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Gerz für die Unterbrüdten schlägt, miten sich am 19. Januar um das Banner der Sozialdemokratie scharen. Was die Sozialdemokratie für die Befreiung des Bolles bedeutet, er­hellt schon aus der Tatsache, daß mehr als die Hälfte der jenigen Wähler, nämlich die weiblichen, ihre Beleihung mit gleichen politischen Rechten einzig und allein der Sozial­demokratie verdanken. Die Frau und das Mädchen, die nicht sozialdemokratisch wählen wenn sie nicht gerade Rommerzienratsgattinnen find beweisen damit nur, daß ihnen leider die Erkenntnis der einfachsten politischen Zu fammenhänge noch nicht aufgegangen ist: wie tönnten sie sonst gegen die Partei stimmen, die zuerst und allein den gleichberechtigten Menschen in ihnen erfannt hat! Dasselbe gilt aber für alle, die vom Ertrag ihrer geisti gen oder förperlichen Arbeit ihr Leben fristen. Die Sozial­Semokratie ist Arbeiterpartei in dem schönen und großen Sinn, das sie alle umfassen will, die mit Hirn und Hand Werte schaffen vom Knecht am Pflug bis zu dem Gelehrten am Schreibtisch und dem Künstler an der Staffelei. In der organischen Verbindung und planmäßigen Organi fierung aller Arbeit sieht sie ihr Ziel, von dessen Erreichung fie eine höhere Stufe der menschlichen Sultur erwartet. Den Sapitalismus aber will sie nicht mit dem mechanischen Tot­schläger bekämpfen, der der nur erschlägt, nichts Neues schafft, sondern unter sorgfältiger und vorsichtiger Anwendung aller als praktisch erprobten Methoden: durch Ueberführung der dazu geeigneten Produktionsmittel in öffentliches Eigen­tum wie durch Förderung genossenschaftlicher Arbeit.

Welche politische Partei vermöchte höhere Ziele zu weisen? Und welche schöne Aufgabe tönnte es geben, als der Sozialdemokratie durch die Tat bei ihrem gelvaltigen Wert zu helfen, sei es auch diesmal nur durch die Abgabe eines gaialdemokratischen Stimmzettels!

Wenn nun aber unsere Hoffnungen trügen sollten? Wenn die Mehrheit des Boltes, von der bei ruhiger, flarer Ueberlegung neun Zehntel zu uns gehören, sich nicht als auf der Höhe ihrer Aufgabe stehend erweisen sollte? Was dann? Nun, dann bliebe uns als Demokraten garnichts anderes übrig, als vom schlecht unterrichteten Boll an das besser zu unterrichtende zu appellieren. Die tonstituierende Versamm lung fann nicht von langer Dauer sein, hat sie erst die neue Verfassung beschlossen, dann müssen auf Grund ihrer Neu­wahlen für die zu bildende Boltsvertretung vorgenommen werden. Dann werden die Wahlen in den Gemeinden folgen, von denen biele, vor allem fast alle großen, fozialdemokratische Mehrheiten bekommen werden. Und da wird vielleicht die Hauptarbeit für den sozialistischen Neuaufbau zu leisten sein.

Die Stunde der Sozialdemokratie tommt, und die jenigen, die das noch nicht erkannt haben, traben hinter der geschichtlichen Entwidlung her. Durch rechtzeitiges Erkennen bermögen fie, Geburtswehen abzukürzen und Erschütterun­gen des Uebergangs zu mildern. Die Ergebnisse des 19. Ja muar tönnten vielleicht hinter allzu hoch gespannten Hoff mungen zurückbleiben, auf keinen Fall werden sie uns Anlaß geben, zu verzweifeln. Der Vormarsch der Sozialdemokratie bollzieht sich, aus den inneren Gesezen der gesellschaftlichen Enimidhung heraus, bald stürmischer, bald langfamer, er steht feinen Augenblick still. Für uns gilt, was beide Parteien während des Krieges für sich in Anspruch nahmen: die Zeit arbeitet für uns, und mit der Uhr in der Hand dürfen wir unseren letzten entscheidenden Sieg erwarten,

Beruhigung Berlins .

Der gestrige Tag verlief in allgemeinen rubig. 8u trupp weisen Angriffen spartatistischer Banden ist es während des Tages nirgends gekommen. Das Straßenbild machte den Einbrud: Der friedliche Bürger und Arbeiter tann jest wieder, unbehelligt burch Spartalistische Mordwaffen, seiner Arbeit nachgeben.

Doch Berlin ist noch nicht völlig von bewaffneten Spartalisten gefäubert. Sie haben auch gestern wieder an verschiebenen tellen aus Häufern Sund von Dächern auf Regierungstruppen geschoffen, die das Feuer erwiderten und in den meisten Fällen die Mord buben unschädlich machten.

Bei einem Gange durch die Stadt siebt man, daß die Komman dantur umfassende Vorkehrungen zur Abwehr etwaiger neuer Be unruhigungen burch die Spartakusgarbe getroffen hat. Alle Stellen, die in den letzten Tagen der Schauplas von Kämpfen waren, find durch starke Wachen besetzt. Am Brandenburger Tor stehen zahl­reiche Bosten, auch einige Maschinengewehre find in Bereitschaft. Gegen 6 Uhr hörte man hier eine Anzahl Schüsse fallen. Es waren aber mir Wannungsschüsse, die Ansammlungen verhindern follten.

Emil Rosenow : Die im Schatten leben". ( Balaft theater.)

Wir wollen hente nachholen, was burch die Borgänge der Betten Woche verhindert tande: die Beilen, die wir ber erblich freigewordenen Berliner Erstaufführung des vor zwanzig Jahren gedichteten Bergarbeiterdramas Die im Schatten leben" schuldig find. An dieses Stüd des allzufrüh verstorbenen Dichters und Genoffen Rosenow, knüpft sich die Erinnerung an einen der ge­häffig- törichten Streiche der jest mit soviel anderem Wuste in den Ortus beförderten Theaterzensur. Zu den Ruhmestaten bes Jagowschen Polizeipräsidiums zählt auch jener berüchtigte Utas, der die so lange respektierte Zensurfreiheit der beiden Berliner Bollsbühnen mit einem Federzuge aufhob. Der allgemeine, durch die öffentliche Meinung unterstütate Brotest blieb gänzlich wir­fungslos und das Oberverwaltungsgericht sprach den beiden Ver­einen tatsächlich den Bereinscharakter und damit auch das Anrecht auf Baufirefreiheit ab. Was es mit diesem Vorstaß in Wahrheit auf sich hatte, zeigte sich dann bald darauf in dem Verbot von Rosenows Bergarbeiterdrama, das die alte Voltsbühne in ihrem Smelplan angefündigt hatte. Ein unverhüllteres und schamlose­res Bekenntnis zu dem Grundsay, daß die Stunft nicht sagen dürfe mas da ist, sofem das der Respekt vor den benchenben Klaffen telleicht gefährden könne, war nicht zu denken. So fleinsid partnädig war dieses Bolizeiregiment, daß es erst einer weltges htlichen Revolution bedurfte, ehe es zu einer Sühne fam un bas in anderen Städten Deutschlands wiederholt ge­spielte roma auf einer öffentlichen Bühne in Berlin erscheinen burfte Die Direttion Friz Friedmann Frederich hatte sich int Balaitheater, dessen weitgestreďte Räume freilich intimeren Birbungen nicht eben günstig sind, das Aufführungsrecht ge­chert und erntete von dem dichtgedrängten, alle Bläge füllenden Bublitum den verdienten Beifall.

Sosenow, der nur seine farbige Volkskomödie Stater Pampe" auf den Brettern gesehen, hat die Eindrücke, die sich ihn dann zu den Szenen seines Schauspiels, Die im Schatten leben berdichteten, im Land der roben Erde, wo er ein Jahr lang als Beballeur tätig war, gesammelt. Man spürts dem Doamna an, wie eng vertraut dem Dichter die Verhältnisse und Leute des Berg neviers getvejent sind. In die Seelen dieser Bedrickten, ins Joch qualmal barter, gefahrdrobender Arbeit eingespannter Menschen, toto kero cum schildert, bat der Sozialismus, die Hoffnung auf camo batider eine may foliurischen Zusammenschlußettämpfte Butunjt, noch einen Strabt gelvorfen. Das ist nimi anders. Die wehrlose

Im Beitungsviertel fub bie militärischen CherBelto kehrungen besonders start, namentlich in der Nähe des Bor­wärts- Gebäudes. Wie notwendig die Schußmaßnahmen sind, beweisen die Vorgänge des gestrigen Nachmittags. Gegen 4 Uhr wurde von mehreren Häusern am Halleschen Tor auf die Regie­rungstruppen, die am. Blücherplay standen, geschossen. Die Truppen nahmen Dedung und erwiderten das Feuer der An­greifer. Der Kampf dauerte etwa eine Viertelstunde. Es wurde auch mit Maschinengewehren geschossen. Nach diesem Kampf sperrten die Truppen die Lindenstraße vom Bellealliance Blaz bis in die Nähe der Markthalle ab, um das Publikum vor Un fällen bei etwa wieder eintretenden Kämpfen zu bewahren. Die Umgebung des Vorwärts"-Gebäudes lag am Abend in völliger Dunkelheit. Selbst die Straßenbahnwagen mußten beim Durch fahren dieser Strecke das Licht ausschalten. Bis gegen 8 Uhr waren aber hier teine neuen Angriffe erfolgt.

Zwischen 6 und 7 Uhr fam es zu einer wiederholten lebhaften Schießerei in der Gegend des Moffeschen Hauss, Ecke der Jerusa lemer- und Schüßenstraße, die für das Publikum völlig gesperri war. Auch hier waren es Angriffe von auf Dächern verstedter Spartakisten, die den Anlaß zum Feuerkampf gaben.

Die Kommandantur nimmt jetzt die Säuberung der Stadt bon den Spartatiftenbanden nach einem bestimmten Blan in An­griff. Die Ausführung des Operationsplanes bat bereits gestern griff. Die Ausführung des Operationsplanes hat bereits gestern begonnen. Vom äußersten Süden und Südwesten der Stadt gehen die Truppen nach dem Stadtinnern vor und zwar in der Richtung παι nach der Spree . Dief wird dann in nördlicher Richtung über­schritten und die nördlich der Spree liegenden Stadtteile werden ebenfalls abgesucht. Die Truppen durchsuchen alle verdächtigen Säufer nach Bewaffneten. Wir fönnen also sicher sein daß Berlin in einigen Tagen von dem Ueberreft der Spartakusbanden völlig gesäubert sein wird.

Entwaffnungsrazzia in Moabit .

Am Dienstagmorgen wurden zu gleicher Beit alle nach Moabit führenden Brüden über die Spree and anschließenden Kanäle durch Regierungstruppen gesperrt. Der Hauptteil der zu dieser Zeit einrückenden Gardelavallerie- Schühendivision mar­Bostentetten absperrend, quer durch den Stadtteil bis in die schierte über die Lessingbrücke, ihren Marschweg hinter sich durch Gegend des Bahnhofs Butlitstraße. Hier schwenkten die Truppen westwärts und rollten so die westliche Hälfte des Stadtteiles, bas fogenannte Strawallviertel, auf. Die Straßenzüge und sämtliche industriellen Werke, z. B. Ludw. Lowe, Bamag, Deutsche Waffen usw. wurden besett. In dem legtgenannten Werte hatte sich Waffen aller Art verfeben war. Von hier aus fanden allnachtlich eine starke Gruppe Spartatiften eingenistet, die reichlich mit Raubzüge durch Moabit und andere Stadtteile ftatt.

Der Kleine Tiergarten in Moabit , too fich Spartalistennefer befanden, wurde von Truppen. umstellt, bie bis gegen Mittag bereits 19 Personen, die Waffen und spartalistische Ausweise bei fich trugen, verhafteten. In der Emdener Straße wurden die Häufer planmäßig abgesucht. Es gelang, fechs mit Waffen und Munition gefüllte Rester auszunehnten. Die Schlupfwinkel be­fanden sich faft ausnahmslos bei Frauen. Mehrere Personen wurden verhaftet. Alle Bassanten und viele verdächtige Häuser wurden nach Waffen durchsucht. Die Schiffahrt auf der Spree und ten Kanälen wurde durch die Regierungstruppen ebenfalls ge­sperrt. Die jenseits der Kanäle liegenden Werte Siemens liche Zwischenfälle besetzt. Die öftliche Hälfte von Moabit fäuberte Schuckert und die Berliner Elektrizitäts- Werte wurden ohne erheb das Freiwilligenregiment Reinhard gemeinsam mit der Republi tanischen Schutztruppe. Das große Seffeltreiben hatte zwar für tanischen Schußtruppe. Das große Weffeltreiben hatte zwar für farrze Zeit den geregelten Berfehr unterbunden, doch wurde es bald pieber aufgenommen. Die Passanten müssen eine genaue Unter­fuchung nach Waffen über sich ergehen laffen. Während der Dauer der Razzia war der Fernsprechbetrieb der Aemter Moabit und Hanja stillgelegt.

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Gegen Abend warsen bundle Existenzen in der Kaiserin Augusta- Allee nach dem 8 Uhr- Abendblatt einen Straßen­bahnwagen um und es wurden Barrikaden errichtet. Die Schienen des Nordrings der Stadtbahn find von Spartakus­leuten zwischen Gesundebunnen und Westend an mehreren Stellen aufgeriffen, so daß deshalb ein Zugverfehr möglich ist.

werkerschule nahe dem Lehrter Bahnhof ist die Republika. Gang Moabit ift zurzeit ein großes Heerlager. In der Fener­nische Schuhwehr, deren Soldaten jest rot- schwarze Arm­binden tragen, faserniert. Der Riefenbau ist voller Soldaten, die über befte Bewaffnung verfügen. Es herrscht vorzügliche Stimmung und glänzende Ordnung bei der Truppe, die im Zeitraum von fünf Tagen aus einem Nichts entstanden, jebt eine erhebliche Macht darstellt. Die Republikanische Schutztruppe hat bei der Aushebung von Spartalistennestern an vielen Stellen sehr erfolgreich an der Wiederherstellung der Ordnung in Berlin mitgearbeitet. Dasselbe gilt vom Freiwilligenregiment Reinhard. Die Nähe der Kaserne Sürfte die Spartakusbanden doch wohl von Befreiungsversuchen der im Untersuchungsgefängnis Sigenden abbalten. Das Regiment Reinhard ist größtenteils hervorgegangen aus dem Depot 14 der R. S. W. Der Oberst ist mit dem Kriegsminister nicht identisch.

berzogte Resignation, die fich bem schwersten Unnecht bulbenb unter­wirft, wird wie anderswo jo auch dort nicht mehr der Grundton der typischen Lebensstimmung sein. Die anderthalb Jahrzehnte sozialistischer Werbearbeit, die feither ins Land gezogen, haben Ge fühle und Denten gründlich umgetvälst. So spiegelt sich im Bild, bas Rosenow damals entworfen, an einem Teil wohl hente schon Vergangenes, das aber darum doch nicht weniger ergreift.

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Die alte Fran Lüdel, deren Mann im Rohlenbergwerk um­tam und deren Jüngster bei einer neuen Grubenexplosion zum Krüppel wird fie und die meisten anderen, die sich in ihrem engen Häuschen drängen, leben in abengläubiicher Scheu vor den Grubengewaltigen, die durch Entlassung und Wohnungstündi gung fie jeder Zeit ins Elend stürzen können. Die Laft der Arbeit verbindet sich bei ihnen mit Almofenempfänger- Demut den Lohnherren gegenüber. Sie selbst, die Alte, weiß ganz gut, was sie von den Besuchen, die ein nichtswürdig frecher Bursche, einer der Sproffen jenes Herrengeschlechtes, ihrem jungen Hann­djen abstattet, ai halten hat. Sie wagt es dennoch nicht, dem Patron die Tür zu weisen. Ganz ähnlich denkt ihr Hausgenosse, der alte Invalide Echniermann, ein harmlos gutmütiger, zu Scherzen aufgelegter Alter. Und wenn Liesa, Mutter Lüdels älteste Tochter, in solcher Umwelt aufgewachsen, die Anlage an unabhängig freier Dentart dennoch in sich entfaltet fühlt, fo dantt sie es vor allem dem Einfluß eines jungen Geistlichen, der, wie ihre liebende Betounderung glaubt, für seine Ideale alles hinzuopfern fähig ist. Doch auch in ihm wird sie getäuscht. Der Herr Bergtvertsdirektor, der in feiner öligen Wohlredenheit und prall gesunden Storpulenz durch Ferdinand Bonn eine verblüffend naturechte Bertörpening erhielt, versteht es, den als gefährlichen Aufheger" demummierten jungen Menschen goväuschlos abzuschieben. Der Wankelmütige verläßt sie. Bei der insamen Komödie, in der der Direktor die Schuld an Hannchens polizeifundig gewordener Berführung von dem feige tneifenden Wüstling auf das unreife Berführung Son dem feige kneifenden Wüstling auf das unreise Mädchen abwälzt und jeden schüchternen Einwand der Mitter mit Drohungen erstidt, trin Lieja zum Entippen der Ihrigen dem Ge fürchteten entgegen und bezeugt die Waltheit. Entfremdet allem, was sie früher hielt, reißt sie fich los, anderswo ein Leben, wie es ihrer Sehnsucht vorschwebt, sich zu suchen.

Vortrefflich, in jedem Zug von eindrucksvollster Charakteristit, war lfa Grünings arbeitsgebeugte arme Mutter. Sehr gut auch Tedttes jovialer Invalide mit der harmlosen Kinder fröhlichkeit bei jedem schlechten Streich, den er vollbringt. Julius gali bradyte ben faldlen Hochmut des Bergberenjöhnchens, Billy Seaiser die schwankende Figur des Geistlichen, Armin Schio eizer und Helene Burger das jumpe in das Schickial

Spartafus als Einbrecher und Räuber.

Angrengend an die Rüdfront bes Bortoirts"-Grundstüdes befindet sich ein Bagerplay, mit einem Schuppen, ber der Kom­mandantur, Abteilung 8, Sammelstelle für Ausrüstungsstüde, Alte Jakobftr. 148, zur Benutzung überwiesen ist. Hier waren neben zahlreichen Uniformstüden, Waffen und Munition sirka 1800 be­chlagnahmte Gerichtssachen, bei denen das Berfahren schwebt. Jn den meisten Fällen, namentlich in der legten Zeit, wurden die Sachen den Eigentümern zugesprochen, da sich der Nachweis nicht erboingen ließ, daß die Bekleidungsstüde ufm. auf unrechtmäßige Weise erworben waren. Dieser Schuppen ist in der Nacht vom Mitt­woch zum Donnerstag der bergangenen Woche von der Spartatus­Bejagung des Borwärts" erbrochen und feines sämtlichen In­balts beraubt worden. Die Spartakusbanden vaubten nicht nur die Waffen und Munition, sondern burchwühlten auch sämtliche beschlagnahmten Sachen und nahmen alles, was nach ihrer Ansicht wertvoll war, mit sich. Auf energischen Einspruch des Personals der Sammelstelle, daß hier ein Raub gewöhnlichster Art vorliege, wurde von dem damaligen Kommandanten geantwortet, daß Spar­tatus nur eine Requisition vorgenommen hätte. Kämen Leute, die ihre beschlagnahmten und wieder freigegebenen Sachen ausgehän­digt haben wollten, so sollten sie an den Spartakusbund verwiesen werden, der auch für den Verluft auftomme.

Die Bestohlenen mögen ihr Glüd einmal beim Spartakus­bunde versuchen. Bielleicht rollt ber Rubel noch.

Wie es gemacht wird!

Ja ber Freiheit" Nr. 19 vom Sonnabenb, ben 11. Jusnar, auch die Brauerei Engelhardt benannt. tor unter den Betrieben, die gum Generalstreit schreiten wollten,

Die gesamten Vertrauensleute, alle Ausschußmitglieder fotwie der Arbeiterrat des Betriebes stehen dieser Mitteilung fern und protestieren auf das energischste gegen derartige Machen­schaften von 2-3 Arbeiter des Betriebes.

In der Nacht zum Dienstag

Serfuchten ble allein echten und wahren Weltrebolutionäre die Franzerlaserne durch Gasbomben auszuräuchern. In den Abend­stunden herrschte völlige Ruhe, bis um 12 Uhr nachts die ersten Schüffe trachten. Die Angreifer schoffen von den Häusern der Urbancaße in den Safernenhof binein, wo die Mannschaften auf die Gefechtsposten ellten. Blöglich tamen von den gegenüber­liegenden Dächern Gas bomben geflogen, die auf dem Pflaster des Kasernenhofes explodierten. Es waren Tränenbomben, die auf die Augen wirken. Die Soldaten stülpten Gasmasken über und nahmen dann die gegenüberliegenden Dächer unter schwerstes Feuer. Ueber eine Stund Inattert di Maschinengewehre, bis die Spartatiden es borzogen ihre Positionen aufzugeben.

spartakusangriff auf den Stettiner Bahubos.

Am Montag abend in der achten Abendstunde bersudyte ein größerer Arupp Spartalisten vom Gartenplay her durch die Gar­tenstraße brzubringen, zweifellos um einen Vorstoß gegen ben Stettiner Bahnhof zu unternehmen. Truppen traten den Sparta­Hijten in der Gartenstraße entgegen, trieben sie nach dem Garten­plag zurückhund zerstreuten die Aufrührer dort.

Neuer Angriff auf das Eisenbahndirektionsgebäude.

In der Macht zum Dienstag unternahmen Spartalisten einen neuen Angriff auf die Eisenbahndirektion. In dem Häuserviertel am Anhalter Bahnhof befinden sich noch immer zahlreiche Sparta fiftennefter, die bisher noch nicht ausgenommen werden konnten Von hier aus versuchten die Spartafiften hauptsächlich auf den Dächern vordringend einen Angriff auf die Eisenbahndirektion am Schöneberger Ufer zu unternehmen. Es gelang ihnen nicht, den beabsichtigten Erfolg zu erzielen. Mit Tagesanbruch 3ogen fie fich wieder in ihre Schlupfwinkel zurüd. Die Regierungs­truppen haben einen Verwundeten zu beklagen.

Berhaftung ber Familie Liebknechts.

Das Haus Biebknechts in der Bismardstraße 75 in Steglit, in dem seine Bhttin mit den beiden Söhnen wohnte, wurde be­reits seit dem berflossenen Sonnabend durch Kriminalbeamte überwacht. Dabei fonnte festgestellt werden, baß Liebknecht, ber in der Regel nad ts im Automobil vorfuhr, und fich nie länger als zehn oder fünfacon Minuten bei seiner Familie aufhielt, seine Wohnung durch einen zweiten Ausgang in der Bossingerstraße zu verlassen pflegte. Montag Abend gegen 9 Uhr erschien Lieb­fnecht wiederum bei seiner Familie. Die Beamten riefen Erup pen herbei, man sperrte beide Straßen ab und brangen dann in bie Wohnung des Gesuchten ein. Offenbar hatte Liebknecht schon Meldung bekommen, daß man ihm auf den Fersen sei, denn er war trotz sorgfältigster Durchsuchung des ganzen Gebäudes nicht mehr zu finden. Wahrscheinlich ist es ihm gelungen, über bie Dächer hinweg entfliehen. Die Durchsuchung der Wohnung Dächer hinweg entfliehen. ergab ein zum Teil sehr wichtiges, Siebknecht schwer belastendes Material Man verhaftete schließlich die Gattin Liebknechts und feinen jüngeren Sohn, der ältere ist bekanntlich bei den Kämpfen

der Bückelschen Homilie mit benflochtene Ehepaar gefchickt gur Geltung. Die Liefa Dora Schlüters, anfangs farblos, fand St. in dem letzten Atte ftorfe Tone.

Ballner Theater. Die Premiere der Operette Die Geisha", bie wegen ber politischen Unruhen berschoben werden mußte, findet am Freitag 7 Uhr im Wallner- Theater statt.

-Ein Sosialisten- Drama gelangte im Magde burger Stadttheater sur Sondervorstellung: Das Geset" bon Konrad Terwin( Paul Bader ), dem Rebatteur der Boltsstimme". Das Drama behandelt die Barbarei des Sozialistengesetes und seine Folgen und zeigt sozialistische Arbeiter im Kampfe mit der Polizei. Mit erschütternder Wucht wirkte das ohne Uebertreibung dargestellte Werf.

-Ludwig Sarot muß seinen heineabenb af Sonnabend, ben rohen Abend auf Sonntag berlegen, Gelöfte Karten bleiben gültig. Beide Abende im Meistersaal

-Musit. Dera IV. Rammermusik- Abend des Klingler Quartetts findet am 16. Januar in der Singakademie abends 7% Uhr statt.

Besuchsordnung ber ftaatlichen Museen. Das Alte und Neue Marseum, das Kaiser Friedrich- und Kunst­gewerbe- Museum, das Museatin für Völkerfide sowie die Samm lung für Deutsche Boltshunde find jest Sonntags und Wochentags von 10 bis 3 Uhr geöffnet; ebenso an den zweiten Tagen der höheren Feste. Montags Bleiben die Matfeen wegen der Reinigung geschlossen; ausgenommer hiervon ist das Museum für Volter funde, das Dienstags gestoffen wird. Die Bibliothel des Kunst gewerbe- Museums ist wochentags von 10 bis 8 Uhr geöffnet. Det Besuch aller Museen ist unentgeltlich.

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Die Ausdehnyng der Funtentelegraphie im Kriege. Ein fürzlich veröffentlichter Bericht des inter­nationalen Welttelegraphenvereins in Bern läßt die überaus große Ausdehnung der Funtentelegraphie im Kriege erkennen. Ende 1917 betrug die Gesamtzahl der angemeldeten Funkentelegraphie stationen 6113 gegen 5860 im Jahre 1916, und gegen 5277 in 1914. Unter den angemeldeten Stationen befanden sich 678 Küsten­ffationen, 5338 Bordstationen und 88 fefte Stationen. Die meisten Funkentelegraphicstationen befizen: Großbritannien ( 1544), die Bereinigten Staaten von Nordamerika ( 962), das Deutsche Reich ( 639), Frankreich ( 364), Italien ( 193), Rußland ( 152), Kanada ( 187).