Einzelbild herunterladen
 

bewegte sich die Kurve der Lebensmittelpreise auswärts. Die Schwerindustrie wirft noch heute Millionen für politische Propaganda aus tragen soll sie das aus allen Wun« den blutende Volk. Unsere gesamte Industrie ist bedroht. Am Auslandsmarkt stehen ielbst unter Berücksichtigung des hohen MartkurscS unsere Preise noch fast doppelt so hoch wie die englischen und amerikanischen Preise. Anscheinend spekuliert man darauf, daß das Reich die zum Ausgleich notwendigen Ausfuhrprämien zahlen wird. Oder daß es wieder das Reich ist, das die Ware übernimmt, um damit die Lebensmittel zu bezahlen. So könnten die aus der Kriegszeit her gewohnten Manöver auch jetzt noch hohe Gewinne bringen, die dann der Steuer- zahler trägt. -Damit aber treiben wir dem Zusammenbruch entgegen. Keine Macht der Welt könnte uns davor schützen, wenn die Regierung selbst sich blind vor die Gefahren stellte. Der Arbeit �oeths verdanken wir, daß das Reich die Bewirtschaftung von Eisen und S�ahl vorzeitig aus der Hand gab. Der Erfolg ist, daß die Stabeisenpreise allein jetzt schon 2'/, mal so hoch sind als Ende l9l8. Die Fchgen dieser Preispolitik werden sich bald in allen Ziveigen unseres Erwerbslebens, denen das Eisen die Grundlage der Existenz ist in der Mäschinentndustrie, der Metallindustrie, dem Eiienbahnbau usf. bis zum Bauge- werbe fühlbar machen. Wo ist die starke Hand, die rettet und Ordnung schafft!?

Warnung vor üer Gegenrevolution. Sorge vor einem militärischen Staatsstreich. In seiner ZeitschriftDer Sozialist" schreibt Dr. Rudolf 23 r e i t sch e i d: Um der Ruhe und Ordnung willen, so versichern unS die Mchrhcitssozialisten. seien diese außewrdentKchen Maßregeln un- vermeidlich gewesen. NelMen wir nun einmal an, dem wäre so: wem kommt dann aber diese Art von Ordnungftisten zugute? Glaubt irgend jemand im Ernst, daß die Offiziere der Freiwilligenverbände sich für die Herren Ebert und Scheidemann erhitzen? Die Ordnung, die sie im Auge haben, ist eine wesentlich andere als die sozialistische, und das haben die Großkapitallsten, die den Korps und Wehren durch die mannig- faltigsten Kanäle Geld zufliehen lassen, durchaus begriffen. Zu- erst marschierte man gegen die Spartakisten, mehr und mehr wer- den schon die Unabhängigen Ziel der Bewegung. unL am Ende wird es dem Sozialismus und der Arbeiterbewe- g u n g schlechthin an den Kragen gehon. Augen auf! Mr treiiben im Strom einer gegenrevotutionSren Bewegung, und die Vechälitniss« haben sich bereits so weit«nt- wickelt, daß es zweifelhast ist, ob wir dem Versuch eines m i l i- tärischen Staatsstreichs noch vorbeugen können. Viel- leicht muß er kommen, um die Erkenntnis und den Willen großer noch immer im Halbschlummer liegender Massen des Proletariats zu wecken. Die Gefahr, von der Breitscheid spricht, läßt sich am besten dadurch beseitigen, daß man der demokratischen Regie- rung, die aus die Dauer die vorteilhafteste für das Prole- tariat ist, Gelegenheit gibt, sich zu befestigen. Ware die Ge- fahr wirklich so groß, so käme sie doch nur daher, daß die Spartakisten und ihre unabhängigen Helfer durch ihr ge- waltsames Anrennen gegen die Demokratie den Reaktionären Gelegenheit gegeben haben, sich als Schützer der Ordnung zu betätigen. Dadurch ist unverkennbar die Stimmung eines großen Teils der Bevölkerung nach rechts gedrückt und reaktionären Bestrebungen der Boden bereitet worden. Im übrigen braucht nach den Vorkommnissen der letzten Zeit nicht erst gesagt werden, daß die Sozialdemokratie auf der Hut und bereit ist. die Demokratie gegen rechts ebenso zu verteidigen wie gegen links. Nur soll man sie dabei unterstützen und ihr nicht durch Begünstigung des SpartakismuS in den Rücken fallen.

GrzgebirgZsches Volk. Soll die Arbeit der Volksforschung erfolgreich fein, so muß da? Volk in weitestem Sinne als Helfer sich daran beteiligen. Das letzte Jahrhundert hat so viel alte Fluren umgepflügt, bis in die entlegenen Wohnwinkel hinein, und viel AlteS ist klanglos»er- schüttet worden. Biel Schlechtes, Elendes zweifellos, es steckte aber doch ein Stück Geschichte darin. Was winzig belanglos scheint, kann ganz wohl irgendevie für die Forschung ein sehr nützliches Merkmal fein. Daher die Rufe, von altem Volkstum zu retten, zu sammeln, was noch vergessen und unbeachtet da und dort im Verborgenen erhalten blieb. Es kann nicht darum zu tun sein, natürlich Absterbendem künstlich das Leben zu verlängern. Vieles verdient diese liebevolle Sorg« wirklich nicht. Aber wissen soll man davon, und deshalb sei vorweg die BolkSforschung auf die Erinnerungen aufmerksam gemacht, di« vor kurzem unser alter Mitkämpfer Alwin Gertsch im Verlag der Buchhandlung Vor- wärtS in dem Büchlein.EtzgebirgischeS Volk" ver­öffentlicht hat. Daß Gerisch unter dem Namen A. Ger iu den letzten zehn Jahren einige zu weiter Verbreitung gelangte Volkserzählungen 'herausgab, die der Arbeiterschaft aufklärend nützen sollen, ist bekannt. und auch dieses Buch ßeht unter jenem Namen hinaus, hält denselben schlichtklaren Ton ein und hat eifrig den gleichen Zweck im Auge. ES stellt sich in die Reihe der Schriften, in denen Arbeiter ihre Jngenderlebmsse mitteilen. Diese hin reichen in die sechziger Jahre zurück, und ihre Welt ist die Enge und Weltobgeschiedenheit eines erzgebirgischen WalddorfeS, das sich durch seine sozialen Zu- stände den Namensächsisches Sibirien " erwarb. Die Männer arbeiten auf einem Eisenhüttenwerk, die Frauen treiben mit dem Stickrahmen Heimarbeit. Dem Werkbesitzer gehört all«r Grund und Boden, auf dem die Arüciterhäuser stehen, gehört überhaupt der ganze Grund und Boden der Waldgemeinde, und die Jammer- löhne der Arbeiter bezeugen zusamt allem Schmutz und Elend in diesem Weltwinkel, wie abhängig die Bevölkerung vom Unter- nehmerwillen ist. Di« Leiber auSgestrergelt, in fteudlofer Arbeit und ewiger Armut früh verbraucht, die Hirne verrottet, hilflos, kindhaft schwerfällig, von abergläubischen Vorstellungen singe- kreist, einer lächerlichen Schule und der unbedingten Autorität beschränkter nichtiger Pfarrerseelen ausgeliefert, so leben diese Waldgebirgler in menschenunwürdigen Zuständen dahin. Der alte Patriarchalismus herrscht noch, das neue Maschinenzeitalter, das fchn stürzt, soll erst noch eindringen, und als sein« Wirkungen sich dann zeigen, fehlt den Wäldlern jeder geistige'Maßstab. Sie »blieben bei ihrer Betrachtung und Beurteilung von zufälligen 60- deutungs losen Aeußerllchkeiten Haft»; aus de« verschlossene»

Gin Naubluftiger über Raub zeternü. Alldeutsche Stimme zur Enteignung des Bergbaues. Etwa ein Jahr vor Kriegsausbruch erschien das Buch eineS Herrn K u r d von Strantz, das selbst in der alldeutschen Lite- ratur durch die Unverfrorenheit seines Tons eine Ausnahmestellung einnahm. Herr Kurd v. Strantz erzählte in falschem Deutsch und mit großer Offenherzigkeit, daß dieser Krieg von Jugend auf d a S Ziel seiner Sehnsucht gewesen sei. Er feierte den Krieg alsRachekrieg" und stellte Forderungen auf, die sich so ungefähr auf jedes Land bezogen, das irgendwann einmal mit dem alten römischen Reiche deutscher Nation zusammengehangen hatte. Seit der Revolution hat die Schreibentiz des Herrn v. Strantz mehr auf das Innere geschlagen. Er. der kühne Eroberer, sieht jetzt, wie die.meisten Alldeutschen, plötzlich seinen eigentlichen Da- seinSzweck in der Beschützung schwerindustrieller Interessen. So zetert er in einem Artikel derPost" über denRaub des Dergbaubesitzes". Hören wir Herrn v. Strantz per- sönlich: Die Begehrlichkeit der Menge, die feige im Hinterland durch Volksverrat dem siegreichen(Ii) Feldheer die W a f- fen aus der Hand geschlagen hat. soll durch das Ver- mögen der Besitzenden und keineswegs der Reichen belohnt, richtiger gesättigt werden. Statt die Kriegsgewinn- l e r, zu denen aucb die lohnwuchernden RüstungSarbeiter gehö- ren, steuerlich in sck'ärfster Weise heranzuziehen, belegt man den kleinsten Vermögenszuwachs des kleinsten Sparers mit einer Vermögensabgabc, und man will nunmehr da? Rückgrat jedes Grotzgewerbes und jedes Wohlstandes, den Bergbau ent- eignen. Es ist außerordentlich auffällig, ein wie feines Gewissen der ehemals mit allen alldeutschen Raubgelüsten behaftete Herr v. Strantz bekommen hat.??ur hat er sein Gewissen leider am falschen Ort. Während de? Krieges war ihm jeder Raub recht. Jetzt über Kriegsgewinnler zu schimpfen und dabei zu verschwei- gen, daß es in ganz Drutsibland keine so schlimmen KricgSgewtnn- ler gibt wie die Berggcwaltigen in Rhcinlnnd-Westfalen und Ober- schlesien, zeugt Vicht von Gewissenhaftigkeit.

Klagen üer Monarchisten. Ter bedrückte Nationalverband deutscher Offiziere. Biel zu schlapp gegen Spartvkisten. viel zu schneidig gegen Monarchisten geht nach derDeutschen Tageszeitung" die Regierumj vor. Ueber das gegen den Nationolverband deut- scher Offiziere erlassene Verbot, sich zu betätigen, klagt sie: Wenn irgendwo Arbeiter, und Soldatenräte sich als praktische Bolschewisten betätigen und die tollsten U ebergriffe begehen, so klopft, wenn'? hoch kommt, die Regierung ihnen wohl- wollend auf di« Schulter, mit dem ft«undlichen'Ersuchen, in Er- wägungen darüber eintreten zu wollen, ob sie sich vielleicht künftig- hin als Kulturmenschen aufführen sollen. Wenn ganze Parteien, wie die Unabhängigen, systematisch zum Bürgerkrieg Hetzen, so ver- bietet man ihnen, wenn's hoch kommt, eimnal für drei Tage ihr Haupthetzblatt. Aber ihre Betätigung? Wir haben doch ein Ver- eins- und Versammlungsrecht. Ein« nationale Organi« sation freilich, die ihre Propaganda nicht mit Maschinengewehren und Handgranaten betreibt, die muß ganz ander? angefaßt werden. Da muß die gepanzert« Faust her. Da muß ganze Arbeit gemacht werden. Da heißt's: was Demokratie! Und alle Handhaben des Belagerungszustandes werden benutzt. Ein Rechtsboden ist ja für das Verbot SchöpflinS nicht vorhanden, außer den besonderen Mög- lichkeiten eben, dt« ihm der Belagerungszustand bietet. Welches Glück also für die Regierung, daß er noch besteht, sonst hätte sie dieser modernen Pulververschwörung deS NationalvevbandeS nicht, einmal wirksam begegnen können. Von der anderen Seite hört man's ssewöhnlich anders. Da heißt es, die Regierung gehe gegen links vor und be- günstige die ngtionalistischen Offiziere! Da sieht man, wie schwer es ist, allen es recht zu machen!

Das Jubiläum üer Großeintaufsgefellschast. 2? Jahre. Heute vor LS Jähren, am 29. März 1894, wurde in Hamburg die Großeinkaufs- Gesellschaft Deutscher Konsumver- Schweigen bei dem alten Geschlecht wurde sinnloses Geschwätz bei dem neuen". Und sie sperren sich gegen alles Neue mit hartnäckiger Scheu. Alle Vorbedinguegen, es zu begreifen, fehlen. In da? Leben dieserHölle", in Geist und Seele dieser Men- schen eine? zurückgebliebenen Stückes Erde leuchtet nun Gerisch hinein. Hier liegt«in Verdienst seines Buches. In zwanzig Bildern zeichnet er seine Heimat, seine Kindheit. In jedem Bilde ist er immer beide?: kritischer Kulturbetrachter und Erzähler charakteristischer Begebenheiten. Eine bunte Schar Menschcnwesen, die ein merkwürdiges Abbild ihrer Zeit und ihres Winkeldaseins sind, sammelt sich in den Blättern; in kleinen Szenen sind sie redend und handelnd in Bewegung, ernsthaft geschaut und zugleich mit Humor: mit einem beherrschenden Humor, der zur Sache ge- hört und niemals aufgedrängt wird oder aufgetragen wirkt. Aus Volkssinn stammt er und der VolkSmund hilft ihm zu ursprüng- lichem Laut. Wie dann schließlich der Verfasser selbst, als Lehr- ling einer kleinstädtischen Maschinenbauerei, ein Samenkorn des Sozialismus auffängt und in sich keimen läßt, wie er der erste aus seinem Heimotdorse wird, der zur Sozialdemokratie gelangt, und wie eine Predigt de? Pfarrers ihn zu feioer ersten ZeitungS- tat aufreizt, die für sein Torf just daS Notwendigste war, mit dieser Erzählung ist dem Ganzen der passendste Schluß gegeben. DaS Buch kann also dem Voltsforjcher dienen, kann gelten als ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterstbast vor fünf Jahrzehnten und ist außerdem ein ernsthast unterhaltender Lese- stoft. So sei ihm allseits Beachtung gewünscht. ri.

Aeitgenösiische Musik. Der Meistersaal ist so recht geeignet, intimste Stimmungen lebendig zu machen und festzuhalten. Deshalb scheinen die von Hermann Scherchen veranstalteten Abend« mitzeitgenässi- schen" Kompositionen dort am besten aufgehoben zu sein. Sagen wir statt zeitgenössischemodernste" Tondichtungen, so ist dabei leicht an jenen kleinen Kreis von Musikern zu denken, die in De- bussy, Puccini , Busoni ihr« Meister haben. Ein neuer Ring hat sich um sie angesetzt,, und man wird schon vonFuturldmus" bc- rührt. Gestern teilten sich Eduard Erdmann (Klavier), Eis« Lanvshoff(Gesang) und der bekannte Primgeiger Nikolaus Law- bion in die heikle Aufgabe, einem erwartungsfrohen Publikum Werke einiger Haup!stern« und aufgehender Rivalen vorzuführen. Bilden sie auch in komposiiorisch-technifcher Beziehung eine Familie, so weicken sie doch merklich voneinander av. Die einen»erraten noch Zusammenhänge mit älteren Klangformatwnen. Andere hin- gegen sind ganz aus der Art geschlagen, gebärden sich vollends als neuromantische Radikalisten und suchen höchst löblich nach tzishcr fremden Ausdruckswerten. Heinz T i e i s e n. dessen seltsam schöne Totentanzmelodie für schon aus Carl Hauptmanns DramaDie armseligen Besenbinder"

eine handelSgertchtlich eingetragen. Sie hatte die Aufgabe, für die Konsumverein« den Wareneinkauf im Großen zu besorgen und allmählich zur Eigenproduktion überzugehen. Die Gründung wurde vollzogen von 47 Vereinen, die im ersten Jahr für 541 999 M. Waren aus der GroßeinkausS-Gesellschaft Deutscher Künsumver- eine bezogen. Bor Ausbruch des Krieges hatte sich der Jahres- umsatz auf 157 524 999 M. gesteigert. In der Kriegswirtschaft wurde die Großcinkaufs-Gcsellschast Deutscher Konsumvereine fast gar nicht berücksichtigt. Nach der Revolution haben mit dem damaligen Leiter des Rcichs- ernährungsamtS, Emanuel Wurm , Verhandlungen stattgefunden, die zur Folge hatten, daß die Konsumvereine von diesem Amt end- lich die ihnen gebührende Anerkennung gesunden haben. Es wur- den Richtlinien erlassen, die dafür sorgen, daß die Großeinkaufs- Gesellschaft ihre Tätigkeit wieder in umfangreicherer Weise ent- falten kann, als es in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. Die Produktivbetriebe der GroßeinkausS-Gesellschaft Deutscher Konsumverein« haben zum Teil für die jeweils in Be- tracht kommenden behördlichen Organ« gearbeitet, andere mußten stillgelegt werden. Es seien hier nur die nennenswertesten Fa- brikwi erwähnt. Die EroßeinkaufS-Eefellschaft hat je ein« Zi- garrenfabrik in Hamburg , Hockenheim und Frankenberg , eine Kau- tabakfabrik in Laucnburg. eine Seifenfabrik in Gröba und Düffel- darf, eine Teigwarenfobrik in Gröba und eine Reihe damit im Zusammenhang stehenden Nebenbetriebe. Von großer Bodeutung ist auch die B a n k a b t e i l y 11 g der Großeinkaufs-Gesellschast Deutscher Konsumvereine, kurz, die G. E. G. hat ein« prachtvolle Entwicklung im Lause der Jahr« durchgemacht. Erwähnt sei, daß unter dem vor 25 Jahren gewählten Auf- sichtSrat sich daS damalige Vorstandsmitglied des Konsumvereins Vorwärts". Dresden , Herr Hoppe, befand, der seit vielen Jahren daS hier in Berlin in der Heideftraße befindliche Filiallagcr der GroßeinkaufS-Gesellfchaft verwaltet. Hoppe feiert somit heute nicht nur eine schöne Erinnerung an die Gründung der Großcin- kaufS-Gesellschaft Deutscher Konsumvereine, er begeht damit aiub gleichzeitig daS 2djährige Jubiläum einer im Dienste dieser Or- ganlstrtion vollbrachten Tätigkeit. Der GroßenkaufS- Gesellschaft Deutscher Konsumverein« stehen auch im neuen Deutschland noch große Zluigaben bevor; sie wird bei der Durchführung der Sozialisierung ihre Erfahrungen in den Dienst der Sach« stellen müssen. Wertvoll« und erprobte Kon- struktionSteile liefert das Genossenschaftswesen für den Neuaufbau der Wirtschaft. Irieüensverhanülungen unü üeutfche? Kolonialbesitz. Gouverneur Schnee über Oftafrika. Der Gouverneur von Deutschostafrika , Dr. Schnee,»ertrat in einem am 27. März vor Vertretern der Berliner Presse gebal- tenen Vortrag die Anschauung, daß auf Grund deS fünften Punktes in Wilsons Programm Deutschland seine Kolonien unzweifelhaft zurückerhalten müsse. Was während de» Krieges über die Tätigkeit Deutschlands in seinen Kolonien verbreitet wurde, sei erfunden zu dem o-ssensichtlichen Zweck, uns um unsere Rechte zu betrügen; diese Verleumdungen stehen in krassem Gegensatz zu den Urteilen amerikanischer und englischer Kokanmlautoritaten. die nicht nur vor dem Kriege, sondern bis heute Deutschlands koloniale Leistungen anerkannt hätten. Wenn Wilson in einer vor wenigen Wochen gehaltenen lliede erklärte, daß vom Völkerbund nur solchen Nationen Kolonien anvertraut werden sollen, die bewiesen haben, daß sie imstande sind, ein solche? Mandat Geiste hoher Hmnnni. tät auszuüben, so fei jederzeit der Beweis zu erbringen, dgß Deutschlands koloniale Tätigkeit dem Vergleich mit der Politik jeder anderen Nation ruhigen Blutes standhalten könne. Welche großen Erfolge kultureller und wirtschaftlicher Art Deutschland in Ostafrika aufzuweisen habe, werde am besten be- wiesen durch die Tatsache, daß dieses Koloniakgebiet durch deutsche Arbeit und Verwaltung auf eine solche Höhe gebracht wurde, daß eS während der vier Kriegsjahre, von aller Welt abgeschlossen, au» eigener Kraft sich erhalten und gegen eine Uebermacht ver- teidigt habe. Wären die englischen Behauptungen wahr, so würde es unmöglich sein, daß die acht Millionen E!ngeb«rener sich von den wenigen Tausend deutscher Ostafrikabewohner(5991 mit Frau und Kinxrn) nicht nur haben weiter führen lassen, son- dern daß sie überdies bis zuletzt treu und tatkräftig an der Seite der Deutschen ausgehalten haben; sie haben sogar mit den Deut- schen schließlich ihre Heimat verlassen, als diese das Schutzgebiet geläufig ist, überraschte durch eine Naturalogie für Klavier vom Kurischen Haff und Düncnstrand. Es schioinyt darin so etwas wie oftpreußische Symbolik und lokalistische Lyrik, die. worauf ein kurzes Stimmungsmotiv hinzudeuten scheint, auf Ehopin zurück­führt. Eine einsätzige Sonate von Alban Berg , desgleichen fünf kapriziöse Klavierstücke vom Pianisten des Abends versprechen mancherlei für di« Zukunft. Bei diesem namentlich ofienbart sich eine gute Dosis von EroteSkhumor und parodisticher Laun«. Hermann Sche r ch e n steuerte fünf Lieder bei, darunter drei von Heine.Wie kannst du ruhig schlafen" war wohl de? am meisten charakteristisch gehalten« und fand starken Beifall. Ein französisches(mit obligater Violine) wurde teil» ausgezischt, teils wieder von Parteigängern de? Komponisten frenetisch beklatscht. BusoniS ABumblatt für Violine schwebte über ollem in eigener Schönheit. Den I-Punkt aber bildeten Arckold Schön- bergS sechs kleine Klavierstücke. Dieser Aphorismus ist kaum zu überbieten: so kurz, so nichtssagend mutet er an. Wenige Takte, was sag ich. einige einspännige, einfchläsernd wirkend« Töne und«inStück" ist fertig. Soviel unfreiwillige Komik mußte herzhaftes Gelächter auslösen. Aber da? Jungvolk focht es wenig an. Und mit Recht, den» es glaubt an seinen Stern. est.

Notizen. Theodor L 0 0 S sttzllte gestern im P a l« st t h« a t e r die 'ChristuSgestalt des Fuchsschen PassionSspiels dar. Er gab, worauf eS ankommt. Christus ist ihm der vollendet« Mensch der liebenden Güte. Um ihn her drängt verständnislos, unzulänglich der bruiale Egoismus der Welt, aus Gier blind, töricht, schlecht und stolz, auS Blindheit feindlich und gemein. Der Christus, den L00S in den Kreis dieser engen, irrend ihn anfallenden Leidenschaften fügte, war auS dem Willen geschaffen, höchste innenfichere Leuchtkraft ohne jede Spur überirdischen Vergöttlick-ens auszudrücken. Ein Laos hat nicht? von Theatralik. Er ging auf den Kern der Le- gende. Ziel war: das Menschliche so geben, daß es als das Heilig« wirkt, das es ist. In irdischen Zügen wurde da» Symbol still und tnehverklärt zum Tod bereiter menschlicher Märthrerschaft lebendig. Das Bild war ganz durchformt nach dem Pilatuswort: Sehet, welch ein Mensch! eck. Vorträge. Herwarth Walben liest<w Mittwoch, den 2. April, abends 948 Uhr, in der Kunstausstellung Der Slurin. Potsdamer Str. 134a, seine KomitragödienLetzte Liebe" und Glaube" und die TragödienDie Beiden" und..Sünde" vor. Mendelssohn» Oratorium Elias wird am 5. April vom Oratorienverein in Neukölln aufgeführt, eint der bedeutendsten Werke seiner Art, durch gewaltige Orckestermalerei und wundervoll« Chor- und Sologesänge ausgezeichnet. Die di- Wische Legende liegt dem Werk zugrunde: in Hunger verzweifelnde Volksmassen, der Prophet Elias als Mittler und Heilskündrr, das Strafgericht über die Baalspriester. BconSgeest singr den Elias. Die Aufführung findet« der Garnisonkirche an der ilaijcr-Friedrich-Straße statt.