Nr. 358. 35.Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.
Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Ami Morisplay, Nr. 15190-15197.
Montag, den 30. Dezember 1918.
Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplay, Nr. 117 53-54.
Sozialdemokratische Arbeiterregierung!
Ebert. Scheidemann . Landsberg . Toske. Wissell.
Der Bentralrat der Deutschen Republik hat die Re- Niemand darf Waffen führen, es sei denn in ihrem Auf- 1 Wer hierbei nicht mitavbeitet, der verhindert bie Ausführung gierungsfrise gelöst. Er hat den Austritt der Unabhängigen trag. In dem Augenblick, in dem sich zeigt, daß ihr die Sol. der Beschlüsse des Kongresses der Arbeiter und Golbabenräte, ber zur Kenntnis genommen ,, er hat Ebert, Scheidemann und daten geschloffen folgen, ist der innere Frieden gesichert, verhindert die Sozialisierung der dazu reifen Unternehmun Landsberg in ihren Aemtern bestätigt und die Genossen die Gefahr des Bürgerkriegs gebannt. Narren und Verbrecher gen und treibt das deutsche Wirtschaftsleben in den Abgrund. Vor dieser Katastrophe, die die Zukunft des deutschen Volkes Noste und Wisiell zu Mitglideern der Regierung er- erzählen Dummföpfen, diefe Arbeitet regierung wünsche nichts auf Generationen hinaus bernichten würde, muß das deutsche Bolt nannt. Genosse Löbe- Breslau hat abgelehnt, weil er sich sehnlicher, als Blut zu laufen. Sier die Antwort an fie: bewahrt werden. von seiner wichtigen Arbeit in Schlesien nicht trennen will. Brecht nicht ein, plündert nicht, berübt feine Erpressungen,| Der Zentralrat wird für die Grledigung all dieser Aufgaben Damit ist eine rein sozialdemokratische Arbeiterregierung feine Unterdrückung der persönlichen Freiheit und fein feine ganze Kraft einsetzen. Vorbedingung hierfür ist aber: zustande gekommen. Alle fünf find seit früher Jugend be- Tropfen Blut wird mehr fließen! unbedingte Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, währte Rämpfer unserer Partei. Vier von ihnen find von Die Unabhängigen" find mun heraus! Was soll die Verhinderung gewaltsamer Eingriffe in das private und öffent Hause aus Arbeiter: Einer Schriftjeter. einer Sattler, man von ihnen sagen? Eigentlich müssen sie einem leid tun, liche Eigentum, einer Holzarbeiter und einer Metallarbeiter. So spiegelt sich obwohl ihr Versuch, den sozialdemokratischen Kollegen nach die Wiederaufnahme einer geregelten Produktion, die durch die in dieser Regierung die Reife und Tüchtigkeit der deutschen Spartakusmanier eine Blutschuld" aufzubürden, a bicheu- Unterbindung der Kohlenbeförderung aufs Schwerste gefährdet ift. Arbeiterklasse, vor der auch der politische Gegner aus dem lich war. Aber, was will man, die Leute haben ganz den Ohne Arbeit ist das deutsche Volt rettungslos verloren. Riemand darf sich heute der Arbeit entziehen; alle Sonderwünsche Bürgertum respektvoll den Hut ziehen muß. Es ist ein blen- Ropf verloren, ihre Zeit ist vorbei! dender Wig, wenn die Spektakelhelden des Terrors, die man müffen vor dem Grundsaße zurüdtreten: Alles für das Bolt mit der Berliner Arbeiterschaft niemals verwechseln darf, beund alles durch das Bolk! haupten, diese reinste sozialistische Arbeiterregierung, die die Belt jemals gesehen hat, sei eine Bourgeoisregierung zum Schuße des Kapitals".
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Was hat die neue Regierung zu tun? Bon heute in awanzig Tagen sind, dem Beschluß des A. und S.- Kongresses entsprechend, die Wahlen zur RationalversammIung. Die gilt es so vorzubereiten und zu sichern, daß jeder Volksgenoise iein erites Recht als Bürger der Republik frei auszuüben imstande ist. Diese Regierung flammert sich nicht mit Gewalt an die Macht. Gefällt sie dem Volke nicht, so fann sie das Volk binnen zwanzig Tagen entlassen. Nur um dem Bolk sein Recht zu sichern, bleibt sie auf ihrem Bosten, und darum wird sie nicht dulden, daß sich irgendein kleiner Gewalthaufen an ihre Stelle sept, der dem Bolk sein Selbst bestimmungsrecht rauben will.
Was hat die neue Regierung zu tun? Deutschland steht Was hat die neue Regierung zu tun? Deutschland steht nach einem verlorenen Kriege am Rande des Abgrunds. Der feindliche Imperialismus will es völlig zertrümmern, will deutsche Gebiete zu Bolen und Böhmen schlagen, das Rheinland offen oder verstedt anneftieren, Deutsch- Desterreich am gewollten Anschluß an die deutsche Bolfsgemeinschaft verbieten, die deutschen Kriegsgefangenen zu mehrjähriger Swangsarbeit zurückhalten und Summen, die das deutsche Nationalvermögen übersteigen, als Rontribution einfordern. Die Regierung bat sich in ihrer alten Bufammensetzung mit all diesen brennenden Fragen nicht ernstlich genug beschäftigen fönnen, weil sie der Berliner Barteifrafeel ständig in Anspruch nahm. Das muß nun anders werden, wir wollen uns daran erinnern, daß wir brennende gemeinsame Bolfsintereffen auch nach außen
au bertreten haben.
Die Not unieres Volkes schreit zum Himmel. Die Arbeitslosigkeit wächst, die Ernährung ist gefährdetes gilt Arbeit und Brot zu schaffen, soweit dies nur irgend möglich ift. Zaubern fann auch eine sozialistische Regierung nicht, das fann nur mit dem Munde die blöde Spartakusdemagogie. Aber was geschehen kann, um zu ordnen, zu helfen, zu retten, das muß geschehen.
Man ficht, was da geleistet werden muß. ist für zwanzig Tage nicht wenig. Serkulesarbeit muß getan werden. Wenn fie aber nur einigermaßen gelingt, dann wird die große Mehrheit des Volkes Vertrauen gewinnen zur sozialdemokratischen Arbeiter regierung und damit wird für weitere aufbauende Arbeit im Geiste des Sozialismus der feste Boden gewonnen sein.
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Die weltgeschichtliche Entscheidung fällt am 19. Januar zwischen der Sozialdemokratie und der fapitalistischen Neaktion. Wer da nicht den rechten Platz zu finden weiß, ist entweder frankhaft verwirrt oder ein bewußter Verräter an der Arbeiterklasse. Nur zwanzig Tage noch! Laßt doch die Fafelhänse und Strafeeler! Arbeitet, fämpft, fiegt!
Weitere Veränderungen in Sicht.
Deutsche Männer. und Frauen belft alle die ungebeuren Gefahren zu überwinden, von denen wir bedroht find. Ohne die tätige Teilnahme, ohne die Selbstzucht jedes Einzelnen müssen wir den Stürmen der Gegenwart erliegen.
Es ist die Stunde gekommen, in der das deutsche Bolt seine Reife beweisen muß oder elend zugrunde gehen wird!!! Der Zentralrat der deutschen sozialistischen Sepublik. Rob. Leinert. Mar Cohen,
dürfte den Nüdtritt ihrer Parteigenoffen von den übrigen Der Austritt der Unabhängigen aus der Reichsleitung Reichs- und Staatsämtern zur Folge haben. Einige von diesen Männern hatten sich auf ihren Boften sehr gut bewährt, über die anderen schweigt des Sängers Höflichkeit, und man den wird fie obne Bedauern ausscheiden seben. Als fleine Partei mit geringen Kräften famen die Unabhängigen durch das eigentümliche Doppelpostensystem, das sie selber ausgedacht haben, in große Verlegenheit. Es wurde infolgedessen mancher Notnagel eingeschlagen, der nun wieder ausgezogen werden
wird.
Die neuen Männer.
Sohn eines Webers geboren, wurde olzarbeiter und ist seit Gustav Noste ist am 9. Juli 1868 in Brandenburg a.. als frühester Jugend in der Arbeiterbewegung tätig. Er war Redakteur in Brandenburg , in Königsberg , in Chemnitz an der Bollsftimme" deren Chefredakteur er wurde, und war feit 1906 Mitglied des Reichstags, wo er fich als Fachmann auf dem Gebiet der Militärund Marinefragen bemerkbar machte. Seit dem 6. November 1918 wirkte er als Gouverneur in Stiel, wo ſeine großen Berbiente von Freund und Feind anerkannt wurden und wo man seinen Abgang
fehr bedauert.
Metallarbeiter, teat in sie gewettichaftliche Bewegung ein, Rudolf Wiffe ift am 8. März 1869 in Göttingen geboren. Er war wurde 1901 Arbeiterfekretär, dann Mitglied der Bürgerschaft in Rübed, und fam bann als Zentralarbeiterjefretär nach Berlin . Die Reichstagserfabwahl für Stadthagen in Niederbarnim , wo er über den unabhängigen Kandidaten einen glänzenden Sieg errang, ift noch in aller Erinnerung Wissell ist seit Herbst 1916 ständiger fozialpolitischer Mitarbeiter des Vorwärts".
Der Zentralrat an das Volk. Der Zentralrat der deutschen sozialistischen Republik erläßt folgenden Aufruf: Arbeiter, Soldaten, Bürger und Bürgerinnen der deutschen sozialistischen Republik!
Die Sitzung des Zentralrats.
Die Verhandlungen des Zentralrats gipfelten in folgenFragen, Antworten und Gegenfragen:
Fragen der Unabhängigen.
Scheidemann und Landsberg in der Nacht vom 23. zum 24. Degember dem Kriegsminister den in feiner Weise begrenzten Auftrag erteilten, mit militärischer Gewalt gegen die Volks
1. Billigt es der Zentralrat, daß die Kabinettsmitglieber Ebert,
marinedivision in Schloß und Marstall vorzugehen?
bon
2. Billigt der Zentralrat, daß am Morgen des 24. Dezember den Truppen des Generalfommandos Lequis mit nur 10 Minuten befristete Ultimatum, wie die Artilleriebefchießung von Schloß und Marstall?
führung der vom Kongreß der A. und S.- Räte geplanten Beschlüsse 3. Erklärt sich der Zentralrat für die sofortige strikte Durch über die bschaffung der Rangabzeichen und das Unterfagen des Waffentragens außerhalb des Dienstes für die Offiziere im Heimatheer?
4. Billigt es der Zentralrat, daß die Oberfte Seeres.
leitung in einem vertraulichen Telegramm an die Heeresgruppe Ober- Oft erklärt, sie ertenne diese Beschlüsse der A.- und G- Räte
nicht an?
bert, Scheidemann und Landsberg befürwortete Berlegung 5. Billigt der Zentralrat die von den Kabinettsmitgliedern der Reichsregierung von Berlin nach Weimar oder einen anderen Orte Mitteldeutschlands ?
6. Billigt ber Zentralvat, daß statt bez völligen De mobilmachung des stehenden Heeres mur eine Reduzierung desselben auf den Friedensstand unter Burückhaltung und eventu ellen Auffüllung der beiden Jahresflafsen 1897 und 98 stattfindet?
7. Steht der Zentralrat mit uns auf dem Standpunkt, daß bie Regierung der sozialistischen Republik fich militärisch nicht ftüben fann und darf auf die Generalität und die Reste des auf
dem Nadavergehorsam aufgebauten, alten, stehenden Heeres, fonbern nur auf eine nach demokratischen Grundfäßen aus Freiwilli gen zu bildende Volkswehr?
8. Ist der Zentralrat dafür, daß die Sozialisierung der dafür reifen Industrien durch gesetzgeberische Alte sofort in Angriff genommen wird? Antworten des Zentralrats.
In schwerster Stunde wenden wir uns an Euch. Die bon der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei bestellten Wolfebeauftragten haben die Regierung berlaffen. Die Wir wollen nicht revolutionäre Redensarten, sondern re- Fortführung und Sicherstellung der deutschen Revo 1. Die Bolksbeauftragten haben lediglich den Auftrag erteilt, volutionäre Taten! Und welche schönere Tat fönnte es für iution liegt nunmehr allein in den Händen der alten sozial- das nötige zur Befreiung des Genossen Wels zu veranlassen. die Revolution geben als die, dem Bolk sein ganzes Selbst. demokratischen Partei bestimmungsrecht zu geben, einen dauernden, gerechten Böl- Der Zentralrat hat die Voltsbeauftragten Ebert, Scheidemann Das ist aber auch erst geschehen, nachdem den drei Volksbeauftragten ferfrieden herbeizuführen, die Not des Volkes zu lindern? und Landsberg , die ihre Aemter zur Verfügung gestellt haben, aufs von dem Führer der Boltsunarine- Division telephonisch mitgeteilt Gerechtigkeit zu üben, Freiheit herzustellen, den neue bestätigt und die Regierung durch die Singurabl der Genoffen worden. ift, bat er für das Leben bes Geneffen Bets Noste. Chemnit, obe. Breslau und Wiffell. Berlin ber- nicht mehr garantieren könne. Das billigt der ZenSchwachen und Gedrückten ein starker Hort und Schirm zu vollständigt. tralrat. fein? Das Selbstgefühl das tiefgefunfene, wieder zu heben Wie man auch zu den politischen Fragen der Gegenwart und uns zu lehren, den Kopf wieder hoch zu tragen? fteben mag: Es tann jest nur eine einzige Aufgabe geben, das Bis zum Zusammentritt der Nationalversammlung , die ist die Schaffung einer arbeitsfähigen Regierung. Vom Vertrauen das Recht hat, eine neue Regierung zu bestimmen oder die tes Volfes getragen, muß die Regierung dem deutschen Volle vor alte zu bestätigen, bleibt die fozialdemokratische Arbeiterregie- allem Frieden und Brot bringen, Die Errungenschaften der rung die einzig rechtmäßige. Sie verdankt ihre Er- Revolution fichern und die Einbeit des deutschen Volles aufrecht nennung den aus der Revolution bervorgegangenen A.. und S.- Räten und beweist ihren gefeßmäßigen Charakter zugleich men werden fönnten, eine Gegenrevolution au organifieren. Wir wollen alle Bersuche vereiteln, die von rechts unternom dadurch, daß fie fich bereit zeigt. fich in fürzefter Frist dem Wir müssen aber auch darauf achten, baß die Rebolution nicht in Urteil des Rolfes zu unterwerfen. Bis zu diefem Bolfsibruch Verruf gebracht wird durch bas bat fie die Pflicht, Ordnung zu halten, woraus von selbst ihr Treiben der Spartakusgruppe, Recht folgt, die ftrifte Befolgung ihrer Anordnungen zu ber- bie nach bolichemistischen Rezepten einen Terrorismus ausüben Er ist der Meinung daß die Sozialisierungsfommiffion in Auslangen. möchte, der mit Demokratie unbereinbar ist.
erhalten.
2. Die zweite Frage beantwortet der Zentralrat mit Rein 3. Der Zentralrat steht auf dem Standpunkt, daß die auf dem Kongreß gefaßten Beschlüsse durchzuführen sind. Der Rat ber Bollsbeauftragten wird aufgefordert, die Ausführungsbestim mungen alsbald vorzulejen.
4 Die vierte Frage wird mit Rein beantwortet. In den Fragen 5, 6 und 7: der Zentralrat bann diese Fragen beauftragten nicht beantworten. ohne vorherige eingehende Grörterung mit dem Rat der Volks.
8. Der.Zentralrat wünscht in allernächster Zeit von ber für die Vorbereitung der Sozialisierung eingetretenen Rom mission einen Vortrag über den Stand ihrer Arbeiten zu hören,
führung der Beschlüsse des Kongresses der A.- und S.- Räte so schnell