Nr. 164+ 36. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Um die Verbefferung der Volksernährung.
die Belieferung mit Nährmitteln
Sonntag, 30. März 1919
erhebt lebhaften Widerspruch, weil seine Partei nicht zum Wort gefommen sei. Die Mehrheitssozialisten sind Zentrumsknechte, ein folcher Standal ist selbst unter Kröcher nicht vorgekommen. Man hat einen Schlußantrag angenommen, ohne daß die Debatte über
Preußische Landesversammlung. it feür beſcheiben, unb was wir iar sonst noch liefern, ist herzlich haupt eröffnet wurde.( Buruf: Behn Redner und zwei Minister
11 1 hr.
Am Regierungstisch: irso, Dr. Südetum, Seine, Reichsernährungsminister Schmidt
haben gesprochen
14. Sizung, Sonnabend, den 29. März 1919, Versorgung weit besser ba, während sich aus der mangelhaften unbedeutend. Dem gegenüber steht die ländliche Bevölkerung in der Abg. Gräf( Soz.): Das Volf will nicht Worte hören, es will Versorgung in den Städten die andauernde Unruhe der Bevölke- Taten sehen. Die Anträge müssen möglichst schnell in die Ausrung erklärt. schüsse geschickt werden. Das Saatgut wird hoffentlich sichergestellt werden können. Sämtliche Anträge werden dann einem Ausschuß von 27 MitDie förmlichen Anfragen der Sozialdemokraten über Be. Leider fieht es mit der Kartoffelversorgung sehr schlecht aus. Es gliedern überwiesen. Die Denkschrift über das Siedlungswesen schäftigung und Ansiedlung von Kriegsbesant nichts, heute Hoffnungen zu erweden, die dann nicht erfüllt und ein Antrag zur Siedlungsfrage gehen an einen besonbigten und über Fürsorge für die infolge des Kriegsdienstes werden können. Die Städte werden vielleicht auf Wochen hin- deren Ausschuß bon 27 Mitgliedern. geistestrant und Neurotiker gewordener Kriegsteilnehmer werden höchstens durch die Einfuhr von Lebensmitteln zu beschaffen sein. Frauen der minderbemittelten Bevölkerung aus ohne jebe Kartoffel bleiben, und ein Erfaß wird Ein Antrag des Ausschusses für Bevölkerungspolitik, allen demnächst beantwortet werden. Das Haus jetzt die Besprechung der Anträge, auf Hebung der Landwirtschaft und Berbesserung der Boltsernährung fort.
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Reichsernährungsminister Schmidt:
Gerade die Partei des Antragstellers Grafen Kanit hat unter bem alten Regime fich große Unterlassungssünden auf dem Gebiete der inneren Kolonisation zuschulden fommen lassen. Die außer ordentlichen Edwierigteiten der Beschaffung von Arbeitsträften für die Landwirtschaft machen uns zumal für den Osten des Bandes große Sorgen. Einen 8 wang auf die städtische Arbeiter bebölferung auszuüben begegnet den größten Bedenten. Dagegen hat die Reichsregierung eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um den Anreiz. aufs Land zu geben, für die Arbeiter. fchaft zu steigern. Dazu gehören: die freie Eisenbahnfahrt, die Entschädigungen für die Familie, ferner die Gleichstellung der ländlichen und der Industriearbeiter auf dem Gebiete des Koalitionsrechtes, endlich die Bestrebungen, auch die Lohnverhältnisse auf eine befriedigendere Grundlage au stellen. Unter diejen neuen Verhältnissen stehen sich vielfach die Landarbeiter tesser als mande städtijden Arbeiter. Die Bes fchaffung fünftlicher Düngemittel ist leider durch die Kohlenstreits außerordentlich erschwert worden. Auch die Kaliproduktion ist heute durch die mangelhafte Kohlenbelieferung sehr eingeschränkt, wie denn überhaupt jede Hinderung der Kohlenförderung
sofort
ganze Industrien lahmlegt.
In letzter Zeit hat sich ja die Kohlenbelieferung gebessert, und es wird möglich sein, den Wünschen der Landwirtschaft mehr ent gegenzufommen. Wenn gefordert wird, die Preise der landwirt. schaftlichen Erzeugnisse in ein richtiges Verhältnis zwischen Broduktionskosten zu jeben, so lann ich hier fein Zugeständnis machen, wenn darunter eine große Erhöhung der gegenwärtigen Preise verstanden wird. Andererseits ist auch einstweilen an eine Herabjegung der Preise absolut nicht zu denken. Den Abbau der Zwangswirtschaft fönnen wir zurzeit nod) nicht ins Auge fassen. Eine Reihe von Produkten, die die Grundlage der Volksernährung bilden, so Brotgetreide, Fleisch, Kartoffeln und Milch müssen wir weiter zwangsweise bewirtschaften. Die Zwangswirtschaft für Eier habe ich aufgehoben, da der Kontroll. apparat jo umfangreich und fostspielig mar, daß er zu dem Erfolge in einem sehr schlechten Verhältnis stand.
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Ich hoffe nun aber auch, daß der Landwirt einsieht. daß das, was wir von ihm fordern, im Intereffe der Versorgung der städti schen Bevölkerung absolut notwendig ist. Leider belämpit ein Teil der fleinen Landwirte jede solcher Maßnahmen mit außer ordentlichem Widerstande. Einzelne Gemeinden liefern
nicht einen Tropfen Milch
oder ein Pfund Butter ab, weil sie alles in den Schleichhandel bringen. Einen jolden Zustand werden wir uns unter feinen Umständen gefallen lassen, sondern gegen ihn mit den entschies Senften Zwangsmaßnahmen einschreiten. Ebenso bedauerlich und gemeingefährlich ist es aber auch, wenn Städter truppweise aufs Land hinausziehen, um dort zu räubern und zu plündern. Das ist nicht nur politisch, sondern auch boltewirtschaftlich ein großer Edaden, denn unter diesem Eindrude eines Schredens. regimentes verliert der Landwirt schließlich auch jede Lust am Anbau. Die Landwirte wiederum mögen folgendes bedenken: wir haben die Kartoffelration für die städtische Bevölkerung auf 5 Pfund, die Fleischration auf 200 Gramm herabsetzen müssen;
So ein Lump..
Eine Geschichte aus dem Borinage bon Paul 8ech. ( Schluß.)
In der Nacht weinte Marei, als ich die Wahrheit vor Gott wissen wollte: daß der Junge vom Herrn sei, fönne wohl stimmen. Aber ich hätte doch auch
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Sieben Tage und sieben Nächte blieb ich auf der Zinkhütte. Fraß nichts. Es war mir, als hätte ich erstiden müssen. Die Luft war voller Eis in der Glut der Schmelz öfen.
In der achten Nacht schlich ich mich wie eine Raze in die Kammer zu Marci.
Sie faß noch auf und säugte das Kind. Ich fragte jezt ganz ruhig-: Ist dieser Bengel von
dem Baron?"
Sie antwortete ganz ruhig und lauta, fo ift es!" Da riß ich das Kind ab von der sprühenden Brust, pacte es in einen Korb und trug es auf das Schloß. Witten auf der großen Terrasse setzte ich den Bastard ab.
( Schluß folgt.)
Im Schloß war Musik und an den offenen Fenstern famen manchmal Baare, die sich heimlich füßten. Ich verkroch mich in ein Gebüsch und lauerte. Die Musik wurde immer lauter und da fing auch das Kind an zu schreien.
Dann fam eine ichöne große Frau, vielleicht war es die Frau Baronin selber, und trug den Korb mit dem Kind ins Schloß.
Ich warf Steine hinterher. Ein paar Fenster sprangen. Und Diener famen mit Fadeln und Flinten. Ich war aber schon übern Baun hinweg.
Nach vier Wochen hatte ich alles vergeffen und legte mich
wieder zu Marei. Sie starb, wie Ihr wißt, mit dem vierten
Rinde von mir. Gott möge fie felig ruben lassen."
Die Greise falteten die Hände und Abraham sprach Teise ein Gebet. Der Himmel begann sich zu röten. Die Bäume warfen welfes Raub und Rühle herab.
Die eingeführten Lebensmittel sollen zu bauernden besonderen Zuwendungen für die Bevölkerung der großen Städte verwandt werden. Zunächst fommt hierfür Mehl in Betracht, dessen Breis allerdings enorm boch ist. Es soll mun der Brotpreis nicht erhöht werden, dagegen das Mehl zu teurerem Preise zur Verfügung gestellt werden. Die in Rotter dam liegenden Sendungen an Fett und Sped sollen zunächst dem Ruhrgebiet zugute tommen, dann Berlin und den Industriegebieten in Schlesien und Sachsen . Gehr bedauerlich ist der neue Streit im Ruhrgebiet , durch den die Arbeiter weniger an Lebens mitteln erhalten, denn wir fönnen sie nur mit Kohle bezahlen.
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Unser Geld will das Ausland nicht. Außerdem berbietet es ja das Brüsseler Abkommen, dak, solange geftreikt wird. Lebensmittel in das Streit gebiet fommen. Hoffentlich geben die Arbeiter im Dortmunder Bezirk diefen törichten Streit auf, zumal die Regierung zu VerDie norwegischen e- handlungen jederzeit bereit ist. ringe fönnen nicht eingeführt werden, weil die Entente die Erlaubnis bisher nicht gegeben hat. 200 000 Tonnen find bereits für bie menschliche Ernährung verdorben.( Hört, bört!) Einer Nontrolle der Lebensmittelverteilung in den Gemeinden durch Arbeiterräte stehe ich durchaus sympathisch gegenüber. Ich habe die Soffnung, daß wir auf Grund der une von der Entente zugesagten Einfuhr bis zur neuen Ernte durchkommen, und daß wir sonar dauernde Zuschüsle werden geben fönnen, sowohl an Mchl wie an Fleisch und Fett, so daß für die nächste Zeit wohl eine Er. leichterung unserer ganzen Ernährung zu erwarten ist.( Lebhaftes Bravo!)
Landwirtschaftsminister Braun:
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Wenn man den besonderen Dank an die Landwirtschaft vermißt, fo ermahne ich die Landwirtschaft zu etwas größerer Be scheidenheit, denn es gibt schließlich auch andere sehr wichtige Be rufsstände, die ebenfalls während des Krieges ihre volle Pflicht getan baben, und die außerdem noch im Gegensatz zur Landwirt fchaft, mit schweren Ernährungsfranen zu fämpfen hatten.( Gehr wahr! bei den Soz.) Auf dem Düngemittelmarkte hat sich ein bedenklicher Tausch und Schleich bandel her. ausgebildet. Es wird alles versucht, dem entgegenzutreten. Die Propaganda gegen die Vichhendelsverbände ist mit Vorsicht auf. zunehmen, denn sie acht von den Interessenten aus. Der frühere Frühhandel ist faum mit geringeren Geminnprozenten ausge fommen. Gegen eine Untersuchung der Wirtschaft der BichhandelsVerbände und ihrer höheren Ueberschüffe habe ich nicht einzuwenden. bre lleberschüsse sollen jetzt zur Förderung der Viehzucht verwandt werden. Dort, wo
Tarifverträge mit Landarbeitern
auftande gekommen sind, fehlt es der Landwirtschaft auch nicht an Arbeitern. Es werden immer noch Bandarbeiter wegen sozialdemofratischer Agitation gekündigt.( Sört, hört!) Ein solches Borgehen ist lediglich Wasser auf die Mühlen des Bolschewismus.( Sehr wahr! bei den S03.) Durch die geplante Siebelungspoli. til werden wir hoffentlich einen selbständigeren Landarbeiterstand bekommen, wodurch die Klassenunterschiede auf dem Lande etwas vermindert werden. Auf keinen Fall mehr darf eine Abbängig Leit des Landarbeiters vom einzelnen Unternehmer mittels der Wohnungsgewährung erzielt werden.( Eehr wahr! bei den Goz.) In Königeberg babe ich mich lediglich gegen eine wahl. lofe fchematische Berschlagung von Grundbesig gewandt.
Ein Schlußantrag wird angenommen.
daß es sein Sohn sei. Das war ja auch ganz richtig. Aber doch nicht so, wie die andern meinten. Als nun der junge Herr zur Rommunion ging, batte ich einen Entschluß. Ich padte die 300 Frank von dem Herrn Buron in einen Brief und schickte das Paket aufs Schloß. In dem Brief stand, daß das Geld von der Mutter des jungen Herrn sei, von der Marei.
Noch am selben Tage bekam ich meine Entlassung aus der Binfhütte. Ich war ein paar Monate ohne Arbeit, denn niemand wollte mich haben, wenn sie aus den Papieren meinen Namen lafen.
Ich verstand das nicht gleich. Darum ging ich in die Stadt und verdingte mich auf der Gießerei. Es gab da einen schönen Lohn. Aber die Arbeit war schwer und die Meister hielten sich streng.
Des Nachts kam mir immer unfer Dorf in die Augen. Und mein Alter schrieb, daß er seine Last hätte mit meinen Kindern. Aber ich hielt noch drei Jahre in der Stadt aus. Da brannte die Gießerei ab und wir hatten alle feine Arbeit. Mein Alter schrieb, ich solle nur ins Dorf tommen. Der Baron wird mich schon wieder einstellen.
Ich zog dann auch wieder ins Dorf. Und bekam bei den großen Bumpen Arbeit.
Die gehörten einem anderen Baron.
Der Baron van Dongen ritt jeden Morgen an dem Pumpenhaus vorüber. Aber wie ich auch den Hals ausredte der junge Herr war nicht dabei.
Das beunruhigte mich. Ich wollte doch wissen, wie er jetzt aussah nach den drei Jahren. Das war ich doch meiner Marei schuldig.
Eines Abends schlich ich ins Schloß. um nach dem jungen Serrn zu fragen. Da traf ich den Gärtner Pierre. Der
fagte mir, daß der junge Herr in der Stadt ſei und stu.
dieren müsse.
Ich dachte: wenn das Marei wüßte. So ein fluger Junge!
Es waren schon sechs Fabre, daß ich den umgen Herrn Nach einer langen Bause fing Abraham wieder an au nicht fah. Und da fing bei dem Baron van Dongen der erzählen. Mit einem bärteren Alang in der Stimme Streif an. Die ganzen Fabriken Streiften. Wir lagen Tag Der Junge wuchs wie eine Tanne empor. Fuhr im und Nacht beim Schankwirt und soffen und schrien nach Wagen mit dem Baron aus und ritt auch manchmal allein befferen Lohn. Die Herren Barone rührten sich aber nicht. an der Binfhütte vorüber. Gerade an meinem Fensterloch. Mit ihren blanken Wagen fuhren sie durch das Dorf, uns Er hatte schöne blonde Haare. Wie Marei. Sah ihr auch noch mehr zu ärgern. Da haben wir eines Tages die Buden ganz ähnlich. Darum freute ich mich immer, wenn ich ihn gestürmt und, weiß der Teufel wie das tam, den alten Baron jah. m Dorfe wußte niemand, woher der Junge war. van Dongen haben sie dabei erschlagen. Denn Kinder hatte der Baron vorher nicht und jeder glaubte,
Ihr wißt ja, daß ich nicht dabei war. Aber die Gen
eine Wochenhilfe
zu gewähren, und die Krankenversicherung auf die Familien der Berficherten auszudehnen, wird angenommen, ebenso der Antrag Rür zur borläufigen Regelung des Gemeindewahlrechts in Schles wig- Holstein.
Auf der Tagesordnung stehen noch etwa 50 Anträge.. Nach dem Beschluß des Aeltestenausschusses sollen diejenigen Anträge, zu denen teine Wortmeldung vorliegt, den Ausschüssen überwiesen werden. Die Unabhängigen haben daraufhin zu sämtlichen Anträgen Redner gemeldet.
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Abg. Adolf Hoffmann( U. Soz.) erhebt lebhaften Einspruch gegen den Beschluß des Aeltestenausschusses. Es entspinnt sich eine stündige Geschäftsordnungsdebatte, in der Abg. Hoffmann zwölfmal das Wort ergreift. Schließlich werden sämtliche Anträge von der Tagesordnung abgesezt. Schließlich werden sämtliche Anträge von der Tagesordnung
abgesetzt. Nächste Sipung Donnerstag, den 10. April, 2 Uhr.( Anträge.)
lau
Parteinachrichten.
Unabhängige Helden.
Die Freiheit", das Kommunisten- Organ für Hanau und Frantfurt a. M. fennzeichnet in ihrer Nummer vom 27. März unter obiger Ueberschrift die politische Rolle des Unabhängigen Robert Dißmann wie folgt:
In der gestrigen Arbeiterrataversammlung von Frankfurt am Main hatte Robert Dißmann Gelegenheit, den Mut in revolutionären Taten zu zeigen, den er an andern so preist. Da war zunächst die Entsendung von Delegierten zur Berliner Reichsstadtverordnetenversammlung, genannt zweiter Ratekongreß. Man hat sich von diesem 2. Rätetongreß die sogenannte positive Arbeit versprochen. Was pofitive Arbeit ist, wissen wir aus den Debatten und der Pitaris der Revisionisten. Da aber in der Revolution die Unabhängigen das sind, was vor der Revolution die Revisionisten waren, schwärmt Robert Dißmann für positive Arbeit im sozialrevolutionären Sinne"!
Dann famen die Anträge der Kommunisten über die Begrüßung der ungarischen Revolution und eine Resolution über die Berliner Vorgänge, in der auch„ pofitive Arbeit" gefordert wurde, wie Ents waffnung der Bourgeoisie, Bewaffnung des Proletariats usw. Las sind Anträge, denen ein Mann wie Robert Digmann sonst zustimmt, wenn er weiß, daß er in der Minorität bleibt. Diesmal war es anders. Ein großer Teil der Mehrheitler war schon fortgegangen, die Annahme war gewiß.
Was tat also Robert? Er berlangte Vertagung, bis die Mehrheitler wieder da seien. Mit deren Hilfe werden dann die Anträge abgelehnt werden. Robert Dißmann wird dann für die Anträge stimmen und kann dann poltern, daß die Mehrheitler die Anträge ablehnen.
Dann ist man wieder einmal revolutionär gewesen und es hat nichts gefoftet. Die revolutionäre Glorie ist gerettet. reiters nichts hinzuzufügen. Wer näber in das Wesen der Un abhängigen eingedrungen ist, wird finden, daß das Kommunisten blatt damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Wir haben der Charakteristik dieses unabhängigen Prinzipien
,, Altmärker Boltsfreund". Unter diesem Titel erscheint ab 1. April ein neues Parteiblatt in Stendal .
darme nahmen mich doch fest und bei dem Gericht sah ich den jungen Herrn wieder. Es hätte Marei sein können. Er fagte aus: ich hätte seinen Bater erschlagen.
Darum fam ich fünf Jahre ins Zuchthaus. So ein Lump! So ein Lump!"
Die sieben Greise saben sich schweigend an. Auftauchend aus den Gassen und niedrigen Häusern trotteten Menschen auf die abendlichen Felder. Von ihren der Erde zugebogenen Schultern fippten Lasten herab. Not und Haß knarrten aus dem Schuhwerk, husteten aus verseuchten Lungen. Das Elend einer gefnechteten Gesellschaft lag in braunen Schattenzügen auf der Landschaft. Vieh blöfte in den Ställen. Kinder schrien unter mageren Brüsten. Die sieben Greise saben sich schweigend an. Abraham erzählte weiter-:
,, Die fünf Jahre im Buchthaus sind schnell zu Ende gegangen. Ich aber mußte ganz langsam ins Dorf zurückgehen. Auf Krüden. Wer hätte mich da noch angenommen zur Arbeit? Und ich fonnte auch nicht mehr arbeiten. Die Gemeinde verweigerte mir einen Platz im Spital. Dreihundert Frank sollte ich zahlen. Aber ich hatte doch nichts.
Da ging ich zu dem jungen Herrn Baron van Dongen und verlangte die dreihundert Frank zurück, die ich ihm zurr Rommunion geschickt hatte. Er. wußte nichts mehr davon und hette mich mit den Hunden weg. Der Lump! Der Lump!
Aber er sah so aus wie Marei. Dessen fann ich mich genau erinnern. Und darum habe ich die ganze Geschichte mit der Marei und dem Herrn Baron aufgeschrieben und an den König geschickt.
Reine Antwort ist gekommen. Wie sollte das auch. Aber die Gemeinde hat mir plößlich die Stelle im Spital gegeben.
Ich war bor Sunger umgefallen auf der Straße. Und da habt Ihr mich alle gepflegt. Die ganzen Wochen, bis ich wieder gehen konnte. Und auf dieser Bank sitzen. Immer wenn der junge Herr van Dongen in der gelben Kaleiche vorüber fährt.
,, So ein Lump! So ein Lump!" Ein Chorus aus sechs uralten Rehlen Hustete das
Echo-:
,, So ein Lump! So ein Lump!"
Am Simmel standen die ersten Sterne.
Der Walnußbaum über der Bant mit den fieben Greifen wußte darum. Und tropfte Tau und Nacht herab. Eine Eule schrie.
Und die Menschheit im Dorf- So ein Lump! So ein Lump!"