Nr.179.36.Jahrg.
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Montag, den 7. April 1919.
Ausrufung der Räterepublik.
Gegenproklamation der Regierung Hoffmann.
Die bayerische Regierung tritt nicht zurück.] Berlegung des Regierungsfites nach Nürnberg .
Hoffmann
Fürth für die Räterepublik.
Proklamation des Zentralrats. München , 7. April. ( Eigener Drahtbericht des VorFürth, 7. April. ( WTB.) Die Stadt Fürth hat sich ber wärts".) Durch Proklamation des revolutionären Zentralrats, Nürnberg , 7. April. Ein Erlaß des Ministerpräfi- äterepublik angeschlossen. Um 10 Uhr fand eine Verdie überall angeschlagen wurde, ist Bayern feit heute morgen denten Hoffmann hat folgenden Wortlaut: Die Regie. 7ammlung auf dem Schießanger statt, wo nach AnRäterepublik. In der Proklamation heißt es u. a.: Die Ent- rung des Freistaates Bayern ist nicht zurüdgetreten; fprachen von verschiedenen Rednern die Räterepublik ausgerufen scheidung ist gefallen. Bayern ist Räterepublik!" Es wird weiter sie hat ihren Sit von München verlegt. Die Regierung ist wurde. Oberbürgermeister Dr. Wild erklärte seinen Rücktritt, betont, daß die revolutionäre Arbeiterschaft und alle anderen und bleibt die einzige Inhaberin der Gewalt in da er unter den gegenwärtigen Berhältnissen die Berantwortung Arbeiterparteien sich einig sind. Die Diktatur des Prole. Bayern und ist allein berechtigt, rechtswirksame Anor's nicht übernehmen tönne. Im Rathause sind sämtliche Bu tariats ist angekündigt. Die Sozialisierung der Presse wird nungen zu erlassen und zu erteilen. Weitere Publikationen eaus geschlossen bis auf den Schuldienst. Die Schulen find durchgeführt werden. Weiterhin wird die Bildung einer Noten erfolgen. geschlossen. Die Arbeiter haben die Betriebesberlassen. Armee und die Schaffung von revolutionären Nürnberg , 7. April 1919. Zustimmung der südbayerischen MehrheitsGerichten gegen jeden Anschlag, der sich gegen die Mäterepublik richtet, angeordnet. Ferner heißt Die neuen Volksbeauftragten. sozialisten. es, daß die bayeri che Räterepublik die russischen und ungarischen Bolfsgenossen begrüßt und sofort die brüderlichen Beziehungen zeitung" schreibt zu den neuesten Vorgängen unter anderem: Partei Südbayerns hat mit 240 gegen 13 Stimmen beschlossen, München , 7: April. Die„ München- Augsburger Abend- Minden, 6. April. Der Gautag der sozialdemokratischen mit diesen Völkern aufnimmt, dagegen jedes weitere Zusammen. Der Schwerpunkt für die endgültige Entscheidung der Gründung einer Räterepublik& uz u ft immen unter der Bearbeiten mit der„ verächtlichen Regierung" Ebert, Scheibe innerhalb der Sozialdemokratie liegt augen bingung, daß die unabhängige sozialdemokratische Partei und die mann, Noske , Erzberger ablehnt, weil diese unter der blidlich in Nürnberg , wo die sozialistische Landeskonferens tommunistische Partei an der Durchführung diefer Näterepublik Maste einer sozialistischen Regierung nur das kapitalistische, gleichzeitig mit dem Gau Nordbayern tagt. Dieser mitwirken. imperialistische und militaristische Geschäft des zusammen Tagung wohnt auch der Militärminister Schneppengebrochenen deutschen Kaiserreichs fortsetten. Den württem horft bei. bergischen Genossen wird Gruß entboten und der heutige Tag zum Nationalfeiertag erklärt.
In München selbst herrscht Generalftreit. Alle Geschäfte, außer Lebensmittelgeschäfte, sind geschlossen; die Strakenbahn verkehrt nicht. Aus dem Lande und den übrigen baye rischen Städten liegen noch keine Nachrichten vor.
Die in der vorstehenden Meldung angeführte Broklamation hat folgenden Wortlaut:
An das Bolt in Bahern!
Die Entscheidung ist gefallen. Bayern ist Räterepublik. Das werttägige Bolt ist Serr seines Geschids. Die revolutionäre Arbeiterschaft und Bauernschaft Bayerns , darunter auch alle unsere Brüder, die Soldaten find, von feinem Parteigesetz mehr gehemmt, find sich nun einig, daß von nun an jegliche Ausbeutung und Unterbrüdung ein Ende haben muß. Die
Diftatur des Proletariats
ist nun zur Tatsache geworden. Bezweckt ist die Verwizuichung eines to a' r'haft sozialistischen Gemeinwesens, in dem jeder orbeitende Mensch sich am öffentlichen Leben beteiligen soll, einer gerechten sozialistisch- kommunistischen Wirtschaft. Der Landtog, das unfruchtbare Gebilde des überwundenen kapitalistischen Seitatters, ist aufgelüft, daß von ihm eingesette Ministerium zurü geireten. Von den Räten des arbeitenden Volkes bestellte, dem Bolte verantwortliche Männer, erhalten als Boltsbeauftragte für beftimmte Arbeitsgebiete außerordentliche Vollmachten. Ihre Gehilfen werden bewährte Männer aus allen Richtungen des revolutionären Sozialismus und Kommunismus sein. Die zahlreichen tüchtigen Kräfte des Beamtentums, zumal der unteren und mittleren Beamten, werden zur tatkräftigen Mitarbeit an dem neuen Werke aufgefordert Das System ber Bureaukratie aber wird unverzüglich ausgerettes. Die Preise wird sozialisiert. Zum Schutze der banerischen Säterepublik gegen reaktionäre Versuche von außen
und von innen
In der Näterepublik Bayern follen die bisherigen Minister durch Volksbeauftragte ersetzt werden. Eine Liste der zukünftigen Volksbeauftragten befand sich am Samstag bereits im Umlauf. Die obersten Staatsämtre sind nach dieser Liste folgendermaßen besetzt: Aeußeres: Dr. Mühlon. Inneres: Segit.
Justiz: Dr. Böheim( Kommunis). Finanzen: Dr. Jaffe.
Handel: Simon.
Sozialisierung( neu): Dr. Neurath. Kultus: Nickisch.
Landwirtschaft: Steiner. Verkehr: Frauendorffer.
Militärische Angelegenheiten: Schneppenhorst . Bolksaufklärung( neu):
andauer.
Soziale Fürsorge: Unterleithner
Ein Gesetz für die Enteignung von Vermögen und Vermögenswerten
foll nach einer Verfion erst in Beratung, nach anderen Mitteilungen bereits fertiggestellt, sein. Der Inhalt des Gesetzes ist folgender: Jedes Vermögen( Bermögenswert) über 10 000 art wird festgestellt. Aus dem Vermögen foll, gestaffelt nach der Höhe, eine Vermögensabgabe erhoben werden. Der Rest wird dem Inhaber vom Staate mit 3 bis 4 Prozent verzinst. Das Bermögen selbst gehört dem Staate
Kundgebung an die Arbeiterräte. München , 7. April. Die Korrespondenz Hoffmann meldet
amtlich:
Bayerns hat seine Warteiungen überwunden und sich zu einem Telegramm an fömtliche Arbeiterräte. Das werftätige Bolt mächtigen Einheitsblod gegen jede Herrschaft und Ausbeutung zusammengeschlossen. Es übernimmt in den Arbeiter, wird sofert eine rote Armee gebildet. Soldaten- und Bauernräten die ganze öffentliche Gewalt Ein Revolutionsgericht wird jeden Anschlag auf die RäteDer Landtag wird aufgelöst. An die Stelle der Mis regierung fofort r'üdsichtslos ahnden. Die bayerische Räte. nifter treten die Beauftragten und Kommiffare bes republit foigt dem Beispiel der russischen und ungarischen Boltes. In den öffentlichen Angelegenheiten herrscht voll. Völker. Sic nimmt fofort die brüderliche Berbindung mit diesen fommene Ordnung. Die Wirtschaft und die Verwaltung werden Belfern auf, jedoch lehnt sie jedes Zusammenarbeiten mit der ver. fortgeführt. Alle Angestellten- und Beamtenverbände des Landes ächtlichen Regierung Ebert- Scheidemann- Noste- Erzberger ab, weil haben sich mit den Soldaten solidarisch erklärt und gefie unter der Flagge einer sozialistischen Republik das imperialistisch. währleisten gemeinsam den Schutz und den Fortgang der Produktion. Lavitalistisch militaristische Geschäft des schmachvoll zusammen. Die Betriebe werden durch Betriebsräte der Arbeiter gebrodienen deutschen Raiferreiches fortfest. Sie ruft alle deutschen und Angestellten fontrolliert und gemeinsam mit der Bei Brüdervölker auf, den gleichen Weg zu gehen. Allen Proletariern, tung berwaltet. wo immer sie für Freiheit und Gerechtigkeit, wo immer sie für den Darum ist jede selbständige Sozialisierung aus revolutionären Sozialismus kämpfen, in Württemberg . im gefchloffen Ruhrgebiet , in der ganzen Welt, entbietet die bayerische Räte- Die Arbeiter, Soldaten- und Bauernräte haben die Pflicht, Die Arbeiter, Soldaten- und Bauernräte haben die Pflicht. republif ihre Grüße. Zum Beichen der freubigen Soffnung auf eine überall für den Schuß der Räterepublik und für ruhige glückliche Zukunft für die ganze Menschheit wird hiermit ber 7. April Entwicklung zu forgen. Sie übernehmen die Bitliche Gewalt und zum Nationalfeiertag ernannt. Zum Beichen des beginnenden Ab- fontrollieren die Verwaltung. Sie sind dem werftätigen Bolle für schiebes vom fluchwürdigen Zeitalter des Kapitalismus ruht a'm alle Sandlungen und Unterlassungen verantwortlich. Montag, den 7. April, in ganz Bayern die Arbeit. Montag, den 7. April, ist National feiertag. Die Arbeit Montag, den 7. April, ist Nationalfeiertag. Die Arbeit soweit sie nicht für das Beben des werftägigen Bolles notwendig ist, rust an diesem Tage. Die Eisenbahnen, die Nahrungs-, Waffer, worüber gleichzeitig nähere Bestimmungen ergehen. Es lebe das Licht- und Heizbetriebe versorgen das Bolt weiter. freie Bayern ! Es lebe die Räterepubli!! Es lebe die WeltDer revolutionäre Zentralrat Bayerns . revolution! J. A.: Niekisch
Der Wirrwarr ist in Bayern auf dem Höhepunkt. Der rebolutionäre Zentralrat in München verkündet die bayerische Sowjetrepublik, aber das bayerische Volk scheint nicht geneigt, dieser Parole widerstandslos zu folgen. Es wird daher die Bildung einer Roten Armee angekündigt, sowie die Einsegung außerordentlicher Kriegsgerichte, um mit solchen Gewaltmitteln jeden Widerstand gegen die neue Ordnung der Dinge zu brechen.
Gestern noch hat der unabhängige Minister Unterleitner in einer Münchener Versammlung gesagt, in Bayern würde es feinen Noste" geben. Die junge bayerische Sowjetpolitik scheint sich aber trotzdem ganz hübsch auf Noske" einzurichten: sie bekennt sich nämlich sofort zu dem Grundsatz, daß keine Staatsordnung ohne Machtmittel aufrechterhalten werden kann. Die Frage ist also nur, ob die Demokratie oder die Sowjetberfassung die berechtigte und richtige ist.
Die außerordentliche Landeskonferenz der bayerischen Sozialdemokratie in Nürnberg hat sich am Sonntag gegen die Sowjetverfassung ausgesprochen. In auffälligem Gegensat hierzu hat ein südbayerischer Gautag der Mehrheitssozialisten beschlossen, das Experiment mitzumachen, wenn sich die Unabhängigen und Kommunisten an ihm beteiligen. Der bayerische Landesbeschluß ist tapfer und grundsatzfest, der südbayerische Gautagsbeschluß ist ein Ergebnis jenes grundfaklofen taktifchen Geschaufels, das auch in Berlin von manchen Genoffen als letztes Heil und einzige Rettung angesehen wird.
Der füdbayerische Gautagsbeschluß hat nun freilich einen großen taftischen Hafen. Nämlich, die Kommunisten wollen gar nicht mitmachen; sie trauen dem mehrheitssozialistischen Landfrieden nicht, und ihr Mißtrauen ist vollkommen berechtigt, denn ein Sozialdemokrat fann unter feinen Umständen ein Gegner der Demokratie und Anhänger der Sowjetregierung sein. Die von den droht mit einem großen Krach zu enden. Unabhängigen zusammengeschobene„ Einigung des Proletariats"
Was jett in Bayern wird, weiß fein Mensch. Aber für die bayerische Sozialdemokratie kann es jetzt nur eine Aufgabe geben: fie muß den Weg zur Demokratie zurückfuchen. Sie muß und wird hoffentlich fordern, daß die Sowjetverfassung nicht eher in Kraft treten darf, als bis sie vom ganzen bayerischen Bolt in allgemeiner, geheimer Abstimmung bestätigt ist. is dahin ist die Herrschaft des Münchener Zentralrats eine auf feinerlei- Recht gegründete Gewaltherrschaft.
wird hoffentlich aus den Vorgängen in München weiter lernen, Die Sozialdemokratie, innerhalb und außerhalb Bayerns , Daß man eine Staatsordnung ohne Macht nicht aufrechterhalten kann. Wer das Riel will, muß auch die Mittel wollen. Es gibt nur zweierlei: Entweder wir bitten die Herren Erich Alles gehört der Gemeinschaft. Mübiam, Herrfurth und Lewien, die Regierung des Deutschen teiches zu übernehmen, und versprechen, ihnen getreue Untertonen zu sein, oder wir entschließen uns, die Staatsordnung, die wir für die gerechte und richtige halten, und zu der wir uns nach unserem Programm bekennen, mit allen Machtnach unserem Programm bekennen, mit allen Machtmitteln aufrechtzuerholten.
Sind wir dazu entschlossen, so fönnen wir auch nicht wollen, Daß aus Anlaß des bevorstehenden Rätekongresses in Berlin herumgevutscht wird, um hier ähnliche Ergebnisse wie in Bayern zu erzielen. Die Zeiten sind viel zu ernst, als daß wir uns den Spaß der Ausrufung einer Sowjetrepublik in Berlin auch nur für einige Tage gestatten fönnten. Das Recht des ganzen Voltes, über fich selbst zu bestimmen, ist uns viel zu heilig, als daß