Nr. 67. 36. Jahrg.

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Donnerstag, den 6. Februar 1919.

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Die Internationale über den Völkerbund.

Bern , 5. Februar. ( Meldung der Schweizerischen Depeschen-| geforderte gewaltsame Zurüdhaltung von einer Million Gefangenen Agentur.) Der Präsident der von der internationalen Sozialisten konferenz eingeschten Kommission teilt mit, daß die Kommission fich auf den Text folgender Resolution geeinigt hat:

wird in Millionen Familien Trauer und Haß gegen den Gewalt haber erzeugen, der im zwanzigsten Jahrhundert freie Menschen in Sklaven verwandelt und Mißstände erzeugt, die ma man im Die Vereinigung der Völker zu einer innigen Gemeinschaft ge- grauen Altertum bei barbari chen Staaten gefannt hat. Das Los der hörte von jeher zu den vornehmsten Idealen der Sozialisten- Inter- Stlaven wird das Mitleid aller fühlenden Menschen hervorrufen und nationale. Dieses Ideal entspringt einer Solidarität der Stimmungen erzeugen, wie sie sich einst gegen die Sklavenstaaten Proletarier aller Länder und aus dem sozialistischen in Amerita wendeten. Dauernden Schaden werden von der Ellaverei Endziel, das sich nicht national, sondern nur internati o neben den Sllaven die freien Arbeiter Frankreichs haben, denn, nal verwirklichen läßt. Der Weltkrieg hat dieses sozialistische Jdeal wenn in der Zeit, in der die Arbeiter ihre Arbeits- und Lohnbe der Gesellschaft der Nationen zu einer dringenden Aufgabe der dingungen der veränderten Kauffraft des Geldes anpassen sollen, Gegenwart, auch für die nicht sozialistischen Parlamentarier gemacht. die Arbeit von 1 Million Sklaven wie ein Bleigewicht auf den Er hat gezeigt, daß bei der heutigen Höhe der militärischen Technik Arbeitsmarkt drückt, werden die freien Arbeiter, die mit diesen und des Verkehrs jeder Krieg die Tendenz hat, die ganze Welt in| Sklaven fonkurrieren sollen, in ihrer Lebenshaltung so herabgedrückt, zwei feindliche Heerlager zu entzweien, die gegeneinander mit den daß sie dauernd Parias in der Armee des europäischen Proletariats grauenvollsten Mitteln der Kriegführung bis zur völligen Er- bleiben. schöpfung sich bekämpfen. Der jüngste Krieg hat die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht; der nächste würde sie völlig ver­nichten, und schon die Vorbereitungen zu einem neuen Krieg würde

Hermann Moltenbuhr, Hermann Müller , Otto Wels , Wilhelm Janson, Karl Hübsch, Hermann Rube.

bie Welt zugrunde richten. Dieses Unheil kann nur gehemmt wer. Der Internationale Gewerkschaftskongreß

den durch Herbeiführung der Gesellschaft der Nationen. Die Gesellschaft soll von den Volksvertretungen der vers schiedenen Länder gebildet werden. Sie muß ausgehen von einem

eröffnet.

Bern , 5. Februar. Der Internationale Rechtsfrieden, der keinen neuen internationalen Konfliktstofffchaftskongres ist am Mittwochabend im hat. Die auf dem Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker auf Boltshause eröffnet worden. gebauten Staaten müssen in die Gesellschaft der Nationen aufge­nommen werden.

Alle Mitglieder der Gesellschaft haben die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten zur Durchführung ihrer Aufgaben, und die Bölkerschaften, die noch nicht zum Selbst bestim= mungsrecht gelangt sind, sollen von der Gesellschaft der Natio­nen geschützt und dahin entwickelt werden, daß sie die Fähigkeit er­langen, Mitglieder der Gesellschaft freier Völker zu werden. Die

wenn solche notwendig werden.

Die

Befehlsgewalt im Heere.

Von Oberst a. D. Gädke.

Unser militärischer Mitarbeiter, Oberst Gäste, hat jahrzehntelang im Vorkampf gegen den preußischen Mili­tarismus, für eine demokratische Heeresors ganisation gestanden und dafür Ver- gungen< r- tragen. Er ist darum als einer der ersten erechtigt_ berufen, über die heute herrschenden Zustände sein Urteil abzugeben. Wir stimmen ihm in der Grundtendens zu, ohne zu verkennen, daß von vielen Soldatenräten ge= wissenhafte Arbeit nach besten Kräften geleistet worden ist. Gerade aus diesen Kreisen wird Oberst Gädke auf Zustimmung rechnen dürfen, wenn er sich mit voller Offenheit über heifle Punkte ausspricht. Redaktion des„ Vorwärts".

Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir uns über den Begriff der Befehlsgewalt verständigen. Es haften an ihm

viel Mißverständnisse und manche Feindschaft, die einer ehr­lichen Ueberzeugung entspringen, aber in eine Zeit gehören, die hinter uns liegt. Wir leben jezt unter einer republikani­Gewerkschen Verfassung, in der die höchste Befehlsgewalt nicht einem Berner einzelnen gehört, sondern der in geordnetem Verfahren ge­wählten Vertretung des gesamten Volkes. Die Befehlsge­walt hat damit einen durchaus anderen Sinn bekommen; fie ist nicht mehr Willkür, sondern Ausführung des Gesetzes.

Abzug der Spartakisten aus Bremen.

Räumung der Weserwerft.

des Ganzen.

In jedem geordneten Betriebe muß es solche geben, die anordnen, und solche, die die Anordnungen ausführen. Es geht nicht an, daß lettere in Erörterungen eintreten, ob sie diese Betriebsweisungen beachten oder ablehnen wollen. Der Bremen, 5. Februar .( Meldung der Telegraphen Betrieb würde darüber in Unordnung zerfallen und schließ­erste Aufgabe der Gesellschaft ist es, neue Striege und Kriegsrüstun. Kompagnie") Die gestrige Nacht und der heutige Tag findlich zugrunde gehen. Um wieviel mehr trifft diese Erwägung gen zu verhindern. Sie muß Einrichtungen schaffen, die durch ruhig verlaufen. Die Stadt bietet wieder ein friedliches Bild, auf das Heer zu, das auf dem straffsten neinandergreifen Vermittlung und Schiedsspruch alle Streitigkeiten zwischen den das von zahlreichen die Straßen durchziehenden Truppen aller aller Teile beruht und ohne festgefügte Ordnung nicht be­Völkern entweder verhüten oder beilegen können, auch solche Fra- Waffengattungen belebt wird. Die Spartakiften haben in der stehen kann. Soll die Ueberwachung der Vorgesetzten von sen, die als Lebens- und Ehrenfragen bezeichnet werden. Dieses Nacht ihre lesten Stellungen in der Stadt aufgegeben. unten ber auch bei der Ausbildung der jungen Mannschaften Schiedsgericht muß die Möglichkeit haben, jederzeit Grenzbereini- Außerdem haben sie sogar wider Erwarten die Werft der erfolgen? Auch bei der Regelung des inneren Dienstes? gungen unter Befragen der Bevölkerung vorzunehmen, Aftiengesellschaft Weser kampflos geräumt n manchen Berliner Kasernen herrschen gegenwärtig Zu­und sind unter Mitnahme sämtlicher Waffen nach den Ritter In huder Sandbergen abgezogen. Wie verlautet, haben sie aber stände, die eine feste Hand durchaus nötig machen, sowohl für auch dort nicht erst neue Stellungen eingenommen, sondern sind die fittliche Ueberwachung der einzelnen, wie zur Wohlfahrt in Richtung auf die Bremerhavener Befestigungs­werke weiter marschiert. George Washington, ein bewährter Freiheitskämpe, der feine Gesinnung dadurch bewies, daß er die Königskrone, die Hamburg, 5. Februar .( Eig. Drahtbericht des Borwärts") er haben fonnte, ehrlicher als Cafar mit einer Handbewegung Der Streit der Eisenbahn- und Telegraphenarbeiter hält noch an. Heute morgen brangen unter Führung der Spartatisten Nü- von sich wies, George Washington hat den Ausspruch getan: digheit und Lauffenberg größere bewaffnete Banden in" In einem Heere muß der unbedingteste Absolutismus herr­14 Bolizeiwachen ein und erbeuteten Gewehre, Maschinen- schen." Er hatte seine Erfahrungen im Unabhängigkeits­gewehre und Handgranaten. Ein Versuch, in die Infanterie- friege gemacht, als seine Mlizen immer wieder auseinander­taserne einzubringen, mißglückte; dagegen gelang es den Spar- liefen und bei schwierigen Angriffen versagten. takisten, das in Bahrenfeld gelegene Munitionslager des Feldartillerieregiments 20 zu erstürmen und zu besesen. Bon sondern Gesetz und Ordnung. Der Vorgesetzte übt seine Ge­Absolutismus in seinem Sinne heißt nicht Willkür, Mannschaften, die für Bremen bestimmt waren, sollen etwa 500 walt nicht aus eigenem Rechte aus, sondern als Beauftragter Mann unter Führung des Spartakisten Stürmer zur Sicherung auf Grund des Gesetzes und innerhalb der Schranken des der Anmarschstraßen nach Buchholz marschiert sein. Ferner zogen Matrofen des Meteor" nach Harburg. Die Altonaer Gesetzes. Jede Ueberschreitung dieser Grenzen macht ihn Beamtenschaft schleß sich dem Streit der Hamburger Beamten an, selbstverständlich strafbar und strafbarer noch als ungehorsame die von Lauffenberg eine Zurücknahme seiner Resolution fordern. Untergebene. Auch sie ist Berlegung der Manncszucht, und S. P. D., 11. S. P. D. und Spartakisten gegen vermeintliche mili- unten. Er wirkt schädlicher auf das Ganze und hat weiter­Heute abend finden die Massenversammlungen der Ungehorsam von oben ist schlimmer noch als Ungehorsam von tärische Pläne der Reichsregierung statt. Gegen 3 Uhr nachmittags reichende Folgen. Je höher ein Vorgesetter steht, um so. erfolgte ein ungeheurer Zuzug Bewaffneter zum Rathaus, das von ungefähr 2000 Arbeitern nunmehr besest ist. sicherer muß sein Gehorsam fein.

Die Gesellschaft der Nationen hat alle stehenden Heere anfzuheben und schließlich die völlige Abrüstung ber beizuführen. Solange eine bewaffnete Macht durch die internatio­nalen Verhältnisse notwendig ist, soll sie unter dem Befehl der Gesellschaft der Nationen stehen. Sie muß über die Mittel ökonomischen Drudes verfügen, um die Durchfüh­rung ihrer Entscheidungen erzwingen zu können, wenn es notwen­big wird. Wo Zolltarife bestehen, sollen fie abhängen von der Zustimmung der Gesellschaft der Nationen, und die Gesellschaft soll internationale Verkehrswege und Verkehrsmittel direkt in ihre Ber­waltung übernehmen. Die Gesellschaft der Nationen muß Befug­nisse bekommen, die ihr gestatten, sich zu einem Organ zu ent­wickeln, welches die Erzeugung und Verteilung der Lebens­mittel und Rohmaterialien der Weltmärkte und ihre Pro­duktion im höchsten Grade zu entwickeln in der Lage ist. Zu den gemeinschaftlichen Funktionen der Gesellschaft der Na­tionen gehört auch die Herstellung, Weiterentwicklung und Durch führung eines internationalen Arbeiterrechts.

Die Bildung der Gesellschaft der Nationen wird jest erfolgen unter dem Drucke der Nachwirkungen des Krieges. Die Ge­sellschaft wird sich indessen später, wenn die Nachwirkungen an Kraft verlieren, günstig entwickeln und ihren großen Aufgaben ge­recht werden können, wenn das internationale Broletariat mit voller Die Unabhängigen gefährden den Waffenstillstand! Macht hinter ihr steht und sie vorwärts bringt. Je kräftiger die proletarische Bewegung in anderen Ländern, je mehr Möglichkeit Der Hamburger Soldatenrat bat nach Eugbaben am der Entwicklung der internationalen Aufgaben, je entschloffener das 4. Februar an die dort fißende spartatistische Leitung in einem Proletariat in jedem Lande jede Machtbefugnis der eigenen Regie­rung befämpft, je mehr vom Sozialismus an der Verwirklichung und kraftvollen Durchführung der internationalen fozialen Ideale gearbeitet wird, um so fräftiger und lebensreicher werden die wir fungen der Gesellschaft der Nationen sich gestalten.

Eine Resolution der deutschen Delegation. Tie deutsche Delegation bradte folgende Resolution aur Dentichrift betreffend die schleunige Rückgabe der deutschen Kriegsgefangenen ein:

Aber er fann nicht von seinen Untergebenen berant­wortlich gemacht werden. Diese müssen ein sicher gewähr­leistetes, von allen hindernden Fesseln befreites Alagerecht haben. Strafe und Sühne liegt bei denen, in deren Auftrag Fernspruch angeordnet, zur Hilfeleistung für die Bremer Spartakisten der Vorgesetzte handelt und deren Gebote er übertreten hat. Minen boote gefedtstlar zu machen. Die Geſchüße Das sind der Kriegsminister und die Zivilregierung, der er auf diefen Booten haben feine erschlüsse, da diele infolge angehört. Diese wieder sind der Nationalvertretung berant­der Waffenstillstandsbedingungen entfernt werden wortlich, die jeden Augenblic ihre Entlassung fordern, mußten. Ter Hamburger Soldatenrat hat nach Cughaven zugesagt, nötigenfalls ihre Bestrafung in die Wege leiten kann. Dér Verschlüsse durch Schiff zu senden. Der Lotie hat oberste Kriegsherr, von dem alle Befehlsgewalt ausgeht, ist fich geweigert, wegen Eisgang das Schiff zu fahren. Infolge all somit das Volk selbst durch seine gefeßlich verordnete Ver­dieser Umstände kam es alio nicht zu einer Ausführung des Vor- tretung. Diese selbst fann wieder in ihrer Zusammen­habens. In der Mitteilung nach Eurhaven bieß es, daß bei der fegung und ihrem Wesen nur auf gesetzlichem Wege geändert Armierung der Schiffe sehr boriichtig verfahren werden müsse. werden.

Die Internationale Sozialistenkonfer nz erklärt: die Vertreter damit die Besagung der dieser Tage eingelaufenen englischen Von oben bis unten ist also das Heer durch eine ununter­ber Arbeiterklane aller Länder baben dafür zu wirken, daß mit Kreuzer nichts merkt, da die Lieferung der Verschlüsse gegen den brochene Kette von Gefeßmäßigkeiten untereinander ver­der Beendigung des Krieges alle Maßregeln, die aus Anlaß des Waffenstillstanbevertrag berstößt. Die Urheber bunden; da ist kein Raum für Willkür. Strieges erlassen, oder die infolge des Krieges entstanden sind. und waren sich also des Verbrecherischen ihres Vorhabens völlig bewußt. Darum aber kann auch ein Soldatenrat feine Befehls­die den Arbeiter in der Auswahl der Arbeit oder des Aufent- Das Schiff sollte auch Gewehre, Munition und Granaten mit- befugnis neben der geordneten Gewalt der Vorgesezten be­haltsortes befchränken, außer Kraft treten. Stein An- bringen. Man dente, welche Folgen es für das Reich und für das fizen. Das ergäbe eine doppelte Befehlsbefugnis, die sich gehöriger eines anderen Staates darf aus dem Grunde von der aanze deutsche Volt gehabt hätte, wenn durch groben Bruch der miteinander freuzen und aufheben kann. Niemand wüßte, Rückkehr in den Heimatsstaat zurückgehalten werden, weil er als Waffenstillstandsbedingungen, wie die wahnwißigen Führer der wem er zu gehorchen hat; es wäre die organisierte Unordnung, givilinternierter oder als Kriegsgefangener in die Gewalt eines Hamburger Unabhängigen ihn planten, schwere Repreisalien die Befehlsbefugnis der Untergebenen im Kampfe mit der anderen Staates tam. Die von den Militaristen in Frankreich gegen das ganze deutsche Volt herbeigeführt worden wären. der Vorgesetzten. Die Soldatenräte können ein vortreffliches