Freilich, d!« Frage ist berechtigt, ob der Schmach der. von ctni- gen Ausnahmen abgesehen, bisher Darstellung und Regie ge- werbsmästig betrieb, dazu geeignet ist. Handlungen von innerer und äußerer, historischer und psychologischer Wahrhaftigkeit kitsch- fern auf die Füße zu stellen. ES wird der liebevollen Mitarbeit von Leuten bedürfen, die Künstler, Ueberzeugte und Sachkenner zugleich sind, denen von ihren Auftraggebern, privaten wie offi- ziellen, vollste Gestaltungsfreiheit garantiert wird. Die bisherigen versuche des Films, an soziale Probleme heranzutreten, hat seine glänzende Ohnmacht, sie nur im gering- sten zu bewältigen, bewiesen. Ziehen wir nur als Beispiel die AufkärungSfilme»ES werde Licht!" und„DaS keimende Leben" heran. Es stsht außer jedem Zweifel, daß beide, die immerhin den ernstesten versuch bedeuten, an den Kern der Fragen überhaupt nicht herankommen: an die sozialen Ursachen der zu bekämpfenden Mißstände. Können sie das nicht, find sie zu oberflächlich dazu, so wird ihr Zweck in da« Gegenteil verkehrt, so wird au» der War- nung Anreiz, aus der Werbung lächelnde Abwehr. ES mag richtig sein, haß die, Zensur einen tzmiptteil der Schuld trägt, aber es macht doch den Tindruck, daß Milieu, Handlung und Tendenz Pein- lich auf das empfindsame Gemüt der seidcknisternden Welt vom Kurfürstendamm eingestallt war. DaS geschäftstüchtige Filmkapital hat inzwischen wie so man- cheS andere zeitgemäß«umgelernt", aber ihm und seinen Schreibern vertrauensselig baS Feld zu überlassen, hieße von vornherein das Werk verkitschen und damit seines guten Sinnes zu berauben. Das Tätigkeitsfeld des neuen FilmS ist meiner Anficht nach unendlich viel weiter, als es von den Herren Rudolf und Hausen an dieser Stell« umrissen wurde, in dem Umfange weiter, als die Kulturpolitik der Sozialdemokratie über das Parteiagiaio- rische im engeren Sinne hinauSreicht. Gewiß sind die Zeiten der Revolutionen und des Sozialistengesetzes naheliegende, wichtige Und dankbare Stoffe, aber diese gewissermaßen internen sozia- listischen Gebiete genügen nicht, um die Wirkungswett« der so- zialistischen Anklagen und Umgestaltungen vor Augen zu führen. So stark dal öfientliche Interesse am Werden der revolutionärer Eozialdcmotratie ist, so bestimmt kann man annehmen, daß erst die umfassendste Darlegung ihrer Ziele weit«, bisher fern- stehende Schichten von ihrer Notwendigkeit überzeugen kann. vorbildliche Führung und die Hauptarbeit fällt dem Bild- und Filmamt zu, das jetzt unter der Leitung der A.» und S.-Räte steht. Das Amt wird«s aber nur leisten können, wenn ihm Helfer er- stehen: an tüchtigen Geistesarbeitern und ihrer Bereitschaft dürfte es nicht fehlen. Sie�heranzuholcn, ist das Gebot der Stunde. A. Zickler.
Welch ungeheuren propagandistischen Wert ein taktvoll ausge- nwchter Tendenzfilm besitzt, hat endlich sogar die militaristisch« Regierung eingesehen und demzufolge das»Bild- und Filmamt " in finanziell großzügiger Weis« füe diese Anecke gegründet, nebenbei aber noch außerdem die.Ufa" lUniversum-Film°A.-G.) mit einem StaatSzuschuß von 7 000000 M. für das gleich« Ziel gewonnen. Seit zehn Fahnen sehnt« ich mich danach, einmal einen rein sozialdemokrafischen Film herstellen zu dürfen, doch schon der Per- such dazu wäre unter dem alten Regime natürlich strafbar gewesen. So war auch ich unter dem Ztvange der Berhältnisse genötigt, den üblichen rührseltgen Film kitsch zu verbrechen, ja sogar«inen.patrio- tischen" Film zu verzapfen, der dann allerdings imter dem Einfluß meines roten Unterbewußtseins so ausfiel, daß ihn die da- malige Regierung zwei Monat« später verbot, weil die Herren Krautjunker sich darin gar zu naturgetreu wiedergegeben sahen. So reges Interesse jedoch die alt« Regierung der Filmprvpa- ganda entgegenbrachte, so gerin« scheint dies leider noch bei der neuen zu sein. So passierte eS mir, daß ich mit dem Manuskript emei sozialdemokratischen FilmS, daS ich der Regierung zur vor- hevigen Begiltachwng vorlegen wollte, ausgerechnet an einen Herrn im Auswärtigen Amt verwiesen wurde, der als typischer Vertreter des alten Regimes dort noch da«.Filmwesen" verwaltet und mir beträchtliche Mengen Wasser» in meinen sezialfitischen Wein schütten wollte. DaS auch mir zunächst zuständig erschienen« Bild- und Flkmornt lehnte jede Stellungnahme von vorhinein ab, da ihm vorläufig jegfich« Propaganda untersagt sei. ES ist«ls» tatsächlich vorläufig lediglich die natürlich rei« kapitglistisch«rientierte Privat- industrie zur Ausführung derartiger AgitattonSfifinS vorhanden. und ihre Untenrehmer tun natürlich ihr Möglichstes, diesen FilmS Menschen, denen man den Beruf auf dreißig Schritte anroch und mit denen man weder in einem herrschaftlichen, noch in ein ein anboren HouS Ehr« einlegen konnte. Unsere beiden Scheinwerfer aßen sonderbarerweise genau so lange wie wir, hatten stete zur gleichen Zeit MsonderungSbedürfnnsse wie wir, nur daß sie un- schuldig zur Decke sahen, wenn wir die Herren Deöbachtcr musterten, und daß sie nach der ersten Flasche Roten den Wettkampf aufgaben unü trotz des Sprichwortes Bier auf Wein tranken. Langsam schlich die Zeit dahin. Endlich näherte sich die vierte Nachmittagsstunde; wir beglichen unser« Rcchmrng und brachen aus. Im Hausflur drücke ich unserer Kellnerin mein« rote Armbinde m die Hand, mit der Mite, das mir in den ersten RevolutionStagen von den Matrosen verehrte Abzeichen aufzubewahren. Ich hätte ev ungeru in den Händen der Franzosen gesehen. Zur bestimmten Munt« waren wir im Hrnchtquarfier. Hier waren un»«in capitain und sein Adjutant beigegeben. Wir durften rauchen. Di« Wachoffiziere ließen es an zuvorkommender Haltung nicht fehlen. Wir konnten dt« Intelligenz und die vornehm« Eleganz der Offizier« bewundern und Vergleiche mit preußischen Borgesetzten ziehen. E« wäre ein Fehler, wollte man dies« Tatsachen vorschweigen. Wen man auch aus den besetzten Gebieten hört, jeder lobt die Haltung des einzelnen fraupösischen Soldaten, mögen auch viele Vorschriften von oben rigoros*nd erbitternd sein. Sechs Uhr! General Mangin läßt bitten. Unterwegs begeg- neu uns Dachende von Mainzer Mädchen mit französischen Soldaten im Arm. Unser Hauptmann bringt uns zum Schloß des früheren Großherzogs. Im großen, prächtigen Wartezimmer prangen die Oelgemälde österreichischer Kaiser. Di« gold- und weißgestrichenen Gitter der HeizungSkörper tragen den verschlungenen Namen E. L., darüber die Krone und über ihr liegt daS Käppi eine« fvanzösischen Offiziere. In diesem Haus« sind wahrlich hundert Jahre verschwunden wie ein« Woche in der Rächt. Wir haben be- schlössen, daß nur drei KommissionSmiiglieder mit dem General verhand vlu sollen. Dem geschieht s». Nach etwa einer Stunde kommen die Drei zurück. Der General war sehr freundlich. Er hat beachtenswert« Zugeständnisse gemacht. Wir sind mit dem Vr- folg zusrieden. Der eapitaln entschuldigt sich, daß«r un» zu prieanniar» libra» machen mußt« und bringt un< zu« Justiz» Palast zurück. D»»t laben wir ihn ein, gelegentlich nach Frankfurt zu kommen, um die wirtschaftliche Lage der Stadt kennen zu ler- »en. Er lehnt dankend ab.„Un» trennt«in Graben! W-eS»ei Ahnen vorgeht, erfahren wir au» Ihren geiktnge*. im übrigen Jüchen wir nur die Aufgabe, unser« Truppen zu sichern!" Und als ihm unser Sprecher zum Abschied die Hand geben will,«lS persönlichen Dank für die zweiMoS mannigfachen Unterstützungen. tae tut» der capitain besonders bei General Mang'm angedeihcn
jede Spitze gegen da? Kapital zu nehmen. ES kommt daher viel aus das Nüc-aral des Regisseurs an— vorausgesetzt, daß dieser überhaupt mit dem Herzen dabei ist(!)—, wenn wirklich«in gut soz ialdem o kra ti i che r Film herauskommen soll. Darum mein« ich, gründet von Partei wegen ein Propagandafilmunternehmen und schließt die kapitalistischen Interessenten auS, die heute unsere reine Sache zur Füllung ihres Geldbeutels ebenso gern benutzen, wie gestern noch die Sache de? Militarismus! Film und Press« gehören in die gleiche Linie beim Kampfe um die Meinungen. Filmregisseur Dr. Viktor Mendel.
Daß eine Agitation für den Sozialismus durch den Film möglich und erwünscht ist. ist eine unbestreitbare Tatsache, ob aber die Produktion durch die heute vorhandenen Filmgesellschaften ge- schaffen werden kann, ist eine zweite Frage. Ich möchte die letztere ohne weiteres verneinen. Bei unseren deutschen Filmfabriken herrscht die Massenproduktion von Sensation und Schund. Der blödsinnigste Kitsch kann leichter angebracht werden als ein Sujet, das einen belehrenden und ernsten Inhalt hat Alle Achtung mußte man in Friedenszeiten für die französische Pathe -Produktion haben, die sogar eine vornehme wissenschaftliche Abteilung hatte, und auf diesem Gebiete die prachtvollsten Schöpfungen zustande brachte. In der deutschen Filmmache herrscht der.Star", d. h. die Fabriken verlangen vom Autor, daß er für eine Person männlichen oder weiblichen Geschlechts, die sich in gewissen Posen und Situationen gefällt, ein Stück zurechtschreibt. Der Inhalt darf selten historisch sein; für den männlichen.Star" möglichst Detektivsach« mit einem Einschlag, der eben die Spezialität des betreffenden.Künstlers" ist, bei Damen ein« LiebeShersinenfache, wo möglichst die Figur zur glänzenden Geltung kommt. Der Autor ist also gezwungen, irgend- ein schlüpfriges Sensationsstück zu brauen oder einen Romanstoff nach dem Gefallen der Diva umzumodeln. Was bei dieser Art von Arbeit für literarisches Gehalt herauskommt, kann sich jeder selbst ausmalen. Macht man den Versuch mit ernsthaften Themata, mit Stücken, die ein soziales Problem behandeln, so stößt man(mit seltenster Ausnahme) auf den Widerstand der Direktionen. Die einfachste Antwort ist: Das Publikum verlangt den Kitsch. Und leider— man kann ihnen gar nicht so Unrecht geben. Die Art der Produktion hat in der Tat zu einer Geschmacksverirrung des Kinopublikums geführt, die einem Tiefstand an Kunstsinn gleich- kommt. Aber die Schuld liegt wieder an den Fabriken, welche den Personenkultus der Filmdarsteller hochgebracht haben und nun das Publikum daran gewöhnen, ihren„Liebling" in den Filmen wieder- zufinden, ganz gleich, ob der Rahmen— auS Blech ist. Will man also, der Zeit gemäß, dem denkenden Arbeiter und dein Ktnopublikum soziale Filme vorführen, so meide man die Kinopro duktian der herrschenden Filmfabriken. Der einzige Weg ist: der Sozialismus schaff« sich eine eigene Produktion Sanstalt. Der „Film Sozialismus" sollte auch nur von Partei wegen in Szene gesetzt werden. Die Schriftstellerwelt, so weit ich sie kenne(und ich bin über 30 Jahre in dem Fach tätig), würde ein Institut, welches den wissenschaftlichen und sozialen Geist in die Film- Produktion brächte, mit Freuden begrüßen. P. Riedel. »» « ES muß zunächst festgestellt werden, daß der übergroße Teil der in der Filmbranche beschäftigten Regisseure, Schriftsteller und Fabrikanten politisch ein unbeschriebenes Matt sind, die Aufklä- rungSsil-nw im sozialistischen Sinne überhaupt nicht machen können. Der Titel allein macht noch nicht den Film, sondern nur der Inhalt. Wenn wir jetzt in den Fachzeitungen die Ankündigungen der Film- brauche lesen, so gibt«S jetzt im Film.August Bebel , JaureS , RöbeSpierr«, sogar Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit". Alles doch nicht mit dem Zweck, mit diesen Titeln Film« im sozalistischen Sinn« zur sozialistischen Aufklärung herauszubringen,„klon oletl" Nach meiner Ansicht ist auch der Film.Ferdinand Lassalle " kein Film, der der sazialistischen Aufkläning dient. Um sozialistisch« FilmS herzustellen, fehlen die elmentarsten Grundbedingungen und die sind zunächst proletarisches Denken und Fühlen, die jahrelange gewerkschaftliche und politische Schulung. Wenn di« Gewerkschaft»der die Partei AufklärungSfilme machen wollen, so kann unmöglich ein Unternehmen, wie d«S Wld- -------------- 1----- i--------- 1-----■"■■■inaj"■J-'—i...— i— n— Iii-.. iteh, da wies jener die Hand zurück..Was der General aus eigenem tut, dessen brauchen Sie sich doch nicht zu schämen?" ,N«inl Wir sind Gegner!" und der Herr Hauptmann neigt den Kopf und wir find entlassen. Zwei Minuten später gibt der capitain unten vor der Garage einem französischen Offizier den Befehl, uns bis zur Grenze zu begleiten. Spät am Abend verlassen wir Mainz , nachdem wir vorher noch einmal ohne Spitzel im„Holländischen Hos" geyessen hatten. Unsere beiden Wagen vornweg, hinterher der Begleiter. Auf dem Rückweg läßt uns kein einziger Posten durchfahren. Stets muß uns der Offizier ausweisen. In tiefer Ruhe liegt daS Land und die Dörfer. Selbst da« Hundegebell klingt verschüchtert über dir Hofmauern. Am Himmel kämpfen Mond und Regenwolken um die Herrschaft. Ueber sie siegen die Dutzends von Scheinwerfern, die im Halbkreis von Mainz unaufhörlich ihre Lichtbündel hin- aussenden und den Feind suchen. Der Feind! Er liegt zer- schmettert am Boden und kann keine Ruhe finden. Wie gehetzt fliegen wir voraus, hinterher der französische Leutnant. Arm« Hetumt, armes Deutschland !
�öel, Gröen und Titel. Ohne Zweifel: der Rätrkongreß folgte dem Zuge der Zeit, als er Wer die korrupten Ueberbleihsrl einer finsteren Vergangenheit den Stab brach. Kein Tag ohne neu« Titel, konnte man variieren, und nicht einmal der Witz oes„SimplicissimnS" reichte auS, sie dem Fluch der Lächerlichkeit zu überantworten. Man hält sich am besten an den alten Glaßbrenner, der dem Gewusel der Titelsüchtigen mit dem radikalen Wunsche begegnet: Hol' euch all' der Geier l In einer Zeit, in der nur das Verdienst gilt, könnte man eigeitt- lich. wenigsten» für den Ueber gang, die Orden tolerieren. Sie sind eine gute Kennzeichnung für den Träger: Nur Anmerkungen sind sie, die Herren, zum Text der Geschichte: Darum hat man sie auch all« mit""" versehn, sagt Herwegh . Und an anderer Stell«: Adler! ihr klassische» Adler, ihr ordentlich colen und schwarzen! A» mit tnwwet«in Art, sammoln die Adler sich schnall. Mor wie steht'S mit den Kriegsauszeichnungen? Nun, der kmupt, Militarismus hat auch sie entwertet. Vom Eisernen Kreuz sagte man. eS gebe 1. ein? mit dem Namen„Loreley "«'Ich weiß nickü wa» soll das bedeutend, f. eins mit dem Namen„Lohen- »ritt"(Nie sollst du mich beftaaeu) und erst das dritte hieß»Ehrlich- Hata(Ehrlich hat er» verdient). Der einfache Mann hat zu häusig gesehen, wie mit dieser Auszeichnung»für Tapferkeit vor dem Feinde" Schindluberspiel getrieben wurde, um vor dem Ordens- weseu noch Respekt zu haben. Meinetwegen:, dem Beodienfie seinen i
und Filmamt es ist, herangezogen werden, das vom Staat unter- halten wird. Es wird sich empfehlen, wenn derartige FilmS her- gestellt werden sollen, daß von der Partei oder der Gewerkschaft Privatunternehmer damit beauftragt werden, oder aber, was noch billiger und praktischer wäre, es werden von der Partei oder Ge- werkschaft selbst FilmS. hergestellt. Bh. =»* * Als ich im Jahre 1904 als erster mit der Idee, den Film und. das Bild als Werbe- und AusklärungSmittel zu verwenden, hervor- trat, stieß ich selbst in ven großzügigen nordamerikanischen Fach. kreisen auf erheblichen Widerstand. Die bald darauf erzielten Er- folge belehrten aber diese Kreise eines Besseren. Film und Bild, nach Bedarf wo notwendig durch das gesprochen« Wort unterstützt, können als Werbe- und AusklärungSmittel heut« auf allen Ge- bieten gar nicht zu hoch eingeschätzt und zu oft angewandt werden. In Deutschland hat man von jeher die Presse, als Vertreterin der öffentlichen Meinung, und ihre Macht viel zu gering bewertet. Die deutsche Presse, wie auch das deutsche Nuchr ichtentves«n, war daher bei Kriegsausbruch viel zu wenig gerüstet, um die verderbliche Lügen- und VerleumdungSflut des feindlichen Auslandes ,u be° kämpfen. Auch daS„neue" Deutschland scheint sich von den alten überlieferten Vorurteilen auf dem Gebiete nicht richtig fteimachen zu können. Jedenfalls ist seine Aufklärungsarbeit im A u s l a n d e bisher eine völlig ungenügende gewesen. Besonders das überseeische neutral« Ausland ist über die Vorgänge in Deutsch - land in völliger Unkenntnis. England, di« Vsveinigten Staaten und auch Frankreich setzen all« Hebel in Bewegung, um die Er- folge der deutschen Sozialdemokraten zu verringern und zu der- schweigen. Eine sachgemäße, gründlich« und erfolgreiche Aufklärung zu- guusten Derftschland» tut aber nicht nur aus politischen- sondern vor allen Dingen auch aus rein wirtschaftlichen Gründen bitter not. Die von Deutschland dringend benötigten Rohstoffe werden ihm aber vorenthalten bleiben, wenn es nicht gelingt. daS über- seeische neutrale Ausland zuverlässig über das neue Deutschland und den revolutionären Umschwung aufzuklären. Auf der anderen Seite muß aber auch dafür gesorgt werden. daß der deutsche Sozialismus nichts mit Bolschewismus und An- archismus gemein hat, wie Deutschlands Feinde dies jetzt fort- gesetzt behaupten und verbreiten. Hier schließt sich nun die Werbe- arbeit an die voraufgegangene Aufklärung an. Der Weft muß gezeigt und bewiesen werden, daß die neue„deutsche sozialistische Republik" etwas andere» für die Menschheft bedeutet als di« bis- herigen Republiken, die durchweg im Banne der Plutokraten und Advokaten schmachten. Auf diesem Gebiete könnte mit Film und Bild eine zugkräftige Aufklärungs- und Werbearbeit betrieben werden. Di« erreichbaren Erfolge würden langsam aber sicher nicht nur dem neuen Deutschland , sondern der gesamten Mensch- Heft zugute kommen. Selbst in Deutschlands eigenen Gauen scheint heute eine zug- kräftige und zielsichere Aufklärung», und Werbearbeit durch Film und Bild bitter nötig, um in den breitesten Schichten des deutschen Volkes Verständnis für die Errungenschaften der Revolution zu erwecken. Ein leider noch viel zu großer Teil der Bevölkerung steht heute, wie auch früher, mit gekreuzten Armen tatenlos da. läßt sich vom Winde treiben und vermehrt mit seiner Verständnis- losigkeit lediglich die Menge der unzufriedenen Schreier. Außer- dem aber hat da» neue Deutschland auch die Pflicht, daß alle seine Bürger politisch gründlichst aufgeklärt und erzogen werden. Wenn wir ehrlich sein ioollen, müssen wir uns doch selbst zugestehen, daß da? deutsche Volt in seiner Masse politisch am ungeschultesten war und ohne Zügel und Scheuklappen überhaupt nicht auskommen konnte. Ter Staat, oder richtiger gesagt die Obrigkeiten, hielten sich bisher ßür berechtigt, Kunst und Wissenschaft, Erziehung, Religion und Politik, alles, aber auch alles nach ihrer Schablone zu regeln und zu ordnen. Di« Bürger des heutigen Deutschlands müssen aber politisch reife Menschen sein, die imstande sind, ihr eigenes Geschick in di« Hand zu nehmen und sich dauernd von der bisherigen behördlichen Bevormundung frei zu halten. Bei der nachwachsenden Generation mag die Schule ihr Werk tun. bei der heute lebenden muß aber ein« zielsichere, großzügige Aufklärungs- und Werbearbeit einsetzen, soll das heute Errungene nicht bald wieder verloven gehen. Wirklich gute Erfolge werden sich aber auf diesem Gebiete lediglich durch die Indienststellung von Film und Bild erreichen lassen. O. Sperber.
Stern. Ab« wieviel Orden wurden verdient? Die meisten wur- den eniwede: erdient oder erdienert oder, meistenteils, erdiniert. Die Leute, die ihr« Orden od« Kriegsauszeichnungen wirklich verdienten, sollte» sie ablegen, um nicht mit den Vielzuvieftn verwechselt zu werden. Damit will ich nicht sagen, daß ich mein« AuS- zeichnung verdient hatte. Ab« da ich die WeihnachtSwünsche meiner .Kinder nicht befriedigen konnte, schenkt« ich es ihnen, und ich finde, daß das Kreuz seinen Zweck erst jetzt richtig erfüllt. Auch für die Abschaffung des Adels schlage tch eine UebergangS- zeit vor. ES ist unter dem alten Regime vorgekommen, daß«Bü» ger" in den„Adelsstand erhoben" wurden, ebenso, daß ein adlige» ganz besoixdsrS anrüchiges Individuum von den Höhen adliger Er- klusivität in die bürg«liche Mischpoche befördert wurde. In beiden Fällen erhoben sich immerhin zwei oder drei.deuwkcatffche" Stimmen, die gegen diese offensichtliche Beleidigung de? Bürgertums protestieren. Wollen wir nun dies« ganze Gesellschaft so ohne wei- tereS in unser« Reihen ausnehmen? Gewiß: Demokratie über alles, also darf auch der?ldel nicht schlechter gestellt werden wie jeder schlichte, pflichttreue Mensch. Aber man lasse die Herrschaften doch selbst di« Konsequenzen ziehen. Wer nach einem befristeten Zeit- räum noch immer glaubt über uns ganz gewöhnlichen Sterblichen zu stehen, der darf sich nicht bekkayen, wenn die Demokratie ihm auf seine Uebechcbung anttvordet, wie einst da» florent iniische Volk. In HerweghS„Gedichte eines Lebendigen", zweiter Teil, ist folgen- der Vierzeiler zu lesen: Lange genug erhob ich zum Adel eueren Abschaum: Nehmt jetzt,' Bürger, dafür adligen Kehcricht zurück! Andres erzählt die Geschichte vom florentinifchen VolZe, Das mit dem Adelsdiplcmc feine Verbrecher bestraft. Der neuen Regierung und dem alten Adel übergebe ich meine« Bo-rschlag zur Prüfung. _ Karl Lindow.
Notizen. — Volksvorstellungen zu billigen Preisen in den beiden StaatStheatern. Der Minister für Wissen- schaff, Kunst und Volksbildung. Adolf Hoffmann , hat mit den Di- rektoren der Oper und des Schauspielhauses di« Vereinbarung ge- troffen, daß, bereit« vom Januar ab, allmonatlich eine Reihe von »elkstümliche» Vorstellungen in beiden Häusern devanstaltet wird, dene» sich dann spät« Ausführungen für Schüler»u noch bedeutend ermäßigten Preisen anschließen sollen. Für diese Veranstaltungen ist eine LuSwahl unter den wertvollsten Werke» der Literatur geirvssen worden, die demnächst durch besondere Anzeigen bekannlgeacben iuird. ES ist Fürsorge getroffen, daß der Zwi scheu Handel ausgeschaltet werde. Bestimmungen hierüber, sowie über Festlegung der Preise, Ort des Vorverkaufs und die einzelnen Spieltage werden demnächst veröffentlicht werden.