das Polizeipräsidium wurden müsieloS, durch die Frorrtfoldaien abgeschlagen. Die G-schützbedienungSmannsckastcn der Angreiser wunden durch wohlgczieltcs Feuer mehrfach außer Gefecht gesetzt. Die Verteidiger� die übrigens die anwohnende Bevölkerung dadurch schonten, daß sie nur schössen, wenn sie ein Ziel vor sich hatten, während die Gegenpartei w-üst hernmknatterte, hatten gut gedeckt auf dem Dache des Präsidiums einen leichten Minenwerfer auf- gestellt, mit dem sie nur d Echuß abgaben, odwoihl sie über mehr als bst Schuß derfügtcy. Durch einen Minenvolltrefser erledigte» sie einen an der PMlglaucr Straße aufgestellten leichten Minen- weofer der Spartakisten samt der Bckdicnung. Nachdem die Entsetzung dcS Viertels am Freitag erfolgt war, sah cS wüst um den Alexanderplatz aus. Besonders das Polizei- Präsidium selbst zeigte viele Spuren der heftigen Artillerie- beschießung. lieber öO Artillerie- und Mincntreffer haben seine große Front und die Türmchen durchlöchert. Besonders die an den Platz an- stoßende Front weist zahlreiche Treffer auf. Einer unserer Mit- arbciter, der am Freitagmorgcn daß Haus besichtigte, mußt« in- dessen feststellen, daß in seinem Innern der Schaden verblüffend gering ist. Zwar find einige Außenräume demoliert, doch ist nichts derart mitgenommen, daß es nicht zu verteidigen gewesen wäre. Im Innern des NiesenbaueS ist überhaupt nichts beschädigt. Nur ein Toter, fünf Schwerverletzte und einige Leichtverwundete sind die Verluste der Verteidiger. Die leider unvermeidbare Beschießung'durch die angreifenden RcgierungStruppen hat die Gegend um den Alexanderplasj» ebenso schwer beschädigt, wie die, Belagerung". Das Eckhaus Alexander- platz Ecke Prenzlauer Straße ist durch den Treffer einer schweren Mine zum großen Teil zerstört. Ein HauS in.der nahen Alten Schützenstraße ist in der gleichen Weise völlig in'Trümmer gelegt. Die Georgenkirche hat duxch Artillerietreffer sehr schwer gelitten. Ein? ihrer Ecktürmcken ist völlig abges&ossen. U eberall in den um- liegenden Straßen sieht man ähnliche Trümmerstätten. Wie wenig die die umwohnende Bevölkerung himmelschreiend terronsieren�ßn Spartakisten überhaupt Menschen genannt zu wer» den verdienen, zeigt der Ilmstand, daß sie Gasgeschvsie verwandten. Zum Himmel schreit es aber, daß diese menschlichen Bestien die zwei Sanitätssoldaten, die aus dem Präsidium kamen, um schwerverwundet davor liegende Astgreiser zu verbinden, nieder. schlugen. Unsinnig ist eS, zu glauben, die über der Stadt kreisenden Flieger hätten das Präsidium mit Bomben beworfen. In Wahr - heit waren die Bomben nur Säcke voll Lebensmitteln. Die Kämpfe im Osten der Stadt haben größere Opfer unter der unbeteiligten Bevölkerung gefordert. Di« Spartakisten hatten im Frankfurter und Stralauer Viertel nach dem Rezepte Kramer(stehe Nr. 63 des.Vorwärts") Bandenkämpfe in Szene gesetzt, die die Verwendung von Artillerie und Minen zu ihrer Niederkämpfung nötig machte. Wegen der nicht genau maß. geblichen Stadtplane wurden die Entfernungen ungenau geschätzt und dadurch bedauerliche �F e h l t r e f f e r erzielt. DaZ Haus Vlumenstraße 68 wurde durch ein« schwere Mine in.semer oberen Hälfte zerstört. Eine zweit« schwere Mine schlug auf den Straßen- dämm der gleichen Straße, ungefähr 66 Meter von der ersten Ein» schlagstelle entfernt, und richtete ebenfalls großen Schaden an. Dieser Geschoßeinschlag vernichtete auch vier von sechs zur Hilfe. leistung herbeigeeilten Feuerwehrfahrzeugen und eine Batterie, die für die Regicrungßtruppen dort in Reserve stand. Ein HauS in der Fricdrichsfelder Straße, dicht am Sirausbergsr Platz, wurde durch Volltreffer in seiner Vorderfront buchstäblich von oben bis unten zerspalten. Naturgemäß haben diese Geschoß- einschlage ein« Reihe von Opfern gekostet. TaS Note Kreuz und die Feuerwehr hatten außerordentlich schwere Arbeit zu verrichten. ES ist nach Aussage von kriegserfahrenen Augenzeugen sehr wahr-, scheinlich, daß die Schüsse von der Spartakusartillerie abgegeben waren. Gegen die Dachschützenpest gehen seit Donnerstag die Infan- terieflicger mit großer Wirksamkeit vor. AuS geringer Höh- be. streichen sie mit Maschinengewehrfeuer die Dächer. Die außer- ordentlich radikale Wirkung de? FlicgerfeucrS, die den an der Front gewesenen Leuten sehr wohl bekannt ist, hat sich in der neuen Form des Kampfes abermals deutlichst gezeigt. M Ken Kampfftätten öeellns. Das Hau» Mexanderplatz Ecke Prenzlauer Straße hat unter der Beschießung am meisten gelitten. Eine schwere Mine durch- schlug den Dachstuhl glatt bi» zur zweiten Etage und riß die Vor- derwand des Hauses vollkommen ab, so daß man von der Straße au§ die rieseichaften Verwüstungen im Innern sehen kann. Das Polizeipräsidium und die angrenzenden Straßenzüge sind noch immor in weitem Umkreis abgesperrt. Das Königftädtische Real- gymnasium in der Elisabethstraße sowie die angrenzende Gemeinde- schule in der Kleinen Frankfurter Straße haben am meisten ge- litten. Die schweren eisernen Türflügel sind durch Handgranawu und Maschinengewehre wie ein Sieb durchlöchert worden, und durch die zerschossenen Fenster sieht man die grauenvollen Verwüsluaacn in den Zimmern. Di« Leitungsdrähte der Straßenbahn und 5eS Telephons liegen auf dem Pflaster und machen ebenso wie die umherliegenden Pflastersteine ein Passieren ver Straße fast zur Unmöglichkeit. Der ganze östliche Stadtteil ist von der Außenwelt durch oas Regiment Rvnchard abgesperrt worden, und jeder ein- zelne straßenzug wird nach Spartakusleuten eingehend abgesucht. Geschütze stehen vor dem Kaufhaus Jandon in der Frankfurter Allee und auf dem Lndreasplatz. Ter Schlesische Bahnhof ist von den Freikorps schwer befestigt worden. Etwa 36 Geschütze richten chre Mündungen drohend nach allen Seiten, und außerdem suchen die Truppen in Panzerautos und bewaffneten Lastwagen die Um- gegewd nach Aufständischen ab. Verhaftungen von Spartakisten und Plünderern. Am Sonntag wurden dem Berliner Polizeipräsidium 7g Per- sonen eingcllcsert. Unter diesen befanden sich eine ganze Reihe Angehöriger der ehemaligen Sicherheitswehr und der Republilani- schen Soldatenwehr. In dem Kleinkrieg wupde ebenfalls eine ganze Anzahl Personen feftgenommcn. So erhielten die Posten vor Um Haupt-Telegraphenamt in der Oranienburger Straße von der Krausnickstraße her plötzlich Gswehrfmer. Bei Absuchung ver Dächer wurden mehrere Leute gefunden und abgeführt. In der Dragonerstraße erhielt eine. Pairouille Feuer aus dem Hause Nr. 45. Hier wurden drei Burschen herausgeholt, die im Be- .sitz von Waffen waren. In der Kleinen Awdreasstraße 28, wo ebenfalls auf Soldaten geschossen worden war, fanden die Truppen bei einer Durchsuchung des HauseS zwei MäMier, die nicht in da» HauS gehörten und ein leichtes Maschinengewehr mit führten. Weitere LS Personen wurden verhaftet, weil man Was- se'n bei ihnen vorgefunden hatte. Am Sonnabendabend kam in der ldaiserstraße ein Matrose aus einem Hause heraus und lief mit erhobenen Händen und den Rufen„nicht schießen, nicht schießen" aus die RegierungSsoldaten zu. Während dann die Patrouille sich dem Matrosen näherte, stürmten plötzlich mehrere Männer auS dem Hause hervor, fielen in Gemeinschaft mit dem' Matrosen über die RegierungStruppen her und entrissen ihnen die Waffen. Der Borgang war jedoch auf dem Polizeipräsidium beobachtet worden und sogleich eilten weitere Tra'ppcn hinzu, denen eS auch gelang, die Spartakisten zu überwältigen und Amen die Waffen wieder zu entreißen. Ter Mairose, der als«in Arbeiter Kupianak sestgestellt wurde, wurde von den Soldaten sogleich �andrech:- lich erschossen. Die Volksbühne am Bü/owplatz ist glücklichenvene nur unwesentlich beschädigt, wenigstens bisher, und wird die Vorstellungen wieder ausnehmen, sobald Nordost- Berlin nicht mehr ein Cchlachtseld ist. Die Direktion erklärt ctz auch als imrichiig, daß Rebellen das Haus besetzt gehabt hätten. Hiervon hätten sich die Regievung�truppen auch SberzeuHt. In den östlichen Vororten. Lichtenberg ist völlig abgeschnitten. Di« Spartakisten haben Eisenbahn , Telephon und Telegraph uabtauchbar gemacht. Sonnabend abends gegen 16 Uhr oersuchten Spartakisten über FriedrichSfelde in Karlshorst einzudringen. Die Soldaten töteten durch Gewehrschüsse drei der Spartakisten, während die anderen flüchteten. In Rahnsdorf drangen mehrere Spartakisten vlöhlich in die SchrÄbstub« einer Batterie ein. die mit wenigen Soldaten dort zurückgeblieben war, während die übrigen zur Nisderkämpfung der Unruhen in Berlin eingerückt sind, entwaffneten die Soldaten�und schleppten die Gewehre und die Munition nach dem Gemeindeamt. Infanterie aus FriedvichShagen, die auf diesen Ueverfall hin nach Rahnsdorf beordert wunde, holte die Waffen wieder zurück. Die Ermittelungen führten zur Verhaftung von vier Personen. Auch die einem Trupp RegierungSsoldaten in Friedrichsoagen durch Spartakisten entwendeten Waffen konnten wieder herbeigeschafft und mehrere Personen dingfest gemacht werden. Der Bahnhof Köpenick, den Spartakisten mehrere Tage besetzt und mit Maschinengewehren verteidigt batten, konnte durch RogierirngStruppen entsetzt werden. Infolgedessen wurde berettS am gestrigen Sonntag der Vorortverkehr zwischen KarlShorst und Erkner wieder aufgenommen. gmß Straße. Aber auch hier konnte ich nicht durch, da der mbijouplatz abgesperrt war. In den Querstraßen begannen tzlich Gefechte, da aus den Häusern geschossen wurde. r wollten in den Häusern Schutz suchen, aber sämtliche Türen '.reu fest verschlossen. Ein Herr hatte den Mut, in einer irtierwohnung die Fensterscheiben einzuschlagen, und 166 bis -6 Personen strömten in den kleinen Raum. Als das Feuer nach- eß, versuchte ich durchzukommen, was mir nicht gelang. Endlich, lS ssch mehrere Personen angesammelt hatten, die auch in abge- >errten Vierteln wohnen, gelangte ich untoc Bewachung eines chwerbeivafsneien Soldaten zu meiner Wohnung und war froh, -aß ich diesmal noch mit heiler Haut davongekommen bin." Wer hat begonnen! Die ersten Strastenfchlachten. Gegenüber den zur Irreführung der G roß-Bevliner besttmmten Darstellungen geben wir folgenden ans Augenschein und genauen Erkundigungen fußenden Bericht: Wohl noch nie ist in Berlin Wer Geschehnisse ei« so großer Wust von Unwahrheiten verbreitet worden, wie in den letzten Tagen. Es ist daher dringend notwendig, festzustcllen, was sich in WirkPichteit zugetragen hat. Hierbei muß mit den Ereignissen deS oerhänHniSvollen MittwochnachmittagS begonnen werben. An diesem Tage herrschte nach den vorange- gangenen Zusammenstößen eine röcht geladene Atmosphäre. Di« im Gewerkschaftshause tagenden Arbeiterräte aller Parteien— auch der K. P.— hatten nachdrücklich jede Gemeinschaft mit den putsch- und raubsüchtigen Demonstrantcui abgelehnt und den Streikenden dringend angeraten, sich an keinerlei Aktionen zu beteiligen, sich möglichst in ihren Wohnungen aufzuhalten und unter allen Um- ständen den Alexanderplatz zu meiden. Am Mittwoch war das bereits stark bedrohte Polizeipräsildium durch das aktive lothringische Infanterieregiment Nr. 174(rund 266 Mann) und 2 Kompagnien der Augustancr(rund. 76 Mann) besetzt. Gegen beide Farmationen wurde im Puhlikum'eine wahnsinnige Hetze betrieben und durch Leute des Roten Soldatenhundes zur Erstürmung deS Hauses aufgefordert. An dem verhängnisvollen Nachmitwge erhielt die„populäre" Volksmarinedivision von der Kommandantur den Auftrag, die Ord- nung auf dem Platze wiederherzustellen. Ein Kommando dieser Truppe rückte auf den Paltz. Auelst klappt« es einigermaßen. Die Matrosen nahmen M Leute, die plündernd in das Warenhaus Tietz eingedrungen wären, fest und lieferten sie ins Polizeipräsidium ein. Bald alber schien ihnen das Ordnungmachen nicht mehr zu passen. Sie mischten sich unter die sich gegen das Präsidium immer drohender gebärdende Menge und, statt sich auf da» HauS zurück- zuziehen, halfen sie Ivacker mit. Die Soldaten gaben schließlich ein« Anzahl Schreckschüsse in die Lust ab. Di« Matrosen rieten dem Pöbel, sich darum nicht zu kümmern.„Die wagen nicht, auf uns zu schießen, kümmert Euch nicht um die Schreckschüsse der feigen Hunde," riefen einig« von ihnen laut. Da trat das entscheidende Ereignis ein. Ein Zivilist, der gedeckt hinter der An- fchlagsäule an der Ecke, in der sich die Aschinger- Konditorei befindet, stand, gab aus einer Selbstladepistole mehrere Schüsse auf die auS de« Fenstern sehenden Soldaten ab und verwundete hierdurch einen S a n i tä t S u n te ro f f i z ie r des Re- gimentS Nr. 174 schwer durch H als schuß. Erst hieraus tourde von der Dssatzungstruppe das Feuer eröffnet. DaS Unglück wollt« eS, daß hierdurch auch einige Matrosen, darunter der Füh- rer des Kommandos schwer verwundet wurden. Sosort erklärten die Matrosen den Kriegszustand und toten unter der Behauptung, die Soldaten hätten ihre Parlamentäre erschossen(eine frech« ten- denziös« Lüge) die ganze VoUsmaruiedivision ans, um das Polizei- Präsidium zu stürmen. Mit Hilf« des„Roten SokdatenbundeS" alarmierten sie streikende Apbefter. Diese brachten große Mengen Gewehre. Maschinengewehre und Munition sowie mchrer« Ka> «onen und Minenwerfer(cmS Spandau gestohlenes Kriegsgcvät) ouS ihren Schlupfwinkeln mit. Die Depots der R. S. W. wurden gleichzeitig von ihnen telephonisch um Hilfe angegangen. Während die meisten Depots(14) diese nicht vom Kommando angeordnete Hilfeleistung versagten, konnten die Depotführer von 8 Depots ihre Leute nicht halten. Diese Leute bewogen wiederum viele dienst- freien und aus Wachen bcfiriMichen Mannschaften ihrer Truppe, sich der Aktion anzuschließen. So kam eS, daß am MittGoch gegen 11 Uhr abends gegen 3666 bis an die Zähne betvaffnete Männer das Präsidium belagerten. Um 12 Uhr nachts setzte die Beschießung«im Alle Angriff« auf Verantwortung des Proletariats. Bon Maxim Gorki . Vieles von dem, was Gorki in der„Nowaja Gchtsn" in Tagen haßvoller Parteizerrissenheit an vi« Prole- tarier seines Lande« richtete, bleibt eine dauernde und immer wieder nützliche Mahnung. Im Dezember 1617 schrieb Gorki folgende Satze:, Die Arbeiterklasse hat unter Aufwand kolossaler Energie auch ihre gebildete Schicht geschaffen— lauter kleine Bebels, denen die Rolle der wahren Führer der Arbeiterklasse und der echten Vertreter von deren materiellen und geistigen Interessen zukommt. Die Arbetterintelligenz hatte e» selbst unter den schwere» Be- dingungen des PolizeistnatcZ verstanden, ohne sich zu schonen und täglich ihr« persönliche Freiheit auf» Spiel setzend, mit Ehr« und Erfolg für den Endsieg ihrer Ideen zu kämpfen, indem sie in dir dunkle Arbettermasse das Licht de? sozialen Selbstbewußtsein« trug und ihr die Wege zur Freiheit und Kultur zeigte. Einst wird die leidenschaftslose Stimme der Geschichte der Welt verkünden, wie groß, vi« heldenhaft und wie erfolgreich die Arbeit der proletarischen Intelligenz seit den neunziger Jahren bis zum Beginn des Weltkrieges war. Der verdammte Krieg hat Zehntausend« der besten Arbeiter ge- Ltet und ste in den Werkstätten durch Leute ersetzt, di« zur„Muni- tion" gegangen sind, nur um sich der Wehrpflicht zu entziehen. E» sind politisch unreife Menschen, denen die Psyche des Proletariats und das dem echten Proletarier innewohnende Bestreben, eine neue Kul- tur zu schaffen, fremd sind. Sie sind nur von dem einen spieß- bürgerlichen Wunsche beseelt, um joden Preis und sobald ÄS mög- lich ein persönliches Wohlleben zu erringen. Diese Menschen sind organisch unfähig, die Ideen d«S reinen Sozialismus aufzunehmen und im Leben zu verwirklichen. Der Rest der vom Weltkrieg und Bürgerkrieg verschonten Ar- betterintelligenz ist nun tn den engen Ring einer Mass« von ihnen psychisch fremden Lsittschen geraten, von Menschen, die zwar die Sprache des Proletariers sprechen, aber nicht wie die Proletarier fühlen; von Menschen, deren Stimmungen, Bestrebungen und Hand- lungen die beste obere Schicht der Arbeiterklasse der Schande und der Vernichtung preisgeben. Die aufgepeitschten Instinkte dieser finsteren Masse haben in den Verkündern eines rein zoologischen Anarchismus ihr Sprachrohr gefunden. Diese Führer eines toll gewordenen Spießbürgertums verwirklichen nun, wie wir sehen, die dürftige Lehre ProudhonS und nicht die Ideen von Marx, verbreiten den Geist des Pugatfchow- «ufitandeS(einer blutigen Erhebung gegen Gutsbesitzer. Beamte und Geistliche, geleitet von dem Räuber Pugatschow 1776) und nicht den Sozialismus- und wollen alles auf ein moralisch und materiell gleich dürftiges Niveau herabsetzen. ES ist schwer und schmerzlich, darüber zu sprechen, man muß«S oder(agoi, weil für den Unfug und die Sünden» die von einer de» klassenbewußten Proletariat fremden Gewalt verübt werden, dieses selbe Proletariat sich zu verantworten haben wird. ver Mahlgang. Der Mahlgang ist jener Teil der ivtühle, in dem die tanzenden Körner zerrieben werden, wie der Mahlgang de« Kriege« wahllos Menschen, Tiere und Eisen zermalmt- Edgar Habnewalv bat den blusigen Tanz dieses Mahlganges aus eigenem Ecleben kennen gelernt und belitelt so sein jüngst erschienenes neues No- vellenbuch(Verlag Egon Fletschsl& Co., Berlin , 3.50 M). Nicht tn kleinere» harmonisch umrsssene Episoden ausgelöst, wie sein novellistisches Erstlingsbuch„Trümmer", kommt es daher, sondern drei schwere, gleicknisbaft angelegt« Glücke geben ibm Gewicht. In dem einen mahlt die Schlacht mit unbarmherzigen, höllisch-objektivem Gleichmaß. Was weiß das Werk vonchem einzelnen Körnchen?I Im andern Stück belommr der Kriegswahnwitz durch eine Bermisckumg von Wirtlichkeit und Traumleben die irren Konturen eine« Narren- tanres und FaschingSspnkes, der fich aus dem Leichentuch russischer Schneefläche ausrast. Torsohaft umrissen steckt hier der Wuri einer bitteren Groteske, die vom Pferdefuß de« Kriegsteufels tragikomisch aezintt ist. Da« wuchtigste, in den Gestallen ans altüberkommene Sinnbilder gestellte Stück, ist das Schattenspiel vom Krieg, vom Hunger und vom Tode. In der Form eines dramatischen Dialog« geraten die drei MenschheiiSgeißeln aneinander. Hunger und Tod sägen dem sinnlosesten aller Würger die Gefolgschatt auf. und im Hintergrunde murrt die Revolution. Prophetisch kündet der Dichter den Zusammenbruch einer morschen Welt an..> Schars heben sich die Farbep diese« Buche? voneinander ab: die realistisch« des Sblachteugemäldes. die visionäre des Tranm- ipielS, die dramatisch-allegorsiche des Schattenspiel« und zum Schluß die satirische einer Weihnachtsfeier im Granatenfeuer. Hghnewald tritt mit dem neuen Buche tn der Form weniger harmonisch aus als im Trümmerbändchen. aber tn den Mitteln reicher; tn den Ausmaßen grotzliniger. ES gehört in die Reihe jener Bücher, die der Nachwelt das Profil der traurigsten aller Menschhettskalastrophen überliefern werden._' Robert Grötzsch . Eine neue Zeitschrift für Erziehung. Im demokratischen und sozialistischen Gemeinwesen wird die Erziehung der neuen Generationen die wichtigste Aufgäbe sein. Alle Umänderungen der äußeren Einrichtungen können allein die neuen Menschen nicht schaffen. Schon der Weg der Demokratie ist müh- sam und dornenvoll, er setzt manches voraus, was gar vielen beute noch abgeht. Die Sc�iaiisierung vollends erfordert einen Grad von Mitvsrantnwrtung und Selbstdiszrplinisnntg jedes einzelnen, die unter der Herrschast deS Kapitalismus sich unmöglich entwickeln konnte. Selbste rziehung und die harte Lohre der Erfahrung wird bier helfen müssen. Aber die heranwachsende Jugend soll gleich in einer nicht bloß technisch und organisatorisch neuen Schule die sta> ken Gefi'chle und lebendigen Anschauungen mitbekommen, die der demokratische Sozialismus braucht. Die Schul« soll die Pflanz- statte de» neuen Geiste» werden. Daneben wird«ich die Well der Erwachsenen an Kunst und Wissenschaft ihren vollen Anteil haben wollen. Und wieder wird di« Erziehung(nicht im landläufigen pedantischen Sinne) hier freilich ein entscheidend Wart-zu sprechen haben.»* Für all diese drängenden Aufgaben und Probleme bestand in Deutschland bisher keine Zeitschrift, die die vielen in Betracht kom- Menden Gebiete zusammenfaßte und sie vom Boden der Demokratie und de» Sozialismus aus behandelte. Unter der Leitung de» UnterstaatSsekretärS im preußischen Mirnstorium für Wissenschaft. Kunst und-Volksbildung Dr. Baege erscheint nunmehr die neue Erziehung, eine sozialistische pädagogisch«/ Zweiwochenschrift (Verlag Gesellschaft und Erziehung, Berlin , Preis bierteljährliid 6 M.). Es liegen bereits zwei Heft« vor» Di« Aufgaben einer sozio- listischen Pädagogik werden im EröfftiungSartikel- knapp und doch umfassend dargelegt. Bewährte Fachleute und bekannte Reformer. sozialistische Lehrsr und Professorale Spezialisten entwickeln Programme und legen Fundamesite für i>aS Kommende. Unser Schweizer Ge- nosse Rod. Seidel untersucht die Frage: Erziehung fürs Vaterland odsr für die Menschheit. Ein Plan einer freien Hochschulgemeinde für Proletarier wird entwickelt. Lehrfreiheit fordert Fritz Gans- borg im Sinne der Toleranz für jede GeisteSrichtung. �Wilh. Ost- wald, der als Forscher und Organisator berufen ist. Wertvolles zu sagen, gibt Grundsätzliches zur ErzichungSreform. Wir notieren weiter: Ludwig Gurlftt. Heinrich Scharrelmann und manchen andern. Besonders gepflegt wird nach dem Muster der„Sozia- listischen Monatshefte" die Rundschau, in der Uebsrblicke über die einzelnen Gebiete geboten werden. Die Zeitschrift soll nicht bloß den Fachleuten dienen. Da besteht denn die Gefahr, daß ste abschweift auf Gebiete, die mit ihrem Ziel nicht in Verbindung gebracht sind lwas soll z. B. ein allge- meiner Kunsibericht darin?) oder sich inS Leitartikelmäßige ver- flüchtigt. Die andere Gefahr liegt in der uferlosen Teilreforuwrei und spezjalistifchen Fachsimpel«. Nur auf der BasiZ fester Gntufc« lag-.'n und sozialistischer Ziele kann die Zeitschrift ihre fruchtbare Ausgabe erfüllen. Der Herausgeber bürgt uns dafür, daß sie diesen Weg einsdsiagen, wird._ Nstizen. — Theater. Im Theater in der Königgrätzer Straße geht Gerhart Hauptmanns Dieb�skomödie„Der Bideopelz" Mm- woch zum ersten Male in Szene. Else Lehmann stellt die Mutter Wolff dar. — D i e neue Kunst. Am 16. bzw. 11. Mär? beginnt Dr. Adolf Behne zwei Vorlesungen„Die neue Kunst" und eine„Einführung in die Kunst" mit Lichtbildern im Rahmen der„Freien, Hochschule Humboldt-Akademie". Am Sonnjag, den 16. März, beginnt Behne eine„Führung durch da« Kaiser-Friedrich- Museum", 10— UM Uhr vormittag. — Heine-Abend. Etznen Heine-Abenb vercmstaltet Maria Schipfmann, die auch in Arbeiierkveisen gut bekannt ist, am koknmendcn Sonntag, den 16 März, jm Mcistersaal, Kötbener Straße 38, abends 7M Uhr, unter Mitwirkung von Eilly Stoeckel, die Lieder von Heinrich Heine singen wird. Dem Programm ist«ine Gruppe beißender polsiischer Satiren Heines eingefügt. Karten vek Werlheim.
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