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Nr. 1. 36.Jahrg.

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Der Borwärts" erscheint mochentäglich aweimal Sonntags einmal

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.Sozialdemokrat Berlin ",

Redaktion Vorwärts

Berlin S.ID. 68

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 1. Januar 1919.

Wähler! Wählerinnen!

Als am 9. November unsere Parteigenossen Ebert, Scheidemann und Landsberg die Regierung übernahmen, noch vor dem Eintritt der Unabhängigen, erließen sie eine Erklärung, in der sie die Einberufung einer nach allgemeinem Volkswahlrecht gewählten Nationalversammlung ankündigten.

Später wurde von der Regierung, entsprechend unserem Parteiprogramm, allen Männern und Frauen vom vollendeten 20. Jahre an das gleiche Wahlrecht verliehen. Die Befreiung der Frau aus politischer Rechtlosigkeit ist unser Wert, das Wert der sozialdemokratischen Partei.

Auf dem Kongreß der Arbeiter- u. Soldaten- Räte herrschte ein heftiger Kampf um den Zeitpunkt der Wahlen. Die sozialdemokratische Mehrheit beschloß, daß er auf den frühestmöglichen Termin, den 19. Januar, festgelegt werde.

Dieser Tag naht nun heran.

Indem die sozialdemokratische Partei dem Volte zu seinem Rechte verhalf, so rasch wie möglich selbst über sein Geschick zu bestimmen, hat sie gezeigt, daß sie sein Urteil nicht scheut. Die sozialdemokratische Partei hat die Politit, die zum Ausbruch des Krieges und dann zur Niederlage führte, aufs schärfste bekämpft. Aber weil sie die Niederlage mit allen Kräfte zu verhindern bestrebt war, hat sie dem Lande niemals die Mittel verweigert, die es zu seiner Verteidigung brauchte. Unsere Kredit­bewilligung war ein Bekenntnis der Liebe zum eigenen Volt, nicht des Gehorsams gegenüber den früheren Be­herrschern Deutschlands .

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H. , SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplah, Nr. 11753-54.

Neujahrsgruß allen Schaffenden!

Von Peter Behrens .

Ein schaffender Künstler spricht zu Schaffenden, den Arbeitern der Volkswirtschaft und ihren Organisatoren im Geiste des aufbauenden Sozialismus. Erörterungen von Einzelheiten sind da nicht am Plaze. Nur eins: Wir erwarten, daß Deutschland auch während der plan­mäßigen Umgestaltung feiner Wirtschaft nach außen Leistungsfäbig bleibt. Dabei wird auch unferen Künstlern wie unseren Technikern eine bedeutende Rolle zufallen. Red. d. Vorwärts".

Das Schicksal ist langsam zu uns hergeschritten, uns gleichsam allmählich an seine Absicht gewöhnend. Dennoch erwachen wir jeden Morgen wieder mit der Unbegreiflichkeit unserer Lage. Wir sind wie Kranke, die ihr Unglück nicht er­

messen können, die nicht mehr auf Genesung hoffen. Wir los, schon halb tot. Wohl haben wir eine freie deutsche find ratlos, verzweifelt, resigniert, hoffnungs- und regungs­Republik gegründet, dennoch aber erscheint uns unsere Aussicht trübe, unser Los erbarmungswürdig.

Deutschland ist besiegt, obwohl nicht geschlagen.

Unser Ziel war die Abwehr feindlicher Uebermacht und der Abschluß eines Ver- Feinde wollen das Land aussaugen, am liebsten zerstückeln. ständigungsfriedens. Die nationalistische Ueberhebung, der die bürgerlichen Parteien zum größten Teil ver­fallen varen, Blindheit und Hochmut unserer früheren Machthaber mißachteten unseren Rat und führten ins Verderben. So kam die Revolution! Die sozialdemokratische Partei war stets revolutionär in dem Sinne, daß sie die vollständige Um wälzung des Staates zur Demokratie, der Wirtschaft zum Sozialismus anstrebte. Jest vollzog sich die Revolution fast schmerzlos und ohne Opfer durch den Zusammenbruch der alten Macht. Deutschland wurde Republik , und Szialisten beider Richtungen übernahmen die Regierung.

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Die Bir lassen es über uns ergehen und werden alles über uns ergehen lassen, was auch fommen mag, wenn wir nicht im legten Augenblick die Besinnung wiederfinden. Daß wir nicht fiegen, restlos siegen konnten, haben doch viele von uns schon seit langer Zeit gewußt, ja die Folgen eines solchen daß Kleinmut, Erschlaffung, Berfahrenheit des Gemüts bei Sieges sogar von sich gewiesen. Aber wer hätte je gedacht, alt und jung, so wie wir es jetzt erleben, sich hätten ein Innerhalb der Regierung haben die Sozialdemokraten stets dahin gewirkt, daß sich die weitere Entwicklung schleichen können. Der Zwang der Feinde ist hart, unsere unblutig gestalte, daß Erschütterungen, die, der geschwächte Leib des Volkes nicht ertragen kann, ver- Schuldenlast schwer. Wir sind besiegt durch die Politik mieden werden, und daß das letzte und höchste Recht der Staatsbürger, das Recht der persönlichen Freiheit unserer Gegner. Unsere Politik war schlecht, das haben wi geachtet wird. Gie haben nach außen hin ihr ganzes Bestreben darauf gerichtet, die moralischen Kräfte der Welt, erkannt. Jezt ist es müßig zu fragen, wer schuld an ar die Kräfte des Sozialismus in Bewegung zu seßen, um troß der von den alten Machthabern verschuldeten Nieder- war. Die Erkenntnis, daß unsere Politik schlecht war lage, einen für das deutsche Volt erträglichen dauerhaften Weltfrieden zu erringen.

Dieses Bestreben wurde von einer terroristischen kleinen Minderheit durchkreuzt, die als ihr Programm verkündete, den ruhigen Aufbau der Republik und des Friedens zu stören, den Zusammentritt einer deutschen Volks. vertretung gewalt am zu hindern und Deutschland als Verbündeten Rußlands in einen neuen Krieg hineinzureißen. Da sich die Unabhängigen zu einem energischen Vorgehen gegen dieses volksverderbliche Treiben nicht aufzuschwingen vermochten, kam es mit ihnen innerhalb der Regierung zum Bruch. Der vom allgemeinen Kongreß der Arbeiterräte gewählte 3entralrat ließ die Unabhängigen ziehen und ernannte eine Regierung, die ausschließlich aus Mitgliedern der alten sozialdemokratischen Partei besteht. Die Nationalversammlung, die zu wählen Eure Aufgabe ist, hat über den Fortbestand oder die Aenderung der jetzigen Regierung zu bestimmen. So liegt die Entscheidung über die künftige Regierung bei Euch! Wir Sozialdemokraten fordern Euch, Wähler und Wählerinnen, auf, uns Eure Stimmen zu geben, und darum find wir auch verpflichtet, Euch zu sagen, was unsere Absichten sind: Wir wollen dem deutschen Volt die freieste republikanische Verfassung geben, die irgend ein Volk der Welt befizt. Das Volk Herr seiner eigenen Geschicke, das ist unsere Losung.

die Hoffnung erwecken, bessere machen zu können, w möglich wäre, einen Hoffnungswillen aufzubringen. eben das erscheint als das größte Unglück, daß wir nich haben wir nicht mehr deutsches Blut in unseren Ader einer Hoffnung fähig sind. Leben wir nicht unser Temperament, das impulsiv, unser Fleiß, der lich, unsre Phantasie, die ins Weiteste schweifte, unf die unzerreißbar, unser Mut, der nicht zu breche alle diese, selbst von den Feinden uns nachgefo schaften nicht mehr in uns vorhanden? Sin Deutsche? Haben wir noch eine durchgeb same Sprache, derer sich Luther , Goethe, Kan bedienten? Bekennen wir uns noch zu einer& über die Welt verbreitete, die geschaffen wurde Erwin, Gutenberg, Dürer, Mozart und Bach? wir ein deutscher Stamm mit dem uns eignen u möglich dieser Tatsache sich bewußt, sich klar zu

Wir wollen alles tun, um die Kräfte des Volkes neu zu beleben, um seine Rechte beim Friedens abschluß zu wahren und um zu bewirken, daß ein gerechter Fe eden zustande kommt, der die Welt vor neuen Kriegs. Wollen sind, der nicht zugrunde gehen kann? Die greveln bewahrt. Das deutsche Volt tann nicht vernichtet werden und läßt sich nicht vernichten! nicht zu glauben- und man möchte sie nicht

Wir wollen dem Kapitalismus nicht gestatten, daß er die geistig und körperlich Schaffenden aufs ben daß ein Teil Badens sich der Schweiz an neue ausbeutet und unterdrückt, wir wollen, daß das arbeitende Volk nach sozialistischen Grundsätzen den schließen will, daß gewisse Kreise am Rhein zu Franfreich) ungeschmälerten Ertrag seiner Arbeit genießen soll. Wir wollen die höchstmögliche Steigerung der Produktion durch übertreten wollen. Auch ist nicht zu begreifen, daß in den ihre zweckmäßige Organisierung und durch Erneuerung der Schaffenstraft und des Arbeits- fenden Köpfen der Wunsch nach einer isolierten süddeutschen willens, ohne die kein Bolt leben tann! oder westdeutschen Republik aufkommen konnte, daß geglaubt werden fann, daß dadurch bei der Friedenskonferenz ein wenig günstigere Separatbedingungen zu erzielen seien. gerade das erschütternde Unglück ist der Mangel eines Fun­Dies alles sind Buckungen des erlöschenden Lebens, und fens frohen Geistes, der wie ein optimistischer Lichtstrahl durchbräche, Erleuchtung schaffen würde.

Wir wollen Aufbau und nicht Zerstörung, nicht Bürgerkrieg und neues Blutvergießen. Unser Ziel ist höchste Freiheit und vollkommenste Ordnung. Wir wollen feine Unterdrückung einer Raffe, eines Stammes, einer politischen oder religiösen Cleberzeugung. Auch die konfessionellen Gemeinschaften sollen jede Freiheit eines freien Staates genießen. Wir wollen, daß alle Angehörigen unseres Voltes frei und gleich neben ein nder stehen und daß unser Volt frei und gleich neben den anderen Völkern stehen soll! Eine Riesen aufgabe, wie sie noch keiner Partei beschieden war, steht vor uns. Nur das Vertrauen in di Gerechtigkeit unserer Sache verleiht uns den Mut, Euch zuzurufen: Gebt uns die Macht, sie zu vollenden! und seine Mission ist eine große. Die sozialdemokratische Partei bekämpft die bürgerlichen Parteien, die aus Deutschland eine Geld. fad epublit machen wollen, ebenso wie die Partei der Unabhängigen, die im Kampfe zwischen Volks­recht und Terror feinen festen Standpunkt zu gewinnen vermochte und die für den notwendigen Schutz eigener Volt nteressen nach außen fein Verständnis bekundet hat.

Wähler und Wählerinnen!

Reine Stimme den bürgerlichen Parteien, die unter veränderten Namen nur die Vertreter der die Nachrichten aus der Heimat vollkommen überrascht. So alten Nacht- und Ausbeutungsverhältnisse geblieben sind!

Reine Stimmenzersplitterung unter Arbeitern, Sozialisten!

Deutschland hat heut wie immer Ursache, das Haupt zu erheben, an seine Mission zu glauben; Deutschland ist über Nacht zur freien Republik ge­worden, fast ohne Blutvergießen. An allen Orten, zu gleicher Beit vollzog sich die Umwandlung. Die politische und mili­tärische Lage soll dahin geführt haben. Die politische nicht unbedingt: Die Regierung hatte sich bereits zur Demokratie bekannt. Die militärische? Die Front stand und war durch war die Revolution nicht ohne weiteres eine natürliche Folge der Ereignisse. Sie war mehr. Auch damals, als der Krieg begann, fonnte ich mich nicht des Gedankens erwehren, daß Notwendigkeit heraus, als etwas Elementares, das zu ver­meiden bei aller Klugheit, zu entfachen bei aller Frivolität feinem Diplomaten möglich gewesen wäre. So glaube ich jetzt auch, daß die Revolution als Elementarereignis innerster Notwendigkeit gekommen ist. Maßnahmen, sie zu bermeiden oder einzuschränken, erschienen so, als wollte man ein drobendes Ungewitter durch Fächeln zerstreuen. Des Unheils schwere Entladung ging vorher schon über Rußland nieder, die befruchtende Kraft fiel zu uns. So sollten wir

Alle Stimmen der alten sozialdemokratischen Partei, die dem Volk vertraut und in weltgeschichtlicher er hätte kommen müssen: aus einer bestimmten rhythmischen Stunde auch von ihm Vertrauen erwartet!

Ins neue Jahr, in die neue Zeit mit dem alten Rampfruf:

Berlin , 1. Januar 1919.

Hoch die Sozialdemokratie!

Der Vorstand der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Barte's. Braun. Ebert. Ernst. Marie Juchacz . Molkenbuhr. Herm. Müller. hoffen. So wollen wir hoffen, denn es liegt bei uns, die

Pfannkuch. Scheidemann . Wels.

Elemente uns dienstbar zu mochen. Sat das deutsche Bolk noch den klaren Geist der Erkenntnis,