schnrerzliches Bekenntnis. Er ist geboren auS dem Kampf des Dichters um seine Idee, indem er vor seiner Umgebung menschlich ebenso erlag, wie sein Nikolai Jwa- notviisch. bis er seinem Leben jenen letzten Mt gab, die derttwürdige Flucht, die ibn m die Freiheit und in den Tod führte. Wenn man das Werk richttg beurteilen will, muß man es als Bekenntnis, als Beichte nehmen Auf Kunst kam es Tolstoi   aar nicht an. sondern auf die Wahrbaftigkeit. dadurch sich die Seele reinigt. Stepa sagt einmal:Die Musik löst alle Rätsel des Dasein." Boris aber ant- wartet:Im Gegenteil: sie verdunkelt sie nur und stumpft das Interesse für sie ab." Diese Auffassung der Kunst ist ungerecht und irrttimlick: aber sie kennzeicknet Tolstoj. der nickt mehr Dick- ter, sondern Propsset. Verkünder sein wollte. Das Wort aber, daS Nikolai Iwanowitsch aufrecht hält, ist d'eseS:Wenn etwas in der Seele vollbracht ist, wird auch in der Welt eine Wandlung erfol- gen." Und das Dickt scheint in der Finsternis"... Di« Tragödie Nikolai Iwanowitsch?. die die Tragödie Leo Tolstoi  » war, ist über- Haupt dieienige des Gedanken» der Liebe, die seit zwei Iahrtausen- den gegen die Gewali kämpft. Als Karl Krau» einmal schrieb: daS Christentum hat sich im Kriege als zu schwach erwiese«, ant­wortete Annette Kalb: nein,«Z hat sich als zu stark für die Mensch­heit erwiesen.Zu stark": daS ist das Tragische des großen Welt- gedankenS. Er mußt« Kompromisse schließen, die ihn fälschten. Heut« aber ist ec. nach dem schlimmsten Schreck, der die Menschheit schüttelte, neue Macht in dm Sselm. Pete» Hamecher,
den, wenn von mancher Seite voreilig, ohne das Resultat einer Untersuchung abzuwarten, ab- sprechende Urteile über mich gefällt wurden. Ich brauche wohl nicht ausdrücklich zu betonen, daß weder derartige An- griffe noch Lappalien wie sine Jnhaftrerung in RevoluionS.zeiten mich auch nur im geringsten in meinem festen Glauben an die gute Sache erschüttern könnten. Ich b:n und bleibe Sozialist. Colin Roß  .
Stinnes unö Thpl?ens Gegenklage. Wie eine hiesige Korrenspondenz mitteilt, werden die wegen angeblichen Hochverrats verhaftet gewesenen rheinischen Groß- industriellen Thyssen, Stinnes, Herle, Roßner, Becker und Wir? sich nunmehr zusamenschließen, um gegen die Urbeber der gegen sie. verbreiteten Gerüchte strafrechtlich vorzugehen. Nach der Be- hauptung der Schwerindustriellen, die wir hier natürlich nicht nach- prüfen können, soll ein weitverzweigtes Komplott gegen sie vor- gelegen haben, an dem auch der Spartakusbund   beteiligt sein soll.
vollzugsausfchußsitzung öer Mbeiter- unö Solöatenräte., Berlin  , 12. Dezember. Gestern fand eine vom VollzugZrat (Groß-Berliner Ausschuß) einberufene Besprechung von Vertretern der A.- und S.-.te der dem Zweckverband Grotz-Derlin ange- schlc sseneu Gemeinden statt. Der Referent Genosse Heller vorn Vollzugsausschuß bemerkte, das vorliegende Material zwinge, eine Aenderung der einzelnen A.- urvd S.-Räte bei Ausübung ihrer Tätigkeit herbeizuführen. Leider hätten sich einzelne A.- und S.- Räte Exekutivgewali angemaßt, so in Neukölln. Wo sollte es hinführen, wenn jeder A.- und S.-Rat weitgehendste Verfügungen erläßt? Es führt zur Anarchie. Auch in Mariendorf   hat man einfach die Gemeindevertretung auseinander gejagt und gerade jetzt, m der Situation, in der wir uns befinden, muß die Gr- nreindevertretung erbeiien. Die A.- und S.-.Räte haben das Kon- trollrecht, und wenn diese? nicht ausreichend ist, sind, ent- scheidende Stellen im Einverständnis mit der Regierung neu zu besetzen. Die Kosten für den örtlichen Sicherheitsdienst müssen die Gemeinden tragen. Nun ist aber zu verzeichnen, daß einzelne Gemeinde« nicht nur für dies«, sondern auch für die umliegenden Güter und Ortschaften den Sicherheitsdienst regeln. Hier ist zu empfehlen, daß sie«inen Zuschuß vorn Kreise erhalten; der übrige Teil müßte«n Umlageverfahren von den beteiligten Gemeinden getragen werden. Im weiteren gehen uns Klagen zu von e i g e n- mächtigen Beschlagnahmungen der A�- und S.-Räte. Diese haben nur geur einsam mit den in Betracht kommenden Be-> Hörden   zu erfolgen. Der Redner ersucht dringend, störende Ein- griffe in die Verwaltung zu unterlassen, wenn man nicht die Er- rungenscha stell der Revolution preisgeben wolle. In der Dis­kussion erklärte E b« r l e i n- iRariclifcorf; Man findet sich über- Haupt nicht mehr zurecht, wir müssen uns an unser« eigene Orzani- sation halten und gemeinsam die Gesetze mache-«. Die Parlamente 'sind aufgelöst und die Rechte auf die A.- und S.-Räte übertragen. Warten wir deshalb nicht, jagen alles zum Teufell Man müsse auch an alle weiterliegendon Orte hingehen und dort in diesem Sinne wirken. Die Arbeiter, die die Revolution gemacht, haben auch das Recht, den neuen Staat aufzubauen. ES werden von den einzelnen Diskussionsrednern verschiedene Anträge gestellt, dahingehend, die Landgemeindeordnung sofort aufzu- heben. Schließlich wird eine Kommission zur Prüfung der kommunalen Fragen ernannt.
Liebknechts Kameraden gegen Liebknecht. Gegen die von uns in Nr. 333a veroftentlicht« Erklärung der 5s Kompagnie des Ar- mierungs-Bataillons 102 protestiert ein Schreiben an uns, das die Unterschriften der Kompagnieangehörigen und Mitglieder des Sol- datenrat» Kameraden Herm. Schäfer und Ernst Zickeldei« trägt. Das Schreiben behauptet, daß der Kamerad Siegfried Zim- pel, der Unterzeichner der ersten Zuschrift, nicht berechtigt gewesen sei, im Namen der Kompagnie zu sprechen. Wir können dazu nur bemerken, daß die erste Zuschrift an uns ordnungsmäßig Stempel bzw. Unterschrift des Soldatenrates der Kompagnie getragen hat. während das Protestschreiben nur zwei persönliche Unter- sckriften ausweist, so daß auS ihm jedenfalls ein« höhere Berechti- gung der Unterzeichner, im Namen der Kompagnie zu sprechen, keinesfalls ersichtlich ist.____
veutfthes Opernhaus:»der polnische Iuüe�. Ein lärmender Trommel- und Paukenwirbel leitet daS Vor- spiel zum erste« Akt ein. Denn die Musik dieser VolkSoper des Böhmen   Karl Weiß ist stark auf Wagner eingestellt. Außerdem bat jungitalienischerVerrismuS" das Wert datiert vom Jahre 190t abgefärbt. Jedoch wiegt daS melodiöse Element vor, daS besonders in einigen Chören und oberelsässiscken Tänzen land  - ständige Form und Gestalt bekommt. Ter Text ist nämlich gebaut nach Erckmann-Chatrian, der Elsässer von Geburt war. Daher der französische   Eimschlag: zumal die Traumszene als Spiegelung des Mördergewissens. dnS eben von dem Komponisten mit unleng- barem Geschick musikpsychologisch auszumärzen versucht wurde. Daß übrigens das«ranSzendentale Traummotiv nach dem Muster älterer Pariser Dramatik beut« schon etwas naiv anmutet, richtiger als PseudorealismuS empfunden wird, mag so nebenhin bemerkt sein. Felix Lagenpesch hat daS zweiaktige Werk annehmbar ausge- staltet. Die Anordnung der Hochzeitsgesellschaft im DorfwirtShauS war flüssig. Iguaz Waghalter hielt das Orchester trefflich zu- sammen. Rüdolf Hofbauer gab die Hauvtpartie: den Judenmörder Mathis. Er bemüh« sich redlich und mit Erfolg, ihm psychologisch durch Gestespiel und Gesang beizukommen. In der traumhasten Gericktsszene trat auck Elvira Herz vorteilhaft hervor. Ihr Sopran bat Schulung und Klang. Im übrigen machte die Sängerin mit ihrem Partner Karl Gernttct(Gendarmeriewachtmeister) ein ziem­lich blaßblüt'geS Brautpaar. In kleineren Partien traten noch JaequeS Bilk und Harry Steger hervor. elc.
Notizen. Di« Theater au f I Für heimkehrend« Krieger ist die heute Mittaq 11 H Uhr im Kleinen Theater stattfindende General- probe von Sans FrancksFreien Knechten" unentgeltlich' zu- gänglick. Die Karten gibt die Kommandantur aus. Vorträge. Im 6. MarsyaS  -Abend wird am Sonn- abend. 7)4 Uhr, in der Berliner Sezession  . Kursürstendamm 232, Dr. Manfred Georg über dieNationalen Grenzen der Literatur" sprschen. Di« Veranstaltung findet als zweiter Autoren- Abend statt. VortragSfolge: Ludwig Strauß  , Arno Nadel  (Vor- trag: Frl. Margot Hirsch), Simon Krernberg, S. I. Agnon  (Vortrag: Dr. Max Strauß). Der Verband Berliner   Theaterdirektoren hat an Stelle beS bisherigen ersten Vorsitzenden Schulz(vom Me- tropol) Max Reinhardt   gewählt. Gegen die Kriegsspielsachen, die das Gemüt der Kinder zu vergiften geeignet find, wendet sich ein Aufruf des Deut­schen Frauenausschusses für dauernden Frieden. Der Krieg ist kein Kinderspiel und werde nicht dazu.