Nr.105. 36. Jahrg.
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Mittwoch, den 26. Februar 1919.
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schwindel zu führen hat.
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glauben die Gelehrten des bayerischen Bolschewismus, fönnte sich in München dieser Schwindel halten? Vierundzwanzig
Wie die einlaufenden Meldungen ergeben, trägt der Streif im
In diesem Augenblid tagt noch in München der Räte- Stunden oder acht Tage? fongreß. Seine gestrigen Verhandlungen brachten keine Das arbeitende Volf von Bayern und ganz Deutschland mitteldeutschen Braunkohlenrebier bei Halle durchaus politi Entscheidung, diese wird erst im Laufe des heutigen Tages ist zu gut dazu, um sich als Objekt für die Erperimente von ichen, feinen wirtschaftlichen Charakter. Es wird gestreift, um erwartet. Die Beratungen von gestern geben aber ein recht politisch unreifen Literaten Herzugeben, die sich durch die den Sturs der Regierung und die Beseitigung der dramatisches Bild von dem schweren Kampf, den sozialdemo- zweite Revolution" einen angenehmen Nervenfibel ver- Nationalversammlung zu erreichen. Der Streit im Braunkohlenkratische Vernunft in München gegen den wüsten Spartakus- schaffen wollen. Wir zweifeln nicht daran, daß das arbeitende revier wird kein anderes Ergebnis haben, als das, gerade die ärm. Volf Bayerns sehr bald mit ihnen fertig werden wird. Aber sten Bevölkerungstreise dieser Gegend den schwersten Folgen einer Daß die bayerische Arbeiterschaft in ihrer ungeheuren auch daran zweifeln wir nicht, daß dieje forbwährenden Sohlennot auszusehen und in einigen Tagen auch der Hungersnot Masse sozialdemokratisch denkt, kann nicht bestritten frampfhaften Erschütterungen des Volkskörpers ein Unheil auszuliefern. Im Laufiber Brauntohlenrevier wird dagegen werden. Der bayerische Rätefongres muß also, wenn er den sind und den Erfolg der Revolution gefährden. Je rascher nicht gestreift; die geftrige Meldung hierüber beruhte auf einer Anschauungen der Arbeiterschaft auch nur einigermaßen ent- Bayern wieder auf die gefunden Bahnen der Demokratie Verwechslung. spricht, eine erdrückende sozialdemokratische mehr zurückkehrt, desto besser wird es für ganz Deutschland sein! Aus Leipzig wird gemeldet: Der hiesige A.- und S.- Rat heit haben. Rätekongresse sind aber, mie wir alle wissen, gibt folgende Entschließung befanni: Die Versammlung der feine nach irgendwelchen festen und gerechten Regeln geArbeiterräte, Arbeiterausschüsse und Betriebsvertrauensleute wählte Bolksvertretungen. Gelingt es der Minderheit hier, durch allerhand Praktiken stärker zu erscheinen, als sie in Zandtag der Kongreß der Landes- Arbeiter, Col. Rampfmittel anzuwenden, um die Forderungen der Bezirks. München , 25. Februar. ( WIB.) Heute nachmittag tagte im empfiehlt der gesamten Arbeiterschaft, ben politischen Streit als Wirklichkeit ist, so muß außerdem noch eine geschickte Mache baten- und Bauernrate, um zu ben politischen Ereigniffen fonferenz in alle in allen Buntien zu unterstützen. Sie den Druck auf die Mehrheit verstärken. Das Mittel dazu ist Stellung zu nehmen. Etwa 200 Delegierte waren anwesend. Arbeauftragt den Leipziger Arbeiterrat, in Gemeinschaft mit den Be die Aussprengung unkontrollierbarer Gerüchte und die Be- Beiterrat Cro pelin berichtete, daß die inhaftierten Geifeln dafür triebsvertrauensleuten die Streifleitung zu überneh Cröpelin einflussung des Kongresses durch Deputationen", die bürgen sollen, daß die Studenten von ihrer Putschtätigkeit ablaffen. Sie erklärt, daß die Entscheidung über den Streit der Arbeiterschaft men und in Verbindung mit der Streifleitung in Halle zu treten. ohne Regitimation in den Saal dringen und auf die Beschlüsse Der Belagerungszustand werde aufrechterhalten. Landesfoldatenrat des Kongreffes einen Drud auszuüben versuchen. Sauber forderte, daß an Stelle des Heeres die Arbeiterwehr trete. in den Betrieben zufteht, spricht der Arbeiterschaft der Rätea Wir haben das in Berlin erlebt, und ähnlich war es auch Arbeiterrat Landauer verlangte, daß auch auf dem Lande die republik Bayern ihre Sympathic aus und fordert die Arin München. Die Spartafiften wußten ganz genau, daß der Mäte die bürgerliche Bresse unter Aufsicht des Zentralrates beiterschaft Leipzigs und Sachsens auf, die bayerischen Arbeiter Rongreß aus eigener freier Entschließung niemals die Räte- fontrollieren sollten. Schließlich forderte Redner unter stürmischem bei ihrem Kampf gegen die Reaktion zu unterſtüßen. republik" ausrufen würde, also ließen sie einige der Ihren Beifall, daß von vornherein festgestellt werde, daß die Versammlung Eisenbahnerstreit haben die Telegraphen- und Fernsprechämter, die Halle, 26. Februar. Zum Protest gegen den spartakistischen als Deputation" im Saale erscheinen, um die sofortige den provisorischen Nationalrat bilde. Arbeiterrat Brehm schlug übrigen Behörden und auch die Aerate ihre Tätigkeit einAusrufung der Räterepublik zu ertrogen. Der Landtag, jo die Ginseßung einer Kommission vor, die die Verstaatlichung des dekretiert die Deputation, die behauptet im Namen von 5000 Inseratenwesens sofort in Angriff nehmen soll. Soldatenrat gestellt. Die Hauptstraßen der Stadt werden von großen Menschenzu zu sprechen, die aber niemand gezählt hat der Landtag Bebien meinte, daß man bürgerliche Zeitungen überhaupt nicht massen durchgogen; au irgendwelchen Gewalttätigkeiten war es aber bürfe niemals wieder zusammentreten. Eine Spartafisten- brauche. bis gegen die Mittagsstunde nirgends gekommen. bersammlung spricht dem bayerischen Bolt einfach sein Selbst- Eine im Hause erschienene Abordnung berichtete, daß eine bestimmungsrecht ab. Versammlung von fünftaufend Arbeitern u. a. gefordert habe, daß Darauf folgt eine noch viel wüstere Szene. Die Sparta - die Räterepublit sofort ausgerufen werde und daß der Landtag nie fiften laffen zwei ihrer Leute halb nadt im Saal er- wieber zusammentrete. Die Abordnung verlangte die Absehung icheinen und zeigen die Spuren der Mißhandlungen, die perfchiedener Bersönlichkeiten, die Besetzung wichtiger Punkte in der fie im Kampf mit der Bahnhofswache erlitten haben. Wer Stadt, die sofortige Verbindung mit Rußland und die fann in diesem Augenblick kontrollieren, auf welche Weise die Bejezung der russischen Gesandtschaft durch Vertreter der russischen beiden Leute zu ihren Verlegungen gekommen sind? Würden Sowjetrepublik, außerdem Annullierung der Staats. die Sozialdemokraten mit denselben Mitteln arbeiten, so fchulden und Abjegung des Münchener Stadtkommandanten. Der hätten sie etwa den halbtoten Auer auf der Bahre in den Saal Präsident erklärte hierauf, er werde zu diesen Forderungen Stellung tragen fönnen. Mit solchen Mitteln kann man Augenblids nehmen. stimmungen erzeugen, aber in solchen Stimmungen kann nicht ein endgültiger Beschluß über das Schidialeines ganzen Wolfe gefaßt werden, eines Volfes, das zum bloßen Zuschauer dieses Schauspiels gemacht, von der Ent. scheidung aber selber ausgeschlossen ist!
mit, daß der ehemalige Boltabeauftragte Barth erschienen sei. Barth sprach namens des gesamten Berliner und des deutschen Proletariats fein tiefes Bedauern über die Ermordung Eisners aus, ermahnte aber, ruhiges Blut und falte Nerven zu bewahren. vormittag vertagt. Sodann wurde die Weiterberatung auf Donnerstag
Nach weiterer teilweise erregter Debatte teilte Präsident Niekisch
Ob diese Spartakustaftif, die Vernunft mit allen Mitteln totzuschlagen, Aussicht auf Erfolg hat, läßt der Bericht der gestrigen Sitzung noch nicht erkennen. Deutlich treten nur In der Versammlung gab Levien der„ Boff. 3tg." zu die beiden Richtungen der Linken hervor in Dr. Bebien, folge bekannt, daß der Mörder Eisners , Graf Arco, noch lebe der sofort und endgültig zum vollen Bolschewismus über- und vernommen worden sei. Er behaupte, keine Mitvergehen will, und dem Vorfizenden des Soldatentats Sauber, schoorenen zu haben. Auf den Zuruf:" Wo ist der Mann, der vorsichtig erklärt, der Landtag werde erst wieder zu- der Auer erschossen hat?", antwortete der Führer des Sparfammentreten, wenn die Verhältnisse es gestatten." tatusbundes:„ Der Mann ist fein Kommunist, er ist Mitglied des revolutionären Arbeiterrats."
Die Beerdigung Eisners.
Wir wünschen dringend, daß umgehend wieder solche Verhältnisse hergestellt werden, die den ungehinderten Zu fammentritt der schimpflich auseinandergejagten rechtmäßigen Bolksvertretung ermöglichen. Die Sprengung der rechtmäßigen bayerischen Bolfsvertretung durch die Spartakisten ist keine Ruhmestat, sondern ein Die Beisetung Kurt Eisner s vollzog sich heute in Schandfleck der Revolution. Ein Schandfleck ist die Fest- München bei vollkommener Arbeitsruhe. Die Arbeiterschaft nahme von Unschuldigen, deren Unschuld niemand bestreitet, Münchens beteiligte sich mit einem ungeheuren Aufgebot. Die als Geiseln. Ein Schandfled ist schließlich auch die Behand- Beisetung erfolgte ohne jede Störung. Iung der Presse durch den spartakistischen Terror. Jeder Sozialdemokrat muß von solchen Erscheinungen mit Ekel und Abscheu abrüden. Was die Münchener Spartakisten treiben,
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ist nicht Revolution, sondern Entartung der Revolution. Belagerungszustand in Aschaffenburg . Durch keine Verleumdung wird man uns davon abhalten
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Ebenso hat die Vereinigung der Beamten und Angestellten des mitteltischen Bergbaues als Proteft gegen den politischen Streif und die Gefährdung der Betriebe durch gefahrbringende Eingriffe die Einstellung der Arbeit erklärt.
Windau genommen.
Liban, 25. Februar. Die Stadt Windau wurde durch einen gleichzeitigen Angriff von der Land- und Seeseite, in dem reichsdeutsche Truppen und deutsch - baltische Landeswehrformationen beteiligt waren, nach heftigem Kampfe genommen.
Die Irländer Amerikas mobilisieren.
Amsterdam , 26. Februar.( Gig. Drahtbericht des Bortvärts.) In einer großen Versammlung der amerikanischen Fren in Philadelphia ist, wie die ,, Times" aus Washington erfahren, eines Resolution des Nardinals Gibons angenommen worden, die energisch das Selbstbestimmungsrecht für Friand verlangt. Irland befinde fich noch immer im Kriegszustand mit England und dieser Zustand des Drudes müsse durch die Freiheit Irlands ab
gelöst werden.
Die Versammelten haben sich zu einer regen GelbsammIung verpflichtet. Für die Freiheit Frlands wurden von Daniel Cobalan sofort, 250 000 Pfund Sterling( 5 Millionen Mark) über
geben.
Englischer Arbeiter- Dreibund.
London , 25. Februar. Am Nachmittag wurde in London von bem jogenannten Arbeiter Dreibund( Bergarbeiter, EisenBahner und Transportarbeiber) eine Versammlung abgehalten, die vieleicht einen entscheidenden Faktor in der in dustriellen Strife bilden wird. Die Versammlung befaßte sich mit der Frage, ob eine gemeinsame Aktion zu unternehmen sei, um die Forderungen der Bergarbeiter zu unterstützen. Die Versammlung beschloß, sich au bertagen, bis jeder der drei berbündeten Verbände zu weiteren Verhandlungen Gelegenheit gehabt haben twürde. Ferner wurde teschlossen, daß kein Teil des Dreibunbes irgend einem Abkommen gustimmen würde, che die nächste Konferenz zustandegekommen sei. Eine solche Versammpunkt des Generalstreits) abzuhalten.
ung fei noch vor dem 15. März( dem beabsichtigten Zeit
Der Schaden fönnen, solche Schändlichkeiten zu bekämpfen. Man hat uns Aschaffenburg , 23. Februar. Der Arbeiter und Soldatenrat nachgesagt, wir wollten das Reich gegen Bayern mobilisieren. von Aidaffenburg hat den Belagerungszustand über Ach nein, wir wünschen und erwarten nur, daß das bayerische Stadt und Land Aschaffenburg und die Borzenfur über die TagesBolk seine von Spartakus bedrohten freiheitlichen zeitungen verhängt. Grundrechte so rasch wie möglich wiederherstellt. Es ist Die Demarkationslinie im Often. Mannheim , 25. Februar. Der bei den Vorgängen am Sonn eine üge zu behaupten, daß auch nur ein Behntel des tag an den Gefängnißfen und am Gerichtsgebände angerichtete Weimar, 26. februar.( Eigener Drahtbericht des„ Vorwärts".) bayerischen Volkes die Räterepublik" will. Die„ Räte- Schaden wird auf etwa 300 000 Mart geschätzt. Es wurden Zurzeit finden Berhandlungen zwischen der Obersten Heeresrepublik" will weder das bayerische Volk noch die Münchener 400 Gefangene, darunter Schwerverbreder, be- leitung und dem General Dupont als Vertreter der Alliierten Bevölkerung, noch die Münchener Arbeiterschaft im besonderen. freit. Infolge der Vernichtung von Gerichtsaften und über die Demarkationslinie im Often statt. Es steht jetzt schon fest, Die Idee, gerade aus Bayern eine Sowjetrepublik machen des Mangels an persönlicher Sicherheit erflären die Gerichts, daß die Stadt Birnbaum deutsch bleibt und daß die beiderseitigen zu wollen, ist grotest. So traurig und blutigernst die Dinge beamten, vorläufig ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben Truppen, im Gegensatz zu den bisherigen Bestimmungen, dock sonst sind, denkt man dabei unwillkürlich an Münchener zu tönnen. fehen bleiben können, wo fie fich jetzt aufhalten.