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VIDEANT CONSULES!

Ein Mabnruf in letzter Stunde.

Am 19. Januar 1919 follte das deutsche Volt, das bis dahin rreh Landrat, Schuhmann und Indolenz freulich vor jedem selb­tändigen politischen Fühlen und Denken bewahrt worden war, zum ersten Male frei an die Wahlurne treten, um zur National­versammlung zu wählen.

Unzählig waren die Anfragen, mündliche und schriftliche, aus llen, besonders aber aus gebildeten Streifen, wie man wählen olle. Ruhige Ueberlegung hätte sich damals sagen müssen:

So sehr die Unterstützung von bürgerlichen Parteien als ge­undes Gegengewicht gegen die sozialdemokratische Partei sonst zu begrüßen wäre, denn. die Geschichte der Parlamente sowie das Zeben selbst zeigen, daß wirklich Grsprießliches nur da geleistet vind und werden tann, wo eine anständige und gesunde Konkurrenz orhanden ist, so scheint doch der jebige Augenblid menig geeignet u politischen Spaltungen und Experimenten irgendwelcher Form m deutschen Volbe, das ja in seiner überwiegenden Mehrheit im jarlamentarischen System wie überhaupt in jeder politischen Be­ziehung heute wie ein Kind dasteht, das zum ersten Male vom Bangelbande losgelassen auf eigenen Füßen stehen soll. Dazu die roßen Schwierigkeiten durch das Zurückfluten der Truppen, die Eruppen des bisherigen Feindes auf deutschem Boden, die bebor. tehenden Friedensverhandlungen, die Ernährungssorgen und die nicht frbeiterfragen im Innern, und besonders die Reaktion

ie jener, die durch Lüge und trotz aller Warnungen einiger veniger, klar dentenden Patrioben das deutsche Volt immer tiefer n das Glend gehetzt haben, nur um ihren Ehrgeiz oder ihre Ge­vinnfucht zu befriedigen nein, jene Realtion, welche das Chaos md die vollige Bertrümmerung bringen möchte.

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War das der Augenblick, um starte oppofitionelle Barbeien zu ilden, die, wenn sie auch noch so loyal ein Zusammenarbeiten mit en Sozialisten versprachen, doch ihre eigenen Biele, politische und nadythaberische, verfolgen?

Nein! Nur eines fonnte und mußte das Ziel eines jeden, ber ein Vaterland wahrhaft liebte, sein: ein geschlossener Zusammen­alt, eine geschlossene Unterstützung der damaligen Boltsregierung, leichgültig welcher sozialdemokratischen Richtung die Volksbeauf­ragten angehörten. Geschlossen mußte in der Nationalversamm­ung die erdrückende Mehrheit des deutschen Volkes hinter dieser Bolloregierung stehen. Nur eine rein sozialdemokratische Mehrheit n der Nationalversammlung, nur eine rein sozialistische Regierung onnte nach außen hin das Bild der Geschlossenheit, nach innen hin ie Beruhigung der aufgewühlten Bolfsseele herbeiführen und Deutschland bor bem langsamen Hinabgleiten in das Chaos der cuffifchen Zustände bewahren.

Hatte dann die Rabionalversammlung der Republik Deutsch­and das seit dem 9. November Bestehende bestätigt, die Funda nente der Berfaffung gegeben, war der Friede da und hatte die solschewiftische Reaktion gesehen, daß auf deutschem Boden bein Blah für fe ift, dann mochten die Barteien sich gruppieren und jenennen, toie fie glaubten, für die Zukunft des Vaterlandes am rienfidften wirden zu fönnen. Damals aber war dafür keine Beit ind fein Raum. Die Barole durfte allein lauben:

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Geschlossen muß das deutsche Volk für die sozialistischen Ver­meter Stimmen, anders richten die Barteien felbst das Chaos an, as sie doch vermeiden möchten. Geschlossen muß die Republik Deutschland im größten Unglück in voller Größe und Würde hinter peer Boltsregierung stehen!"

Das deutsche Bolt wollte ober konnte die Tragtveite seiner Bahl nicht begreifen! Das vom Gängelbande zum ersten Male osgelassene Kind sah nicht nach dem Ziele, das es evreichen sollte, ondern griff nach dem ersten besten Halt, flammerte sich an ihn mb glaubte dann, an diesen geflammert, seinen eigenen Weg zu finden: Trennung von Kirche und Staat und Einheitsschule, beides pang unverstanden und wirr durcheinander geworfen, waren die Schlagworte, welchen man bei denen begegnete, die uns für irgend ine andere Bartei gewinnen wollten. Dergleichen fleine Baufteine ju bem Riefengebäude eines fefben inneren Zusammenbalts waren yer Grund für den Ausfall der Wahlen zur Nationalversammlung nb baburch für eine aus Mehrheitssozialisten, Demokraten und ser Chriftlichen Volkspartei schließlich zusammengesetten Ne­rierung.

Die Folge hierbon tonnte nicht ausbleiben: Unruhe und Miß­rauten in der arbeitenden Maffe des Volkes, dem Proletariat, in­bent man die Bangfamfeit in der Verwirklichung sozialdemokrati­cher been unb Bersprechungen nicht, wie es teilweise tatsächlich ft, der Schwierigteit ober der sofortigen Unausführbarkeit der sinzelnen Punkte auschreibt, sondern darauf zurüdführt, daß die bürgerlichen Parteien der Durdyfeßung des sozialistischen Pro­ramms hemmend im Wege stehen. Daher die Unzufriedenheit mit Der Nationalversammlung und der jepigen Regierung, daher der Abfall von den Mehrheitssozialisten! Man könnte einmenden, daß bei einer rein sozialistischen Regierung Deutschland in allen Ne­formen zu sehr in das fozialistische Fahrwasser geraten wäre. Dieser Einwand ist hinfällig, denn einerseits ist die Sozialdemo­tratie felbft fo bernünftig, Dinge nicht zum Gefeh zu erheben, bie Das nicht vertragen und sie selbst nach kurzer Zeit bloßstellen wür­Den, andererfeits deden sich viele Buntbe, wenn nicht die meisten, tit dem Programm der Deutschen Demokratischen Barbei, und schließlich werden die sozialistischen Forderungen, welche durch­führbar find, mit tödlicher Sicherheit kommen, wenn nicht frei: villig, bann gezwungen.

Der Fehler ist gemacht! Die Nationalbersammlung gibt der Sozialdemokratie feine ausschlaggebende Mehrheit, die Regierung jetzt sich aus den Sozialdemokraten und Mitgliedern der bürger­lichen Barteien zusammen. Das ist der Reim, aus dem die heutigen Berhältnisse, begünstigt durch die Notlage des arbeitenden Boltes, ure au vasch emporgeschossen sind. Die Unzufriedenheit des Prole­bariais gewinnt immer mehr am Boden und der in Mußland von uns selbst großgezüchtete Kommunismus hat die Grenze Deutsch­lambs überschritten und nimmt die Unzufriedenen freudig in feine lidverheißenden Arme auf. Durch russisches Geld, durch Arbeits­Tofigkeit, Sunger und Unzufriedenheit mit der jebigen Regierung gewinnt ber Kommunismus immer mehr Anhänger. Soll das

Von Karl Freiherr Schenck zu Schweinsberg .

| deutsche Volt nicht von der russischen, kommunistischen Welle ver­schlungen werden, will man ernsthaft einen Damm gegen den terro­cistischen Bolschewismus errichten, so darf die Regierung keinen Augenblick mehr zögern, ihm etwas Positives entgegenzusehen.

Zwei Wege stehen zur Bekämpfung des Bolschewismus in Deutschland offen, nämlich:

Von außen her durch Gewalt oder friedliche Mittel oder bon innen her ebenfalls durch Gewalt oder friedliche Mittel. Betrachtet man zunächst die Bekämpfung durch auswärtige Gewalt, d. h. durch den Einmarsch von Truppen unserer bisherigen Gegner in Deutschland , so ist zunächst sehr zu bezweifeln, ob Frankreich , England, Italien und Ameriba, welche zum großen Teil durch die Ungeschicklichkeit der deutschen Waffenstillstands­unterhändler die Gefahr des Kommunismus als ein Bluffmittel für die Friedensunterhandlungen ansehen und diese Gefahr daher unterschätzen, sich überhaupt dazu hergeben werden. Sollten sich diese Staaten aber wirklich zu einem solchen Schritte, einem ge­meinsamen, gewaltsamen Vorgehen, bereit erklären, so dürften sie wohl flugerweise hierfür nur ihre Rolonialtruppen in Rechnung stellen, weiße, felbft gute Truppen aber der Verfeuchungsgefahr nicht aussehen wollen und für eventuellen Bedarf im eigenen Lande zurückhalten. Gin Gingehen Deutschland auf solchen Vor­schlag, Ginmarsch von Kolonialtruppen würde einen ebenso großen Landesverrat bedeuten wie die Erklärung, daß man bei einem un­annehmbaren Frieden für den russischen Kommunismus und das russische Rätesystem sei, um dadurch die gleiche Verheerung in dem feindlichen Bande herbeizuführen. Ein noch so schwerer Friese tann der deutschen Kultur und dem deutschen Wirtschaftsleben nie Sen Todes stop versehen, wohl aber der russische Kommunismus! Der Bierverband, Frankreich , England, Italien und Amerika werden aber voraussichtlich jebes gewalttätige Eingreifen schon mit Rüdsicht auf ihre sozialistischen Strömungen ablehnen. bliebe also nur die Bekämpfung von außen auf friedlichem Wege, d. h. durch Einführung von Lebensmitteln und Rohstoffen. In ersterer Richtung hat die Unterstüßung ja bereits begonnen; es ift auch nicht zu zweifeln und nur ein Ding geschickter Verhand­lung, daß Rohstoffe geliefert werden. Man braucht nur nachzu­weisen und sich zu verpflichten, daß die Rohstoffe für die eigenen Bedürfnisse des Landes und nicht evtl. aur lleberschwemmung des Auslandes mit deutschem Material nach Friedensschluß dienen sollen. Hier wird man wieder mit dem Einwande der Hebung der deutschen Baluta tommen. Selbst wenn die die Rohstoffe liefernden Länder keinerlei Bedarf an einer Ware aus Deutschland hätten, was fehr zu bezweifeln ist, wäre die Frage der Baluta gegenüber der Aussicht, in das Chaos zu stürzen, doch gleich Null zu bewerten Gejezt, der Vierverband würde diese friedliche Hilfe gewähren, so würde diese nur genügen, um den schon zu meit in Deutschland borgeschrittenen Kommunismus für furze Zeit zu hemmen, aber nie um ihm vernichtend entgegen zu treten. Ihr zur Seite muß die Bekämpfung von innen heraus stehen. Auch hier ist die Frage aufzuwerfen: Mit Gewalt oder in friedlicher Weise?

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Mit Gewalt? Hier ist zunächst bie Frage, ob diese Gewalt von der derzeitigen Regierung oder von einer Diftatur ausgeübt werden soll. Ferner ist zu prüfen, welche Mittel stehen zur Aus­übung dieser Gewalt zur Verfügung, ob dieselben ausreichen und cruch sicher zum Ziele führen werden, nämlich nicht irgend einen Ort, sondern ganz Deutschland vom Kommunismus zu befreien.

Die Regierung in ihrer jehigen Zusammenseßung und Ab­hängigkeit von der Nationalversammlung wird sich zu einem solch radikalen Mittel nie, oder, wenn fie es tut, erft in letzter Stunde, also wenn es zu spät ist, entscheiden. Es liebe also nur die Be­seitigung von Rationalversammlung und jeßiger Regierung durch eine auf Gewalt gegründete Dittatur. Wo ist aber der Mann, welcher dies Spiel mit einiger Aussicht auf Erfolg wagen könnte? Der jezige Reichswehrminister Noste allein fäme bielleicht in Frage, weil die vorhandenen Truppen bisher Vertrauen zu ihm gezeigt haben und er eine Reaktion von rechts wohl nie unter­stützen würde. Es ist aber sehr zu bezweifeln, ob dieser Mann fich zu einer Diktatur bergeben würde, dafür ist seine innere Ueber­zeugung doch wohl zu sehr mit den sosialistischen Ideen verknüpft: bie Gewalt, die er bisher in Einzelfällen anwenden ließ, fonnte er begründen, die, welche man ihm als Diktator zumutet, nicht.

Aber auch wenn Noste fich über alles hintvegsehen wollte, so Bleibt immer die Rernfrage, ob die vorhandenen Gewaltmittel auch einen absolut sicheren Erfolg verbürgen, denn nur dann hätte, wenn überhaupt, das sicher mit dem gewalttätigen Borgehen verbundene unberechenbare Blutvergießen ein Recht. Diese Frage ist zu ber­neinen. Wirklich blind ergebene Kerntruppen befist nur noch das Garde- Kavallerie- Schüßen- Korps in seinen Reihen, nach diesen die ifbrigen Truppenreste aus dem Kriege zu vergleichen, hieße fich felbst betrügen wollen. Außerdem befinden sich in Preußen und einzelnen Bundesstaaten noch Truppen, die aber nicht den Anspruch auf absolut zuverlässige Kerntruppen machen fönnen und schon bielfach durch Ginstellung von Freiwilligen angetränkelt fein sollen. Sich auf die Freiwilligent- Verbände verlassen, wäre auch Selbsttäuschung: Die meisten Leute laufen zu und bleiben, ber Dienst sie weil sie Gelb und Nahrung erhalten und richt drückt. Der Geist wird solange ein gter sein, als das eigene Beben nicht allzusehr in Frage kommt. Schon im Kriege täuschten fich höhere wie niebere Offiziere über den Geist in ihren Truppen, wie viel mehr muß das in einem zusammengewürfelten Söldner­heere der Fall sein! Man verwechsele nicht die Unterdrückung Totaler Unruhen in einer eingelnen Stadt mit einem großzügig angelegten Plane zur Bekämpfung einer fozialistischen Abart in einem ganzen Lande oder gar in ganz Deutschland ! Man ber= wechsele nicht das Schießen gegen eine aufrührerische Gesellschaft mit dem Schießen in eine sich ruhig herantwälzende Volksmasse! Wer bas einmal gesehen hat, weiß, welchen Eindruck es auf den Gebildeten, wieviel mehr auf den Mann aus dem Volte macht. Alle diese Erwägungen find nicht Theorie, sondern beruhen auf persönlichen Erfahrungen, Eindrüden und Rüdsprachen. Es muß also bestritten werden, gaß sich ein Eingreifen mit Getvalt auf eine Truppe füßen fann, die einen Erfolg verbürgt.

Aus dem Vorstehenden ergibt sich zum mindesten, daß die An­

wendung von Gewalt im Innern erst dann als letztes Mittel in Frage fommen kann, wenn fein anderes Mittel mehr vorhanden ist, um dem Kommunismus mit Aussicht auf Erfolg entgegenzutreten.

Ge bliebe also nur noch die Prüfung der Unterdrückung des drohenden Kommunismus durch friedliche Mittel. Hierzu muß man sich wieder die Gründe vergegenwärtigen, die, wie frühe: gesagt, zu dem Mißtrauen des Proletariats gegen die jetzige Regie­rung und damit zu einem Abfallen, wenn nicht schließlich zu einem Verfall, der Mehrheitssozialisten führen, nämlich, daß das Prole­tariat durch Regierung wie Nationalversammlung seine Wünſche nicht genügend berücksichtigt glaubt. Daß die rechts wie linfs stehen­den Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei diesen Glauben nähren, fann ihnen als politische Partei nicht verdacht werden. Menschlich ist es auch erklärlich, daß der Proletarier, der menig oder nichts zu verlieren hat, sich lieber sofort in die Arme der radikalsten Unabhängigen, d. h. in die des allberheißenden Kum­munismus wirft. Hier liegt das Uebel, aber auch der Weg, es zu beheben!

Brei Wege gibt es hierzu nämlich:

entweder die derzeitigen Mitglieder der bürgerlichen Bar­teien scheiden aus der Regierung aus und werden durch Mehr­heitssozialisten erjeßt,

oder die gesamte Regierung demissioniert und der Reichs­präsident sett an ihre Stelle eine rein sozialistische Regierung, zu sammengesett aus Mehrheits- und Unabhängigensozialisten.

Die lette Lösung dürfte die beste sein. Durch sie würse nicht nur der größte Teil des Proletariats zur Ruhe gebracht, ondern auch die rechtsstehenden Unabhängigen zu einer reinlichen Schedung von den kommunistischen Elementen ihrer Bartei gez rungen werden. Die Nationaltersammlung fönnte ruhig bleiben, sofern die bürgerlichen Parteien soviel Vernunft aufbringen, um sich zu sagen, daß nur so auch sie gerettet werden können.

Welcher von den beiden Wegen zu wählen ist, müßte von vor­herigen Verhandlungen und Vereinbarungen zwischen den Mehr­heitssozialisten und den rechtsstehenden Unabhängigen zunächst ab­hängig gemacht werden. Ergeben die Verhandlungen, daß ein ge­meinsamer Weg gangbar ist, so wäre, wie gesagt, eine aus be: den sozialdemokratischen Parteien zusammengesette Regierung immer vo: zuziehen, da dadurch das gesamte Proletariat mit Atsnahme der Kommunisten beruhigt werden könnte. Hätte mu diesen Weg schon früher beschritten, wäre die Frage des Rätystems are au ter Bedeutung gelangt, die sie heute erhalten hat: das Brelear.at sah seinen Schuß gegen die jetzige Regierung wie die Nazionalver­inmmlung nur noch in dem Rätesystem. Diese wac den Kommu­risten Wasser auf die Mühle, denn nicht mit Unrecht mug: en fie fich auen, daß die jeßlge Regierung wie die Nationalbecja.unluna n'dit für zu haben seien. Bu spät haben beide eri inni daß en perren gegen den Volkswillen zum Unheil führen müsse, man gab zu frät und nur halb. Das, was gegeben wurde, erkant das Broletariat nicht als Gabe an, auch erkennt es wohl, daß es nur eine halbe Maßregel ist. Will man das deutsche Volt noch vor dem russischen Mätesystem Alle Macht den Räten" bewahren, so gebe man ein flares, vernünftiges Rätesystem, das als zweite Kammer neben der Nationalversammlung tagt und in allen Fragen das Interesse des Proletariats vertritt. Die Furcht, daß aus diesem Zweifammersystem sich eine Ohnmacht der Nationalversammlung ergebe, läßt sich dadurch beheben, daß im Falle von unüberbrüd­baren Meinungsverschiedenheiten zwischen Nationalversammlung und Rätekammer das Referendum des gesamten Volkes entscheidet. Hierdurch würde nicht nur ein Gleichgewicht hergestellt, sondern so­gar bielleicht ein Uebergewicht der bürgerlichen Parteien erzielt. Man wende nicht ein, das Referendum gehe in Deutschland nicht auszuführen. Vielleicht weil das Volk noch nicht politisch geschult ist? Nun, es ist schon so vieles Neues da und es geht. Die politische Schulung wird auch kommen, wenn das Volk erst vor einer Ent­scheidung steht, die es zu seinem Nuken oder Schaden selbst treffen soll. Berlassen wir doch endlich einmal das Kleben an dem Alten, das uns schon so teuer zu stehen gekommen ist. Gewiß ist es nicht ausgeschlossen, daß die erste Rätekammer mehr zu den Unabhängi gen neigen wird, aber auch da werden bald ruhige gemäßigte Ele­mente Einzug halten, wenn erst einmal Brot und Arbeit vorhanden sind. Ein Herumtommen um die Rätekammer muß bei dem vor­geschrittenen Stand der Dinge verneint irerden. Deshalb gewähre man fie, ehe die Einführung des russischen Rätesystems das Chaos herbeiführt!

In dieser Frage ist also eine Einigung der beiden sozialdemo­fratischen Parteien möglich. Ob sich in den übrigen Fragen eine Einigung zu gemeinsamer Arbeit erzielen läßt, müssen die Ver­handlungen ergeben, boch ist es anzunehmen, nachdem durch ein Nachgeben im Rätesystem eine Hauptforderung der Unabhängigen erfüllt war.

Ist eine Einigung aber unmöglich und wird dies dem Prole­tariat bewiesen, so ist eine rein mehrheitssozialistische Regierung gerechtfertigt und wird auch von dem Proletariat anerkannt wer­ben, wenn sie gleich die Frage des Rätesystems in oben angedeuetem Sinne verfassungsmäßig löst.

Welche Lösung man auch wählen mag, selbstverständlich ist, daß die derzeitige Nationalversammlung bestehen muß, solange der Frieben nicht abgeschlossen ist. Der Nationalstolz der bürgerlichen Parteien muß denselben sagen, daß sie das gewiß nicht dornenlose Regierungsdajein einer wie immer zusammengefeßten sozialistischen Regierung mit allen Mitteln unterstüßen muß, um Deutschland im Innern die Ruhe zu geben, und um den bisherigen Gegnern nicht ein weiteres Hinziehen der Friedensverhandlungen mit der Begründung zu ermöglichen, daß man nur mit einer von den Ver­tretern des Volkes anerkannten Regierung zu verhandeln bereit sei.

Ist der Friede geschlossen und die Gefahr des Kommunismus wirklich gebannt, so mag die jebige Nationalversammlung aufgelöst werden, ebenso eine jetzt zusammentretende Rätefammer und das deutsche Volt seine Reichsvertretung auf Grund der neuen Ver­faffung wählen!

Rurz zusammengefaßt ergibt sich aus dem Vorstehenden, daß der Kommunismus nur bekämpft werden kann, wenn gleichzeitig: von außen her Lebensmittel und Rohstoffe eingeführt werden, von innen her eine rein sozialistische Regierung eingesetzt wird, welche sofort das Rätesystem als neben der Nationalversammlung tagende Rammer in die Verfassung mit aufnimmt. Anders wird der Frieden im Innern Deutschlands nicht werden, und wenn er es äußerlich werden sollte, nie von langer Dauer sein!

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