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Nr.92. 36. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin  ".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

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Mittwoch, den 19. Februar 1919.

S

Vorwärts- Verlag G.m.b. H.  , GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 117 53-54.

Herabsetzung der deutschen   Militärmacht.

Paris   wird gemeldet: Die Waffenstillstandskommission hat

Saag, 19. Februar.( Sollandſch Nieuwsbureau.) Aus Wirtschaftsverhandlungen mit der Entente. Sozialdemokratie, Gemeinde­misfionen für die Schiffahrts, Lebensmittel und arbeiter und Gemeindebeamte.

heute im Bureau von Marschall Foch eine Beratung ab- Berlin  , 19. Februar. Die drei allierten Unterkom­gehalten. Auf der Tagesordnung stand die Herabsesung Der deutschen   Militärmacht. Man wünschte eine allgemeine Feststellung bezüglich der Heeresstärke für ganz Europa  . Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages follen alle alliierten Heere allmählich auf die festgesette Basis herabgesetzt werden.

Bon seiten Deutschlands   muß dies jedoch zuerst ge­schehen. Gleichzeitig mit der Herabsehung der Heercsstärke muß die deutsche   Erzeugung an Artillerie, Mu nition und anderem Kriegsmaterial redu. nition und anderem Kriegsmaterial redu ziert werden, so daß bestimmte Teile der Waffenindustrie in Deutschland   ausgeschaltet sind. Die Alliierten wünschen weiter gewisse deutsche   Provinzen zu demilitarisieren. Das bedeutet, daß es Deutschland   verboten sein wird, dort Trup. pen beizubehalten. Diese Anordnung wird besonders für das linke Rheinufer zutreffen. Man erwarte, daß die Vorschläge der Waffenstillstandskommission anfangs nächster Woche feft. der Waffenstillstandskommission anfangs nächster Woche fest. gesetzt werden, so daß sie Deutschland   unterbreitet werden gesetzt werden, so daß sie Deutschland   unterbreitet werden fönnen.

Verzweifelte Lage in Petersburg  .

inansfragen werben, wie die Gegner am 18. Februar in Die brei deutschen   Kommiffionen, die über die obengenannten Fra  Spaa mitteilten, wahrscheinlich am 21. Februar dort eintreffen. gen verhandeln sollen, werden infolge des Zusammenhangs der drei zu treffenden Abkommen gleichzeitig und an demselben Orte zu fammentreten müssen. Die Zahl der deutschen   Delegierten, unter denen sich Bertreter fast aller Interessentenkreise befinden, wirs mehr als 60 betragen. Dazu kommen noch die Sachverständigen für bie Ausfuhrartikel, bie Deutschland   zu Berkauf anbietet. Da außerordentlich schwierig sein wird, diese große Zahl von Dele­gierten in Spaa unterzubringen, hat die deutsche   Waffenstillstands. kommiffion vorgeschlagen, die Kommissionen für das Schiffahrts abkommen und das Finanzabkommen an einem anderen, auch für die gegnerischen Vertreter geeignet liegenden Orte, eventuell im neutralen Ausland tagen zu lassen. Um die Einheit. lichkeit in der Arbeit der Kommiffionen sicherzustellen, sind die brei deutschen   Kommiffionen unter einem Borsigenden, und zwar unter einigt worden. Die beutsche Kommiffion hat bei ben Alliierten Dr. Melchior, Prokurist der Firma Warburg   in Hamburg  , ver­angeregt, auch den Borfit in ihren Kommiffionen ein und derselben Bersönlichkeit zu übertragen. Die Antwort des Berbandes auf die deutschen   Vorschläge steht noch aus.

Hindenburg   und Scheidemann  .

Der Hasardeur Ludendorff  .

Das Volk sehnt sich nach einer Intervention. London  , 18. Februar. Reuter gibt über die Rage in Ruß Iand noch Einzelheiten bekannt: Die Lage der Arbeiter ist unter der bolichemistischen Regierung verzweifelt, und die Er. Da in der Presse mehrfach die Veröffentlichung des nährungsfrage in Petersburg   gestaltet sich Briefes des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg   an den immer schwieriger. Die gegenwärtige Bevölkerung zählt Reichsministerpräsidenten Scheidemann gewünscht wurde, er­wenig über 500 000 Köpfe. Die Bolschewisten können sich nicht auf folgt sie hier zugleich mit dem Antwortschreiben Scheide­Unterstützung irgendeiner Klasse verlassen, wenn eine Intervention manns: einsehen würde, die eine Verbesserung der Verpflegungsverhältnisse zum Ziele hätte. Es ist bei den Arbeitern kein revolutionäres Ge fühl mehr vorhanden, das von den Bolschewisten gegen die Alliierten ausgenützt werden könnte. Die Bolschewisten selbst können nicht dauernd die Macht behalten und die Aussichten sind so, daß sich das Volk nach einer Jntervention der Alliierten sehnt, als dem einzigen Ausweg aus den augenblicklichen Schwie­rigteiten.

Amsterdam  , 18. Februar. Der ,, Times" wird aus Helsingfors  gemeldet, daß robti Befehl gegeben hat, daß das bolschewistische Heer in Estland   und Livland   auf der ganzen Linie Narwa- pstow -Wolmar zum Angriff übergeht. Dieses Heer verfügt über 40 000 Mannschaften, mehr als 100 Geschüße und mehrere Panzerzüge und Flugzeuge. Der Angriffsbefehl war das Ergebnis eines An­trages, der am vorigen Mittwoch auf einer geheimen Versamm­lung des Sowjet in Petersburg   angenommen wurde. Trotzki   Hatte erklärt, daß die Besetzung Petersburgs durch die Weiße Garde das Ende der bolfchemistischen Re­volution bedeuten würde. Der Kampf, der am Sonn­abend auf der ganzen Front sehr hartnädig geführt wurde, dauert an. Auf beiden Seiten sind die Verluste schwer.

Die internationalen Frauen gegen den Hungerkrieg.

Bern  , 18. Februar. Die Internationale Frauenkonferenz in Bern   sandte an die Pariser  Konferenz die telegraphische Bitte, die Blockade so. fort aufheben zu lassen, weil die Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes Anarchie erzeuge und den Grund­fäßen von Freiheit und Frieden widerspreche, für die der Krieg, wie überall erklärt worden sei, geführt wurde.

Haag, 18. Februar. Eine Versammlung des Internatio nalen Frauenbundes in Westminster nahm laut " Manchester Guardian" folgende Entschließung an:

Der Völkerbund Wilsons kann nicht auf einem Kontinent ein­gerichtet werden, der Qualen der Entbehrungen leidet. Wir verlangen daher aufs Eindringlichste, daß die Blockade so fort gemildert und allen notleidenden Völkern Europas   auf jede mögliche Weise geholfen wird, um ihr normales Leben wieder aufzunehmen.

Wort

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Großes Hauptquartier, den 16. Februar 1910. Guer Erzellenz

Von Emil Dittmer.

Berlin   muß ein soziales Gemeinwesen werden! Das ist die entscheidende Frage, vor das die Wähler am 23. Februar gestellt sind.

Bis zu den Tagen der Revolution fonnte sich die Stadt­verwaltung noch immer nicht entschließen, auf dem Wege ge­ordneter tariflicher Vertragsabschlüsse die An­stellungs- und Arbeitsverhältnisse zu regeln. Wohl wurde inoffiziell" mit den Organisationsvertretern seit Jahren in Einzelfällen verhandelt, zu einer rechtlichen Anerkennung fonnte man sich jedoch nicht aufschwingen! Vielleicht hätte der Berliner Magistrat schon eher den seit Jahren an ihn nicht die gestellten Forderungen nachgegeben, wenn- hätten, daß nur ja kein böses Beispiel" für die Privat­bürgerlichen Parteien peinlichst darüber gewacht industrie geschaffen werde, obwohl doch gerade in Berlin   der Sitz der meisten großen Tarifbehörden( Buchdrucker, Holz­arbeiter usw.) ist.

Aehnlich lagen die Verhältnisse bezüglich der gesamten sozialen Bedingungen für die Angestellten und Arbeiter. Bäh und andauernd mußten die gewerkschaftlichen Organi­sationen jahrelang darum kämpfen, auch nur ein kleines über den Marktwert der Ware Arbeitskraft hinauszukommen. Hinweise auf die leichte Ersetzbarkeit des einzelnen waren bis zum Kriegsausbruch nur zuoft beliebt und mancher über­eifrige Vorgesezte, der sehr wohl wußte, was man weiter oben gern fah, bewies eine so unsoziale Gesinnung, wie es sonst nur in den östlichen Gefilden Deutschlands   üblich war.

Gewiß hat die erste Phase der Revolution bereits mit manchem aufgeräumt, das ehedem so echt fortschrittlich" an­haben in der Sitzung der Nationalversammlung den General   mutete. Aber nun soll neu aufgebaut werden! Da Ludendorff als Hazardeur" bezeichnet. Mich und vielen an bekommt es mancher Gemeindeangestellte und Beamte mit deren, die dem General Ludendorff   treu ergeben sind, hat dieses der Angst zu tun und er läßt sich von den bürgerlichen Wahl­bon verantwortlicher höchster Reichsstelle gesprochen sehr verlegt. General Ludendorff   ist ein glühender Ba- flugblättern irreführen, die ihm erzählen, die Sozialisten triot und hat nur das beste für das deutsche   Bolt in seiner fraft- wollen laut Erfurter Programm die Pensionen und Ruhe­vollen Art erstrebt. Das gewiffenlose oder leichtfertige Wesen gehälter abschaffen und alle Beamten jeweils neu wählen". eines Hazardeurs liegt ihm ganz ferne. Ja fann nicht an- Die Neuwahl der Behörden, also der höchsten nehmen, daß Guer Exzellenz meinem treuen Mitarbeiter in verantwortlichen Stellen( in den Gemeinden die Bürger­schwerer Kriegszeit, für dessen Tun ich mitverantwortlich war, meister) wird dreist in eine Neuwahl der Beamten" um­das reine und ernste Wirken für des Vaterlandes Wohl ab- gefälscht. Dagegen haben zwar wiederholt die früheren Volks­Mit der Versicherung meiner Hochachtung habe ich die Ehre beauftragten Ebert und Haase sich ausgesprochen, aber zu sein Euer Exzellenz ergebener bei jeder Wahl taucht der gleiche Schwindel wieder auf und Generalfeldmarschall v. Hindenburg  . es gibt unter den Gemeindebeamten auch immer wieder solche, die darauf hineinfallen. Darauf antwortete Scheidemann  :

sprechen wollen.

Zurzeit Weimar  , den 19. Februar 1919. Euer Exzellenz

Der Sozialismus will gerade für alle Staatsbürger eine größere Sicherung ihres Arbeitsverhältnisses. Umfangreiche Kommunalisierung vieler privatwirtschaftlicher darf ich mein Bedauern darüber aussprechen, daß meine Aeuße- Betriebe soll den Arbeitern und Beamten ein stabileres, rung über den General Ludendorff   Euer Erzellenz verlegt hat. dauerndes Arbeitsverhältnis gewährleisten. In der Sache selbst, kann ich aber von meinem Die pedantische Unterscheidung der Beamtenklassen nach Worte nicht abgehen. Hazardeur nenne ich einen Mann, ter alles auf eine Karte sett, ohne die Folgen zu be­denken, die ein Versagen dieser Karte nach sich zieht. Daß der General Ludendorff   in dieser Weise gehandelt hat, davon habe ich mich als Barlamentarier und erst recht als Mitglied des Kabi­netts des Prinzen Mag überzeugen können. Ich durfte auch um so mehr von einem genialen Hazardeur" sprechen, als General Ludendorff  , wie attenmäßig feststeht, am 1. Oktober 1918 selbst erklärt hat:" Ich komme mir bor   wie ein Ha­zardspieler."

Ich bleibe mit der Versicherung meiner Hochachtung Euer Erzellenz ganz ergebener

Philipp Scheidemann  ."

dem bisherigen Protektions- und Prüfungs­system wollen wir allerdings nicht dauernd aufrechterhalten! Es muß auch den begabten unteren" Beamten der Auf­stieg ermöglicht werden. Die Fortbildung aller Ar­beiter und Beamten der Gemeinde muß durch planmäßigen Unterricht angestrebt werden. Damit wächst nicht nur das Interesse am Betriebe, sondern die Stadt gewinnt damit auch die geeigneten Kräfte für die verantwortlichen Stellen. Auf diesem Gebiete ist wohl bisher am meisten gesündigt worden und allein die Erleichterung des sozialen Aufstiegs mußte jeden tieferdenkenden Gemeindearbeiter und-beamten bestimmen, für die Sozialdemokratie bei den Wahlen einzutreten.

Der Privilegienwirtschaft sagt die Sozialdemokratie allerdings grimmige Fehde an und niemand kann sie dabei schreibt uns aus Dldenburg: Der in den Nevolutionstagen ent- denen so manches zu Ohren und vor Augen gekommen ist, Finanzielle Ansprüche eines ehemaligen Großherzogs. Man so sachdienlich beraten, als just die Gemeindeangestellten, ihronte Großherzog Friedrich August von Olden. burg hat jetzt der oldenburgischen Volksvertretung gegenüber das ausgemerzt werden muß. finanzielle Ansprüche stellt. Der durch den Geheimen Die bürgerliche Stadtverwaltung Berlins   hat vieles Kabinettsrat des Fürften vorgelegte Antrag fordert eine fabr. mitverschuldet in früheren Jahren, was heute zu riesen­Die Polen stellen die Kämpfe nicht ein. ie Rente von 150 Tausend Mart für die großherzog großen Kalamitäten geführt hat. Gewiß, der Stieg tat ein liche Familie, zablbar für eine Dauer von fünfzig Jahren. In übriges, um die Verkehrsnöte, die Wohnungs­Hinterhältige Artillerieangriffe. dem Antrage wird die Vermögenslage des Großherzogs eine er mifere und vieles andere so riesengroß werden zu lassen. Bromberg  , 19. Februar. Trok der völligen Einstel. bärmliche" genannt, Dabei befigt der Herr ein er Dennoch verbleibt ein redliches Schuldkonto bei den bürger­lung der Feindseligkeiten unsererseits baben die mögen von mehreren Millionen. Die Angelegenheit lichen Barteien, und nur zuoft waren die Gemeindearbeiter Bolen im Laufe des gestrigen Tages an verschiedenen Stellen bes wird ben neuen Landtag beschäftigen. Die fozialdemokratische und-beamten diejenigen, die infolge der finanziellen Schwierig­Abschnittes in hinterbältiger Beife unsere Binien aniprade abzulehnen.( höchftens bürfte man ibnen- teiten fortdauernd darunter zu leiden hatten. Fraftion ift entfchloffen, die gänzlich unberechtigten mit Infanterie- und Artilleriefeuer belegt. die staatliche Arbeitslosenunterstügung gewähren. Red. Wird der Sozialismus all diese Schäden schnell aus Auch die Stadt Natel murde von gegnerischer Artillerie beschossen. b. 23.") merzen können? Werden die sozialisierten Gemeindebetriebe

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