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Nr.99. 36. Jahrg.

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Vorwärts

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

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Sonntag, den 23. Februar 1919.

W

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplay, Nr. 117 53-54.

Der Tag der Gemeindewahlen.

Auf zur Gemeindewah!!

Wie einst die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung, die jetzt in Weimar tagt, so vollzieht sich auch die erste Gemeindewahl des gleichen Rechts unter schlim­men politischen Zeichen. Damals standen wir noch unter dem Eindruck der Berliner Spartakuswoche, diesmal weht ein heißer Wahnsinnswind von Süden her und trägt frischen Blutgeruch zu uns herüber. Sollten wir, gebannt von diesen dramatischen Ereignissen, die Bedeutung der heutigen Wahl berkennen? Wahlen sind allerdings weniger aufpeitschend, als die Nachrichten von Mord und Totschlag, die jetzt den politi­schen Teil der Zeitungen füllen aber ist das nicht vielleicht das Gute an ihnen?

Heute wird gewählt.

In Berlin :

Die Ereignisse in Bayern und die heutigen Gemeinde­wahlen sind nur neue Abwandlungen der beiden Motive, die in der deutschen Revolutionssinfonie miteinander ringen. Ordnung in Freiheit Flingt das erste Motiv, Gewalt, Ge- Marienzelde: walt dröhnt das zweite. Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns grundsäglich, unerschütterlich zur Ordnung in Freiheit. Wir erkennen den Willen des Volkes, so wie er fich in gerechter, geregelter Abstimmung zu erkennen gibt, als entscheidend an, Gewaltanwendung halten wir aber nur für berechtigt, um die Freiheit und Gleichberechtigung aller Volksgenossen herzustellen, nicht aber um sie zu stören.

Darum sehen wir auch in der Novemberrevolution und ihrer Auswirkung, wie sie am heutigen Tage zum drittenmal in Erscheinung treten wird, einen entscheidenden Erfolg. Jahre und jahrzehntelang haben wir um das gleiche ahlrechtin Preußen heiß gerungen in der Hoffnung, daß wir auf dem Wege über dieses schließlich auch zum gleichen Gemeindewahlrecht fommen würden. Die Revolution hat beide zugleich wie reife Früchte vom Baum geschüttelt.

Ist das nichts? Das kann nur der glauben, der vom Wefen der Sozialdemokratie keine blasse Ahnung hat, der unsere Kämpfe nicht mitgemacht hat, die Schriften unserer Führer nicht kennt. Von hunderten schlagen wir eine auf. Es ist die heute noch und heute erst recht lesenswerte Rede Bebels Attentat und Sozialdemokratie"( Berlin , Buch handlung Vorwärts, 1905), da finden wir folgende Säße:

Lifte Heimann

Dr. Bruno Borgarbt Scholz

Waldheim Kalinowsti Gutschmidt Groß Gerisch Dühring

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Charlottenburg :

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Neukölln:

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Schöneberg :

Küter

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Lichtenberg :

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Lüdemann

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Spandau

Stahl

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Cöpenick:

Woid

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Steglitz :

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Akmann

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Friedenau :

Paasche

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" Schmargendorf:

Stampe

Grunewald:

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Lichterfelde:

Majewski Wenzel

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Nikolasice:

Kirschstein

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Waunice:

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Hirche

" Tempelhof :

Ewald

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Mariendorf

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Briz:

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Lichtenrade :

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Treptow :

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Johannisthal:

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Adlershof :

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Zabel

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Eichwalde :

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Friedrichshagen :

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Rahnsdorf :

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Weißensee:

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Reinickendorf :

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Pantow:

Schmidt

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Staaten:

Rottmann

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Tegel :

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Halfes

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Zehlendorf :

Göhre

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Nowawes:

Osmer

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Kaulsdorf :

Himpel

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Fredersdorf:

Kreuer

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Budow

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Mahlsdorf

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Alt- Glienice:

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19

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Oberschöneweide :

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Hohenschönhausen:

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Pakelt

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Niederschönhausen :"

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Niederschöneweide :

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Oberschöneweide :

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Schwarzberger

Stralau:

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Rohling

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Wittenau : Waidmannsluft

27

Roholt Blümel

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Brüschle Miete

Miethte

Taubmann Schönberg

Hadamed

Osw. Schumann

Kaufmann

Schwarzburger

Hellrich

blutgetränkte rrwege verlieren. Wir fragen alle Männer und Frauen, besonders aber die Frauen des arbeitenden Boltes, ob sie endlose Wirren, immer neues Blutvergießen, unerträgliche Steigerung ihres Elend wollen oder Freiheit, allmähliche Gesundung, schrittweise Besserung durch ehrliche geistige und körperliche Arbeit. Wir erwarten von ihnen am heutigen Tage ein neues Massenbekenntnis zu den Bielen der alten sozialdemokratischen Mehr­heitspartei, der viel berunglimpften, von der ja schließ­lich doch jeder Denkende weiß, daß sie die Hauptlast der wirk lichen Arbeit und Verantwortung für den Sozialismus zu tragen hat und daß keiner es schaffen wird, wenn nicht sie es schafft! Kleinere Gruppen des Sozialismus bedürften, unter günstigen Umständen, auf alle Fälle noch einer viel­jährigen Entwicklung, bevor sie stark genug wären, um als pofitiv wirkende Macht aufzutreten. Auf das Heute aber tommt es an, und heute hängt alles davon ab, daß die alte sozialdemokratische Mehrheitspartei wie aus den Reichs- und Landeswahlen so auch aus den Gemeindewahlen machtvoll hervorgeht.

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Wir erheben die alte Fahne des gleichen Rechts, der Frei­heit, des sozialistischen Gemeindeprogramms, das uns unsere verstorbenen und gefallenen Führer vorangetragen. Folgt ihr alle! Reiner fehle! Jeder wähle sozialdemokratisch!

Bayerische Räterepublik ?

Beschluß der Münchener A., B.- und S.- Räte.

München , 22. Februar.( Eig. Drahtber. des Vorwärts".) Die Versammlung der Ar­beiter, Bauern- und Soldatenräte hat ein­ftimmig den Beschluß gefaßt, Bayern als Räte republik zu konstituieren. Der Vor­fitende hob nach der Abstimmung hervor, daß der Beschluß von Sozialisten aller drei Nichtun­gen gefaßt sei, und daß das Rätesystem auf Demokratischer Grundlage aufgebaut sein solle.

Dieser Beschluß, der unter bem Drud einer augenblicklichen Situation und nicht von allen unter voller Wahrung ihrer Ent schlußfreiheit gefaßt worden ist, fann natürlich an der grundsäklichen Stellung der Sozialdemokratie in der Frage Demokratie oder Rätesystem" nichts ändern. Daß das bayrische Rätesystem auf demokratischer Grundlage" errichtet werden soll, ist offenbar ein Bugeständnis an die Mehrheitssozialisten. Es wird nun darauf

Warum verweigert denn die Kapitalisten- und Unter­nehmerklasse einschließlich der Staatsgewalt den Arbeitern das all­gemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für die Landtage und Gemeinden? Warum verweigert sie wirkliche Preß-, forgung mit geistigen und materiellen Gütern zu lösen unter Vereins, Bersammlungs- und Koalitionsfreiheit? Doch nur, Amvendung sozialistischer Grundsäße, nicht mit dilettantischer ankommen, diese demokratische Grundlage auszuarbeiten und dabei weil sie die Benutzung dieser politischen Rechte Ueberstürztheit, sondern methodisch und schrittweise. Hier in wird sich herausstellen, daß man kein Rätesystem errichten kann, und Freiheiten durch die Arbeiterklasse fürchtet! den großen Bentren der Industrie, die von agrarischen Gegen- ohne sie zu verlassen und daß man auf ihr nicht bleiben kann, ohne Und ist die Arbeiterklasse nicht in allen ihren Lebensregungen gewichten befreit sind, kann die sozialistische Arbeiterschaft die volle Demokratie, das gleiche Freiheitsvecht aller Wolfsgenossen von der staatlichen Gesetzgebung abhängig und von ihr beeinflußt? sofort ihre Herrschaft antreten, sie bedarf dazu weder der An- au verwirklichen.

Boden steht und keine Landesregierung anerkennt, beren Macht sich nicht auf den erklärten Volkswillen stüßt. Der Münchener Beschluß trägt also einen start partikularistischen Charakter, aber es ist noch zweifelhaft, wie sich das übrige Bayern zu ihm stellen wird.

Daß auf dem Grabe Eisners die bayerische Räterepublik er richtet werden soll, hätte dem Toben sicher Stoff zu einer seiner glänzenden Satiren geboten. Denn Gisner selber war ja gar tein Anhänger der Räterepublik!

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Der Arbeiter, der Frauen-, der Kinderschuß, die Kranken, wendung von Maschinengewehren noch der Unterdrückung der Bis zu dieser Klärung entstehen aber große Schwierigkeiten, Unfall, Invaliditäts- und Altersversicherung, die Witwen- und Breßfreiheit. So wird die Stadt Berlin , werden mit ihr die da bekanntlich die deutsche Gesamtrepublik auf demokratischem Waisenversorgung, die Gesetzgebung über die Besteuerung der meisten preußischen Großstädte von morgen ab unter der Bebensmittel und die Lebensmittelzölle, über die Militärpflicht, Diktatur des Proletariats stehen, und es müßten schon sehr die Schulpflicht und die Volkserziehung, das Armen- und Waisen große Dummheiten gemacht werden, wenn es der Kapitalisten­wesen, die Wohnungsverhältnisse, die Rechtspflege, das öffentliche und Hausbefizerklasse iemals wieder gelingen sollte, uns Gesundheitswesen, das Verkehrswesen, die Handelsverträge usw. usw. diese Machtstellung zu entreißen. berühren die Lebensverhältnisse des Arbeiters und seiner Familie Was ist heute die Aufgabe des arbeitenden Volkes in den auf das allerinnigste. Die Art, wie alle diese Fragen behandelt Gemeinden Groß- Berlins? Ueberall für möglichst große und gelöst werden, beeinflußt die Lebenslage des Ar- sozialdemokratische Mehrheiten zu sorgen, in jenen Vororten beiters und seiner Familie weit mehr, als fein aber, wo die Herrschaft noch strittig ist, das äußerste zu tun, eigenes können und Wollen es zu tun vermag. Die Regierung noch nicht gebildet. Das Befinden um sie zu gewinnen. Denn für das werdende kommunale Weil die große Masse der Arbeiter allen diesen Fragen bis Grog- Berlin , das allein der Träger einer großzügigen Auers. Timm nicht verletzt. Her noch so gleichgültig gegenübersteht und Staatsgewalt und sozialistischen Gemeindepolitik sein fann, ist es von größter Wie den P. P. N." aus München am Sonnabend um Herrschende Klassen gewähren und regieren lassen wie diese wollen, Wichtigkeit, daß überall ein einheitlicher Geist zum 7 Uhr abends gedrahtet wird, herrscht in der Stadt augen­deshalb sind die Berhältnisse so erbärmliche und änderungs- Durchbruch kommt und daß in der roten Wahlkarte möglichst blicklich ziemliche Ruhe. Die Räte- Republik ist zwar bedürftige. wenig dunkle Flecken bleiben! ausgerufen, doch ist die neue Regierung noch nicht gebildet. Die Verhandlungen darüber sind noch in der Schwebe. Die Meldungen einiger Berliner Blätter, daß der zweite Vorsitzende des Vollzugsausschusses der Arbeiter, Soldaten- und Bauernräte. Simon zum Präsidenten aus gerufen wurde, entspricht nicht den Tatsachen. Die Bauernräte werden entgegen anders lautenden Mel­dungen auch an der Regierungsbildung beteiligt sein. Minifter Auer befindet sich noch am Leben, die Operation gelungen fein.- Timm, den die Voss. 8tg." als schwer verwundet gemeldet hat, wurde überhaupt nicht verlegt. München , 22. Februar. Das Ministerium des Aeußeren teilt mit:

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Was die Kapitalistenklasse den Arbeitern jahrzehntelang Das kommunale Leben auf freiheitlich- demokratischer verweigert hat, das haben sie durch die Novemberrevolution Grundlage wird auch die Unabhängigen zu fachlicher Arbeit errungen. Und jetzt, da wir das kostbare Werkzeug zur nötigen. Auf dem Gebiet der Gemeindepolitik fann es Hebung unserer Verhältnisse in den Händen haben, kommen zwischen Sozialisten keine Unterschiede der Ziele geben, fie Beute nicht Stapitalisten, sondern angebliche Sozialisten müßten denn geradezu künstlich aus dem Gebiet der großen" die es uns wieder entreißen wollen! An Stelle der Methode, mitunter aber doch recht kleinen und kleinlich betriebenen die fich aus dem Denken und den Erfahrungen einer kämpfen- Politik hineingetragen werden. Schon darum ist es nicht den Arbeitergeneration herausgebildet hat, empfehlen sie einzusehen, warum ein sozialdemokratischer Arbeiter die Liste uns die russische Improvisation eines Rätesystems", der Unabhängigen wählen sollte und nicht die der Sozial- foll das das gerade Gegenteil eines Systems, nämlich die voll- demokratie, die auf dem Gebiet eines demokratischen Ge­endete Systemlosigkeit ist und das in einem Jahre in Ruß- meindesozialismus nie ein Kompromisseln oder Schwanken land mehr Unheil angerichtet hat, als ein vernünftiger So- gekannt hat. zialismus in zehn Jahren wieder gut machen kann.

Sie reden von Sozialisierung und übersehen, daß einer der wichtigsten Träger jeder wirklichen Sozialisierung das nach gleichem Recht seine Vertretung wählende Gemeinde­bolt ist. Hier sind die bedeutsamsten Probleme der Ber­

Wir gehen also morgen an die Urne, nicht trotzdem die Welt aus den Fugen zu gehen droht, sondern gerade deshalb. Denn wir wissen uns damit auf dem richtigen Wege, der zum sozialistischen Aufstieg führt und den die Millionen mit uns gehen, mögen sich auch einige Behntausend auf ungangbare,

Entgegen umlaufenden Gerüchten, daß in München ein Blutbad angerichtet worden ist, wird festgestellt:

Sturt Eisner wurde von Graf Arco- Valley ermordet. m Landtag ist Auer schwer verwundet worden, Abgeordneter Diel( Bentr.) ist tot, zwei Ministerialbeamte