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Nr.24. 36.Jahrg.

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.Gostalbemotrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der Tozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

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Mittwoch, den 15. Januar 1919

Vorwärts- Verlag G.m.b.H. , GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplay, Rr. 11753-54.

800000 Deutsche in Kriegsillaverei.

Der Abtransport ber Striegsgefangenen aus Deutschland | tonferens banera erbe. Bax werbe alles daraufeßen, toird in diesen Tagen beendet, bon der Rüdfehr der deut­ schen Gefangenen aus dem feindlichen Ausland ist aber noch nicht die Rede: ihre jahrelange Zurüdhaltung ist von der En­tenbe, namentlich von Frankreich geplant. Das verstößt gegen allen bisherigen Kriegsbrauche und gegen alle Gebote der Menschlichkeit.

"

Die Unterlommission für Kriegsgefangene der Dent­schen Waffenstillstandskommission in Spa schildert in einem langen Schriftstüd die hoffnungslose Erfolglosigkeit ihrer Be­mühungen, von den Gegnern die Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen zu erreichen. Das Schriftftüd klingt in folgende Worte aus.

be hilft nur eines: Der Zusammenschluß des gangen. Boltes, bas fich ohne Parteihaber in dieser einen Frage finden muß. Hier hat eines bitter not: Der Appell bes gana en Bolles an die gefante Menschheit, um die furchtbare Grautfarbeit des Verfahrens der Entente- Regierungen zu brand natten. Ob reich, ob arm, ob hoch, ob niedrig, ob Freud ober Feind, in dieser Frage müssen sich alle Deutschen über die Müfte bes Bartethabers hinons die Hand reichen, nur ein Gebante muß das deutsche Boll in seiner Gesamtheit beseelen: Die schnellste Serausgabe unferer Brüder, Gatten and Sobne aus ber Gewalt waferer Gegner

Massenmersammlungen ber Angehörigen miffen funttun, as fich in ber deutschen Boltsfeele abspielt. Die dort gefaßten Refolutionen müffen durch die Zeitungen eller Bertetrichtungen der ganzen Welt lumbgetan werden. Die Neutralen, bie Entente­Regierungen, insbesondere Amerita, müffen durch Funkspruch aufgeflärt werben

Es gilt, bes Gewiffen Sex gangen Belt weden.

Hin er ben Etball and ber gente le bed bentschen Bolles Ausband finben, baß das amerhörte Berfahren gegen deutsche Kriegs- und Stollgefangene einen unlöschlichen Haß im ganzen deutschen Bolfe erzeugen und bei großen Gedanken des Berföhringsfriedens vernichten meg.

Den deutschen Männern, die lange Jabue hinbred trem Baterlande das föftlichste Gut, die persönliche Freiheit, zum Opfer brachten, muß bas gange Baterland jest ble Trene bewahren!-

Ja, diefen 800 000 geht es schlechter als den Hundert, bie in Berlin gefangengenommen werden mußten, und sie find unschuldig! Wer auf Stlabenbefreiung" bedacht ist, follte Zeit haben, auch an sie zu denken!

Die ersten Barifer Beratungen.

TK. Genf, 13. Jannat. Ju Baris with halbamtlich bei tannt gegeben, bag an ber geftrigen ersten Beratung ber elftier­ten Großmächte Bräbent Biljen, Blob George, Gle menceau mb Orlexbe teffnahmen.

Dann

Beris, 13, Joanuar.( Habasmelbung.) Die Sthuig des InteralHerten Ariegsrates em Conntag Radmittag am Onei Orsay behandelte die Berlängerung des Waffen­stillstandes. Bechloffen wurde die neuen Bedingun gen Montag, den 13. Jannar , bekannt zu geben. wurde die Frage, wieviel Bertreter jebe Nation mur Friedenstonferenz entfenben solle, erörtert. Die franzöfifche Gruppe schlug 5, 4, 3, 2 oder 1 Bertreter für je einen Staat vor, je nach der Rolle, die der betreffende Staat im Kriege gesplen habe. Diese Besprechung führte nicht zur Einigung Man nimmt an, daß der Oberste Kriegsrat bis Montag vielleicht auc über die Frage der Friebenstonferenz schlüffig werden wird.

2ondon, 13. Januar. Eine antiche beltische Berlant barung aus Baris besagt, bab bie britische Reichsbelegation hente morgen verschiedene mit der kommenden Friedenskonferens ansam menhängende Fragen erörterte. Unter den vom Obersten Kriegs rat bezüglich der Berlängerung des Waffenstillstandes festgejes­ten Puntten befinden sich die Fragen bezüglich der Neber. gabe der deutschen Schiffe und der deutschen , bisher noch im Ban oder in Reparatur befindlichen Unterseebaote, die Bollendung der Uebergabe des Eisenbahn - und Transportmaterials und der aus den alliierten Gebieten mitgenommenen Maschinen. In einer zweiten Signng, die als nicht formelle Konferenz abgehalten wurde, wurde beschlossen, daß die

erfte formelle Sigung der Internationalen Präliminarlonferens T

am nächsten Sonnabend stattfinden foll

aris, 13. Jannar. ( Havas.) Durch Erlaß wird bei der Ministerpräsidentschaft ein aus 10 Bersonen bestehender Rechts­ausschuß zu gutachtlicher Mitwirkung bei der Friedenskonferenz gefchaffen.

Haag, 14. Januar. In einem Leitartikel bespricht die ,, Times" die Arbeiten der Friedenskonferens nnd sagt, daß es für den Augenblid unmöglich jei, anzugeben, wie lange die Friedens

bie Bespregungen so far wie möglich zu gestalten und so wieder zu dem Friedenszuftande zurüdzukommen, der von allen alliierten Rationen erstrebt werde. Es werde fich um einen Deutschland zu diktierenden Frieben handeln, jedoch würden die Deutschland anfzuerlegenden Bedingungen mäßig sein und nicht im entferntesten den gleichen, welche Deutschland , wäre es als Sieger ans dem Weltkrieg hervorge­Deutschland, wäre es als Sieger aus dem Weltkrieg hervorge­gangen, den Altierten auferlegen wollte, wie es auch vielfach ver­sichert hat.

Die Forderungen der Alliierten.

T. K. Genf , 13. Jannar . Der Matin" will aus unterrich teter Quelle erfahren haben, daß beim Bureau der Friedenston ferenz von den einzelnen Alliierten folgende For derungen angemeldet worden seien:

Frankreich verlangt die Annegion Elsaß- Lothringents, mi­festgestellt werden soll, und ein Teil Syriens . Die englischen litärische Sicherungen, deren Umfang durch die Verhandlungen Ansprüche erftreden sich in der Hauptsache auf die Kolonien und find nach Interessensphären zwischen dem Mutterland und den Dominions verteilt. Für fich selbst verlangt Großbritannien bor allem türkisches Gebiet, daß als Brüde zwischen ben afritani­schen Befihungen und Indien gedacht ist. Jtalien will die schen Befihungen und Indien gebacht ist. Jtalten will die Hand auf den Trentino , Istrien und Dalmatien legen, gerät aber bamit im Gegensatz zu den Südslaben, die Dalmatien gleich­falls für fich haben wollen.

Belgien bat einen Teil von Limburg und die freie Be mazung der Scheldemündung angemeldet, Rumänien wünscht Bessarabien , die Butowina und einen Teil des Banats, Serbien macht gleichfalls auf den Banat und in Mazedonien geltend, Griechenland verlangt den nördlichen Teil bon Epirus, Gebietsgutvachs in Thrazien und Kleinaften. Alle anderen ftrittigen Fragen follen auf Grundlage des Rationali tätsprinzips auf der Friedenskonferens geregelt werden.

Jm Westen beschlagnahmte deutsche Werte.

Mannheim , 14. Jammar. Die Franzosen haben bis jetzt in bem bon ihnen besetzten Gebiet Metalle, befonders Metall­algen, im Werte bou ungefähr 8 Millionen Mart be­Schlagnahmt,

Broteft Montenegros gegen Serbien .

Bern , 14. Jannar Tribuna beröffentlicht einen Brotest Mon­ tenegros gegen seine Vergewaltigung durch die Serben mit Unter­ftützung der französischen Besatzungstruppen. Die Montenegriner und Serben lieferten in Cetinje und anderswo wahre Schlachten. Die Montenegrineer zogen sich in das Gebirge zurüd.

Nach Meldung bes Baibacher Korr.- Bur. bersuchten monte­negrinische Bauern am serbischen Weihnachtsabend einen Butsch im Interesse der Dynastie. Der Butsch schlug fehl.

Eine Demariationslinie gegen Polen .

TK. Genf, 14. Januar. ( Meldung der Telegraphen- Rom­pagnie".) An der im französischen Auswärtigen Amt stattgefun­benen Konferenz zwischen den leitenden Staatsmännern der Altierten nahm auch Marshall Foch teil, ber erklärte, daß Deutschland das Kriegsmaterial gemäß den Waffenftillstands­bedingungen abgeliefert habe, daß aber in der Auslieferung der Lokomotiven und des rollenden Materials eine Verzögerung ein­getreten fei. Die Auslieferung der französischen Kriegsgefangenen fonne als befriedigend gelten, nicht aber das förperliche Befinden, Nach den Erklärungen Fochs soll der Waffenstillstand verlängert werden, die Entente müsse aber neue Forderungen auf­stellen, für deren Erfüllung als Gegenleistung die Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln in Betracht gezogen werden fönne. Einen breiten Raum in der Debatte nahm die Verband lung über die Auslieferung der deutschen Handels­flotte ein. Der französische Marineminister machte den Bor­fchlag, sweds Neberwachung der Ablieferung einige deutsche Häfen zu besetzen.

Die deutsch - polnischen Gegenfäße wurden gleichfalls erörtert, Beschlüsse wurden jedoch nicht gefaßt. Die Konferenzteilnehmer tvaren sich aber darüber einig, daß den Kämpfen durch Fest fegung einer Demarkationslinie ein Ende gemacht werden müsse und daß gleichzeitig von Deutschland verlangt werden müsse, daß der Bolschewismus in Rußland weder direkt noch in­direkt von Deutschland aus unterstützt werde.

Das Wahlergebnis in Baden .

TU. Baben, 14. Januar. Das Eegebnis der Wahlen stellt sich wie folgt: Bentrum 11 Size, Sozialdemokratie 85, De­mokraten 24, Deutsch- Nationale 7 Sige und Unabhängige mit 1550 Stimmen einen Sig

Bier Tage vor der Wahl.

Nur allmählich beginnt sich Berlin wieder daran zu ers innern, daß am nächsten Sonntag gewählt wird. Durch das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht aller erwachsenen Männer und Frauen wird das deutsche Bolt selbst entscheiden, welche Regierung und welche Stegierungs­form es sich zu geben wünscht.

Die Sozialdemokratie, die durch die Welle der revolutio nären Bewegung an die Spize des Reichs getragen worden ist, tämpft diesmal um die ganze Macht. Ihr Ziel ist es, erhalten, mit deren Hilfe fie die Verfassung der Republit so in der kommenden Nationalversammlung eine Mehrheit zu gestalten kann, wie es den Interessen und Wünschen des schaffenden Bolles entspricht, und damit für den Aufbau schaffen. bes Sozialismus die notwendigen Grundlagen zu

Bei diesem schweren Entscheidungskampf ist mun ein, menn auch nur geringer, Bruchteil der Arbeiterschaft der Sozialdemokratie in den Rücken gefallen. Dieser Bruchteil Sozialismus sei möglich ohne ja gegen den Millen der hat fich von der Wahnidee einfangen laffen, der Aufbau des Voltsmehrheit. Er glaubt, mit Gewalt fein Ziel erreichen zu können und und sieht in dem Bestreben, durch gewaltlofe Boltsentscheidung zum Sozialismus zu gelangen, nichts als Ronterrevolution und Verrat des Proletariats an die herrschenden Klaffen. Rosa Luxemburg lehrt in der Roten Fahne", daß alle Wahlfiege unnüß seien und daß man durch Niederlagen im Straßendampf den Sieg des Sozialismus vorbereite.

Sie überfieht, daß s. B. die Niedertuerfung des Kons mamecuftambes bon 1871 in Paris den franzöfifchen Sozialismus für Jahrzehnte zur Bedeutungslosigkeit ver­urteilt hat, und daß seine Wiederbelebung nur der ton­fequenten Beteiligung an den Wahlen und der Anerkennung der demokratischen Grundsäge, wie sie besonders durch den großen Jaurès erfolgte, zu danten ist. Sie überlegt nicht, was aus dem Sozialismus in Rußland zu werden droht, wenn dort eines Tages, was ja taum noch lange dauern tann, die bolschewistische Gewaltherrschaft zusammenbricht. Auch der Sozialismus in Deutschland wäre für Jahrzehnte tot, wenn er fich mit Spartatus identifizieren wollte.

Aber die Niederlage von Spartakus ist glücklicher Weffe feine Niederlage des Sozialismus. Der Sozia­lismus in Deutschland steht und fällt mit der großen so­zialdemokratischen Partei, die von Spartakus nichts wissen will, und er ist durch die Niederwerfung der Spartakusbande nicht vernichtet sondern gerettet worden. Wäre cs den Liebknecht, Ledebour und Scholze gelungen, sich mit Gewalt in den Sattel zu heben und hätten sie ihre Regierungs­taten für Sozialismus angeben dürfen, so wäre der Sozia­lisuus baburch nur tompromittiert worben.

Erreicht haben die Spartafisten Treiben, daß die einzig vernünftige und erfolgversprechende burch thr Arbeit für den Sozialismus, die der Sozialdemokratie, er­schtvert worden ist. Gewaltige Wählerschaven, die in den ersten Revoutionstagen gar nichts anderes dadyben, als soziademo­kratisch zu wählen, find durch den Spartafusterror nach rechts gebrüdt worden. Spartakus ist der Wahlmacher der bürger­lichen Parteien.

Die Wahlen in Süddeutschland zeigen, daß es gewaltiger Anstrengungen bedarf, um das Ziel, die sozial­demokratische Mehrheit in der Nationalversammlung zu er­reichen. Zu diesem Zweck wird das große volfreiche Preußen wettmachen müssen, was in Süddeutschland zur Mehrheit fehlt. Die Nachrichten, die wir aus dem Lande erhalten, berechtigen durchaus zu der Hoffnung, daß die Sozialdemokratie bei den Reichswahlen ganz enorme Fortschritte machen wird, zumal auch das platte Land aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist und längst ausgelöst hat, die sichere Domäne der konservativen Par­tetherrschaft zu feint.

Ju einem cber find die Wahlen in Süddeutschland durch­aus beweisträftig. Sie zeigen, daß die Erfolgaussichten des Sozialismus ganz und gar von der alten sozialde mokratischen Partei abhängen, und daß nach links hin abgesplitterte Gruppen nichts babenten. Die Sozial demokratie zeigt sich bei allen Voltsabstimmungen immer und immer wieder als die große sozialistische Bolkspartei, was sich außerhab ihrer zum Sozialismus rechnet, fommit über die Be deutung einer fleinen Sefte nicht hinaus, Es ist schade um jede sozialistische Stimme, die von der Sozialdemokratie muz Ios absplittert.

Alle, die sozialistisch denken, alle, die Interessen, ber geistigen und körperlichen Arbeit gegen tote Besizinteressen zu wahren haben, alle die noch unterdrückt sind und deren