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Nr.87. 36. Jahrg.

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Montag, den 17. Februar 1919.

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Annahme der Waffenftillitandsbedingungen.

Die Reichsregierung hat sich unter dem Swange der Um-] gen gegen die Rürge ber ihm zur Beantwortung gestellten Frift ftände entschloffen, die von Marschall Foch neuerdings ge- erhob, die aber von Foch abgelehnt wurden. Nach längeren Aus ftellten Waffenstillstandsbedingungen anzunehmen. Sie trat einanderschungen erklärte fich Foch   bereit, die Frage zu prüfen, gestern um 1211 Uhr zu einer Sigung zusammen, in der fie ob die verhafteten Werkdirektoren, die maschinelle Einrichtungen zunächst zu dem Ergebnis gelangte, daß angesichts der schwer aus dem besetzten Gebiet erworben hatten, wirklich unschuldig feien. wiegenden Bedeutung der Angelegenheit eine Entscheidung Die Verhandlungen tamen dann auf die durch die Nationalversammlung selbst angebracht sei. Da es aber nicht mehr möglich war, das Parlament einzuberufen, wurden die Fraktionsführer eingeladen, die auch mit Ausnahme der Unabhängigen und der Deutschnationalen, die technisch, nicht politisch vorhindert waren, erschienen.

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Das Ergebnis der Sigung war, daß unter den gegebenen Umständen nichts anderes übrig bleibe, als die Bedingungen unter entschiedenstem Protest- anzunehmen.

Der Regierung erfchien die Annahme der neuen brüden­den Bedingungen immer noch als das kleinere Uebel gegen­über einem Abbruch des Waffenstillstandes. der das entwaff nete Deutschland   jeder Willkür des Siegers aussett.

Es gibt im deutschen   Wolfe wohl nur eine Stimme über den Sieg der Gerechtigkeit", wie sie sich durch den Säbel des Marschalls Foch repräsentiert. Man erinnert sich auch beutlich daran, wie tapfer die Entente sozialisten schmälen fonnten, daß die deutsche Sozialdemokratie gegen das Treiben des preußischen Militarismus in Brest  - Litowst nicht scharf und erfolgreich genug protestierte. Aber wir fügen uns in das unvermeidlich Gewordene und erwarten feine Wunder!

Der deutsche   Protest.

Weimar  , 16. Februar. Die Reichsregierung hat an ben Reichsminister Erzberger  , Waffenstilstandskommiffion in Trier  , folgende Mitteilung gelangen lassen:

Bitte Abkommen unterzeichnen, aber vorher Marschall Foch folgende schriftliche Erflärung übergeben:

überwiegend deutsch   befiebelt und

Frage der Kriegsgefangenen.

Es entspann fich folgender Dialog: Brief über die deutschen   Kriegsgefangenen. Da habe ich nur zwei Erzberger: Ich komme nun zur Antwort auf meinen Worte: Trauer und Entrüftung. Herr Marschall  : von 800 000 deutschen   Kriegsgefangenen geben Sie dem deutschen   Bolt ganze 4000 frante und schwerverwundete surüd. Eine solche nieber­brüdende Antwort hätte auch der schlimmste Pessimist in Deutsch  land nicht vorauszusagen gewagt.

Foch: Ich formuliere nur den Beschluß ber alliierten Regie

rungen.

Erzberger: Für das deutsche Volf ift es ganz gleichgültig, auf weißen Beschluß diese Antwort beruht. Das deutsche Volf fragt nicht banach, wer die Verantwortung für biefe Barbarei trägt. Ich erwarte auf das allerbestimmtefte, daß mit der Rückkehr dieser 4000 Allerelendeften unferer Kriegsgefangenen die Rüdgabe nicht beendet ist. Sie können und dürfen fich nicht auf diese 4000 beschränken. Ich erfläre, ich fche bie Rüdfehr dieser 4000 nur als einen bescheidenen Anfang an.

Foch fchweigt.

ich bie Antwort haben!"

Völkerbund der Sieger.

Bon Friedrich Stampfer  .

wie den Russen in Brest  - Litowst zumute gewesen ist, und

In dem Augenblid, in dem uns Marschall Foch lehri,

uns zeigt, daß der noch lebende französische   Militarismus fich hinter dem toten deutschen   wahrlich nicht zu verstecken braucht, find wir vielleicht nicht ganz in der Stimmung, mit un französische Havas  - Agentur gestern als Entwurf eines befangener Sachlichkeit das Dokument zu prüfen, das die ölferbundvertrages" in die Welt hinaus­

gesandt hat.

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Nicht, daß wir nicht aus vollem Herzen jede Abmachung gutheißen wollten, die uns das Ende aller Kriege zu bringen verspricht. Wir wissen zu genau, daß der Krieg ein furcht­bares lebel ist, daß er niemals, trop aller lauten Beteuerungen nur der Brutalität zum Siege verhilft, und daß in von beiden Seiten, der Gerechtigkeit, sondern daß er immer ihm der Appell an die höchsten Ideale der Menschheit nur das Ausfluchtsmittel der Staaten gewesen ist, die die Niederlage und ihre Folgen fürchten. Wir würden also trop alledem einen Böllerbundsvertrag desto lauter begrüßen, je mehr er ein geeignetes Instrument darstellte seinen Zweck, die Bermeidung fünftiger Kriege, zu verwirklichen. Da aber segen die Zweifel und Befürchtungen ein.

Zum Echluß erklärte Foch  : Bis Sonntagmittag 12 Uhr mub Gesezen der Macht zufolge, gegründet werden als ein Bund Der Böllerbund foll gegründet werden und wird, den der Staaten, die im Weltkrieg fiegreich geblieben sind; fie besezen in seinem Ausführenden Nat" sofort fünf Stellen, während vier weitere durch eine Delegiertenwahl der übrigen Bundesmitglieder ausgefüllt werden sollen. Das Recht der Teilnahme ant Bunde soll aber nur der Staat haben, der von der Delegiertenversammlung mit Sweidrittelmehrheit zugelassen wird.

Unterzeichnung des Abkommen8. Zrier, 16. Februar. Das Ablommen über die Verlängerung des Waffenstillstandes ist gestern abend 6 Uhr 30 Minuten im Salonwagen bes Marschalls Foch   unterzeichnet worden. Die endgültig angenommene und unterzeichnete Fassung weist folgende Beränderungen

Dadurch erhält der Völkerbund fofort einen frustarfigen Charakter. Die fünf großen Siegerstaaten betätigen fich als feine Gründer, wobei das Uebergewicht England- Amerikas  augenscheinlich ist, die anderen werden als Außenseiter be­handelt und müssen sich das Recht der Zulaffung erst durch Beiber fällt Birnbaum östlich der Demarkationslinie. Der das Wohlwollen der Gründer erwerben. Es entsteht sofort Bahnhof Bentichen erhält deutsche Besaßung. die Frage, wovon dieses Wohlwollen abhängig Den Schuß der Deutschen   öftlich der Demartationslinie über gemacht werden foll, und was die einzelnen hinzu nimmt die interalliierte Kommission in Warschau  . Ihr Berbin tretenden Staaten als Eintrittsgeld zu bezahlen haben. So. bungsorgan mit der deutschen   Regierung ist der franzöfifche Geweit diese Frage das deutsche Bolt angeht, wird sie wohl erst neral Dupont   in Berlin  . auf der Friedenskonferenz ihre Beantwortung finden.

8u Artikel II, in welchem bestimmt ist, daß die Verlängerung

Die deutsche Regierung ist sich der Schwere ber Folgen be­wußt, die sowohl die Annahme wie die Ablehnung des Abkommens nach fich ziehen müßte. Wenn fie ihre Delegierten angewiefen hat, au unterzeichnen, so geschah dies in der Ueberzeugung, daß die alliierten und assoziierten Regierungen jest ernstlich bestrebt sind, auf: Oberschlefien, ber Regebiftritt unb Bromberg  innerhalb der furzen Frift, für die sie den Waffenftilstand verfallen we ftlich der Temarkationslinie und find daher burch die längert haben, ber Welt den ersehnten Frieben wieberzugeben. Die von den Alliierten ausbrüdlich übernommenen Garantien vor ben deutsche Regierung ist aber genötigt, ihren Standpunkt zu den drei Einfällen polnischer Banden gesichert. Bedingungen des Abkommens durch folgende Bemerkungen klar. guftellen: 1. Das Ablommen ignoriert die aus dem Bolfswillen in ge. ordneten Formen hervorgegangene deutsche Regierung. Es legt ben Dentschen in Form fchroffer Befehle und Verbote zugunsten der aufständischen Bolen die Pflicht auf, eine Anzahl wichtiger Blaze, darunter Birnbaum und Bentschen  , ohne weiteres zu räumen. Diese Bläse find in beutscher hand, bes Waffenstilstandsabkommens auf turze Beit" erfolgt, fragte deutung für den Berkehr mit dem deutschen   Often. Dabei leisten und ob dieser Vorschlag etwa mit der Möglichkeit eines balbigen Ofentlicher Be Reichsminister Erzberger, warum furze Frist vorgeschlagen fet bie alliierten und assoziierten Mächte nicht einmal die Gewähr dafür, daß die Polen   es ihrerseits unterlassen, neue Angriffe zu Bräliminarfriedens in Zusammenhang stehe. Marschall   och ant unternehmen oder vorzubereiten, daß fie die deutsche Bevölkerung, wortete: Ich vermute es. auf deren Schutz wir verzichten sollen, menschenwürdig behandeln, daß sie die deutschen   Geiseln freigeben, deren Festhaltung jest jeden Sinn verliert, und daß sie den bisherigen Lebensmittelverkehr nach dem Westen hin aufrechterhalten. Wenn wir auch bereit sind, jede militärische Angriffehandlung in Bosen und anderen Gebieten ein­Bustellen und die gegenwärtige militärische Lage dort als Basis anzuerkennen, so müssen wir doch erwarten, daß auch die auf­ftändischen Bolen die Demarkationslinien einhalten: anderenfalls müssen wir befugt fein, und mit Waffengewalt zur Wehr zu seven. 2. Deutschland   darf darauf hinweisen, daß es sich bis zur Solligen Erschöpfung seiner wirtschaftlichen Kräfte und bis zur Ber rüttung seiner Verkehrsverhältnisse bemüht hat, den Waffenstill standsbedingungen nachzukommen. Gs will auch jetzt versprechen, bie Bunite zu erfüllen, in denen ihm die Durchführung bisher nicht gefungen ist. Dabei darf es aber annehmen, daß seine Verpflich fungen nicht in einer Weise ausgelegt werden, die mit den beider feits anerkannten Grundsäßen des Präsidenten der Vereinigten Staaten   von Amerika   unvereinbar ist und

Foch

Der Artikel III erhält dieselbe Formulierung wie in ben frühe. ren Abkommen vom Dezember und Januar. Marshall Foch betonte ausdrüdlich: Bezüglich der Durchs führung bleibt alles beim alten."

Die Größe der Wehrmacht, die jeder Staat unter

halten darf, soll durch den Völkerbund auf das Maß herunter­träglich ist, wobei die geographische Lage und die all gebracht werden, das mit seiner nationalen Sicherheit ver­gemeinen Umstände eines jeden Landes besonders be­rücksichtigt werden sollen. Man vermißt eine Sicherung dagegen, daß bei der Abmessung der gegebenen Not­wendigkeiten Gunst und Mißgunst eine Rolle spielen und daß die Gründerstaaten fich felbft und ihre nächsten Schußbefohlenen nicht besser bedenken als die anderen. Wenn Dann verlas Reichsminister Erzberger   die vom Ministerprä- man sehr mißtrauisch fein will, fann man fogar fagen, diese fidenten Echeidemann unterzeichnete Erklärung der Reichsregie Bestimmung laufe darauf hinaus, die jetzt Mächtigen dauernd rung, in welcher fie der Unterzeichnung des Abkommens zustimmt, an der Macht, die jetzt Ohnmächtigen dauernd in der Ohn aber ihren Standpunkt im einzelnen präzisiert. macht zu erhalten. Indes wird es dabei auf den Geist der Aus dem Verlauf der Aussprache ist vorläufig noch folgendes Ausführung und andere jezt noch nicht übersehbare Umstände hervorzuheben: Marschall Foch fragte, warum unsere Handels- anfonimen. faiffe sur Lebensmittelversorgung noch nicht auslaufen, und er Einverstanden erklären kann man sich und muß man sich machte dann den Vorschlag, die Sachverständigen sollten sofort in dagegen als Sozialist mit dem Prinzip der internatio. Epaa wieder zusammenkommen, um die Verhandlungen über alle nalen Schiedsgerichtsbarkeit. Es gehört zwar Einzelheiten fortzusehen. Reichsminister Erzberger   betonte noch ein starker Glauben dazu, zu erwarten, der Schiedsspruch einmal: Die brei wirtschaftlichen Abkommen( Schiffahrtsabkom- werde immer im Sinne reinster internationaler Gerechtigkeit men, Ernährungsabkommen und Finanzabkommen) sind ein ein ausfallen, aber die Anerkennung des Mehrheitsprinzips bei den Gedanken des Rechtsfricbens heitliches unzertrennliches Ganzes. Marschall Foch stimmte dieser der Entscheidung internationaler Streitigkeiten bedeutet des im voraus zunichte macht. Ob wir die in Aussicht geftelten Wei. Auffassung bei. halb einen Fortschritt der Vernunft, weil er eine unblutige fungen der alliierten obersten Heeresleitung in vollem Umfange zu Entscheidung in demselben Sinne ermöglicht, in dem voraus­befolgen in der Lage find, müssen mir abwarten. Frankreich   als Sklavenhalter. fichtlich auch die blutige fallen würde. Hätte der Kaiser von 3. Wenn Deutschland   jetzt an Stelle bestimmter Friften für den Desterreich im Juli 1914 den Streitfall mit Serbien   einem Waffenstillstand, bie es gestatteten, fich auf die Erfüllung der Be Bern, 15. Februar. Im franzöfifchen Senat erklärte der internationalen Schiedsgericht unterbreitet, so wäre der Spruch dingungen einzurichten, nur eine furze unbestimmte Frist mit Minister für die verheerten Gebiete Lebrun: Bis Ende Wars wahrscheinlich nicht ganz zu feiner Befriedigung ausgefallen, einseitiger breitägiger Kündigung

werben 170 000 beutiche Kriegsgefangene in den

gewährt wird, die geeignet ist, die Rube und Ordnung in Deutsch  - pagnien organisiert und unter Führung von Svezialisten arbei eine nicht ganz einwandfreie Gerechtigkeit den Völkern der Deutsch  - berbeerten Gebieten arbeiten. Sie werden zu Rom  - aber mer zweifelt daran, daß die lonale Unterwerfung unter land in hohem Maße zu gefährden, so bedeutet das eine ungerecht ten und von französischen   Soldaten, die aus der Kriegsgefangen. Mittelmächte besser bekommen wäre, als der wahnsinnige Ber­fertigte Ericherung unserer Lage. Wir vermögen die Hoffnung schaft in Deutschland   zurückgekehrt find, überwacht werden. nicht aufzugeben, daß die alliierten und affoziierten Regierungen 2200 von Deutschland   gelieferten 2a ft auto 8 werden für die Ver Die such, gegen eine ganze Welt anzurennen? es für funlich halten, unter Verlängerung des Waffenstillstandes bis pflegung der verbeerten Gebiete verwendet werden. Frankreich  zum Bräliminarfrieden in Verhandlungen über die deutschen   werde auch verlangen, daß Deutschland   die 950 000 Stück Rind Gegendarstellungen einzutreten.

Echeidemann.

Der Gang der Verhandlungen. Aus einer längeren Tarstellung der Trierer   Verbandlungen burch WTV. ift ersichtlich/ daß Ez aberger lebhaftefte Borstellun

vieb, die vor der Belegung in diesem Gebiete vorhanden waren, zum größten Teil aurüderstattet. Der Senat nahm ein. ftimmig eine Tagesordnung an, in ber die Regierung aufgeforbert wird, für die Wiederherstellung ber verheerten Gebiete nach Mög. Lichfeit Corge a tragen.

valität der Mächte nicht beseitigen, fie wird sie aber auf eine Die internationale Schiedsgerichtsbarkeit wird die Ni­höhere Stufe haben, genau so wie etwa die Wahlen zur Na tionalversammlung eine höhere Stufe der Bivili. fation darftellen gegenüber einem Straßenkampf zwischen Spartafiften und Regierungstruppen. Die Mehrheit ist nicht die immanente Wahrheit und Gerechtigkeit, aber fe is