Nr.143.36.Jahrg.
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Mittwoch, den 19. März 1919
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Die neue bayrische Regierung.
München , 18. März. In der heutigen Sigung bes baye- löften fich auf. Auch über die Zuverlässigkeit bes eigentlichen Feldrifchen Landtages stellte Ministerpräsident Hoffmann das heeres liefen ungünstige Meldungen ein.
neugebildete Ministerium vor. Diefes fest fich wie folgt zu- Angesichts dieser Bage war eine friedliche Rüdfehr
fammen: Bräsidium, Aeußeres und Stultus: Soffmann des Kaisers in bie Seimat nicht mehr bentbar. Gund ( Soz.), Juftiz: Segis( Sos.), Finanzen: In Bertretung Staats- fonnte nur noch an der Spize treuer Truppen erzwungen werret von Merkel, Berkehrswesen: von Frauendorfer( Fach- den. Der völlige Zusammenbruch Deutschlands war dann underminifter), Soziale Angelegenheiten: Unterleitner( U.S.B.), meidlich; hätte sich doch zum Kampf mit dem zweifellos nachdrängenHandel, Gewerbe, Industrie: Simon( U.S.P.), Landwirtschaft: den äußeren Feinde der Bürgerkrieg gefellt. @teiner( Bauernbund), Militärische Angelegenheiten: Der Kaiser konnte fich ferner zur fechtenden Truppe begeben, um Sneppenhorst( Ses.).
Ministerpräsident offmann gab eine längere progamma tische Erklärung über die bringlichsten Arbeiten der Regierung und zu dem Ermächtigungsgefet, durch das der Landtag bem neuen Ministerium weitgehende Bollmachten zur Leitung der Regierungsgeschäfte gibt. Redner aller Parteien gaben ihre 8ustimmung.
an deren Spize in einem lebten Angriff den Tod zu suchen. Auch dadurch wäre der vom Bolle heiß erfehnte Waffenstillstand hinausgeschoben und das Leben vieler Solbaten nuklos geopfert worden
Die Soldatenräte
der Erlaß des Kriegsministeriums über die Kommandogewalt.
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Obwohl schon fast zwei Monate seit Veröffentlichung des Erlasses über die Kommandogewalt vorüber sind, ist der Streit um diesen Erlaß noch immer nicht zu Ende. Noch immer treten gelegentlich Leute auf, die ihn als Versuch denunzieren, die Einrichtung der Soldatenräte wieder aus der Welt zu schaffen. Und es gibt immer wieder Leute, die diese Denunziation nur allzu gern glauben und weiterberbreiten.
Der Kaiser konnte endlich außer Bandes gehen. Gr wählte diesen Weg im Einverständnis mit seinen Ratgebern nach unendlich schweren Seelentämpfen lediglich in der Hoffnung, dadurch dem Das gerade Gegenteil davon bezweckt der Erlaß. Er Im Laufe der Sigung wurde angenommen ein Gefeßentwurf Baterlande am treuesten zu dienen, Deutschland weitere Verluste, will vielmehr die in den Novembertagen der über die Aufhebung der Familienfideikommiffe, ferner ein Gefeß- Not und Glend zu ersparen, ihm Frieden, Rube und Ordnung Revolution spontan entstandenen Soldatenentwurf, durch den der bayerische Abel aufgehoben wird, und ein zurüdzugeben. Daß der Kaiser sich in diesem Glauben geirrt hat, räte legalisieren und in den Organismus weiterer Entwurf, nach welchem Lehen nicht mehr neu berliehen ist nicht die Schuld Seiner Majestät. des noch bestehenden Friedensheeres einwerden dürfen. Der Entwurf eines Landtagswahlgesetes wurde ordnen. Das war um so nötiger, als nach vollzogener von der Regierung zurüdgezogen. Sie wird in Bälbe ein neues Demobilmachung ein Teil der entstandenen Soldatenräte piesbezügliches Gesetz einbringen. Es ist menschlich hübsch von Hindenburg , daß er feinen böllig in der Luft hing. Auch gab es seit den NovemberZum Schluß der Sigung gab im Einverständnis mit sämtlichen früheren Herrn herauszureißen bemüht ist, aber biel helfen tagen vorigen Jahres eine große Anzahl sogenannter wilder Barteien des Hauses Abgeordneter Sped( Bayerische Bolts- wird er ihm nicht. Wenn Seine Majestät an der Spitze der Soldatenräte, die die ernsthaft und ordnungsmäßig arbeitenpartei) eine Erklärung ab, in der gegen die Aufawingung eines Truppen den Tod suchen wollte, fo wäre dazu schon vier Jahre den unter ihnen aufs fdywerste zu kompromittieren geeignet gewaltsamen Friedens, die Loslösung deutscher Gebiete, lang Gelegenheit gewesen. Wilhelm hat sich aber zu feiner waren. Es mußte also Ordnung in die ganze neue Einrich die Zurüdhaltung der deutschen Gefangenen und die versuchte Art von Heroismus entschließen können, auch nicht dazu, der tung gebracht werden. Das allein aber erstrebte der Erlaß. Verhinderung des Anschlusses der Deutschösterreicher an Aufforderung von Scheidemann , die verspielte Krone nieder- Nicht Beseitigung der Soldatenräte also Deutschland protestiert wirs. In einmütiger Willenstundgebung zulegen, rechtzeitig nachzukommen. Seine Abdantung berlor war fein 8ie I, sondern ihre Anerkennung. stellte sich das ganze Haus auf den Boden der Erklärung. damit auch den letzten Schein von Freiwilligkeit, und schließ. Da der Erlaß mit Gesetzeskraft in Wirksamkeit trat, so bat lich wurde sie als revolutionäre Tatsache verkündet, noch ehe fich diese Anerkennung der Soldatenräte durch die Reichsre Dieser Monarch hat in der größten Tragödie der Welt- ie ist auch das ist ein sehr entscheidender Gesichtspunkt fie durch ihn selbst bollzogen war. gierung in der denkbar feierlichsten Form vollzogen. Und geschichte wahrlich feine Heldenrolle gefpielt! schon zu einer Zeit erfolgt, wo an den Generalstreik, der ja unter anderm auf für das Rätesystem kämpfen sollte, noch nicht zu denken war.
Darauf wurde die Sigung auf unbestimmte Zeit bertagt. München , 18. Mära. In einer Erflärung in ber heutigen Land. tagsfibung führte Ministerpräsident Hoffmann u. a. aus: Jmmer noch läßt uns die Entente auf den ersehnten Frieden warten; wird die Absperrungspolitik noch ein paar Wochen weiter betrieben, dann ist ein großes Bolt und Band total ruiniert. Der Minister forderte im Namen der Menschlichkeit die Beendigung der Blodade, die Lieferung von Nahrungsmitteln und Roh stoffen sowie die Freigabe unserer Gefangenen. Mit warmen Worten gedachte er der pfälzischen Brüder, die treu au Bayern stehen wollen, und fantte weiter Grüße an die deutschen Brüder an der wollen, und fantte weiter Grüße an die deutschen Brüder an der Donau In Erörterung der innerpolitischen Lage erklärte Hoff mann, daß die neue Regierung die
Souveränität des Boltes und des von ihm gewählten Landtages
anerkenne,
und betonte, daß es Aufgabe des Landtages sein verbe, die Rä te
zu furchtbringender Mitarbeit im öffentlichen Leben heranzu.
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Ein zweiter Einwurf, der ebenfalls noch immer nicht zur Ein Antrag Naumann in Weimar . Ruhe kommen kann, ist der, daß der Erlaß die Soldatenräte Weimar , 18. März. Jm Verfassungsausschuß der Nationalber zwar anerkenne, aber ihnen das Rückgrat ausbreche, er drüde, ſammlung wird morgen der Antrag des Abgeordneten Naumann so lautet die beliebteste Formel dazu, die Soldatenräte auf ( Dem.) beraten werden. In der Verfassung ist folgendes zu be- die alte, schon früher bestandene Einrichtung der Menagestimmen: Deutschösterreich tritt als Ganzes als ein Gliedstaat dem fommission zurück. Auch das ist ein bloßes Schlagwort, das Deutschen Reiche bei. Etwaige Abänderungen bestimmen die im dem Inhalt des Erlaffes direkt ins Geficht schlägt. Von gejeze unter Berücksichtigung der im Artikel 15 festgestellten kredit bringen wollen, wird es verbreitet; von LeichtgläubiEinvernehmen mit Deutschösterreich zu erlangenden Ausführungs- Böswilligen, die den Erlaß unter allen Umständen in MißGrundsätze. gen, die den Erlaß nicht kennen, wird es geglaubt. Aber man Die Ostgefahr vor der W.- Kommiffion. und auch diese Verdächtigung gegen ihn fällt als gegenstandsbraucht nur einen einzigen Abschnitt des Erlasses zu zitieren, ziehen. Das Programm der Regierung sei: Frieben und Freie heit! Soziale Fürsorge und wirtschaftlicher Aufbau nach neuen tandstommission in Spaa bom 17. März gab General Berlin , 18. Mära. Nach der Vollfigung der Waffen still. los in sich zusammen. Dieser Abschnitt lautet: Bei den Regimentern, selbständigen Bataillonen und gleichgeGrundfäßen. Es folle ein Programm der Taten fein. Die b. Sammerein ben iierten einige Aufschlüsse über bie stellten Formationen find Soldatenräte zu wählen. Sie überwachen tapitalistische Wirtschaft sei jetzt und für alle Beiten un age im Often, die sich, wie er ausführte, in den letzten Wochen die Tätigkeit der Führer in der Richtung, daß die letzteren ihre möglich geworden. Sichere aber die Entente nicht alle wichtigen ettvas ber bessert habe. Trotz des fleinen Fortschritts bleibe Dienstgewalt nicht zu handlungen gegen die bestehende Regierung Nahrungsmittel und Rohstoffe und erkennten die Boffsklassen nicht aber die Schwäche der deutschen Truppen gegenüber mißbrauchen. Beim Erlaß allgemeiner, für die Dauer gültiger die Pflicht zur Arbeit, so nüße aller Mut der Regierung nichts und den Bolschewiften bestehen, da teine Verstärkungen herangelommen Anordnungen, die sich auf die Fürsorge für die Truppe, auf soziale sie fei dann wehr los. Arbeit sei das einzige Heilmittel für feien. Durch die Genehmigung des Küstenverkehrs zwischen Libau und wirtschaftliche Fragen, auf Urlaub und Disziplinarsachen beunser seelisch und wirtschaftlich gebrochenes Bolf. Weiter erklärte und Windau und eines beschränkten Schiffsverkehrs twischen aiehen, wirken die Soldatenräte mit und zeichnen mit verantwort der Minister, daß Bayern nicht daran benfe ,, sich vom Reiche Io8tönigsberg und Libau fet avar eine gewiffe Berbefferung der lich. Die rein militärischen Befehle, die fich auf Ausbildung, 3ulösen; daß es aber die Möglichkeit eines starten eigenen rüdwärtigen Berbindungen eingetreten. Die Schwierigkeiten in Führung und Verwendung der Truppen beziehen, gehen von den Lebens fordere. Der Weltkrieg müsse enden mit einer Berber Heranführung von Truppen und Lebensmitteln feien aber Führern allein aus; sie bedürfen feiner Gegenzeichnung eines söhnung der Völker. badurch nicht beseitigt. Hierzu sei die bisher verweigerte Erlaubnis Soldatenrates. gum Seeberlehr zwischen den westlichen deutschen Ostseehäfen In diesen paar Säßen ist Charakter und Aufgabe der und Bibau notwendig. General v. Hammerstein ging sodann zu Soldatenräte scharf umgrenzt. Wer lesen fann, findet, daß ber polnischen Frage über. Er wies darauf hin, daß die Polen sie breierlei festiegen: Ueberwachung der Führer durch die erhält an der Grenze Schlesiens immer rühriger werden und auch dort Soldatenräte in politischer Beziehung; gemeinschaftliche und unter dem Dedmantel bes Bolschewismus nationale mit den militärischen Führern gleichberechtigte Mitarbeit Biele verfolgen. Dadurch werde unter den Kohlenarbeitern Ober- der Soldatenräte in allen sozialen Angelegenheiten der Schlesiens Erregung hervorgerufen. Die polnische Agitation in Truppe; Unterordnung der Soldatenräte unter die Führer Westpreußen und zum Teil in noch weftlicher gelegenen deutschen auf rein militärischem Gebiete. Wer diese Befugnisse mit Gebieten habe nicht nachgelaffen. Es dränge sich die Frage auf, denen der alten Menagefommissionen auf eine Stufe stellt. ob nicht Bolen ein besonderes Intereffe baran habe, nach Osten macht sich einfach lächerlich. Jene waren eine Komödie, die gegen die Bolschewiften attiver zu werden, um einen beſſeren durch den Erlaß neugeordneten Soldatenräte find eine der Damm gegen das Bordringen der russischen Gefahr zu bilden. allereinflußreichsten militärischen Einrichtungen des jetzigen Dies würde nicht nur für Deutschland von Vorteil sein, sondern Friedensheeres, namentlich wenn sie mit Männern besetzt auch die von Cften herandrängende Welle hem men.find, die ebenso flar und besonnen, wie willensstark und geGeneral Nudant bemerkte hierzu, dies fei auch die Anscheid sind. In ihrer Hand liegt die Sicherheit gegen das fit der Alliierten. Es sei deshalb ber franzöfifche Ge- Ueberwuchern gegenrebolutionärer Elemente im Heere; fie neral Henrh unter dem Titel eines militärischen Beraters beim haben die Mitentscheidung überall da, wo es sich um das polnischen Oberbefehlshaber nach Warschau entfandt worden, der Wohl und Wehe des einzelnen Kameraden handelt; feine bie Aufgabe babe, ben Widerstand an der Ostfront au organisieren. Anordnung ist gültig, die nicht ihre Zustimmung hat und Dievon ihm verfolgten Biele ftimmten mit benen der deutschen ihre Gegenzeichnung trägt; und nur die engere, die rein Regierung überein, und es fei au hoffen, daß in Kürze der Zwed militärische Kommandogewalt ist dem Führer allein vorb erreicht werde, eine Schranke gegen das weitere bolfchemistische halten; jeder aber, der selbst Soldat war, weiß, daß das eine Notwendigkeit und Selbstverständlichkeit ist. In der
Hindenburg für Wilhelm II. Warum er nach Holland ging. Aus dem Großen Hauptquartier in Kolberg WTB folgende Mitteilung: G..- Q., 17. März 1919. Warum der Kaiser nach Holland ging. Die öffentliche Meinung hat sich in letter Beit wieder bermehrt mit der Frage, warum der Kaiser nach Holland ging, be schäftigt. Um falscher Beurteilung vorzubeugen, bemerte ich aur Sache furs folgendes:
Als am 9. November der Reichskanzler Brinz Mag von Baden bie Abdantung Seiner Majestät des Kaisers und Könige ohne beffen vorherige Einverständniserklärung veröffentlichte, war das deutsche Seer nicht geschlagen, aber seine Kräfte schwanden dahin, während der Feind frische Maffen zu weiteren Angriffen bereitstellte. Der Abschluß des Waffenstilstandes stand unmittelbar bebor. In die sem Augenblick höchster militärischer Spannung brach in Deutsch land die Revolution aus. Die Aufständischen bemächtigten sich im Süden des Heeres der Rheinbrüden, wichtiger Magazine und Ber tehrapunkte. Dadurch wurde die Zuführung von Munition und Verpflegung gefährdet, während die Bestände der Truppen nur noch wenige Zage ausreichten. Die Etappen und Ersatztruppen Eindringen zu errichten.