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Auflehnung der Mehrzahl ihrer Mitglieder gegen die auS Anlaß des Verbotes des sozialdemokratischen Sängersestes getroffenen obrigkeitlichen Anordnungen und Verfügungen aufzulösen. Es könne nicht geduldet werden, daß ein Institut, das sich des Pro- tektorats Sr. Majestät des Königs zu erfreuen habe und Hab und Gut der Bürgerschaft zu schützen berufen sei. zum Tummel- platze sozialdemokratischer. Monarchie und Ordnung unter- grabender Agitationen gemacht werde. Der Aufruf schließt mit der Bitte an die über 13 Jahre alten Einwohner, die der Meinung sind, daß eine freiwillige Feuerwehr nur auf dem Boden der bestehenden Ordnung in Treue gegen König und Vaterland ihrer Aufgabe gerecht werden kann, der neu zu de- gründenden freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Diese stadt- räthliche Weisheit noch zu kritisiren, erübrigt sich wohl für die 5.eser desVorwärts". In Hartha   natürlich einer sächsischen Stadt wurden gleich zwei Arbeiter-Gesangvereine ausgelöst. Wegen einiger Redewendungen, wie man sie täglich in Bourgeois-Zeitungen finden kann, wurde in Wien   Dr. Ellen- b o g e n zu ö Wochen Arrest verurtheilt. , Sozial« Ite&etlfdjfi Ein seltener Fall und deshalb um so anerkennenswerther ist es, wenn Fabrikanten für unverkürzte Sonn- tagsruhe eintreten. Eine Anzahl deutscher Papier  - faorikanten that es in einer an den Bundesrath gerichteten Eingabe und zwar zur Entgegnung aus die Agitation jener Papierfabrikanten, die die Sonntagsruhe aus 12 Stunden ver- kürzt haben wollen. Dagegen wendet sich die Eingabe u. a. wie folgt: Die technische Durchführbarkeit der Sonntagsruhe, so wie sie in der Novelle zur Gewerbe-Ordnung vom 1. Juni 1391 bezw. in dem Entwurf für Ausnahmebestimmungen für unser Gewerbe vorgesehen ist,.... ist in ausgiebigstem Maße nachgewiesen durch die große Zahl deutscher und ausländischer Papier- fabriken. welche seit rhrem Bestehen oder seit langen Jahren die volle Sonntagsruhe mit 24 stündigem Stillstanoe der Papier  - Maschinen und einem 12 stündigen des Mahlzeuges oder sogar noch darüber hinaus geübt haben. ... Was nun die von den Gegnern der vollen Sonntags- ruhe so sehr hervorgehobenen wirt y schaftlichen Schwierig- leiten anbelangt, so ist zunächst nicht zuzugeben, daß sich bei Einführung des 24 stündigen Stillstandes am Sonntage die Leistungsfähigkeit einer Papiermaschine im Aerhältniß der verringerten Betriebszeit vermindert. Fast alle die vielen sich im Laufe der Woche nothwendig machenden, manchmal recht viel Betriebszeit raubenden Reparaturen und kleinen Um- änderungen an der Papiermaschine können alsdann leicht ans den Sonntag verlegt werden. wodurch nur wenige Personen in An- spruch genommen werden, und fo kann an Wochentagen die Maschine viel regelmäßiger und ungestörter arbeiten als bei durchgehendem Betriebe. Es ist klar, daß hiermit der durch letztere erzielte Vorsprung in der Erzeugungsfähigkeit beträchtlich ein­geholt, wenn nicht ganz ausgeglichen wird. Dabei ist es nach den Erfahrungen vieler der Unterzeichneten eine unbestreitbare Thatsache und als solche von hervorragenden Volkswirthfchafts- lehrern anerkannt, daß ein die Sonntagsruhe genießender Ar- beiterstamm, weil körperlich, geistig und moralisch frischer und gesunder, sowohl qualitativ als quantitativ leistungsfähiger ist, als ein solcher, welchem kein voller Ruhetag zu Theil wird. Es wird vielfach hervorgehoben, daß bei 12stündigem Stillstande der Papiermaschinen schon durch den Wechsel von Tag» und Nachtschicht den Arbeitern eine 24stündige Ruhe geboten würde, daß dagegen bei 24 stündiger Betriebspause der Belegschaft ab- wechselnd in einer Woche eine 24, in der folgenden Woche eine 43 Stunden dauernde Ruhe zu Theil würde. Gewiß ist dabei zu bedauern, daß wegen des nöthigen Schichtewechsels die sonn- tägliche Ruhezeit nicht eine gleichmäßige sein kann, umsomehr, als dieselbe durch die oft s ehr weiten Wege von und zur Fabrik erheblich verkürzt wird. Unter Berück- sichtigung des letztangeführten Umstandes aber ist es um so einleuchtender, daß bei nur 24 st ü n d i g e r Ar- veitSpause den Arbeitnehmern die beabsichtigten Wohl- thaten des Gesetzes(... Zusammenleben mit der Familie während des ganzen Sonntages) aar nicht zu theil werde» können. So ist es denn eine gerechte Forderung, daß er dieselben durch die 48stündige Ruhe wenigstens alle 14 Tage genieße.... Hiernach schließen wir mit der ganz ergebenen Bitte an den hohen Bundesrath: Es mögen die Bestimmungen über die Sonntagsruhe für unser Gewerbe so aufrecht erhalten werden, wie sie in der Novelle zur Gewerbe-Ordnung vom 1. Juni 1891 bezw. in dem Entwurf für Ausnahmebestimmunge» v o r g es eh e n sin d, mit der Maßgabe jedoch, daß der von falschen Voraussetzungen ausgehende Absatz 1 auf Seite 6 der Erläuterungen(wegen gesärbter Feinpapierej fallen m ö g e." Schaffnug eine» Gewerbegerichts fordern die Arbeiter der hessischen Orte K o st h e i m, B i s ch o f s h e i m und G i n s h e i m. Daß die Bergarbeiter Sachsens nichts von der Petition wissen wollen, die im Interesse der Grubenverwaltungen gegen die Petition des Bergarbeiter-Verbandes dem Landtag und der Regierung zugesandt werden soll, geht aus einer Bekanntmachung des Zwickau  -Oberhohndorfer Steinkohlenbau-Vereius hervor, die vom 27. Juli datirt ist. Es heißt darin:Trotzdem auch unser Werk wiederholt öffentlich verunglimpft worden ist, hat sich auf unserer Belegschaft von nahezu 2000 Köpfen kein Mann ge- f u n d e n. der den Muth gehabt hätte, das Werk, das ihm jahraus jahrein Lohn und Brot gewährt, das man bei jeder Gelegenheit zu finden weiß, wenn Mangel und Roth an die Thüre klopfen, auch nur mit einem Wort in Schutz zu nehmen... Die Behandlung der zur Unterschrift ausliegcndcn Eingabe an das hohe Ministerium wird uns darüber Ausschluß geben, was wir von unserer Belegschaft zu halten haben, aber auch darüber, wie wir uns zukünftig ihr gegenüber zu benehmen haben." Es ist klar, daß eine Petition, wofür in solcher Weise agitirt werden muß, vollständig werthlos ist. Die Hinterbliebene» der in Karwin vernngliickten Bergleute werden nicht einmal gehörig unter st ützt. Manche erhalten gar nichts. Die Wiener  Arbeiter-Zeitung  " bringt dafür mehrere Belege. Und dabei macht man in Oester- reich mit großer Emphase in Arbeiterschutz! GerrrerltfUrnfkliihes. An die Gewerkschaften Berlins  ? Wir ersuchen alle diejenigen, die noch im Besitz von Sammellisten vom Berliner  Zwickerstreik sind, diese innerhalb 3 Wochen abzuliefern, widrigen- falls wir gezwungen sind, die Name» der Restanten zu veröffent- lichen. Auch diejenigen, die noch Verpflichtungen gegen die Lohn- kommission zu erfüllen haben, mögen innerhalb dieser Zeit für Regelung dieser Angelegenheit sorgen. Die Lohnkommission der Schuhmacher. I. A.: R. Temmler, Prenzlauer Allee 36a. Achtung, Töpfer! Der Zuzug nach R o st o ck ist auf's Strengste fernzuhalten, indem wir uns zur Zeit hier im Streik befinden. Briese und Sendungen sind an C. B u g d a h n, Zentralherberge, Beguinenberg 10, zu richten. Zuzug von Steinfetzern nach Stettin   ist nach wie vor streng fernzuhalten. Der Streik währt nun die 19. Woche. Der Sieg ist sicher, wenn die Unternehmer, wie bisher, keinen Zufluß an Arbeitern bekommen. In Königsberg   i. Pr. baben die Steinsetzer eine Lohnerböhung von S Pf. pro Stunde durchgesetzt. Diesen Sieg haben sie ihrem geschlossenen Vorgehen zu verdanken. Die Stein setzrammer sind in den Ausstand getreten, um 30 Pf. Minimallohn pro Stunde zu er- reichen. Die Jnnungsmeister wollen nur 30 Pf. überhaupt zahlen. Da die Arbeit, und zwar infolge der Annahme des russischen Handelsvertrages, in vollem Gange ist, so ist Aussicht vorhanden, daß der Ausstand für die Arbeiter günstig verläuft. Adresse: R. Herpeng, Königsberg   i. Pr., Bülowstr. 34. Aufruf? Arbeiter, Genossen? Bereits sechs Wochen dauert nun der Streik der Arbeiter der Oflernburger Glashütte, ohne daß ein Ende desselben abzusehen wäre. Die Direktion der Hütte hat alle erdenklichen Machinationen ausgeheckt, um zwischen die Streikenden Uneinigkeit zu bringen und Streikbrecher zu ge- Winnen. Um ein Beispiel anzuführen, ist die Direktion klagbar geworden gegen fast alle Arbeiter, welche eine Fabrikwohnung inne hatte», weil diese nicht mit der Arbeit auch die Wohnang verließen, sondern sich auf das landesübliche Mielhgesetz stützten. Doch unterlagen in diesem Prozesse die Arbeiter, weil die Wohnung vom Richter als ein Theil der Entlohnung angesehen wurde. Kaum war das Urtheil gefällt, so war auch der Ge- richtsvollzieher zur Exmission zur Stelle. So wurde am Montag, den 31. Juli, noch spät Abends eine Familie von 12 Köpfen, die Eltern mit 10 Kindern, auf die Straße gesetzt. Und dies geschieht an Arbeitern, die theilweise 2030 Jahre in der Hütte gearbeitet haben. Wieherrlich" wird dadurch die Menschen- und Arbeiterfreundlichkeil des Direktors, Herrn August Schnitze, illustrirt! Die Arbeiter aber sind trotzdem nicht gewillt, dem Despotismus des Herrn Schultze sich zu unter- werfen und ihren Nacken zu beugen. Ihre Unterwerfung bedeutete aber auch die Hinabdrückung ihrer Lebenshaltung auf ein Niveau, das verhältnißmäßig dem der Weber im Eulengebirge   gleichkäme. Um den Kampf siegreich zu Ende zu führen, bedarf es aber Eurer Unterstützung, Ihr Arbeiter und Genossen allerwärts, und appelliren wir von Neuem an Eure Opferwilligkeit und Euer Solidaritätsgefühl.' Wir haben für 159 Familien zu sorgen und 127 ledige Arbeiter zu unterstützen. Im Ganzen sind es 852 Personen. Wir haben in den 5 Wochen 10 223,83 M. an Unter­stützung ausbezahlt und werden wir, wenn wir so weiter unter- stützen können, sicher in kurzer Zeit siegen. Arbeiter, Genossen, helft uns in unserem gerechten Kampfe, springt uns bei mit Eurer Solidarität! Die Streikkommission der Glasmacher zu Osternburg   bei Oldenburg  . Ausländische Streiks. Die Wiener   Lederzurichter beschlossen in einer Versammlung, die nach bürgerlichen Berichten von 500 Personen besucht war, Mittwoch, den 3. August, die Arbeit niederzulegen. In der Metallwaaren-Fabrik von M. Hacker in Wien  , IV., Phorusplatz 7, haben die Arbeiter und Ar- beiterinnen aller Fächer, als: Gürtler, Drucker, Graveure, Galvaniseure. Maschinenschlosser, Schleifer, Maschinenwärter und Poliere die Arbeit niedergelegt. Gefordert wird die Entlassung des Direktors. Bürgerlichen Berichten zufolge sollen die streikenden Arbeiter der Schlachthöfe Chicago's   beschlossen haben, die Arbeit wieder aufzunehmen. Von den ausständigen Bergleuten in Süd-Carolina   und Ne u- M e x i k o wird das gleiche be- hauptet. Sie sollen zu den alten Löhnen weiter arbeiten wollen. Internationaler Tabakarbeiter-Konareß. Der Kongreß wurde am Sonntag in Basel   eröffnet. Vertrete» ist Deutsch  - land durch 3, Belgien   durch 4, Holland   durch 2, Luxemburg  durch 1 und die Schweiz   durch 5 Delegirle. Außerdem wohnen Delegirte des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und des Basler   Arbeiterbundes den Verhandlungen mit berat   hender Stimme bei. Die Frage, ob man jeden Tag ein anderes Präsidium wünsche, wurde mit Rücksicht auf möglichst schnelle Erledigung der Tagesordnung verneint. Zum ersten Vorsitzenden wurde Junge aus Bremen  , zum zweiten van Leda aus Brüssel   gewählt; zu Schrift­führern H. E i ch e l s h e i m aus Amsterdam   und P a l m e r aus Leipzig  . Als Uebersetzer fungirt C. Germer aus Antwerpen  . Vor Eintritt in die Tagesordnung verliest H. I ü g st e r s aus Antwerpen   im Austrage des inter  - nationalen Komitees zwei Briefe, worin die Amerikaner und Engländer die Theilnahme am Kongreß ablehnen. Die Ent- schuldigung der Amerikaner, daß sie die Einladung zu spät er- halten hätten, wird als leere Ausrede bezeichnet, weil die Ameri- kaner schon zwei Monate zuvor beschlossen hätten, den Kongreß nicht zu beschicken. Die Abstimmung am Kongreß soll, wie bisher, nach Nationalitäten erfolgen. Die Verhandlungen sollen jeweils früh 912 und Nachmittags 26 Uhr stattfinden. Hieraus ver- liest I ü g st e r s den Kassenbericht über den internationalen Eonds der Tabakarbeiter. Danach betrugen die Einnahmen: assabestand 1892 2233,03 Fr., aus Belgien   1561 Fr., tolland 1582,75 Fr., Teutschland 3700 Fr., Luxemburg   45,15 Fr., änemark 1802 Fr., Schweiz   68,75 Fr., Zinsen 151,80 Fr., Summa der Einnahmen 11 144,53 Fr. Dem steht eine Ausgabe (für Kongreßkostcn, Berichte zc.) von 1161,64 Fr. gegenüber. Zur Prüfung dieser Rechnung werden süns Revisoren gewählt. Hier- auf folgt die Berichterstattung der Telcgirtcn der verschiedenen Länder. Da die Berichte gedruckt vorliegen, begnügt man sich mit der Uebersetzung in's Holländische. Zum deutschen Bericht, womit der Ansang gemacht wird, giebl Strom berg aus Hamburg   noch einige mündliche Erklärungen.(Fortsetzung folgt.) Tie Errichtung eines GcwerkschaftSkartellS beschlossen die Arbeiter der bei Stellin gelegenen Ortschaften Grabow  , Bredow, Z ü l ch o w u. a. Aus Witten   meldet dieRheinisch-Westtälische Arbeiter- Zeitung: Eine Lohnreduktion von zehn Prozent wird den Walzwerksarbeitern der Steinhauserhütte zu- gemuthel. Die Arbeiter wollen die Kürzung nicht annehmen und haben zum 15. d. M. gekündigt. Verls,»nnlungen. Der sozialdemokratische Wahlverei» fiir den vierten Reichstags< Wahlkreis hielt am 7. August seine General- Versammlung ab, in welcher der Vorstand den Vierteljahres- bericht erstaltete. Danach haben im zweiten Quartal fünf Ver- sanimlungen stattgefunden, die sämmtlich gut besucht waren. Ein Beweis, daß das Interesse der Parteigenossen für den Wahl- verein im Steigen begriffen ist. Die Einnahmen haben 1476.82 M.(sammt einem Bestände von 391,72 M.) betragen, die Ausgaben 1115 M., sodaß ein Bestand von 361,82 M. ge­blieben ist. Die auf der Tagesordnung stehende Bernthung des neuen Statutenentwurfs und Vorstandswahl mußte, da die von der Statutenkommission beschlossene Drucklegung des aus- gearbeiteten Entwurfs infolge eines Mißverständnisses unter- blieben war. auf acht Tage vertagt werden. Unter Verschiedenen! theilte Genosse Scholz mit, daß der Restauratenr Fröhlich, Reichenbergerstr. 73a, durch ein Versehen in die Liste der Gast- wirthe, welche ringsreies Bier führen, hineingekommen ist; er gehört nicht hinein, ebenso wenig wie der Gastwirth Segel, Grünauer- und Wienerstraßen- Ecke, der in der Liste stand, gleichwohl aber am Sonnabend boykottirtes Bier bekommen hat. Eine gut besuchte öffentliche Versammlung der Brauerei-Arbeiter, zu der auch deren Frauen zahlreich er- schienen waren, tagte am 7. August in denArminhalle»". Schneider unterbreitete Nanlens der Kommission zwei aus Arbeitsvermittelung bezügliche Anträge, sowie ein neu aus- gearbeitetes Statut nebst Reglement des Arbeitsnachweises und empfahl der Versanimlung deren Annahme. Die Diskussion ge- staltete sich ziemlich lebhaft. Wagner rügte das Nichterscheinen der Kollegen Dreyer und Gruner zu Len KommissionS« berathungen und verlangte Neuwahlen für deren Aemter. Hilpert gab den in Brauereien beschäftigt gewesenen Hand- werkern, wie Schmieden, Schlossern, Stellmachern k den Rath, sich in die Arbeitsnachweise ihrer resp. Berufe eintragen zu lassen, wodurch für sie die Chance. Arbeit zu erhalten, steige. Bei Nachfrage nach Arbeitskräften dieser Art werde sich felbst- verständlich die Kommission ebenfalls an den betreffenden Nach- weis wenden und Leute verlangen, die bereits in Brauereien thätig waren. C. R i ch t e r trat für Annahme der unveränderten Anträge ein, während Schüler ersuchte, diejenigen, welche durch Agitation:c außer Arbeit gekommen sind, zuerst unterzu- bringen, da die Ausgesperrten Hoffnung haben, über kurz oder lang, und wenn nicht eher, dann bei Beendigung des Boykotts, ihre allen Stellungen zu erhalten. Stellmacher Brüß huldigte ebenfalls der Ansicht, daß man den Unternehmern nicht allzu großen Spielraum in der Auswahl der ihnen zugesandten Arbeiter einräumen dürfe, sonst würden viele gar nicht unterzubringen sein. Franke(Obmann der Gewerkschaftskommission) versuchte diese Bedenken zu zerstreuen, ebenso der inzwischen erschienene Referent Genosse P f a n n k u ch. Die Anerkennung der Organisation und des Arbeitsnachweises seitens des Brauereiringes bleibe der Kardinal- punkt bei dem gegenwärtigen Kampf. Im klebrigen hänge die Beendigung des Boykotts nicht von den Brauereiarbeitern, son- dern von anderen Faktoren und dem Willen der gesammten Ar- beiterfchasl ab. Nachdem die etwas aufgeregten Gemüther auf diese Weise beruhigt waren, gelangten Statut und Reglement unverändert und die als Direktive für die Kommission geltenden Anträge in folgendem Wortlaut zur Annahme: 1.Die Versammlung beschließt die Einstellung verlangter Brauerei-Hilfsarbeiter wie folgt zu regeln: Brauerei-Hilfs- arbeiter, die durch Entscheidung der Kommission als solche bezeichnet werden, die bestimmt in ihren alten Stelliingen nicht mehr Aniiahme finden und mindestens seil dem I. April d. Jrs. dem Brauerei- Hilfsarbeiter- Verein an- gehören, werden möglichst zuerst, der Reihenfolge ihrer Entlassung nach, von der Kommission in Arbeil geschickt." 2.Die Versammlung beschließt die Einstellung der jetzt verlangten Brauer wie solgt zu regeln: Es wird ab- wechselnd ein in der alten Arbeitsnachweis-Liste ein- getragener Brauer, sosern er den Nachweis erbringt, daß er vor dem 1. Mai d. I. organisirt war, und einer von der Liste der ausgesperrten Brauer, der Reihenfolge nach, wie sie eingetragen sind, von der Kommission in Arbeit geschickt." Hierauf hielt Genosse Pfannknch einen Vortrag über denStand des Bierboykolts". In anbetracht der hohen Temperatur im Saale und um die Wirkung des Vortrages nicht abzuschwächen, wurde von einer Diskussion Abstand genommen und die von etwa 500 Personen besuchte Versammlung mit eisttUl Hoch aus die Sozialdemokratie geschlossen. Depcf'rfieu. (Wolff'S Telegraphen-Bureau.) Miiuchen, 8. August. Heule entstand in der Steinheils- straße Kleinfeuer. Die Feuern ehr eilte herbei. Als darauf ein Privatmann niit einer defekten Laterne den Keller betrat, er- folgte eine BenzinexplosioN, durch welche acht Feuerwehr- lenie und zwei andere Personen, theilweise sehr schwer, verletzt wurden. Tanzig, 3. August. Der Staatskommissar meldet: Bei zwei Personen ist in der russischen Grenzstadl Dobrzyn gestern Cholera bakteriologisch festgestellt worden. Vom 3. bis 6. August kamen in Dobrzyn 30 choleraverdächtige Erkrankungen mit 5 Todes- fällen vor. Die Epidemie besteht seil zwei Wochen; der Ueber- gang bei Gollub ist gesperrt und die Drewenz(Kreis Briefen) wird durch Gendarmen abpatronillirt. Marieuwcrder, 8. August. Infolge des stärkeren Auf- tretens der Cholera in Dobrzyn hat der hiesige Regierungs- Präsident durch landespolizeiliche Anordnung den Uebertritt von Personen aus Rußland   an dem Grenzübergang bei Gollub verboten. Wien  , 8. August. Der heutige Cholerabcricht aus Galizien  und der Bukowina weist das Vorkommen der Cholera in 17 politische» Bezirken auf, darunter in dem Bezirk Zaleszczyki  16 Erkrankungen und 9 Todesfälle und in dem Bezirk Horvdenka 14 Erkrankungen und 8 Todessälle. Paris  , 8. August. Anarchistenprozsß. Nach Beendigung des Zeugenverhörs ergriff der Staatsanwalt das Wort und führte aus. die Angeklagten fielen unter das Gesetz vom Dezember 1893, da es sich in der Tbat um eine Vereinigung zur Verbreitung des Anarchismus handele.' Er verlange ein schonungsloses Urtheil gegen Jean Graves, Faur«, Bernard, Bastard, Matha und Ortiz und dessen Mitschuldige, wolle aber für Feneon, Agneli und einige andere Angeklagte mildernde Umstände zulassen und gegen die übrigen Angeklagteu die Anklage falle» lassen. Die weitere Verhandlung wurde auf morgen vertagt. Rom  , 8. August. Nach einer Privatmeldung hat heute i'rüh in der Provinz Catania   in Acireale   und den kleinen Nachbar- orten ein Erdbeben stattgesunden. Eine Anzahl Personen sollen getödtet oder verwundet, Häuser und Kirchen sollen ein- gestürzt sein. London  , 8. August. Der Prozeß wegen der von Balmakeda als Garantie für die von der London   and Riverplate Bank ge- machten Vorschüsse nach England gesandten, auf 140 000 Pfund Sterling geschätzten Silberbarren, deren Rückerstattung die chilenische Regierung verlangt hatte, indem sie Balmaceda das Recht, Geld zu versenden, bestritt, ist gester» von dem hiesigen Appellhof gegen die chilenische Regierung entschieden worden. London  , 8. August. Die Meldung desNenterschen Bureaus" aus Nokohama vom 6. d. M. über eine neue siegreiche Schlacht der japanischen Truppen gegen die Chinesen findet bis jetzt keine weitere Bestätigung. Die hiesige japa- nische Gesandtschaft hat bisher keine Nachricht davon und meint, die Depesche dürste sich auf die Schlacht vom 29. Juli beziehen. Newyork, 8. August. Zum Gouverneur von Alabama   ist der Demokrat Oates mit 25 000 Stimmen Majorität gewählt worden. Ncw-Aork, 8. August. Einer Depesche aus Valparaiso   zu- folge ist Trujillo von dem Jnsurgentenchef Semeinario ein- genommen. Die Regierungstruppe», welche nach Juinin geschickt waren, um die Rebellen anzugreifen, erklärten sich für die In» surgenten. (Tepeschen-Burean Herold.) Graz, 8. August. Beim Aufziehen der neuen Glocke auf den Kirchlhuin der hiesigen Michaelkirche riß plötzlich die Auf- zugsvorrichtung; die Glocke stürzte mit dem daraus sitzenden Baumeister Einste herab und zerschmetterte! ihn. PariS  , 8. August. Der Kapitän Decazes hat mit 159 Seuegalschützen und zahlreichen Trägern nach heftigen Kämpfen und nach Einäscherung mehrerer Dörfer die Zulus   in Bonbous vollständig niedergeworfen. Decazes marschirte sodann nach dem Uboniuflusse, wo er militärische Posten gründete und zwar, wie derTeinps" bemerkt, zum Nachtheile des Kongo­staates. Rom  , 8. August. In Regierungs- und Kolonialkreisen ist man besonders auf den Text der Protestnote gespannt, welche seitens der türkischen Regierung gegen die Besetzung Kassalas nach hier, Paris   und London   gesandt worden ist. Gleichzeitig hofft man, daß England und Frankreich   im Interesse der Zivilisation sie italienische Kolonialpolitik nicht aufhalten werden, um so iveniger, als beide Länder in dem fraglichen Gebiete keinerlei Interessen zu wahren haben. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Pötzsch in Berlin  . Druck und Verlag von Max Badiug in Berlin   SW.t Beulhstraße 2. Hierzu eine Beil agc.