Nr.191. 36. Jahrg.
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.Sozialbemotrat Berita".
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
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Montag, den 14. April 1919.
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Nürnberg , 13. April. Eine Meldung des 3. Armeeforps aus München besagt: Die Garnison München hat sich gegen den Zentralrat erhoben. Die Garnison er richtet eine militärische Diktatur und tritt für das Ministerium Hoffmann ein. Eine Aftion für Wiedergewinnung der Hauptstadt ist eingeleitet und verläuft günftig. Der Minister des Aeußern der Räteregierung Dr. Lipp wurde in eine Irrenanstalt gebracht. Dr. Lewien soll flüchtig sein. Die Spitzen der Räteregierung, im ganzen 16 Personen, unter ihnen Landauer, Wagner und Mühsam, jinb ber. haftet worden.
Weimar , 13. April. Nach Meldung bes 1. Armeekorps ans München ist die Räteregierung durch die Garnisongestürzt worden. Eine Wiederherstellung fommt nicht mehr in Frage. Ginzelheiten fehlen.
naten gegeben habe, gab Anlaß zu starker Beschiehung und Erftüo mung des Kriegsministeriums. Kriegsurinifter Rearing ist auf bestialische Weise ermordet worden. Eine solche Handlungsweife fondert die Regierung zu scharfen Maßnahmen heraus. Der Belagerungszustand wird proflamiert Bir ersuchen die gesamte Einwohnerschaft zur Ruhe und Besonnenheit. Die Regierung trifft unverzüglich Maßnahmen zur Wiederher stellung der Ruhe und Ordnung Einwohner Dresdens ! Berschärft nicht das Elend der Gegenwart. Not und Entbehnung baben wir alle ertragen. Durch Unbejonnenheit wird Gure Leidenszeit berlängert."
Das Kriegsministerium freigegeben. Dresben, 18. April, mittags.( Bon einem Bribatforrefponben ten.) Gestern abend 6 Uhr begab sich eine Deputation der Demonftranten zum Stultusminister Bud; ber die Er das heißt Beibehaltung der alten Löhne, gleiche Verpflegung wie die Sicherheitstruppen und auch von nächster Zeit dasselbe Gehalt
Die bayerische Regierung hat folgende Proflamation erfüllung ihrer Forderungen in vollem Umfange zusagte, laffen: An das bayerische Bolk!
Die Münchener Garnison hat die Gewaltherrschaft in Mündyen weggefegt. Das Kartenhaus der landfremden Eindringlinge ift zusammengestürzt. München und ganz Bayern atmet erleichtert auf. Die Gewalt der rechtmäßigen Regierung Hoffmann hat sich mit elementarer Kraft durchgefest und fich nun auch in München wiederhergestellt. Als Bertreter der Regierung ist mit weitgehenden Vollmachten der Abgeordnete Vogel aus Fürth nach München entsandt. Seinen Weisungen ift bis auf weiteres unbedingt Folge zu leiften. Er vereinigt in fich die gesamte Zivil- und Militärvollzugs gewalt in München . Alle bisherigen Verordnungen der Räte. regierung find außer Wirksamkeit gefeht. Bayern ! Haltet tren zur Regierung Hoffmann, vereint alle Eure Kräfte, um die Wiederkehr der foeben niedergeworfenen Gewaltherrschaft für alle Zukunft unmöglich zu machen und der Regierung den Wiederaufbau des zerrütteten bayerischen Staates zu ermög lichen! Nur Ordnung und Arbeitführt zum Ziel! Die Regierung des Freistaates Bayern . Der Ministerpräsident: Hoffmann. Genau eine Woche nach ihrer Ausrufung ist die bayerische Rätediftatur wieder zusammengebrochen. Nur einen ganz furzen Augenblid war es ihr gelungen, durch Ueberrumpelung und Irreführung der Oeffentlichkeit mit falschen Meldungen einige Teile der Bevölkerung mit sich fortzureißen. Kaum war das erste Staunen vorbei, da setzte sofort der allgemeine Abfall ein und die paar Münchener Führer gerieten mit ihrer geringen Anhängerschaft in völlige folierung.
Selten ist in der Geschichte der Versuch, fich der Herrschaft eines ganzen Landes zu bemächtigen, auf so unzureichender Grundlage gemacht worden. Unzureichend waren die Persönlichfeiten der Führer, der Literaten, Phantasten, Spekulanten und -Irrenhäusler( im bollen Wortfinn!), unzureichend ihre geistigen Mittel, unzureichend vor allem aber ihr Rückhalt in der Bevölkerung.
Mit einer trotzigen Bewegung hat das Bayernvolf den Verfuch, feinen Nacken unter die Diftatur einer winzigen Minder heit zu beugen, von sich abgeschüttelt. Der Sieg der Regierung Soffmann ist der Sieg der Demokratie; der Untergang der Landauer, Eisner, Lipp usw. ist eine deutliche War nung für alle, die ihr Beispiel anderwärts nachahmen möchten!
Ganz Sachsen unter Belagerungszustand. Dresden , 13. April. Das Gesamtministerium hat über den gesamten Freistaat Sachsen den Belagerungszustand verhängt. Die Ausübung der Kommandogewalt ift dem militärischen Oberbefehlshaber übertragen worden. Das Gesamt ministerium hat zum Oberbefehlshaber Herrn Bruno Kirchhof in Dresden bestimmt und dieser hat für die Zeit des Belagerungszustandes das Stanbrecht verkündet.
Kundgebungen der sächsischen Regierung. Dresden , 13. April. Wegen der stetig wachsenden Gefahr für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit wurde gestern über das Gebiet der Stadt Dresden der Belage rungszustand verhängt.
Das Bereins- und Bersammlungsrecht und die Presse
freiheit ist bis auf weiteres aufgehoben.
Alle weiteren Maßnahmen bleiben vorbehalten. In einer weiteren Rundgebung verspricht das Gesamtministerium den friegsverlegten Soldaten die Aufrechterhaltung der Kriegslöhnungssäge, deren Herabjezung durch das Reich den Anlaß zu den Demonstrationen gegeben hat. In der Kundgebung heißt es weiter:
wie die Sicherheitstruppen. Daraufhin erklärte die Deputation, daß fie nunmehr feinen Anlaß mehr habe, das Kriegs. minifterium belebt zu halten. Sturz nach 8 hr verließen die Demonftranten das Kriegsministerium.
Den B. P. R. wird zur Lage in Dresden gebragtet: Unter den gewalttätigen Demonstranten, die unter Führung bes Kommunisten Frenzel am Sonnabend ins Kriegsministerium ein. brangen, wurbe eine Reihe von Personen russischer Abstammung festgestellt. Die gegenwärtige Loge in Sachsen muß schon deshalb als befonbers ernst bezeichnet werden, weil am tommenben Dienstag die erften polnischen Transporte sächsisces Gebiet, insbesondere Leipzig berühren meiden.
Den Genoffen Neuring , der im Januar von der Revolutionswelle zum Kriegsminister der Republik Sachsen erhoben wurde, bat man außerhalb Sachsens wenig gefannt. Aber so viel weiß man von ihm mit aller Bestimmtheit, daß er in der unabhängigen und der spartakistischen Presse niemals ein Blutbund, ein Mörder, ein Gewaltmensch genannt worden ist. Wenn man bedenkt, wie leicht es heutzutage ist, zu solchen Ehrentiteln zu gelangen, odet wie schwer es ist, ihnen zu entgehen, so kommt man zu dem Schluß, daß Genosse Neuring der friedfertigste Kriegsminister gewesen sein muß, den die Welt jemals gekannt bat. Und so mar es in der Tat. Widerstandslos wurden in Sach sen die radikalsten Forderungen hinsichtlich des Militärs erfüllt; die Armee wurde zum 1. April für aufgelöst erklärt, und es blieben nur lofale Sicherheitswehren mit allerfreiester Disziplin und eigener Führerwahl.
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Bon diesem Kriegsminister Neuring , der von Spartakisten in die Elbe geworfen und sicher ist sicher nachher noch durch Schüsse getötet wurde, sagt die Freiheit", er sei einem Art grauenvoller Lynchjuftia" zum Opfer gefallen. Sie vermutet, daß die Erbitterung der Kriegsbeschädigten durch die Weigerung des Kriegsministers, mit der Deputation zu verhandeln, gewaltig gesteigert worden ist. Sie vermutet weiter, die Masse habe nach der dumpfen Detonation im Kriegsministerium geglaubt, daß zu der Ablehnung ihrer Wünsche auch noch der bewaffnete Stampf gegen fie treten sollte. Die Freiheit" will natürlich nicht glauben, daß die Handgranaten, die der unbedachte Soldat" geworfen bat, nicht scharf gewefen feien.
Soviel Worte, soviel Entschuldigungen für eine Tat, die selbst die Freiheit" als einen traurigen Aft des Meuchelmordes" aufs schärffte verurteilen" muß. Die Verurteilung durch die Freiheit" wäre wahrscheinlich noch viel schärfer und weniger entschuldigungsreich ausgefallen, wenn man im Lager Dresden , 18. April. Infolge des Belagerungsguftandes bat fich der Unabhängigen den Mut hätte, den Tatsachen ins Gesicht zu heute die Lage soweit gebeffert, daß überall berhältnis- fehen, wenn man endlich darauf verzichten wollte, gegenüber den mäßige Nube eingetreten ist, jedoch durchzogen bormittags noch wüstesten Ausschreitungen des Putschismus eine Politik des Verfleine Gruppen bon Demonstranten die Stadt und entwaffneten tuschens und der Beschönigung zu treiben. eingeln auftretende Bolizeiorgane. Im Zwidau- Delenit- Bugauer Sohlenrevier, wo der Streit im Abflauen begriffen ist, haben fich aus der Aufregung einer zufälligen Situation entstanden, sonWas in Dresden am Sonnabend geschehen ist, das ist nicht bei einer Abstimmung neunzig Brosent der Arbeiter dern nach einem borbedachten Plan verübt worden. Es war ein gegen die Fortsetzung des Streits erklärt. Wie weiter scheußliches Theaterſtüd mit gestellten Szenen und gemachter mitgeteilt wird, wurden bisher in Dresden vier Bersonen Entrüstung, das ursprünglich in Berlin gespielt werden verhaftet, die im Verdacht stehen, an der Ermordung Neu- sollte, dessen Schauplatz aber nach Dresden verlegt wurde, da rings beteiligt gewefen zu sein. Das Eintreffen der zur Auf- die Aufführung in Berlin mißlang. Das Negiebuch hat der rechterhaltung der Ordnung von auswärts entfandben Truppen Borwärts" schon in seinem Abendblatt vom 8. April veröffentsteht unmittelbar bevor. licht in Form folgender Mitteilung:
Der Braunschweiger Generalstreik.
Ausbruch des Bürgerstreiks.
Ein sauberer Blan ist, wie uns von vertrauenswürdiger Seite mitgeteilt wirb, anläßlich der Tagung des Rätekongresses in den Röpfen einiger rabikaler Drahtzicher entstanden. Auf der Suche Braunschweig , 11. April. Am 10. April nachmittags bat ber streit ist man auf die Kriegsbeschädigten und bie nach einem zugkräftigen Anlaß für den demnächst fälligen Generalbürgerliche Gegenstreit der Beamtenschaft, Aerzte, Apo- interbliebenen der gefallenen Kriegsteilnehmer verfallen. thefer, Lehrer usw. eingesetzt. Infolgedessen ruht der gesamte Sie sollen ohne ihr wissen die Sturm kolonne bilden, um die Eisenbahn, Post, Telegraphen- und Telephonmangelnde Begeisterung ber Arbeiterschaft für Generalstreikerei zu vertebr. Das Rathaus ist geschloffen. Während fich die Eisen- erzwingen. Und das denkt man fich fo: Die Kriegsbeschädigten und bahnbeamten dem Proteststreit angeschlossen haben, bat fich die interbliebenen der Gefallenen sollen zu einer Demonstration aufgroße Mehrheit der Eisenbahnarbeiter mit der Arbeiterschaft foli- gerufen werden, um der Regierung wirtschaftliche Forderungen darisch erklärt. Sämtliche Staffees usw. find geschlossen, ebenso die biefer gewiß nicht auf Rofen gebetteten Bolfsgenossen zu unterRestaurants, mit Ausnahme einiger Speiseftunden. Gas-, Wasser- breiten. Man rechnet mit der Ablehnung der Forderungen durch und Elektrizitätswerte arbeiten. In den Straßen herrscht reges die Regierung und will dann dafür sorgen, daß die Demonstranten Beben, doch ist die Stadt ruhig. Ausschreitungen find nirgends nun für die Beseitigung biefer Regierung auf der Straße und vor vorgekommen. Die revolutionäre Streilleitung plant fchärffte ber Reichskanzlei bemonstrieren. Hierbei fo fpekulieren die den Maßnahmen gegen den Aerztestreit. Die Stadt ift Draht ziehenden Ehrenmänner wird es zu konflikten mit feit 10 Uhr abends von jeder Draht- und Bahnverbindung nach ben Truppen lommen, und so ist die Stimmung für den Geneauswärts abgeschnitten. Zahlreiche Ortsfremde fiben hier feft ralftreit geschaffen. Unter dem Feldgeschrei: Fort mit der Regieund können nicht zurüd. Die Züge fahren bis einige Stationen rung, die mit Gewalt gegen die Krüppel, Witwen vor Braunschweig . und Waisen vorgeht, schafft man, so spekulieren die Schieber, die Grundlage für einen in weiten Kreisen populären Generalstreit.
Der Generalstreit der Arbeiter hat auf Schöp penstedt übergegriffen. Der Eintritt der Arbeiterschaft bon Peine und Jlsede in den Generalstreit steht bevor. Lohnbewegung ausnuten wollen, beschlossen, am 16. in den AusIn Braunschweig selbst haben die Bäder, die die Lage zu einer stand zu treten.
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Was dann am 9. April in Berlin verhütet wurde, ist drei nur, daß der Blan schon damals nicht mehr neu war, denn schon Tage später in Dresden ausgeführt worden. Zu bemerken ist am 6. Januar hatte der jetige Vorsitzende des später vom Reichsbund" abgesplitterten Internationalen Bundes der Kriegsbeschädigten" seine Kolonnen als Ranonenfutter des
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Regierungstruppen gegen Braunschweig . Bürgerkriegs in der Siegesallee zu sammeln versucht, was dann
Berlin , 13. April. General Maerker hat vom Reichswehr. im Reichsbund" zu heftigen Auseinandersetzungen Anlaß gab. minister den Befehl erhalten, zum Zwecke der Wiederher. Arme Kriegsbeschädigte sollten zusammengeschoffen werden, daftellung gesicherter Berhältnisse im Eisen- mit man mit ihren Beichen spazierenfahren und das hetzerische bahn-, Post- und Telegraphenverkehr, der seit Schlagwort ausgeben fönnte, die mehrheitssozialistische RegieTagen gestört ist, sowie zur Berhinderung von Gewalt- rung laffe auf Kriegskrüppel schießen. tätigkeiten an Post- und Eisenbahnbeamten mit seinem „ Ein berbreitetes, aber nachgewiefenermaßen falsches Gerücht, Korps in Braunschweig einzurüden. Das Unter- rüstung, die mit verlogenen Mitteln gegen die MehrheitssoziaDer infame Streich ist mißglückt, und die moralische Entbaß Minister Reuring Auftrag zum Werfen bon Sandgro- nehmen wird in den allernächsten Tagen vor sich gehen. listen aufgepeitscht werden sollte, muß sich heute gegen die schufti