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Vor dem Zn'eöen der Entente m!t Sowjetrußland. Amsterdam , 18. April. Ein Funkspruch aus Lyon meldet: MitLenini st einWaffen still st and in Sicht. Eine der Bedingungen wird die Ernälirung Niußlands durch eine neutrale Organisation sein, an deren Spitze der Nordpolfahrer Raa» s e n steht. Ter französische Einwand gegen die Ernälirung Ruft- landtz wird sich jrdcir'alls in den nächsten 24 Stunden beheben lassen und mit den bolschewistischen Streitkräften wird man wahrscheinlich zu einer Verständigung kommen, so
.die Verteilung der Lebensmittel durch die Vertreter Nausens ausgeübt wird. Der Waffenstillstand stammt aus den Vorschlägen Lenins in einem Brief, den Balltt von Moskau gebrach» hat. Die Bolschewiki fehuen sich>„.iniiirr Raicka rdt her«m.«. r..: na» Frieden und möchten Lrbcnsn.,ttrl kaufen, um iu Rußland?'-h a r l> t der Noti.n Arnree be. Petcrshaufcn gefaugeu
freie Durchzug von Truppe« und Fahrzeugen don Norden her wird gewährleistet. Di« Nacht ist ruhig verlaufen. ES fanden keine größeren Zusammenstöße statt. Verstärkungen der Regierungstruppen sind im Anmarsch und bereits eingerückt; die Stimmung unter der Arbeiter- schaft ist aber immer noch erregt. Ter Kriegsministcr der Rote« Armee gefangen. Reu-Ulm, 2t. April. Am 19. AprU wurde ein aus München kommender Zug mit Truppen der Rätearmee durch die Postierung der Regieru�gStruppen südlich von Pfaffenhofen angehalten. D« Insassen wurden gefangen genommen. Patrouillen der Re< gierungstruppen haben am Sonnabendnachmittag den Kriegs'
sie Industrie wieder zu beleben. Ihr Regime erlebt ein Fiasko, wenn sie nicht solche Zustände wieder schaffen können, unter denen das Volk leben kann. Auch Amerika und England ist an einem Wnffenstillsi:nd viel gelegen, da sie dann die Truppen von Archangelsk und aus Sibirien zurückziehen könne«..,
genommen.
Haag, 21. Arbeiterpartei
Maifeier auch in Holland . April. tHN.) Di« Verwaltung der sozialistischen der offiziellen Mehrheitssozialisten in Holland haben beschlossen, baß alle dem Verband angehörenden Gewert- schaftsverbände am 1. Mai nicht arbeiten sollen, um auf »iese Weis« die Kraft bei holländischen Proletariats zu beweisen. Saperifche und württembergische Truppen in Augsburg . Heftige Straftenkämpfe— Einigmigsverhanblunge«. Größere gemischte bahrrischrnubwaettemvirgische Truppenverbäud« habe» am ersten Osterseiertoge früh die Stadt Augsburg besetzt. Infolge des Widerstände« der Kon»- munistenanhängcr kam eS zu S t r a ß e n k ä m p f e n, bei denen eö auf Heiden Seifen eine größere Anzahl Tote und Ber- mundet« gab. lieber Augsburg wurde de« Kriegszustand verhängt. Die Polizeistunde ist auf 9 Uhr abend» festgesetzt. An- sammlungca und Versammlungen sind bis auf weiteres verboten. Aus einem Bericht des Führers der Regierungstruppen geht it a. folgendes hervor: Für das Vorgehen gegen München ist eZ notwendig, daß die rückwärtigen Verbindungen über Augsburg , insbesondere der Eisen- bahntransport, unbedingt gesichert bleiben. Ter Regierung ist e» nicht gelungen, diese? Zi� durch politische Betein ba tun- gen zu erreichen. Sie 40«? daher gezwungen, zu militäri- schen Mitteln zu greifen. Der heftige Widerstand der Arbeiter .war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß sie über den politi-
schon Zweck d-S Einrückens der Truppen falsch unterrichtet-rung u folgende Mitteilungen gemacht ' �............ /VrtWjh lQ1R»+i r» rf tisfx if S S\ l
waren. Es wurden schließlich folgende Bedingungen angenommen: Unbedingte Anerkennung der Regierung Hoff- mann. Abgabe sämtlicher Waffen. Auslieferung der Rädel«. führet. Besetzung der Stadt durch die Regierung?» t r u p p e n. Bildung einer Volkswehr in Augsburg , be- stehend aus allen Berufen und Ständen. In den ersten Nachmttiagsstunden fanden in den Arbeiter« Vorstädten Oberhausen, Pfersee und Lechhausen groß« V« r- s a m m l u n g en bewaffneter Arbeiter statt. Man ge» wann den Eindruck, dqß sie gleichfalls über den wahren Zweck de« Einmarsches der Truppen.nicht informiert sind. Es kam zu Zu- santmon stoßen mit den Truppen. Da ernste Kämpf«.für den Abend und- die Nacht zu erwarten waren, erboten sich auf Anregung de» Führers der Negierungstruppen drei Anhänger der unabhängigen Sozialisten, die Arbeiterschaft der genannten Vorstädte über den wahren Sachverhalt aufzuklären. Diesen gelang e«, die Arbeiter zur Annahme folgender Bedingungen zu beilegen;_. Die Arbeiterschaft in den Vorstädten geht hinter die Flüsse Wertach und Lech zurück und stellt die Feindselig. keilen ein. Die Regierungstruppen stellen darauf ebenfall» die Feindseligkeiten ein und folgen nicht über die Flüsse. Die einge. rückten RegkrungStruppen werden Augsburg verlassen, sobald «ine genügend starke Volkswehr, die aut allen Kreisen der Bevölkerung unter Bevorzugung der organisierten Arbeite, �fer��ufiunterossiziett�ge���kd�vorh����Der�
Die Streiklage in Dremen. In Bremen hat am Sonntag zur Abwehr des Aeneralstroiks der Bürgerstreik eingesetzt.— Die GaswerkSarbeiter haben sich dem Generalstreik angeschlossen, aus Empörung hierüber beschlossen nach der.Weserzeitung' die Straßenbahner den Abwehr- streik. Di« Arbeiter der Wasserwerke lehnen die Beteiligung am Streik ab.— lieber Bremen wurde der verschärfte Belage rungs- zustand- verhängt. ..Zreiheit�Morol. Wenn in einer Versammlung auf lügnerische Behauptungen hin eine inhaltlich falsche Resolution gesaßt wird, so ist das bedauerlich; wenn aber eine Zeitungsredattion. die die Unrichtigkeit kennt, diese Resolution ohne Aenderung oder Richtigstellung abdruckt, so wirft das ein bezeichnendes Licht auf die Moral dieses Blatte». Eine Neuköllner ArbeitSlosenversammlung hat nun gegen die Hetze der bürgerlichen Presse.inklusive des Vorwärts" gegen die Arbeit». losen protestiert, obgleich letzthin der ReichSausschuh der Ex- werbslosenräte öffentlich festgestellt hat, daß diese Behaup- tung, soweit sie sich gegen den„Vorwärts* richtet, eine Verleumdung ist. Die.Freiheit " aber, die da« alles weiß und der natürlich auch sehr wohl bekannt ist. daß der„Vorwärts" sich nur in ernstester und sachlichster Weif« um die Arbeitslosenfrage bemüht hat, druckt jene Neuköllner Entschließung ohne jeden richtigstellenden Zusatz ab. Das Urteil überlassen wir den anständigen Menschen ohne jeden Partei- unterschied. Die Arbeitslosen aber sollten daraus entnehmen, wer sie zu parteiegoistischen Zwecken mißbraucht. Die Ernährungslage. Nor bei regelmähiger Einfuhr Auskommen. Von amtlicher Seite werden über unsere künftige Ernäh-
Ende 1918 stellt« e» sich heraus, daß die vorhandenen und noch zu erfassenden Lebensmittel für da» Wirtschaftsjahr 1918/19 nicht ausreichen würdet». Durch den inzwischen eingetretenen Waffen- stillstand hoffte man die Zufuhr aus neutralen Ländern so zu stet- gern, daß da» vorhanden« Defizit zum mindesten gedeckt werden könnte. Dieses würde auch unter allen Umständen gelingen, wenn Deutschland eine ruhige innerpolitische Entwick- l u n g nehmen, wenn wieder gearbeitet würde und so die unbedingt notwendigen Tauschartikel geschaffen würden. Dk Finanzlage de» Reiches ist eine derartig verzweifelt«, daß es ausge« schloffen ist, di« nottvendigen Ankäufe von Reichs wegen vorzunehmen. Es besteht daher in vollster Uebereinstimmung mit per» neutralen Ländern der Plan, den freien Handel dm. großen Jmporthäuser sobald wie möglich wieder zuzulassen. Am allgemeinen kann gesagt werden, daß die Lage sich für daS Wirtschaftsjahr so gestaltet, daß bei größter Sparsamkeit ein Auskommen in den bisherigen Grenzen möglich ist, wenn die Lebensmittelversorgung der Entente weiter regel- mäßig eintrifft, in Deutschland selber aber Eintauschwertr, in erster Linie also Kohlen/geschaffen werde«. Es mutz sich je�er darüber klar sein, daß entsprechend dem Sinken unserer Valuta die aus- ländischen Lebensmittel steigen, so ist der Speck in einer Woche von 10 M. pro Kilo auf über 12 M. gestiegen, di« Valuta aber hält sich nur durch die Schaffung von AuStauschwerten.
Erste Konferenz fozsatdemokratifcher Lehrer und Lehrerinnen. Am Ostermontag begann unter Leitung von Heinrich Schulz die Tagung der ersten sozialdemokratischen Lehrerkonferenz, die vom Parteivorstand nach Berlin einberufen war. Unter den Kon- ferenztMlnehmern waren 29 Bolksschullehrer, 2 VolkSschul- lehrerinnen, 6 Oberlehrer, 1 Mittelschullehrer. 1 Semiuarlehrer, 1 Kunstgewerbelehrer, 1 Handelsschullehrer und 1 Universitäts -- lehret. Kultusminister Konrad Haenisch hatte der Kon- serenz ein Begrüßunpstelegramm gesandt. Heinrich Schulz begrüßte die Erschienenen namens des Parteivo rstandes und feierte die unbeschränkte politische Freiheit der L« b r e r als Errungenschaft der Revolution. Von der sozialistischen Pädagogik, deren großer Vorläufer Pestalozzi geweftn sei, müsse die Brücke geschlagen werden zur sozialistischen Politik, deren wissenschaftlicher Begründer Karl Marx und deren feuriger Agitator August Bebel gewesen sei. Ministerialdirektor Menzel begrüßte die Konferenz namens des preußischen Kultusministeriums und versicherte, daß dieses den größten Wert auf ein ittniges Zusammen- arbeiten mit den sozialdemokratischen Lehrern lege. Schon jetzt seien mehrere sozialdemokratische Lehrer als Mitarbeiter in die zentrale Unierrichtsverwalwng berufen worden. Das werde in Zukunft in noch größerem Umfange geschehen. Eine Reihe wichtiger Verfügungen im Sinne der Forderungen der so- zialdemokratischcn Lehrer seien in den letzten Wochen erlassen wor- den. Ter Gcsctzentwurs über die Beseitigung de« geistlichen Orts- schulaufsicht liegt fertig vor. Ein weiterer Gesetzentwurs über die Einführung der kollegialen Schulverwaltuug stehen bevor. Zur Verhandlung stehen folgende Beratungsgegenstände:«Die Stellung der sozialdemokratischen Lehrerorganisation; die soziali- stischcn Lehrer in der Schule; der sozialdemokratische Lehrer als Staatsbürger; Schaffung einer sozialdemokratischen Lehrerorgani- sation und Lehrerzeitung. Für die Verharidlungcn sind zwei Tage vorgesehen._ Der Anschluß Deutsch - Oesterreichs . Wien , 21. April. Die Wiener Zeitung „Die Zeit" bringt einen Artikel des deutschösterreichischen Gesandten in Berlin H a r t m a n n über den Anschluß an Deutschland , in wel- chem e» u. a. heißt, wenn vielleicht auch einige Wochen oder Mo- nat« gewartet werden müsse, so werde dock dafür gesorgt -werden, daß am Willen zum Anschluß nickt gezweifelt > werden könne, und zwar zum Anschluß ganz Deutschösterreichs. Mit dem Anschluß werde nicht nur die staatliche Grundlage für Deutsch - österreichs kommende Entwicklung gelegt, sondern auch der für ganz Europa ersehnte Friede näher gerückt durch definitive Lö- sung de« Problems, das jahrhundertelang der Ausgangspunkt von Unruhen und Kriegen war. Der Anschluß sei keine Frage mehr, sondern vollziehe sich als historische Notwendigkeit. Alldeutsche Provokationen. Man schreibt uns: Am Ostermontag bat ein« Öffentliche Versammlung de» Nationalverbandes deutscher Frauen in der Hochschule für Musik in Eharlottenburg die Niederholung der schwarzrotgoldenen und die Hissung der schwarz-weißroten Flagge proklamiert. Da» geschah auf Grund der Beweise des Admrrals L a n s und des Rogierungsrats Grosse. Als sachliche Gründe f<Md Admiral Laus die schwierige Beschaffung und di« größer« Schmutzempfindlichkeit der neuen Flagge heraus. RegierungScot Grosse hob als politischen Grund gegen sie hervor, daß sie Partciftagge sei. worauf der Zwrus au» der Der- sammlung:.Kurfürstendamm" erfolgt«, was tosenden Beifall aus- löste. Zu Anfang und Ende der Versammlung wurde gesungen: Ach bin«im Preuße, da« Flaggenlied und Deutschland . DentWWand über alle». Die Versammlung wurde geleitet vom Vorsitzen- den des Nationalverdande» Deutscher Offiziere. Es»st zu verstehen, warum gerade die Alldeutschen ein« Flagge brauchen, die möglichst wenig schmutzempfindlich ist.
Der FriebrnSauSschuß ber Nationalversammlung wird nicht, wie vovgesehen war. am 26. April, sondern erst später, nicht vor dem 1. Mai. zusammentreten. NeuringS Leiche nicht gefunden. Di« Meldung von der Auf- findung der Leiche des sächsischen Kriegsministers bestätig! sich nicht,; sie ist auf den törichten Scherz eine» Fuhrhalter« zurück. zuführen. In Klöden ist überhaupt keine Leiche angeschwemmt
Kunst und Handwerk eins! Ein Aufruf von Walter GropiuS . DaS Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bäu. Ihn zu schmücken war einst die vornehmst« Aufgab« der bildenden Künste, sie waren unablösliche Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder er- löst werden können durch bewußtes Mit- und Jneinanderwtrken aller Werkleute untereinander. Architekten. Maler und Bildhauer müssen di- dielgliedrige Gestalt deS Baue» in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen lernen, dann werden sich von selbst ihre Werke wieder mit architekttmischem Geiste füllen, den sie in der Salonkunst verloren. Die alten Kunstschulen vermochten diese Einheit nicht zu er- zeugen, wie sollten sie auch, da Kunst nicht lehrbar ist. Sie müssen wieder in der Werkstatt aufgehen. Diese nur zeichnende und malende Welt der Musterzsichner und Kunstgewerbler muß endlich wieder eine werkelnde, eine bauende werden. Wenn der junge Mensch, der Liebe zur bildnerischen Tätigkett in sich verspürt, wieder wie einst seine Bahn damit beginnt, ein Handwerk zu erlernen, so bleibt her unproduktive„Künstler" künstig nicht mehr zu unvoll. kommener Kunstübung verdammt, denn seine Fertigkeit bleibt nun dem Handwerk erhalten, wo er Vortreffliches zu leisten vermag. Architekten, Bildhauer. Moler. wir alle müs- sen zum Handwerk zurück! Denn eS gibt keine„Kunst von Berus". Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist ein«' Steigerung des Handwerkers. Gnade deS Himmels läßt in seltenen Lichtmomenten, die jenseits seines WollenS stehen, unbewußt Kunst auS dem Werk seiner Hand erblühen. Die Grundlage de» Werkmäßigen aber ist unerläß. lich für jeden Künstler; dort ist der Urquell de» schöpferischen Ge- staltens.' Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die llassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte. Wollen, erdenken, er- schaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alle» in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker«inst gen Himmel steige» wird als kristallene» Sinnbild eine» neuen kommende» Glauben».
Gftertonzerte.
Richard Strauß dirigierte an beiden Ostertagen w der Volksbühne ausschließlich Werke eigenen Schaffen». AI » löst- liche Osterspend« hatte er drei neue, noch nirgend» gesungene Liover mitgebracht. Situ« Tondichtung-Do» Juan", a» kzastgenialisthe»
Werk seiner Jugend, ist ja bekannt. Da» Hauptstück des Programm» obtr bildet- die Alpensinfonie. In diesem gigantischen Werke, da» in 190 Tagen 191S vollendet wurde, ist die Natur der Alpen selbst zum.Helden" erkoren. Man wird dabei an„Hoch Italien", Straußen» ErstlingSsinfo- nie, erinnert. Doch nur gegenständlich besteht zwischen beiden Wer» ken ein« Art Verwandtschaft. Dort wie hier werden die Empftn- düngen beim Anblick herrlichster Naturwunder als persönliche» Er- lebni» zum Ausdruck gebracht. Während jedoch jene Jugend. schöpfung noch die Sinfonie der ersten Epoche mit der Programmatik der zweiten vereinigt, ist Strauß mit der Alpensinfonie über allen RedolutioniSmus früherer Tag« hinweg zur Klassizität Hinang«. stiegcn. Dies« Gipfelung heißt: Klarheit— Musik schlechtweg. DaS nur durch wenige und einfache Motive gegliederte Werk bildet «in« geschlossen« Ganzkeit zu wenn man will drei Teilen: Anstieg, Ausstieg, Abstieg zwischen Sonnenauf. und Untergang. Di« in Schluchten und Kluften lauernde Naeht, die Sonne, wenn sie sieg. Haft an« Nebeln emporsteigt: der Hochwald mit ssiner tierischen Welt, die bald rauschenden, bald kluckernden Wässerlein, da» Leben auf der Alm. der gefährliche Weg über Gletscher; die mahlenden, zuckenden Wind« und heulenden Stürme, Gewitterpracht usw.: da» alle» wird nicht orchestral„geschildert", sondern von einem Wände- rer erlebt, in tiefste Empfindungslaute, in tönende Sprache ge- bannt. Wunderbar« Klangschönheiten an Farbensättigung und -füll« hat Strauß hier ausgegossen. Komp'ett gleichzeitig erkiinaen- der Töne— scheinbar unauflösbare Dissonanzen fügen sich dem Ohr bei horizontalem, nicht altgewohntem vertikalen Hören zu harmonischen«Gebilden. Alle erdenklichen instrumentalen Mittel find zur Verdeutlichung eines Empfindungsreichtums, wie ihn nur di« Brust eine« ganz großen Tonschöpfer» erfüllt, aufgeboten. Bei den neuen Liedern für Tenor mit Orchester erwie« sich. abgesehen von der deklamatorischen Melodie, die instrumentale Untermalung äußerst merkwürdig. Geradezu genial ist diese bei Debmel» Gedicht„Der Arbeitsmann". Schon in der Bealert. musik de? zuerst für eine Singsthran« mit Klavier geschriebenen LiedeS wirkte sie revolutionär. Im wieviel aufrüttelnder, fort- reißender erst jetzt im AuSklang: im Marschrhythmus hört man den Donnergang der Arbeitermassen— wider alle Unterdrückung und Sklaverei, der Freiheit entgegen! Ernst Kraust-, einer der stimm. gewaltigsten Wagnersänger, sang diese Lieder. Ihn, da» Philhar» momsche Orchester und vor allem Strauß selber umbrauste der Jubel der Mass«».
Um Ostersonntzag hatte der Berktner Sängerchor zu einem Vortragsabend in der Singakademie geladen. Zunächst erlitt die Veranstaltung eine Abänderung insofern, al» das mit gewisser Spannung erwartete Leipziger Ge-wandbanSguartett nicht hatte kommen können. An seiner Stelle war Steffi K o s ch a t e, die fa. nos« Geigerin, und eine Sängerin, deren Namen bei der Antündi» gung mir leider unverständlich Rieb, eingesprungen. Si« trug mit guter Stimme und Gewähltheit der Mittel Lieder von Schubert. Weingattncr, Franz. d'Albert, Wolf », a, vor._
DaS eigentliche Programm enthielt nicht gerade durchweg gleichwertig« Chöre. Manches war dabei, was nicht gerade ersten Ranges war. beispielsweise(textlich).FrühlingSeinzug und„DaS Volkslied", kompositorisch:.AuS der Jugendzeit". Sehr wertvoll ist .Morgenlied" von Julius Rietz . Zwei größere Chöre:„Am Strom" von Uthmann und Bruno Zöllners„Götterdämmerung " haben alle- gorisch-sozialen Charakter und sind deswegen willkommen zu heißem Der zweite Chor verdankt seine Entstehung offenbar der Alben- szene in Wagners.Rheingold", ist aber wirkungsvoll durchgearbeitet und dankbar. Zu Anfang übernahm sich der ziemlich starke„Sänger- chor", weil er anscheinend nickst mit der Akustik der Singakademie vertraut war. zumal im ersten Tenor und zweiten Baß. allzu stark. hernach klang eS weich und reinlich. Gutes stimmliche« Material und tüchtige Schulung gewährleisteten im übrigen manche vor- treffliche Darbietung.___«- k- Notizen. — Sin Theater der Junge». Di« Leitung de» Münchener National-Theateri beabsichtigt, eine Versuchs- bühne für Autoren der jüngeren und jüngsten dramatischen Lite- ratur zu gründen. Hier sollen Verfasser von dichterisch wertvollen Dramen, an deren Aufsjihrung bi» jetzt au? stofflichen, formellen oder technischen Gründest nicht gedacht werden konnte, zu Wort« kommen. AuS dem Kreise der zungdeutschen Literatur soll durch Wahl eines Aktionsausschusses die Organisation diese» Theater » hervorgehen. — H. C u n o w S Vorlesungen. Genosse Cvnow wird im nächsten Sommersemester öffentliche Borlesungen über die„Ehe und Familie in ihrer geschichtlichen Entwicklung" und private Vor- kesungen über dcS„Wirtschaftsleben. Kultur und Religion Alt- Perus" halten, an die sich einige Führungen durch die reiche Peru - a nische Abteilung deS Museum» für Völkerkunde schließen sollen. — I n der Treptow -Sternwarte werden 100 ausgewählt« Flugzeugaufnabmen deutscher und ausländischer Städte und Landschaften mit Erläuterungen von Herrn v. Tschudi am Mitt- woch, 7ih Uhr, vorgeführt.. vr — Der befreite Hobler. A« 1914 Fendmand Hodler Angriffe gegen Deutschland richtete, wurde in Jena K in Bild„Auf. bruch in die Freiheitskriege" zum Protest mit Beewern vernagelt. Diese Vernagelung haben jetzt die Fübrer der>n Jena tagenden freideutschen Jugend, entferne Die Universität Jena hat dagegen protestiert.„ �... — Unerträglich diel Kakao. Wied« wird in eurer Mitteilung de».Tropenpflanzer«" darauf hingewiesen, daß in de« Ländern mit starker Kakaoerzeuaung geradezu.unerträglich« Zu» stände" durch ds« Verringerung ver Absatzmöglichkeiten entstanden sind. Dies« Not de» Ueberflusse« ist dadurch vermehrt worden, daß besonder» 1917 die Kakaoernte unerhört reich gewesen ist und auch im vorigen Jahr in den meisten Ländern kein« Abnahme gezeigt hat. Danach sollte zu erwarten fein, daß sich«ine starke Neigung zeigen wird, Deutschland mit Kakao zu versorgen, und daß der Widerstand gegen Wucher- nnld überhaupt KriegSpr-ije erleichtert yrwhrrt milh. ■.