Wilson? mWten sich solche Fragen, wie Temiorinlfragen iiberhaupt, leicht erledigen lassen, denn die Friedenssicherung macht die Grenzsicherung zu einer Frage minderen Ranges und die Freiheit des Wirtschaftsverkehrs vermindert die Be- deutung politischer Machtgrenzen. Unvereinbar aber mit Wilsons Grundsätzen eines dauernden Friedens wäre der Versuch, Bevölkerungen gegen ihren Willen unter fremd- nationale Macht zu bringen. Wenn sich Deutschland jedem derartigen Versuch widersetzt, so vertritt es wiederum nicht bloß national beschränkte Interessen, sondern die Interessen der ganzen Welt. Dies muß ja überhaupt der Grundsatz des revolutionär verjüngten Deutschland sein, daß die zivilisierte Menschheit ein unteilbares Ganzes ist, und daß jeder Schaden, der einem Gliede zugefügt wurde oder noch zugefiigt werden soll, die Gesamtheit trifft. Nicht als Vertreter engherziger Na- tionalinteresseN soll Deutschland auf der Friedenskonferenz erscheinen, sondern als Sachtvalter der gesamten arbeitenden Menschheit, die nach neuen Formen internationalen Zu- sammenlebens wie nationalen Eigenlebens sucht. Ein solches Deutschland kann unter zünftigen Diplomaten isoliert sein, es wird aber nicht vereinsamt bleiben im Areopag der Völker, der das letzte Wort sprechen wird.
Die Lage im Reich. In Düsseldorf wtiribe der Straßenbahnbet rieb wieder auf- genommen. Sine Versammlung der Straßenbahner protestierte gegen die spartakistische Verhetzung. In Köln habe« die Organisationen der«tuSstSnjWgeu Angestellten, nachdem Verhandlungen mit den Arbettgeberorganisationen gescheitert sind, beschlossen, den Schiedsspruch der britische« Behörde anzurufen. In Chemnitz haben die Dankangestellten mit Rücksicht auf das Standrecht die Arbeit wieder aufgenommen. Vor dem Ende des Bergarbeiterstrei??. Ans.Hagen wird den P. P. N. gedrahtet: Der Streik ftout ab. Die Unabhängigen haben den Ausstand ausgegebsn. Nur die kleine Gruppe der Kommunisten ist noch für seine Fortsetzung. Die Streikleitung wird wahrscheinlich am Sonnabend früh den Ab- bruch de? Generalstreiks verkünden. Gssen, 17. April. VS000 Dergarveiter haben v<» heute im Ruhrgebiet die Arbeit wieder aufgenommen. In den gestrigen drei Schichten betrug die Zahl der Streikenden 232 7KZ gegen 246 916 am Dienstag. In der heutigen Frühschicht hat die Zahl der Streikenden wieder um 16 066 abgenommen. Ausstündig ivaren 167 958 Bergleute gegen 117 944 vorgestern. Mehr al» die .Hälfte der Belegschaften hat die Arbeit wieder aufgenommen. Jn»- gesanil wird auf 59 Schächten wieder voll gearbeitet. Düsseldorf , 17. April. Nach den jetzt abgeschlossenen amtlichen Ermittelungen find bei den Unruhen in Düsseldorf während der letzten Woche SS Zivilisten getötet und 05 ver» wundet worden. Die Regier« ngStruppe« hatten vier Bot« und 17 Verwirndete. Mülheim (Ruhr), 17. April. Auf Verankassumy de» Unter- suchnngsrichterS wurden hier heute 13 Spartakisten wegen Ilufruhrs und Landfriedensbruchs verhaftet. Sie haben wäh- lend der Bottroper Kämpfe eine führende Rolle gespielt. Dochum, 17. April. In der Nähe der Zeche Präsident find Me llrbeitSwi lligeu von den streikenden Bergleuten belästigt worden. Um die Arbeitswilligen zu schützen, wurde die Zeche Präsident von NegierungStrnppen bosetzt. Damit sind die ersten RegiorungStruppen in die Stadt Bochum selbst ein- «erückt._ Die Organisation üer Kohlenwirtsthaft. Keine Sozialisierung des Kohlenhandels. Ter Sachberständigenrat für die Kohlenwirt- s ch a f t hat in seiner ersten Tagung vom 14.— 17. April die v o r» schlüge de» R«ichSwirtschaft»minist«rium» zur Regelung der Kohlenwirtschaft durchberaten. Man einigt« stch ans folgende Grundlagen: Ein Reichskohlenrat von 56 Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der Verbraucher, de» Kohlen- Handels und der Wissenschaft wird mit der Leitung der Kohlen- Wirtschaft betraut. In jedem der Syndikat«, die den Vertrieb der
Der Toö öer Cichc. von Wald« m«r Bonsel» Sin wenlg von der Waldwiese«mtfernt, auf welcher ich nun schon lange allein Idbe, stand am Rand de? Tals die Eiche, sie war der älteste Daum im Land, in diesem Frühling ist sie gestorben. Man wußte es überall, weit, im Umkreis. Nre letzten Worte au»> dem vergangenen Herbst rauschten in den Büschen und Bäumen des Landes als Erinnerung, und nun, im Frühlings nahm fie Ab- schied. Um ihre mächtige Gestakt umher sproßte«S und blühte, ihre großen dunklen Glieder reckten sich gewaltig über dem wirren, grünen Lebenftrubek der neuen Jugend dahin, in den Himmel empor, ihre Lage erfüllte das Land, alle Herzen. Viele hundert und wieder viele hundert Jahre des Leben» beschlossen sich nach einem unbegreiflichen Ratschluß, der alle in heiliger Scheu erbeben ließ. Die langen Nächte hindurch, in der Frühe und am verstand- lichen Tag, wehte eS aus der kahlen Höhe ihrer Krone klagend im Wind über das Land, durch den Vogelgcsang dahin, durch das selige Seufzen der vom Frühling begnadeten Geschöpfe und durch das strahlende TageSlichtz da» feine Macht über die Lebensgeister des alten BaumieS verloren hatte. Eines Tage» vernahm ich die Klage der sterbenden Eiche im Wind und konnte sie nicht bergessen. Nu« ward ich gnoahr, daß alle sie wußten, und seit jener Stunde zwang eS mich plötzlich im Schreiten inne zu halten, wenn ich durch den Wald ging, um zu lauschen, ob durch die Lebensmelodien der lebendigen Bäum« wie- der diese Klage dränge, die den gangen Wald erfüllt hatte. Und ich vernahm die Töne und erschauert«. Sie erklangen so heimlich, daß mein Gemüt in der Erkenntnis ergitterte, daß diese beschei- denen Wehelaute eine so stille Wildheit zu bergen vermochten, und daß Geduld so schmerzhast fein könne. Da ging ich der Stimm« nach, um den sterbenden Baum zu finden. Wie eS zum Herzen griff! Ich sah eine Blum«, die zu Kühen anfing, den Tau trinken; in der Erwartung ihrer Sonne sangen alle Vögel, da warf ich mich ins MooS und lauschte. Seit jener Stunde trieb es mich wieder sind wieder herzu, am Tag, in der Nacht, immer wieder zog ei mich an diesen Waldort ohne Schatten, wo die große Eiche stand. Rings der Himmel über mir war wie mit Sterben angefüllt, und meine Seele füllte sich mit dieser Schwermut des Scheidens vom Leben, wie ein Becher mit Wein. Ich verstand den Baum, denn ich lebe nun schon lange unter Pflanze»«ch Tiere»«ich erschein« den Mensche», feite«, die meine
I Kostke Mexnehmen. stellen dk« Arveltnehm«?»Wek,»»» drei A u fs ich ts rat s m i tg l i ed er und ein Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes. In dem Reichs- kohlenverband haben drei Arbeitnehmer und«in Auge» st e I l t e r im Aufsichtsrat Sitz und Stimme. Ein Arbeitnehmer tritt in den geschäftsfiihrenden Vorstand. Der Reichskohlenrat ist die BerufungSstellc für all« wichtigen Fragen. Von einer Ueberführung des Kohlenhandels in ein« gebundene Organisation wurde abge- sehen. Man glaubt in der Zusammensetzung des Reichskohlen« ratS sowie in einer Reihe von Bestimmungen einen gewissen Schutz der Verbraucher zu haben. So wurde bestimmt, daß die Preis« für deren Festsetz'.mg das Reichswirtschastsministerium unter Mitwir- lung des Reichskohle nnate» die oberste Instanz ist, veröffentlicht werden sollen. Die Gemeinden können weitere Preisfestsetzungen für den Kleinhandel vornehmen. Verbrauchergenossenschaften und deren Verbände, eine technisch-wirtschaftliche Gesellschaft für Kohlenbergbau, eine ebensolche für Kohlenverwendung, ein« sozial- politische Gesellschaft für Kohlenbergbau sollen gebildet werden, um in loser Organisation die Kenntnisse auf diesen Sondergebieten zu fördern. TaS Reichswirtschaftsministerium entsendet zu den SelbstverivalwngSkörpern der Kohlenwirtschaft einen Bevollmächtig. ten, der gegen Beschlüsse ein Einspruchsrecht hat und'PreiSherab- fetzungen verlangen kann. Di« Regelung der finanziellen Beteili- gung des Reiches an der Kohlenwirtschaft wird in den Kommission». beratungen der nächsten Zeit erörtert werden. Di« nächste Tagung des Sachverständigenrates soll am 15. und 16. Mai erfolge». Das Auswärtige fimt und öke Besetzung von Gesanötschastspoften. Berlin , 16. April. Von maßgebender Seite wird uns mitgeteM: Verschiedene Zeitungen haben Nachrichten gebracht deS Inhalts, das Auswärtige Amt habe stch auf Kabinettsbeschluß an die drei Mehrheitsfraktionen gewandt, mit der Bitte, solche ihrer Angehörigen zu benennen, die für die Besetzung von G e» sandtschaftSposten in Frage kämen. Diese Meldungen ent. sprechen den Tatsachen nicht. Weder ist der R e i ch S m i n i st e r dp» Aeutzern an die Parteien herangetreten, noch liegt ein solcher KabinettSbeschluß vor. Bei der bevorstehenden Neubesetzung von AuSlandSposten sollen nach dem Willen deS Kabinetts allerdings auch Männer herangezogen werden, welche da» Deutschland von heute und dessen Regierung nach Herkunst und Richrnng repräsentieren. DaS ist eine alte demokratische Forderung, der sich-die erste demokratische Regierung nicht entziehen darf. Ausschlaggebend aber für die Wahl bleiben nach wie vqr nicht Parteizugehörigkeit, sondern die Eignung derKan- d i d a ten, und diese werden nicht von Partei wegen, sondern vom Reichsminister de» Aeußern ausgewählt, der fie dem Kabinett vor« schlägt. ES ist durchaus unrichtig, daß gewiss« Posten, darunter der im Haag, dessen Reubesetzung zurzeit gar nicht in Frage kommt, den Parteien zugeteilt worde» find. Noch telne amtliche Einladung der deutschen Vertreter. Berfln, 17. April. (Wolfs. Amtlich.) Die Deutsche Waffen- st illsta n!dS ko m m i ss i»n in Berlin teilt mit: Die von einigen Berliner Blättern gebrachte Nachricht, der Borsitzend« der interalliierten WaffenstillftandSkommissilm in Spa, General Nudant, habe gestern in Spa dem Vorsitzenden der deutschen Kommission, General von Hammerstein, den Text der vom Präsidenten Wilson gehaltenen Ansprache im Biererrat über di« Einladung der deutschen Vertreter zum 25. April nach Ver- sailleZ amtlich Überreicht, trifft nicht zu. Weder General von Hammerstein noch General Nudant ist zurzeit m Spa anwesend. Die Deutsche Waffenftillstandkommission in Spa eithielt lediglich durch Funkspruch von einer HavaS-Note Kenntnis, welche die Ansprache Wilson» im Viererrat wiedergibt. Diese ist nach Berlin weitergegeben worden. Eine offizielle Einladung der deutschen Vertreter über Spa zu de» varfrieldenSverhandlungen ist noch nicht erfolgt. Es ist nichtsdestoweniger anzunehnien, daß, nachdem Wilson die Einladung bereits ankündigt, diese in kurzer Frist offiziell erfolgen dürfte._ I Besinnung und Liebe stören.„Es ist kalt,' Nies er einmal des Nachts,.per große Wald ist leer! Ich sehe hin und zurück, zurück und hin, schau«, forsche und suche, und bin doch allein. Ich er» inner« mich, ich träume und bin doch allein. Der Mond leuchtet hell, wenn sein« Strahle» die Erb««r- reichen, scheint mir die Welt ohne Elend, ohue Schmerz, alle» und alle erscheinen mir sanft. Er bringt helle Tücher, als wolle er mich vor dem schützen, was kommen soll, al» wolle er mich erwärmen, i und ich fühle wkider wie durstige Pflanzen, die sich. öffnen und zu blühen anfangen. Enttäusche ich euch jetzt, weil ich dürr und kahl best ehe! Ihr habt mich grün gesehen I Ich gab der Erde Schatten, den Vögeln Ruhe und den Dieven Früchte. Ich habe die Blicke entzückt, und nun liebt ihr mich weniger, weil ich eS nicht vermag? Müßt ihr nicht stets an jene Zeit denken, wo ihr mich anders saht? Ihr denkt nicht mehr daran! Mein« Klage erniedrigt mich Nun fühle ich zum erstenmal, daß mein irdisches Gefühl mich von der Welt trennt. Einst erzählte ich, ich teilte da» Neue, das Leben, den Blumen, den Bäumen mit. Dort oben liebkost« mich der Wind, als wollte er zu mir sagen:„Du Haft nicht unrecht." Da wußte ich, daß mein irdisches Gefühl mich mit der Welt verband. Ich rief:„Nehm mich nur auf, laßt mich euer Teil sein, ein Glied eurer reichen Familie!" Ich fühlte die Welt und vereinte mich mit ihr, und wurde zum erstenmal mündig. Alle» tönte in mir, und mein Herz strömte über. Jd, wie ich der Erde verschuldet bin, wie kein Wesen vor mir!" Ich lag im Moosgrund und lauschte der Klage des DaumeS; ich begriff die Wirklichkeit deS Tode» und epbedle. Aber ich vermochte meine Sinn« nicht vom Sterben der alten Eiche ahzu- wenden. Da hörte ich wieder die Stimme über mir im Wind: „Es forscht ohne Aushör in mir und will doch von nichts wissen. Meine Wurzeln werden vom Wasser berieselt baS alle Pflanzen zu neuem Sprossen ernährt. Ich fürchte mich vor dem Tag«, die Sonne, die mein Blut beeinflußt hat, eniporzud rängen, blendet mich nun. Wie lockt mich die Weite, die ich lange ohne Begehren im Bild erblickt Habel Wo sind die Tiere? Ich höre nur die Vögel. Und doch ist alles Weite so näh, so möglich geworden. Mein Herz war einst in der Sonne so weit offen, daß eS nicht nur sich selber trug und ahnte, sondern die gange Welt. Da wußte ich die Wahrheit üler mich. Nun umgibt«S mich rings, wie eine Wand, so kalt wie Eis, so durchsichtig wie Glas, so nah. daß mir st, a> spiegelte ich mich darin wieder. Sie macht die Seele zum Verbrennen durstig und ich fühle Angst. Lebt wohl!" Der Baum wurde still, da drückte ich erzitternd nie in Herz fest, fest an die Erde, die Auferstehung und Vermoderungen m sich barg und einen herben Geruch von Harz ausströmte. Mir war�;
<krlelchtenmg der deutschen Lebensmittel- einfuhr. Haag, 16. Aprkl. Dem Korrespondenz-Bureau zufolge teilt das Interalliiert« HandelSkvmitee im Haag mit. daß fortan, um Deutsch- land in die Lage zu fetzen, w neutralen Ländern für den Ein- kauf von Lebensmitteln Kredit zu erhalten, keine Firma in einem neutralen Lande durch Setzung auf die Schwarze Liste bestraft werden wird, wenn sie(innerhalb der bestimmten Grenzen) Lebensmittel nach Deutschland ausführt, Deutschland für den An- laus von Lebensmitteln Kredit gewährt oder Waren, deren Aus- fuhr aus Deutschland die assoziierten Regierungen bewilligt haben, einführt. Die bestehenden Anordnungen, die die Ausfuhr von Lebensmitteln verbieten, werden aufgehoben. Die Ausfuhr muß jedoch in llebereinstimmung mit den Anordnungen geschehen, die von der Lebensmittelabteilung des Obersten Wirtschaftlichen Rate» gutgeheißen find.
Sturz der lettischen Regierung. Berlin , 4. April. Die provisorische lettlSudifche Regierung, die am 18. November iu R i g a die Republik Latwija ausgerufen und die Herrschaft Kberuommru hatte, ist heut« nachmittag durch von der Frout zur Erholung nach Siblin pnückgezogen« Teile der b a l t i- scheu Landesmehr, gestürzt worden. Ministcrpräsidrnt UlmaniS ist zu der englischen Kommission geflüchtet, der Mi- nister deS Inner» Dr. Walters ist» e r h a f t e t. Das Schicksal der andrren Minister ist noch unbekannt. DaS Gouvernement hat erst einige Zeit nach dem»wllzogenen Putsch die Sicherung der bisherigen lrttischrn RrgierungSgediude übernommen. Die Stadt Lid au hat die Ereiguiffe diSher villig ruhig aufgenommen. Königsberg , 17. April. (WDB) An hiesiger zuständiger Stelle st an» Li bau folgendes Telegramm eingegangen: Der Sicher- heitSanSfchuß der heimischen Fnonttruppen erläßt eine Bekannt- machling, wonach er gezwungen gewesen sei, da» gegenwärtige Kabinett sein«» Amtes zu entsetzen. Als Grund für den NegiernngSsturz wird angeführt, daß das Ministerium systematisch öffentliche Verhetzung der einzelnen Bsvölkerungsgruppen, eine maßlose Steuer- und sinnlose Finanzpolitik getrieben hätte. Da» vorgehen d«S Ministerium? habe gezeigt, daß es weder gewillt war,-nf demokratischer Basis zu regieren, noch den Bol- schcwiSmuS ernsthaft zu bekämpfen. Die Fronttruppe sei der An- ficht, daß an weitere Operationen zur Befreiung der unter bolschewistischem Joch schmachtenden Brüder lettischer und baltischer Nationalität unter diesen Umständen nicht gedacht werden känn«. so daß sie eS als ihre heifige Pflicht betrachtet hätte, das gegenwärtige Kabinett seine» Amte» zu entsetzen. Der militärische Führer der Balten wurde vom englischen Admiral gestern nachmittag empfangen. Ans Befragen deS AdmiralS, was die Balten zu tun gedenken, wenn Ministerpräsident UlmaniS sich in das HauS der englische» Mission geflüchtet hat, diese» HanS verließe, um sich«rf äm englisches Kriegsschiff zu begeben,«widerten die Balten, daß st« ihn dann verhafte» würden. Die Engländer stheinen sich neutral verhalten zu wollen. Der Führer der englischen Mission Major Keenan. sprach am Mittwoch-beim deutschen Stabs- chef vor. Dieser erklärte aus Befragen, Ausgabe der deutschen Truppen sei die Bekämpfung des Bolschewismus, nicht der Kampf für die bisherige Regierung. Der Regierungssturz würde als eine lettländtfche Angelegenheit behandelt.
Wilson reist am 24. Mai von Paris ab. Rotterdam , 17. April. Sin Remertelegramni meldet au» Paris : Die Abreise Wilson« ist nunmehr auf den 24. Mai festgesetzt. Am 26. Mai findet die Schlußfitzung der Verbandskonferenz statt. Bis dahin soll unter allen Umständen der Friede mit Deutsch - land unterschrieben vorliegen..Daily NewS" meldet, nach der Er- ktärung Wilson» in der Montagfitzung soll mit Deutschland über jeden einzelnen Vertragspunkt einzeln verhandelt und ab- gestimmt werde». Anrrkenunng der deutschen Regierung durch die Schweiz . Bern , 17. April. (Schweizerische Depeschen-Agentur.) Der Bundes. rat hat die derzeitig« deutsche Regierung anerkannt und ebenso den gegenwärtigen diplomatischen Vertreter Müller.
als durchdränge dieser Geruch meinen vergänglichen Leib, sch schloß meine Augen und stkwieg lange, denn ti redete mit vielen Stim- men zu mir, die wie eine Stimme waren.
,Penchesilea� kn öer Volksbühne. Goethe hat als Erwiderung auf die Einsendung der„Penthe- filea" in seinem berühmten Absagebrief« Kleist zu denen- gerechnet, die de» Theater » warten, welche» da kommen soll. ES hat lange gedauert, bi» diese» ironische Wort Tatsache wurde.. Selten genug rst diese heroische Tragödie al» Paradestück von Heroinen in ihrer Ungeheuerlichkeit über die Bühne gegangen. Erst seit dem 166. Todestage Kleist»(1911) hat er sich Das ein» recht errungen. Aber seine wahre Zeit ist erst jetzt gekommen. Nie war Pcnthcsilca aktueller denn jetzt. Die furchtbaren GefühlSerlebnisse, unter deren Bann wir stehen, hat un» erst reif gemacht für diese? Drama ohne gleichen. in dem da» Gefühl schranken» und hemmungslos sich austobt. ES bedurfte erst der Ertmn« und Maßlosigkeiten, der wilden Leiden- schaftlichkeiten der Wirklichkeit, che wir den Sinn getvannen für diese? unerhört jagende Tempo und den Sturm der Affekte. Solche Kunst ist kein Lehrbuch der Politik und kein Berater deS Lebens. Sie will und kann kein Maßhalten für den Alltag predi- gen; ober sie kann die Affekte reinigen, in denen sie in höchster Rein- heit in» Absolut« steigt und da» Leben zerschellen lästt. Penthesilea ist da» Widerspiel der Tragödie Kleists . Er selber hat«S gestanden:.Mein innerstes Wesen liegt darin, der ganze Schmerz zugleich und Glanz meiner Seele." Und ein andermal: „Nur den Stürmern gehört da? Himmelreich." Penthesilea ist Kleist , der wie jene unmögliches versuchte und alles verlor. Beide sind Romantiker de? Lebens, kühnste Wager, Sieger im Untergang. Die erste wahrhaft moderne Tragödie.ist Penthesilea genannt worden. In ihrer Art ist sie auch die einzige geblieben. Strind- berg hat zu diesem titanischen Neberweibe bürgerliche Gegenstücke geliefert im Kampfe der Geschlechter. Aber welcki ein Abstand zwischen dem großen Gefühlsdichter, der mit nacktwandlerischer Sicherheit den schmalen Weg zwischen grotesker Karikatur und Perversität findet, und dem Analtitikcr der Nadelstiche des Alltags. Penthesilea gerät in den Widerspruch der Gefühle und schreitet bis zum blutrünstigen Morde des Geliebten, weil sie aus der Sklaverei� der Vorurteile kommt. Der Amazonenstaat verbietet die individuelle Liebe und läßt den geraubten Mann nur als Mittel zum Zwecke der Kindererzeugung zu. Kleist diese, seltsame Konstruktion, die immerhin an einige Einrichtungen de? Mutter- rechte» erinnert, mir gewählt haben, um den Rahmen für seine Raserei der Leidenschaft zu finden. Au? der Unterdrückung entsteht doch erst die Wirrnis und Selbstzerfleischung, aus der es keinen Ausweg der Erlösung als den Selbstmord gibt. Die endlich be- sreit« Liebe geht unter im Kamps mit dem ererbten Sittengesctz, da» ihr Mnscheutum fesselt«.(Welch et» Kommentar zur Zettl)