Nr. 110. 36. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivredier: Ami Mortsplay, Nr. 15190-15197.
Sonnabend, den 1. März 1919.
Vorwärts- Verlag G. m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Mortsplan, Nr. 11753-54.
Versuchte Sprengung des Nätckongresses. Stuttgart , 28. Februar. Das Neue Stuttgarter Tagblatt" meldet aus München : Heute nachmittag drang am Schluß einer Rede, die Minister Interleitner im Arbeiter, Bauern- und Soldatenrat. hielt, plötzlich ein Mann mit zwei vorgehaltenen Revolver" in den Saal und schrie: Hände hoch! Ihm folgten zwei weitere Mann. Eine ungeheure Panik brach aus; die Buschauertribünen wurden sofort geräumt, die Wachen eilten ebenfalls sofort herbei. Dr. Levien, Mühsam, Lan dauer und noch ein Verfechter der Räteidee wurden verhaftet. Die Wache im Landtag wurde fofort verdop pelt und niemand mehr zugclaffen. Alsbald sah man größere Abteilungen von Soldaten, auch berittene, auf dem Wege zum Landtagsgebäude. In allen Straßen wurden Blafate angeschlagen, u. a. unterzeichnet vom Stadtkommandanten und vorläufigen Militärminister und von der fozialistischen Mehrheitspartei, worin die Be. völkerung aufgefordert wird,
die Gewaltpolitik von Dr. Levien und Genossen abzuschütteln. Wie es heißt, sind Dr. Levien und Genossen bereits wieder freinelaffen worden.
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Erklärung der Mehrheitssozialisten.
Minden , 28. Februar.( TU) Jm Rätefongres erfolgte noch keine Abstimmung über den Antrag betreffend Landtag, RäteMehrheitspartei hat heute eine Erklärung abgegeben: Der Antrag Yongreb, Regierungsbildung. Eine Gruppe der sozialdemokratischen Feschenbach- Landauer befeitige die Souveränität des Land tages, verstoße gegen die Demokratic, gebe nicht die geringste Gewähr für die Aufrechterhaltung der politischen Freiheiten. Die jest verkündeten Grundfäße müßten eine tief greifende Spaltung des Volkes in Bayern hervorrufen und macht die Bildung einer festen, verhandlungsfähigen Regierung unmöglidt. Dies sei aber für die Ueberwindung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten absolut notwendig.
Für einen Massenstreit auch in Berlin wird von den sagt den Arbeitern, es handle sich darum, der UnzufriedenSpartalisten eine ungeheure Propaganda getrieben. Man heit mit den gegenwärtigen Verhältniffen Ausdruck zu geben und die Sozialisierung durchzusehen. In Wirklich feit handelt es sich um einen Plan, die demokratische Berfassung zu stürzen, die preußische Nationalversammlung gleich bei ihrem Susammentritt nach bayrischem Muster zu sprengen und für ganz Deutschland die Räterepublik aus. zurufen.
Die Unabhängigen spielen das geipohnte Spiel. Sie Die Mordtat des revolutionären Arbeiter- aber fie tun nichts, um ihr Kommen zu verhindern, sondern find zwar, wie sie sagen, feine Anhänger der Näterepublik, beteiligen sich eifrig an ihrer Vorbereitung.
rates.
Eine Anfrage an den Rätekongref.
Die Mehrheitssozialisten haben im Rätefongres, nach Meldung des B. T." einen Antrag eingebracht, der über folgende Punkte Aufklärung berlangt:
"
1. Ob der dem revolutionären Arbeiterrat angehörende Attentäter des Ministers Auer, gleich Graf Arco- Valley unter ficherer Bewachung steht und wie weit das gegen ihn seitens des Zentralrais eingeleitete erfahren gediehen ist?- 2. Ob der Mörder des Abgeordneten Osel, ber ebenfalls dem revolutionären Arbeiterrat angehört, verfolgt und zur Rechenschaft gezogen wurde?
8. Ob der Mörder bes Majors Garreis ebenfalls dieser Gruppe angehört und verhaftet wurde?
4. Ob der aus dem revolutionären Arbeiterrat in den Zentralrat delegierte Genosse Hagemeister, der nach dem Attentat auf Minister Auer von der Tribüne aus in den Saal rief: Das ist die Rache des Proletariats!". bereit ist, den Namen des ihm bekannten Genossen aus dem revolutionären Arbeiter rat bekanntzugeben, der von der Tribüne in den Saal schoß? 5. Der Kongreß hat ein Mecht zu wissen, ob nicht etwa politische Mörder sich in seiner Mitte befinden.
Minden , 28. Februar. ( Meldung der Tul.) Jm Rätefongreß sprach heute nachmittag Minister Unterleitner über die Kommissionsberatungen zum Antrag Landauer- Fechenbad). Kaum hatte er ausgesprochen, da drangen Soldaten mit Revolvern herein und riefen: Alles Hände hoch!" Man folgte. Die Tribünen mußten sofort geräumt werden. Levien und Mühsam wurden verhaftet und hinausgeschleppt. Später wurde erklärt, die Soldaten feien von Offizieren aufnehcht worden. Im Hause erhob sich ein furchtbarer Sturm. Toller protestierte gegen die Verlegung der Jmmunität der Kongreßmitalieder. Man beschloß einstimmig, die fofortige reinabe Mühjams und Leviens zu verlangen. Da erschien ein Mann von der Wache und erklärte, daß die Als wir hier im Vorwärts" das erstemal feststellten, daß die Landtonswache es gerade noch fertiggebracht habe, die bei. Bluttat im bayerischen Landtag planmäßig vom revolutio den Verhafteten wieder frei zu bekommen. nären Arbeiterrat ausgeführt worden ist, da fonnten die In der Branner Straße versammelte sich während dieser Vor- Freiheit" und die Rote Fahne" nicht genug Entrüstung über diese gänge zahlreiches Militär, darunter Berittene, das sich„ Verleumdung" aufbringen. Die Freiheit" behauptete, wir wollten ziemlich feindlich gegenübersteht. Die Truppen nur die Ginigung stören, die sich in München zwischen Mehrheit und im Landtag üben die Bewachung des Rätekongreffes aus, Unabhängigen vollzogen habe. Die obige Anfrage zeigt wohl zur draußen befinden sich aber anders gesinnte Trup. Genüge, daß unsere Münchener Mehrheitsgenoffen über das Attenpen. Im Rätefonarch wurde ein Plakat, angeblich von der tat im Sandtag genau so denten wie wit. Gie zeigt noch bayerischen Volkspartei bekanntgegeben, das ver- mehr, nämlich daß unsere Schilderung noch viel zu milde langen soll, daß der Nätekonarek gesprengt und war. Nicht weniger als drei, wenn nicht gar vier Mitglieder der alte Landtag einberufen werde. Wie sich die Bes revolutionären Arbeiterrates" haben sich attiv mit Sache weiter entwickeln würde, war um 5 Uhr nicht voraus. Schießen an der Bluttat beteiligt, die andern halten zusehen. Immerhin war eine gewisse Beruhigung eingetreten, die schützende Hand über die Täter. Die Münchener so daß der Rätekongres hoffen konnte, heute noch weiter Gewalthaber aber haben all das, was in der Anfrage steht, bisher arbeiten zu können. Die Kommission beriet um diese der Deffentlichkeit sorgfältig verheimlicht. Zeit nenerdings und man hatte die Hoffnung, daß es ihr Freiheit" und Rote Fahne" haben im Falle Liebknecht möglich sein werde, die Resultate später bekannt zu geben. Luremburg den Vorwärts" zu verbächtigen gesucht, obwohl wir Die Meldungen geben noch feine genügende Klarheit vom ersten Tage an strengste Berfolgung und Bestrafung der Täter über die Situation, fie zeigen aber, daß diese äußerst gegefordert haben. Sie selbst aber stellen sich schüßend spannt ist und neue Stürme zu erwarten find. por die Münchener Mörderbande. Die Freiheit" Unser Verfuch, telephonische Erkundigungen einzuziehen, beschimpft uns, weil wir die Mörder entlarvt mißlang, da der Telephonverkehr nach München unter baben! Das sei hier festgestellt! brochen ist.
WTB meldet meiter:
Man sagt den Arbeitern, bei dem geplanten Maffenstreif handle es sich um eine friedliche Demonstration. Eine solche wäre nur möglich, wenn die Arbeiter nicht mit Gewalt zum Berlassen der Betriebe gezwungen werden sollten, solche Entsagung der Streiffanatifer kann man lich ist die spartakistische Minderheit nur, wenn sich die Mehraber nach den bisherigen Erfolgen nicht erwarten. Friedheit ihr stillschweigend unterwirft, sonst steht sie auf dem sehr militaristischen Standpunkt, daß Widerstand mit Ge walt gebrochen werden muß. Ein von den Spartafiften ge schobener Streif würde also eine neue erhebliche Gefahr für Menschenleben bedeuten.
In der Arbeiterschaft herrscht eine lebhafte Unzufriedenheit und ein starkes Drängen nach sozialistischen Taten. Das ist begreiflich, und es ist selbstverständlich, daß auf diesem Gebiet alles geschehen muß, was jetzt gefchehen kann. Möglich, daß die Sozialdemokraten in der Regierung auf diesem Gebiet etwas mehr Initiativkraft hätten entfalten können. Wenn aber die Unabhängigen das Verhalten der Regierung in Grund und Boden kritisieren, so muß daran erinnert werden, daß es gerade die Unabhängigen waren, die unmittelbar nach der Revolution zur äußersten Vorsicht mahnten. Die Freiheit", die in den Zeiten unabhängiger Regierungsfähigkeit nicht so toll war wie jekt, sondern sehr real- politisch zu sein verstand, brachte damals Artikel von Kautsky , Bernstein und Hilferding , in denen vor jeder Ueberstürzung, vor allen dilettantischen Versuchen dringend gewarnt und sehr richtig gesagt wurde, die kompli zierten Borgänge des wirtschaftlichen Lebens fönnten ohne schwersten Schaden für die Arbeiterklasse selbst nicht gewall. fam geändert werden.
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Trot dieser Mahnungen, die natürlich auch in sozialdemokratischen Kreisen ihren Eindruck nicht verfehlten, hat die sozialdemokratische Fraktion jetzt in Weimar einen starken Vorstoß augunsten der Sozialisie. rung gemacht. Natürlich will auch sie, so wenig wie Reutsky, Bernstein und Hilferding das Unmögliche, das Mögliche aber wird und muß geschehen doch jeder vernünftige Arbeiter sollte einschen, daß das nicht von heute auf morgen geschehen kann. Nur Idioten tönnen sich einreden lassen, daß die Sozialdemokratie gewillt ist, ihren fünfzigjährigen Rampf gegen den Kapitalismus einzustellen, allerdings will sie den Kampf so führen, daß schließlich die Arbeiterschaft und nicht der Kapitalismus Sieger bleibt. Es muß offen gesagt werden, daß Arbeiter, die sich von den Spartafiften zu einem törichten Verhalten hinreißen laffen, ohne selbst die spartakistischen Ideen für richtig zu halten, teine besonders heldenhafte Rolle daß hinter dem Butich weder die Mehrheit noch die niemand eine besondere Meinung. Ihnen zu vergleichen linfen Sozialisten steben. Es scheint eine bestimmte VerfönFlucht der Spartafisten. sind aber solche Arbeiter, die, wenn sie vom Proteststreik lichkeit dahinter zu fteden. Man will provozieren! Die drei mittags 5 Uhr mit: Die Regierungstruppen sind heute vormittag er protestieren will, ohne zu überlegen, was die Folgen für Münster , 28. Februar. Das Generalkommando teilt nach- reden hören, sofort mitmachen, ohne zu überlegen, wogegen Genoffen müssen sofort wieder herein. Nur so fann der Bür- mittags gerfrieg verhindert werden. Präsident Niekisch: Es muß Bahnhöfe find befest worden. in Düsseldorf eingerüdt. Das Ständehaus und die fie selber sein werden. aufs schärfste verurteilt werden, ein Mitalied aus diesem ber Spartafiften find entkommen. Im übrigen herrscht Ruhe. nicht innerlich aus voller leberzeugung billigen fann, offen Man muß auch den Mut haben, eine Sacje, die matt Saufe berous zu verhaften.( Tobende Zustimmung.) Sier Weiter wird gemeldet: Die Regierungstruppen bejegten die und unzweideutig abzulehnen. Eine solche Sache ist auf protestierten noch weitere Redner energisch gegen die Sammelpläße der spartakistischen Voltewehr, welche eilig flüch der von den Spartafisten geplante Massenstreif, bei dem die fchmachvolle Handlung und die Berlekung der Immunität von teten. Große Mengen Waffen und Munition und die Liste Arbeiter zu Zweden mißbraucht werden, die sie selber nicht Mitgliedern des Rätefonareffes. Noch einer Viertelstunde er- sämtlicher Boftewehrmänner wurden beschlagnahmt. Der Eindruck billigen. Es ist nicht sehr erhebend, daß der Massenstreik sch en Dr. Bebien und Mühlem wieder im Sibungsiaal. Sie bes raschen Sieges der Regierungstruppen ist start, der Jubel der nicht gemacht wurde, als Mut dazu gehörte, ihn zu machen maren auf Intervention von Mitgliedern des Hauses von der Bevölkerung über die Befreiung äußert sich laut. Woche wieder freigeloffen worden. Bei ihrem Erfcheinen im Spartaf stenführer und revolutionären Größen darunter der sogen. daß er iegt auszubrechen droht, wo ein gewisser Mut dozu Die meiften in der Zeit des preußischen Wahlrechtskompfes- und Saal wurden fie stürmisch begrüßt. Es wurde fofort eine Oberbürgermeister Schmittgen, sind geflüchtet. Das meistgehaßte gehört, ihn abzulehnen, daß ein Massenstreit für das gleiche Untersuchungskommission eingesetzt. Die Sigung wurde vollzugsratsmitglied egel soll auf der Flucht aus einem Recht unmöglich war, und daß es jetzt notwendig ist, vor einent unterbrochen. Araftwagen herausgeholt worden sein und so untrüg- Massenstreif gegen das gleiche Recht ernstlich zu warnen. Nürnberg , 28. Februar. Die gesamten Nürnberger liche Beweise der Volkswut davongetragen haben, daß er mit Dennoch ist es notwendig es auszusprechen: Der MassenGarn fonen erheben nach der Frki 8tg." schärfften Einspruch schweren Verlegungen von Soldaten geborgen wurde. Streit, der da geplant wird, richtet sich gegen alles, wogegen die Diftatur der Münchner Minderheit Frau hel und ihr Sohn find einstweilen verhaftet. für die Arbeiterschaft Berlins seit zwei Menschenaltern ge
Der Vorsitzende des Soldatenrats Sauber erklärte, Regierungstruppen in Düsseldorf eingerückt. fielen. Vor Zoren, die niemals Nein fagen fönnen, hat
Die Haupträdelsführer