Nr.56. 36. Jahra.
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Freitag, den 31. Jannar 1919.
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Haag, 30. Januar. ( Telunion.) Pariser Blättermeldungen zufolge demonstrieren am fommenden Sonntag die französischen Arbeiter. In mehr als 800 Versammlungen protestieren sie gegen jeden Gewaltfrieden und fordern befchleunigten Friedensschluß.
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weigerte, in die Gefängniszelle einzutreten. Die Daumenschrauben,
Woher droht die Gefahr?
Die Nevolution batte faum 24 Stunden gefiegt, als bereits Ueberängstliche und Uebereifrige nach nichts weiter als den Anzeichen der Gegenrevolution ausspähten. Und wie es bei solcher Nervosität geht: mer stundenlang mit aller Sinnesanipannung auf den Anmarsch des Feindes lauert, sieht ihn schließlich von allen Seiten herannahen; nur dort, wo er wirflich kommt, erblickt er ihn nicht.
Berthu, 30. Januar. ( W. T. B.) Wiederholt mußte während des Krieges auf die ichändliche Gepflogenheit der Franzofen hin Clemenceau verhaftet Arbeiterführer. gewiesen werden, widerstrebende deutsche Striegsgefangene burch Anlegen von Daumenichrauben zu quälen. Bern , 30. Januar. Die in Verbindung mit der Kundgebung Dieie an die Foltern des Mittelalters erinnernde grausame Marter der Angesteßiten der Baris- Lyon - Mittelmeerbahn erfolgte verwar zwar in den französischen Kolonien stets beliebt, wurde aber haftung des Gemertichaftsführers Midol hat sehr viel böies jegt im Weltkriege aum ohne aller Stultur in zahlreichen Zu den nervös übereizten Revolutionsvächtern gehört beiBiut gemacht. Die außerordentlich erregten Eisenbahner entfandien Fällen deutichen Kiiegsgefangenen gegenüber angewandt. Der tot- fpielsweise die unabhängige Freiheit". Es braucht nur ein fofort Delegierte au Clemenceau , die jedoch nicht empfangen gende amtliche Bericht eines neutralen Delegierten gibt Leutnant ein Monotel einzuflemmen oder ein Direktor in der wurden. Clemenceau beiweigerte die Freilassung des Bers über eine neue Völkerrechtsverlegung dieser Art Aufschluß: Schule über den Abgang Wilhelms zu weinen, dann schreit die hafteten, versprach aber, die Wilitärbehörde zu einer schnellen Dem Soldaten W. Sch. vom Hauptdepot Carpigne wurden Regelung der Angelegenheit zu veranlassen. Die Eisenbahner im Juni 1917 auf dem Kommando Mal Roche bei Rennes Freiheit":" Die Gegenrevolution ist auf dem Mariche!" Die Eisenbahner im Juni 1917 auf dem Kommando Mal Roche bei Rennes Wenn zur Sicherung der Ostgrenze gegen das polnische Einhaten sich alle weiteren Schritte vorbehalten. Es heißt, daß neue aumenfchrauben durch den Gendarmen angelegt, als er ficbringen ein Freiwilligenheer aufgeboten wird, so ist das natürBerhaftungen bevorstehen. heißt es in dem Bericht, waren nicht febr start angezogen, fodas lich die Gegenrevolution; wenn zur Bekämpfung der immer er in der Zelle obne Schwierigkeiten seine Daumen berausziehen größer werdenden Unsicherheit in Berlin die Schußleute befonnte. Später hat der Feldwebel des Kommandos ibm waffnet werden müssen, so ist das erst recht Gegenrevolution. die Daumenschrauben wieder angelegt, und zwar derart, Hinter jeder Maßregel, die der Wiederherstellung einer etwas daß er die Schrauben fest anzog, während der Gendarm größeren Ordnung und Stetigkeit unseres Wirtschaftslebens ihm jagte, daß e& nicht nötig wäre, die Schrauben dient, sieht die Freiheit" die Gespenster der Gegenrevolution fest anzuziehen. So waren die Daumenfchrauben fehr auftauchen. start angezogen und wurden während 12 Stunden Bern , 30. Januar. Branting, der bisher die beibehalten. Der Schmerz war sehr groß, und die Daumen Sigungen der Internationalen Sozialisten waren angeichwollen und wund; die Blafen brauchten fünf fonferenz leitete, hat über die letzten Sigungen folgende Woden zur Heilung. Jest zeigen die Daumen des Sch Mitteilungen gemacht: Die bisher angekommenen Dele- femme Spur von den Daumenicht aubeu mehr, auch feine Narben." gierter zur Internationalen Sozialistenkonferenz haben die Der Bericht schließt mit den Worten: Sch. wollte nicht in die vorbereitenden Situngen Dienstag und Mittwoch fortgesetzt. Belle eintreten und hat Widerstand geleistet, weil er die Belle ichlecht gelüftet und unhygienisch fand; er erflärte, Der Sigung vom Dienstag wohnten als Neuangekommene man folle ihn in eine andere Belle bringen." n. a. die Vertreter der deutschen sozialdemokratischen Mehr- Wegen der Anwendung von Daumenichrauben gegen einen heitspartei Hermann Molkenbuhr , Hermann Müller deutschen Kriegsgefangenen bat auf Grund des vorliegenden Beund Otto Wels , der Vertreter der Unabhängigen Karl richts die deutiche Regierung Ginipruch bei der franKautsky, die Vertreter der Generalfommission der franzöfifchen Regierung erhoben und um strenge Bestrafung der zöfifchen Gewerkschaften Jouhaug und Desmoulin bei. Im Schuldigen nachgefucht.
Die internationale Sozialistenkonferenz.
Laufe der Sigung stellte us mans fest, daß eine Be- Die Polen nehmen unsere Lebensmittel.
sprechung der Schuldfrage unvermeidlich sein werde. Darauf erfolgte eine ziemlich lange Aussprache, Die Gefahren für Deutschlands Ernährung. bei der im allgemeinen Huysmans zugestimmt wurde. An Angesichts unserer drückenden Lebensmittelnot müssen wir feben, der Besprechung beteiligten sich außer Huysmans , Bran- dak polniiche Staffgier uns felbst das Wenige noch nimmt, das für ting, Hermann Müller , Wels, Kautsky , Ellenbogen die Ernährung unieres Volles notwendig ist. Schon haben sie uns und Grumbach.
Der Mittwochfitung wohnten als Neuangekommene die ungarischen Delegierten Buchinger, Byro und Jassi, sowie die beiden finnländischen Delegierten Wuolisbfi und Keto Wibaut bei. Die Besprechung drehte fich hauptsächlich um die Territorialfrage und die Art, wie die Verhandlungen in der Plenariibung geführt werden sollen.
Infolge einer Interpellation des lettischen Delegierten Sejo gab der deutsche Delegierte Müller die Erklärung ab, daß, wenn überhaupt heute noch deutsche Truppen in Estland wären, dies nur darauf zurückzuführen sei, daß das der einzige Rückzugeweg der noch in der Ukraine stehenden deutschen Truppen nach der Heimat sei. Im übrigen denke Deutschland nicht daran, Anspruch auf irgendwelche lettischen Gebiete zu erheben. Branting betonte darauf, daß diese Erflärung Müllers wichtig sei.
aus den von ihnen befeßten öftlichen Provinzen die Zufuhr der starken Ueberschüfie namentlich an Kartoffeln und Getreide fo gut wie abgeschnitten. In Oberschlesien bedroben fie die für Deutschlands Industrien wichtigen Kohlenvorräte. Die Not in Teutschland steigt und trotzdem nimmt une polnische Bügellosigkeit das, was wir zum Leben nötig baben. Jest werden auch die Vorräte der Buderfabriken im Osten von den Polen ergriffen und nach Polen berichleppt. w
Man frißt an unserem Mart. Man fennt feine Rücksicht mehr auf die Lebensbedürfnisse des deutschen Voltes. Dürfen wir länger ruhig zuieben, daß man uns frebelhaft das zu unseren Leben Rötige aus der Hand schlägt? Nein, es gilt alle Widerstände zu organisieren und alles zu tun, um die Lebensmittelversorgung Deutschlands , die ohnehin schon äußerst mangelhaft geworden ist, nicht noch weiter verschlimmeru zu laffen. Die lleberschüsse in den Provinzen sind für uns emne Lebensfrage und wir müssen sie mit allen Mitteln für uus sichern.
berrät eine solche Angit, die jeden Moment fürchtet, ein Volf Und doch, wie wenig revolutionären Glauben berrät eine solche Angst, die jeden Moment fürchtet, ein Voll von 70 millionen fönnte ich von einer Sandvoll Gardes, fi8: eren, Schulgewaltigen, reaktionären Beitungsschreibern mit Hilfe von ein paar tausend Bewaffneten gegen seinen ernsten und entschiedenen Willen wieder in die alte Unfreiheit zurückzwingen lassen. Wenn die Nevolution am 9. November trop des damals noch intatten Heeresapparats der Sohenzollern fiegte, wie sollten dann die kläglichen Trümmer dieses Apparats die Revolution befiegen; es sei denn, daß der Geist und Wille des 9. November vollkommen verflogen ist!
da liegt der springende Bunft, dort die Gefahr! Von der
Daß der Geist und Wille des 9. November verflogen ist, Revolution gilt das Dichterwort: Mohrs Geliebte tann nur durch Mohr sterben. Nur die Arbeiter und Voltsmaffen jelber, die am 9. november die Revolution mach ten, find imstande, die Nevolution wieder umzubringen. Das braucht allerdings nicht durch einen Willensaft von besonderer Energie zu geschehen; dazu genügt, wenn die Entschloffenheit, die Errungenschaften der Revolution zu verteidigen und auf rechtzuerhalten, nachläßt oder ganz aufhört; dazu genügt, daß die Liebe und Begeisterung für die neuerrungene Freiheit erlischt. Erst wenn diese Stimmung der Bassivität und Gleich gültigkeit sich der Massen bemächtigt, erst dann, aber dann auch wirklich bedeuten hochnäfige Leutnants, monarchistische Schuldirektoren, hegende Beitungsreaktionäre eine Gefahr. Solange das Volk treu zur Revolution steht, fann man ihr Treiben mit Ruhe und Berachtung eriragen, wie der Bernhardiner das Keläffen eines Zwergpintschers.
niemals aus den Trümmern der ehemals herrschenden Rafte An sich aber fann die Gefahr einer Gegenrevolution fommen, sondern nur aus der Stimmung der arbeitenden Bevölkerung selber. Und daran sehen gerade die vorbei, die durch jede krampfhafte Hochmutsgebärde eines Vertreters des Halten Systems in Angst gejezt werden. Aber wodurch kann die Stimmung der Bevölkerung umschlagen? Offenbar nur durch Menich liebt die Freiheit und Selbstbestimmung; er gibt sie nicht fampflos preis, wenn er fie bat. Nur wenn die Freiheit thm materielle Berlufte einbringt, wird er geneigt fein, noch einmal den Verfuch mit der Unfreiheit zu wagen. Deshalb berubt die einzige reale Gefahr einer Gegenrevolution in der Möglichkeit, daß es nicht gelinot, mit den Methoden der Freiheit die schwere frise unferes Wirtschaftslebens zu überwinden.
Bur eliäifischen Frage bemerkte Grumbach, daß er hierzu in der Plenarsizung eine Erklärung abzugeben haben werde, daß er jedoch den Zusammenhang zwischen dieser Polnische Werbungen auf deutschem Gebiete. fachliche Enttäuschung. Jeder einigermaßen normale Frage und der des Saargebietes und des linken Rheinufers Die Polen rüsten den Kampf für die Veilleinerung Deutfchanerfenne. Der deutsche Delegierte Wels erwiderte hierauf, daß er hierin verschiedene Fragen sähe und daß das Saarlands und für die Erschütterung der Ernährungs. gebiet und das linke Rheinufer unbedingt grundlage unferes Voltes mit allen Mitteln. Besonders als Bestandteile des deutschen Staates zu beim Streife starthaus werden nach Nachrichten, die bier ein tradten feien.
Zum Schluß der Situng bemerkten Huysmans , Bran ting und Müller, daß es notwendig fein werde, daß in einem Rahmen der internationalen Konferenz die Frage des Völkerbundes und die Frage der Strafbestimmungen gegen die Völker, die sich nicht fügen wollen, behandelt werden
gegangen find, die Werbungen für das polniiche Heer mit Eifer betrieben. Die Versprechungen der Agenten find sehr verlockend. diejenigen, die für das junge Bolen tämpfen, würden aus be. fonderen Fonds außer der bohen Löbnung reid lice Unterfügung erhalten. Auch baben polnische Großgrundbesißer sich erboten, aus bren Besitzungen Ansiedlungen für polnische Seeres.
In der Freiheit" fett Profeffor Ballos( Atlanticus) in lockender Weise die befferen Berforgungsmöglichkeiten des fozialistischen Wirtschaftssystems auseinander. Er weist nach,
müssen. Im Prinzip wurde beschlossen, ein Redaktions. angehörige zu schaffen, um ihnen ein sorgenfreies Dajein zu gewie mit verhältnismäßig neringer Arbeitsleistung unter dem
fomitee zur Abfassung der dem Kongres vorzulegenden Er. flärungen zu wählen. In der Ansprache hatte Branting besonders darauf hingewiefen, daß dem Wölferbund von vornherein alle Nationen angehören müssen, und
währen.
dah niemand ausgeschlossen werden dürfe. Von Anfang an Wie wir hören, befinden sich einige ruffifche Sozialdemokraten dürften beim Ausbau des Völkerbundes auch die kleinen menschemistischer Richtung auf dem Wege durch Deutsaland nach der neutralen Staaten nicht fehlen. Darüber müsse man sich Schweiz , um an der Berner internationalen Sozialistenfonferenz teilin Paris vollkommen flar fein. Hermann Müller er- zunchmen. Sie haben sich unter lleberwindung der allergrößten Flärte fich mit den Ausführungen Brantings Swieriafeiten aus Rußland fortgeichlichen denn daß ihnen die bollkommen einverstanden und wies darauf hin, bolfchewistische Regierung einen Baß zur Teilnahme an der Berner dak Kriege in Zukunft unter allen Umständen unmöglich Sozialistentonferenz ausgestellt hätte, war natürlich ganz un gemacht werden müßten.
denfbar!
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Sozialismus die große Mafie der Bevölkerung weit befier. verforat und verbflegt werden kann, als dies im Frieden vor dem Kriege der Fall war. Aber auch nach feinen Darlegungen hängt dieses schöne Bukunftsbild von einer unerläßlichen Voranssekuna ab, bak nämlich die Produktivität der Arbeit nicht wie im bolichewififfchen Shukland auf die Sälfte bis ein Biertel der früheren finft, und daß ferner wäh rend der Ueberganszeit, die Ballod auf fiinf bis sechs Sobre schäst, von der ganzen Bevölkeruna fehr inten siv und aufopfernd gearbeitet wird.
Wir wollen hier feine Auseinanderiekuma darüber beginnen, ob die vollständige Umgestaltung des Wirtschaftsapparats