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Nr.181. 36.Jahrg.

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Boft- gettungs- Breisliste

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Sozialdemokrat Berlin  ,

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Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Dienstag, den 8. April 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplan, Nr. 117 53-54.

Die Unruhen in Magdeburg  .

Lebensmittellager geplündert. Die Zitabelle ge Arbeiter! Parteigenossen! Das bayerische Durcheinander.

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Kaum liegen die Schrecken der ersten Märahälfte hinter und und schon wieder wird von gewissenlosen und unverantwortlichen Kreisen in den Betrieben Groß- Berlins für einen neuen Genes alstreit Stimmung gemacht, der gelegentlich der Tagung des Rätefongresses die deutsche   Räterepublik proklamieren soll.

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ftürmt. Versuchte Gefangenenbefreiung. Magdeburg  , 8. April.  ( Eigener Drahtbericht des Bor­wärts".) Heute vormittag fand auf dem Domplat eine von etwa 8000 Personen besuchte Versammlung von Anhängern der Unabhängigen und Kommunisten statt, in der erklärt wurde, daß die Arbeiter so lange im Streit verharren wollen, bis Brandes freigelassen sei. Die Straßenbahn, die heute mor Das deutsche Bolt befindet sich in einer Lage, in der nur an gen verkehrte, hat um 10 Uhr vormittags ihren Betrieb voll geftrengtefte Arbeit uns die zu unserem Weiterleben notwendigen tändig eingestellt. In der Nacht fanden große Plünde. Rohstoffe und Lebensmittel verschaffen kann. Die Unabhängigen rungen und wilde Schießereien statt. Im Hafen und Kommunisten wünschen anscheinend nicht, daß das Bolt Rob­und auf dem Packhof wurden die Lebensmittellager, ftoffe, Arbeitsgelegenheit und Lebensmittel erhält, Nur eine ar­deren Inhalt als Bugabe für die nächste Woche beitslose, hungernde, verzweifelnde Arbeiterschaft bildet den geeig verwendet werden sollte, gestürmt, teils verneten Boden für die terroristische Gewaltherrschaft einer Minder­nichtet, teils geraubt. Der Schaden beträgt etwa heiten und fanatischer Bhrafenhelden, deshalb Streit im Kohlen­400 000 M. Arbeiter und entlassene Soldaten stürmten die Zitadelle und raubten Gewehre und Munition, die fie verteilten. Auch auf das Justizgebäude wurde ein Sturm unternommen, um die Gefangenen zu befreien. Die Angreifer wurden jedoch abgewiesen. Das Justizgebäude wurde stark beschoffen und hat erheblichen Schaden erlitten.

Magdeburg  , 8. April.  ( Eigener Drahtbericht des Vor­wärts".) Den hier anwesenden Regierungstruppen ist es ge­lungen, die Hauptgebäude zu sichern; jedoch konnten Lebensmittelplünderungen im Hafengebiet nicht verhin bert werben. In Halle ist alles ruhig.

Landsberg   in Berlin  .

bergbau, Störung des Eisenbahnverkehrs, Streit, Streit, General­streit, damit der wirtschaftliche Zusammenbruch als Vorausfegung der Gewaltherrschaft kommt.

Wie wir erfahren, ist Minister Landsberg   heute glücklich in nenaufbau mub jest unfere Losung sein. Berlin   eingetroffen.

Wie die B. 3." erfährt, ist ber fommandierende General in Magdeburg  , von Kleist  , der gestern vormittag zugleich mit dem Minister Landsberg   und einer Anzahl anderer Offiziere von Sol­daten festgenommen worden war, gestern nachmittag wie ber freigelassen worden.

Zur Magdeburger   Revolte.

Eine Erklärung des Zentral- Soldatenrats des IV. A.-K. Vom Zentral- Soldatenvat des 4. A.-R. geht uns folgende Gr. flärung zu:

Bur Meldung des W. T. B. Berlin vom 4. d. M. über ge­plante Militärrevolte im Bereiche des 4. A.-K. fühlt sich der Ben tral- Soldatenrat 4. A.-K. veranlaßt, das Nachstehende zur Klar stellung des Sachverhalts auszuführen.

Aus Bayern   wird uns geschrieben:

Der Präsident des bayerischen Rätekongresses, der Augs­ burger   Volksschullehrer Nietisch, bisher Mitglied der alten sozialdemokratischen Partei, hatte sich dazu hergegeben, die Ge­schäfte der kommunistischen   Kulissenschieber in München   zu be­forgen und die Frage der Brotlamation der Räte. republik   ins Rollen zu bringen. Die von Nietisch in Augs­ burg   in Szene gefeßte Sundgebung nebst obligatem Demonstra­tionsstreit sollte den Auftaft bilden für die dritte Revolu­tion" in München  . Die zweite hatte mit dem wohlvor­bereiteten Attentat auf den Minister Auer begonnen, daß auch ohne die von den Arrangeuren nicht vorausgesehene Ermor dung Eisners durch einen vereinzelten reaktionären Fanatifer erfolgt wäre. Diese zweite Revolution" wurde, wie bekannt, nicht im Sinne der Kommunisten und der bolschewistisch infizierten Gruppen der beiden sozialdemokratischen Parteien zu Ende geführt, sondern durch ein Kompromiß, das die Bil­bung einer aktionsfähigen neuen Regierung ermöglichen sollte, den Wiederzusammentritt des ordnungsmäßig gewählten, durch die Attentate auseinandergetriebenen tags zu einer kurzen Tagung gestattete, und die Eingliederung des Rätesystems in die verfassungsmäßige Ordnung der Gewalten einleitete.

Bon der Regierung wird verlangt, daß sie sozialisieren und bemokratifieren foll- schnell, fofort, überall.& ort währenber Streit macht biese Arbeit unmöglich. Und wer will durch einen abermaligen Generalstreik die Verantwortung übernehmen, für die nach den letzten Erfahrungen untrennbar mit dem Generalftreik verbundenen Plünderungen, Morde und Zer ftörungen? Arbeiter, Parteigen offen! Schüßt euch und eure Faden Vertretern der U. S. P. und des Bayerischen Bauernbundes  Schon beim Abschluß der Münchener   Vereinbarungen mit milien. Stellt euch energisch in die Front gegen finnlose fonnte man voraussagen, daß es sich bestenfalls um einen Streifheter, lehnt jebe Teilnahme entschrieben ab. Arbeit und Waffenstillstand handelte. Jede Vereinbarung mit der Landes­parteileitung der U. S. B. in Bayern   wurde schon dadurch praktisch unwirksam, daß die Münchener   Lofalorganisation der ,, Unabhängigen" den fagenhaften Trennungsstrich nach links demonstrativ megwischte und offen das Bündnis mit der Kommunistenpartei proflamierte. Auch im Bayerischen  Bauernbund tritt der Gegensatz heterogener Elemente immer flarer zutage: Eisenberger( und die rechtsstehenden Führer" natürlich erst recht!) betonen scharf ihre Abneigung gegen das Projekt der Räterepublik, während die revolutio näre", scheinraditale Gandorfer Clique von Anfang an mit den rabiatesten Unabhängigen geliebäugelt hat und wohl ohne weiteres bereit wäre, den Unfug der Räterepublik mitzu­machen.

Der Vorstand der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Groß- Berlin.

Durch alle diese Maßnahmen befürchten wir, wirb die ver­antwortliche Regierung in falsche Bahnen gelen ft und das Volk niemals zur jo nötigen Ruhe kommen.

Magdeburg  , den 4. April 1919.

Die Delegierten der Soldatenräte bes 4., 16. und 21. A.-R. Ein radikalerer Antrag wurde gegen wenige Stimmen abge­lehnt. Weiteres hat der Bentral- Soldatenrat 4. A.-S. zu dieser An­gelegenheit nicht zu sagen. Klarstellung wird der Preffe übergeben werden. Der Zentral- Soldatenrat 4. A.-K. Stegel. Böldel.

Der Münchener   Bentralrat hat in den letzten Wo­chen deutlich gezeigt, wie schwer es ihm fiel, die Macht an die nunmehrige reguläre Regierung abzutreten. Es sei nur daran erinnert, wie er das neue Ministerium noch rasch vor dessen Konstituierung in der Sozialisierungsfrage feft­zulegen suchte. Auf das Angebot an Sachsen   ist ja freilich eine sehr reservierte Antwort eingegangen. Aber in dem stillen Kampfe, der in München   in den letzten Wochen zwischen der Mehrheit des Ministeriums und dem von Niekisch   formell ge­leiteten, von Landauer, Mühsam und Konsorten beeinflußten Sentralrat ausgefochten wurde, hat die Minderheit im Ministe­

Es handelt sich danach um einen Konflikt zwischen dem Grundsatz der Führerwahl und dem Ernennungsrecht der Re­gierung, an dessen Ausbruch die verschiedenartigen Verhält niffe auf diesem Gebiet mehr schuld zu tragen scheinen als die Mannschaften. Diese aber haben sich offenbar, wenn auch ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen, von spartakistischen Drahtziehern mißbrauchen lassen. Wohin die Fahrt geben follte, zeigt die mißglidte Gefangennahme des Reichs- rium, repräsentiert durch den als Vertreter der Unabhängigen iustisministers Landsberg   deutlich genug!

Die Lage im Ruhrrevier.

Aus Essen   wird uns telegraphiert:

in das neugegründete Ministerium für Handel, Gewerbe und Industrie eingezogenen Josef Simon, es durchzusehen ge­wußt, daß dem Wiener Experimental- Sozialisierungstechniker Dr. Neurath die Leitung eines neuen Sentralwirtschafts­amtes übertragen wurde. Ueber Stellung und Kompetenzen Neuraths herrscht noch durchaus keine Klarheit.

Bom Bollzugsausschuß des 21. A.-R. wurde uns am 1. b. M. mitgeteilt, daß Berfügungen vorhanden seien, die die Auflösung bes 21. A.-. anordnen, und zwar in der Art, daß sämtliche Unteroffiziere und Mannschaften, die nicht bereit seien, in die Freiwilligenformationen oder Reichswehr überzutreten, zu ent­Lassen feien; die Offiziere dagegen feien vorläufig zu beurlauben. Die Erregung hierüber im 21. A.-S., insbesondere bei den atti. ven Unteroffizieren, war, wie bei einer am gleichen Tage in Magde burg stattfindenden Versammlung der altiben Unteroffiziere des 4., 16. und 21. A.-. festgestellt wurde, und die wir auch ganz ge­rechtfertigt fanden, sehr groß. Betont wird hierbei, daß die meisten ber anwesenden der alten sozialdemokratischen Partei angehörten. Anschließend hieran erfolgte auf Antrag des 21. A.-. eine Besprechung mit den Fraktionsvorständen der beiden sozialdemo­fratischen Parteien mit dem Biele, eine Abfegung der reaktionären Offiziere herbeizuführen, um hierdurch die Regierung zu schüßen, ba unter den jeßigen Zuständen und Führung nicht jeder Unter- Der Streit hat gestern noch eine leine 8unahme er. offizier und Mann zum Eintritt in eine Freiwilligenformation be- fahren. Wegen Kohlenmangels werden mehrere Industriebegirte in Die loyale Durchführung der mit dem Landtag ge­reit ist. Auch von den Mehrheitssozialisten wurde hierbei zugegeben, den nächsten Tagen ihre Arbeit einstellen müssen. In Mülheim   troffenen Abmachungen, die sich der Ministerpräsident Hoff. baß die reaktionären Offiziere fich von Tag zu Tag zu einer immer liegen auch das Gas- und Elektrizitätswert still, so daß die Stabt mann angelegen sein ließ, geht dem Zentralrat wider den größeren Gefahr für die Regierung ausivüchsen; trotzdem verlief tein Licht hat. Die Bestrebungen, auch das Wasserwert Strich. Für die unentwegten Anhänger der Diktatur Die Besprechung negativ. Anberntags fand darauf eine Versammlung der Delegierten ftillzulegen, gehen weiter. Auch in Hamborn   wollen morgen die des Proletariats"( lies: Diftatur der Münchener  ber Soldatenräte bes 21., 16. und 4..-. ftatt, die auf Antrag des Arbeiter des Gas- und Wafferwerts ftreifen. Es wird Spartafistenführer) ist der Landtag erledigt; er ist am 21. Fe­Zentral Soldatenrais 4. M.-S. au folgender Entschließung führte: gehofft, baß wenigstens das Wasserbert in Betrieb gehalten werden bruar ,,, bavongelaufen", er gilt als Deferteur". Jeder Die heute in der Bürgerhalle zu Magdeburg   versammelten fann. Bei Krupp   in Essen   konnten auch heute infolge des starken Rätekongreß würde natürlich auch auseinanderstieben, so­Bertreter des 4., 16. und 21. Armeekorps sprechen sämtlichen Widerstandes der die Zugangsstraßen beset haltenden Streifenden bald unter die Mitglieder gefchoffen würde. Aber das ist Offizieren mit Ausnahme der Feldwebelleutnants und ande. Tausende von Arbeitswilligen nicht den Zutritt au ben Werken er 2äre die Landtagswahl im Sinne der falschen Eisnerschen zu Nebensache; es gilt eben die Diskreditierung des Landtags. rer aus dem Mannschaftsstande hervorgegangenen Offiziere( nicht swingen. Einjährigen) und Oberbeamten das Bertrauen ab und Prophezeiung, daß, 95 Prozent der Bevölkerung" hinter den Reine Notstandsarbeiten in Mühlheim. fordern bie restlose Entlassung dieser Personen. Unabhängigen ständen, ausgefallen, dann wäre selbstver­Wir stehen auf dem Standpunkt. daß durch das Anwachsen Mühlheim  ( Ruhr), 7. April. Die Etreiflage hat sich außer ständlich jetzt der Landtag die richtige Vertretung des Volkes, der Freiwilligenverbände, in deren Reihen häufig die von ihren ordentlich verschärft, nachdem die Arbeiter der Firma Thyffen, und die enttäuschten Unabhängigen würden nicht im Traum alten Truppen abgelehnten Offiziere Aufnahme gefunden haben, der Friedrich- Wilhelmhütte und einer großen Reihe von Gerbereien an die Stäterepublik denken. Den Landtag völlig und sowie durch die Bildung der neuen Reichswehr, in der diese ab- in einen Sympathieftreit für die Bergarbeiter eingebeten sind. Die dauernd auszuschalten, ist das ausgesprochene Biel. gelehnten Offiziere ebenfalls ein Untertommen finden, die Gas. und Elettrizitätsversorgung hörte heute Reaktion der Rechtsparteien in besorgniserregender nachmittag auf, so daß die Stadt ohne Licht ist; Theater und Beise gefördert wird, während auf der andern Seite durch Kinos mußten geschlossen werden. Eine Bertreterversammlung Entlaffung der Mannschaften, durch die Auflösung der Bolts- und sämtlicher Arbeiterorganisationen beschloß heute, die Motstands. Sicherheitswehren die Träger der Revolution mehr und mehr an arbeiten nicht mehr auszuführen, und proffamierte den General Ginflug verlieren. Hierzu tommt noch, daß man das reaktionäre Bürger und Bauerntum durch Bildung von soge- streit. Man forbert die sofortige Entlassung aller poli nannten ,, Einwohnerwehren" organisiert und bewaffnet, aber das tifchen Gefangenen und die Auflösung des Frei­Proletariat waffenlos läßt. torps Schula

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Den Münchener   Rommunisten. ist die Beteiligung der Unabhängigen und eines Teiles der dortigen Mehr­beitsfozialdemokraten, die es aus den berühmten taktischen Gründen für angezeigt balten, mit den Wölfen zu Heulen, nicht einmal recht: fie wollen die Räterepublik allein machen. Bevin erklärt sich gegen jedes Kompro­miß mit den Rätefanatikern der beiden sozialdemokratischen Barteien und perdächtigt diese Leute fogar gegencebo­