Nr.199. 36.Jahrg.
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Sozialdemokrat Bertin,
Vorwärts
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Freitag, den 18. April 1919.
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Das verschleierte Bild.
Wien , 17. April. ( Eigener Drahtbericht des„ Vorwärts".) Bremen , 17. April. ( T.11.) Der von der radikalen Arbeiters Heute nachmittag kam es vor dem Porlament zu Unruhen. In schaft inszenierte Streit hat, soweit sich heute übersehen läßt, an dem Rathause fand eine Versammlung der Arbeitslosen statt. Su Ausdehnung nicht gewonnen, so daß von einem Generalstreit gleicher Zeit hatten fich die heimgekehrten Invaliden im Prater ver. noch feine Rede sein kann. Das Ausladen der Lebensmittel nicht zu veröffentlichen, bevor sie mit dem Feinde befammelt. Diese zogen nun in die Stadt vor das Rathaus, wo ge- aus dem im Hafen liegenden amerikanischen Dampfer erfolgt durch rade die Arbeitslosenversammlung zu Ende war. Die Arbeitslosen zogen nun mit den Invaliden vor das Parlament, wo zuerst freiwillige bürgerliche Hilfskräfte, in deren vorderste eine Deputation der Arbeitslosen sich zum Staatskanzler Dr. Renner Reihe fich die im Landgericht beschäftigten Rechtsanwälte, Gerichtsbegab. Währenddeffen kam es vor dem Parlament zu großen sekretäre und das Personal der richterlichen Bureaus und auch der Tumulten. Eine Menge versuchte in das Parlament einzu- Bureaus der Schiffahrtsgesellschaften gestellt haben. Die Hafen bringen. Sie wurden abgewehrt, wodurch jedoch ernste 3uarbeiter sind noch unschlüssig, ob sie nicht doch wieder selbst die Arsammenstöße verursacht wurden. Die Demonstranten be- beit aufnehmen wollen. haupten, daß die Polizei zuerst auf sie geschossen hätte, während Der Straßenbahnverkehr ruht diese die Schuld auf die heimgekehrten Invaliden schiebt. Die De. noch, doch finden unter den Straßenbahnern Beratungen statt, die monstranten verbarritadierten sich dann hinter einer Wagenburg. die Möglichkeit eröffnen, daß der Betrieb bald wieder aufgenommen Die Fenster auf der rüdwärtigen Front des Abgeordnetenhauses wird. Zu erwähnen ist noch, daß die Streifenden beabsichtigten, wurden eingeschlagen, die Fenstergebälte und ein Tor des Barla- große Versammlungen abzuhalten, die von behördlicher Seite verments angezündet, so daß ein Brand entstand. Die Polizei suchte boten worden sind. nun die Menge fortzutreiben, es gelang ihr jedoch nicht. Infolgebeffen mußte die Bolkswehr herbeigeholt werden, die in einem sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Zum Ersten Bremer Bürgermeister wurde der bisherige Panzerauto herankam und das Parlament beschte. Erst nach Vertreibung der Menge konnte die Feuerwehr an die Brandstätte Deichmann gewählt. herankommen. Bei den Schießereien dürfte es Tote und feststeht.
Friedenskonferenz babe beschlossen, die Friedensbedingungen Im Unterbaus fagte am Mittwoch Lloyd George , die sprochen wurden. Es erhebt sich die Frage was nun eigent lich die diplomatischen Havas- Noten gewesen sind, mit denen wir wochenlang bombardiert wurden. Waren fie vielleicht nur ein Mittel, durch Ankündigung härtester Bedingungen harte als noch erträglich erscheinen zu lassen? Das wäre vom Standpunkt der Diplomatie aus verständlich, weniger berständlich aber vom Standpunkt der inneren Politik aus, denn was uns Deutschen eine angenehme Enttäuschung sein könnte, wäre den chauvinistischen Land- und Milliardenfressern von drüben doch nur eine unangenehme, und zwischen dem nationalistischen und dem sozialistischen Stuhl täme Clemenceau auf der Erde zu ſizen. dern, daß der europäische Krieg mit einer europäischen Kein Friedensvertrag wird an der Tatsache etwas änPleite endet. Die Vorstellung, man fönne alle Lasten, die der Krieg zurückgelassen hat, auf den Besiegten abwälzen, ist Berwundete gegeben haben, deren Zahl vorläufig noch nicht Schwedischer Aufruf an die Internationale. einfach findisch. Wenn Deutschland bereit ist, alles in seinen Wie Hollandfch Nieuwsbureau dazu noch in einem längeren Licht einen Aufruf, den die Kommission bei der Berner Kon. fruchtbares Land zu verwandeln, so handelt es zugleich auch Stocholm, 17. April. Socialdemokraten" veröffent. Kräften Liegende zu tun, um die Wüste im Westen wieder in Bericht bie Verhandlungen mit den Demonstranten ein, die dazu ferenz zum 1. Mai an die Arbeiter der ganzen Welt in seinem eigenen Interesse, denn an Wüsten in seiner Nach fürten, daß die Sicherheitswache ihre Gewehreben Demon richtet und der die Forderungen der Internationale zusammenfaßt. barschaft ist kein sivilifierter Staat interessiert. Deutschland tranten auslieferte. Die Sicherheitswache wurde darauf Darin heißt es: Private Intereffen verschwören sich mit dem Mi- kann nur wünschen, sobald wie möglich von reichen, blühenbon starken Abteilungen der Volkswehr entwaffnet, die litarismus, um einen tapitalistischen Frieden zus den Ländern umgeben zu sein, denn Länder, Wirtschaftsdas Parlament befesten und nach außen abschlossen. Es wurde stande zu bringen und durch Aufrechterhaltung des internationalen gebiete, sind keine stählernen Tresors, in den man den Reichauch bekannt, daß für diesen Tag ein kommunistischer Mißtrauens und der internationalen Ungerechtigkeit die alte Ord- fum einsperren fann: er quillt über und befruchtet auch das Putsch versuch beabsichtigt war. Die Regierung ist fcft entschloffen, allen Butschabfichten mit den ausreichenden Machtmitteln nung mit stehenden Heeren, gewaltigen Rüstungen und Krieg bei Nachbargebiet. Darum ist die Behauptung falsch, daß das entgegenzutreten, die ihr zur Verfügung stehen. behalten zu können. Diese Politik müssen die Arbeiter bekämpfen. Geld, das ins Ausland geht, berloren ist, und darum werden Die Regierungen, die vom Kriege nichts gelernt haben, erstreben eine wir auch um Milliarden, die wir zu zahlen imstande find, heilige Allianz. Wir dagegen arbeiten für den Bölferbund, nicht zu feilschen brauchen. der auf dem Gedanken der Brüderſchaft fußt. Wir bestreiten jedem Sieger das Recht, den Nationalitäten ein neues Joch aufzu erlegen. Wir proklamieren das Selbstbestimmungsrecht als unverBraunschweig, 17. April. ( TU) Die vom General Maerker ge äußerlich. Wir widersehen uns allen Annexionen, welche die Frei tellten militärischen Bedingungen sind von der braunschwei- heit der Völker vergewaltigen. Dem Kriege muß eine umfassende gischen Regierung angenommen worden. Sie betreffen boll Enteignung der großen Kriegsvermögen folgen, datändige Entwaffnung der Arbeiterschaft, soweit fie während des Streits bewaffnet wurde, und die Auflösung mit das Nationalvermögen, das jetzt in den Händen bes privaten der Volksmarinedivision und der Boltswehr, Abseßung Kapitalismus ist, für nationale 3we de verwendet werden der Regierung und Auflösung des Arbeiterrats. General Maerter kann. Der Aufruf ist unterzeichnet von Branting und Suys. hat den Befehl tundgegeben, daß bis heute abend 6 Uhr sämtliche, mans. Waffen aller Art, die aus dem Heeresgute stammen, abzuliefern find. Aufrufe aur Bildung eines braunschweigischen FreiwilligenMaifeier der französischen Arbeiterverbände. torps, das sich Jägerregiment Braunschweig nennt, sowie zur BilAmsterdam, 17. April. Dent Algemeen Handelsblab" wird dung einer Landeswehr find angeschlagen. Es sind bereits mehrere aus Paris gemeldet, daß die Delegierten von sechs großen Berhaftungen vorgenommen worden, u. a. wurden etwa 80 Matro- beiterverbänden, darunter die der Bahn- und Verkehrsarbeiter, befen und Spartatiften geschlossen in die Kaserne des Infanterie-, schlossen haben, am 1. Mai in einen 24stündigen Streit eingu regiments 92 abgeführt. treben, um die Macht der Arbeiterklasse damit zum Ausdrud zu bringen.
Flucht der Kommunistenführer.
Braunschweig , 17. April. Zwischen der wirtschaftlichen Vereinigung braunschweiger Industrien und den Vertretern der Arbeitnehmer ist gestern in einer Sigung die Vereinbarung getroffen
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Aber anders steht es mit Summen, die man uns auferlegen will, und die wir nicht leiften tönnen. Mit dieser Auflage wäre uns wahrscheinlich geschadet, aber dem Gegner nicht geholfen, denn wenn er seine Kriegsbilanz mit uneinbringlichen Attiben verschönern kann, so nügt ihm das gar nichts. Er gefährdet damit höchstens auch die einbringlichen. Jeder Kaufmann weiß, daß es ihm nichts nügt, einen Ratenschuldner in den Ruin zu jagen, daß er vielmehr an dessen Wohlergehen lebhaft intereffiert ist. Ein bankerottes, berelendetes Deutschland wäre für Frankreich das größte Unglüd. Nationalistische Demagogen fönnen ihren unwissenben Anhang beruhigen, indem sie ihm vorspiegeln, man könne aus einem Gewaltfrieden mit unermeßlichen Kontri Ar- butionen Vorteil ziehen. Das Erwachen wird aber dann desto fürchterlicher sein. Darum müssen wir bei aller Bereitwilligfeit, das von andern, unfern früheren Machthabern, begangene Unrecht wieder gut zu machen, auf einer Regelung der Finanzfrage bestehen, die dem internationalen Interesse entspricht.
Der englische Premierminister hat auch über internationale Vereinbarungen in den Arbeiter fragen gesprochen und mit großer Begeisterung die Verdienste gefeiert, die sich Barnes auf diesem Gebiet erworben hat. Die deutsche Friedensdelegation, der auch erfahrene Sozialpolitiker und Gewerkschaftsführer angehören, ist bereit, auf diesem Gebiet mit Barnes zu konkurrieren. Aber zu den Plänen eines internationalen Arbeiterschutes würde eine gegen ein einzelnes Land betriebene Auspreſſungspolitik summen genannt, die Deutschland nicht aufbringen könnte, wie die Faust aufs Auge paffen. Man hat Entschädigungswie die Fauft aufs Auge paffen. Man hat Entschädigungsauch wenn jedermann jahrelang 24 Stunden pro Tag ar
Der Münchener Generalstreik. Abfall der Landstädte von der Räterepublik. worden, die Arbeit am Dienstag nach Ostern in allen Betrieben München , 17. April. Der Generalstreit dauert an. wieder aufzunehmen. Der Eisenbahnbetrieb ruhte heute vor- Der gesamtz Boft, Telegraphen- und Telephonverkehr nach Süd. mittag noch. bayern ist gesperrt. Die Grenzlinie verläuft von Eisenstein - Blatt Die in Braunschweig eingezogenen Truppen wurden von der lings- Regensburg und Ingolstadt nach der schwäbisch- bayerischen Bevölkerung freudig begrüßt und beschenkt. Die Häupter der fom- Grenze. München ist vollkommen in der Hand der Roten Ar munistischen Regierung Meher, Kneisel uſtv. sollen verschwunden beiterwehr. Seit den Diebereien vom Sonntag hat sich nichts Besonderes mehr ereignet. Teile der Regierungstruppen werden bei sein. Sichhorn soll Braunschweig im Flugzeug verlaffen haben. Dachau , wie ein Anschlag in München befagt, von der Noten Die Nachricht von einer angeblichen Verhaftung Eichhorns bei einer Armee in Schach gehalten. Ein Butschverfuch in Rosenheim wurde Notlandung in Holzminden bestätigt sich nicht. von der Noten Garde unterdrüdt. Rosenheim ist noch auf der In Braunschweig ist die neue Regierung gebildet worden. Dem Seite der Räterepublik, dagegen haben Augsburg , Kempten , Ingol. Kabinett gehören an: 4 Mehrheitssozialisten, zwei Unabhängige ftabt, Bassau fich wieder von der Räterepublik abgewandt, während beiten würde. Hier ist also wieder ein großer Widerspruch. und ein Demokrat. fich Landshut neutral verhält. In München ist eine große 3ahl, Reiner Verpflichtung fommen wir lieber nach als der, mit von Geifeln verhaftet worden. Es finden fortgefeht aus der menschlichen Arbeitskraft menschlich umzufuchungen nach Lebensmitteln und Beschlagnahmungen von folchen gehen- aber wenn wir sie übernehmen sollen, so darf man München , 17. April. Eine Verordnung des Vollzugsrats der uns nicht Laften auferlegen, die selbst bei unmenschlicher Betriebs- und Soldatenräte besagt: Vom Streit sind aus Versuch, die Deutschen in ein Volf von Kulis zu verwandern, Bon der Schweizer Grenze, 17. April. Der Nenen Bärcher geschlossen: Banten , Sparkassen, Poft, Eisenbahn , Eisenbahn- wäre ganz unvereinbar mit den Grundfäßen der internatio Betriebs- und Soldatenräte besagt: Bom Streit sind aus. Ausnutzung der Arbeitskraft nicht erschwingbar sind. Der Bettung" zujolge läßt der schweizerische Bundesrat den eidgenössischen werfftätten, Telegraph, Telephon, Spedition, Elektrizitätswerke, nalen Arbeiterschutes, er wäre auch praktisch undurchführwäre ganz unvereinbar mit den Grundfäßen der internatioMäten zum 1. Juni eine Vorlage über den 831ferbund zugehen. Gaswerte, alle mit der Nahrungsmittelherstellung und-versorgung Der Bundesrat steht auf dem Standpunkte, der Beitritt der Schweis beschäftigten Betriebe, Hotelbetriebe, Artilleriewertstätten usw. Ston bar, wäre er aber durchführbar, so würden sich die französi zum Bölkerbund müsse einer Abstimmung des Boltes und der ditoreien, Kaffees, Stonzert lokale find geschlossen zu halten. Die schen und die englischen Arbeiter dafür bedanken, denn die Herstellung von Konditoreinaren ist untersagt. Die Unternehmer wirtschaftliche Senechtung der deutschen Arbeiter würde un fehlbar auch ihre eigene nach sich ziehen. find angewiesen, Lohn für die Streifiage au zahlen.
Referendum über den Beitritt der Schweiz tatt. Die Banken find wieder geöffnet, zum Völkerbund.
Stände vorbehalten werden.
Wechsel in der Friedensdelegation.
Ein Völkerbund soll begründet werden, der den Württembergische Truppen gegen München . dauernden Frieden verbürgt, und doch sollen Frankreich umBerlin, 17. April. An bie Stelle des Gesandten in Bern , Dr. Stuttgart, 17. April. Auf Bitte der bayerischen Regierung faffende militärische Garantien gegen Deutschland gegeben Abolf Müller, tritt in das führende Sechsmännerfollegium unserer befchloß die Staatsregierung, freiwillige württembergi- werden. Worin diese Garantien bestehen sollen, werden wir Friedensdelegation der Präsident der preußischen Landesversamm- sche Truppen zu Hilfeleistungen nach Südbayern erit in Versailles erfahren, aber schon jetzt darf man wohl Fung Beinert. zu entsenden. In der Stuttgarter Arbeiterschaft machen sich Ehm- sagen, daß militärische Garantien recht unerheblich werden, Dr. Adolf Müller ist durch Krankheit berhindert, bie ihm in pathien für die Münchener Kommunisten geltend, doch ist zu hoffen, wenn der Bölferbund ein feftes Friedensgebäude und kein Pacis zugebadhte Aufgabe gu erfüllen, baß ein Streif vermieden wird, bloßes Scheingebilde wird. Im Rahmen der 14
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