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Nr.350. 35.Jahrg.

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.Sozialdemokrat Beritu".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Fernsprecher: Amt Morinplay, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 21. Dezember 1918.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 117 53-54.

Danzig   foll deutsch   bleiben!

Ein Telegramm der Reichsleitung.

Das Ende des Kongresses. Rheinisch- Westfälische Republik.

Die polnischen Bestrebungen, Danzig   und damit den Mün­dungshafen der Weichsel   in die Grenzen des neuen polnischen Der Kongreß der A.- und S.- Räte Deutschlands   ist Aus Köln   wird uns geschrieben: Staates einzubeziehen, hat in Westpreußen   und im Reiche eine Ob man sich in allen Kreisen der Reichshauptstadt die rich­sehr bemerkenswerte Erregung hervorgerufen. Bekanntlich be- gestern in früher Nachmittagsstunde nach einem fraftvollen steht bei unseren Gegnern die Absicht, unter einem Entente- Schlußwort Leinerts mit einem Hoch auf die deutsche tige Vorstellung von dem Umfange der Bewegung für und wider general eine polnische Freiwilligenarmee von 50000 Mann 1ozialistische Republik geschlossen worden. Auch dieser Tag die rheinisch- westfälische Republik zu machen weiß? Es ist die nach Danzig   zu senden. Gegen diese Absicht hat jest die hat gezeigt, wie wenig heute noch Sozialdemokraten ver- Frage, die im Westen, zumal im besetzten Rheinlande, seit schiedener Gruppen voneinander trennt. Hilferdings kluges Wochen die gesamte politische Bewegung beherrscht. deutsche Waffenstillstandskommission in Spaa nachdrücklich Referat über die Sozialisierung hätte auch von einem protestiert. Nunmehr sicht sich auch die Reichsleitung zu Rechtssozialisten" ebenso gehalten werden fönnen. Wo in nur von den großen Kundgebungen des Kölner   Zentrums für Außerhalb der offupierten Zone ist beinahe ausschließlich einer Stellungnahme über das Schicksal Danzigs   veranlaßt. der Debatte voneinander abweichende Meinungen zutage die rheinisch- westfälische Republik Kenntnis genommen worden. Die Volksbeauftragten Ebert und Haase telegraphier- traten, zeigte sich doch, daß man sich auf einer gemeinsamen, wir großdeutschen Sozialdemokraten haben aber keineswegs die ten dem Danziger Magistrat: Die Reichsregierung fachlichen Grundlage befand. Proklamation des Separatismus, auch wenn er sich nur im hält es für ihre Pflicht, die deutsche   Stadt Danzig   zu schützen Der Antrag der Soldaten, eine Einigung zwischen Rahmen des Deutschen Reiches" betätigen will, widerspruchslos und alles aufzubieten, um sie dem Deutschen Reiche   zu erhalten. Sozialdemokraten und unabhängigen Sozialdemokraten her- hingenommen. Am 6. Dezember, 48 Stunden nach der Zen­beizuführen, gehörte, wie von verschiedenen Seiten richtig frumskundgebung, hat der Kölner Arbeiterrat im Gürzenich, hervorgehoben wurde, nicht zu den Zuständigkeiten des Kon- schon unter englischer Besetzung, eine Massenversammlung ver­greffes, war aber ganz logisch aus seinem Verlauf hervor anstaltet, die stärker besucht war, als die des Zentrums, und gewachsen. Diejenigen, die den Antrag mit Heulen, Toben, sich einmütig gegen die rheinisch- westfälische Schreien und Pfiffen auf Sausschlüsseln begrüßten, befanden 8entrumsrepublik aussprach. Aus den Reden und fich ganz offenbar in einem Mißverständnis, denn eine Eini- aus den Zurufen klang die Besorgnis, daß klerikale und kapita­gung zwischen ihnen und den Sozialdemokraten ist wegen listische Streise auf dem Wege über die rheinisch- westfälische Ne­des Mangels aller grundsätzlichen Voraussetzungen von vorn publik die deutsche   Revolution und ihre Errungenschaften ver­nichten wollten. Könnte das westdeutsche Staatswesen dem Often Deutschlands   doch die Kohle und Erze sperren.

Preußen und die polnischen Wahlen.

Das preußische Ministerium des Innern hat vorläufig die Behörden angewiesen, die von der polnischen Regierung in Warschau   ausgeschriebenen Wahlen, die den Bedingungen des Waffenstillstandsvertrages Hohn sprechen, nicht zu statten. Gleichzeitig hat das Justizministerium darauf hin­gewiesen, daß die Beteiligung an diesen Wahlen eventuell unter den Hochverratsparagraphen fällt und die Annahme der Wahl

als Amtsanmaßung zu bestrafen ist.

ge.

herein unraöglich.

Es ist übrigens fennzeichnend, daß es neben den Sol­daten eine Frau war, die mit der größten Wärme für die Einigkeit eintrat. In den Schichten, die von den kleinlichen Gehässigkeiten des Parte kampfes am wenigsten berührt werden, ist das gesunde Denken am stärksten.

Foch   und die deutsche   Revolution. Keine Anerkennung der neuen deutschen   Geseze. Der Reichsbote" meldet aus Raiserslautern: Die fran­Der Verlauf des Kongresses hat gezeigt, daß unter den zösische Militärverwaltung vertritt den Stand- A.- und S.- Räten die Marfe Neukölln eine durchaus ver­punkt, daß alle seit dem 11. November erlasse einzelte Erscheinung ist. Merkwürdiges Widerspiel! Die da nen Geieße der deutschen   Regierung oder riefen: Alle Macht den A.- und S.- Räten!" haben das der Republik Bayern   nichtig sind. Gesetze, die sich Rätesystem" heillos kompromittiert. aber die Sozialdemo­auf das Wirtschaftsleben beziehen, werden dem Marschall Foch fraten haben sein Ansehen wiederhergestellt, am meisten durch zur Entscheidung über ihre Durchführung vorgelegt. Es liegen den Beschluß, die Wahlen zur Nationalversammlung schon ihm vor: die Verordnung über den Acht stundentag, über am 19. Januar vorzunehmen. Die einen haben nach dem die Wahlen zum Landtag und zur Nationalver- Sieg des Sozialismus gebrüllt, die anderen haben für ihn sammlung. Die pfälzische Regierung bat im Interesse der gearbeitet und müssen ihn auch gewinnen! Rechtssicherheit und des Wirtschaftslebens Foch die nötigen Vor­schläge gemacht.

Ein englischer General über den deutschen  Zusammenbruch.

Zürich  , 20. Dezember. Aus London   wird der Neuen Zürcher Beitung" von ihrem Vertreter telegraphiert: General Maurice. der über die Ursache des deutschen   Zusammenbruchs ein Buch ge­schrieben hat, betont, in englischen Militär- und Marinekreisen be­stehe, was die deutsche   Flotte anbetrifft, ein Gefühl der Miß­billigung für die Matrosen, weil sie revoltierten und dann ihre Schiffe dem Feinde auslieferten, anstatt dem Tode zu troben, selbst in einem Verzweiflungskampfe gegen überlegene Kräfte, um wenigstens die Ehre zu retten, wie man so viele Beispiele davon in der Geschichte der britischen Marine finde. Was die deutsche  Armee betreffe, deren große Tapferkeit anerkannt wird, so faßt man die allgemeine Ansicht in das Wort zusammen, sie wurde von der Zivilbevölkerung von h. nten erdolch t.

Ein K. und K. Geschäft in sich.

Konstituierung des Zentralrats.

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Der neugewählte Zentralrat der sozialistischen Republik Deutschlands   hat sich am 20. Dezember, nachmittags 4 Uhr. in einer Sigung konstituiert und zu Vorsitzenden die Genoffen Reinert Hannover, Cohen Reuß   und Hermann Müller   gewählt. Zum Kassierer wurde Genosse Schäfer Köln und zum Schriftführer Genosse Waeger- Ostiront be­stimmt. Die Uebergabe der Geschäfte durch den bisherigen Vollzugsrat soll morgen vormittag 10 Uhr erfolgen.

Der neugewählte Reichsvollzugsrat hielt am Freitag in der Reichstanzlei seine erste Sigung ab. Später schloß sich daran eine Sigung in Gemeinschaft mit den Volksbeauftragten an.

Ausdehnung der Unfallversicherung.

Irrig ist die Auffassung, als seien unter den Gründern der rheinisch- westfälischen Republik in erster Linie die westdeut­ichen Schwerindustriellen und die Finanziers. In den kapita­ listischen   Kreisen sind die Meinungen sehr geteilt. Man ist aus wirtschaftlichen Gründen eher gegen als für den westdeutschen Staat, selbst wenn er im Rahmen des Deutschen Reiches bleibt. Servorragende rheinische Industrielle und Finanzmänner haben sozialdemokratische Führer im Kampfe gegen die Absonderungs­bestrebungen ermuntert und jede Unterstützung zugejagt. Man kann also nicht ohne weiteres von einer kapitalistischen Mache"

reden.

Das Zentrum, als die Triebkraft der ganzen Bewegung, speist seine leidenschaftliche Agitation unter dem täglich wieder­holten Schlagwort Ros von Berlin  " mit den firchenpolitischen Erlassen und Plänen Adolf Hoffmanns und mit dem ,, Terror" in Berlin  . Alles, was in den nächsten Wochen U. S. P. und Spartakus in dem katholischen Westdeutschland zu verteidi­gen wagt, wird bei den Wahlen zur Nationalversammlung eine vernichtende Niederlage erleiden. Unser Kölner   Parteiblatt schüttelt den Kultusminister Adolf Hoffmann   bei jeder Gelegen­heit ab. Seit dem Kulturkampfministerium half hat nichts mehr das Zentrum so gestärkt wie die bisherigen vier Wochen Ministerium Adolf Hoffmann  . Insbesondere werden die katho­lischen Wählerinnen bis zu ekstatischem Fanatismus aufge­peitscht. Allen religiös Empfindenden preist man das west­deutsche Staatswesen als Rettung vor den Berliner   Kirchen­stürmern an, und positive Protestanten, ja sogar Juden sam­meln sich unter diesem Schlachtgeschrei des Zentrums. Spar­takus und seine uns auf dem linken Rheinufer ganz unbegreif­liche Politik tun das übrige.

Ernsthaften Bolitikern außerhalb des Zentrums kommt man mit der Gefahr, die dem linfen Rheinufer durch die fran­ zösischen   Annexionsgelüfte drohen solle. Sehr gut unterrichtete Für dieien Militaristen, der den Krieg als schönen Männer verbreiten in vertraulichen Beratungen unter Nennung Gelbitzwed betrachtet und der unseren schlimmsten, nunmehr 12. Cftober 1917 auf diejenigen Gesundheitsbeschädigungen ausgehauptung, daß zwischen England und Frankreich  Die Unfallversicherung ist bekanntlich durch Verordnung vom ihrer Gewährsmänner, die sehr ernst zu nehmen sind, die Be­erledigten Kriegswüterichen das Wasser reichen kann, dehnt worden, die bei Herstellung von Kriegsbedarf durch nitrierte hauptung, daß zwischen England und Frankreich  gilt das Wort, daß eine Krähe der anderen die Augen nicht Kohlenwasserstoffe entstehen und zum Tode führen. Jetzt ist die ein Abkommen über die Angliederung des aushackt. Ihm scheint das gegenseitige Hinschlachten von Unfallversicherung weiter auf die Todesfälle ausgedehnt worden, die linken Rheinufers an Frankreich   getroffen deutschen und englischen Soldaten viel zu früh aufgehört burch Gaskampfstoffe und ihre Ausgangsstoffe in gewerblichen Be- oder doch so gut wie getätigt jei. Aachen   und zu haben. trieben bervorgerufen worden sind. Auch die neue Verordnung gilt Malmedy   sollen an Belgien   fallen. Eine franzöfifche Propa­Es wird auch in England Leute geben, die seine Aeußerdwirkend für die seit dem 1. August 1914 eingetretenen Todes- gandafommission mit Maurice Barrès   an der Spitze, rungen auf Konto buchen. Als Phantasien fälle. Die Anzahl der zu entschädigenden Fälle soll nach den Erfönnen diese Behauptungen nach ihrem Ursprunge nicht abgetan werde baldigst im Rheinlande eintreffen. hebungen des Gesundheitsamts in einigen großen chemischen Fa- werden. Aber wir rheinischen Sozialdemokraten verlangen Be­briken glücklicherweise gering sein. weise für die Gefahr und auch Unterlagen dafür, ob sie durch Wien  . 20. Dezember.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) ein westdeutsches Staatswesen gemindert oder gar abgewendet Der Abend" berichtet, daß der gewesene General  - Artillerie- In­werden soll. speftor Feldzeugmeister Erzherzog Leopold Salvator  , Der taktische Fehler des Kölner   Rentrums, auf eigene Faust Kaiserliche und Königliche Hoheit, im Jahre 1914 wie auch später die Propaganda für das neue Staatswesen zu eröffnen, hat das mit dem Staat große Geschäfte in Trodengemüse gemacht Schlagwort Rentrumsrepublif" geprägt und alle Zentrums­hätte, und zwar babe er für viele Millionen Kronen Trockengemüse Amsterdam, 20. Dezember. Nach einer Privatmeldung aus neaner aufnerüttelt. Daraus bat das Zentrum gelernt. Seine geliefert und dafür noch makloje Ueberpreise erhalten. So Brüssel   hat König Albert gest.rn eine Abordnung der Kammer führenden Köpfe haben die anderen Parteien wissen lassen, daß wurde zu einer Zeit, wo im Großhandel der Preis für Trocken- und des Senats empfangen. In einer dem König überreichten das Rentrum allein nichts mehr zu unternehmen gedenke. gemüse höchstens 2 Kronen für das Kilogramm betrug, 3 Konen Adresse wird bekanntgegeben, daß die Regierung in Uebereinstim- Es würde sonst auf eine sehr starke Opposition stoßen. Das und im September 1915 über 4 Kronen bezahlt. Der Abend" be- mung mit der Volksvertretung die Einführung verschiedener Ne- 8entrum ist also nun unter der Kontrolle rechnet, daß der Erzherzog in den ersten drei Kriegsjahren für nicht formen vorbereitet. Der wichtigſte Bunft bezieht sich auf die Abber großdeutichen Sozialdemokraten und des änderung der Verfassung hinsichtlich des Sprachenparagra= weniger als 45 Millionen Kronen Trockengemüse an die Armee gephen, durch den die Gegenfäße zwischen B Ia men und Walonen zu Gesamtdeutschland sich bekennenden republikanischen Libe­liefert und daran an die 20 Millionen Kronen verdient VI beseitigt werden sollen, sowie auch die Ausdehnung des Wahl- ralismus. haben dürfte. rechts in der Weise, daß die Altersgrenze für das Wahlrecht auf Im Zentrum felbst sind auch in dieser Frage die feudal­Sehn Sie, das ist ein Geschäft! bas 21. Jahr herabgesezt wird. agrarische und die städtisch- republikanische Strömung zu beob

Reformen in Belgien  . Ausdehnung des Wahlrechts. Beseitigung des Sprachenparagraphen.