Erregung hervor. Die Chinesen erklärten den englischenOffizieren:„Wir wollen nicht gefangen werden und ziehen esvor, zu sterben. Wenn das Schiff nach einer anderen Richtung,als nach China gesteuert wird, werden wir Euch tödten." Ob-gleich der„Kowshing" unter englischer Flagge segelte, schaffen dieJapaner mit Torpedos und Mitrailleusen; selbst auf die in'sWaffer gestürzten Chinesen wurde noch geschloffen. Die Chinesenkämpften bis auf's Aeußersts.- 1London, 2. August. Nach einer Mittheilung der Eigen»thümer des in den Grund gebohrten Transportschiffes„Kowshing"befanden sich an Bord des„Kowshing" vier britische Offiziereund drei britische Ingenieure, ferner als Passagiere der Haupt-mann von Hanneken, und zwei unbekannte Deutsche. Hannekenist gerettet, auch zwei britische Offiziere sollen gerettet sein.Ein authentischer Bericht Hanneken's wird am 4. August er-wartet.Rom, 2. August. Nach einer Meldung der„AgenziaStefani" aus Tokio ist der Kriegszustand erklärt worden, da diejapanische Regierung jeden Vorschlag zurückweist, der nicht daraufbasirt ist, daß die chinesische Regierung alles, was von japanischerSeite in Korea geschehen ist, gutheißt.Kopenhagen, 2. August.„Ritzau's Bureau" erfährt vonwohlunterrichteter in enger Verbindung mit Ostasien stehenderSeite, daß die nördliche chinesische Flottenabtheilung, die söge-nannte Peiyangflotte, welche 13 Schiffe zählt, von Chefoo nachKorea abgesegelt ist, wo ein Seegefecht erwartet wird.Shanghai, 2. Aug. Nach einer offiziellen Depesche ausTientsin wurden in den Gefechten zwischen den Chinesen undJapanern bei Aashan am 27. und 28. Juli die Japanermit einem Verluste von mehr als 2000 Mann zurück»geschlagen.Dokohama, l. August. Der chinesische Gesandte in Tokiohat seine Pässe verlangt und wird am Freitag abreisen.Ueber die Ethik des Krieges haben Moltke undviele seiner Nachbeter geschrieben. Wir dagegen haben schonoft den Nachweis geführt, wie der Krieg die Völker ver-roht. Einen neuen Beleg für diese Behanptung finden wirin den„Neuesten Nachrichten". Am Schluß eines Artikelsüber den Seekrieg zwischen China und Japan heißt es da:„Krieg ist eben Krieg, und bei einem Seekrieg muß mannicht danach trachten, den Gegner zu schlagen— denn dannkann er immer wiederkommen, sondern sein schwimmendesMaterial zu vernichten, dann ist es fort für immer."Welche Brutalität spricht aus diesen wenigen Jeilen;denkt man denn bei diesem Vorgehen garnicht an die ver-nichteteu Menschenleben?—V«vkeinars»virs»ken.Der Berliner Vierboykott wird überall, wo es klaffen-bewußte deutsche Arbeiter giebt, aufs ernstlichste unterstützt, undwo man bemerkt, daß die Ringbrauer für ihr Gebräu Absatzsuchen, um den Berliner Verlust weit zu machen, da sind auchunsere auswärtigen Parteigenossen auf dem Platze, um die Bevölkerung von der Sachlage zu unterrichten. Wie energisch siehierbei verfahren, ist bereits mehrfach durch Beispiele geschildertworden. Heute wollen wir von den vielen Aufrufen, die in derArbeiterpresse fast Nummer für Nummer veröffentlicht werden,nur den der Arbeiter Dessau's anführen. Es heißt darin:„Wirerinnern Euch nochmals an Eure Pflicht, welche Ihr denBerliner Genossen gegenüber zu erfüllen habt. Wenn einErzgroßkapitalist wie der Großbrauer Rösicke theils selber,theils durch seinen Einfluß viele Hunderte un-schuldiger Arbeiter, bloß um seinem M a ch t k i tz e lzu fröhnen, aufs Pflaster setzt, so haben die Arbeiter, welcheSolidarität im Leibe fühlen, die Pflicht, diesem selbstbewußtenErzvertreter der herrschenden Klasse zu beweisen, daß die Arbeiterauch eine Macht sind. Möge jeder Arbeiter sich strengstensdavor hüten, seinerseits durch den Konsum des Dessauer Wald-schlößchenbieres dazu beizutragen,-daß durch die Steigerung derriesigen Einkünfte des Großbrauers Roesicke sein den Arbeiternfeindliches übermüthiges Selbstbewußtsein noch gewaltiger wachse.Wer ausdrücklich darauf ausgeht, die Arbeiterorgan i-sation zu zerstören, kann nicht den Anspruch erheben,daß die Arbeiter ihn durch das Trinken desBieres, das er sabriziren läßt, noch reichermache n."*•Bon der Agitation. In einer Versammlung des Agitations»Vereins für Schwaben und N e u b u r g wurde mitgetheilt,daß der an Stelle der früheren Agitationskommission am 14. Ja-nuar d. I. gegründete Verein in allen Theilen des Kreises Ver-sammlungen abgehalten hat. Besonders von Erfolg waren diein Mindelheim, Krumbach, Donauwörth und Balinertshofen ab-gehaltenen Versammlungen, wo Redakteur Breder aus Augs-bürg referirle. Eine Reihe weiterer Versammlungen find vonden auf dem Lande wohnenden Parteigenossen bereits verlangt.Lokale hierzu stehen uns, ungerechnet Augsburg, im ganzen Kreise16 zur Verfügung. Die Agitation durch Schriftenvertheilung hatsich der Verein beträchtliche Summen Geldes kosten lassen.Zur Landagitation. Der von den Parteigenossendes Wahlkreises Gießen-Grnnberg-Nidda für den FrankfurterParteitag angekündigte Vorschlag der Aufstellung eines a g r a r-politischen Programms wird von der„SächsischenArbeiter-Zeitung" als höchst beachtenswcrth erklärt, wenn auchnatürlich über die Einzelheiten näher zu diskutiren sei.Auf dem Parteitage der thnringischen Sozialdemo-kratie, der am Sonntag in Erfurt abgehalten wurde, warendie Orte Allstedt, Blankenhain, Waltershausen, Nordhausen,Etadlsulza, Sonneberg, Salzungen, Oberroßla. Neustadt, Neun-Hosen, Mühlhausen, Apolda, Jena, Wenigenjena, Eisenach,Kelbra, Altendorf, Salza, Hefferode, Groß- und Klein-Wechsungen,Schmiedefeld, Goldlauter, Großbreitcnbnch, Ilmenau, Slützerbach,Seidersbach, Bürgel, Weida, Greußen, Sangerhausen, Weißensee,uhl, Weimar, Gotha, Heiligenstadt und Erfurt durch 51 Dele-girte vertreten. Ans den gegebenen Berichten ist folgen-des von allgemeinerem Interesse. Das Partei-Örgan,die„Thüringer Tribüne", hatte an Verurtheilungender Redakteure, hohen Gerichtskosten und langen Restirensder Abonnementsbeiträge zu laboriren. Wegen Preßvergehenssitzen zwei Parteigenossen bereits im Gesängniß; weitere Ge-fängnißstrafen stehen ihnen in Aussicht. Auf die vom vorigenParteitag angeregte Frage, ob es räthlich sei. die„ThüringerTribüne" täglich erscheinen zu lassen, hat die Preßkommisston dieMeinung der Zeitungsfilialen erforscht. Nur zwei Orte warenfür das tägliche Erscheinen, die übrigen erklärten sich für diejetzige dreimalige Erscheinungsweise. Infolge dessen nahm diePreßkommission von der Durchführung des Projekts Abstand.Die in Apolda ohne Zustimmung der übrigen thüringischen Orteerfolgte Gründung eines Lokalblattes, der„Freien Presse", ist, wievorauszusehen war, nicht von Erfolg gewesen. Das Blatt gingein. Um aber den Parteigenossen in Apolda einen Ersatz zubieten, wurde mit ihnen vereinbart, daß die„Freie Presse" alsKopsblatt der„Thüringer Tribüne" erscheint. Die Agitations-kommission konnte, trotz besten Willens, noch nicht das ihr ge-steckte Ziel erreichen, wonach die Propaganda auf die entlegenstenWinkel Thüringens ausgedehnt werden soll. Zum Theil lag dasam Geldmangel. Immerhin konnten in 32 Orten der ver-schiedensten Gegenden zusammen 38 Versammlungen abgehaltenwerden. Um der Agitationskommission die nothwendigen größerenGeldmittel zu verschaffen, beschloß der Parteitag, daß Sammel-listen herausgegeben werden sollen und daß die finanziellkräftigeren Orte verpflichtet find, ihren Verhältnissen entsprechendeBeiträge zu sammeln. Der Sitz der Agitationskommission bleibtin Erfurt. In die Kontrollkommission, deren Mitgliederzahlvon 7 auf 5 herabgesetzt wurde, haben die Orte Nordhausen,Sangerhausen, Apolda, Weimar und Ilmenau je ein Mitgliedzu wählen. Der Parteitag machte es noch jedem Parteigenossenzur Pflicht, für die weiteste Verbreitung der Gewerkschafts-organisation einzutreten, da der politische Kampf nur voneiner wirthschaftlich möglichst unabhängigen Arbeiterschaft wirk-sam geführt werden könne.Die„Rheinisch-Westfälische Arbeiter-Zeitung" meint,der Ausschluß Stegmüller's durch die badische Landeskonferenzwiderspreche dem Organisationsstatute der Partei. Wenn abereinmal Landesorganisationen bestehen und diese von den Partei-genossen der Orte ihres Bereiches anerkannt waren, so kann manihnen das Recht nicht wohl absprechen, Personen auszuschließen,von denen sie meinen, daß sie nicht mehr zur Partei gehören.Den Ausgeschlossenen bleibt dabei ja immer noch die Berufungan den Parteitag.»»Die„Freifinnige Zeitung" hält unsere Bemerkung überdas in Lörrach dem badischen Landtagsabgeordneten Stegmüllerausgestellte Vertrauensvotum für„parteioffiziell". Das ist sienicht. Es handelt sich lediglich um die Meinung der Redaktiondes„Vorwärts".„Parteioffizicll" ist das, was vom Vorstandoder der Fraktion unserer Partei unterzeichnet ist.**»Polizeiliches, Gerichtliches«.— Sächsisches. Gemäß der in gestriger Nummer des„Vorwärts" ausführlich besprochenen, im Kern der Sache gegendas Mitbringen von Kindern zu Arbeiter-f e st e n gerichteten Regierungsmaßnahme wurden beim Sommer-fest des Dresdener Sozialdemokratischen Vereins für den4. sächsischen Reichstags- Wahlkreis, das in Rähnitz gefeiertwurde, und wozu die Eltern, wie das seit Urzeiten Brauch beiSommerfesten ist, ihre Kinder mitgebracht hatten, s ä m m t l i ch eSchulkinder durch die Gendarmerie vom Fe st-platze gewiesen. Die betreffende Bekanntmachung derAmtshauptmannschast datirt erst vom 25. Juli 1334, sieist zum ersten Male veröffentlicht worden in derSonnabend, den 23. Juli, herausgegebenen Nummerder„Dorfzeitung", das Fest wurde an: 29. Juli ab-gehalten; sonach ist klar, daß die Festveranstalter wahrschein-lich die Bekanntmachung am Sonntag noch gar nicht gekannthaben, und wenn sie sie gekannt haben, so waren sie gar nichtin der Lage, ihr nachzukommen, denn vor Sonnabend Abendkonnten sie unter keinen Umständen Kenntniß von ihr erlangen,da sie als Arbeiter Tags über bei der Arbeit sind. Trotz-dem wurde auf grund der Verordnung das Arbeiter-fest gestört! Es fehlt nun blos noch, meint die„Sachs. Arb.-Ztg.", daß die Veranstalter noch Strafverfügungen bekommenwegen Zuwiderhandlung gegen die Bekanntmachung, und eskönnte wirklich nicht mehr schöner werden.— Der General v. Hönisch, Kommandeur des 4. Armee-korps, hat auch gegen die Breslauer„V o lk s w a ch t" wegenBeleidigung Strafantrag gestellt, weil diese— ebenso wie das„Volksblatt für Halle"— die zuerst von der„FreifinnigenZeitung" gebrachte Nachricht mitgetheilt hatte, wonach zu denJagdvergnügungen des Generals Soldaten als Treiber komman-dirt worden sein sollten, während sie das, nach Aussage desGenerals, freiwillig thaten und dafür auch entschädigt wurden.— Wegen„groben Unfugs" wurde in Schmölln inSachsen-Altenbnrg der Zigarrenmacher H. O. Ziegeler ausBrandenburg a. H. zu drei Tagen Haft vcrurtheilt. Er hattebeim Begräbniß des Parteigenossen Heinig nach Beendigung derGrabrede des Geistlichen und während des Schlußgesanges einenKranz mit rother Schleife am Grabe niedergelegt. Der Geist-liche und einige Leidtragende hatten daran Anstoß genommen.In der Begründung des Urtheils ist n. a. gesagt: Das Gerichthabe sich den Ausführungen der Staatsanwaltschaft angeschlossen,daß eine Geldstrafe von dem Angeklagten nicht getragen werde,sondern von der Partei. Wenn man aber jemand, der zehnMillionen hätte, mit 1060 M. bestrafen wolle, so sei dies keineStrafe, eine Strafe solle fühlbar sein. Bei der Strafabmessungsei auch in Betracht zu ziehen gewesen, daß der AngeklagteMitglied einer Partei sei, die notorisch die Religion be-kämpfe und bestrebt sei, diese aus dem Herze» der Mitmenschenzu reißen, sowie auf den Unisturz der von Gott gewolltenOrdnung arbeite. Von den verschiedensten Bevölkerungsschichtensei aber die Handlung als ärgernißerregend anerkannt worden;Unfug aber sei nach der Entscheidung des Reichsgerichts, wasgegen Fug und Recht sei. Durch das offene Zurschautragen aberhabe der Angeklagte die heilige Handlung gestört und auf einemchristlichen Friedhofe die heilige Handlung mißbraucht, sozusagenentweiht, um für seine Partei Propaganda zu machen. Der An-geklagte habe auch unzweiselhast gewußt, daß die von ihm be-gangene Handlung strafbar sei, da er wissen mußte, daß der-artige Handlungen von den sächsischen Gerichtshöfen vornehmlichund auch vielmals von anderen als strafbar entschieden seien.Ebenso wußte er, daß, wie von der Staatsanwaltschaft schon an-geführt sei, 1887 seine Gesinnungsgenossen in Altenburg bestraftseien wegen derselben Handlung. Infolge dessen habe das Gerichtauf 3 Tage Hast und Tragung der Kosten erkannt.Das Urtheil ist wenigstens dadurch interessant, daß dasGericht allem Anschein nach die Sozialdemokratie für einenzehnfache» Millionär hielt, und daß es verlangte, ein Preußesolle sich daruin bekümmern, was sächsische Gerichte schon alles„entschieden" haben.GstvovKsilhssililyos.Ein allgemeiner dentscher Gewerkschafts-Kongreß wird,wie das„Norddeutsche Volksblatt" mittheilt, zu Ostern nächstenJahres von der Generalkommission der Gewerkschaften Deutsch-lauds einberufen werden.Der zweite internationale Eisenbahnarbeiter-Kongresi,der vom 3. bis 6. Oktober dieses Jahres in Paris abgehaltenwird, soll nach der vorläufigen Tagesordnung über folgendePunkte verhandeln: 1. Errichtung einer internationalen Kasse,2. Achtstundentag, 3. wöchentlicher Ruhetag, 4. Abschaffung desGüterdienstes an Sonntagen, 5. Minimallohn, 6. Altersrenteund 7. Bestimmung des Sitzes des dritten internationalen Eisen-bahnarbeitcr-Kongresses.Die deutschen Schneider werden ersucht, kommende Saisonsich von N e w- N o r k fernzuhalten. Es ist dort einAusstand der Kundenschneider im Gange, der durch Lohnherab-setzung und beabsichtigte Sprengung der Gewerkschast verursachtwurde.Die streikenden Glasarbeiter Oldeuburg's ersuchen ineinem Aufrufe ihre Fachgenossen um ausreichendeU n t e r st ü tz u n g. Bisher haben nur die Glasarbeiter derörsteler Fabrik dieses Gebot der Solidarität erfüllt.„Dielasmachcr," heißt es in dem Aufruf,„haben alle Ursache, sichernsthast zu vergegenwärtigen, daß sie durch die Unterstützungihrer Oldenburger Kollegen nicht allein deren Existenz erhaltenhelfen, sondern auch ihre eigene! Denn, verlieren dieOldenburger den Kampf, so geht es auch den übrigen deutschenGlasarbeitern an den Kragen. Das Schwert hängt ihnendrohend über dem Haupte! Es ist nothwendig, den Zuzugstreng fernzuhalten und die Streikenden lhatkräftig zu unter-stützen. Denn es gilt das eigene Interesse zu wahren. DerKampf ist hoffentlich nur noch von kurzer Dauer. Mit solidari-schem Gruß I. Diekmann, Vertrauensmann der OldenburgerArbeiterschaft."Die deutschen Glasarbeiter mögen sich an der Opfer-Willigkeit der Oldenburger Arbeiterschaft einBei spiel nehmen. Dort zahlen, wie wir schon mittheiltenund wie auch in dem Aufrufe der Streikenden bestätigt wird,die Bildbauer wöchentlich 1 M., Buchdrucker, Metallarbeiter undTischler 50, Schneider und Schuhmacher 25 Pf. wöchentlich. Dazur Unterstützung der Ausständigen wöchentlich rund 3000 M.nöthig sind, reichen aber die finanziellen Kräfte der bravenOldenburger Arbeiter nicht aus. Mögen daher nun die Fach-genossen der Ausständigen ihre Schuldigkeit thun.Der Verband der Bauarbeiter(Zahlstelle Berlin) giebtbekannt, daß seine Mitgliederversammlungen nicht mehr beiSaeger, Grünerweg stattfinden, sondern am Sonntag, den5. August bei Siegemund, Eisenbahnstr. 20.In Mainz haben die Setzer und Drucker des„Mainzer General- Anzeigers" wegen versuchterLohnkürzung die Arbeit eingestellt.In Hamburg haben die Arbeiter der Lehmann'schenP an t o f f e lfa b vi k wegen einer Lohnkürzung von 15 bis25 pCt. die Arbeit eingestellt. Die Zahl der Ausständigenbeträgt 36; 24 davon sind verheirathet. Anfragen:c. sind anH. Kage in Hamburg, Thalstraße 99, bei Eichler zu richten.Beendet ist der Streik in der Fischkorb-Werkstättevon G. Barre in Oslebshausen bei Bremen, nachdem sämmt-liche Ausständige anderswo Beschäftigung gefunden haben.Aus Essen wird der„Volks- Zeitung" berichtet, daß aufder dort abgehaltenen Konferenz der Maurer Rhein-lands und Westfalens, die von 26 Delegirten besuchtwar, besonders über unregelmäßige Arbeitszeit und Rückgangder Löhne geklagt worden ist. In den meisten Orten wird 11bis 12 Stunden gearbeitet, der Stundenlohn beträgt nur 32 bis38 Pf. Es soll eine Baukommisston und ein Agitationskomiteefür Rheinland- Westfalen, deren Sitz in Köln ist, eingesetztwerden.In der Rheinpfalz erheben die Verwaltungsbehörden auchdann G e b ü hr e n, wenn sie über eine Beschwerde zu ent-scheiden haben. In Kaiserslautern hatte sich unser ParteigenosseKlement darüber beim Bürgermeisteramt und beim Bezirksamtbeschwert, daß die Polizei, um z. B. vom Vorsitzenden einer Ge-werkschaft oder einer Versammlung über irgend etwas Auskunftzu erlangen, in die Werkstätte kommt, wo der Arbeiter be-schästigt wird, was bekanntlich vielen Unternehmern genügenderGrund ist, einen solchen Arbeiter zu entlassen. Beide Behörden,sowohl das Bürgermeisteramt wie das Bezirksamt, wiesen dieBeschwerde ad, und der Beschwerdeführer hat diese Weisheit auchnoch zu bezahlen. Das Bürgermeisteramt beansprucht 1,20 M..das Bezirksamt aber gar 5,40 M. Gebühren. Daß unter solchenUmständen der Arbeiter unzufrieden werden muß, könnten sichin der Pfalz die Stützen der Ordnung schließlich selbst sagen.In Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, haben dieArbeiter der Bekleidungsind u st rie, und zwarSchneider, Schuhmacher, Hntmachcr, Sattler und Riemer, eineGewerkschaft gegründet, die den Zweck hat, ihre Mitgliedergeistig und materiell zu heben, das Bewußtsein der Zusammen-geHörigkeit zu wecken und zu beleben, Rechtschutz zu gewährenund in Fällen der Arbeitslosigkeit eine Unterstützung zu leisten.Der Ausruf, worin zum Beitritt aufgefordert wird und der indeutscher und polnischer Sprache abgefaßt und der dort zahl-reichen jüdischen Bevölkerung wegen außerdem zum Theil inhebräischen Lettern gedruckt ist, schließt mit den Worten an dieCzernowitzer Arbeiter:„Bedenkt, daß wir auf unsere eigeneHilfe und auf unsere Solidarität angewiesen sind. Es lebe dieSolidarität!" Danach haben wir es mit einer neuen Organi-sation klassenbewußter Arbeiter zu thun. Möge sie blühen undgedeihen und der Arbeiterschaft im fernen Osten zu einem Boll-werk werden, woran die Praktiken des Ausbeuterthmns machtloszerschellen.Vepeslhon.(Wolff'S Telegraphcn-Burean.)Marburg, 2. August. Bei der heutigen Landtags-Ersatz.wähl im 10. Kasseler Wahlkreise(Marburg) wurde dem Ver-nehmen nach von Trott zu Solz(konservativ) mit 101 Stimmenwiedergewählt; Souchay(nationalliberal) erhielt 34 Stimmen,Breitstadt(liberal) 17 Stimmen.Marburg, 2. August. Nach dem amtlichen Ergebniß derWahl zum Abgeordneleuhause im hiesigen Wahlkreise(Kassel 2)ist geheimer Rcgierungsrath Trott zu Solz mit 101 Stimmengegen 51 Stimmen gewählt worden.Lübeck, 2. August. Die zur Beobachtung in die Cholera-station des allgemeinen Krankenhauses überführten Passagiere undMannschaften des Dampfers„Tzave", auf welchem während derFahrt von Petersburg hierher ein Heizer an Cholera gestorbenwar, sind heute sämmtlich als gesund ans dem Kraukenhauseentlassen worden.Paris, 2. August' Nach einer Meldung aus Buenos-Ayresvon gestern marschiren 3000 Insurgenten auf Porto Alegre.Paris, 2. August. Der ständige Ausschuß zur Prüfung vonErfindungen hat an den Kriegsminister einen Bericht erstattet, dersich dahin ausspricht, daß mit der Turpin'schen Erfindung Ver-suche angestellt werden sollen.Lyon, 2. August. Caserio wurde heute früh 4Vs Uhr aus'dem Gesängniß nach dem Justizpalast überführt. Es kam keinZwischenfall vor.Rotterdam, 2. August. Der Bürgermeister giebt bekannt.daß in dem dortigen Hasen an Bord eines fremden Schiffes am27. Juli ein Kind an vbolsra. asiatica. gestorben ist.Chicago, 2. August. Durch eine Feuersbrunst wurden40 Morgen Bauholz-Höfe an der Blue Island Avenue, derLincoln Street und der Ashland Avenue zerstört. Der Schadenwird auf über IVs Millionen Dollars geschätzt; eine Person kambei der Feuersbrunst ums Leben, mehrere Personen wurdenverletzt.(Depeschen de? Bureau Herold.)Bndapest, 2. August. Hier findet morgen ein Monstrc«Meeting von Arbeitslosen statt.Trieft, 2. August. Wie ein Telegramm aus Porto Ferra'meldet, begegnete der Dampfer„Ubaldino" im Kanal Pirinbn«,dem Schooner„Affenzione", der Nothsignale ausgesteckt hatr�Mannschaften des„Ubaldino" begaben sich an Bord des SchoonerZund fanden dort zwei Mann der Besatzung todt vor. Der Kapitäaund sechs Matrosen, die sehr verdächtige Krankheitserscheinungenzeigten, lagen im Schiffsraum. Die Natur der Krankheit könnt?noch nicht festgestellt werden.Paris, 2. August. Gestern Abend wurde auf den Boulevardsseitens des Publikums überall die Ausgabe des„Jntransigeant"verlangt, welche einen Leitartikel über das neue Preßgesetz ent-hielt, der statt in gewöhnlichen Lettern in Taubstummenschriftgedruckt war. Der Artikel, zu dessen Entzifferung am Schlußdes Blattes ein Schlüssel beigegeben war. begann mit denWorten:„Republikauer! Hier ist die Guillotine und im Elyseewird heute Abend getanzt!"Paris, 2. August. Das Urtheil im Prozesse Caserio wirdFreitag Abend gefällt werden. Es findet keine Nachtsitzung statt.London, 2. August. Einer Meldung aus Buenos- Ayreszufolge hat die argentinische Negierung die Auslieferung desenglischen Abgeordneten Balfour beschlossen, welcher alsDirektor der fallirten Liberator- Gesellschaft nach Amerika ge-flüchtet war, nachdem er größere Geldsummen unterschlagen halle.Vier!» eiue Beilage.Berantwortsicher Redakteur: Hugo Pötzsch in Berlin. Druck und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthftrcche 2.