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Nr. 356a. 35. Jahrg.

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Bierteljährl. 6,75 Mt., monatl. 2,25 1. frei ins Haus, vorauszahlbar. Einzelne Nummern 10 Brennig. Bostbezug: Monatlich 2,25 Mt., epfl. Zustellungs­gebühr. Unter Kreuzband für Deutsch­ land u. Cefterreich- Ungarn 5,50 M. für das übrige Ausland 9,50 M., bei täglich einmaliger Zustellung 7.50 Mt. Bostbestellungen nehmen an Däne­matt, Holland . Luxemburg , Schweden und die Schweiz Eingetragen in die

Boft- Rettungs- Breisliste.

Der, Borwärts" ericheint wochentäglich zweimal Sonntags einmal

Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Stonpareilegeile Toite: 80 Big. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Bori 40 Bfg.( zuläffig 2 fettgedruckte Borte), jebes weitere Bort 20 Big. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 30 Bfg., jebes weitere Wert 15 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Zeuerungszuschlag 50%- Familien- Anzeigen, politische und gemerffchaftliche Vereins- Anzeigen 80 Big. die Zeile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr Nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW.68, Lindenstraße 3, ab regeбex werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplag, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 28. Dezember 1918.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplah, Nr. 117 53-54.

Huf zur Maffendemonftration!

Massen heraus!

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Sonntag mittags um 1 Uhr.

so heißt die Parole für den Sonntag. Wir wollen Frieden, Freiheit, Brot! Wir wollen nicht Chaos, Anarchie, Straßenschlachten, Gewaltakte bewaffneter Haufen und feindliche Besetzung. Dafür demonstriert, dafür erscheint bis zum letzten Mann! Die Versammlungsorte für die Demonstranten sind:

1. Kleiner Tiergarten, Moabit . 2. Humboldthain, Norden. 3. Friedrichshain ( Spielwiese), Nordosten. 4. Görlitzer Bahnhof, Südosten. 5. Kreuzbergstraße, Südwesten. 6. Winterfeldtplatz, Schöneberg . 7. Kaiser- Friedrich- Straße, Ecke Fuldastraße, Neukölln. 8. Am Knie- Charlottenburg.

Das Weitere wird dort bekanntgegeben.

Die Regierungskrise.

Es wird, es muß sich der Wille des Volkse durchsetzen. Die von Spartakus nach Junkerart berhöhntę unreife" und ,, träge" Maffe muß zeigen, daß sie nicht gesonnen ist, sich von einer terroristischen Minderheit knechten zu lassen. Sie braucht Aktivität und Entschlossenheit. Hat sie die, so wird sich alles weitere, toas fie vielleicht noch braucht, schon finden!

Republik Schlesien !

dern ein Objekt der Bersetzung, kein aktiver, sondern ein paffiver Stoff, nicht Subjekt, sondern Objekt der Rebolution. Auf Entscheidung durch den Zentralrat der A.- und S.- Räte. ihr laffen sich keine Hütten bauen, geschweige denn Paläste. Herr v. Kröcher, der ehemalige Präsident des preußischen Heute ist der Zentralrat, der auf dem allgemeinen Kon Dreiflaffenparlaments, nannte die Sozialdemokratie das Ob­greß der A.- und S.- Räte gewählt wurde, in Berlin zu- jeft der Gesetzgebung. Spartakus nennt die sozialdemokrati­fammengetreten, um die Regierungskrise zur Lösung schen Arbeitermassen das Objekt der Revolution. zu bringen. Seine Entscheidung ist im Laufe des heutigen Er glaubt von ihnen feine Zurüdweisung befürchten zu Lages zu erwarten. Infolge der Verkehrsschwierigkeiten müssen, weil sie zu träge, weil sie fein Machtfaktor, weil fie waren die Mitglieder heute vormittag noch nicht vollzählig noch nicht in Bewegung gekommen find. Hier liegt in der Tat Ausrufung am 30. Dezember. eingetroffen, die anwesenden traten um 10 Uhr zu einer der Kern des Problems. Würde heute das Volk von Berlin Breslau , 28. Dezember.( Eig. Drahtbericht bes Borwärts".) Sigung zusammen und begannen dann um 12 Uhr eine ge­von ganz Deutschland gar nicht zu reden vor die Ab- um den kapitalistischen, polnischen und tschechischen Tendenzen ent­meinsame Beratung mit den Mitgliedern der Reichsleitung. stimmungsfrage gestellt, ob es sich von der Sozialdemokratie gegenzuwirken, die immer stärker auf die Gründung einer ober­Wie wir hören, bestehen im Zentralrat zwei Strö- oder von Spartakus regieren lassen will, so würden mindestens schlesischen Republik hinarbeiten, halten die Arbeiter und Soldaten= mungen. Die eine ist mit dem angekündigten Aus- 95 Proz. für die Sozialdemokratie und höchstens 5 für räte ganz Schlesiens, die durchweg auf mehrheitssozialistischem scheiden der Unabhängigen aus der Reichsleitung Spartakus stimmen. Die fünf Prozent aber, die Gegner einer Beden stehen, es für notwendig, gans Schlesien zu einer einheit durchaus einverstanden und erwartet von ihr die Ermög- geregelten Abstimmung, Gegner des Selbstbestimmungsrechts lichen Republik auszurufen. Die Ausrufung soll schon am lichung einer konsequenten sozialdemokratischen Politik. Sie find, die ihre ganze Rechnung nicht auf Mehrheiten, sondern 30. Dezember erfolgen. Ueber diesen Blan wird zurzeit mit der ist voller Zuversicht, daß es gelingen werde, der Schwierig- auf Maschinengewehre stellen, sezen ihre ganze Hoffnung auf Reichsleitung verhandelt. feiten, die sich aus der Bildung einer rein mehrheitssozialisti- die Trägheit der Fünfundneunzig, die, wie sie glauben, sich schen Regierung ergeben, Herr zu werden. Die andere möchte, alles ruhig gefallen lassen werden. Sie proklamieren das wenn sich dazu die Möglichkeit bietet, an der Zusammensetzung Faustrecht und glauben, ganz wie das alte Syftem, als Min­der Regierung keine Aenderung vor den Wahlen derheit mit Gewalt und Einschüchterung die Mehrheit be­zur Nationalversammlung eintreten lassen. Ob sie Aussicht herrschen zu können. auf Erfolg hat, wird natürlich in erster Linie von dem Ver­halten der unabhängigen Kabinettsmitglieder abhängen. Nach unferer Meinung ist ein weiteres Zusammenarbeiten nur dann möglich, wenn die Unabhängigen bereit sind, die ganze Energie der inneren Regierungspolitik auf die Sicherung der Wahlen zu richten und zu diesem Zweck alle notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Das macht eine scharfe Kampfes­stellung gegen den Spartakusbund , der dem Volk das Selbst­bestimmungsrecht rauben will, selbstverständlich.

Der morgige Demonstrations- Sonntag soll diese Rech nung zunichte machen. Er soll die Kräfte der Arbeiterdemo­fratie gegen die Kräfte des Terrors mobilisieren. Er soll denen, die sich schon als Diktatoren von morgen fühlen, zeigen, daß Putsch und Revolution zweierlei Dinge find.

Straßenkämpfe in Posen.

Zwischen deutschen und polnischen Soldaten. Boien, 28. Dezember.( Eig. Drahtbericht des Bor­wärts".) Zwischen führerlosen Truppen deutscher und pol­nischer Nationalität sind hier gestern blutige Stämpfe aus­gebrochen, die noch unentschieden sind. Verschiedene Häuser find von beiden Parteien besett.

Am

Beien, 28. Dezember. Neber die Vorgänge in Bofen geben die Bofener Neuesten Nachrichten" folgende Schilderung: Mittag war das Grenadierregiment Nr. 6 aus dem Felde einge­treffen. Nachdem am Bormittag eine Ovation volnischer Schul­kinder vor Baderewski erfolgt war, wurde eine deutsche Gegen­tundgebung angeregt. Gegen 4 Uhr nachmittags bewegte sich von der Grenadierkaserne aus der Sug, an dem Solbaten und Zivil­bevölkerung teilnahmen, nach der Stadt. Unterwegs kam es bereits mehrfach zu Zwischenfällen, als die Saldaten einige Fahnen, vor allem franzöfifche und amerikanische, herunternahmen.

In der

Geputscht werden fann herüber und hinüber. Bei dem Zustand der Zerrüttung, in den die Reichshauptstadt dank der Mitwirkung der Unabhängigen an der Regierung geraten ist, ist es denkbar, daß sich heute diese, morgen jene Gruppe durch Der Zentralrat ist, wie gesagt, bom allgemeinen Kongreß einen Ueberraschungsstreich in den äußeren Besitz der staat­wer A.- und S.- Räte gewählt, müßte also gerade denen als lichen Machtmittel fest, aber diese Stöße und Schwankungen die höchste entscheidende Instanz gelten, die immerzu rufen: fönnen an dem eigentlichen Gang der Revolution letzten Endes Die ganze Macht den A.- und S- Räten!" Auf keinen Fall gar nichts ändern. Die Revolution hat Deutschland zunächst darf die Lösung der Regierungskrise, an der 70 Millionen zu einer demokratischen Republik gemacht, und da die arbeitende Menschen leidenschaftlich interessiert sind, auf der Straße Bevölkerung die ungeheure Mehrheit ihrer Bevölkerung bil- Wilhelmstraße kam es zu den ersten Zusammenstößen. Die Deut­durch ein paar Tausend Bewaffnete entschieden werden. Der det, ist ihre Fortentwicklung zur sozialistischen Republik ge- fcu sangen" Deutschland , Deutschland über alles", die Polen Spruch des Zentralrats muß von allen anerkannt werden, die sichert, falls der Grundfakdervollen Demokratie riefen: Boch lebe Belen!" Es entstand ein allgemeines Durchein. nicht an die Stelle einer geordneten Regelung unserer Bolts- gewahrt bleibt. Ihn zu schützen gebietet das proletarische ander und ein furchtbarer Lärm, ss das Einzelheiten nicht festzu­angelegenheiten den Augenblickserfolg der Gewalt und das Klaffeninteresse, und es wird sich auch durchsetzen, was immer stellen waren. Als der Umzug eben vorüber war, sah man, wie bloße austrecht setzen wollen! die nächsten Wochen an Berwicklungen und Abenteuern noch mehrere Soldaten mit Gewehrkolben auf einander losschlugen, bringen mögen. gleich darauf fielen bie ersten Schüiffe. Dann wurden Truppen alarmiert, bie schnell heranrüchten. Nun kam es an verschiedenen plägen der Stadt zu regelrechten Feuerkämpfen, zum Teil mit maschinengewehren und Sandgranaten. Es gab Tote und Berwundete, beren Zahl noch nicht festgestellt ist. Die Haupt­pläge der Straßenkämpfe waren Wilhelmsplas, Wilhelmstraße, St.­Martin- Straße und Schloßplay. Bon beutscher Seite ich erklärt, baß die deutschen Soldaten durch das Aushängen von Fahnen feind­licher Mächte, gegen bie fie vier Jahre lang gekämpft hatten, aufs hachite gereist worben feien. Gin Bericht von authentischer deutscher Seite war noch nicht zu erlangen.

*

Die Sigung begann ein Viertel nach zwölf Uhr. Sämtliche Re­gierungsmitglieder waren anwesend, vom Vollzugsrat fehlten aber noch einige Mitglieder. Der Beginn gestaltete sich äußerlich voll lommen ruhig nach einem Bericht Gberts, den aase ergänzte. Haase hat bisher in seinem Ergänzungsbericht keinerlei Rüd­trittsabsichten zu erkennen gegeben.

Alarmbereitschaft.

Die morgige Demonstration der Berliner werftätigen Bevölkerung gegen das Treiben der Spartakusgruppe und des mit ihr verbündeten Teils der Unabhängigen kann natür­

lich nicht nur eine Massenparade sein, wie man sie in früheren

Unsere Aufgabe als Sozialdemokraten ist es, Geburts­helfer der revolutionären Entwicklung zu sein, und die Leiden, mit denen sie für das Volk verbunden ist, zu lindern. Darum heißt es für uns vor allem: Fort mit den überreisten Köpfen und vor allem weg mit den ich muzigen ingern! Bon anderer Seite ist so oft geschrien worden: Die Revolu tion ist in Gefahr!" Wir antworten darauf: Sa, sie ist in Gefahr durch Euch! Sie ist in Gefahr, beschmußt, entehrt, geschändet, um ihren Ertrag gebracht zu werden!" und darum: Massen heraus!

Es genügt nicht, sich einmal als Masse zu zeigen und dann in dem ruhigen Gefühl, daß man doch die große Mehr­

heit fei, wieder nach Hause zu geben. Es gilt einen Bustand Die Enteignung alles deutschen Eigentums

in Elsaß - Lothringen.

friedlichen Zeiten erlebt hat. Ihren Zwed wird sie nur dann ständiger Alarmbereitschaft zu schaffen. Gewiß, erreichen, wenn sie einen neuen Anfang darstellt, wenn durch die Massen können nicht den ganzen Tag auf der Straße In Süddeutschland erhält sich mit aller Bestimmtheit fie der Mehrheitswille des Volkes zur lebendigen stehen und warten, ob nicht Spartakus irgendeinen Unfug Araft wird. Heute schreibt das Blatt der Unabhängigen: stiftet, der sie zum Einschreiten beranlaßt. Aber die Butsch bas Gerücht, daß in Elfah- Lothringen ein von Clemenceau unter­,, Daß hinter den Mehrheitssozialisten große Arbeiter helden sollen wissen, daß sie sich eines durch Betrug, Verrat seinetes Dekret veröffentlicht worden sei, nach dem die französische masien stehen, wird nicht bestritten." Und das Organ des oder Ueberrumpelung gewonnenen Vorteils nicht vierund- Regierung alles beutsche Eigentum in Elfak- Lothringen beschlag­Spartakusbundes, das denselben Tatbestand feststellt, wird zwanzig Stunden lang freuen werden. Die Feuerwehr fann nahmt hat, is baß alle früheren Rechtsverfügungen darüber unwirk noch deutlicher und fügt hinzu: auch nicht an allen Orten augleich fein, um aufzupaffen, ob fam geworden sind. Sum Vorwand nimmt die franzöfifche Regie. Gewiß: sie haben noch eine große Gefolgschaft hinter sich, die es nicht brennt, aber ein Signal muk fie in allerkürzester Frist rung angeblich die Notwendigkeit, sich ein Pfend für die im moles iners, bie träge Masse, die noch nicht in Bezur Stelle schaffen. So dürfen die Maffen morgen auch nur Briebensvertrag aufauerlegenden Leistungen&# pegung geraten ist. Doch sie ist tein Macht faftor, fon nach Hause gehen, um auf das nächste Signal zu warten. I fiern