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Nr.206. 36. Jahrg.

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Boit- zeitunas- treisliste.

Der Borwarts" ericheint mochentäglich zweimal Sonntags einmal

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

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Die achtgespalte ne Nonpareillezelle foftet 1,20 2. Aleine Anzeigen", bas iettgedruckte Bori 50 Bfg.( autäifta 2 fettgebrudte Worte), jedes mettere Bort 25 fg. Stellengefuche und Schlafstellenanzeigen das erite Wort 40 Bfg., jedes meitere Bort 20 Bfg. Worte über 15 Buchitaben zählen für wet Worte. Leuerungszuschlag 50% Familien- Anzeigen, volittiche und gemerfichaftliche Bereins Anzeigen 1,20 ML. Die Zeile. Anzeigen für dic nachite Nummer müffen bis 5 thr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin 6.68, Lindenstraße 3, abaegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends,

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 23. April 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 117 53-54.

Belagerungszuftand über Hamburg .

Straßenkämpfe und Plünderungen von Paffanten. Hamburg , 23. April. ( Eigener Drahtbericht des Bor wärts".) Am Dienstag begannen in St. Pauli neue Unruhen. Am Nobistor fuhr ein großes Auto mit weißer Flagge umher und verteilte unter den Baffanten Waffen und Patronen. Einige hun­bert Bewaffnete durchzogen die Straßen von St. Pauli und be raubten die affanten, die ihr Bargeld und ihre Wert fachen herausgeben mußten. Das Bekleidungsmagazin am Bauls­play und das Pferbelazarett am Reufelber Markt wurden befest. play und das Pferdelazarett am Neufelder Markt wurden befest. Sobann ging es zur Altonaer Chauffee, wo man die Polizeiwache 15 ftürmte, fich der Waffen bemächtigte und raubte, was irgendwie stürmte, sich der Waffen bemächtigte und raubte, was irgendwie von Wert erschien. Eogar Berband8zeug wurde von den Blünde von Wert erschien. Sogar Berbandsgeng wurde von den Plünde­rern mitgenommen. Die Waffenstürmer, die in einem Auto an­gefommen waren, fuhren dann zur Polizeiwache in der Fruchtallee, wo man ähnlich haufte und wo die schwache Befagung ihre Waffen qusliefern mußte. Inzwischen war der Leitung des Sicherheits­dienstes im Stadthause Meldung von diefen Borgängen zugegangen, worauf man starke Truppenabteilungen nach Eimsbüttel entfandte. Am Sadplat fam& zum Kampf; es entspann sich ein Gewehrfeuer, wobei wieder aus den Häufern gefchoffen wurde. Durch einen aus einem Fenster abgescheffenen Echuh wurde ein Sicher. heitsfolbat getötet. Die Soldaten stürmten bas Saus, konnten aber ben Mörder nicht fefeftellen. Im Laufe des Rampfes wurde auch ein Schulknabe von einer Kugel getroffen und getötet. Zwei Haupt­räbelsführer der Blünberer wurden verhaftet. Einen davon, einen Holländer, hat man nach der Bernehmung wieber entlaffen, während

Keine Entsendung von Regierungstruppen. Hamburg , 22. April. Wie die Kommandantur Großhamburgs mitteilt, ist die Meldung von einer Entsendung von Regie­rungstruppen nach Großhamburg unzutreffend.

Geschichtliche Wahrheit

und eine Moral.

Bon Ed Bernstein.

Im Leitartikel des Berliner Tageblatt" vom 20. April

Die Borgänge in Hamburg , die, soweit bis jetzt zu sehen, gänzlich unpolitischen Ursprungs find, zeigen aufs neue, daß es keine Politik der Welt gibt, die unter den gegenwärtigen traurigen Umständen auf die Bereitstellung außerordentlicher schreibt Theodor Wolff : Machtmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung berzichten Ganz abgesehen, daß die Radikalen sich nicht gar so tugenb bas bald selbständig, bald als unwillkommene Gefolgschaft gegen den Einmarsch in Belgien gleichfalls mit feinem Wörtchen kann. Gegen das organisierte Räuber- und Plündererwesen, prozig benehmen sollten, da sie ja schließlich am 4. August 1914 politischer Bewegungen auftritt, muß jede Regierung, wie protestiert haben.... immer fie zusammengefeßt sei, einschreiten. Jeder vernünf­tige Mensch müßte einsehen, daß es ein verrücktes Unrecht ist, die Rechtssozialisten" für den Belagerungszustand ver­antwortlich zu machen.

Haftentlassung Oerters und Eckardts.

Anf Anordnung Noskes.

Aus Braunschweig wird gemeldet: Die früheren Boltsbeauf tragten Oerter und Edardt sind auf Anordnung des Reichs. wehrministers aus der Haft entlassen worden. Das Ver fahren gegen sie wird dadurch nicht berührt.

derer Seite gegen die deutschen Sozialdemokraten, Radikale Der Vorwurf, den Wolff hier erhebt, ist auch von an­wie Gemäßigte, erhoben worden. Es sei daher noch einmal Folgendes festgestellt:

ber arbere, ein aus Braunfdweig augereifter Maun, in Saft blieb. Einhändigung der Friedensbedingungen werde. Der Mehrheitsentſcheib fiel am späten Nachmittag

Ein Versuch der Blündererbanden, bie Kafernen in ber Bundes­Straße zu stürmen, scheiterte an der Wachsamkeit der Bewachungs. mannschaften. Sämtliche Zugangsstraßen an ben Kafernen find

am 29. April.

EU. Rotterdam , 23. April. Die franzöfifchen Blätter burch Maschinengewehrpoften abgesperrt. Auf St. Pauli wurden melden, daß am Montag, den 28. April, abends die deutschen Be­außer zahlreichen Plünderern auch sämtliche Verfonen, die Get- bollmächtigten in Bersailles erwartet werden. Sie werden reden führten, in saft abgeführt. Auch in anderen Stadtteilen fofort au ihren Hotels geleitet werden. Am folgenden Tage, den nahm die Unsicherheit su, fo in Bambed, wo mehrere burchfahrende 29. April, werde das Dokument des Friedensvertrages ben Personenautos angehalten und die Infaffen zur Hergabe ihrer Bar. deutschen Delegierten im Schlosse Trianon eingehändigt schaft und Wertsachen unter Bedrohung gezwungen wurden. In der Finkenallee riffen brei Männer in Marinefleidung ben Beten ber Norddeutschen Metallwerke vom Rade, traten ihn in ben 2eib und fuhren mit dem Rade davon. Auch andere Rohheiten wurden gemeldet. So hat man einem Samariter, ber einen angeschossenen Sicherheitswachmann verbinden wollte, äure ins Gesicht

gegoffen.

werden.

Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie beriet am 3. August 1914, als deutscherseits nur erst die Kriegserklärung gegen Rußland mit dem Zusaz bekannt­gegeben war, daß russische Truppen schon am 1. August die deutsche Grenze überschritten, Rußland den Krieg be gonnen habe, wie sie sich zur Forderung eines Kriegskredits bon 5 Milliarden Mark stellen solle. Ehe sie in die Debatte barüber eintrat, einigte sie sich dahin, daß fie, wofür sich auch die Mehrheit entscheiden sollte, im Hause geschlossen stimmen mit allen gegen 14 Stimmen zugunsten der Bewilligung aus, und es ward eine Rommiffion beauftragt, eine namens dieser zu berlesende Begründung der Abstimmung auszuarbeiten, die mit den Gründen für die Bewilligung zugleich den Protest der Fraktion gegen die imperialistische Politik zu enthalten babe, als deren Folge fie den Krieg betrachte. In jenem Beitpunkt war der Fraktion weder die Kriegserklärung an Frankreich noch das an Belgien gerichtete Ultimatum be­Am 4. August 1914, bormittag, legte die Kommission der Annahme fand. Der beschloffene Tert ward auf Wunsch der bürgerlichen Parteien diesen vor der Verlesung mitgeteilt, meil fie von seinem Wortlaut es abhängig machen wollten, ob sie überhaupt das Wort nehmen würden. Durch sie er­hielt auch die Regierung von ihm Kenntnis. Zur Abgabe der Erklärung wurde Hugo Saase, damals Borsitzender der Fraktion, bestimmt, obwohl er gegen die Bewilligung der Kredite gesprochen und gestimmt und dringend gebeten hatte, ihm die Verlesung zu ersparen.

fannt.

Die französische Erläuterung der letzten Fraktion einen Entwurf vor, der mit einigen Menderungen

deutschen Note.

TU. Bafel, 23. April. Nach einem Barifer a vasbe. richt veröffentlichen die Blätter folgende Note: Die deutsche Re. Taraufhin hat nun der Kommandant von Hamburg und der gierung hat auf die Mitteilung der alliierten und affoziierten Re. Kommandantur- Soldatenrat den Belagerungszustand ver- sierungen geantwortet, daß fie ihre Bedingungen an. bängt. Die verantwortlichen Führer der Beltswehr haben das nehmen und Delegierte nach Bersailles entfenden werde, Recht, während des Belagerungszustandes Privatpersonen und Laftkraftwagen su requirieren.

Man hofft, daß der Belagerungsaustand zum 1. Mai wieber aufgehoben werden kann.

Gestern haben sich die Unruhen und Plünderungen in St. Pauli und den angrenzenden Bierteln wiederholt. Auf feiten der Sparta. riften und Plünderer blieben sechs Berfonen tot, acht wurden fiver verwundet. Auch die Sicherheitsmannschaften hatten einige Ferwundete. Gestern wurden wieder Bersuche gemacht, Polizei. wachen zu stürmen. Ebenso famen wieder Beraubungen von Straßenvaffanten vor. Gestreift wird in Hamburg nicht W gen des Kohlenmangels hat die Straßenbahn den Be. trieb ganz, die Eisenbahn ben Borortverkehr teilweise intellen müssen.

die mit den erforderlichen Bollmachten zur Verhandlung über bie Friedenspräliminarien versehen find. Die deutsche Delegation, die mit Einschluß des Gefolges ungefähr 75 Personen zählen wird, dürfte voraussichtlich nicht vord em 25. April eintreffen.

Foch über den Frieden.

Fra zöfifcha Absichten.

Erst als dies alles festgelegt war, erfuhr man aus der am Nachmittag des 4. August 1914 gehaltenen Rede des Reichskanalers von Bethmann Sollweg zum erstenmal von dem Schritt binsichtlich Belgiens . Und obendrein in welcher Lesart! Erst erzählte der Kanzler dem Reichstag. dak Frankreich, obwohl der Kriegszustand noch nicht Amsterdam , 23. April. ( N.) Der Pariser Korrespondent| erklärt war, burch bombenwerfende Flieger, Kavallerie­der Daily Mail" hatt: ein Interview mit Marschallsch. Foch patrouillen, auf reichsländisches Gebiet eingebrochene Rom erklärte, der Friede müsse ein Friebe der Sieger und nicht der bagnien den rieben gebrochen und uns tatsächlich Besiegten fein. Jest, wo wir den Rhein erreicht haben, müssen wir angegriffen" habe, und fuhr dann fort: auch bort bleiben. Es ist unsere einzige Sicherheit. Wir müssen eine Barriere haben. Demokratien wie die unserige, die nicht Hamburg , 22. April. Bu schweren Ausschreitungen famt es ssreffib find, müffen starke natürliche militärische heute hier auf St. Pauli und in Eimsbüttel. Der Mob überfiel Grensen haben. Vertrauen Sie nicht auf den Augenblid, denn Borübergehende und raubte ihnen Geld und Wertsachen. Außer ber nationale Charakter ber Deutschen hat sich in den vier dem bemächtigte er sich zweier Kraftwagen des Sicherheitsdienstes Kriegsjahren nicht verändert. Auf Rusland fönnen bie und nahm den Beamten der Bolizeimachen die Waffen weg. Ein Alliierten bei einem eventuellen neuen Krieg nicht hoffen, da man Eturm auf die Kaserne in der Bundesstraße unterblieb, weil die nicht weiß, ob Rußland auf beutscher Seite oder bei ber Eingänge von Truppen start gesichert waren. Soweit bis zum Entente bleibt. Auf die Frage des Berichterstatters, wie Foch Abend bekannt wurde, wurde ein Sicherheitsposten im Sandweg über den 28olfchewismus denke, antwortete diefer: Der Bol aus einem Haus erschossen. Ein anderer, der in der Talstraße hewismus ift eine Krankheit der besiegten Länder. Siegende schwer verletzt worden war, sollte durch einen Sanitäter verbunden Nationen wie wir haben damit nichts, zu tun. Man kennt die Weise, man fennt ben Tegt."-Bier Jahre werden; der Mob hinderte diesen daran, indem er ihm die Pistole vorhielt und den Verlegten mit Säure begoß. Bei dem Sturm lang haben wir im eigenen Bande gehört, was uns jetzt mert auf die Margaretenwadje traf eine Rugel einen vorübergebenden würdig vertraut aus Feindesland verkündet wird. Aber mögen Knaben, der an den Folgen der Berlebung starb. Auf Seiten des bie Sieger aus unserer Niederlage lernen und einsehen, daß ber Mobs gab es mehrere Echwer. und Leichtverlette, die von ihm wahre Frieden weder ein Frieden der Sieger noch der Be fiegten, sondern ein europäischer Frieden der Ber Samburg, 22. April. Im Einvernehmen mit dem Senat der föhnung fein muß, wenn er wirklich von Dauer sein soll. Freien Hansestadt Hamburg , sowie den Magistraten der Städte Altona und Wandsbet

weggelchleppt murden.

Altona und wands bet verbängt worben.

Meine Herren, wir sind jett in der Notwehr, und Not fennt fein Gebot! Unsere Truppen haben Luxemburg beseßt, bielleicht schon belgisches Gebiet betreten. Meine Herren, bas widerspricht den Geboten des VWölferrechts. Die französische Regie­rung hat stvar in Brüffel erklärt, bie Neutralität Belgiens respet. tieren zu wollen, folange ber Gegner fie refpettiere. 23 ir mußten aber, daß Frankreich zum Einfall bereit stand Frankreich fonnte warten, wir aber nicht! Ein franzöfifcher Ginfall in unsere Flante am unteren Rhein hätte verhängnisvoll werden können. So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und der belgischen Regierung hinweg­aufeßen. Das Unrecht ich spreche offen das Unrecht, das wir bamit tun, werben wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches Biel erreicht ist."

Seute wiffen wir, daß diese Darstellung falsch war. alich die Nachricht von den Fliegerbomben, falsch die Nachricht von den eingebrochenen Kompagnien, falfch bie Nachricht von der Bereitschaft der Franzosen zum Einfall durch belgisches Gebiet. Dagegen waren deutsche Truppen nicht ,, bielleicht", sondern tatsächlich, und zwar schon am demokratische Fraktion wußte nichts von alledem. Die Breffe­

morgen des 4. Auguft, in Belgien eingerückt. Die fozial­

amburg. tabel it der Belagerungszustand übie Der Friedensschluß der Alliferten mitRußland Bolizeiftunde ist 8 Uhr. In der Beit von 9 Uhr abends bis 6 Uhr Berlin , 23. April( TK.) In hiesigen gut unterrichteten nachrichten, die uns vorlagen, gingen alle in der Richtung morgens barf fich niemand außerhalb der Wohnung aufhalten. Streifen wird nach einer Information der Telegraphen- Kompagnie der Behauptungen Bethmann Sollwegs, eine Nachprüfung Bollewehr und Polizeimannschaften erhielten firengsten Befehl. mit aller Bestimmtheit darauf gerechnet, daß die tiierten war in jenem Augenblid unmöglich, der Umfang der Grenz Perfonen, die mit Baffen in der Hand beim Plündern oder im sofort nach dem Abschluß des Friedens mit den Mittelmächten berlegung nicht zu übersehen, zu einer Umarbeitung der ver­Stampfe mit Boltswehr oder Bolizeimannschaften angetroffen wer in Friebensverhandlungen mit der Sowjetregierung ein einbarten Erflärung fehlte die Beit, fann man es da irgend ben, auf der Stelle zu erschießen, einem Sozialdemokraten verargen, daß er nicht sofort das

treten wird.