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des religionsmündigen Mters die Eltern zu treffen, danach die Schüler selbst. Lehrer und Schüler dürfen außerhalb des Res ligionsunterrichtes zu leinerlei Religionsübungen gezwungen werden.( Bebhafter Beifall.) Das bestehende Recht des Staates, allein das Recht der Schulaufsicht auszuüben, wird aufrechterhalten und restlos durchgeführt Die Schulaufsicht ist durch Fachleute aus­quitben. Die Ortsschulaufiicht ist in jeder Form sofort zu beseitigen und die Schulleitung follegial auszuge­stalten. Eine Reform der Lehrerbildung mit dem Ziel der Sochschulbildung wird in Aussicht gestellt. Bis zur endgültigen Regelung wird allen Lehrern die Universität geöff net.( Rebhafter Betfall.) Hand in Hand mit dem systematisch aus­submenden kortbildungs- und Fachschulwesen, auf bem Gebiete der Landwirtschaft, des Handwerks, des Handels und des Gewerbes, muß gehen die Ausweitung des geistigen Horizonts und Stärkung der Gemüts- und Verstandeskräfte breitester Volksschichten durch das

Volkshochschulwesen,

Unfere warmste Fürsorge gilt allen, die unter der Aufrecht mit den Zuidlägen für Frau und Kinder bei ben heutigen Preis­erhaltung der Hunger blockade durch die Entente le den, verhältnissen zu hoch ist? Ich glaube, er ist zu niedrig. Die insbesondere den aufs schwerste geprüften Frauen und intern.( Reb- Höhe der Unterſtügung muß aber ihre Grenze finden in der hafte Zustimmung.) Möge der heißerfehnte Frieden bald das Ende Leistungsfähigkeit des Ganzen. Neben diefer Ursache diejer Leiden bringen und möge dieser Frieden in Wahrheit ein der finanziellen Zerrüttung sind es die wiederholt von der Frieden der Gerechtigkeit werden. Ein dauernder Frieden Spartakusgruppe erzeugten Unruben und Un­und nicht nur ein Waffenstillstand, der den Keim zu neuem Völker ordnungen, die für die Finanzverwaltung die flimmiten mord in sich trägt. Die Regierung bittet die Landesversammlung Folgen nach fich gezogen und dem Lande bedeutende Opfer ge­um ihre tatkräftige und vertrauensvolle Mitarbeit.( Lebhafer Bet- loftet haben. Was uns nottut, ist die Erkenntnis, daß Arbrit fall und Händeklatschen. Zuruf der Unabhängigen: Wo bleibt die an sich selbst adelt. Kommen wir dazu, dann werden wir Amnestie!) auch eine bellere, freundlichere Zukunft für uns oder doch für unsere Nachfahren erreichen. Gelingt uns das nicht, dann mögen wir Mäte bilden, soviel wir wollen. das Volk wird zu Grunde gehen.( Bustimmung.) Alle müssen zusammenstehen als eine Schidialegemeinschaft, das Land ioll allen gehören, allen eine wohn­liche Stätte bieten, aber es fann auch von jedem beanspruden, daß er feine straft, Fähigkeit und Begabuna restlos in den Dienst der Allgemeinheit einiegt.( Lebhafter Beifall.)

Finanzminister Südefum:

Nur mit schwerem Herzen trete ich vor Sie hin in der Ueberzeugung, daß auch jeder andere das mit denselben Gefühlen getan hatte; tief schmerzlich ist es aber besonders mir, der aus ber boltstümlichsten Befregung hervorgegangen ist, daß Ihrem reformatorischen Schaffensdrang durch unsere Finanzlage jo außer ordentlich enge Grenzen gezogen sind. Es ist mein unerschütter licher Wille, Ihnen nichts als die reine nadie Wahr Sejsen Sebung sich die Regierung ganz besonders angelegen seinheit zu sagen. Der Herr Ministerpräsident hat Breußen einen Jaffen wird. Auf unseren Hochschulen sollen auch solche Personen armen Staat genannt; fürwahr, Breußen ist ein armes Bolt und Richtungen zur Geltung fommen, die bisher in den Schat Manche haben das immer noch nicht begriffen. Dumpfer ten gebannt waren. Wissenschaftliche Tüchtig­Verzweiflung auf der einen Seite steht feit wird fünftig allein entscheiden.( Lebh. Beifall.) eine abenteuerlich anmutende Bergnügungssucht, Das staatsrechtliche und finanzielle Berhält ein ungeheuerlicher Leichtsinn entgegen, der die gerechte Em nis zwischen Staat und Kirche soll auf dem Wege der pörung aller ernsthaft Dentenden erregen muß.( Stürmische Bereinbarung und unter Vermeidung öffentlicher und persönlicher Zustimmung auf allen Seiten des Hauses.) Wir sind zwar ein Schädigungen mit dem Endziel beiderseitiger Selb - gebeugtes, festegtes, aber doch nicht entwürdigtes Bolt.( Leb fanbigfeit neu geordnet merben. hafter Beifall.)

Erzielung der größtmöglichen Menge im Inlande erzeugter Nehrungsmittel

Auf Antrag des Abg. Dr. Schuedding( 8.) wird hierauf der Notetat fofort a n den Staatshaushaltsausfαuß überwiesen.

Die Ostfragen.

Zur Beratung gelangt nunmehr die förmliche Anfrage der Demokraten über die Absichten unserer Feinde, weite Gebiete Posens, West- und Ostpreußens und Oberschlesiens , fogar Danzig , gewaltsam von Preußen abzutrennen und dem polnischen Staate ein­zuberleiben. In Verbindung damit wird die förmliche Anfrage der Deutich Die durch den Krieg herbeigeführten Veränderungen unseres Ein leberblick über das Finanzwesen Preußens in den letzten nationalen und der Deutschen Boifspartei beraten: Jit die Staates Wirtschaftslebens und die Notwendigkeit, die Voltsernährung dauernd Jahren zeigt die Finanzen Preußens in einem geradezu beregierung bereit, über den Stand der Waffenstillstands= zu sichern, verleihen der 2andwirtschaft eine erhöhte Be- neidenswert guten Zustand, der den Optimismus meiner berhandlungen mit den Polen Auskunft zu erteilen? Dazu beutung für das Volfsgange; sie ist berufen, bei dem Wiederaufbau Vorgänger der Herren Dr. Lenze und Dr. Sergt. verständlich liegen vor der Antrag Budjuhn, Dr. Hözich( Dn.) auf Verstärlung Der Volkswirtschaft eine entscheibende Rolle zu spielen.( Lebhafte erscheinen läßt. Range Zeit schien es ja selbst im Reich, daß die des östlichen Grenzschuzes usw. und der Antrag aller Zustimmung rechts.) Demnach ist es die Aufgabe der Staatsregie- inangpolitif, die dem deutschen Boffe jest so ungeheuer brüdende arteien: rung, die erforderlichen Maßnahmen zur Lasten auferlegt, die befte überhaupt mögliche sei; aber sie war auf den Sieg abgestellt. Im Schatten dieser Politik fonnte Preußen seine Staatsmaschine ruhig laufen lassen, und in die Wege zu leiten. Umfassende Bodenverbesserungen abbürden. Inzwischen sind die Schulden von Milliarden Mark toährend des Krieges noch jährlich je 100 millionen Mark Schulden burch Meliorationen und Bodenfulturarbeiten aller Art, sowie Auf- Ende Oktober 1918 auf 6 Milliarden Mark Ende März 1919 empor­schließung aller zur landwirtschaftlichen Nugung geeigneten Moor und Deblandflächen müssen schneller und umfassender als bisher geschnellt.( Starfe Bewegung.) Die schwebende Schuld würde zu durchgeführt werden. Dringend geboten ist die Umgestaltung der besonderen Befürchtungen noch teinen Anlaß geben; außerordent­Besitz- und Betriebsverhältnisse durch Schaffung von Wirtschafts- liche Besorgnisse erregt aber die Tatsache, daß das bedeutendste einheiten, die den höchsten Ertrag gewährleisten; erforder. Unternehmen des Staates, das preußische Eisenbahn. lichenfalls durch Anwendung des Vorlaufsrechts, wesen, beinahe völlig gerrüttet ist; auch auf einer Ser Enteignung und Aufteilung.( Bebhafte Zustimmung Anzahl anderer Gebiete ist mit Verschlechterungen zu rechnen, die Tints.) Die instematische Siedelung zur Besserung der Woh­nungs- und Wirtschaftsverhältnisse der Bauern und Arbeiter muß fortgefekt und erheblich verstärkt werden. Der sozialen 2age ber 2andbevölkerung muß mehr Aufmerksamkeit als bisher zugewendet werben mit dem Ziele, auch ihren Anteil an den Kultur­gütern zu ermöglichen.( Lebhafter Beifall.)

Die Verkehrspolitik der Regierung wird von dem Grundjab geleitet sein, daß die Vorteile moderner Ausgestaltung der Berfahrseinrichtungen dem werttätigen Volte zuzuwenden find. Für die Sorgen und Nöte der Eisenbahner hat die Boltsregierung volles Verständnis.

einen

Gesamtfehlbetrag von 2409 Millionen Mark

ergeben. Ein Abschluß, der überhaupt noch nicht dagewesen ist und nicht anders als tatastrophal genannt werden kann. Die gewaltige Einnahmeberschlechterung der Eisenbahnen hat uns zur Erhöhung der Perfonen und Gütertarife ge zwungen. Die Tariferhöhungen follen 1436 Millionen Mart brin gen. Sie sollen diese Summe bringen, ob sie sie bringen wer ben, ist noch sehr 3 weifelhaft, da der Fehlbetrag bei den Eisenbahnen 2222 Millionen Mart beträgt, von denen immer noch 786 Millionen Mark ungebedt bleiben. Angesichts dieser Zu stände bleibt mir nichts anderes übrig, als durch eine Ergan zungsanleihe einen Ausgleich zu schaffen.

Den Wiederaufbau unserer Industrie wird die Re gierung nach besten Kräften fördern. Er ist nicht denkbar ohne das Berbleiben der Bodenschäße des Saargebiets und Oberschlesiens im Breußen ist ein armes Volk geworden; es wird sich noch eins Staatsverband.( Stürmischer Beifall auf allen Seiten des Hauses.) mal emporhungern müssen. Die Ursachen der Zerrüttung der finan­Gewissenhaft wird die Staatsregierung mitwirken bei der Durchziellen Verhältnisse sind der Krieg mit seinen Folgen in führung der Sozialisierungsgeseze des Reiches eni feinen feinsten und gröbsten Ausstrahlungen. Am auffälligiten ist sprechend den Befugnissen, die von diesen den Einzelstaaten auge die erforderlich gewordene Erhöhung der Löhne. Gehät iciesen werden. ter und Zeuerungsanlagen. Darin dürfen Sie nicht ohne Stritit eine Folge der politischen Umwälzung von 1918 feben. Für die Staatsverwaltung war es völlig ausgeschlossen, dem Drängen der Beamten und Arbeiter auf Erhöhueg der Löhne auszuweichen, angesichts der ungeheuren Lohnumwälzung

Die Durchführung der Arbeiterschuhgesebe ist durch forgfältige leberwachung der gewerblichen Betriebe durch die Ge (* nerbeaufsichtsbeamten unter Mitwirkung der Arbeiterorganisationen unb der Arbeiterräte nach Maßgabe der Reichsgefeße sicherzustellen. Die Gewerbeinspektion ist systematisch auszubauen. Die Arbeits. bermittlung ist auszugestalten mit dem Ziele einer immer um­

fassenderen Beherrschung des Arbeitsmarktes. Der Berufsberatung

Die preußische Landesversammlung erhebt iärfften Widerspruch gegen eine gewaltfame 20Breizung von Zeilen Oberfaleiiens, Boiens , West und Ostpreußens und genen ihre Einverleibung in Polen ; denn in diesen Landesteilen befinden sich weite Gebiete mit unzweifel­haft deutscher Bevölkerung, und in den meisten übrigen Gebieten ist die deutsche Bevölkerung io zahlreich, daß sie nicht als unbestreitbar polnifde Gebiete angesprochen werden fönnen. Die preußische Landesveriammluna ist einig in denz Willen, unter feinen Umständen von den 14 Wilsonschen Punkten abzugehen. Buntt 18 diefer Bedingungen lägt eine Abtrennung der genannten Gebiete nicht zu. Sie würde einen groben Ver tragsbruch darstellen. Die preußische Landesversammlung erhebt ferner fchärfsten 2iderspruch gegen die be abiichtigte Landung polnischer Truppen in der ferndeutschen Stadt Danzig . Unterbleibt die Landung nicht,

so besteht die dringende Gefahr, daß in Westpreußen der Bürgerkrieg zwischen Bolen und Deutschen mit allen feinen verderblichen Folgen ausbricht.

Abg. Aronsohn- Thorn( Dem) begründet die Anfrage der Demo fraten: Die deutiche Bevölkerung in den Oftmarken befindet sich angesichts der polnischen Machenschaften in forgenboller Untube. Den Gewalttätigkeiten der Polen ist nicht rechtzeitig und nicht mit genügender Entschlossenheit entgegengetreten worden. Ju Tosen überwiegt die deutsche Bevölkerung in weiten Gebieten; Schlesien hat seit unvordentlichen Zetten niemals au foien gehört. West­ preußen zählt zurzeit unter 1.7 Millionen Bewohnern 1,1 Millionen Deutice, bat also eine starke deutsche Mehrheit.

Abg. Dr. Hochsch( Teuticn.): Mit einem Gefühl unfagbarer Bitterfeit tritt man an diese Frage beran. Warum ist man nat rechtzeitig gegen die Polen vorgegangen.( zurufe: Herr v Gerlach!) Herr v. Rechenberg ist nicht der richtige Mann zur Leitung der Verhandlungen. Die deutiche Kommission bat die Polen selbst in den Sattel geboben, indem sie sie als gleichberechtigte Verhandlungs­macht anerkannt hat. Wir haben die Empfindung, als ob die Nes gierung schon Boien von ihrem Konto abgeiept bat.( hört, hört! rechts.) Die Regierung ist verantwortlich für das Schicksal der

Ministerpräsident Hirsch:

und der Berfiebuna der gebensverhältnisse, die Ditmart.( Beifall rechts.) Tägt die Regierung besondere Förderung zuteil werben.. durch die Unsinnigfeit und Uebertreibung des sogenannten Hindenburg­Das schiver baniederliegende Handwert soll durch Ver- programms herbeigeführt worden sind. Zugegeben, daß die Revo­jorgung mit Rohstoffen, billigen Kredit und Aufträgen wieder auf lution, wie das auch der Finanzminister Simon gesagt bat, stellenweiſe Die Regierung denkt nicht daran, die Ostmark preiszu­gerichtet und ebenso wie der kleinhandel durch Förderung zu einer Lohnbewegung entwürdigt worden ist; in der Hauptsache ist für geben. Wir haben alles gefan, um die polnischen Ansprüche atzu­feines genossenschaftlichen Zusammenschlusses gefräftigt werden. Vor den Umichwung auf dem Gebiete der Bohnpolint die vollkommen weisen. Wenn wir dieses Ziel nicht erreicht haben, so sind die. bebingung für die Durchführung unseres Programms sowie für jebe bertebrte irticaftspolitik des Reiches berant fenigen daran Schuld, die diesen Krieg verursacht haben. Diese foziale Reform find Arbeit, Ordnung und Achtung vor den wortlich zu machen. Zu der ungünstigen Finanzlage hat auch die Beute find identisch mit den früheren Trägern der Polen­bom Bolt selbst gegebenen Gefehen der demokratischen Republik . Die Erwerbslosenunterstügung, für die wir 1918 nicht politit.( Lachen rechis.) Wir hatten nicht die Macht, mit Regierung wird deshalb mit allen Mitteln jeden Bruch der weniger als 350 Millionen ausgegeben haben. beigetragen. Gewiß Waffengewalt im November gegen die Polen vorzugehen. Der affentlichen Ordnung verhindern, woher er auch ist sie von minder gewiffenhaften Leuten ausgenutzt worden, aber Ministerpräsident gibt Auskunft über den Gang der Waffen­Yonimen mag.( Lebhafter Beifall.) glauben Sie, daß der jept z. B. in Berlin gezahlte Say von 7 M. stillstandsverhandlungen. Den Wirkungen des Ab­

Eine Vorkämpferin für Frauen- und Menschenrecht.

Eine Vorkämpferin

V

Suife Otto Peters zum hundertsten Geburtstag. Am 26. März 1819 wurde im Kleinstadtidyll des alten Meißen eine Frau geboren, deren Leben und Wirten der ganzen deutschen Frauenwelt zum Segen gereicht. So idyllisch die Umgebung, so friedlich die Familie, in der Zuise Otto aufwuchs, waren, fo tampfesfroh, unerschrocken und kühn war der Feuergeist des äußerlich zarten und bescheidenen, sächsischen Mädchens. Er drängte ihre bichterische Betätigung schon in frühen Jahren auf das da­mals noch wenig beaderte Gebiet des sozialen Tendengromans; in beffen Mittelpunkt der Konflikt zwischen Enterbten und Be­izenden steht, er lich der Lyrik der 25jährigen die Kraft erschüttern ber Antlagen gegen die Ausbeuter des Glends, er durchglüht die Freiheitslieber, bie sie, turz vor dem 48er Jahr, hinaussandte und smang die junge Dichterin zur tätigen Teilnahme an der Revo fution feltst. Ihre zuerst von der Benjur verbotenen Romane, ihr warmes Gintreten für bie arbeitenden Klassen, für die politische Freiheit und die Demotratie hatte sie in weiten Kreisen der Ge­anungsgenossen bekannt, bei den Gutgesinnten" mißliebig ge­macht. Parteimänner, Schriftsteller und Studenten gingen bei ihr aus und ein, fuchten ihren Nat, Abgesandte von Arbeitervereini gungen erbaten ihre Hilfe, so daß, wie ihre Biographen melden, ca fast schon als ein Bagnis galt, mit ihr zu verfehren". Als erste fordert fie die Weitwirkung der Frauen bei allen Ange­Tegenheiten des Staates als ihr Recht und als ihre Pflicht", ver­langt fie die Organisation der Arbeiterinnen.

Sie war eine Berufene und fühlte sich als solche. Von Jugend an jah fie eine Mission vor sich:

O haltet mich mit Bitten nicht zurüde, Wenn ich um Sehnen nach der Freiheit Lichte,

3u hohen Zielen meine Blide richte,

Bon feinem Glüd weiß, als vom Wölferglüde.

Mir warb einmal die Weijung vom Geschicke,

Daß ich im Schau'n prophetischer Gesichte Dem Dienst der Zukunft freudig mich verpflichte, Bon leinem Glüd weiß, als bom Völferglüde." Als Dichterin der sozialen Not hat in zutreffender Weise jpätere Würdigung Luise Otto mit Ada Negri verglichen. Nur Sab erftere stoeifellos das Verdienst des Bahnbrechertums bean­fpruchen tann; denn ein halbes Jahrhundert früher malt fie ben Beibensineg des Proletariats. Thomas Goods unsterblichem Liab som Sembe", Elizabeth Barret- Brownings erschütternder Dichtung Der Kinder Klage" reiht fich Quise Ditos ergreifendes Gedicht: en Erzgebirge " würdig an. Hood schildert das Jammerdajein ber Mäherin, die englische Dichterin gestaltet tas einen der find Tichen Fabritarbeiter zum erbrüdenben glud gegen die Ausbeuter, Buise Dtio leiht dem Elend der erzgebirgischen Spizenflopplerin tragische Worte:

,, Sie flöppelt nicht für Mutter oder Kinder, Sie flöppelt nur, daß sie nicht selbst erfriere, Daß sie sich ehrlich trodnes Brot gewinne, Ihr einzig Gut, die Unschuld, nicht verliere, Der längst der reiche Lüftling nachgestellt, Sie flöppelt, daß sie nicht aus Hunger fällt."- Und sie schließt, indem sie den Mitleidslosen die Worte schleudert: ,, Dann werde Euer Sterbefiffen

Der Armen Fluch und all ihr Leid."

Die Bieber eines deutschen Mädchens" erivedien berechtigtes Aufsehen, wurden ein Brevier der Revolutionäre. Leiter egifties ren fie nur noch in wenigen Exemplaren, der Allgemeinheit fast unzugänglich. Sie verdienten es, Auferstehung in neuer Auflage zu feiern, heute, wo das Recht den Rechtlosen, das Luise Otto fiets verlangt, ihnen geworden, wo die Frauen endlich als Gleich berechtigte anerkannt sind.

Masse der niederen Schichten in verhältnismäßig geringem Grade Kinder mit höherer Schulleistungsfähigkeit ftellt". Dieser An­schauung tritt Dr. O. Karstädt in einem Aufjazz in der Umschau entschieden entgegen. Er weist darauf hin, daß eine solche allge meine Folgerung aus einer einzelnen Untersuchung nicht angängig ift, daß vielmehr die schon recht zahlreichen Forschungen über diefe zufähigteit und Leistungsmöglichkeit unterschieben und die Methode Frage herangezogen werden müssen. Es muß zwischen Leistungs­der angewandten Psychologie, die die Begabungsprüfung von Schultenntnissen und Uebungserfolgen durch die Feststellung der reinen Anlage und ihren Entvidelungsgrad ersetzt, angewandt werden. Prüft man die bisherigen Untersuchungen unter diesem Gesichtspunkt nach, jo ergibt sich, daß die wissenschaftliche Be­gabungsforschung feine Minderbegebung der Unter= dichten hat nachtreifen fönnen, natürlich auch feine leber­legenheit der Arlage gegenüber der Oberschicht. Im einzelnen führt Dr. Karstädt aus, daß eine entgeltliche und eine unentgelt­liche Schule nicht als Grundlage der Untersuchung dienen kann, weil sie nicht dieselben Arbeitstedingungen haben. In Städten mit Mittelschulen, die meist eine Fremdsprache lehren, besuchen 50 Prog. diese gehobenen Echulen, 10 Broz. die höheren und 40 Broz. die Volksschulen. Wo die mittleren Schulen fehlen, uma faßt die Wolfsschule dagegen rund 90 Bros. aller Kinder. Bei mittleren oder entgeltlichen Schulen mit geringem Schulgeld stammen die Kinder aber aus armen Streifen, deren Eltern feine Zeit haben, die Schularbeiten zu überwachen und am Fortschritt der Kinder wesentlich mitzuarbeiten, während die Eltern der schul­geldgahlenden Kinder diese Zeit haben. Das zeigt, wie zwischen Leistungsfähigkeit und Leistungsmöglichkeit zu trennen ist. Auch Der fozialen Dichterin und Revolutionärin ist an diefer an den Berliner Begabtenschulen ist, wie eine genauere Prüfung Stelle vor allem gedacht worden. Das lange, jegensreiche Wirten ber mitgeteilten Zahlen zeigt, tein Unterschied in der Begabungs­der Borkämpferin der Frauenbewegung, der Begründerin des All- Streiung in den verschiedenen Gesellschaftsschichten festzustellen. gemeinen Deutschen Frauenvereins, ist bekannt. Eine aufrechte Demokratin, eine nie erlahmende Bahnbrecherin der Freiheit, eine durch und durch sozial fühlende, unermüdliche Arbeiterin starb Vorträge. Treptow Sternwarte, 26. März, Quise Otto, 76 Jahre alt, in Leipzig , too fie die letzten Jahrzehnte 7% Uhr:" Alt- Heidelberg, eine Medarstudienfahrt von der Quelle gewirft. Für alles, was uns heute bewegt, und was zuni Teil bis zur Mündung( mit 125 farbigen Lichtbildern). Erfüllung fand, schlug ihr Herz. Gleich fruchtbar in ihrem voli­tijchen, sozialpolitischen und fünstlerischem Fühlen. Als Jdealistin bewahrte sie den Glauben an den endlichen Sieg des Guten in mitten der düstersten Zeiten. Mehr denn je brauchen wir solchen Idealismus, müffen wir wünschen, daß sich doch betwahrheite, was fie vor 50 Jahren in ihrem Osterlieb fündete:

Siner Revolutionsdichtung selbst gleicht das Frauenschicksal Luise Ottos, deren Verlobter als Aufrührer sieben Jahre im Sterter schmachtet, ihr dann mit schwer erschütterter Gesundheit au furzem Glüd einer Ehe von wenigen Jahren wiedergegeben wird. Die innigsten, am tiefften empfundenen Lieder hat fie in jener Zeit dem unglüdliden Gefangenen gesungen. Es ist be zeichend gerade für die Echtheit und Feinheit ihres Frauengefühls, daß sie erit viel später als Wire sich entschloß, einen Teil dieser Gedichte zu veröffentlichen. Die reife ältere Frau erst lüftete vor der Oeffentlichkeit den Schleier vom heißen Liebessturm ihrer Jugend.

Die Nacht ist aus! Sie fann nicht ewig währen, In Deutschland muß ein frohes Ostern tagen!" Adele Schreiber .

Begabung und Klaffe.

Notizen.

Der alte Mosaikenstil. In den Ausstellungsräumen

bon rib Gurlitt spricht Prof. Dr. Goldschmidt am 26. März, nach­mittags 5 Uhr, über Entwicklung und Stil der frühmittelalterlichen Mojaiffunst". Die erste preußische hochschuldozentin hat Göttingen aufzuweisen. Dort ist Frl. Dr. Roether für Mathematik zugelassen worden.

Der Erreger des gelben Fiebers ist nach englis fchen Meldungen von dem japanischen Bafteriologen Brof. Nogochi entbedt worden. Der von ihm festgestellte Bazillus. gehört zu der Klaffe der Epirschäten, zu denen auch die Grreger der Syphilis und des Rüdfallfieters gehören. Er wird durch Mostitos ver­Der Bremer Edulinfpeftor Harinade hat auf Grund der Verbreitet( wie bic Malaria burch Milden). Durch Bernichtung der fegungsergebnisse in der unentgeltlichen Bolfajchule unb in der Brutstätten der Mostitos- 3. B. beim Bau des Panamalanals­entgeltlichen mit gleichem Lehrplan behauptet, daß die breite ist es gelungen, dem gelben Fieber Einhalt zu tun.