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Nr.203.36.Jahrg.

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.Gozialdemokrat Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Dienstag, den 22. April 1919.

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Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz , Nr. 117 53-54.

Wendung in der Friedensfrage.

Die Entente fordert verhandlungsfähige Bevollmächtigte.- Zufage der Deutfchen Regierung.

Berlin , 21. April. Im Anschluß an das Telegramm, In der Friedensfrage ist am Ostermontag eine Wen- 1sein würde, daß mit ihm die Mera der Vereinigten Staaten mit dem die Deutsche Regierung am Abend des 19. April die dung eingetreten, von der man aber vorsichtigerweise noch Europas beginnen würde. Für dieses Testament Victor Einladung der alliierten und assoziierten nicht sagen kann, daß sie eine Wendung zum Bessern Hugos ist George Clemenceau , der auch ein Dichter, aber Regierungen zum 25. April nach Versailles er- bedeutet. Der französische Ministerpräsident, der die seltsame fein so großer ist, nicht der geeignete Bollstrecker. Aus widert hatte, übersandte General Nudant der Deutschen Einladung nach Versailles erließ und darauf eine Antwort Clemenceau spricht nicht der weltbrüderliche Geist Hugos, Bafferitillfansfommiffion in Spa am 20, April, nachmit- erhielt, von der selbst die englischen und amerikanischen Ver- sondern der Geist Bismards, der gleich Ahasver durch tags 5 Uhr 25 Minuten, folgende Note: treter in Spa meinten, man hätte sie nicht anders erwarten die Länder wandert und sich überall dort neu verkörpert, wo fönnen Herr Clemenceau hat jezt die deutsche Regierung das Schwert seine blutige Arbeit siegreich vollendet hat. Der wissen lassen, er erwarte in Versailles deutsche Vertreter, die Welt erblüht kein neues Heil, solange nicht dieses ewige au Verhandlungen bevollmächtigt seien. Damit Weltunheilstiften zur dauernden Ruhe eingegangen ist. ist freilich noch nicht gesagt, daß man mit den Bevollmächtigten auch wirklich verhandeln will. Die deutsche Regierung hat daher geantwortet, daß sie zur Entfendung einer eigentlichen und bevollmächtigten Friedensdelegation bereit sei, vor. ausgesetzt, daß man sie zu dem Zweck einlade zu ver­die Möglichkeit gewährleiste, sich mit ihrer Regierung in Ver­handeln und ihr und ihren Begleitern Bewegungsfreiheit und bindung, zu setzen.

" Der Vorsitzende des Ministerrats und Kriegsminister telegraphiert am 20. April 1919 unter Nr. 2076: Ich bitte Sie, der Deutschen Regierung die folgende Ant­wort der verbündeten und assoziierten Regierungen zu über.

mitteln:

Die alliierten und assoziierten Regierungen können nicht Abgesandte empfangen, die lediglich zur Entgegen. nahme des Wortlauts der Friedensartikel ermächtigt sind, so wie es die Deutsche Regierung vorschlägt. Die alliierten und affoziierten Regierungen find verpflichtet, von der Deut­fchen Regierung zu fordern, daß sie Bevollmächtigte nach Versailles entsendet, die ebenso vollständig er­mächtigt sind, die Gesamtheit der Friedens­fragen zu verhandeln wie die Vertreter der alliierten und assoziierten Regierungen.

( gez.) Nudant."

Nach einer Reutermeldung hat die Leitung der Friedensfonferenz in Paris den Inhalt dieser Note in fol­gender Form der Deffentlichkeit bekanntgegeben:

Der belgische Sozialistenkongreß

für die Internationale. Vandervelde gegen den Bolschewismus. Amsterdam , 21. April. Nach einer Havas- Reuter- Meldung aus Brüssel vom 20. April nahm der belgische Sozialisten tongreß eine Tagesordnung an, in der es heißt, die belgische Ar­beiterpartei spreche sich gegen Bollsranfen beim Abschluß von Verträgen oder Konventionen aus und fordere die Regierung auf, sich auf der Friedenskonferenz in dieser Hinsicht kräft ein zu­Peben.

Liebknechts, Kurt Eisners, Rosa Luxenburgs und Jaurès ange­Weiter wurde ein Antrag zu Ehren des Gedächtnisses Karl nommen.

Die Dinge stehen also jetzt so: Die deutsche Regierung erklärt, daß sie über den Frieden verhandeln will, und daß sie zu diesem Zwed bereit ist, Bevollmächtigte nach. Ber­failles zu schicken. Der französische Ministerpräsident wünscht die Entsendung einer Verhandlungsdelegation, läßt aber die Frage, ob verhandelt werden soll oder nicht, offen. Die Frage:" Verhandlungsfrieden oder Diktatfrieden?" bleibt borläufig fingeflärt, man fann höchstens sagen, daß durch Sodann entschied sich der Kongreß fast einstimmig für folgende die zweite Note Clemenceaus ein erster fleiner Schritt in der Tagesordnung: ,, Bon der Deutschen Regierung ist eine Mitteilung des Richtung zum Verhandlungstisch gemacht worden ist. Die belgische Arbeiterpartei hat niemals aufgehört, eine inter­Inhalts eingegangen, fie wolle Vertreter nach Versailles sen­Wenn die deutsche Regierung ihre Bereitschaft zu Verwendigen Bestandteil der sosialistischen Bewegung zu betrachten und nationale Aktion des Proletariats als einen wesentlichen und not­den, um die Friedensbedingungen entgegenzunehmen und sie handlungen erkennen läßt, so tut sie das in dem Bewußtsein, bleibt en hänger der zweiten Internationale. der Deutschen Regierung in Weimar zu überbringen. Der daß der Frieden ohne schwere Opfer für das deutsche Volf erklärt, in Erörterunge über ihre Teilnahme am Stongreß von.Rat der Vier hat erwidert, er fönne feine Vertreter empfan- nicht zu erreichen ist. Sie ist bereit, Gebiete aufzugeben, deren zern einzutreten, sobald sie weiß, wie, von wem und unter welchen gen, die lediglich Boten seien; die Deutsche Regierung Bevölkerung ein Verbleiben im politischen Machtbereich des Bedingungen diese Versammlung einberufen ist. Sie hält dafür, müsse Vertreter bezeichnen mit den gleichen Vollmachalten Reiches nicht wünscht, und sie ist bereit, finanzielle Ver- daß das neue von der Berner Konferenz geschaffene Bollzugsorgan ten, wie sie die Vertreter der Alliierten haben." Der Reich 3 minister des Auswärtigen hat biete im Westen zu übernehmen. Nicht darum handelt es Der stongreß beauftragt feine Abordnung beim internationalen pflichtungen zur Wiederherstellung der friegsverwüsteten Ge- am 25. April in Amsterdam zusammentreten soll und daß die bel­gische Arbeiterpartei sich auf dieser Konferenz vertreten lassen wird. am 21. April nachmittags seinem Vertreter in Spa tele- fich, ob Deutschland Opfer bringen soll oder nicht, sondern sozialistischen Bureau, sich mit den Einberufern der geplanten Ver­graphiert: darum, ob das Maß der ihm aufzuerlegenden Opfer durch sammlung ins Benehmen zu sehen und sich mit ihnen über eine Bitte dortigem französischen Vertreter zur Weitergabe ein Diktat des Siegers festgesezt oder in Verhandlungen möglichst schnelle Wiederkehr der ordnungsmäßigen an die alliierten und assoziierten Mächte folgendes mitzu- näher umgrenzt werden soll, ob die militärische Rücksichts- age zu verständigen. Der Kongreß ist der Ansicht, daß kein teilen: Tofigkeit das letzte Wort haben soll oder das wirtschaftliche Grund besteht, das Bureau nicht in Brüssel zu belassen, und daß Machdem der französische Ministerpräsident und Kriegs- Urteil und die vorsorgliche Bedachtnahme auf den fünftigen das Vollzugsbureau wieder in seine Befugnisse eingesetzt werden soll. minister der Deutschen Regierung die Aufforderung der Frieden Europas . Vandervelde führte aus, er habe als Präsident, aber nicht als alliierten und affoziierten Regierungen übermittelt hat, die Mitglied der Internationale, seine Entlassung gegeben. Es gebe Was wir Sozialdemokraten vom Frieden verlangen, läßt nicht zwei Internationalen, die von Lenin schließe Sozialisten aus, deutschen Delegierten mit einer ebenso vollständigen Er- fich kurz so ausdrücken. Wir verlangen einen Frieden, der und sie schließe sie mit Recht aus, denn Belschewismus jei eine Ver mächtigung zu Verhandlungen über die Gesamt- es uns ermöglicht, fünftige Rebanchegelüfte er neinung des Sozialismus. In LLuzern würde man sich mit den heit der Friedensfragen zu versehen wie die Vertreter der folgreich zu bekämpfen. Das wird aber nur der Fall Abordnungen von 32 Völkern treffen. Sich an diese Internationale alliierten und assoziierten Regierungen sie besitzen, hat die fein, wenn nicht deutsches Gebiet wider seinen Willen unter nicht anzuschließen bebeute, nationaler Sozialist und Patriot und Deutsche Regierung in der Voraussetzung, daß im Anschluß fremde Herrschaft gebracht wird und wenn dem deutschen nichts weiter als Patriot zu bleiben. Er bleibe bei der Internatio an die Uebergabe des Entwurfs der Präliminarien Ver- Volk nicht Lasten auferlegt werden, unter denen es zusam­nale.( Beifall.) handlungen über deren Inhalt beabsichtigt werden, fol- menbrechen muß. Ein Frieden, der das Selbstbestimmungs­gende mit entsprechenden Vollmachten versehene Per- recht achtet und die Grenzen physischer Leistungsfähigkeit fonen zu Delegierten bestimmt:

.Reichsminister des Auswärtigen

Dr. Graf Brockdorff- Rantau, Reichsjustizminister Dr. Landsberg, Reichspoftminister Giesberts, Präsident der Preußischen Landesversammlung Leinert, Dr. Karl Melchior,

Professor Dr. Schüding.

Als Begleiter der Delegierten sind weitere Perfonen in Aussicht genommen, deren Namen und Stellung die Deutsche Regierung baldigst in einem zweiten Telegramm bekannt­geben wird.

respektiert, muß das Verhandlungsziel sein. Ob es erreicht werden kann, muß sich erst bei den Verhandlungen zeigen. Daß es ohne sie unerreichbar bleibt, ist von vornherein gewiß.

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nationalen Beziehungen wieder aufgenommen wer Der Kongreß faßte einmütig den Beschluß, daß die inter­den müßten, und lehnte mit starter Mehrheit eine Tagesordnung ab, welche besagt, daß der Kongreß sich über seine Teilnahme am Lu­ zerner Kongreß nicht schlüssig machen könne, weil er nicht wisse, von wem und unter welchen Bedingungen diese Versammlung einberufen sei. Die Ablehnung dieses Antrages wurde mit starkem Beifall aufe genommen.

Dreifrontenkrieg Ungarns .

Ein Diftatfrieden würde dauernd schmerzende Wunden zurücklassen, selbst wenn sein Inhalt erträglich wäre. Nach allem, was uns die diplomatischen Situationsberichte von Havas bisher meldeten, fönnen wir auf solche Siegergnade Budapest , 20. April. ( Ungarisches Korrbureau.) Der Zentral der Diktatoren nicht rechnen. Die Friedenspräliminarien Soldaten-, Arbeiter und Bauernrat hat zur Verteidigung der Er­liegen fertig zur Veröffentlichung bereit; aber nur, wenn sie rungenschaften der Proletarier- Diftatur den Berteidigungskrieg be zur Verhandlungs grundlage gemacht werden, so daß schloffen und angeordnet, daß die Hälfte der Arbeiterschaft sämt die Möglichkeit zu Aenderungen und Milderungen noch offen licher Betriebe gegen die tschechischen, rumänischen und bleibt, fönnen sie Grundlage eines ehrlichen Völkerfriedens füdslawischen Truppen zu den Waffen greifen solle. Nach polden Abendsizungen mehrerer Parteiorganisationen und Gewerk­

weiden.

Einladung zum Kongreß der ungarischen A.- und S.- Räte.

Die Deutsche Regierung ist bereit, die vorstehend bezeich Schon das Vorspiel zeigt, daß wir uns auf ein zähes schaften bewegten sich Demonstrationszüge durch die Straßen. neten Personen nach Versailles zu entfenden, wenn ihr die Ringen gefaßt machen müssen, und auf die Notwendigkeit, Zusicherung gegeben wird, daß den Delegierten und ihren binnen furzem Entschlüsse von ungeheurer weltgeschichtlicher Begleitern während ihres Aufenthalts dort Bewegungs- Tragweite faſſen zu müſſen. Dieſes Vorſpiel zeigt uns aber freiheit fowie freie Benugung von Telegraph und Tele- auch, wie sehr drüben noch mit den alten Mitteln der Diplo phon zum Verkehr mit der Deutschen Regierung gewährleistet matie gearbeitet wird, und wenn man uns nachsagt, bei uns ist. Sie behält sich vor, für einzelne Friedensfragen nachträg- sei noch der alte Geist lebendig, so können wir diesen Vor­lich besondere Sachverständige zu benennen. wurf mit besserem Recht zurückgeben. Im Jahre 1871 bat Die Abreise der Delegierten und ihrer Begleiter würde der große Dichter Victor Hugo in einer visionären Rammer fich jedenfalls um einige Tage verzögern. rede den Fünftigen Sieg Frankreichs angefündigt und zu gleich prop., ezeit, daß dies ein Sieg der Brüderlichkeit

( gez.) Brockdorff- Nangau."

für auswärtige Angelegenheiten, Bela Kun , beröffentlicht einen Budapest , 20. April. ( Ungar, Norrbureau.) Der Volkskommissar Aufruf an die revolutionäre Arbeiterschaft und Arbeiterpresse aller Länder, in welchem er fie einlädt, Vertreter au dem am 4. Mai zusammentretenden Kongres ungarländischer Arbeiter und Soldatenräte zu entsenden.