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Spartakus im Westen. Bochum , 20. Februar. Die Streiklage im Jnbustriebezirk.Iäht sich schwer über- schauen, es fehlt jeder einheitliche Zug in der Bewegung. Dos eine aber ist gewiß: Ohne die Waffengewalt der Spartakisten hätte nicht eine einzige Zeche dem Ruf der wilden Agitatoren Folge geebn und wäre in den Streik eingetreten! Die bewaffneten Banden aus dem nicht eben vorteilhaft bekannten Gebiet der unteren Ruhr und Emscher, wo seit Jahren von den Indusiricherren der aufgelesenste Ausschuß aus aller Herren Länder zusammengebracht worden ist, zogen, von Westen kommend, teils mit Autos von Zeche zu Zeche und erzwangen unter Waffengewalt die Arbeits- niederlegung. Wenn man den Vergleich mit früheren Streiks zieht, welcher Unterschiedi Beim Streik von 1L12 mußten Tausende von Bergleuten, Hunderte von Bergardeiterfreauen ins' Gefängnis wandern, weil sie ihren Verrätern die trSff» liche Marke:Streikbrecher" aufgeklebt hatten. Heute geht's Spiel um. Die damals streiften und ihre E x i st e n z aufs Spiel setzten, werden nun von den früheren Streikbrechern mit Waffen- gewalt zum Streik gezwungen. Gerade auf den Gruben, wo früher die Gelben und die Polen tonangebend waren, da sind heute die Spartakistenherde. Man frage nur diese Helden einmal, was sie für die Organisation getan haben! Da die Bergleute keineswegs zum Streik neigen, sich im Gegenteil des Ernstes unserer Lage selir Wohl be- wüßt sind und arbeiten wollen, so fahren alle Belegschaften sofort wieder an, sobald die Banden verschwunden sind, des- halb ist eS eben auch nicht möglich, sich ein klares Bild von dem Umfang des Streiks zu machen. Man fragt sich: Wo sind denn die S i ch e r h e i t S- Mannschaften? Die Sicherheitswannschaften haben an vielen Stellen mit einigen rühmlichen Ausnahmen, besonders Herne , Linden und einigen anderen Orten, vollkommen ver» sagst Sie befinden sich in einem Zustand der Auflösung. Tie Spartakisten und Unabhängigen«lachen sich diesen Um­stand zunutze. Die Mannschaften der Sicherheitswehr fühlen sich in ihrer Existenz auf die N.» und S.-Räte angewiesen und versuchen bei der ungünstigen Lage des Arbeitsmarktes ihre Posten natürlich beizubehalten. Die Spartakisten wissen nun diesen Leuten sehr geschickt auseinanderzusetzen, daß sie mit ihren Interessen mit dem System der A.- und S.-Räte, so wie es die Spartakisten austasten, unlöslich verwachsen sind. Wo die A.- und S.-Räte unabhängig und spartikistisch sind, da sind es die Sicherheitsmannsckzaften natürlich auch, und auch sonst findet die spartakistische Agitation bei ihnen einen günstigeren Boden als bei der Masse der Arbeiterschaft. Die Unabhängigen haben sich, wie gewöhnlich, zu einer klaren einheitlichen Stellung nicht durchzuringen der- macht. Wie überall, sind sie weder Fisch noch Fleisch, sie warten ab und haben Angst vor der eigenen Courage. Würden die Spartakisten oben bleiben, so könnten sie sagen. sie seien mit babei gewesen. Für den entgegengesetzten Fall aber balten sie sich einen Notweg offen, um später nach Ber» liner Muster erklären zu können, daß sie die Gewaltaktionen keineswegs billigten. So ließ der Führer der Bochumer Sicherheitswehr der den Unabhängigen zuneigt ein Eichhorn im Taschenformat, an die Spartakisten Waffen verteilen, waS natürlich nur dem Zwecke diente, die Sicherheit" in der Gegend zu fordern.

die entgülttge Zeftlegung üer Waffen- ftillstanüsbeöingungen. Bern , 21. Februar. Wie der Vertreter derTele- grafen-Kompagnie" aus Paris erfährt, habe« die Kom- Missionen der Friedenskonferenz in de« letzten Tagen mit Hochdruck gearbeitet und die Beratungen soweit gefördert,

Kunstausstellungen in öen Schulen. Bon Hermann Widmer. Eine Jd«e, deren Wert für die künfkleriche Erziehung des Bol- fcs nicht zu unterschätzen fein wird, will der.verband Deutscher Illustratoren" unter Leitung des Malers Wbert Knab demnächst versuchsweise m die Praxi» umsetzen. Er will Kunstausstellungen in den Schulen veranstalten, Ter Verband Deutchir Jlluftvatoren ist eine Veveinigung der» jenigen Künstler, welche sich hauptsächlich illustrativ betätigen und deren Werke dauernd in den bekannten illustrierten Zeitungen und Witzblättern erscheinen. Viele dieser Künstler sind im großen Publikum mindestens ebenso bekannt wie die bedeutendsten Mal», und zwar mit vollem Rrcht, denn die künstlerischen Oualitäten ihrer Besten können sich mit denen der tüchtigsten Nur. Mal» durch- ans messen. Zudem, viel« Maler pflege» auch diese Kunst(die Illustrationen Menzels haben Ewigkeitswert), und auch manche be- deutenden Bildhauer, z. B. Ludwig Monzel, waren al« Jllustra- öoixn tärig. Der genannte Verband will nun, wie gesagt, kleine Ausstellungen setner Werte zunächst tu Berliner Schulen veran. stalten. Es sollen alle Gchulgattmigen berücksichtigt werden. Die Ausstellungen ivürden sich au» kleinen gewählten Sammlungen von vielleicht 2030 Werken zusammensetzen, welche für kurz« Zeit in den Aulen aufgehängt würden. Mitglied» de« Verbände» würden an einem oder mehreren Abenden Vorträge üb» die Aus» st« Hungen halten, zu denen auch die Eltern der Schüler eingeladen werden könnten. E» wipd sicher von ganz besonderem Reiz setn. wenn die Künstler selb» über ihre Werk« sprechen und dieselben dein Verständnis der Zuhörer näh » zu bringen versuchen. Ader nicht nur die«fcüchjiungen selbst, sondern auch die Möglichkeit und Art ihrer Wiedergabe tn den Zeitschriften wird viele interessieren. Ich weiß aus persönlich» Erfahrung, wie sehr die Krage anzieht: wie wird«» gemacht, eine solche Zeichnung mit allen künstlerischen Feinheiten des persönlichen Striche» fo täuschend m der Massen- anklage einer Zeitschrift wiederzugeben, daß kaum ein Unterschied zwischen dem Eindruck de» Originals und den» der Reproduktion festzustellen ist? Die verschiedenen Reproduktionstechniken werden natürlich bei dies» Gelegenheit mit»klärt. Aber darüber hinaus können diese Ausstellung« noch dadurch bedoutfam werden, daß sie bei gutem Erfolg auch ander« Zweige der Kunst und de» Kunstgewerbe» zur Nach. ahmung anregen. Es würde die Schüler z. B. bestimmt interessieren, ein« Sammlung jener reizenden kleinen Bildchen aus eingelegten HA- zern zu sehen, wie sie deutsche und ausländische Künstl»(bei un» besonder» Oskar Haberer) fett Jahren anfertigen, und dabei über die Herstellung dies« Intarsien etwa» zu erfahr«. Ob« klein«

daß die Formulierung deS WafenstillstandSvertragcS in feiner endgültigen Fassung nahezu beendet ist. Falls die Bedin- aungcn von Deutschland angenommen werden, wird fich die Dauer deS langen Waffenstillstandes bis znm Abschluß des Friedensvertrages erstrecken, der selbst keinerlei wesentliche Abänderungen erfahren wird. In der Hauptsache wird auch Deutschland zur Annahme der neuen Waffenstillstands- bediugungrn nur eine Frist von drei Tage» crbalten. Der wesentliche Inhalt der neuen Forderungen besteht darin, daß Deutschland eine Armee von 2 5 bis 30 Divi­sionen, das heißt zweihund»tfüufzigtaustnd bis drei- hunderttausend Mann unterhalten darf. Auch da« Schicksal El saß- Lothringens und die Waffen- und M u- nitionsfragen werden bereits in den Bedingungen mit- geregelt werden. Weiterhin wird der Vertrag Bestimmun- gen«der den Betrieb der deutsche« Rüstuugsindu- >t r i e, das provisorische Schicksal von Esse» und die Schaffung einer weiteren Okkupation szone, dir als Garantie für die Aussührung der Bedingungen des Frie- denSvertragrK zu gelten hat, Bestimmungen treffe«. Der Bericht üb» die Arbeiten der Kommissionen sollte dem ZehncrauSschuß der Alliierten bereits am Donnerstag vorgelegt werden, die Sitzung wurde jedoch infolge des Attentats auf Clemencean auf Freitag verschoben. ch Abbruch aller U-Bootdocks nud Reparaturwerkstätte«. Amsterdam , 20, Februar. Nach einer MeSbimg von.Nieuws fem den Tag" aus London berichtet die.TimcS", iatz die Alliierten sich Über folgend« militärisch an Deutschland zu richtend« neue WaffcnstillstandSbedingungen geeinigt haben: Uebergab« von 8 Schlachtkreuzern, darunter die Oldenburg und vi« Helgoland , von 8 Kreuzern, 42 Torpedojägern und 50 Torpedo- booten, die Deutschland sofort auSliesern müsse. Alle U<vo»te, U-B »»«-D»ckS und s Reparawrwerkstättcn müsse» innerhalb 15 Tagen abgebrochen werden. Die HKfSkvcnz» müssen abgerüstet und ihre Kriegsausrüstung zerstört werden. Diese Schifte wer- den als gewöhnliche Handelsschiffe und Prisen betrachtet werden. Die Befestigungen von Helgoland müssen von dentfchen Arbeitern unter Aufsicht der Alliierten geschleift werden. Die Zukunft der Jirsel wird der Friedenskonf»enz überlassen bleiben. In der gestrigen UnierhauSsitzung wurde mitgeteilt, daß bisher von Deutschland ausgeliefert wurden:, All« schweren und alle Feldgeschütze, alle Maschinenge. wehre. Laufgrabenmörser und Flugzeuge. Außerdem wurden noch ausgeliefert 4065 Lokomotiven an Stelle von 5000, 126 826 Wag- goa» an Stelle von 150 000 und 1276 Motorwage». Monatlich 250000(Tonnen deutsche Kohle noch Italien . In der Gitzimz der Waftenst illstandskommtsfion vom 19. Fe- bruar legte der Vertreter d» deutschen Regierung nachdrücklichst Verwahrung dagegen ein, daß seit Anfang Januar«anatlich 250 000 Tonnen deutsche Kohle aus franzSstsche Rechnung au» dem Saarrevier nach Italien ausgeführt werden. Er ersuchte um so» sortige Emstellimg dieser Kohlmliefenting,

Spaltung ües Reichsbunües üer Kriegsbefchäüigten. Sin««eneOrganisatiouszersplitterung der Unabhängigen. In der gestrigen Delegintenversammstmg d» Ortsgruppe Groß-Berlin de» Reichsbunde» der Kriegsbeschädigten haben un- abhängige und spaotakistifche Mitglied«, nachdem ihr versuch, de» Reichöbund in ihr parteipolitisches Fahrwasser zu ziehen, miß- langen war, die Ortsgruppe gesprengt. Man nimmt an, daß die» da» Signal für ein« Abspaltung d» linksradikalen Elemente im ganzen Reich« und die Gründung«m» Gegenorganisation ist. Die im GewttkschaftShau» tagende Drlogiertensitzuug war sehr stark besucht. Die radikale Richteng hatte einen mit 87 Unter­schristen versehenen Antrag«angebracht, wonach d» BundeSvor- sitzende Kuttner sofort zurücktreten soll und in Verbindung damit Holzplastiken und Reliefs zu sehen oder vielleicht auch schöne Stoffe und Tapeten, um einen Einblick zu bekommen, auf welche Weise diese Dinge entstehen. Und die Architektur? Wäre eS für die Archi­tekter nicht vielleicht auch von Nutzen, wenn fich einige der jünge­ren KünsÄer, die stch ihr gewidmet haben, die Mühe nähmen, d» Jugend de? Volk« einmal klar zu machen, wie es möglich gewesen ist, daß im früheren Zwhr Hunderten solch wurde rvolte Städte wie Nürnberg Rotenburg o. d. Tauber, Hildesheim , Krön ach in Ober- franken und in unserer Nähe Tangermünd« entstanden find? Wie da» voraussetzt, daß das Volk in allen Schichten Liebe und ver- ftänd-nt» für die Architektur gehabt haben müsse und den Wunsch in einem schönen Hau», in«in» schönen Stadt zu wohne». Heute beneidet un» um Rotenbung die ganze Welt al» um ei««mach cchmliches Städtejuwel. Und damit kommen vir zu d» volkswirtschaftlichen Seite dieser Angelegenheit. Kunstverständnis ist keine nebensächliche Sache und kein« Spielerei wie manche glauben. Sondern auf dieser Grundlage lassen sich große volkswirtschaftliche Werte von internationaler Bedeutung schaffe«. Mehr noch als bisher werden wir in Zukunft die Ausfuhr von Qualitätswaren anzustreben haben, um die Lebensmittel und Rahstoft« bezahle» zu können, die wir einzuführen gezwungen stnd. Da» Kunstgewerbe aber kommt in Betracht, wenn es gilt, den Wert der Rohstoffe durch unsere Arbeit und hauptsächlich durch unseren Geschmack bedeu- tend zu steigern. In der Differenz zwichen dem Wert der Roh- stoffe und dem de» stetigen Fabrikats zeigt sich unser Verdienst. Schon auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 stellt« stch herrnis, daß wir hierin kunstgewerblich die mternattomÄe Führung haben. DaS mußten selbst die Franzosen anerkennen. Sst hatten für 1915«ine internationale Kunstgewerbeausstellung in Paris geplant. Au» ihren Fachzeitschriften konnten wir ob» feststellen, daß fich immer Wied« Stimmen erhoben, die eine Verlegung auf einen späteren Termin vorschlugen; sie befürchtetem auf diesem Gebiete von uns in ihrem eigenen Land geschlagen zu werden. E» war also ein guter Anfang gemacht, und deshalb haben wir um so mehr die Aufgabe, alle» zu tun, um auch weiterhin da» Verständnis für Kunst und Kunstgewerbe bei unsere? Jugend zu wecken.

Deutsches Gperuhaus: Cavalleria ruftlcana. DaS deutsche Opernhaus hat endlich den KriegSdann gebrochen: Wied»»tönt MaScagni » musikalisch wie dichterisch gleich heißblütige Oper, die 1890 mit einem Sprung in» gegenwärtige Volksleben die Scheidung von d« großen historischen Oper vollzog und ein Jahr danach im Feuerfluge die deutschen Bühnen eroberte. Die nunmehr vom Deutschen Opernbau» unternommen« Neuauftührung kann dekorativ als gute Bewältigung der Aufgabe gelten. Land- schaftliche Treue. Echtheit de? Kostüme find da. Auch manche gutgelungene Volkstypen. Di« Beweglichkeit allerding» müßte noch

dst Paragraphen der Satzung aufgehoben werden, die die partei­politisch« Neutralität des Bundes aussprechen. Statt dessen hatten die Linksradikalen ein eigenes Programm vorgelegt, das, ganz in spactakistischer AusdruckSweise gehalten, unier anderem ein Bekenntnis beS Bundes zur Weltrevolution und eine Stellungnahme gegen dte.Lüge der Pflicht zur Landesverteidi- gung" fordert. Ein Antrag Schuhmacher stellte fest, daß der Bundesoorsitzende Kuttner seine Bundespftichten in keiner Weise verletzt hat, betont ab», daß es nicht zweckmäßig ist, wenn eine politisch so stark hervortretende Persönlichkeit an der Spitze des Bundes stehe. Kamerad K u t t n e r. d» daraus daS Wort zur Verreidigung auf die gegen ihn persönlich erhabenen Angriffe er- hielt, rechnete sehr scharr mit den Elementen ab, deren oftensicht- liches Bestreben es sei, durch seinen Sturz den Bund in das Fahr- Wasser d» Unabhängigen Partei zu bringen. Er erklärte sich be- reit, sofort zurückzutreten, wenn dies au» den in der Resolution Schuhmacher angegebenen Gründen gewünscht werde. Werde dagegen die linksradikal« Resolution angenommen, so halte « es für seine Pflicht, zu bleiben und für die parteipolitische Neu- tralität deS Bundes zu kämpfen. In der weiteren Diskussion, die überaus stürmisch verlief, ver- reidigte der Berliner OriSgcuppenvorsitzende Kam. Tiedt das Vor­gehen der Linksradikalen, während Bundessekretär Kam. Roß- mann in wirkungsvoller Weise für die Beibehaltung der bis- herigen Bundespolitik eintrat. Kam. Pfärrdtner, der als Ver- tret» deS Gaues Barern als Gast anwesend war, erklärte, daß die Annahm« der linksradikalen Resolution in Süddeutschland die gaaize bisherige Agitationsarbeit zunichte machen würde. lieb» die Resolution der Linksradikalen wurde im Hammel- spwmg abgestimmt. Sie wurde mit 61 geze» 47 Delegierten stim- men abgelehnt. Bemerkenswert ist, daß auch«ine Anzahl Bundes- Mitglieder, die ber unabhängigen Partei angehören, gegen die Resolution stimmten, und sich aufS schärfste für die weitere Neutralität deS Bunde? aussprachen. Nach Bekanntgabe des AbstimmungSresultats verließen die Anhänger der linksradikalen Resolution demonstrativ und ge- schlössen unter Führung Tiedts den Saal. In ein» persönlichen Bemerkung stellte Kam. Kuttner� fest, daß da» Angebot seines Rücktritts nicht vermocht hätte, die Spal- tung aufzuhalten. Nachdem durch die Ablehnung der links radikalen Resolution und den Austritt der Neutralitätsgegner die Gefahr beseitigt fei, daß der Bund in«in politische» Fahrwasser abge- drängt weiche,»klärt«» mmmckhr freiwillig seinen Rück- tritt au« den Gründen der Resolution Schuhmacher. Tarauf wurde an die Neukonstjtuierung der Ortsgruppe Berlin geschritten, di« wegen vorgerückter Zeit auf eine neue versamm- lung vertagt wecken mußte.

Ein bethlehetnitijcher Kinüermorö. Kindersterben in Düsseldorf infolge Milchmangels. Große rheinische Städte, wie Düsseldorf , wurden bisher fast ausschließlich mit Milch auS den linksrheinischen Produktions. gebieten»»sorgt. Nach Besetzung deS linken RheinuferS durch die Entente ist diese Belieferung in Wegfall gekommen und alle Versuche, eine Weiterbelieferung zu ermöglichen, find an dem Widerstand der feindlichen Befehlshaber ge- scheitert. Di« unausbleiblichen Folgen dies» mangelhaften Milchversorgung sind fürchterlich. I» Düsseldorf war die Kindersterblichkeit im Dezember 1918 am 50 Prozent höh» al» der Jahresdurchschnitt 1918, f»n« tun 70 Prozent höher als im De­zember 1917. Di« Eterblichkeit�iff« für Januar dies«» JahreS ist noch nicht festgestellt. All» Voraussicht nach»st fie aber noch ungünstiger als die Dezembcrzifter. Kinder bis zu einem Jahre bekommen in Düsseldorf täglich nur V4 Liter Milch, Kinder üb» 2 Jahre seit 2 Monaten gar keine Milch mehr. Durchschnitt- lich w»d«n für Düsseldorf täglich nur 7000 Liter Frischmilch ge­liefert, bei mehr al» 400 000 Einwohnern. ES unterliegt keinem Zweifel, daß die»höht« Kindersterblich. keit in d» Hauptsach«, wenn nicht ausschließlich, auf dte unzu- reichende Ernährung d» Kind» infolge Mangel» an Milch zurück- zuführen ist. In ähnlich» Weise wie dte Kind» leiden aber auch die Schwangeren, Wöchnerinnen und dte Kranken. Da» Vorgehen d» da» linke Rheinuf» besetzt haltenden Macht erscheint so un. geheuerlich und grausam, daß«S geboten ist. die ganze Welt da- von in Kenntnis zu setzen. Die feindliche« Mächte werden dann am ehesten den planmäßigen Kindermord einstellen. lurbulenter, graziler, tropischer sein. Auf derlei Dinge verstand sich Possart in München doch besser. Auch da? Singen der Chöre ließ e» da und dort an Feinheit und Reinheit fehlen. Was aber dem ganzen frommt, da? ist die solistische Besetzung. Marfalda S a l v a t i n i gibt die Santuzza in Gesang, Spiel und leidenschast- lich inniger Gebärde einfach bedentend. Nickis Unechte« an ihr. Sie packt, sie erschüttert, fie weist alle» in den Bann einer glühend- liebenden südländischen Weiblichkeit. Und Rudolf La u b e n t h a l leistet ihr als trotziger, verliebter Turiddu ganz vortreffliche Part- nerschakt. obwohl seine schöne Stimme hi» doch zuweilen der raschen Schmeioigkeit ermangelt. Di« kecke Verschossenheit der Lola brachte Hertha Stolzenberg verblüftend heran». Und der Alfio Franz ReiflngerS präsentierte sich als vortreffliche Leistung. Fgnaz Waghalter dirigierte. Manche Tempi wären rasch» zu nehmen gewesen, andere hätten, auch wo» gerade die Blas» be- traf, mehr Zurückhaltung und zarter« Tönung vertragen. Im ganzen sedocki war eS eine höchst erfreuliche Darbietung, würdig bei starken einmütigen Beifall», d» ihr zuteä wurde. E. St Notizen. -- Theater. Im Lefsing-Theat» wird al» nächst« Erst» cruftührung Gerhard Hauptmann » Tragikomödie.Der rot« Hahtl' tn Szene gehen. Musik. Nächstes Sonntagskonzert de» Blüthner » Orchesters: Dirigent: Eduard Möricke, Solistin: Luise Gmein». Beethoven: Symphonie Nr. 1; Wck»: Ocmverture z. Oper.Der Freischütz": R. Strauß: Tod und Verklärung; Rossini: Ouverture z. Oper.Tell". ElenaGerhardt wird ihren vom 4. Januar »»legten BrahmS -Abend am 2V. Februar im Beethovensoal geben. Am Klavier Coenrad v. Bo». Anfang 7V» llhr. Kn«stabend«. Refi Langer und Han» Heinrich von TwardowSki geben am 25. und 28. Februar im Saal der Berliner Sezession einen FaschingSabeno.(Morgenstern, pan Hoddie», Paule Schoerbart, Friederike Kempn». Han» Rei­mann, TwardowSki.) Herwegh-Freiligrath -Abend. Im Schillersaal Tharlottenburg wird am Sonntag. 8 Uhr, ein Programm geboten, daS ganz aus d» RevoltttionSlyrik der 1840er Jahre schöpft. Else Wasa, Georg Baeschke und Harry Fürst» rezitieren. Einleitend ftricht P.«. Melbach . Eintrittspreis 1 Mk. Sozialismus, Demokratie, Tagesfragen beißt ein Gonderheft, da« im Rahmen de« von d» Deutsiben Zentralstelle kür volkstümliche» Büchereiwesen(geleitet von Walt» Hofmann, Leipzig . Zeitz » Str. 28) h»au«gegebenen Besprechung»- führ«» erscheint. Er will über den Krei« von Bibliothekaren. Lebrern. Buchhändlern htnau». cm die vorweg gedacht ist. ein prak- tischer Führ» durch die unübersehbare L'teratur aus dielen Gebiete« sein. ES bandelt fich um eine unter Berücksichtigung der Jnteresien und der Aufnahmefähigkeit eine» weiteren Leserkreise» getroffene Auswahl, die durch die beigefügten Besprechungen au» angesehenen Zeitschriften hohen praktischen Wert gewinnt. Der Preis des Hefte« beträgt SM.