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Nr.195. 36. Jahrg.

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Der Borárts ericheint mocheruäglich zweimal Sonntag einmal

Telegrammi Moreffe

Sozialdemokrat Berlin,

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinplay, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 16. April 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 117 53-54.

Ofterbotschaft des Reichspräsidenten  .

Am Schluß der gestrigen Gigung der Nationalversamm- Und Sie, die Abgeordneten unseres Boltes, bitte ich, wohin Sie Lung, der letzten vor den Ferien, verlas Ministerpräsident auch gehen während der Bause, die heute in Ihren Beratungen Scheidemann   die folgende Botschaft des Reichs- eintritt, wirken Sie überall für Frieben und Arbeit. Unser Bater­präsidenten Ebert: land, unser neues Deutschland   darf nicht zuschanden werden! Die Botschaft wurde von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

Die Nationalversammlung als die berufene Vertreterin des deutschen   Bolkes hat am 10. April mit großer Einmütigkeit die Er­wartung ausgesprochen, daß die Reichsregierung nur einem

Frieden der Berständigung

und Berföhnung zustimmt und jeden Vertrag ablehnt, der Gegena wart und Zukunft des deutschen   Boltes und der Menschheit preisgibt. Ich begrüße diefe Kundgebung als das Bekenntnis des unbeug­samen Willens des deutschen   Volkes, daß der kommende Friede ein Friede dauernder Verständigung und Versöhnung der Völker sein foll, und daß er somit auch Deutschland   die Möglichkeit geben muß, Diesen Grundsatz der Verständigung und Versöhnung dauernd zu beobachten. Der Wille des deutschen Volkes wird für bie Reichsregierung maßgebend sein. Nationalversammlung   und Reichsregierung arbeiten mit Sin gabe und Energie an der Erfüllung ihrer großen hiftorischen Auf­gabe, Friede, Brot und Arbeit und eine neue Staats­form für ein großes Bolt zu schaffen. Die Aufgabe ist schwer au erfüllen, solange diejenigen, die es in der Sand haben, der Welt den Frieden zu geben, sich noch von dem Gefühl des Bölterhaffes und der Rache beherrschen laffen und durch Hunger blodade und drohende Existenzvernichtung das deutsche Bolt zur Verzweif­lung treiben. Bereits vor 5 Monaten haben wir unter Annahme der Bes

dingungen unserer Gegner die Grundlage für den Frie densschluß mit ihnen vereinbart. Wir haben die schweren Auf­lagen des Waffenstillstandes erfüllt, unser Heer aufgelöst, die feind­lichen Kriegsgefangenen herausgegeben, aber immer noch wird uns ber Friede vorenthalten. Obgleich wehrlos und wirtschaftlich am Ende, werden wir durch die Blockabe immer noch abgesperrt, werden

unfere Gefangenen

immer noch in Feindesland zurückgehalten. Das ist gleichbedeutend mit der Fortschung des Krieges and eine Belastung, wie sie wohl noch kein Bolk zu bestehen hatte.

Wir haben alles getan, um bei unseren Feinden den Friedens schluß zu erreichen, um unser Bolf von dieser unerträglichen Qual au befreien. Die Verantwortung für alle Folgen, die sich aus der Fortdauer des jetzigen Zustandes für uns, für das übrige Europa  und letzten Endes für die ganze Welt ergeben müssen, fällt fomit auf sie. Dies mögen sich unsere Gegner in zwölfter Stunde vor Augen halten. Friede, Arbeit und Brot und das neue Deutschland  

Straßenschlacht in München  .

Grenzen des Streikrechts.

An

Bewußtheit geführt werden. Aber um die Grenze, Dieses Empfinden muß vom Instinkt zur die nicht überschritten werden darf, innezuhalten, muß sie zu­nächst einmal flar gezeichnet und fe ft gelegt werden.

An den Bürgerstreits, die von den Bürgerräten einzelner Städte in der letzten Zeit zur Abwehr von Arbeiter­ftreits proflamiert wurden, haben sich neben anderen Berufs­zweigen auch die Aerzte, Apotheker, Pfleger sowie alle im Gesundheitswefen tätigen Personen beteiligt. den Arbeitsniederlegungen, die von den Kommunisten unter München   in der Hand der Spartakiften. Beihilfe der Unabhängigen erzwungen wurden, sollten auch Arbeiter der Gas-, Waffer- und Elektrizitätswerke teil­Augsburg, 15. April. Seit 1 Uhr nachmittags ist die direkte telephonische Berbindung von Augsburg   nach München   wiederherge Bevölkerung, nehmen. In beiden Fällen hat sich der gesamten stellt. München   befindet sich vollständig in der Ge­der Arbeiterschaft wie des Bürgertums, walt der Kommunisten. Die Diktatur des Proletariats ist wie sie in dieser mit Streits so reichlich gesegneten Zeit nur eine außergewöhnlich starte Erregung bemächtigt, aufgerichtet. Der Kampf um den Hauptbahnhof, der mit Artillerie, selten auftrat, und in beiden Fällen hat die besonders in der Maschinengewehren, Handgranaten und Minenwerfern ausgefochten Arbeiterschaft start ausgeprägte lassensolidarität wurde, dauerte etwa 3 Stunden und hatte das Gepräge einer bersagt. Ein großer Teil der Bürger hat die streifenden förmlichen Schlacht. Er forderte etwa 150 Tote und Aerzte, ein vielleicht noch größerer Teil der Proletarier hat Berwundete und endete mit dem Siege der Kommunisten. Die die streitenden Gas- und Wafferarbeiter aufs schärfste ver­Regierungstruppen wurden entwaffnet. Nach diesem Erfolg urteilt. war das Schicksal der Stadt besiegelt. Von einer offenen Gegen bewegung ist nichts zu spüren. Die ganze Garnison steht jet im nahme ist flar: beide Klassen, Bürger und Arbeiter, erkannten, Der Grund dieser entschieden ablehnenden Stellung­Dienste der neuaufgerichteten Herrschaft des Proletariats. Die Baht daß hier das Wohl und Wehe ihrer eigenen Klaffen­der bewaffneten Arbeiter ist außerordentlich groß, so daß die Kom- genossen auf dem Spiele stand, fie sahen, daß legten munisten eine starke Macht hinter sich haben. In ganz München   Endes das Wohl des ganzen Wolfes bedroht war, und sie herrscht Generalẞreit. Alle Betriebe und Geschäfte find ge- empfanden, daß es eine Grenze des Streifrechts gibt, die schloffen, der Straßenbahnverkehr ruht, die Zeitungen erscheinen. nicht. unter feinen Umständen überschritten werden München   in den Gebäuden angerichteten Schäden sind in Anbe- fährdet erscheinen. Augsburg  , 15. April. Die bei dem Kampf im Bahnhofsviertel in darf, auch wenn große Interessen der einzelnen Klasse ge­tracht der Heftigkeit der Kämpfe nicht besonders groß. Plünderungen find bisher nur vereinzelt borgekommen. Die Le bensmittelversorgung hat noch feine Stodung er litten. Beute ist ein Nachrichtenblatt bes neugebildeten Vollzugsrais der Betriebs- und Soldatenräte erschienen, bas u. a. Der Streit dient der Erzwingung wirtschaftlicher oder folgende Mitteilung des Bollzugsrats enthält: München  , 15. April. politischer Ziele und ist somit ein Teil des Klassen­Räterepublit Bayern. Die Betriebs- und Soldatenräte München   tampfes, in welchem sich das Proletariat der Ausbeutung haben in einer Versammlung am 13. April beschlossen, den pro- und Unterdrückung des Unternehmers gegenüber befindet. biforischen rebolutionären 8entralrat als nicht Das Endziel des Klaffenkampfes des Klaffenkampfes ist bie Besei­bestehend anzusehen. Die ganze gefeßgebende und voll- tigung der Klaffen und bie Befreiung ber ziehende Gewalt der Räterepublik wird einem fünfgliebri. Arbeiterschaft von ökonomischem Zwange. Die wesent­gettionsausschuß übertragen. Gezeichnet Vollzugsrat lichste Erscheinungsform des Klassenkampfes ist die Re­der Betriebs- und Soldatenräte usw. Der Vollzugsrat veröffent bolution, die entweder den Sieg oder die Nieder­licht ferner ein Flugblatt, in dem der errungene Erfolg gefeiert I age der ausgebeuteten Klasse bringt. Die Revolution vom und das klassenbewußte Proletariat zum weiteren Stampf gegen die 9. Stoventber, die gewaltigste Revolution der Weltgeschichte Reaktion aufgefordert wird. überhaupt, hat zum Sieg der Arbeitertiaffe geführt, das fann allen törichten oder böswilligen Jungen gegenüber Arbeiterklaffe wie Lassalle fagt der Fels geworden, Königsberg   i. P., 15. April. In einer gestern abend im Ge Leben vollends au vernichten droht. Wohl ist viel ge- werkschaftshause abgehaltenen Bersammlung der Una bauf dem die Kirche der Zukunft errichtet wird. Noch fündigt worden am deutschen   Volke in vier schweren Kriegsjahren, hängigen und kommunisten wurde beschlossen, am Donners- find aber erst die Grundsteine dieses neuen Gebäudes barum ist unsere erste Pflicht, zu verstehen, zu helfen und zu tag in den Generalstreit einzutreten, falls die Behörden nicht errichtet, noch gilt es, auf dem faum gefchaffenen Funda­ment aufzubauen, und nunmehr sollte durch Streifs, Aber der Drang der Massen nach Menschlichkeit und folgende dret Bunkte bewilligen: 1. Entfernung der Grenzbie den Grundbau auf das tiefste erschüttern, das wohl ber Menschenwürdigkeit ist keine Entlastung für eine Handvoll schustruppen aus Königsberg  . 2. Aufhebung des Gesamtheit, einschließlich der siegreichen Klaffe, führenber Unruheftifter, die planmäßig den Ausbau der lagerungszustandes. 3. Verteilung der in militärischen aufs höchste gefährdet werden, damit der kleine Bruch­Beständen vorhandenen Lebensmittel an die Zivilbevölkerung. teil eines Zeils einer Klasse politische oder wirtschaft. Diese Forderungen wurden durch eine Kommission heute vor- liche Vorteile erringt? mittag dem tommandierenden General und dem Ober­präsidenten übermittelt. Jm Berlaufe der Bersammlung fam es sich im Gegensas zu früheren Streits nicht um ein­Denn diese Tatsache darf ja nicht übersehen werden, daß es zu 2ärmisen en zwischen den Unabhängigen und den Kommuheitliche Waffen- und Klaffenbewegungen Den wirtschaftlichen und fozialen Intereffenvertretungen soll nisten, ba lettere eine politische Begründung des Generalstreits handelt, sondern um Bewegungen Kleiner und Kleinster Minder­dauernder Einfluß auf die Gestaltung des Staatslebens eingeräumt verlangten, was die Unabhängigen ablehnten. werden. Besonders die lettere Frage ist Gegenstand eingehender Berhandlungen. Zurzeit schwebenheiten, deren Oppofition durchaus nicht immer von jenem Brüfung der Regierung. Aber das neue Deutschland   kann nicht ge= ftarten Jdealismus getragen ist, der stets eine der schaffen werden durch einen radikalen Sprung ins Dunkle, der sicher stolzesten Begleiterscheinungen der Arbeiter­ein Sprung in den Abgrund wäre. Die bolichewistische bewegung war. Von der Beantwortung der Frage: handelt es Diktatur der Minderheit des Proletariats würde Berlin  , 15. April. bom Rätekongres neugewählte fich bei dem zu unternehmenden Streit um eine Schwächung ben Jndustriestaat Deutschlaub sicher in wenigen 8entralrat, der aus 16 Mitgliedern der Mehrbeits- fapitalistischer Macht, die zur weiteren ebung der nun fozialdemokratie, 2 Soldatenvertretern, 1 Chriftlichsozialen, mehr siegreichen Arbeiterklasse und damit schließlich zu einer Selbstverständlich muß berechtigten wirtschaftlichen Forderungen 1 Bauernbertreter und 1 Demokraten besteht, hat sich tonstituiert. Sebung der ganzen Menschheit führt, oder aber liegt hter ber Arbeiter, Angestellten und Beamten Rechnung gels Vorfigende hat er gewählt Cohen und Faaß. Der nur eine im egoistischen, nid) t int laffen­tragen werben. Dafür wird sich die Regierung immer einfegen, Aktionsausichuß von 9 Mitgliedern wird alle Gefchäfte. des Zentral- intereffe unternommene Bewegung vor, die zunächst das aber finnlose politische Streiks sehen das Schicfal der rats führen. Sein Sig ist nach wie vor im ehemaligen preußi- Proletariat und feinem Gesamtkampfe, lekten Endes aber von der Beantwortung Arbeiter und ihrer Familien aufs Spiel und müssen zur Berelen- ichen Herrenhaus. Plenarsizungen des gesamten Zentralrats bas gesamte Bolt gefährdet? bung führen. Deshalb gebietet uns das Lebensinteresse unseres follen nach Bedarf stattfinden. Man wird wohl mit regelmäßigen diefer Frage, die natürlich nur von Fall zu Fall unter Bolles, diesen Bestrebungen mit allen Kräften entgegenzutreten Sigungen aller vier Wochen rechnen fönnen. Prüfung und Berücksichtigung feweilig vorliegender Umstände und gegen Gewaltakte terroristischer Elemente entschieden einzus erfolgen kann, hängt auch die Antwort über die Streif fchreiten. berechtigung ab. Schleuniger Friebe nach außen, fußend auf der Grundlage ber Hier find die Grenzen bes Streitrechts. Berständigung und des Bundes aller Bölker, ist für uns eine Amsterdam  , 14. April.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts.) Mit der siegreichen Revolution sind die Klaffenverhältnisse Lebensfrage. Aber nicht weniger beruht unsere Neitung vor dem Die internationale fozialistiche Konferenz wird am 26. April um verschoben. Bas ehemals berechtigte Forderung war, weil Untergang auf der Notwendigkeit von Frieden und Arbeit.im Ju- 10 Uhr in Hotel Obeon" beginnen. Auf der Tagesordnung stehen es das Bohl der Gesamtklasse zu heben geeignet war, das neru. Darum wende ich mich in dieser ernsten Stunde an unser 1. territoriale Fragen, 2. Wiederaufbau der Intera fann heute zum Verbrechen am Volte werden, weil deutsches Bolt in allen feinen Schichten mit der mahnenden Bitte: nationale, 3. Entwidlung der Arbeiterpreffe, 4. der es der siegreichen Klasse die Waffen aus der eigenen allgemeine Kongreß im August, 5. der Vorfriede. Hand schlägt. Laft ab von der Selbstzerfleischung! Is Bertreter der holländischen Sozialdemokratie werden i. Aus den oben angeführten Beispielen ergibt sich, daß Beberwindet Euch, tut die Augen auf vor dem Abgrund, arbeitet! baut und Troelstra   teilnehmen. audy die siegreiche Revolution der Arbeitertloffe durchaus nicht

zu schaffen, ist aber auch unmöglich, folange Teile unferes eigenen Bevorstehender Generalftreik in Königsberg  . gar nicht laut genug betont werden; damit aber ift dic

Boffes in einem Kampf verharren, der unser schwer banieber liegendes Staats- und Wirtschafts­

deutschen Republik zu stören trachten.

Das neue Deutschland   soll aufgebaut werden im Wege energi­

scher organischer Ausgestaltung zum

jozialen Volksstaat.

Monaten tuinieren.

Konstituierung des Zentralrats.

Die internationale Sozialistenkonferenz.