Nr. 174.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei tn's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit illustr. Sonntags- Beilage, Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 8,30mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Bettungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.
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Vorwärts
11. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonna and Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Bernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: ozialdemokrat Berlin Berliner
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Arbeiter!
Sonntag, den 29. Juli 1894.
Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.
Parteigenossen! Trinkt kein Trinkt kein boykottirtes Bier!
Abonnements- Einladung.
Bezirken auch berichtet wird, daß nämlich nicht intlimatischer Verhältnisse eine gewisse Arbeits
Mothstandsleugneret. folge einer falschen Wirthschaftsordnung, ſondern infolge
Wir ersuchen alle unsere Freunde und Genossen, nach Zu den gewerbsmäßigen Verrichtungen eines echten, losigkeit eintritt, weil die Arbeiten im Freien, namentlich bei Kräften für die Erweiterung unseres Abonnentenkreises rechten Ordnungsmannes gehört seit einiger Zeit eine Art Bauten, eingestellt werden müssen. Der milde Winter von 1893 zum 1. Juli thätig zu sein. Es ist das eine Partei- neuer Thätigkeit, die man die Nothstandsleugnerei nennen zu 1894 hat diese kritische Zeit beschränkt, infolge dessen trat pflicht. Die Hauptstärke einer Partei liegt in ihrer Presse tann. Sie ist unentbehrliches Requisit der ganzen bürger- auch diese Frage meist nicht so in den Vordergrund, außer wo je mehr Leser ein Blatt hat, desto größere Macht hat lichen Gesellschaft geworden, wie etwa das schöne Behauptungen, daß z. B. in Lüneburg eine übermäßige Arbeitslosig sich die Agitation derselben bemächtigte. Auf grund von Bees, und je größer die Macht der Parteipresse, desto größer kleidungsmöbel, das man Frack nennt, denn der Zuschnitt feit herrsche, es sollten 400-500 Personen arbeitslos sein und die Macht der Partei, wer dem Partei Organ neue Leser und die Form sind bei verschiedenen Gelegenheiten ebenso sich in einer Nothlage befinden, die jeder Beschreibung spotte- zuführt, stärkt sonach die Partei. verschieden. Der Minister handhabt die offizielle Nothstands fanden Untersuchungen statt, welche ergaben, daß diese leugnerei im Parlament mit eleganten Redewendungen und Beitungsnachricht den Thatsachen nicht entsprach. Vereinzelt verbindlichem Lächeln, der Philister übt sie roh und un- tamen allerdings Verhältnisse bedenklicherer Art vor; so geschliffen am Stammtisch und in der Praxis. Die Melodie mußten z. B. die Gemeinden Altona und Wandsbeck für wechselt öfters, das Lied ist immer dasselbe. Die seit wenden; allein es handelte sich dabei hauptsächlich um Arbeiter, Rothstandsarbeiten erhebliche Geldmittel aufAnfang der 90er Jahre dauernde Krise hat die Organe der die im Hamburger Hafen beschäftigt sind und in den genannten Bourgeoisie wortwörtlich gezwungen, aus der Noth eine Ortschaften wohnen, also um Saisonarbeiter, die auch sonst meist Tugend zu machen, nämlich aus dem Nothstand und seiner unter den Nothleidenden und Arbeitslofen die Hauptrolle spielen. Ableugnung, ein Lafter mehr im vollen Sündenkonto der Wenn man nun auch nicht unbedingt den Saß aufstellen fann, herrschenden Gesellschaft. der in Frankfurt a. M. ausgesprochen worden ist, der Lohn bei
Mit dem 1. August eröffnen wir ein neues Abonnement
auf den
Vorwärts" Berliner Volksblatt
mit der illustrirten Sonntags- Beilage
Die Neue Welt".
Für Berlin nehmen sämmtliche Beitungsspediteure, fowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von
1 Mark 10 Pfennige frei ins Haus, wöchentlich 28 Pfennige.
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Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements 2,20 M. für die Monate August u. September entgegen.( Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1894 In unserer Nummer 71 begannen wir die Veröffentlichung des geschichtlichen Romans Der Inde.
unter Nr. 6919.)
Von Spindler.
Neu eintretenden Abonnenten wird der bisher erschienene Theil des Romans auf Verlangen nachgeliefert.
Nach diesem Roman werden wir einen anderen veröffentlichen, der in Berlin spielt und die März Ereignisse des Jahres 1848 schildert.
Die Redaktion und Expedition des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Feuilleton.
Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler ..
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Nun haben uns freilich noch immer die Thatsachen den Saisonarbeitern müsse so hoch sein, daß sie auch in der bedazu verholfen, die bürgerliche Lügerei recht jämmerlich schäftigungslosen Zeit davon leben tönnten, so muß man doch heimzuschicken. Und zu einem der schönsten Späße, wenn auerkennen, daß eine gewiffe Berechtigung für diesen Satz vorhanden ist, wenigstens insoweit, als die Arbeitslosigkeit der bei so traurigen Dingen überhaupt von Scherz gesprochen Saisonarbeiter von einem anderen Standpunkte aus zu bewerden darf, hat es gehört, als wir vor 2 Jahren einen der trachten ist als die aus schlechten wirthschaftlichen Verhältnissen Staatssekretär von Bötticher, mit den Aussagen seiner eigenen dagegen eine regelmäßig wiederkehrende, wenn auch bedauerliche ersten und geübtesten unter den Nothstandsleugnern, den hervorgegangene Arbeitslosigkeit; diese ist die Ausnahme, jene Unterbeamten, der Gewerbe- Inspektoren, heimschicken konnten. Erscheinung."
zu haben, natürlich nicht dahin, daß sie jetzt die Wahrheit ihm aber sein Geschäft nur recht unvollkommen geglückt. Diese Erfahrung scheint die Nothstandsleugner jetzt gewißigt Soweit der neueste Nothstandsleugner. Zunächst ist bekennen möchten, sondern dahin, daß sie geschickter lügen. Eine gewisse" regelmäßige Arbeitslosigkeit hat er uns doch Sie wollen uns nunmehr zuvorkommen, und Einer von für die Wintermonate zugestehen müssen, für gewisse Geihnen hat sich schnell an die vor kurzem erschienenen neuesten genden und Städte sogar eine solche Noth, daß" NothJahresberichte der preußischen Gewerberäthe für 1893 ge- ftandsarbeiten mit erheblichen Geldmitteln" auch 1893 vormacht, um in der Schles. 8tg." eiligst folgendes zurück genommen werden mußten. Ob der Nothstandsleugner die zulassen, ehe wir wieder Waffen aus dem amtlichen Material Arbeitslosigkeit sodann als übermäßig" oder„ nicht überschmieden: mäßig" einschätzt, dürfte für das Hungergefühl der thatDie für das Jahr 1893 vorliegenden Berichte der Fabrik- sächlich Arbeitslosen ziemlich gleichgiltig sein; da er wohl inspettoren ergeben, daß von einer übermäßigen Arbeits- beffere Tage und gediegenere Ernährungsverhältnisse hinter sich losigkeit weder am Anfange noch am Ende des Jahres 1893, hat, als die meisten Arbeitslosen, so tann er sich bei der d. h. in den Wintermonaten, die Rede sein kann. Die Be Beurtheilung des Gefühls des Uebermäßigen auch sehr mertung aus Ostpreußen : Die alljährlich bei Eintritt der Winterszeit sich in einigen Bezirken wiederholende Arbeits- leicht irren. Also der Versuch des hochkonservativen Blattes, losigkeit bewegte sich innerhalb der gewöhnlichen Grenzen, den Stoff der diesmaligen Gewerbeinspektorenberichte, ſelbſt trifft ungefähr das, was sachlich aus allen anderen wenn er nur aus dem Angeführten bestände, uns vorweg
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Heiliger Gott !" stammelte Margarethe: die heimliche Geduld entgegengesetzt. Nun, da ein böses Geschick mir beschlossene Acht? armer Dagobert! welch' ein Teufel hat die Augen geöffnet, und mir selbst Duldung zur Pflicht Dich vor diese Schranken gefordert, wo der Kläger nur gemacht hat, danke ich Dir für Deine Nachgiebigkeit, welche Recht erhält? Hochwürdiger Herr! Um meinetwillen, immer mit der seltensten Treue gepaart war. Du hast o gewiß, um meinetwillen ist er in diese Verderbniß ge- treu bei mir ausgehalten, seit mich ein widriges Gestirn rathen? Wie soll ich mir jetzt rathen,... wie soll ich mir in die Tiefe des häuslichen Unglücks versenkte; nicht Dein helfen?" Der Mönch zuckte die Achseln, verwies die Mund, nicht ein Blick von Dir hat mich fühlen lassen, wie Klagende auf den Willen Gottes, und auf das eigene sehr die Gegenwart meine Vergangenheit in Schatten stellt. Schweigen, und begab sich mit dem Versprechen hinweg, bald Empfange dafür meinen herzlichsten Dank, und gieb mir wieder einzusprechen, und ihr sogleich zu wissen zu machen, Gelegenheit, Dir eine noch wärmere Dankbarkeit widmen Margarethe schlug die Augen vor den forschenden des wenn der gefangene Jude ein gefährliches Geständniß be- zu können. Willst Du, meine gute Else?"- Die Zofe Paters nieder, welcher nach einer Pause fortfuhr: Wie ich sorgen lassen sollte. staunte bei dieser ungewohnten und aufrichtigen Sanftmuth vernommen, hat der junge Mann sich von der Kirche, Eine unsägliche Angst bemächtigte sich Margarethens, ihrer Herrin, und versicherte sie ihrer Bereitwilligkeit.- welcher er verlobt gewesen, lösen lassen. Meines Bedünkens da sie wieder allein war, und in ihrem erschütterten Geiste" Entsinnst Du Dich noch des Traumes, den ich Dir vor hat er übel daran gethan, und sogar sein hochmüthiger alles zusammenstellte, was sich in den letzten Tagen zuge- manchen Monden erzählte?" fuhr Margarethe fort:„ Ich Lehrer, der Predigermönch Johann, der, wie alle feines tragen, und ihr Schicksal auf solch entsetzliche Weise ver- spottete damals Deiner finsteren Ahnung, obwohl mir der Ordens, dem unsrigen nicht hold ist, weil er am Evangelium wirrt hatte. Ihres Fehls bewußt, drängte es fie, etwas Spott nicht von Herzen ging. Nun aber erwahrt sich das reiner hängt, denn alle andern, muß mir Recht geben. zu unternehmen, wodurch sie die Schuld ihres Gewissens Gebilde jener Nacht auf eine furchtbare Weise. Aus der Wäre der Jungherr Priester geworden, es wäre ihm nicht in etwas zum mindesten zu fühnen vermöchte, und dieses Beit ist eine Schlange erwachsen, aus allem dem, was ich geschehen, was seit heute Morgen das Gerede der ganzen etwas wurde, troß seiner gefährlichen Abenteuerlichkeit, für das Theuerste achtete, ist ein Ungeheuer entsprungen, ? Stadt ist."-" Um Gottes willen!" sprach Margarethe bald in ihr zum festen Entschluß." Ich will ihn zwingen, das mir das Herz abfrißt. Ich weiß, um diese Schrecken ängstlich: Was ist ihm geschehen? welch Unheil? redet." wenigstens nicht das ergste von mir zu glauben," sprach zu mildern, nur einen Ausweg, und diesen zu ergreifen, " Ihr wißt nicht?" fragte Reinhold entgegen: Da sieht sie zu sich selbst; nicht die Bosheit, Wallraden aus dem sollst Du mir behilflich sein." Else küßte der Gebieterin man wohl, wie sehr recht das Lied hat, welches sagt: Wege geschafft, noch die größere, Mörder gegen sein Leben die Hand, und fragte unter Thränen:" Was soll ich thun, Jenseits bin ich wohl bekannt, Fremdling doch im eignen aufgestellt zu haben. Jit es Gottes Wille, daß ich in ehrsame Frau, das Euch angenehm wäre, und das Mittel Land! Daß Eure Bofen aus Schonung Euch's verschwie meinem Vorhaben umkomme, so sei es darum;- wo darböte, den Frieden in Euer Haus und Herz zurückzugen haben, gebe ich zu, aber der Rachbegierde Eures nicht, so sei der Engel gepriesen, der mir diesen Weg ge- bringen? Wenn eine schwache Magd vollbringen kann, Eheherrn hätt' ich das Schweigen nicht zugetraut. zeigt, wieder etwas in der heillosen Verwirrung gut machen was Ihr begehrt, so zählt auf mich."" Ich muß fort," Heute Morgen hat Euer Knecht Eitel, als er des Hauses zu fönnen, worein meine leichtsinnige Verblendung mein sprach Margarethe mit gedämpftem Tone weiter,„ noch in Thüre öffnete, ein Pergament daran geheftet gefunden, Haus gestürzt hat."- Sie sammelte mit zitternder Hand dieser Nacht muß ich fort. Begünstige diesen Vorsay; hilf' und die drei Späne, die aus der Pforte gehauen worden die Kleinodien und den kleinen Schatz von Denkmünzen mir hinaus aus diesem Gebäude, wo mich Kummer und waren, entdeckten dem des Lesens Unkundigen gleich das und seltenen Goldpfennigen, die sie der Freigebigkeit ihres Angst tödtet."-" Fort?" fragte Else erstaunt:„ Fort? Wahre, wie auch dem Pöbel, der schon lange gaffend vor Gatten verdankte, und wählte aus ihr.m Kleiderschreine Ei, um unserer lieben Frauen willen? was wollt Ihr bes dem Hause stand. Eine Ladung der heimlichen Acht ist es, einen dichten, weitverhüllenden Regenmantel, welcher ihr ginnen? Wollt Ihr Euren Herrn verlassen, und Euren gerichtet an den Jungherrn Dagobert Frosch, welcher auf zu ihrem Vorhaben geeignet schien. Hierauf sagte sie zu guten Leumund zu Grunde richten? oder wollt Ihr Euch den nächsten Dienstag vorgefordert wird vor den Stuhl zu Elsen, die sich na dem kleinen Johannes bei ihr ein- ein Leides anthun? Ach, liebe Meisterin, unterlaßt doch Sachsenhausen , um sich zu verantworten über schwere Misse- gefunden hatte:" Se te Dirne! Du hast schon viele Heftig dieses Vornehmen! Ihr seid jung, Ihr seid Mutter und thaten, deren er angeklagt worden."- feit von mir ertragen. und meinem aufbrausenden Zorn stille Hausfrau. Verzweifelt nicht an der Barmherzigkeit, die allen
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