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bier an der Bahl waren sämtlich als Mitglieder ver Unabhängigen Partei legitimiert.

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In den Vermittlungs"-Berhandlungen sagte a afe: Wenn diese Verhandlungen zu einem greifbaren Ergebnis führten, so würde der Erfolg der sein, daß sich die Unab­hängigen von Spartakus trennten, die Spartafiften würden dann Offiziere ohne Mannschaften sein. Damit ist flar eingestanden, daß die Unabhängigen den Spartakus- Offi­zieren die Truppen stellen. Es erweist sich, was wir schon immer sagten, daß die Unabhängigen in jeder kritischen Situation, zur Verzweiflung eines Teils ihrer Führer, auf Auch die soge­bie Spartakus- Seite hinüberrutschen. nannten revolutionären" Dbleute sind zum größten Teil nicht Spartafisten, sondern Unabhängige.

Die Freiheit" flagt schon darüber, daß jest geschossen wird, und sie meint nicht mit Unrecht, damit würde die Sache des Sozialismus getroffen. Aber alle Welt hat nur ein Sohngelächter dafür übrig, wenn die Sache so dargestellt wird, als trage die sozialdemokratische Arbeiterregierung Schuld daran, daß geschossen wird. Spartakisten und unab­hängige waren es, die unablässig zum Bürgerkrieg hezien. Unabhängige und Sportafisten waren es, die die Zeitungs­betriebe und andere öffentliche Gebäude stürmten und die Breßfreiheit unterdrückten. Der unabhängige Polizei­präsident" Eichhorn hot am Montag dem Stabifommandanten Fischer ins Gesicht gesagt, es sei beschlossen, die Regierung Gbert- Scheidemann mit Gewalt zu stürzen.

Bei so flarem Tatbestand die Schuld auf die Regierung zu schieben, dazu gehört ein Webermaß von Heuchelei. Die Regierung bleibt, um dem Volte sein Recht zu sichern, das es am 19. Januar ausüben soll und das ihm verloren ginge, wenn die brutale Gewalt siegte. Jeßt, wo es flar wird, daß die Geschichte schief geht, beklagen sich die Gespaltsapostel über Gewalt.

Die Sache des Sozialismus wird durch sie geschändet und geschädigt. Gerettet werden tann sie nur durch den Sieg der Sozialdentofratie!

Die erstürmung der Reichsdruckerei.

Ueber die Erstürmung der Reichsdrnderei, die, wie wir schon gestern meldeten, in der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag erfolgte, werden uns noch folgende Einzelheiten berichtet:

Die Reichsdruderei galt als ein besonders starker Stützpunkt der Spartafiften, dessen Einnahme diese als einen besonders großen Erfolg betrachteten. Was sie zur Berteidigung des Ge bäudes tun fonnten, war gewiß geschehen. Um so überraschender

Arbeiter, Bürger, Soldaten!

Es geht ums Ganze!

Anabhängige Sozialisten, revolutionäre" Obleute and Spartakus haben sich vereinigt, um den Kampf gegen den Sozialismus und die Demokratie mit allen Mitteln der Ge­walt aufzunehmen und ihre Diktatur aufzurichten. Dem­gegenüber muß sich jetzt jeder entscheiden.

Es gibt nur ein hüben und Orüben!

Alle Hoffnungen, daß noch eine Verständigung herbei. geführt werden könnte, find zunichte geworden. Nur durch den entschlossenen Willen der Volfsmehrheit kann die Orb­nung und die Sicherung der revolutionären Freiheiten erzwungen werden..

Vier Jahre haben wir um die Beendigung des Völler­mordens gekämpft. Wir glaubten, daß jezt endlich die Ver­nunft gefiegt hätte und das Blutvergießen für alle Zeit auf­hören würde. Dieselben Leute aber, die sich a's die schärfsten Ariegsgegner gebärdeten, sind jest mit Wollust dabei, das Blut der deutschen Arbeiter zu bergießen. Spartakus trägt die Verantwortung für dieses Blutvergießen, zu welchem er stündlich aufreizt, und die Unabhängigen leisten ihm hierbei Helferdienste.

Die Vermittlungsversuche der unabhängigen fozialdemokratischen Partei kann man demnach nur als Scheinmanöver bezeichnen. Während sie hier die Rolle des uncigennüßigen Bleflers zu spielen versnen, sind alle Aufrufe aum gewaltsamen Kampf gegen Ordnung und Demokratie, gegen den Willen der Volts mehrheit und gegen die Regierung von ihnen mitunterzeichnet! Dabei wußten die Unabhängigen genau, daß sie überhaupt feine Vollmacht zu Verhandlungen hatten, da der eigentlich tonangebende Liebknechtsche Spartakusbund von vornherein jede Teilnahme an den Einigungsverhandlungen abgelehnt hatte.

Die Unabhängigen haben längst jeben Einfluß auf die Arbeiterschaft verloren.

Die Regierung machte zur Voraussetzung jeder Ver­handlung, daß die gewaltsam besetten Zeitungen freigegeben würden. Dies wurde von den Unabhängigen ab­gelehnt, die sich damit im Zeitalter der Revolution als Feinde der Breßfreiheit kennzeichnen. An ihrer Schuld find also die Verhandlungen gescheitert.

war der vollständige und leichte Erfolg, den die Deshalb Augen auf! Leht euch nicht täuschen!

Regierungstruppen hier errangen.

Der Angriff begann Mittwoch, 11 Uhr 30 Minuten mit zwei Schüssen, die aus leichten Feldgeschüßen gegen das An­griffsobjeft gerichtet wurden. Ein starkes Maschinengewehrfeuer, das etwa 20 Minuten dauerte und aus dem Gebäude heftig er­widert wurde, folgte. Dann begann der Sturm von der Dranienstraße aus, der von der Republikanischen Soldatenwehr, und Mannschaften des Maitäferregiments ausgeführt wurde. Im Innern des Gebäudes wurden noch einige Flintenschüsse ge­wechselt, dann ergriffen die Berteidiger die Flucht. Den meisten gelang es, das Freie au gewinnen. Bier Mann verkrocher sich in dem Fahrstuhlschacht und wurden dort ausgehoben. Gie hotten jämtlich Erkennungsmarfen der unabhängigen Bartei!

180 Godesopfer.

Bis gestern nachmittags 5 Uhr waren gegen 180 Todes= opfer gezählt worden. Es handelt sich zum Teil um Auf= ständische, zum Teil um unschuldige Passanten, die ahnungs­los ins Feuer geraten waren. Die Verluste der Regierungs­truppen find bisher überraschend gering.

Da die Aufständischen die Wiederherstellung ber Preßfreiheit verweigern, die Regierung gewaltsam zu stürzen und die Wahlen des 19 Janua. zu verhindern suchen, da sie sich weigern, die widerrechtlich besetzten Gebäude herauszugeben und noch immer, wenn auch schon mit merklich geschwächter Straft, neue Angriffe versuchen, dürfte die Verlustliste des Berliner Bürgerkrieges mit her oben angegebenen Zahl leider noch nicht abgeschlossen sein.

Ein neuer Vermittlungsvorschlag.

Die Haltung der Regierung.

Gefterr nachmittag erschten eine aus 8 Mitgliedern der So­gialdemokratischen Partei, der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands und der Kommunistischen Partei bestehende Depu tation der Arbeiter von Schwarzkopf und der A. E. G. beim Zentralrat. Die Deputation war am Vormittag bei der Demon stration im Humboldhain gewählt worden. Sie erklärte, im Auf­trage der Arbeiter ihrer Betriebe versuchen zu wollen., ob eine Einigung unter den Berliner Arbeitern zustande zu bringen sei. Wenn nicht mit den Führern, fo gegen fie.

Der Vorsitzende des Zentralrats, Genoffe Leinert, ver­ficherte, daß von seiten der Regierung und des Zentral­zats solche Einigungsbestrebungen aufs wärmte ge= fördert werden würden, daß aber nach wie vor für beide die Voraussetzung des Eintretens in Verhandlungen die 23ieberherstellung völliger Breffreiheit

fei. Die Deputation erklärte sich mit diesem Standpunkt einver­standen und begab sich vom Zentralrat zur 11. S. B. D. und zur Kommunistischen Partei. um auch dort ein Einverständnis zu er zielen. Ueber das Ergebnis ihrer Bemühungen wollte sie noch am felben Tage dem Zentralrat Mitteilung machen.

Die Regierung steht auf bemfelben Standpunkt. wie der Zentralrat. Auch sie wird jede Möglichkeit begrüßen, die Blut­vergießen vermeiden will. Ein Ergebnis der Verhandlungen, die nach Wiederherstellung der Presfreiheit sofort aufgenommen werden sollen, kann sie sich aber nur dann versprechen, wenn da­bei vor allen Dingen die Entwaffnung aller Zivil. personen

gründlich und grundsählich burchgesezt wird. Die Ausfechtung des Kampfes im revolu tionären Staat mit geistigen Waffen anstelle der Gewalt, wie fie auch von der Deputation verlangt wurde, kann sich natür­lich nicht nur auf Berlin beschränken. sondern muß von den be­teiligten Barteien über das ganze Reich hin durchgeführt werden. Nur so läßt sich die Wahl zur Rationalversammlung und diese selbst in unbeschränkter Freiheit sicherstellen. Darin aber sieht die Regierung nach wie vor die vornehmste Aufgabe. die fie mit aller Entschloffenheit durchführen wird.

Wenn jetzt die Unabhängigen in den Betrieben immer wieder zur Einigung auffordern, so ist das eine Irreführung der Arbeiter, die in Wirklichkeit nur zur Verstärkung der Verhegung dienen soll. Die sozia demokratische Mehrheits­

partei, die Betrichsvertrauenstente und die Arbeiterräte, welche auf unserem Boden stehen, sind entschlossen, den Kampf aufzunehmen und jeden Terror zu unterbrüden, ganz gleich, von welcher Seite er kommt.

Mit aller Entschiebenheit bekämpfen wir auch die hente von den Spartakisten und Unabhängigen ausgegebene Parole zum Generalstreit. Es fommt darauf an, die Berliner Bevölkerung vor Not und Hunger zu schüßen. Arbeiter und Arbeiterinnen! Arbeitet! Folgt nur den Parolen, die von uns ausgegeben werden.

Spartakus- Treiben im

,, Vorwäris"-haus.

Wir haben schon gestern den kommerziellen Herrscher des Hauses Lindenstraße 3 abgezeichnet, den entlaroten und aus dem Vorwärts" hinausgeworfenen Spigel Boeningt. Dieser wird in feiner revolutionären Tätigkeit von einem gewissen Herru Mattuch unterstützt, der in höchst primitiver Kaffenführung mit dem einkommenden Geld seine Taschen vollpfropft. Jede Art geregelter Buchführung scheint als fonterrevolutionär berpönt.

Die jog. Redaktion" wird von dem Russen Lewine und einem gewissen Fernbach geleitet. Von den Spartakus­Größen hat sich noch keine in dem gefährlichen Bau bliden faffen. Die Leutchen, die das Vorwärts"-haus in gutem Glauben ber Arbeiterschaft" zurüderoberten, beginnen sich erstaunt zu fragen, ob es das Leben von Familienvätern lohnt, den Herren Lewine und Fernbach ihre hervorragende Nichtbetätigung zu er­möglichen. Früher wurde der Borwärts" von Männern ge­schrieben und rebigiert, die seit Jahrzehnten in der Arbeiterschaft berwurzelt und in ihr bekannt sind heute herrschen bort bie unbekannten Herren Bewine und Fernbach als Faschingsredak teure... und schon naht Aschermittwoch!

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Die Arbeiter des Vorwärts" haben das Haus verlassen. Es riecht ihnen jest dort zu schlecht. Die Posten stehen sich die Beine in den Leib vor einem verödeten Haus, aus dem ab und zu ein fleines Blättchen voll leeren Redensarten in die Welt dringt. Man gibt seinen Groschen dafür, um zu sehen, ob der blödsinnige Standal noch immer nicht zu Ende ist.

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Das Ganze heißt: Die Wiedereroberung des Vorwärts" durch die revolutionäre Arbeiterschaft."

Spartakus- Ausflüge aufs Gand.

Am gestrigen Tage gingen drei Spartatus- Automobile mit Flugschriften und Rednern nach Brandenburg a. 5., Prenzlau und Frankfurt a. O. ab. Wie wir die Stim­mung der dortigen Gegenden kennen, möchten die Spartatus feine angenehme Aufnahme garantieren. Die Bewohner der mär tischen Landstädte haben keine Luft, die Berliner Schweinerei bei sich einbringen zu lassen und Straßenfämpfe zu inszenieren. Die Rote Fahne " beklagt fich bitter über böse Erfahrungen, die ihre Freunde in Magdebura machen mußten. Aber vet zum Bürgerkrieg hebt, hat fein Recht, darüber zu flagen, wenn er in eine Seilerei gerät. Das ist nicht lebensgefährlich und tann biel Schlimmeres berhüien.

In Wustermark versuchten Spartalisten Finazeuge und Bomber zu erhalten, fielen aber damit ab. Sie haben nur ihre freundlichen Absichten verraten,

Die Spandauer Zeitung besetzt.

Die Shandauer Zeitung" wurde einer Meldung der Te union zufolge am Donnerstag abend von 15 schwerbewaffneten Spartatiften befeßt und das ganze Personal heimgesdyidt.

Butige B'utige Kämpfe am 3entralviehhof.

Die Spedvorräte der Spartatiften.

Am Zentralviehhof fand am Donnerstag ein sehr heftiges Feuergefecht statt. Die Spartalisten wollten dies für die Bolfs. ernährung so wichtige Institut stürmen. Sie wurden aber blutig heimgeschickt. Sie verloren 3 Zote und mehrere Wet­wundete. Die Regierungstruppen hatten 1 Zoten und 1 Ver wundeten. Die Epartafisen scheinen beabsichtigt an haben, fich auf längere Zeit dort einzurichten. Denn außer einem Panzerauto und zwei Maschinengewehren ließen sie auch zwei Autos mit Sped in den Händen der Re­

gierungstruppen. Wenn es gilt, für euer Recht zu fämpfen, werden wir euch rufen.

Der Vorstand der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Trotzki lässt Lenin verbaften!

Theodor Fischer

Groß- Berlin( S. P. D.) Franz Krüger .

August Battloch.

Jer Srom der Freiwill gen.

Die Organisationsarbeit,

Der Zuzug von Freiwilligen hat sich bei den Werbebüros, außerordentlich verstärkt. Es ist nur mit großen Schwierigkeiten möglich, alle Hilfsbereiten zu bewaffnen und zu berpflegen.

Die Organisationsarbeit Nostea nimmt den besten Verlauf. Jn seinem Bereich sind alle Ver­suche von Spartakus, Unruhe zu stiften, mühelos unter­brudt worden.

Das Gerücht, dat die Lichterfelber Aabetten. anft alt bon Spartalisten angegriffen worden sei, entbehrt jeder Grundlage.

Die Freiheit" auf Lügenpfaben.

Es ist unmöglich, alle die Zügen zu widerlegen, die sich in den merkwürdigen Kampfberichten dieser Tage finden. Besonders die Freiheit" tut sich in blutrünftiger Aus­malung der Einzelheiten hervor, die nahezu alle erlogen sind und von denen jede einzelne den Zwed hat, die angeb­liche Grausamkeit der Regierungstruppen und ihre Lust. an mediosom Blutbergießen zu beweisen. Diese Ver­leumbungen sind eine fennzeichnende Illustration zu der Tatsache, daß sich die Parteifreunde dieses Blattes der Re­gierung als unparteiische Vermittler, als ehrliche Makler gegenüber den Aufrührern angeboten haben.

Allerdings scheinen diese Herren in der Berliner Orga nisation ihrer eigenen Partei nichts mehr zu sagen haben, was auch aus der Tatsache hervorgeht, daß die revolutionären Obleute ohne ihre Beihilfe mit dem Zentralrat verhandeln.

Die einzige Kampfhandlung, welche die Berliner Gar­nisonstruppen im Auftiag und zur Unterstüßung der Re­gierung vornahmen, war die Erstürmung der Reichs­druckerei, wo den regellosen Banden die unter dem Beschl der revolutionären bleute stehen, das Notenpreßmaterial in die Hände gefallen war, allerdings ohne daß sie in der Schnellialeit davon Gebrauch machen fonnten. Dieses Unternehmen hat feinerlei Opfer an Einzelleben gefordert ein Beweis, daß nur feste Entschlossenheit Blutvergießen vermeiden fann. Ebenfalls vorgestern nacht ist das Pro­vientant in der Köpenicker Straße und gestern früh das in Tempelhof von den Truppen des Oberfommandierenden No8te genommen worden ohne erhebliche Verluste.

Nach einer Meldung ber H. N. hat Tropfi Benin verhaften laffen. So ist es im bolschewistischen Tollhaus. Erhebliche Meinungsverschiedenheiten trägt man aus, indem man aufein­ander schießt, minder erhebliche, indem man sich gegenseitig ver­haftet. Kämen Karl Liebknecht und Rosa Luremburg and Ruder, so wäre die Frage alsbald nur noch die. welcher Teil des er­lauchten Herrscherpaares den andern einkapseln ließe.

Da die Meldung des holländischen Büros vorläufig noch un­bestätigt ist und ausführliche Meldungen fehlen, läßt sich die Tragweite des Moskauer Bolschewistenstreiches nicht übersehen. Bei der großen Popularität, die Lenin in Bolschemistenkreisen genießt, fann das angebliche Vorgehen Trokfis leicht eine neue allgemeine Halsabschneiderei und zum Schluß den Zusammen­bruch des russischen Gewaltregiments zur Folge haben.

Ende des

Berliner Strassenbahnerstreiks.

Die Straßenbahner haben Donnerstag nachmittag 8 Uhr Den Betrieb wieder aufgenommen. Nach dem Spruch des als Ginigungsamt angerufenen Gewerbegerichts erhält das Jahr­personal eine einmalige Zulage von 500 Mart, das Anfangs­gehalt für dieses beträgt monatlich 400 Mart und steigt bis zum Höchstgehalt von 500 Mart. Andere Arbeiter und Arbeiterinnen erhalten einen Sohn von täglich 11 Mart bei bezahl Reier­tagen im Monat.