Nr. 65. 36. Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.
Mittwoch, den 5. Februar 1919.
Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 117 53-54.
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Vor der
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In Bremen find die Regierungstruppen eingerüdt und die Spartakusherrschaft hat damit einen ihrer Hauptsize in Deutschland verloren. Der Erfolg bedeutet einen weiteren Schritt zu ruhigen und geordneten Zuständen, die es dem deutschen Bolt ermöglichen, aus dem jezigen Elend heraus. zukommen.
Jeder Siegesjubel liegt uns fern. Als Sozialdemofraten bedauern wir durchaus, daß es zur Gewaltanwendung kommen mußte. Wir sind selbstverständlich Gegner jeber Gewaltanwendung. Aber Gegner der Gewalt sein bedeutet nicht, jeden Gewaltakt der Gegenseite widerstandslos hinnehmen. Die Friedenslicbe fann sich nur da behaupten, wo ihr mit dem gleichen Gefühl begegnet wird. Wer aus grundsätzlichem Abscheu vor der Gewaltanwendung sich nicht entschließen fann, der Gewalt anderer Gewalt entgegenzufezen, nämlich die der stärkt legten Endes die Gewaltherrschaftder anderen.
Bremen, 4. Febrnar.( Cigener Trahtbericht des" Borwärts".) Die Division Gerstenberg hat das Stadthaus, des Haupttelegraphenamt, das Fernsprech amt und verschiedene wichtige städtische Gebäude besest, die start verteidigt wurden. Der Stab mit Oberst Erfte Sitzung der sozialdemokratischen Fraktion. Gerstenberg befindet sich in einem Vorort Bremens . Bremen ( Weimar , 4. februar. Eig. Drahiber. des Vorwärts".) hat weiter feine Zufuhren an Truppen erhalten als heute morgen die von Bremerhaven . Sollten weitere Zufuhren Die sozialdemokratische Fraktion trat heute vormittag 10 Uhr hmmen, so werden fie unbedingt abgeidhnitten werden. Abends im Voltshaus zu Weimar zu ihrer ersten Fraktionssitung zu wurde in den Vororten um die Werften start ge- sammen. Den Vorfiz führte provisorisch Genosse Ebert als Vortampft, aber es ist mit aller Wahrscheinlichkeit vorauszu- fizender der Partei und Vorsitzender der alten Reichstagsfrattion. sehen, daß in dieser Nacht die Entscheidung zugunsten der Er sprach in den Begrüßungsworten seine Freude darüber aus, daß Regierungstruppen fällt. die Engialdemo ratie. als weitaus stärkste Fraktion in die National Bremen, 4. februar. Wie Boesmauns Bureau meldet, versammlung einzicht. Die Revolution," so führte er weiter aus. zogen um 6 Uhr abends die Regierungstruppen nach hartem hat uns vor eine Riesenaufgabe gestellt. Deutschland war voll. Kampf in Bremen ein und besetzten Markt, Rathaus und ständig zusammengebrochen, militärisch, politisch und wirtschaftlich Borse. Die Arbeiter ziehen sich nach Großpalingen zurüd. ein Trimmer hau'fen, als die Macht in unsere Hände tam. Berlin . 4. Februar. WTV. Befehlsgemäß haben die Der Versuch, diese Riefenaufgabe gemeinsam mit den un Regierungstruppen am Dienstag vormittag den Einmarsch abhängigen su lösen, mußte scheitern. Denn wäre es nach in Bremen begonnen. Der Einmarsch hat sich planmäßig ihrem Willen gegangen, wären wir hoffnungslos und widerstands. vollzogen. Um 5 1hr war die Stadt im Besitz der Truppen, los in vollständige Anarchi'e hineingeraten. Das Ziel Bei ruhigem Ueberlegen fann fein Bweifel fein, daß die die das Rathaus, die Börse und andere Gebäude und den unserer Tätigkeit in diesen Monaten läßt sich licht beschreiben: Bir moralische Verantwortung für allen Bürgerkrieg und alles Blatz der Stadt besetzt halten. Die Aufständischen haben aus haben versucht, die politischen Errungenschaften der Revolution, den Blutvergießen in Deutschland allein jener Gruppe zur Last Hamburg feinen weiteren Zuzug gehabt. Sieg der Demokratie. sicherzustellen. Wir haben versucht, das wirt. fällt, die es prinzipiell ablehnt, sich unter den MehrheitsBremen, 4 Februar.( Eigener Drahtbericht beschaftsleben wieder in Gang zu bringen und bie notwendigsten willen des Volkes und die vollstreckenden Organe dieses MehrJozialpolitischen Aufgaben zu erfüllen. Wir haben hingearbeitet auf heitswillens zu beugen. Vorgestern glaubten wir feststellen Borwärts.") Geen Mutag wurde am Dom und Rathaus einen möglichst raschen Friedensschluß und möglichst ausreichende zu können, daß sich in dieser Beziehung eine Umwandlung beitig geich offen. Die Epartat ften hatten zahiretche Lebensmittelversorgung. Ein großer Teil diefes Weges ist noch bei den Stommunisten anbahne. Aber weit gefehlt! Was Late und zogen sich zurüd. zurüdzulegen; ihn wird die Nationalversammlung zu beschreiten hat die Note Fahne" darauf am Dienstag zu erwidern? Bremen , 4., Februar. ( WTB.)( Ergänzender Bericht.) Be- haben, in der unserer Fraktion als der weitaus stärksten Wir zitieren wörtlich: reits im Laufe des gestrigen Nachmittags und Abends nahmen die die Führung zufallen wird." orposten gefechte im Landgebiet und am Rande der Stadt Genoffe Ebert teilte weiter mit, daß unmittelbar nach dem an Umfang zu. Es tam zeitweilig zu lebhaften Rämpfen, in 16. Februar, sobald die Volkswahlen in Deutschöfter. benen laut Mitteilung der Stadtkommandantur Bremen 7 Tote reich vollzogen sein werden. eine auf feiten der Bremer und 12 Tote auf seiten der Division Gerstenberg gezählt wurden. Die Zahl der Verwundeten soll auf beiden Seiten etwa 40 Mann betragen. Seit heute früh fetzte der Angriff mit allen Mitteln moderner Rriegstechnik ein. Die Aufständischen verteidigten sich hart nädig. Etarfer Geschüßdonner und lebhaftes Maschinengewehrfeuer rollen durch die Etadt. Die Etraßen und Pläge um das Rathaus herum sind abgesperrt, wodurch auch der Straßenbahnberfehr teilweise unterbunden wird. In der übrigen Stadt läuft ber Berkehr gut bis auf die Bugangsstraßen zur Stadt, wo die bewaffneten Spartatiftentruppen sich den vorrüdenden Regierungstruppen entgegenstellen. Im neuen Rathaus ist das Rote Kreuz untergebracht. Mehrere Granaten schlugen in unmittelbarer Nähe bes Doms, der Börse und des Rathauses ein. Das neue Rathaus erhielt Bolltreffer durch das Dach. Ebenso der Nord. turm des Domes in halber Höhe. Eine Granate, die in un mittelbarer Nähe der Börje einschlug, sertrümmerte fämtliche nach Norden liegende Fensterscheiben des Arbeitsraums des Böhmannschen Telegraphenbureaus. Gegen 2% Uhr flaute das Bombardement ab. Während dieser Zeit sah man die ersten Berwundeten in das Rathaus tragen. Eine weitere Anzahl Schwer. verwundeter foll, wie berichtet wird, im Rathaus liegen. Ueber
Telegation der österreichischen Fraktion
sich zur Teilnahme an den Fraktionsverhandlungen einfinden wird. Bur vorläufigen Fühlungnahme hat die deutschösterreichische Sozialdemokratie den Genossen Schaefer delegiert.
Der Arbeitsplan für die Nationalversammlung sieht die Eröffnung für Donnerstag, nachmittags 3 Uhr. vor. Die Eröffnungsansprache hält Genoffe Ebert. Tann übernimmt der Alters. präsident Genosse Pfannku den Vorsiz. Es wird vor. geschlagen werden, daß das Saus vorläufig die Geschäf so: dnung des Reidetages übern.mmt und sich dementsprechend am Freitag durch die Wahl des Präsidiums fonstituiert. Den Präsidenten hat nach parlamentarischem cauch die Sozialdemokratie zu stellen. Ein Ausschuß für die Rveifion der Geschäftsordnung wird sofort die Ar. beiten beginnen. Die bringendsten und unaufschiebtarften Vorlagen find ein Finanzgefeß für die Regierung, das ihr einen vor. läufigen Kredit einräumen und für die seit dem 9. November er. forderlich gewefenen außerordentlichen Ausgaben Indemnität er teilt. sodann die Notverfassung, deren Beratungen Sche i bemann mit einem politischen Errosé einleiten wird, während Preuß den Entwurf selbst begründet. In der Fraktion trat die Auffassung zutage, daß es nicht wünschenswert sei, sofort in große politische Debatten einzutreten, sondern, daß zuerst so schnell wie möglich der Kredit und die Rotverfassung gefdaff n werben müßten. Es entwickelt sich eine Aussprache über die Mehrheits. ist im Augenblid nichts Näheres zu erfahren. Gegen 3% Uhr bildung in der Nationalversammlung . Zur Ausarfeitung des herrschte Ruhe. Wie wir weiter hören, haben die Aufständischen sozialdemokratischen Programms für die nächsten Aufgaben wird ein in den ersten Nachmittagsstunden den Kampf als aussichtslos ein Ausschuß berufen sein, dem u. a. angchören: Auer- München, Anna geftellt und den Rüdaug auf Gröpelingen angetreten. Einzelne Blos, Ulrich- Tarmstadt, Tohen, Ged- Mannh: im, Hoch- Hanau. Trupps verteidigten sich noch to des mutig im Innern der Stadt Kräßig und Otto Braun . und an den Brüdenübergängen. Verhandlungen wurden angestrebt. Um 4 Uhr jette das Bombardement in alter Stärke wieder ein. Die Epartalisten halten die U: bergänge der Weser . Um 6 Uhr find die Regierungs'ruppen in die Stadt eingedrungen und haben den Markt, das Rathaus und die Börse bescht. Auch das Bößmannsche Telegraphenbureau erhielt eine Bejagung von Regierungstruppen.
Sie weiteren
zweifellos beträchtlichen Berlufte
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., Und wir pfcifen nach wie vor auf des Vorwärts" Mehrheitsprinzip, und das erwachende Proletariat wird nicht zur Feststellung von Mehrheitsprinzipien an die berühmte Wahlurne schreiten, sondern wird andere Wege finden, feinen Willen und den Sozialismus zur Herrschaft zu bringen." Mit mehr Hohn und Schärfe haben wohl selbst die übelften Reaktionäre niemals der Demokratie Fußtritte erteilt. Wir pfeifen auf das Mehrheitsprinzip," so lautet der Wahlspruch von Leuten, die sich gestern und vorgestern noch Demo
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fraten nannten.
Und nirgends ist auf das Mehrheitsprinzip wohl so gepfiffen worden wie in Bremen . Die Wahlen zur Nationalbersammlung haben ergeben, daß die unabhängig- spartafistische Richtung in Bremen nur eine verschwindende Minderheit hinter sich hat. Bon 164 000 in BremenStadt und Land abgegebenen Stimmen entfielen gerade 30 000, noch nicht der fünfte Zeit, auf die U. S. B. D., während 70 000 Wähler für die alte Sozialdemokratie, 64 000 für die bürgerlichen Parteien stimmten. Kein Wunder, wenn fich auch unter den Bremer Radikalisten starter Widerwille gegen die berühmte Wahlurne" zeigte, die diesen Beuten so wenig Erfolg bescherte.
So griff man denn in Bremen zu den anderen MitteIn", von denen die„ Rote Fahne" etwas geheimnisboll spricht. Es gibt aber nur ein anderes Mittel außer Demokratie, fich die Herrschaft zu sichern, das ist 8 wang und Gewalt. Anders fann fich eine schwache Minderheit niemals gegen eine erdrückende Mehrheit behaupten, gana gleichzeitig, aus welchen Personen diese Minderheit besteht.
Bon den anderen Mitteln" hat die Bremer Spartakusdiktatur denn reichlich Gebrauch gemacht. Die„ Bremer Bürger- Zeitung", das Organ der Sozialdemokratie, wurde kurzerhand von den Spartafiften anneftiert, die bürgerliche Bresse wurde unter Borzeniur gestellt. Die tollsten Vergewaltigungen der Breßfreiheit waren in Bremen an der Regel. Diefelben Leute, die jezt über Gewalt jammern, Die M Ibungen über spartatistische Aufruhr haben sich selber nicht im mindesten gescheut, durch eine Verversuche in Thüringen werden in Weimar nicht ernst ge- fügung vom 10. Januar über Bremen das Standrecht nommen. Die großer Coldatenräte des 11. und 15. Armeekorps zu berhängen und jeden Bremer Einwohner, der ihnen denken gar nicht daran, der Nationalversammlung ihren Schuß zu gegen revolutionärer Bestrebungen" berdächtig schien, mit berweigern; fie find nur eifersüchtig auf die von Berlin her. dem Tode des Erschießens zu bedrohen. Wir haben den Er Deutsch österreichisch er Gruß an Weimar . geholten Truppen des Generals von Merfer vom Feldjägertorps. Laß feinerzeit im Vorwärts" wörtlich abgedruckt, nicht Wien , 4 Februar( Hollandsch Nieumsbureau.) In der heu- In der Tat unterliegt es wohl feinem Breifel, daß auch die wen ger als dreimal wird dort die standrechtliche Todestigen Situng der Natiora versammlung wurde eine Kundgebung an thüringischen Goldaten räte der Nationalversammlung strafe angekündigt. Das von denselben Leuten, die jetzt die die deut dhe Retierelvericmm ung in Weiner bedtosser, in der die den nötigen Edhus hätten angedeihen laffen, es fehlte nur die Reit, Welt zu Tränen des Mitleids darüber rühren möchten, daß Sehnung auf eine Wiedervereinigung mit dem Musterlande ausge- die rö igen Verabredungen zu treffen. Die Soldatenräte ver- man mit scharfen Waffen gegen fie borgegangen ist. Das weden with. In der rudgeburg feißt es mölid: Die National Handeln jcht mit dem Che bf hlskaber Nosfe, wi weit die Truppen, man einen borbestraften Sittlichkeitsverbrecher zum Stadter en ung prid die Ubernung aus, daß es relingen werde, die fich fellst als Carde für die Nationalversammlung fereitgestellt kommandanten bestellt hat. unter dem es fortgesezt au hased, dae die Gewalt des Jahres 1866 zerrissen hat, mieder haben. an dem Eduße der Nationalversammlung tilnehmen Schickereien fam, fei nur nebenbei erwähnt. zu fufipien und Einigkeit und Freiheit des deutsch en fönnen. Die Reichsregierung ist durchaus geneigt, den Wünschen Baltes zu verwirklichen, iowie Deutich österreich der thüringischen Truppen nach einer ehrenbollen Beteiligung am mit dem Mutterlande für alle Zeiten zu vereinigen, Weimeraner Echuz entgegenzurommen. Die Versammlung erhob sich und nahm die Rundgebung unter stürmi schem Beifall an.
Den in Gotha ftationierten Truppen ist die Mitbeteiligung an der Sicherung der Nationalversammlung augebilligt worden.
Mit diesen Mitteln hat eine Minderheit bon noch nicht einem Fünftel der Bevölkerung die übrigen vier Fünftel an d'e Wand gedrückt und von jeder Zeilnahme an der Regierung ausgeschlossen. Schon diefes jeder Demokratie Hohn sprchende Verfahren hätte die Regierung zum Einschreiten