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Nr.145. 36. Jahrg.

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Telegramm- dresse

Sozialdemokrat Berlin  "..

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

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Donnerstag, den 20. März 1919

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 117 53-54.

Abbruch der Pofener Verhandlungen

schreibt: Wie wir erfahren, find die Posener Verhandlungen mit den

Berlin  , 19. März. Die Deutsche Allgemeine Beitung" Bevorstehende Verhandlungen mit den Polen   heute durch die Entente abgebrochen worden. Die Franzosen um Lebensmittel in Rotterdam.

deutiche Kommission reist heute abend nach Berlin   zurüd. Nähere Mitteilungen dürften im Laufe des heutigen Tages eingehen.

Berlin  , 19. März. Der Abbruch der Bosener Verhandlungen wurde von seiten der Entente in einer in französischer Sprache ab­gefaßten Note mitgeteilt, in der der Standpunkt der Alliierten ausführlich dargelegt wird. Der authentische deutsche Wortlaut dieser Note wird von der Waffenstilstandsfommission morgen bormittag veröffentlicht werden.

Dazu erfahren wir durch Wolff, daß der Abbruch der Verhandlungen Meinungsverschiedenheiten über die Wahl des Vorsitzenden einer paritätischen Oberkommission ent­sprang. Man streitet sich darüber, ob die Wahl des Vor­fizenden durch den Papst, oder die Internationale Waffen­stillstandskommission zu erfolgen habe. Amtlich erklärt man hierzu: Der Abbruch der Verhandlungen ist für die deut­ schen   Interessen fein Verlust, da auch die von der Entente gemachten militärischen Vorschläge den deutschen   Ansprüchen nicht entgegenstehen."

"

Darin liegt das Bugeständnis, daß die deutsche Regie rung den Wert der Verhandlungen nicht so hoch einschäzt, als es dringend gewünscht werden muß. Ueber die Toleranz der ententistischen Vermittlung braucht man nicht im Un­Flaren zu sein, um nicht dennoch zu wünschen, daß dem Kriege im Osten Deutschlands   eine Ende gemacht wird. Für einen gerechteren Ausgleich ist darum noch nicht aller Tage Abend.

Die Hamburger   Seeleute verweigern

die Ausfahrt!

Berlin  , 19. März.( WTB.) Marschall och hat am 18. März folgendes Telegramm an die Waffenstilstandskommission in Spa ge­richtet: Die Verpflegungsabteilung des Obersten Wirtschaftsrates bringt zur Kenntnis, daß infolge der Brüsseler Verhandlungen zwei französische   Delegierte Donnerstag, den 20. März, 4 Uhr nach­mittags in Rotterdam   im Hotel Maak eintreffen werden, um über den Berkauf von Balmuüssen und anderen Produkten zu ver. handeln. Es wird gebeten, die Vertreter der deutschen   Regierung bei ber Waffenstillstandskommission davon zu benachrichtigen."

Die Humanité" über Clemenceau  . Berlin  , 19. März. Mit Bezug auf die Meldung, daß Clemen ceau den französischen   Sozialisten, die als Mitglieder ber von dem Berner Kongreß eingefeßten Studienfommission nach Rußland   gehen wollten, die Bäsie verweigert babe, schreibt umanité", Clemenceau   beseele der Haß des fleinen Bour­geois gegen den Sozialismus und die Revolution. Er werde sich leicht tomme dieser Tag schneller als er erwarte. eines Tages wegen dieser Politit zu verantworten haben und viel

In einem anderen Artikel vom gleichen Tage begrüßt das Blatt die Sorgfalt, mit der Wilson an die großen Aufgaben gebe. handle sich jezt um einen Stampf des witfonismus gegen den Imperialismus von Lloyd George   und Clemenceau  .

Der tschechische Chauvinismus. Solidaritätserklärung unserer tschechischen Genoffen. Bien, 19. März. Die Blätter berichten über eine fozial demokratische Bersammlung in Brag, in der Sebafteur Samburg( T.- 11.), den 19. März. Ein folgenschwerer Stivin ausführte, daß den gegenwärtigen Verhältnissen in der Beschluß wurde, wie der Hamburger Korrespondent" mit- Tichecho- Slowakei   ein Ende gemacht werden müffe, denn jeder, teilf, heute mittag in der Bollversammlung der Seeleute einstimme, fet seines Lebens nicht sicher. Diefes Treiben bereite der mit dem heutigen chauvinistischen Treiben nicht über. aller Chargeu gefaßt. Es handelt sich am die Ausliefe- ben tapitalistischen Krieg bor. Die Sozialisten würden rung unferee Handelsflotte. Bekanntlich hat die Entente das Parlament in seiner jegigen Verfassung auseinander in dem Waffenstillstandsvertrage gefordert, daß die deutschen   treiben. Mit einer foalierten Regierung laffe fich nicht zufammen Seeleute nach Ueberführung unirer Flotte in feindlichen Be- arbeiten. Wir wollen feinen Strieg", fagte er u. a." Wir reichen Seeleute nach Ueberführung unirer Flotte in feindlichen Be- dem deutschen   Proletariat sowie dem Broletariat aller übrigen Rationen ftimmungshäfen abgemustert werden sollen. Nach zweieinhalb die Hände". Es wurde beantragt, rbeiter und Soldaten­stündigen Verhandlungen faßten die im Zirkus Basdräte zu gründen. versammelten Seeleute folgende Entschließung:

Die heutige Vollversammlung, der See­lente aller Chargen verweigert die von der Entente geforderte Auslieferung der deut. schen Flotte und macht es allen deutschen   See. leuten und Arbeitern zur Pflicht, die Arbeit auf deutschen   Schiffen zu verweigern."

Diktat oder Verhandlungen?

Not Erzbergers an die Entente. Berlin  , 19. März. Der Borsigende der Deutschen   Waffen­

reicht:

Die Unruhen in Aegygten.

Berhängung des Standrechts.

31 berwundet worden.

Saag, 19. März( 8. N.) Aus Kairo   wird gemeldet: Bei den lebten Unruhen in Kairo   find insgesamt 6 Personen getötet und befannt, daß jeder, der den Eisenbahn  -, Telephon- oder Telegraphen Der Oberbefehlshaber in Aegypten   gibt berfehr bemme oder zu zerstören versuche, standrechtlich erschossen

Das Doppelgesicht des Kapitalismus  .

Von Arthur Saternus.

Es besteht kein Zweifel darüber, daß der Plan einer Vergesellschaftung der Betriebe nicht von heute auf morgen durchgesetzt werden kann. Preußen hat zur Berstaat­lichung seiner Eisenbahnen 12 Jahre gebraucht, obwohl dem Feudalstaat zur Durchführung solcher Gewaltmaßnahmen ganz andere Mittel zur Verfügung standen als ciner demo­fratischen Regierung, die nur zu einem Teil rein sozialistisch orientiert ist. Wir geraten aber bei einer langsamen, plan­mäßig fortschreitenden Sozialisierung tatsächlich in Gefahr, ihre Wirkungen zu beeinträchtigen. Der Kapitalismus von gestern lebt eben noch. Er ist es, der den lachenden Dritten spielt, wenn die sozialistischen   Barteien in fruchtlosem Bruderzwist miteinander hadern.

Ihre

Seit jeher hat es der Kapitalismus trefflich verstanden, im Trüben zu fischen. Ein jeder hat es Dugende von Malen beobachten können, wie es der beste Beruf einer gewissen Sorte von Kaufleuten ist, die Rechtslücken für sich auszu­nüßen. Die berühmte Pleite" ist noch selten ein schlechtes Geschäft gewesen und hat bisher nur den getroffen, der zu dumm war um zu betrügen. Es galt hierbei nur, Vermögen beizeiten zu verstecken. In ähnlicher Weise arbeitet heute ein sehr großer Teil der Industrieunternehmungen. Inhaber, stropend von Patriotismus, entblöden sich nicht, ein Verstedspiel mit Kriegsgewinnen zu treiben, um fie der drohenden Besteuerung zu entziehen. Jedes Mittel ist da recht. Als die Kriegskredite zu bewilli gen waren, fonnte es ihnen gar nicht genug sein, was die anderen opfern" sollten. Jezt, wo es um die Bezahlung geht, verschwindet ein jeder in einer anderen Ede. über dem General streik und Bürgerkrieg, deffen Ueber den hochpolitischen Fragen der letzten Monate, lähmende Wirkung ja auch im Geistesleben nicht ausbleibt, ist der Kapitalismus dem Augenmerk des Arbeitervolkes mehr entrüdt als je. Wenn die Unabhängigen und Kommu nisten glauben, mit der Forderung ihrer radikalen Ziele und mit Schimpfen und Boltern mehr zu erreichen, als mit fritischer Beobachtung und tätiger Arbeit, so mag man ihnen das Vergnügen lassen. Uns aber geht der Kampf um mehr. Wir müssen dem heutigen Treiben des Kapitalismtus cin Biel fezen. Dazu muß man es aber durchschauen.

Die lächerliche Forderung einer Annullierung der Kriegsanleihen, die Haase dem Parteitag der u. S. P. D. als die größte Blamage genannt hat, ist so ein typisches Beichen dafür, wie man es nicht machen darf. Haase Schädigung für Kassen und gemeinnüßige Einrichtungen bei hat sich denn auch für den Abänderungsantrag, der eine Ent­Einziehung der Kriegsanleihe vorfah, mit aller Straft einge­segt und ihn durchgebracht. Er war aber nicht so freundlich, feinem Publikum zu verraten, wie er sich diese Entschädi. gung denkt, ohne neue Anleihen aufzunehmen, ein Razz­und Mausspiel, das seinesgleichen in der Weltgeschichte sucht! Die Neutralen im allgemeinen befriedigt. Statt deffen sollte man sich lieber darauf befinnen, Saag, 19. März( 5. N.) Aus Paris   wird gemeldet: Die innerhalb der Grenzen des Möglichen zu handeln. Seit

werden wird.

Die Völkerbundsdebatte.

ſtilstandskommiſſion in Spa hat gestern abend folgende Rote über- Rommission für den Vätterbund hielt gestern unter Monaten schon liegt der Gesegentwurf einer Ber­ Nach englischen Blättermeldungen hat Premierminister 21sy Borfis von Lord Robert Cecil   eine Versammlung ab, woran auch mögensau to a ch 3 steuer, also einer Kriegsgewinn George erklärt, daß der Friedensvertragsentwurf den Deutschen Oberst House, Venizelos   und der Serbe e fuit fd teil- fteuer in flarer Form vor. Er richtet sich gegen die großen George erklärt, daß der Friedensvertragsentwurf den Deutschen   nahmen. Die Frage der Beteiligung der neutralen Staaten wurde Vermögen. Folge: Das Großkapital arbeitet seitdem mit zugestellt werde, sobald Bräsident Wilson seine Genehmigung ge verhandelt. Man nimmt in Stonferenzfreifen an, daß die Neu- Hochdrud, um die großen Vermögen zu zersplittern. Wäh geben habe. Man werde den Deutschen   aber nicht gestatten, tralen im allgemeinen ziemlich befriedigt sind und daß rend die Unternehmer aller Gewerbezweige ein geradezu über den Entwurf zu bebattieren oder irgenb fte lediglich bezüglich gewiffer untergeordneter Punkte Wenderungen widerliches Geheul über den Zusammenbruch Deutschlands  welche Veränderungen an ihm vorzunehmen. Das wünschen. Zum Beispiel verlange die Schweiz  , daß eine Aen- vorführen, der eine Folgeerscheinung der Sozialisierungs­Datum der Einberufung der deutschen   Delegation hänge von der brung in der Verfassung des Bölferbundes, vorgenommen wird, maßnahmen sein würde, zahlen die Kriegsgewinngesellschaf­inneren Lage Deutschlands   ab. wodurch es möglich wird, daß die Schweiz   ihre permanente ten weiter luftig Dividenden aus, die den höchsten Friedens­Neutralität behalten tann. Es verlaufet, daß Wilson jetzt dividenden wenig nachgeben oder sie noch weit überholen. bereits mit gewiffen Aenderungen in der Verfassung einverstanden Die Unternehmungen schütten die Rücklagen, die sie wäh ist, aber auf feinen Fall Aenderungen, welche eine weintliche Be- rend des Krieges gemacht haben, als unnötig" aus. So deutung auf die Tendenz des Bölkerbundes haben, anerkennen will. bofft man, die Vermögen genügend zu zersplittern, um bei sen. Das bedeutet aber nicht, daß es für seinen Zutritt die Be- fo viel zu geben. Japan   wünscht eine Erklärung der Gleichheit der Raf- einer gestaffelten Besteuerung des Besizes dem Neich nicht bingung macht, baß Amerika   die bekannten Ginwanderungsgefebe folcher Baterlandsverrat wie der Butschis­Das aber ist in heutiger Beit mindestens eben zu Japane Vorteil umändert. mus der Generalstreifer! Das muß einmal ganz offen ausgesprochen werden! Die edlen Ritter der Kuvon­schere haben keinerlei Veranlassung, über Arbeiterwahnsinn zu schimpfen, solange sie ihn mit ihrer großprozigen Eigen­sucht so schüren, wie sie es bisher getan haben.

Zu derselben Zeit hat der französische   Minister des Aus­wärtigen, Bichon, in der wöchentlichen Pariser Bressekonferenz nach übereinstimmenden Meldungen der französischen   Breffe er klärt, daß die Alliierten sich in keine Debatte über den Borfrieden mit den Deutschen   einlaffen werden. Die Deutschen   dürften den Borfrieden, so wie er ausgearbeitet worden sei, nur annehmen oder fie lönnten ihn auch ablehnen.

Der Reichsminister des Aeußeren und ich als Borsigender der Deutschen   Waffenstillstandskommiffon ersuchen um baldige Auf­Klärung, ob diefe Meldungen der englischen   und französischen   Breffe, welche bisher ohne Widerspruch von zuständiger amtlicher Seite geblieben find, als autreffend angesehen werden müssen und ob die alliierten und ofsoziierten Mächte nach diesen Meldungen zu berfahren gebenken, Reichsminister Erzberger Odessa  

von Ententetruppen geräumt. Kopenhagen  , 19. März.( Meldung der Telegrafen- Kompagnie.) Wie aus Helsingfors   gemeldet wird, hat die Entente ihre fämt lichen in Odessa   stehenden Truppen zurüdgezogen und Millionenvermögen sind bereits so zersplittert, daß sie nach Saloniki transportieren lassen. Nur auf der Reede von von der Vermögenssteuer nur in erbeblich vermindertem Obeja liegen einige englische und franzöfifche riegsfgiffel Maße werden erfaßt werden können. Die Politik der Pleite