Einzelbild herunterladen
 
werden. Auch sollen, wie uns von anderer Seite mitgeteilt wird, zwei Soldaten. Infanteristen vom Alexander-Regiment, in der Nähe des Bahnhofs Thiergarten vom Hitzschlag getroffen worden sein.°» Arbeiterrisiko. Ein Opfer seines Berufes ist der Klempner Adolf R i e m a n n geworden. Derselbe war bei einer Re- paratur des Dackes der alten Reichsbank beschäftigt und fiel, als er eben im Begriff war. eine Tafel Wellblech zu erlangen, durch einen offenen Lichtschacht bis hinab auf den Boden. R r e m a n n fiel so unglücklich, daß er einen Schädelbruch, Gehirnerschütterung und Nierenquetschung sich zuzog, an deren Folgen er die Nacht darauf m der Charitee, nach der er verbracht worden war, ver- starb. Der Verstorbene ist Vater von 4 Kindern im Alter von 1 bis 12 Jahren. Zeugen für die Vorfälle bei Gelegenheit deS Brandes der »nilinfabrik am Lohmühlenweg sucht Richard Schumann, Falken- steinstr. 14, 3 Tr. Seife«ud Handtnch für»0 Pfennig, das ist das Neueste, was auf dem Wege automatischen Verkaufes der leiden- den Menschheit geboten wird. Eine Berliner   Firma hat es übernommen, jedem an öffentlichen Orten die Möglichkeit zu bieten, für einen Nickel sich mit Seife zu waschen und mit einem etwa taschentuch großen Lappen, pardon, Handtuch abzutrocknen. Am Sonntag wurde Friedrichshagen   mit automatischen Ver- käufern vonSeife und Handtuch" beglückt. So übel ist der Gedanke übrigens nicht, eine Verdienstgelegenheit sich durch Spekulation auf das Reinigungsbcdürfniß Solcher zu schaffen, die z. B. nach einer Landpartie an irgend einem Ausflugsorte landen. Ein Nothverband sollte in jedem gewerblichen Betriebe jederzeit bei der Hand sein, damit vorkommenden Falles wenig- stens dem Schlinimsten vorgebeugt werden kann. In denBer- liner Messingwerken", Alexandrrnenstraße 107. verunglückte am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr ein Schmied, es wurde ihm durch die Maschine ein Finger abgerissen. Kaum, daß im ganzen Etablissement ein elendes Stück Zeug auf getrieben werden konnte, blieb der Aermste fast eine Stunde ohne jeden Verband und ohne jede ärztliche Hilfe, sodaß er einen sehr starken Blutverlust hatte. Inmitten einer Stadt wie Berlin   darf derartiges nicht vorkommen, hier ist jede» Augenblick ärztliche Hilfe zu beschaffen und für einen Nothverband sollte in jeder Fabrik oder Werkstatt gesorgt sein. Geben sich doch die Arbeiter ihrerseits Mühe genug, die ersten'ilssleistungen bei einem Unglücksfall zu erlernen, warum thuen die Unternehmer nicht auch ihre Pflicht? Die Berliner   Polizei ist durch die Erfindung eines Schlaw bergers in ein eigenthümliches Dilemma(Klemme) gerathen. Bekanntlich ist das Zweirad-Fahren in den Straßen Berlins  polizeilich verboten, während das Dreirad-Fahreu gestattet ist. Ein findiger Kopf hat nun dem Zwcirad ein drittes,todtes" Rad angefügt, das keineswegs die Vortheile des Zweirades be einträchligt, sondern als Zwangsgeburt des Polizeiverbots nur das Zweiradeln in den Straßen Berlins   ermöglichen soll. Es fragt sich nun, ob die Verkehrspolizei die Mitführung dieses todten" Rades verbieten wird, oder ob sie von jetzt ab das Verbot des Zweirad-Fahrens ganz aufheben wird. Von einem Stier zerfleischt und getödtet. Ein schreck­licher Unglücksfall, bei dem leider ein Menschenleben zu beklagen und der löjährige Sohn des Besitzers des Stieres schwer verletzt worden ist, hat sich am Montag Abend auf dem Gehöft des an der Prenzlauer Chaussee wohnenden Handelsmannes Priebe ereignet. Herr P. hatte vor einigen Tagen auf dem Zoffener Viehmarkt einen jungen Zugstier gekaust, der sich aber noch sehr unbändig bewies und vom Ziehen durchaus nichts wissen wollte und Jeden zurückstieß, der sich ihm näher» wollte. Herr P. hatte infolge dessen seinen Knechten befohlen, das Thier vorläufig nicht anzuspannen. Dieser Anweisung handelte nun aber einer seiner Leute, der Löjährige Dienstlnccht Karisch insofern zuwider, als er am Montag Abend in Abwesenheit seines Herrn den Stier, der scheinbar ruhig war, aus dem Stalle nahm und einzuspannen versuchte. Plötzlich aber wurde das Thier dermaßen wüthend, daß er sich den Mann ansah, diesen niederstieß und mit den Hörnern den ganzen Leib einstieß, so daß die Eingeweide heraushingen und der Unglückliche auf der Stelle starb. Dem zu Hilfe gekommenen Sohn des P. hatte das wüthende Thier Kopf und Arme mit den Hörnern derartig be> arbeitet, daß er sofort nach dem Krankenhause geschafft werden wußte. Ueber Einrichtung und Thätigkeit des GewerbeszerichtS ist dem Verwaltungsbenchte des Magistrats zu entnehmen, daß die richterliche Thätigkeit in den nach der Verschiedenheit der gewerblichen Berussthätigkeit eingetheilten Kammern von vier Vorsitzenden Magistrats-Assessoren geleitet wird, denen zwei Stell Vertreter beigegeben find. Für die Kanzlei sind drei ehemalige Magistrats-Sckretäre als Gerichtsschreiber ernannt. Die Kassel  » geschäst« werden vorläufig von der Kaffe der Gewerbedeputalion erledigt. Im ersten Geschäftsjahr sind 12 947 Streitsachen bei dem Gewerbegericht anhängig geworden, wovon 356 von Arbeit gebern angestrengt wurden, in allen anderen Fällen klagten Arbeiter, darunter 653 weibliche. Das niedrigste Klage-Odjekt war die Forderung einer Nähterin mit 50 Pf., das höchste 1722 M., Forderung eines Buffetiers. Reichlich zwei Drittel (40 pCt.) aller Streitsachen betrafen Entschädigungsansprüche wegen Entlassung aus der Arbeit vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit oder ohne Kündigung. Von den Prozessen wurden 2628 durch richterliches Urtheil erledigt, die große Mehrzahl(9106) fanden durch Vergleich, Zurücknahme oder Versäumniß-Urtheil ihre Erledigung. Wegen Ungebühr vor Gericht wurde in elf Fällen auf sofort zu vollstreckende Haftstrafen von 2 Stunden bis zu einem Tage erkannt und in 40 Fällen wurden Geldstrafen wegen unentschuldigten Ausbleibens gegen Parteien und Zeugen verhängt. In 5 Fällen mußte die Oeffentlichkeit von der Ver Handlung ausgeschlossen werden wegen Gefährdung der Sittliche keit. An Gerichtskosten wurden 9809 M. zur Soll-Einnahme gestellt, darunter 1248 M. Strafen; hiervon sind 2521 M. nieder geschlagen worden, weil die Kosten uneinziehbar waren. Ein Einbruchsdiebstahl in das Gemeindebnreau zu Johannisthal   machte vor einigen Monaten großes Aussehen, da es trotz aller Bemühungen der Polizei nicht gelang, die Ver über des mit großem Raffinement ausgeführten Diebstahls, bei welchem dem Thätcr eine ansehnliche Geldsumme in die Hände gel, zu ermitteln. Es wurden zwar mehrere der That verdächtige inwohner Johannisthals in Haft genommen, mußten aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden, da keinerlei Beweise gegen dieselben erbracht werden konnten. Durch einen Zufall ist jetzt der Einhrecher, an dessen Ermittelung niemand mehr glaubte, entdeckt worden. In Meseritz   wurde dieser Tage ein Lljähriger Mensch Namens Mathias Zeidler festgenommen, lbei welchem man in einer verborgenen Tasche eine werthvolle Uhr fand, über deren Erwerb Zeidler die widersprechendsten An- gaben machte. Schließlich gestand er, in die Enge getrieben, daß er die Uhr in Königswusterhausen gekauft habe: wobei er eine andere Uhr, die er dem Arbeiter Ring in Johannisthal   gestohlen, in Zahlung gegeben, den Rest aber baar bezahlt habe. Des weiteren gestand Zeidler ein, daß er außer diesen noch verschiedene andere Diebstähle in Johannisthal  verübt habe, u. a. auch den Einbruch im Genieindehause. Das ihm hierbei in die Hände gefallene Geld habe er verjubelt. Die auf Grund dieses Geständnisses angestellten Ermittelungen haben in der That ergeben, daß Zeidler sich zur Zeit des Einbruchs in Johannistbal aufgehalten und auch mit verschiedenen Leuten, die er in raffinirtesten Weise bestohlen, verkehrt hat, nur war bisher niemand auf den Gedanken gekommen, daß Zeidler der Thäter fein könnte. Zeidler wird in den nächsten Tagen in das Unter- suchungsgefängniß zu Moabit   eingeliefert werden. Diejenigen Personen, welche bisher unschuldigerweise in den Verdacht der Thäterschafl standen, werden es mit Freude begrüßen, daß endlich der wirklich Schuldige ermittelt ist. Von dem Magistrat exmittirt wurden in der verflossenen Woche eine Anzahl Misther des Pachtlandcs des KolonieNeu- Kamerun" in der Tilsiter Straße. Das Terrain gehörte früher der Brauerei Friedrichshöhe und war von dieser verpachtet und vor einem Jahr an den Magistrat zwecks Anlegung einer Straße aufgelassen. Trotzdem hatte der bisherige Pächter die Läudereien nach wie vor an Unterpächter abgegeben und als Anfangs voriger Woche die Vermessungsarbeiten der neuen Straße vorgenommen werden sollten, entdeckten die Beamten die Kolonie. Die Straßen- Polizeiverwaltung Abtheilung I forderte nun die sämmtlichen Unterpächter auf,die widerrechtlich in Besitz genommenen Theile des Terrains der Straße 46a binnen 14 Tagen zu räumen, widrigenfalls das Zwangsverfahren eingeleitet wird." Seitens der Kolonisten wurde nun am Freitag eine geharnischte Be- schwerde an den Magistrat abgelassen, in welcher die Betroffenen gegen das Wortwiderrechtlich" energisch protestirten und gleich- zeitig baten, die Räumung des Terrains bis nach der Ernte hinauszuschieben, da sonst die Kolonisten, die ihre Pacht an den bisherigen Gencralpächter bezahlt haben, einen erheblichen Schaden erleiden. Der Magistrat fordert jetzt von dem General- Pächter diewiderrechtlich" von den Kolonisten erhobene Pacht und besteht im Uebrigen auf sein vorausgegangenes Schreiben, während die Kolonisten in Berücksichtigung der gezahlten Pacht die Räumung des Platzes verweigern. Mit Hilfe eiueS Inserats in Berliner   Tageszeitungen ermittelt wurde ein Dieb, welcher schon seit langer Zeit Berlin   und Umgebung durch das Rauben unbeaufsichtigt stehender Fährräder unsicher machte. Zu den Bestohlenen gehörte auch der Kaufmann Mörtel in Köpenick  , welcher auf den originellen Gedanken kam, durch ein Inserat, in dem er ein Fahrrad zu kaufen suchte, de» Dieb zu entdecken. Bei Erledigung der bei ihm eingegangenen zahlreichen Offerten kam er zu den Görlitzer- straße 20 wohnenden Gebrüder Rade, die ihm ein Zweirad zum Kauf anboten, welches M. alsbald als das ihm gestohlene er- kannte. Der Köpenicker   machte sofort auf der zuständigen Polizeiwache Meldung und veranlaßle die Verhaftung der beiden Brüder. Bei der vorgenommenen Haussuchung wurden zwei Sahrrader, sowie ein ganzes Lager von Maschinentheilen, locken. Schlüsseln zum Oeffncn der Sicherheitskettm k. vor­gefunden. Ferner waren Werkzeuge und Lack vorhanden, welches dazu diente, die gestohlenen Räder umzuändern und für die Eigenthümer unkenntlich zu machen. Leichengernch»nd Gesuudheitspolizei. Am 13. d. Mts. wurde in dem benachbarten Ober-Schönweide in der Nähe der neuen Spreebrücke eine männliche Leiche ans dem Wasser gc- zogen. Sie wurde als diejenige eines 45 Jahre alten Schlosser- gesellen aus Berlin   rckognoszirt. Der Behörde wurde von dem Funde sofort Nachricht gegegeben: erst am 21. d. Mls. erschien eine Gerichtskommission am Fundort, um festzustellen, ob Selbst- mord oder ein Verbrechen vorliege; es wurde ersteres konstatirt. Die Leiche aber blieb liegen und verbesserte mit ihrem Ver- wesungsgeruch die Gegend. Am 23. lagerte die Leiche noch ebendort; einigen Spaziergängern wurde unwohl. Ob wohl ein sozialdemokratisches Flugblatt ebensolange von der Behörde in Ruh' gelassen wäre? Jedenfalls: Nase zu vor Ober-Schönweide; Hitzschlag. Gestern fiel die Wittwe Schulz(wohnhast Wrangelstraße) infolge Hitzschlages im Mariannenpark bewußrlos zu Boden. Ein bald hinzugekommener Arzt erachtete ein Auf- kommen der Unglücklichen für zweifelhaft. Verloren wurden die Nummern 42, 66, 3784 und 3381 der Sammellisten für die ausgesperrten Brauereiarbeiter. Wie die Herren JrniungSmeistcrarbeiten", das zeigt recht drastisch die Tagesordnung der XIII. Wanderverfammlung des deutschen Tapezirerbundcs, welche am 29. Juli bis I. August hierorts abgehalten werden wird. Für Sonntag, den 29. Juli, ist folgendes Programm festgesetzt: Nachmittags 6 Uhr: Er öffnung der Ausstellung. 7 Uhr: Begrüßung der Delegirten und Gäste, nachher Kommers, Konzert sc. in den Konkordia-Sälen. Am Montag wird von 9 Uhr früh bis 1 Uhr Mittags ver- handelt. Nachmittags worden Berliner   Sehenswürdigketten be- sichtigt und Abends ist Zusammenkunft im Königgrätzer Garten. Dienstag wird von 9 Uhr früh bis 1 Uhr Mittags verhandelt. Nachmittags gehts mit Sing und Sang und Kling und Klang nach Spandau   und von dort per Dampfer nach Potsdam  . Mittwoch wird wieder verhandelt von 9 Uhr früh bis Mittags 1 Uhr. Abends offizielle Verabschiedung von Delegirten und auswärtigen Theilnchmern. Nachher Abendtisch und Tanz. Die Herren Meister begnügen sich mit einer täglichen vierstündigen Arbeitszeit und gönnen den Arbeitern die achtstündige tägliche Arbeitszeit nicht. Eine lustige Verhaftungsgeschichte spielte sich kürzlich in einem Hanse am Kottbuser Damm ab. Ein Polizeibeamter wollte daselbst einen Kaufmann, der im Verdacht steht, zahlreiche Be- trügereien verübt zu haben, verhaften. Zufällig traf er den nur selten zu Hause anwesenden lockeren Vogel auch an und dieser ließ sich widerstandslos festnehmen, nur bat er, sich etwas besser anziehen zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Als der Verhaftete sich umgezogen hatte, sprang er plötzlich zu der offenen Thür hinaus und ehe es der Beamte verhindern konnte, schlug er dieselbe hinter sich zu und drehte den im Schlosse steckenden Schlüssel um. so daß nunmehr der Polizeibcamte der Gefangene war. Als schließlich nach längerer Zeit Nachbarsleute den ge- fangenen Polizeibeamten befreiten, war der Verbrecher längst über alle Berge und konnte bis heute auch nicht wieder gefaßt werden. der Nacheifernng würdiges Beispiel in Sachen des otts hat ein Droschkenkutscher gegeben. Derselbe zählte n ständigen Fahrgästen den Besitzer eines bekannten hängt aufgefunden. Nachmittags wurde im Keller des HauseZ Bernburgerstraße 14/15 in einer Kiste versteckt, die Leiche eines neugeborenen Kindes vorgefunden. Als Mutter ist ein Mädchen ermittelt, welches in dem Hause gedient hat. Auf dem Kotlbuserplatz wurde eine Frau durch einen Flaschenbierwagen überfahren und schwer verletzt. Gegen Abend fiel ein aus dem Dache des Erweiterung-- baues der Reichsbank, in der Kurstraße, beschäftigter Klempner durch ein Dachfenster in den Bodenraum and verletzte sich der- artig, daß er bewußtlos und aus Nase und Ohren blutend liegen blieb. Er wurde nach der Charitee gebracht. Beim Spielen fiel an der Ueberführnng der Görlitzer Eisenbahn über den Landwehrkanal ein Knabe ins Wasser, wurde aber durch einen sofort nachspringenden Arbeiter unversehrt wieder herausgezogen. In der Nacht zum 24. d. M. sprang an der Görlitzerstraße ein Arbeiter in selbstmörderischer Absicht in den Landwehrkanal, wurde aber alsbald wieder herausgezogen. In der Möckern- straße fiel ein noch nicht festgestellter Mann, der nach Angabe von Augenzeugen sich aus Uebermuth auf das Txittbrett einer in der Fahrt befindlichen Droschke gestellt hatte, herunter und blieb bewußtlos auf dem Pflaster liegen. Er wurde nach der Chariree gebracht. Im Lause des Tages fanden drei unbedeutende Feuer statt. WitternngSubersicht vom 24. Juki 1894. Ein Bierboykotts zu seinen ständigen Fahrgästen den Best. Gestnde-Vermiethlingskomptoirs auS der I-Straße. Dieser Herr hatte durch seinensauren Schweiß" bereits so vielerworben", daß er den Kutscher zu einer Fahrt nach der Akazien- Allee in Westend   engagirte, um sich dort, wie er dem Kutscher mit theilte, eine Villa anzusehen. Als das Geschäft erledigt war, ließ er sich nach dem Restaurant Birkemväldchen fahren und schickte seinem langjährigen Kutscher durch den Kellner ein Glas Bier hinaus.Tragen Sie das Bier nur wieder zurück. ich lasse danken", sagte der biedere Boykotter. Alsbald erschien der Fahrgast.Trinken Sie denn kein Bier?" Gewiß, aber dies ,st S p a n d a u e r Berg", das lrinke ich nicht, denn es ist boykottirt. Der Herr Fahrgast erglühte vor Zorn.Was bekommen Sie?"Bis jetzt fünf Mark und eine Mark für die Rückfahrt, macht zusammen sechs Mark."Hier ist Geld; wir beide fahre» nie mehr!"Ich finde schon einen an- deren, aber ich will nicht an meine» Genossen zum Verräther werden", sprach der brave Mann und fuhr vergnügt von bannen. Polizeibericht. Am 23. d. Mts. wurden Vormittags an der Marschallsbrücke die Leiche eines etwa 18 Jahre alten unbekannten Mannes und an der Moabiterbrücke die Leiche eines etwa vor acht Tagen ertrunkenen Mannes, welcher, nach den bei ihm vor- gefundenen Papieren, der Bäckergeselle Wackernagel sein dürfte, aus dem Wasser gezogen. Gegen Mittag fiel am Elisabeth- Ufer ein vierjähriger Knabe in den Kanal, wurde aber alsbald wieder herausgezogen und zu seinen Eltern gebracht. Ein Kaufmann von außerhalb vergiftete sich in der in der Teltowcr- straße belegenen Wohnung eines Freundes mit Cyankali.   Ein Arbeiter wurde in seiner Wohnung, in der Zeughofstraße, er- Wetter-Prognose für Mittwoch, den 23. Juli 1894. Etwas kühleres, vielfach heiteres Wetter mit mäßigen nord- östlichen Winden und etwas Neigung zur Gewitterbildung. Berliner   Wetlerbureau. Ge«irs»ks--Zeikung. In dem vielbesprochenen Prozeß des Königlichen Eisenbahn-Fiskus gegen de» Theaterdirektor Franz Wallner   ist nunmehr dem Vertreter des Beklagten, Rechtsanwalt Dr. Gotthelf. das Erkenntniß des Landgerichts 1, wonach der Eisenbahn-Fiskus mit seinem Ansprüche auf Er- Hebung von 2 M. für eine Platzkarte abgewiesen wird, zugegangen. Die Gründe lauten wie folgt:Durch Bezahlung des Fahr- Preises und Aushändigung der Fahrkarte ist zwischen den Parteien ein Personentransport- Vertrag zustande gekommen. Zum Ausweise hierüber dient die Fahrkarte. Dieselbe muß gemäߧ 12 der Verkehrsordnung vom 15. November 1892 enthalten: Die Strecke, für welche der Fahrschein Geltung hat, die Wagenklasse, den Fahrpreis und die Gattung des Zuges, diesen wesentlichen Voraussetzungen entsprach der vom Beklagten  gelöste Fahrschein. Es kann nun gleichgiltig sein, ob man den Fahrschein recht- lich als ein Jnhaberpapier oder als Legitimationspapier ansieht. In jedem Falle muß in den Punkten, über die der Fahrschein nach der Verkehrsordnung wesen t> liche Auskunft zu geben hat, den Inhalt des Fahr- scheines als maßgebend für die rechtlichen Beziehungen zwischen dem Reisenden und der Bahnverwaltung erachten. Trägt daher der Fahrschein, wie vorliegend der Fall, den Vermerkgiltig für alle Züge" und ist als Fahrpreis 26 M. 10 Pfennig angegeben, so muß angenommen werden, daß der Reisende das Recht erlangt hat, mit allen Zügen für 26 M. 10 Pf. von Berlin  nach Hamburg   und zurück befördert zu werden. Der Anspruch des Klägers auf Nachzahlung von 2 M. für die Beförderung des Beklagten von Hamburg   nach Berlin   ist demnach un- gerechtfertigt, seine Zulassung würde dahin führen, daß der Beklagte für die Beförderung nach Hamburg   und zurück 28,10 M. z» zahlen hätte, während ihm nach Inhalt des Fahr- scheines die Beförderung mit allen Zügen hin und zurück zum Preise von 26,10 M. zugesichert worden ist. Zu leinen, anderen Ergebnisse gelangt man, wenn man die Bestimmung des Tarifes, daß für die Benutzung eines v-Zuges eine Platzgebühr zu ent- richten ist, als Theil des zwischen den Parteien geschlossenen Ver- träges betrachtet. Denn dann sieht der vorerwähnte Vermerk auf der Fahrte:26,10 M. gütig für alle Züge" mit jener Be. stimmung des Tarifs in Widerspruch und dieser Widerspruch muß gegen den Kläger ausgelegt werden, weil der Kläger   in der Lage war, ihn durch Beseitigung oder Einschränkung des Vermerks auf der FahrkarteGiltig für alle Züge" zu vermeiden. Maßgebend bleibt daher die Fahrkarte und danach ist der Klageanspruch des Fiskus ungerechtfertigt. Derfammlungett. In einer von 399 999 Metallarbeitern besuchten Bezirksversammlung des Verbandes aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter Berlins   und Umgegend, die im Colberger Salon im Norden abgehalten wurde, sprach Kollege N ä t h e r über den Bierboykott. Er ersuchte die Kollegen, die dem Kampfe der Arbeiter bis jetzt noch gleichgiltig zugesehen haben, ganz energisch für den Boykott einzutreten; denn es handle sich hier nicht mehr blos um die ausgesperrten Brauerei-Arbeiter, sondern um eine Kraftprobe zwischen Besitzenden und Besitzlosen. Sollte der Boykott durch den Jndisferentismus der Arbeiter verloren gehen, so würde das Kapital nicht auf sich warten lassen, um die Arbeiter noch mehr auszubeuten als vorher. Zum 2. Punkt, Mißstände bei den Firmen Feske, Keiling u. Thonies, Rudolf u. Kühne, Mehlis u. Behrend,Vulkan", Inhaber Wolf u. Arn- heim, erhielt Kollege St ä t h e r das Wort. Seine» Angaben war folgendes zu entnehmen: Bei Ferku, Chaufleestraße, wird täglich von 68 Uhr mit l'/a Stunde Pause gearbeitet; des Sonn- abends wird zwar um 5�/2 Uhr aufgehört, aber um 7 Uhr wieder angefangen und dann bis Sonntag früh 5 Uhr gearbeitet. Es soll sogar vorgekommen sein, daß der Geschäftsführer Herr Müller zu einem Schlosser noch sagte, er möge noch länger arbeiten; als sich dieser weigerte, sei sofort Entlassung erfolgt. Der Stundenlohn beträgt dort 3040 Pf. Bei Keiling u. Thomas werden enorm hohe Strafgelder abgezogen. So werden, wenn Jemand einmal in der Woche zu spät kommt, 0,50, beim zweiten Male 0.75, beun dritten Male 1 M. abgezogen. Fehlerhafte Arbeit wird mit 23 M. Strafe belegt. Bei Rudolf u. Kühne ist die Heizung im Winter so ungenügend, daß sich wie angegeben wurde ein Dreher zwei Finger erfroren hat. Auch soll dort unier Meistern und Arbeitern eine Vetternwirthschaft herrschen, wie sie anderswo selten anzutreffen sei. Die Ventilation, namentlich bei den Formern, bezeichnete man als sehr mangelhaft. Ferner wurde mitgetbeilt. die Arbeiter müßten dem Arbeiter, der das Wasser zum Waschen holt, wöchentlich 15 Pf. zahlen. Abgezogen wurden in den letzten Jahren 1015 Prozent. Fast dieselben j Zustände sind nach Angabe des Redners bei Mehlis u. Behrend