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Nr. 182. to at mas

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post: Beitungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.­

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11. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. 9 Die Expedition ift an Wochens tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Wor mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: ozialdemokrat Berlin .

Berliner Bolksblatt.

sid sit

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Mittwoch, den 8. August 1894.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

od ni Entodat Sandal

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Gaben an Bettler

verboten!"

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fündeten sie: Wir haben Euch von der Bettelplage be-| Muzen mit hat, ja sogar feine Stromer(!) uns noch dazu auf freit und dafür gesorgt, daß Euch bei Eueren Spazier den Hals schickt." Also der vollständige Bankrott der gängen der Anblick fechtender Scheusale nicht bürgerlichen Menschenliebe" mitten in der ersten nehr störe, daß Ener Mittagschläfchen nicht harten Probe, welche die berühmten christlich sozialen So lautet die polizeiliche Warnung, die der hochmögende nterbrochen wird von dem Klopfen eines hungernden Schöpfungen für mittellose Wanderer infolge Ausbruchs Graf Schulenburg als gebietender Landrath des Kreises rbeitslosen; füllt zum Dank unseren Klingelbeutel." An- der letzten Krise auszustehen hatten. Seit 1891/92 hat Lübben vor ein paar Tagen an die Bevölkerung feines" faglich zahlte die Bourgeoisie gern und reichlich ihr Löse- sich diese Rückzugsbewegung der früher so begeisterten Bezirks erlassen hat. Es ist die alte Polizeiweisheit, die geb; es entstanden, von Süden und Westen her sich aus- Jünger von Bodelschwingh und Genossen in verstärktem nachgerade so abgewirthschaftet hat, daß sich selbst bürger- bretend, hunderte von frommen Naturalverpflegungs- Stationen Maße fortgefeßt. Der Borwärts" hatte wiederholt liche Blätter ihr nicht mehr beugen. So löckt ein national- und Herbergen zur Heimath, deren erbauliche Hausordnung über das Eingehen von Stationen" zu berichten bis in liberales Organ gegen den Stachel und schreibt: einer von den Christlich sozialen selber, der Kandidat Wange- die letzte Zeit. Die Aufhebung" der Verpflegungsstationen Damit ist die Frage aufgeworfen, ob man einem Menschen man, auf einer Studienreise" am eigenen Leibe gespürt im ganzen Lübbener Kreise des hochmögenden Landrathes verbieten kann, einem hungernden Mitmenschen ein Almofen, sei und dementsprechend geschildert hat. Nach dieser Hausordnung Grafen Schulenburg ist ebenfalls ein Ausläufer des allge­es in Geld oder in Naturalien, zu verabfolgen. Neben vielem faullenzenden Bettlervolt giebt es liegt bekanntlich sehr oft der Knüppel oder Gummischlauch meinen Fiasko's. doch auch wirkliche Bedürftige. Der schneidige Land- neben dem Gebetbuch. Die Bourgeoisie ist aber sehr ver- Und damit sind wir wieder bei dem neuesten Bettel rath Graf Schulenburg war bisher nur dadurch bekannt ge- geßlich in bezug auf Dienste, die ihr Jemand leistet. Man verbot angelangt. Nachdem die von dem Landrath ver­worden, daß er bei den vorletzten Reichstagswahlen als ultra- genoß as Gute(!), was der Verein geschaffen, vergaß aber tretene bürgerliche Gesellschaft feierlichst ihre Unfähigkeit zu tonservativer Gegenfandidat dem bekannten wildliberalen Prinzen vielfach dabei, daß der Verein nur thätig sein konnte, Protokoll gegeben hat, der heutigen Arbeitslosigkeit auch Heinrich Carolath- Schönaich entgegengestellt wurde, ohne daß es wenn im die nöthigen Mittel zuflossen." So äußert sich nur mit christlich- sozialen Salben beikommen zu können, gelungen wäre, den letzteren zu verdrängen." einer de besten Kenner der Sache auf bürgerlicher Seite über verhängt sie durch den Mund desselben gräflichen Landraths Der gesperrte Satz ist echt nationalmiferabel bas Falim, daß auch hier die Humanität der Bourgeoisie eigene Strafen über die Opfer dieser Unfähigkeit sowie über molluskenhaft; ob der Scheriber desselben außer den kapita- sehr balt nur bis dahin reichte, wo ihr Geldbeutel anfängt. die paar weißen Raben, die etwa doch noch beim Anblick listischen Drohnen seiner Partei wohl viel faullenzendes Gemeind und Kreise mußten einspringen, und statt der eines armen Burschen weich werden und ein paar Kupfer­Volt" fennt? Aber wegen dieses Kommentars wäre der zahlungs igen Moral hielten die Steuergelder, die mit münzen opfern. Die bürgerliche Gesellschaft ist also richtig Landräthliche Erlaß" hier nicht zu besprechen, und Bettel- aus den schen der Besitzlofen floffen, die sogen. Natural- auf die Polizeiweisheit des Lübbener Landraths herunter verbote kennen wir schon seit dem Mittelalter, wo unter Verpflegu& Stationen eine Beit lang noch zur Be- gekommen im Kleinen wie im Großen derselbe Schluß! Umständen das Geköpft- oder Gehenktwerden, also fämpfung der Vagabundenplage" aufrecht. Und nun Gut bekomm's ihr! noch weit unangenehmere Dinge heute, auf Laffen wir ben oben genannten Kenner der Verhältnisse, ihrer Uebertretung als Strafe standen. Bettelverbote waren einen praft hen Gemeinde Verwaltungsbeamten, wörtlich immer der Ausdruck äußerster Hilfslosigkeit der herrschenden weiter spred, 1: So lagen die Angelegenheiten, als im Mächte gegenüber wirthschaftlichen Umwälzungen, damals Winter 1891 2 in die Verpflegungsflationsfache ein großer wie heute. Uns intereffirt vielmehr eine Einzelheit an Krach hinein, r. Infolge der damals herrschenden Theue dem landräthlichen Erlaß, die in ihrer zynischen Nacktheit rung der Leb smittel, verbunden mit einem Niedergang Verurtheilung eines Bürgermeisters wegen Bände über ein ganzes sog. christlich- soziales" Liebeswerk der gewerblich Thätigkeit, stieg die Anzahl der mittellosen unberechtigten Versammlungsverbots. spricht, nämlich der Eingangssatz der Polizeibekanntmachung: Wanderer, die die Stationen in Anspruch nahmen, und Luckenwalde eine öffentliche Boltsversammlung abgehalten wer Am 22. November dem Buß- und Bettag sollte in " Nach dem nunmehr die Verpflegungsstatio Damit die often fast auf das Doppelte des Vor- den. Der Bürgermeister Suchsland verbot diefe Versamm nen im diesseitigen Kreise aufgehoben sind, Ds Resultat war, daß an vielen Orten lung durch folgende Verfügung: Die Abhaltung öffentlicher steht zu erwarten, daß die Hausbettelei wieder jahres.... Die Mittel 3: Ende waren und die Stationen Versammlungen an Buß- und Bettagen widerstreitet dem gesetz­um sich greifen wird." Naturalverpflegungs Stationen und Arbeiterkolonien! entweder ganz aufgehoben wurden oder doch lichen Charakter dieses Tages, welcher besonderer Weihe und Welcher Humbug ist noch vor wenigen Jahren mit den ihre Wohlthaten sehr einschränkten; die einen gewährten persönlicher Einkehr gewidmet fein soll. Es wird daher die für Leistungen dieser sozialreformatorischen" Einrichtungen von kein Wiittagbrot nehr, die anderen wiesen ganze Kate- den 22. November, Nachmittags 3/2 Uhr angesetzte öffentliche den besitzenden Klaffen getrieben worden. Sie waren die er- gorien von Wandrern ab u. dgl. m. Eine ganze Reihe Boltsversammlung im Kluge'schen Lokale Bum grünen Hain" Kreis und Gemeindevertretungen hiermit untersagt." der Hiergegen erhob Einberufer, habenen Stätten, an welchen der Vagabund" wieder zur strichen oder hiermit Genosse Trautsch, Beschwerde beim Regierungspräsidenten Arbeit erzogen" und in ein uüzliches Mitglied der menschürzten in ihrer Etats die Summe, die sie bisher Botsdam. zu Dieser anerkannte, daß das Verbot ge lichen Gesellschaft verwandelt wurde. Pastor Bodelschwingh zum Unterhalt der Station verausgabt hatten, weil sie fezwidrig erfolgt war. Nunmehr ließ Genosse Trautsch und Genossen schwelgten förmlich in der Selbstberäucherung sich mit Recht(?) saten: Warum sollen wir das leisten, den ihm durch das unberechtigte Verbot erwachsenen Schaden( 9 m. ob dieser großartigen Leistung. Den Besitzenden ver- während der Nachbarteis nichts thut, aber doch den ganzen für Bekanntmachungsunkosten) einklagen. Das Landgericht zu Bots­

Feuilleton. Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.

Bon C. Spindler.

V

Etwas von der Verantwortlichkeit der Polizei.

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einander gewispert, no etliche von uns haben gemeint, so lachte er laut auf und sagte:" Wann Ihr blind seid, der Mann möchte an Ende wohl nicht ein Mann von fümmert's mich nicht. Ich sehe einen Wald von Sternen, Fleisch und Bein sein, sondern ein Verstorbener, der zur und laßt mich jetzo ungeschoren." Es versteht sich, daß ich Nachtzeit mit Sporn id Gaul heraus müsse aus dem ging, denn mir war nicht aufgetragen, einem zu verwehren, Grabe, um Wacht zu alten bis um Zwölfe. Ich habe sich am Sprünglin nach Sternen umzusehen. Doch schickte 107 den Burschen jedoch dielmmenfurcht verwiesen, und zumal, ich nach einer Weile einen Knecht an ihn mit derselben da ich vernahm, wie d Fremde vernehmlich nieste, was Frage, die ich gethan, und deniselben erwiderte er: er sei, ein Gespenst nicht thut, o machte ich mich auf, und ging um frische Luft zu schöpfen, vom Hanauer Schloß herüber­wieder leise an ihn hera: Da wurde es mir bald flar, geritten; und bedrohte den Frager mit einer Tracht Prügel, daß er ein rechter Men se sei, denn er fluchte recht verwenn er noch einmal käme." Dieser tam auch nicht wieder, Du wirst allzu weitläufig, Freund;" versicherte der ständlich: Gott verdale bas vertrackte Zögern und den aber ich schickte einen Zweiten, welchem der Nachtwandler Schultheiß gähnend: Spute Dich. Wir haben noch vermaledeiten Regen!" in guter Geist redet nicht von den Bescheid gab:" Er warte hier auf seine Maid, die ihm mehr zu verrichten, als Dich anzuhören. Der Rottmeister der Verdammniß, ein Beis nicht von dem lieben Herrgott, ein Minnestündlein versprochen habe." Bugleich aber fing machte ein verdrießliches Gesicht, verschluckte aber den Aerger, und aus dem bischen Ren machen sich beide nichts; er an, dem Knechte die Tracht Prügel zu geben, die er dem und fuhr rascher fort: Wie Ihr befehlt. Kurz, wir steckten also war der Mann ein reder Mann, und ich ging strack andern versprochen hatte. Ich traute nicht, mich darein zu im Tannicht, und ein Knecht stand unfern vom Bannsteine und beherzt auf ihn zu. E saß just auf dem Bannsteine, mischen, weil mir in den Kopf gekommen war, der Maun auf der Wacht und Lauer. Die elfte Stunde fam heran, ben Bügel seines Gauls um en Arm, und in seinem Ge- möchte wohl einer von den jungen Herrn von Hanau sein, und wir alle waren noch recht wohl nüchtern, als der fichte fonnt' ich nichts erkenne, als eine große Nase und die ihrer verliebten Schwänke wegen in der ganzen Wetterau Wächter in das Gehöft sprang und meldete: es sei gerade einen Schnauzbart. Er fuhr die Höhe, da er mich end- bekannt sind, und mit denen einen Span zu haben, nicht jego von Bergen her ein Mann zu Gaule gezogen, der lich gewahrte, und antwortete auf mein barsches: Wer gut ist. Zudem blitzte und donnerte es reblich um uns am Sprünglin abgesessen sei, und dabei lustwandle, troh da?" mit einem drohenden: Der Teufel, Kerl, wenn Du her, und es war gerathener, im Gefträuch zu liegen und dem aufziehenden Wetter und dem Sturme, der sich zu Dich nicht pacst!" Er mate eine sehr auffallende Be- zu passen. Während sich nun die beiden am Baunsteine erheben begann. Paßt auf," sagte ich:" paßt auf. wegung, und ich denke, er hätt nach mir geschlagen, hätte prügelten, und ich vergebens dem Bastian pfiff und rief, Das wird unser Mann sein. Jetzt reibt die Ohren recht ich nicht die Hellebarde bligen len, und gesagt: er solle umzukehren, so kommt schnell durch das Gebüsch geraschelt, schaffen, damit Ihr mein erstes Wort versteht." Denn, ja das Schlagen unterlassen, enn ich sei Rotttmeister ein Weib im Regenmantel und Regentuch, und prallt zurück, beiläufig zu bemerken, ich hatte, sintemal mir das Geheimniß der edlen Stadt Frankfurt , nd ein Rudel meiner da sie beim Blitschein uns erblickt. Ich nicht faul, packe sie auf die Seele gebunden gewesen, noch bis jetzo feinem von Knechte sei nicht fern." Da befann er sich freilich, am Gewand, und frage, wer sie ist. Sie hat mir lauder den Leuten gesagt, was eigentlich hier im Schilde geführt setzte sich wieder auf den Bannfte und fragte, was wir welsch darauf geantwortet, und da sie in der That ein würde. Wir demnach hinaus und umzingeln fein leise von ihm zu begehren hätten. sagte ihm nur für's Weibsbild, und mir nicht befohlen war, am Sprünglin den Platz und schleichen uns näher an den verdächtigen Erste fein höflich, um keinen Verst zu machen, er möchte eine Frau zu fahen;... da mir auch der Zusammenhang Mann herau und sehen, daß er, den Gaul am Zügel, mir melden, was er um diese Stune hier zu schaffen habe. der Historie flar wurde; so fragte ich sie schlau und pfiffig, mit ihm hin und her geht, als ob's im schönsten Sonnen-" Ich treibe Sternguckerei," anturtete er, und sah steif ob sie nicht ein Stündlein am Sprünglin zu besuchen schein wäre, und er hätte einen guten Freund am Arme. und fest nach dem Himmel, auf weem, wohl zu merken, im Begriff stehe, und auf ihre Bejahung ließ ich sie zum Da ist uns schier schauerlich geworden, allen sammt und gar, Wetterwolfen genug zu schauen way, aber um tausend Bannſteine führen und sagte zu dem Reiter, der den Knecht und haben uns in der Ferne zusammengethan und mit Goldgulden kein Stern. Da ich ihr dieses nun bemerkte, noch immer an den Ohren hatte, er möchte doch einmal

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