Nr.223.36.Jahrg.
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.Sortaldemokrat Berlin".
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Heftige Rämpfe.
Freitag, den 2. Mai 1919.
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Brivatmeldungen zufolge wurde München gestern vormittag unter heftigen Nämpfen von den Regierungstruppen be. fest. Die Straßenkämpfe sind nach den lezten Meldungen noch nicht beendigt, man nahm aber an, daß fie bis gestern abend ihren Abschluß finden würden. Die Residenz ist besett. In Rämpfe, um Dachau und Rosenhain, wo sich die Sparta listen zur Wehr gefest batten, gab es Berluste an Toten und Serwundeten. Auch am Bahnhof Bossenhofen, wie überhaupt bei den Kämpfen um Starnberg , hatten die Rommunisten Verluste an Toten zu verzeichnen. Die Regierungs
truppen melden geringe Berluste,
bie Bollmachten der Vertreter der alliierten und assoziierten Regie cungen übergeben. Wir werden Ihre Bollmachten prüfen, Sie Einige un werden mit unseren Vollmachten das gleiche tun. ferer Vollmachten fehlen noch, etwa von zwei bis drei Staaten, sie werden demnächst nachfolgen.
Graf Brockdorff- Rantau erividerte in deutscher Sprache: Ich habe die deutsche Prüfungskommiffion beauftragt, die Vollmacht zu übergeben. Ich stelle Ihnen hiermit den Vorfitzenden der Kommiffion, Reichsjustizminister Landsberg bor . Der Minister Landsberg stellte hierauf die übrigen Mit glieder der Kommission und Herrn Schauer vor. Herr Gambon stellte seinerseits die ihn begleitenden Vertreter der Großmächte vor, nämlich Lord Harbinge statt Bonar Law für England, Henry White und Matfui. Er bat dann um die Vollmacht.
Versailles , 29. April nachts.( Fig. Drahtbericht des Vorwärts".) Der trübe Himmel, unter dem wir Abschied nahmen, bleibt uns auf der ganzen 30stündigen Reise treu. Zwischen Berlin und Bersailles ist Europa in Grau gekleidet, Reif liegt morgens auf der belgischen Landschaft, Schnee fällt in Nordfrankreich auf die grünen Dämme mit den gelben Primein. Wir passieren bei Tag Braunschweig ; friedliches Bahnsteigleben, das nichts von den Wirren der Zeit verrät. Durchsausen im Dunkel das Ruhrrevier, sehen in Köln die Am 30. April abends machten die Münchener Kommu ersten fremden Stahlhelme schimmern. Hier erhalten wir nisten einen Vorschlag, bie Kampfhandlungen einan Graf Brockdorff- Ranstau veranlaßie Herrn Minister Lands- französische Begleitung und französische Sugstellen. Der nengewählte Aktionsausschuß wollte in Berhand- berg, die inzwischen von Geheimrat Gaus bereitgehaltene Boll bedienung. Die Bedienung ist zuvorkommend, die Begleilungen eintreten, um Straßenkämpfe zu vermeiden. Die Regierung macht Herrn Cambon zu übergeben, der wiederum die Bollmachtung reserviert. Es ist uns nicht erlaubt, die BahnHoffmann bezeichnete die Bedingungen als un annehmbar und ten unserer Gegner Herrn Gaus einhändigen ließ. Unter den steige zu betreten. Die Maßregel ist formal damit sette den Vormarsch fort. Auch in Schweinfurt tam es beim Einmarsch der Regie, der deutschen Prüfungskommission vorliegenden Urkunden fehlen die begründet, daß wir noch im Kriegszustand leben, also nod von Italien , Costarica und Montenegro. Die Voll- Feinde find fachlich damit, daß man Zwischenfälle verrungstruppen zu Zusammenftößen zwischen diesen und revolutio- macht Serbiens ist im Namen des Königreichs der Gerben, Kroa meiden will. Auf den Straßen, in den Fenstern sieben überall ten und Glowenen ausgestellt, auf der anderen Seite sind Voll- Leute, die interessiert auf den deutschen Friedenszug bliden, machten ausgestellt für Bolivien und Beru, die uns nicht den aber nur einmal fehen wir eine geballte Haust. Strieg erklärt, sondern nur die Beziehungen mit uns abgebrochen haben, und von dem arabischen Staate ebfcha 3, der uns weder den Krieg erklärt hat, noch von uns als felbständiger Staat aner tannt ist.
nären Arbeitern.
Wie wir von hiesiger zuständiger Stelle erfahren, ist der nörd liche und der östliche Teil Münchens befest. Schwabing und der innere Teil bis zur Brienner Straße fowie die Ifarbrüde von der Bogenhauser- bis zur Reichenbachbrüde und die Residens find in den Händen der Regierungstruppen. Die Spartatiften behaupten sich noch in ber Bahnhofs. gegend, am Maltheferbräu bis zum Senblinger Zor. Ueber Kampfhandlungen in München selbst liegen bis sur
Stunde noch keine Nachrichten vor.
Eine amtliche Bestätigung der vom MTB verbreiteten Rach vicht, daß eine Reihe der berhafteten Geifeln von den Epartatiften erschossen worden sei, war bisher nicht zu erreichen.
Rosenheim hat sich bedingungslos ergeben. Bei den Spartafisten wurde Grünfteua munition( Gasbomben) gefunden. Die Rote Armee befindet fich in verschanzten Stellungen
bei Stolbermoor.
Die Besehung der Stadt.
Die Bollmachten von Hebfchas werben wir nur unter dem Borbehalt annehmen können, daß die Beziehungen zwischen diesem Staat und der Türkei in einer von unseren ehemaligen Bundesgenoffen anerkannten Weise geflärt werden.
Der Inhalt der Vollmachten ist sehr mannigfaltig. Eine vor läufige Prüfung hat engeben, daß fie die Delegierten als ausreichend beglaubigt erkennen laffen. Die Unterschiede bestehen hauptsächlich in dem Vorhandensein oder Fehlen ausdrücklicher Bor. behalte wegen einer Ratifilation durch den Souverän oder die Barlamente oder einer Zustimmung der Regierungen und Staatsoberhäupter. Bekanntlich hatte Clemenceau in feinem zweiten Telegramm gefordert, daß die deutschen Delegierten die gleiche Bollmacht haben müßten, wie die Delegierten ber alliierten und affoziierten Mächte. Jedenfalls findet sich für den Inhalt der Gegner, so daß auf die Anerkennung der deutschen Vollmacht gerechnet weren darf. Die Vollmacht der deutschen Delegation ist
Und dieses Land, durch das wir fahren von Berlin bis Versailles , ist ein Land der Arbeit. Man sieht teine tommandierenden Generäle und feine spekulierenden Finan ziers, sondern mur Menschen, die arbeiten und Dienst tun. Unter den Arbeitern sind viele Frauen, unter den französischen Soldaten viele Anamiten; in Belgien find mehr Amerikaner als Belgier, und erst in Nordfrankreich weicht das Shafi dem Azurblau. Wo auf Bahnsteigen ein Offizier auftaucht, wirb stramm gegrüßt. Ein uns Deutschen ungewohnter Anblid.
Die Neise geht über Verviers und Charleroi . Spuren der Kriegsverwüstung sind hier längs der Bahnsteige felbeu. Erst bei Jeumont beginnt die Trümmerzone. Fabriken, von denen nur noch Neste der vier Mauern stehen, Arbeiter reihenhäuser, von denen selbst die wenigen noch bewohnbaren mit bretterberschlagenen oder papierverklebten Fenstern aus blinden Augen stieren. Auf den Bahnhöfen Riesenhaufen verbrannter Eisenteile, zur Unkenntlichkeit verbogen. Für alles, was menschlicher Zerstörungswahnsinn angerichtet hat,
Bamberg , 2. Mai. ( Eig. Drahtbericht des„ Vorwärts".) Der Norben bar Stadt München bis zur Brienner Straße ist in den Händen der Regierungstruppen. Die Residenz wurde von einer deutschen Vollmachten irgendein Vorbild unter den Vollmachten der wird man uns nun in Bersailles die Rechnung präsentieren!
Stompagnie der Boltswehr Regensburg und mit befonderer Hilfe aus München selbst besetzt. Gilbin ift besest. Im Ostbahn hof von München ist ein Panzerzug mit Regierungstruppen eingelaufen. Es sollen Geiseln erschossen worden sein, babon ist aber an amtlicher Stelle nichts bekannt.
Damit hat das kommunistische Abenteuer in München fein Ende gefunden. Die Schuld an dem bewaffneten Ein. schreiten der Regierungstruppen wird von den Radikalen natürlich wieder der Regierung zugeschoben werden. Doch befagen schon die ersten Meldungen über den Einzug der Trup pen, daß die Stadt aufatmet, nachdem fie vom Terror der Minderheit befreit ist. Das rasche Vorgehen der Regierungstruppen beweist, daß diese erst nach sorgsamer Vorbereitung ans Werk gegangen sind, so daß unnötige Bwischenfälle von bornherein nach Möglichkeit ausgeschaltet wurden.
Die erste Zusammenkunft in Versailles .
Austausch und Prüfung der Vollmachten. Bersailles, 1. Mai. Im Laufe des gestrigen Tages war bem Grafen Broddorff- Rantau im Auftrage unserer Gegner telephonisch mitgeteilt worden, daß heute mittag 12 Uhr im Hotel Trianon die Kommission der alliierten und assoziierten Regierun gen zur Prüfung der Vollmachten eintreffen würde, und daß der Graf aufgefordert werde, sich dort mit den deutschen Bollmachten einzufinden.
Die Zusammenkunft fand heute nachmittag um 3 Uhr 15 Mi. nuten im Hotel Trianon statt, und zwar in ausgesucht forret. ten Formen und unter voller Wahrung der Gleich. berechtigung und Gegenseitigkeit. Graf Brodborff- Rangau, die Mitglieder der Prüfungsfommission und Justiz rat Schauer als Dolmetscher wurden bei ihrer Ankunft zu den Delegierten der Gegner geleitet.
eine Generalbollmacht.
Die Delegierten der alliierten und affogtierten Großmächte find Die Delegierten der alliierten und assoziierten Großmächte find folgende:
.
In der Tür eines zerschoffenen Hauses steht eine Frau und blidt uns nach. Wo ist der Mann? Draußen auf dem Feld, drüben unter dem Feld? Wer weiß? Hier liegen sie zu Hunderttausenden, die einen und die anderen. Zum erstenmal wird in diesem Frühjahr, im Frieden, keine Granate mit Erdfontänen ihre Gebeine in die Zuft schleudern. Sie ruhen ewig. Ueber ihre Gräuer geht der Pflug.
Bereinigte Staaten: Präsident, Wilson, Lansing. Henry White , Oberst House, General Bliß ; England: Moyd George, Balfour , Bonar Lato, Barnes, Doch da drohen sie nicht, fie winken. Mir bliden schärfer, ja, das find verwitterte feld graue Uniformen, tote Dominions: Canaba : Borben, Fofter, Doherty, Sifton; Müßen bänder, und nun springen wir alle an die
Milner.
Australien : Qughes, Cook; Südafrika : Botha, Emuts; Neuseeland : Waffen, Ward;
Indien: Montagu, Maharadschah von Bilanit, Lord Sinna; Frankreich : Clemenceau , Bichon, Moh, Tarbien, Jules Cambon
;
Japan : Satonft, Matine, Chinda, Matsuri, Jtuin; Belgien : Hymans, van den Heuvel, Bandervelde; Griechenland : Beniselos, Pofitis, Romanos; Bortugal: Costa Soares, Norton de Mattas, Breice d'Andrade, Batalha Reis;
Rumänien : Bratiano, General Coanda, Barba, Boebob Misu Antonesco, Diamandy, Danielopol;
Serben, Kroaten , Slowenen: Paschitsch, Trumbitsch, Besnitsch, Bolger.
Fevner sind durch Delegierte vertreten Brasilien , China . Ruba, Guatemala , Haiti , Hedſchas , Honduras , Liberia , Nicaragua , Panama und Siam.
Fenster und erwidern die Grüße, die ja nicht uns als Berfonen gelten, sondern der Seimat und den Lieben daheim und dem Frieden, der Heimkehr verheißt. Von da ab fehen wir viele deutide Striegsgefangene. Sie arbeiten oder stehen bepadt auf Bahnsteigen zum Transport bereit. Azurblaue Wachen oft unbewaffnet hinter ihnen. So haben wir Russen, Franzosen, Engländer, Italiener, Serben, Rumänen bei uns gesehen. Dies ist nur die peinliche Umfehrung eines gewohnten Bildes. Der Anblid, so niederdrückend er auch ist, ist doch nicht ganz so schlimm, wie manche besorgte Phantasie sich ihn ausmalt. Die deutschen Kriegsgefangenen, von deren Zustand uns der Bufall einige Stidhproben gibt, scheinen leidlich gut genährt und halten fich tapfer auf den Beinen.
4% Uhr nachmittags. Wir fahren jett 2 Stunden seit Jeumont und haben noch feine Kilometerstrecke passiert, auf der man bergeffen fönnte, daß Krieg war. Wlan fühlt vielmehr, daß sich noch eine dramatische Steigerung vorbereitet. Das Land wird immer unwirtlicher. Dünner Graswuchs bedeckt den
Boden, der von den Schüßengräben zerschnitten, mit Trichtern durchsiebt ist. Jett kommen Felder, auf denen nichts steht, als berrostetes Drahtgerant; phantastisches Unkraut der Hölle. Und jetzt taucht hinter dieser Wüste das Gespenst einer Stadt auf. Diefer Trümmerhaufen war einft St. Quentin. Hier faß ich vor acht abren auf dem Blak vor dem herrlichen Dom und wir sprachen, wovon deutsche und franzöfifche Sozialisten immer sprachen. wenn sie zufammenfamen: von der BerSt. Quentin! Nie werden wir uns die Franzosen ber föhnen fönnen, folange wir nicht ganz begreifen, warum sie uns
Polizisten und Wachleute verwundet. Paris , 2. Mai. ( Savas.) Auf der Place de la RepuBotschafter Cambon begrüßte fie mit einer Ansprache ettva blique kam es gegen 5 Uhr nachmittags zu weiteren 3- folgenden Inhalts: Herr Graf! Wir haben Gie gebeten, hier- fam men token, wobei einige Bolizisten und Bach- föhnung und daß kein Serien mehr werden sollte. berzukommen, um die Bellmachten der deutschen Delegierten von Ieute durch Geschosse verwundet wurden. Dragoner fäuberten Ihnen in Empfang zu nehmen. Unsererseite werden wir Ihnen den Platz. Um 6 Uhr fehrte die Nuhe wieder