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Nr. 114. 36. Jahrg.

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Sozialbemotrat Berlin".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgefbalte ne Nonpareillegeile Toftet 1,20 gr. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bori 50 Bfg.( zulässig 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 25 Big. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 40 Bfg., jedes weitere Bort 20 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Leuerungszuschlag 50% Familien- Anzeigen, politische und gewerfichaftliche Bereins Anzeigen 1,20 Mr. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin 6.68, Vindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Montag, den 3. März 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 117 53-54.

Berlin vor der Entfcheidung.

Spartakisticher Mörderschutz.

Das Justizverbrechen in München .

neft ausgenommen sein. Ob aber Bindner dabei mitberhaftet p worden ist, darüber wird absichtlich nicht das mindeste befannt gegben.

Unser Gewährsntann schließt mit den Worten: Die Art,

Die Generalstreikhetze.

Der Spartakusbund hat den Generalstreit für Berlin

Ein Münchener Genosse, der der sozialdemokratischen Fraktion des gesprengten bayerischen Landtages angehört wie hier ein Mörder von den Behörden beschützt wird, ist erklärt. Die sozialdemokratische Parteiorganisation hat sich und dem Attentat im Landtag als Augenzeuge beiwohnte, menschlich und juristisch gleich verwerflich, sie ist ein Sohn auf gegen den Streik ausgesprochen. Die Unabhängigen sagen erstattet uns einen Bericht, der die ganze Gräßlichkeit des Ver- jede Freiheit. Man muß weit zurückgreifen in der Geschichte weder ja noch nein. Die schon heute morgen ausgegebene Parole geht von brechens, vor allem aber auch den fyftematischen des Absolutismus und der Kabinettsjustiz um einen ähn einer ganz kleinen Minderheit aus. Sie ist nicht das Er­Schutz des Mörders durch seine unabhängi- lichen Fall der Justiz verhöhnung zu finden." gebnis irgendwelcher Beratungen oder Abstimmungen. Heute und spartakistischen Gesinnungsge­tagt die Bollversammlung der A.- und S.- Räte Groß- Berlins . nossen im grellsten Licht erscheinen läßt. Der Bericht zeigt Der Spartakusbund sagt: Alle Macht den Arbeiterräten!", auch, daß es sich hier nicht im mindesten um die Affekt­handlung eines einzelnen" handelt, worauf die Freiheit" die handelt aber über ihren Kopf hinweg und stellt sie vor Sache hinausspielen will, sondern um ein wohlvorbereitetes vollendete Tatsachen. Komplott.

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Zensur schützt den Mörder.

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Der Spartakusbund handelt auch über die Köpfe der Ar­beiter hinweg. In seinem Massenstreifaufruf heißt es: Das Proletariat soll der Herr sein!" und in den sieben Streit­Der Berliner Vorwärts", das Hauptorgan der deutschen forderungen, die den Arbeitern in diktatorischem Ton auf­Sozial gezwungen werden Folgendes find Eure Forderungen!" blendendes Weiß, alles Folgende hat die spartakistische Dann ist die ganze Spalte bis zum Schluß ein eina gies- jagt Punkt 1, der von den Betriebsräten handelt: Insbesondere ist es schon jetzt deren Aufgabe, über Stillegung blendendes Weiß, alles Folgende hat die spartakistische und Wieberinbetriebseßung zu entscheiden. Zensur gestrichen.

Wie sich die Spartakisten und Unabhängigen mit dem ge­meinen Mittel der Zensur schüßend vor den Mörder stellen, dafür flattert uns eben ein prächtiges Belegstück auf den Schreibtisch. Es ist die Allgäuer 8tg." vom 27. Februar 19. Die offenbar bersehentlich Der Abgeordnete teilt uns mit: Lindner kam durch die erste Spalte des Blattes beginnt mit der- Portiere des Abgeordneteneingangs, ging auf die Ministerbank stehengelaffenen Zeile: zu, fagte zu Auer ein furzes Wort einige verstanden " Rump" und streckte ihn mit drei Schüssen nieder. Gleich darauf setzte von der Tribüne ein wildes Feuer inden Saalein. Es war so start, daß eine Wolfe von Pulverdampf über dem Saal lagerte. Erst hierdurch entstand die Panik unter den Abgeordneten, weil es schien, als werde bon allen Seiten geschossen. Der Zentrumsabge­ordnete Osel ist, wie der ärztliche Befund ergeben hat, erst durch einen Schuß von der Tribüne erschossen

worden."

deren Wiedergabe die bayerischen Diftatoren mit allen Mitteln Was waren das wohl für Mitteilungen aus dem Vorwärts", brutaler Breßinebelung verhinderten. Am 24. und 25. Februar brachten wir unsere Enthüllungen über die Mordtat Bind ners und seiner Komplizen und Beschüßer. Ganz offenbar wollte Als die Kunde vom Attentat auf Eisner in den Land- das bayerische Blatt diese Tatsachen seinen Lesern mitteilen. tag gelangte, wurde niemand mehr heraus- oder Das berhindert die regierende Mörder bande in ihrer Angst vor hereingelaffen. Es ist also ganz ausgeschlossen, der Wahrheit, indem sie den Artikel durch die Zensur unetrdrüdt! daß die Tribünenbefucher und Lindner sich erst unter dem Nun mag sich die Rote Fahne" entrüsten. Sie muß es doch Eindruck dieser Nachricht bewaffnet haben ganz abgesehen aus Gerechtigkeitsgründen tun, denn sie verhindert doch von der Kürze der Beit, die zwischen beiden Attentaten niemand, alle Tage hier in Berlin in boller Freiheit angebliche liegt sondern sie sind bereits vor der Ermor- Mörder zu bezeichnen und die schwersten Anklagen zu erheben! dung Eisners bewaffnet im Landtag er­Aber unter spartakistischer Herrschaft wird sonar das Recht der Presse beseitigt, Anklage zu erheben! schienen. Die bisherige Untersuchung hat ergeben, daß das Attentat auf Auer ganz unabhängig von der Er­mordung Eisners erfolgt ist und schon von langer Hand geplant war.

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Ich selber so teilt uns der Abgeordnete weiter mit- habe gesehen, wie der Stadtkommandant Dürr drei Sol­Daten mit geladenem Gewehr aufforderte, den Mörder Lindner zu verhaften. Die drei haben sich jedoch

strikte geweigert, Lindner zu verhaften

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und den Befehl des Stadtkommandanten auszuführen. Ich selbst richtete an einen Soldaten der Schutzwache" die gleiche Auforderung, worauf er mir einfach den Rücken drehte! Lindner hat nach dem Anschlag auf Auer auch noch Fareis, der sich Auer näherte, um ihn Beistand zu leisten, fowie einen a me it en Ministerialbeamten, niederge schoffen.

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Verschärfte Streiflage in Leipzig . Wachsen der Lebensmittelnot. Fortsetzung des Streiks

beschloffen.

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Heimer Abstimmung, noch auch die Arbeiterräte der Betriebe Der Spartakusbund läßt aber weder die Arbeiter in ge­über die Stillegung entscheiden, sondern er kommandiert ihnen einfach:

Laßt die Arbeit ruhen! Bleibt vorläufig in den Betrieben, auf daß Euch die Betriebe nicht entwunden werden. Versammelt Euch in den Betrieben!

In dem rein proletarischen und sehr revolutionären Spandau , dem Hauptfiz der neuen Massenstreifpropaganda, haben gestern nach allgemeinem, gleichem, direktem und ge­heimem Wahlrecht die Gemeindewahlen stattgefunden. Sie ergaben für die Mehrheitssozialisten rund tausend Stimmen mehr als für die Unabhängigen, die auch dort nur eine Minderheit der Bevölkerung vertreten. Der Spartakusbund selbst beteiligt sich nicht an den Wahlen. Er weiß genau, eine Auszählung würde aller Welt zeigen, wie flein seine über­zeugte Anhängerschaft ist. Von einer solchen öffentlich bloß­gestellten Minderheit sich weiter terrorisieren zu lassen, fönn­ten die Arbeiter vielleicht ablehnen.

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Die Streiflage in Leipzig hat sich verschärft. Durch Anschlag an Massenstreifs ist: Nieder mit der Regierung Ebert- Scheide Leipzig , 3. März.( Eigener Drahtbericht des Vortvärts".) Das eigentliche Ziel des von Spartakus proklamierten den Plakatsäulen wurde verboten, von abends 9 bis morgens 5 Uhr mann! Nieder mit der Nationalversammlung!" Die Mit­die Straße zu betreten. Als Grund der Maßnahme wird die Ab- glieder der Nationalversammlung sind die in freiesten Wahlen sicht angegeben, Ausschreitungen und Plünderungen zu ber- felbft gewählten Führer des Volkes, und aus meiden. Solche Plünderungen haben sich in ihren Anfängen bereits ihrer Mitte ist die Regierung- Ebert- Scheidemann hervorge­am hellen Tage bemerkbar gemacht, wurden jedoch von der Sicher- gangen. Daraus folgt natürlich nicht, daß jedermann mit heitslompagnie auf telephonischen Anruf verhindert. Meldungen allem, was die Nationalversammlung und die Regierung tut, über die Verhängung des Belagerungszustandes und des Standrechts einverstanden sein muß. Jede Kritik, auch die allerschärfste, sind übertrieben. Handel und Verkehr ruhen. General- und ist erlaubt, und wenn dem Volf seine Führer nicht passen, Bürgerstreit ergänzen sich einander. Auch heute, Montag, bleibt fann es sie in kürzester Zeit wieder davonjagen. Schon in alles außer Betrieb. Die Nahrungsmittelnot steigt, wenigen Monaten wird die Neuwahl statfinden. Hier bietet Nach dem Attentat durfte niemand den Landtag ver- der Amtshauptmann des Bezirks Leipzig Land, der die Ernährungs- sich für die Opposition die rechtmäßige Gelegenheit, durch laffen. Die Abgeordneten waren eineinhalb Stunden lang mittelfartenausgabe einstellen ließ, wurde am Sonnabend auf die Macht des Volkes selbst die Regierung zu entfernen. eingeschlossen und wurden während dieser Zeit von der einige Stunden fest gefeßt, bis daß er Remebur zujagte. Dem Wenn gar gesagt wird, bis dahin verginge zu viel kost­ Schußwache" mit den wütesten Drohungen überhäuft. Schon Oberbürgermeister der Stadt Leipzig wurde bedeutet, daß bei wei- bare Beit, so ist das kein Argument. Ich darf meinen Geg­vor dem Attentat auf Auer, als der Landtag sich auf die terem Ausbleiten der Kriegs- und Erwerbslosenunterstützung die ner, weil mir der Prozeß gegen ihn zu lange dauert, nicht Kunde von der Ermordung Eisners hin, auf furze Zeit ver- Auszahlung durch den Arbeiter- und Soldatenrat bezw. die Streit einfach über den Haufen schießen. Aber immerhin schon tagt hatte, hatte mir einer der Tribünenbefucher zugerufen: leitung erfolgen werde, das erforderliche Gelb werde man sich zu in diesem Monat tritt der zweite allgemeine Ron­Brüder, von Euch fommt feiner mehr lebend heraus." verschaffen wissen. Ebenso soll bei Fortdauer der Betriebsein- greß der A.- u. S.- Räte ganz Deutschlands zusammen, Wie gesagt, durfte niemand den Landtag verlassen. stellung in der Mehlverteilungsstelle die Verteilung burch die der bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge ein fräftiges Der einzige, der von der Schuhwache herausgelassen wurde, Streitleitung erfolgen. Diese Drohungen wurden durch verständ Wort mitzusprechen haben wird. Zweifellos hat er in weit liche Hinweise, wie Festsetzung des Oberbürgermeisters, unterstüßt. höherem Maße das Recht, die ganze Arbeiterschaft auf den Vor dem Landtag hatte sich eine Anhängerschar der In den städtischen Startenausgabestellen soll denn auch heute der Plan zu rufen, als etwa der Spartakusbund . Aber auch der Spartatisten angesammelt, die die Kunde von der Ermordung Betrieb wenigstens zum Teil wieder aufgenommen werden, soweit. u. S.- Stongreß soll vor vollendete Tatsachen gestellt wer den, noch vor seinem Zusammentritt in drei Wochen soll alles Auers mit lauten Bravo"-Rufen aufnahm. Als sich dazu die erforderliche Beamtenschaft bereit erklärt. die Abgeordneten endlich den Landtag verlassen durften, wur- nicht zu denken. An den Unsinn des General- und Bürgerstreits deutsche Arbeiterklasse bolfchemistisch regiert werden, gegen An eine gütliche Beilegung des Streiks ist in absehbarer Zeit so fertig sein, wie es der Spartatusbund haben will, soll die den sie auch von diesen mit Zurufen bedroht und beschimpft. den sie auch von diesen mit Burufen bedroht und beschintpft. werden sich voraussichtlich viele ernsthafte wirtschaftliche ihren wiederholt geäußerten erdrückenden Mehrheitswillen. Die spätere Verfolgung" des Mörders Lindners Kämpfe anschließen. So haben die Metallindustriellen gleicht auf ein Saar der Verfolgung", die im Landtag und die Solainbustriellen beschlossen, daß, wer nicht bis die volle Demokratie hergestellt wurde. Die Märzrevolution, Wir haben im November eine Revolution gehabt, in der stattfand. In der infamsten Weise werden Zensur und Belage- zu einem bestimmten Tage, zum Teil schon bis heute, Montag, in die der Spartakusbund unter der Parole Nieder mit der Nationalversammlung" ins Werk setzen will, fann nur eine rungszustand ausgenutt, um den Mörder zu ichiißen. Nicht die Betriebe zurüdgelehrt sei, ausgesperrt bleibt. Dabei daucet der Streit auch in den Gas- und Elektri- Revolution" gegen die Demokratie sein, also eine in ihrem nur, daß die Presse verhindert wird, die Wahrheit über die Tat zu schreiben. Noch viel mehr! Die Justizbehörden woll- sitätswerten fort, fo baß es an Licht und Kraft, für Privat Kern rüdständige, reaktionäre Bewegung, eine Ronter­ten einen Anschlag herausbringen, durch den auf den lung des Arbeiter und Goldatenrats mit den Betriebsräten wurde liftische Gegenrevolution fann hohnlachend zusehen, wie anlagen auch an Kohle fehlt. In einer gemeinsamen Verjamm- revolution. Die schwarz- weiße militaristische und kapita­Mörder gefahndet wird. geftern die Fortsetzung des Streits beschlossen. Für die Spartakus ihre Geschäfte besorgt. Die Anheftung dieses Anschlages wurde verboten! Spartafiften und Stommunisten ist der Streit, insbesondere auch Der Mörder Lindner hielt sich mehrere Tage im christ- infolge des bekanntgewordenen Einrüdens der Regierungstruppen lichen Gewerkschaftshaus, Pestalozzistraße 1, auf. in Halle zu einer Frage des Prestiges geworden. Sie rüften zu Diefes Gewertschaftshaus war bon Sparta - Abwehrmaßregeln. Auf allen Landstraßen sind Wachen und fiften besetzt. Diese haben Lindner in jeder Weise Bosten, zum Teil auch Zivil, a ber mit Waffen und scharfer beschützt. Am Freitag soll angeblich dieses Spartafisten- Munition ausgerüstet, aufgestellt,

war der Mörder Lindner.

Märzrevolution! Im Jahre 1848 wurde in Berlin und Wien für das gleiche politische Recht aller gekämpft, die eine deutsche Republik war ein unerreichbarer Traum, die aus freiem Wahlrecht gewählte Nationalpersammlung aller deut­ schen Stämme war das höchste Ziel der Wünsche. Heute haben wir die Republik , das gleiche Recht aller und heute schreien