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muß diefe ungeheure Gefahr beseitigt werden; auch für Ge- Internationale Arbeitergesetzgebung und schlechtskrankheiten und Trunksüchtige sind Beratungsstellen und städtische Einrichtungen zu schaffen.-

Unser Kranfenhauswesen muß ausgebaut und erweitert werden, wir leiden in den Großstädten stets unter Bettenmangel; sollten schwere Epidemien, wie Cholera, Boden, Flecktyphus, bei uns auftreten, so stehen viele Gemeinden vor einer völligen Katastrophe.

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Auch Rekonvaleszentenheime müssen in der Nähe der Großstädte geschaffen werden, da die Kranken wegen der Neberfüllung der Krankenhäuser oft entlassen werden, lange bebor fie arbeitsfähig sind.

Die Desinfektion erfolgt heute in vielen Fällen erft wochenlang nach der Erkrankung oder Ueberführung ins Krankenhaus; dann ist sie meist zwed Iob. Sie müßte bef jedem Wohnungswechsel Tuberkulöser erfolgen. Dazu müßte aber die Tuberkulose meldepflichtig sein.

Die gesamte Gesundheitspolizei, susammen mit der Seuchenbekämpfung, der Wohnungshygiene, der gesundheit lichen Markt- und Lebensmittelbeaufsichtigung, muß an die Gemeinden übergehen. Das System der polizeilichen Kreisärzte ist gegenüber den Großstädten völlig überlebt, und die sogenannten Gesundheitsfommiffionen haben nichts geleistet, weil sie feine Selbstverwaltungsorgane waren und eine fünstliche Verbindung zwischen Kreisarzt und Stadtgemeinde herzustellen fuchten.

Unter feinen Umständen darf Gesundheitspflege mit rmenpflege oder Wohltätigkeit berquiet wer­den; jede hygienische Einrichtung muß losgelöst werden von Ermenpflege und Wohltätigkeit, fie muß im Interesse der Allgemeinheit gefchehen und von diefer getragen werden; des­halb find aweifellos sogenannte Wohlfahrtsämter, die Sy­giene, soziale Fürsorge, Wohltätigkeit, Armen- und Waisen­pflege und vieles andere vereinen, bom Standpunkt unserer Partei nicht zu unterstützen.

Friedenskonferenz.

Ein Vorschlag der Amerikaner. Saag, 10. Februar. Aus Paris   wird gemeldet: In der Kom mission für internationale Arbeitsgesetzgebung hat die amerikanische Delegation folgenden Vorschlag eingereicht:

In das Friedensabkommen sollen folgende Bestimmungen auf. genommen werden:

1. Es wird ein Bund der freien Böller der Welt gegründet. 2. Jede freie Nation muß ung hindert Mitglied des Bundes werden.

8. Es dürfen keine Repreffalien angewendet werden. die bem Geist der Rache entspringen.

4. Die Rechte der fleinen Nationen sowie ihr Selbst. bestimmungsrecht müssen anerkannt werden. 5. Grenz oder Gebietsänderungen dürfen nicht stattfinden, es sei denn m Interesse der betreffenden Wölfer selbst und des Weltfriedens. 6. Anerkennung des Prinzips, daß menschliche Arbeit feine Handelsware ist. 7. Ellaberei oder unfreiwillige Dienstbarkeit dürfen nicht be. ftchen, es sei benn als gerichtliche Strafe für irgendein Bergehen. 8. Freiheit der Presse und Versammlungs. recht dürfen nicht getrennt werden.

9. Matrosen der Kauffarteiflotte sollen das Recht haben, ihre Dienfte zu beenden, sobald das Schiff in einem ficheren Hafen liegt. 10. Handelsware oder sonstige Artikel dürfen nicht beschafft oder in den internationalen Handelsverfchr gebracht werben, wenn bei ihrer Erzeugung die Arbeit von Zwangsarbeitern in Betracht tommt. 11. Der normale Arbeitstag foff acht Stunden betragen; Aus­nahmen find nur in außerordentlich dringenden Fällen gestattet. 12. Verkauf oder Verwendung für Handelszwecke von allen Artikeln, bie durch Hausarbeit angefertigt worden sind, ist ber 18. Für gelieferte Arbeit soll ein geziemender Lohn gezahlt werden. 14. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit für Männer

boten.

Soll die Gesundheitspflege in den Gemeinden gedeihen, so müssen Sygieniker, d. b. Aerzte, die soziale Sy giene verstehen, in möglichst großer Bahl in die Stadt­verwaltungen hinein; bis jegt sind die Magistrats. juristen darin, fie leisten zweifellos auf ihrem Gebiete manches Gute, aber zur Verwaltung des Gefundheitswesens und Frauen. fing fie nicht zuständig. Unbedingt muß eine Vereinheitlichung

aller Gesundheitsinstitutionen erfolgen und ihre Leitung in Sozialdemokratischer Wahlsieg in Lübeck  

die Hände von Hygienifern gelegt werden.

Die hygienischen Einrichtungen oft en viel und zeigen dem Laien nach außen bin nicht so schnell greifbare Erfolge nach der finanziellen Seite, wie z. B. Gaswerke und Elek trizitätewerfe; aber die Erhaltung von Menschenleben ist für unfere Beit außerordentlich wertvoll und für unser National­vermögen ungleich wichtiger. als die Anhäufung von Geld­

mitteln.

So muß der Staat zweifellos bei leistungsschwachen Ge­meinden mit Unterstübungen eingreifen.

und Roburg.

Lübed, 10. Februar.( Eig. Drahtber. des Vorwärts".) Lübed hat eine fozialbe mofratische Bürgerschafts mehr. heit! Bei den Bürgerschaftswahlen, die am Sonntag stattfanden, erhielten bie Sozialdemokratie 19 549; die Deutsche Demokratische Bartei 18 065, die Deutschnationale Volkspartei 4140- Stimmen. Auf die Sozialdemokratie entfallen von 80 Mandaten 43.

Aushebungen in den Grenzgebieten.

Mein lokale Maßnahmen.

Roburg, 10. Februar. Bei den gestrigen Wahlen zur gesek­gebenden Landesversammlung für den Staat Koburg   wurden ab. Die Gemeinde hat bisher durch ihre Fürsorgeeinrichtun- gegeben für die Liste der Mehrheitssozialisten 20 558 Stimmen, gen der Säuglingspflege, des Schularstwefens, der Tuber- für die gemeinschaftliche Liste des Bürger- und Bauernbundes kulose und Geschlechtsfrankheitenüberwachung nur Beratung 14603 Etimmen. Das Ergebnis in einigen Ortschaften steht noch und Vorbeugung, aber nicht Behandlung der aus, wird aber nichts an der Zusammenschung des Landtages än Stronkheitszustände getrieben; fie wird auch dazu übergehen bern. Die Zahl der Eibe verteilt sich wie folgt: 7 Mehrheitssozia müssen. Solange die Sozialisierung der Krankenbehandlung liften, 8 Demokraten, 1 Deutschnationaler( Bund der Landwirte). noch nicht durchgeführt ist, ist die Familienbehandlung durch die Krankenkassen die beste Lösung dieser Frage. Es ist er­ftaunlich, daß fie in Groß- Berlin noch nicht durchgeführt wird. Die sozialistischen   Mehrheiten in den Gemeinden müf­fen schleunigst auf ihre Durchführung hinwirken, vor allem aber die Bersplitterung des Krankenfaffenwesens in Groß­Berlin beseitigen, das zweifellos mit daran schuld ist, daß die hygienisch und sozial so wichtige Familienversicherung noch nicht durchgeführt ist. Also schleunige Bentralisierung der Krankenkassen und Familienversicherung für Groß- Berlin. Eine Fülle von Aufgaben der Sygiene harrt unfer in den Gemeinden. Kämpfen wir dafür, die Mehrheit in den Gemeinden zu erhalten, um das Bestmöglichste für Leben und Gefundheit unserer Mitbürger zu erreichen. Wirken wir dahin, daß das viele Geld, das früher für die Berstörung von Menschenleben ausgegeben wurde, jezt zu seiner Erhaltung bersendet wird.

Wir fehrten zurück. zurück...

Bon Frik Karstädt  .

Boller Bitterfeit erinnert man sich des Vergangenen Worte.

Ich weiß, es ging uns mal wieder sehr schlecht. Es war ein Biegenstall und sehr talt. Es war feine Hoffnung, fein Ende abzusehen, ganz trostlos. Wir waren wie die andern ba, uns töten zu lassen. Deutschland   hatte uns verraten. Man schmiß uns hin, padte uns auf die Hügel von Toten, immer neue, immer höher hinauf. O, es war ein guter Wall. Er riß uns schon in den Simmel. Ja, wir waren erbittert.

Aber wir hatten noch eine Zeitung, in der wir lafen. Don dem Elend und der Not daheim und allem Schlimmen, was uns noch vielleicht bevorstehe. Doch, wie es auch tommen möge, unaus­

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Spartakus vor Gericht.

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Nach dreitägiger Bause wurden heute die Verhandlungen wegen der Epartafus- llnruhen fortgejekt. Der erste Fall, welcher bie 10. Etrajtammer des Landgerichts I   unter Vorsitz des Landgerichts­direktors Cohn beschäftigte, hing nur oberflächlich mit den eigent lichen Unruhen zusammen. Wegen des Vergehens gegen die Ver­ordnung der Voltsbeauftragten betr. die Ablieferung von affen und Unterschlagung war der Subdirettor der Bater ländischen Feuerversicherungs- A.- G." Erich Nehring angeflagt. von Mannschaften des Eicherheitsdienstes auf Waffen durchsucht Ale anläßlich einer Schießerei in der Mauerstraße 210 Passanten wurden, fand man bei dem Angeklagten ein Bafet mit 51 scharfen Militärpatronen. Eine Haussuchung in der Wohnung des Ange­flagten in der Gitschinerstraße förderte noch ein völlig neues In­fanteriegewehr zutage. Vor Gericht behauptete der Angeklagte, daß er das Gewehr einige Tage vorher in der Wilhelmstraße ge­funden habe, wo es spartakistische Aufrührer, die von der Reichs­fanzlei aus beschoffen wurden, fortgeworfen war. Er habe feines. falls die Absicht gehabt, das Gewehr zu behalten. Etaatsanwalt Dr. Waschow beantragte, da es ein ziemlich gemeingefährliches Delift sei, wenn in der gegenwärtigen Zeit Waffen in die Hände Unberufener gelangen, eine Gefängnisstrafe von brei Wochen. Rechtsanwalt Meblisch beantragte die Freisprechung.. Das Gericht fam zu einer Vertagung der Sache, da der Sachverhalt noch nicht, genügend, aufgeflärt fei, es sollen noch meitere Beugen geladen werden. In der zweiten anstehenden Sache handelte es sich um den 17jährigen Arbeiter Fratjof eI­son, der sich wegen Aufruhrs und Anschluß an einen bewaffneten Saufen zu verantworten hatte. Der Ange­flagte ist schon seit mehreren Monaten arbeitslos und bezog 24 M. wöchentlich Arbeitslosenunterstügung. Eines Tages sei er, wie der Angeklagte vor Gericht erzählte, an dem III ft ein aufe bor­beigekommen und fei von dem Boften aufgefordert worden, mitzu­machen, da es 7 Mart pro Tag und gute Verpflegung gebe. Er fei dann, als die ganze Besabung des Ulstein- Hauses und dann am Nachmittage der Bejagung beigetreten. Er habe ein in der nahen Mittelstandstüche aum Mittagessen ging. mitgegangen Gemehr erhalten und am Tor Bosten stehen müffen. Eines Tages set auch mit einem Maschinengemehr aus dem Fenster geschoffen mor­den. Die Kameraden hätten ihm aber vorher gesagt, bei unstein werbe nicht geschossen werden, das würde illstein selbst nicht.zu­laffen", Unter der Bejabung babe zuerst Ordnung geherrscht, und ein Mann, der ein halbes Bfund Buder gestohlen hatte, follte erft erschossen werden. Die Plünderung und bas Erbrechen der Schränte babe erst am Sonnabend begonnen. Er habe sich noch darüber gewundert. daß immer einer nach dem andern mit großen Badeten beladen heimlich ver. schwand. Am, Tane vorher sei schon

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ein Mann mit der 28hnung von 2000 m. durchgebrannt. Es sei dies derjenige geroefen, der ihn angeworben habe und sich als Mitglied des Kommunistischen Bundes" bezeichnet habe. Der Angeklagte gibt auch zu. einen Schuß abgegeben zu haben. Mit dem vergnügteften Lädeln erflärte er, daß er noch niemals ein Gewehr in der Sand gebabt habe und gerneinmalfeben wollte, wie foein Ding chief Gr fei deshalb auf das Dach des steinhauses geflettert um niemand zu berleben und habe dort in die Luft geschossen. Staatsanwalt Dr. Waschow beantragte die Verurteilung zu einer Gesamtstrafe von 7 Monaten Gefängnis. Red tsanwalt Theodor iebfnecht vertrat die Anficht, daß man hier nicht nur nach fich auch etwas mit der Psyche eines so jugendlichen Menschen be­dem Buchstaben des Gefches die Strafe beantragen dürfe, sondern schäftigen müffe, wenn man gerecht urteilen wolle. Der Ange­lagte sei einer der vielen jugendlichen Mitläufer, welche sich der Etrafbarfeit ihrer Handlungsweise dann erst bewußt werden, wenn fie verhaftet worden sind. Das Gericht erfannte quf 2 Monate Gefängnis unter Anrechnung von 8 Wochen der Untersuchungs­haft. Der Angeklagte wurde aus der Haft entlassen.

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Der Bater- Schwindel. In ihrer Wut über den Genoffen Ebert, der in seiner Weimarer   Eröffnung3rede die Echuld des alten Enstems an der Niederlage festgestellt hat, tischt die Kreuz­geitung" noch einmal einen alten Wahize: schwindel auf. der an Ein Morgenblatt bringt heute die Nachricht von bevorstehenden cheinend nicht totzuschlagen ist, weil der Reaftion selbst andere aushebungen. Wie wir dazu erfahren, sind in der Tat Er- Rügen nicht mehr einfallen: der bekannte(?) sozialdemokratische Führer(?)" Vater hätte in Magdeburg   gesagt, daß wir( die So­wägungen im Gange, wenn die Freiwilligenwerbung gialdemokraten) die Coldaten planmäßig zur Desertion verleitet nicht genügend Truppenmaterial ergibt, in den ge- und die Deserteure als Kerntruppe der Revolution ausgebildet fährdeten Gebieten auf dem Wege des Aufgebois bie nötigen hätten. In Wahrheit hat Water, ein Linksradikaler oder Epaz­Truppenmengen herbeizuschaffen. Aber auch wenn diese Notwendig. tatist, dies gerade in einer Bolemit gegen uns Mehr. feit eintreten sollte, so ist in einem Fall an eine allge.heitsfozialisten gefagt. Er hat sich darauf berufen, daß der meine Aushebung gedacht, sondern es handelt sich um linke Flügel der Unabhängigen diese revolutionäre Arbeit mit den Tejerteuren gegen unseren Willen vollbracht und sich dadurch eine streng lokale Maßnahme in den gefährdeten Gebieten. einen Anspruch auf die Führung der Revolution erworben hätte, Es wird dabei angenommen, daß die Männer in diesen Gebieten es der uns berjagt bleiben müsse. Er hat also gerade das Gegenteil vorziehen, sich zu verteidigen, als ihr Land kriegerischen Er- bon bem gesagt, was die militaristische Reaktionspreffe ihm in den eignissen und dem Einfall fremder Banden preiszugeben. Mund legt.

Notizen.

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So laufen wir durch die vielen öden Gassen des Landes, immer| zuweilen ein wenig in den Ohren liegen, um zugunsten ihrer leben. an den Leuten vorbei, die jeder hübsch eingeschlossen in ihrer Burg den Kameraden in einem Mitternachtsiput zu demonstrieren. von Vorteilen fiken. Manche sind sehr liebenswürdig und ver So läufft du fort und denfft: es war ein Jrrtum. fünden, daß das große Glüd für uns im Anzuge sei, manche sind unfreundlich; aber alle haben sie das schöne Achselzuden, wie es Leuten gebührt, die redlich für sich gearbeitet haben. Bei manchen finden wir Ginlaß, die gehen aus sich heraus und sind umgång­liche Leute, o, sie sind so umgänglich, daß man fie für die wahre Leutseligkeit selbst halten kann, und wenn du mit ihnen sprechen willst, so kriegst du sogar einen Stuhl zum Eigen und eine Bigarre. Du wirst ganz überzeugt davon, daß es für fie fo wichtig war, den Krieg gut durchzuhalten. Nein, es geht ihnen nicht schlecht, aber sie wissen jekt, woran sie sind und die Zukunft hat keine Gefahr mehr für sie. Und du hörst sie immer von sich sprechen und wirst Du noch unbedeutender, als bu bir schon vorher erschienen bist. wirst immer einer und glaubst schließlich, daß es das beste ist, ich in das vollständige Nichts aufzulösen. Dazu hast du noch einen grauen Rod an, der deine Unscheinbarkeit vergrößert. Du merkst daß die Luft ganz erfüllt ist von den Wellenfreisen, in deren Mitte sich diese wichtigen Eristenzen bewegen. Ihre Atmosphäre allein macht dich zur Null.

Löschlichen Dank schulde das Band den Männern da draußen Eine Granate pfiff und trachte. Wir hörten ihre Splitter noch eine Weile nachstreuen und das Dach zerhaden. Es war still ge­ Dant worden. Einer fagt:" Dant fie werben es nachher bergeffen Aber wir hatten im Lande doch früher einen Platz, den wir haben." Er zuckte die Achseln und niemand nahm es sehr ernst mit dieser Versicherung, die uns fast jedes gebrudte Blatt in die ausfüllten, wir waren doch irgendwie eine winzige Achse, ein win­Ohren warf. Aber alle empfanden sie doch im stillen wie eine siger Hebel, der dem Organismus bescheidentlich diente. Die Ma­Beruhigung Gs tamen noch härtere Stunden. Es tamen schine ift einfacher geworden und es besteht leine Notwendigkeit, fie Wochen ohne Schlaf. Nächte, bis an den Hals boller Grauen. wieder kompliziert zu machen. Tage, in denen das Elend bloßlag. Wochen voller Erschöpfung, im So läufft du und läufft dich tot, stößt dich und wirft gestoßen, Salbschlaf. Zwischenein Baufen, in denen die Gebanten arbeiteten, haft Angst zu verdrängen und wirst verdrängt. Du wirst so schred Mach einer lich unsicher, bist gesättigt von guten Ratschlägen, während dir der Not sondergleichen, in der die Toten fast beneidet wurden, die Sunger auf der Stirn geschrieben steht. Du siehst sie an dir vorbei. Toten, die Toten, die auch gehefft hatten war es zu Ende. haften.

nur das eine, das eine, es hat ein Ende, bann

Wir fehrten zurück.

Wir tehrten wirklich zurück und hatten wirklich das Gefühl die Arme ausbreiten zu müssen.

Aber Deutschland   war falt geworden. Es fröstelte einem: fommt ihr auch schon? Wir hatten unsern guten Willen viele berloren ihn bald wieder. Viele wurden angestedt von bem Fieber, daß jedem im Lande ergriffen zu haben schien, möglichst nichts au Und wir hatten schon so viel verloren. Bier Jahre berlieren. waren uns abgehängt. Das Land war öde, jeder faß wie in einer Burg boller Vorteile, die er sich schwer genug errungen au haben glauble. Jeder sagt: Es ist gut, bag Du bist, aber Du tommt su sehr unrechter Beit. Ich habe schon so viel getan, als ich für mich, allein tun mußte, aber es werben beffere Beiten lommen."

Da denkst du zurüd­

Und denfft zurück, daß bu einmal bis an den Hals im Lehm faßest, daß du Wochen. hindurch die gelbe Kruste nicht mehr los wurdest, daß sie dir den Fuß abnehmen mußten, weil er erfroren war. Du denkst an diese und jene Nacht und benkit an die tausend Nächte, die du erlebt haft.

Du benfft an einen grauen Sonntagmorgen, als nirgends eine Goffnung mehr winkte und so oder so bu nur noch stehen bliebft, weil hinter bir Deutschland   bloßlag.

Du denkst noch manches und im Vorübergehen auch an ben unauslöschlichen Dank", den man uns im voraus gab.

Du denkst vielleicht auch daran, aus deinen toten Kameraben Geifter zu machen, die den Besten und Bielbeschäftigten im Lande

-Ludwig Geiger  , der hervorragende Literaturforscher, der fast ein halbes Jahrhundert lang an der Berliner   Universität lehrte, ist am Sonntag, 71 Jahre alt. gestorben. In ungezählten Auffäßen und Büchern ist feine wertvolle Lebensarbeit nieder­wurde die Goethe- Gesellschaft  , deren Jahrbuch feit 1880 gelegt. Sein Hauptfeld war Goethe und ein Kreis feiner Tätigkeit unter seiner Leitung stand Auch für Leben und Zeit der Männer des Jungen Deutschland  , Heine und Börne besonders, hat er be. merkenswerte Aufschlüsse beigesteuert, besonders über das Verhält nis der Bensur aur jungdeutschen Strömung. Als ein Hauptstüd seiner Arbeit hat die Fürsorge zu gelten, die er bem Werke Jafob Burkhardts: Die Aultur bet Me naissance in Italien  " widmete: feit 1875 war er der bereichernde Herausgeber dieses Buches, das für die individualistische Geistes­fultur der letzten Jahrzehnte von nicht geringer Bedeutung ge­

wesen ist.

Geiger stammte aus Breslau  , war der Sohn des jüdischen Theo logen Abraham Geiger   und begann feine Dozentenlaufbahn mit jüdischer Geschichte.

-8um Kunststudium der Frauen. Die Studieren­den der Münchener Akademie der bildenden Künfte stellen Grundsätze

auf für eine Reform der Kunstakademien und fordern dabei: Bu afung von Frauen in beschränkter Bahl".

Warum und nach welchen Gefichtspunkten soll denn die Zahl der aufzunehmenden Frauen beschränkt werden? Soll die Auf­nahme in die Akademien etwa nicht mehr nach dem Grundsatz ber Befähigung geschehen? Sollen besser befähigte Frauen zugunsten minder befähigter Männer ausgeschlossen werden? Das wäre nicht zum Geile der deutschen   Kunst.

Eine Reform, die, wie es die Münchener   Studierenden wollen, wieder neue Vorrechte eines Geschlechts schaffen will. ist feine Re­form, fie widerspricht auch den im Erfurter   Brogramm nieber­gelegten Grundsäben der Sozialdemokratie, die gegen jebe Unter brüdung eines Geschlechts ebenso wie gegen die einer Klaffe, einer Bartei oder Raffe Stellung nehmen. Die Grundfäße werden nur unter gleichen Bedingungen wie den Männern eröffnet werden. berwirklicht, wenn die Kunstakademien den Frauen unumschränkt Senni Lehmann.

NO

- Die Berliner   Nationalgalerie bat awei herbow ragende Werte jüngster Kunst erworben: das Bild von Osta Rotoschta Die Freunde"( sechs Figuren um einen Tis ver sammelt) und Ernst Barlachs Holzrelief Die Berlassenen.