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Nr.227.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Montag, den 5. Mai 1919.

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Heimreife der deutschen Friedensdelegation?

Friedenselend in Paris .

Wird Belgien den Frieden unterschreiben? Die Lage ernst und schwierig.

beim König.

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Kabinettssitzung

Nach Osten oder Westen?

Von Erwin Barth .

Arbeiteraktion gegen Clemencean. Versailles , 4. Mai. ( Eig. Drahtbericht des Vor­wärts".) Die Alliierten werden sich, nachdem sie die deutsche Haag, 4. Mai. ( H. N.) Aus Brüssel wird gemeldet: Der In der letzten Zeit springen die Schlagworte auch auf das Delegation nach Versailles gebeten haben, nicht über die Ministerrat war am Sonnabendmittag unter Vorsitz des Königs Gebiet der Außenpolitik über. Das Wort Kontinental­Friedensbedingungen einig. Schwierigkeiten scheinen im Palais von Laken versammelt und hatte dort eine Darlegung politik, unter dem man eine enge Verbindung mit Frank­jeden Tag aufzutauchen. Unsere Delegation sitt indessen völ- bezüglich des Standes der Unterhandlungen in Paris gehört. Nach reich verstanden wissen will, ist eines von diesen. Die Verfechter lig untätig und ohne jede Information fest. einem Gedankenaustausch, der bis 5 Uhr nachmittags dauerte, wurde dieser Anschauung meinen, daß die Situation für einen engen Der Führer der deutschen Delegation, Graf Brockdorff . die Entscheidung bis Sonntag aufgeschoben. Am Sonntag findet Anschluß Deutschlands an Frankreich reif sei, und daß das Heil Rangau, hat nunmehr bei der Entente anfragen lassen, eine allgemeine Beratung statt, an der nicht nur die Mitglieder des des deutschen Volkes in einer solchen Alliance am besten gewahrt wann der Vertrag überreicht werden wird. Kabinetts, sondern auch alle Staatsminister und die belgische Dele­Natürlich will man auch die Anlehnung an Ruß­Er hat darauf hingewiesen, daß seine und der anderen Beam- gation zur Friedenskonferenz anwesend sein werden. Der König ten Amtsgeschäfte ein längeres Warten nicht er wird präsidieren. Es handelt sich um die Frage, ob die belgische Ab. lauben. ordnung das Friedensabkommen unterschreiben soll, oder ob fie fich

werde.

land dabei offen lassen. Aber im Vordergrund der Sehn­füchte sieht man Frankreich . Diese Orientierung nach Westen, unter der man gleichzeitig

Die Franzosen haben um den Aufenthaltsort der dent. fofort aus der Konferenz zurüdziehen wird. Nach Beendigung der eine gewisse Abschließung von England und Amerika einbegreift, schen erklärte gen lassen. Die Deutschen fiten dort wie gefährliche Ge- und schwierig ist. Man hat Belgien alle Informationen vorent. übersieht merkwürdigerweise vollkommen die natürlichen wirtschaftlichen Bedürfnisse des deutschen fangene und nicht wie eine zu achtende diplomatische Kom- halten, so daß man sich kein Bild von der wirklichen Lage machen Wolfes. Was können wir von Frankreich erhoffen, selbst mission. Die deutsche Delegation hat gegen diese unwürdige fönne. Von anderer Seite tourde behauptet, daß sämtliche Ver­Behandlung protestiert. sprechen, die Belgien gemacht worden sind, unausgeführt blieben, wenn die Voraussetzungen richtig wären, daß Frankreich uns sprechen, die Belgien gemacht worden sind, unausgeführt blieben, viel sympathischer gegenübersteht als die übrigen Ententemächte? und daß das einzige, was die Entente vielleicht für Belgien tun werde, ist, daß es bie Kriegsschulden Beigiens anul. Frankreich ist wie feine Verbündeten ein wohl entwideltes Band, das auf eigenem Territorium wenig industrielle Rohwerte er­Tieren wird. zeugen kann. Die Wohlhabenheit aller höher entwickelten und Sichter bevölkerten Ränder der modernen Welt beruht auf ihren folonialen Verbindungen oder auf Verbindungen mit Ländern, die einesteils starfe Rohstoffproduzenten sind, und andererseits einen günstigen Markt für Industrieprodukte darstellen.

Bersailles, 4. Mai. ( Eig. Drahtbericht des Bor­wärts".) Intransigeant" verzeichnet das Gerücht, daß der Friedensvertrag erst am Sonnabend überreicht werden wird. Das Blatt verrät starkes Mißbe­hagen, daß man die Deutschen kommen ließ, noch ehe der Vertrag fertig war und findet das nicht vereinbar mit der französischen Höflichkeit. Solche Bemerkungen fallen ganz bereinzelt. Aber sie sind um so richtiger, als die Behand. Iung der deutschen Delegation auch sonst un­würdig ist und die Kosten des nutlosen Aufenthalts ganz enorm sind.

Die sozialistische Bresse, angefangen von ,, France Libre", dem Organ der Varenne- Gruppe, bis zum Journal du Peuple" und zur Bataille", fährt fort, Clemenceau wegen der Vorgänge am ersten Mai aufs schärfste anzu. greifen. Populaire" fordert auf, nicht zu dulden, daß die Verhafteten vor ein Kriegsgericht kommen und vergleicht das jetzige Frankreich mit dem zarischen Rußland . Der Ge­werkschaftsbund beruft binnen vierzehn Tagen eine National­konferenz ein, um eine neue Aktion für ganz Frank­ reich zu beraten.

Die Situation in Bavis ist nach den neuesten Meldungen sehr gespannt. Die Haltung Italiens und in den letzten Tagen die des ebenfalls start verärgerten Belgien erschweren den rajchen Fort gang der Verhandlungen in der Geheimzelle des Dreier- Rates un­gemein. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der ganze Friedensvertrag damit erschüttert wird. Wenn dieser Fall einträte, müßte eine neue Formulierung erfolgen. Sie scheint nicht zu umgehen zu sein, wenn man nicht durch die Abstoßung Italiens und Belgiens eine völlig neue diplomatische Situation schaffen will. Diese beiden Länder fühlen sich durch die leitenden Führer des anglo- amerikanisch - franzö­fischen Dreibundes in ihren Interessen verletzt. Daß die damit geschaffenen Schwierigkeiten sehr groß find, beweist die auffällige Berzögerung der Schlußredaktion des Friedensvertrages.

Kapitulation der ungarischen

Räteregierung.

Die moderne industrielle Entwicklung fordert eine starke Pflege der auswärtigen Beziehungen und der Export- und Importwirtschaft. Deutschland hat vor dem Kriege einen Außen­Wien, 3. Mai. Laut Meldung des Wiener Telegr.- Korr.- bandel von rund 20 Milliarden Mark gehabt, und mehr als Bureaus erfährt die Neue Freie Presse", daß die Buda die Hälfte der deutschen Industrie ist Er portindustrie bester Räteregierung mit den Wiener Entente gewesen. Aus der Beschäftigung der Mehrzahl der wirtschaft­missionen in Berhandlungen über die Kapitulation lichen Kräfte Deutschlands für das Ausland ergibt sich auch das der ungarischen Räteregierung eingetreten sei. starke Bedürfnis nach auswärtigen Rohstoffquellen. Die von Diese würden von dem früheren Staatssekretär Diner- Denes in den Westmächten uns gelieferten Rohstoffe sind von diesen meist Verbindung mit dem aus der Schweiz zurückkehrenden ehe entweder aus Amerika oder aus kolonialen Gebieten bezogen maligen ungarischen Handelsminister Gerami geführt und worden. Als Vermittler fremder Rohstoffe und des deutschen gipfelten in der Bitte an die italienische Mission, daß der durch industriellen Produktionsüberschusses waren uns die Westmächte den. Rückzug der ungarischen Truppen von der Demarkations- ohne Zweifel fehr wertvoll. Die französischen und englischen linie gegenüber den Tschechen freigewordene Raum zur Aufrecht- Kaufleute haben uns überall da nügen können, wo unsere eige­erhaltung von Ruhe und Ordnung von italienischen nen Kaufleute nicht hinkommen konnten. Truppen besetzt werden solle. Die italienische Mission hätte Die kolossale Verarmung Deutschlands und die äußerst stark fest. Dem weiteren Wunsche, daß Budapest nur von italie aus unserer Erschöpfung herauszukommen, zwingt uns fortan, sich daraufhin mit General Piccioni in Prag in Verbindung ge- empfundene Notwendigkeit, mit größter Wirtschaftlichkeit rasch nischen Truppen besetzt werden möge, fönne die italienische die direkten Beziehungen zu fremden, reichen, dünn bevölkerten Mission nicht nachkommen, da Ungarn in die Interessensphäre Gebieten besonders zu pflegen. Frankreichs falle und dem Operationsbereich der franzöfifchen Balfanarmee zugehöre. Die ungarische Räteregierung habe auch die Intervention der amerikanischen Mission erbeten. Die En­tentemissionen hätten sich mit einem Bericht nach Paris gewandt und erwarteten von dort Antwort. In Budapest herrsche bisher vollständige Ruhe.

sein. Wenn sie es nicht sind, so genügt ihre Produktionskraft Unsere eigenen Kolonien scheinen für uns verloren zu und ihr eigener Reichtum dennoch nicht zur Befriedigung der Bedürfnisse Deutschlands .

Deutschland hat nach der Gestaltung des Friedens ohne Westungarische, Niederösterreich und Steiermark benachbarte Wir müssen einen Teil unserer Arbeiter vielleicht als Aus­Gemeinden wandten sich, wie die Neue Freie Preffe" meldet, wanderer abziehen sehen. Wir müssen versuchen, alle diese Kräfte Zweifel mit einem ungeheuren Menschenüberfluß zu rechnen. an die Wiener Negierung und an die Miffionen der Entente- in möglichst direkte Verbindung mit an Naturschätzen reichen staaten, damit est ungarn besetzt werde, da die zuneh- und dünn bevölferten Ländern zu bringen. Soweit diese Gebiete Die deutschen Delegierten find eingeladen worden, den Frie- mende Anarchie in Westungarn Leben und Eigentum der nicht in Uebersee liegen, befinden sie sich im Osten. densvertrag in Empfang zu nehmen. Nun hat man sie im Borzim Bewohner bedrohe. mer und weiß ihnen nicht Bescheid zu geben. Rußland und der ganze vordere Orient find die natür, Wenn das Pariser Friedenselend nicht so finster wäre, würde Wien , 3. Mai. Die Blätter melden, daß auf die Nach- lichen Wege, auf die wir uns besonders konzentrieren müssen. man taum zu dieser Situation gekommen sein, die in ihrer Wit- richt von dem bevorstehenden Umsturz in Budapest die Wiener Dort hungern weite Landstrecken nach produktiven Menschen fung eine flagrante unhöflichkeit ist. Ein derartiges Schauspiel ungarische Gruppe des liquidierenden Kriegsministeriums das und warten ungeheure Schäße in der Erde darauf, gehoben zu ungarische Palais in der Bankgasse unter Aussicht von Offizieren werden. Dort liegt die reiche Natur, und es fehlt an Menschen

hat die Welt noch nicht erlebt.

werden können.

würde.

Wenn die Antwort auf die Anfrage Brockdorff- Rankaus nicht stellte und streng absperrte. Auch die beiden Vertreter der unga- und industrieller Tüchtigkeit, um sie aufzuschließen; bei uns find befriedigend ausfällt, werden ohne Zweifel bie deutschen Dete- rischen Räterepublik Bolgar und Fenyve, die nachts von der Menschen, Intelligenz und Schaffensluft im Uebermaße vor­gierten mit leeren Händen wieder heimfahren. Der Grenzstation Brud eintrafen, wurden abgewiesen und entschlossen handen, aber es fehlt ihnen an Betätigungsmöglichkeit. Wir Friedensschluß wird dadurch aufs neue hinausgeschoben. Denn eine fich zur Rückkehr nach Budapest . Eine ungarische Offizieretom- fönnen uns mit dem Often in denkbar glücklichster Weise einen unbefriedigende Antwort bebeutet das Geständnis, daß allerernsteste mission durchsuchte das Gebäude und nahm Schriften und Werte Ausgleich schaffen, der beiden Teilen große Vorteile verschaffen Schwierigkeiten bestehen, die in kurzer Zeit nicht überwunden in Verwahrung. Der Zuzug von Flüchtlingen aus Ungarn , die Natürlich soll damit nicht ausgesprochen sein, daß man sich Das Elend der Pariser Friedensmacherei unterstützt unsere teils Mitglieder der Räteregierung, teils Bürgerliche sind, nimmt von den übrigen Ländern der Welt isolieren darf; ein so intensiv wiederholt ausgesprochene Meinung, daß eine so gewaltige Auf- unausgesetzt zu. Der deutſchösterreichische Grenzschutz gegen entwickeltes Getriebe wie der wirtschaftliche Organismus wühlung der Völker nicht durch einen diftierten Vertrag endgültig Ungarn wurde neuerdings durch Offiziersposten und Wiener Deutschlands muß nach allen Seiten seine Verbindungen und Schutzmannschaft verstärkt. Die Sicherheitsmaßnah- Kanäle haben. Wir müssen mit der ganzen Welt in Austausch Bas letzten Endes aus ben Bariser Retorten herauskommen men, besonders gegen agitatorische Sendlinge, sind äußerst leben, um die fein differenzierten Kräfte unseres Volkes sich aus­wird, werben Ueberraschungen sein, die unsere weltpolitische Bo- scharf. Auch in Wien werden strenge Maßnahmen gegen aus leben lassen zu fönnen. fition foum verschlechtern werden. Ungarn fommende Personen getroffen, um sie wieder abzu­schieben oder in Flüchtlingslagern unterzubringen.

abgeschlossen werden kann.

Die öfterreichisch- ungarische Delegation. Saag, 4. Mai.(. N.) Aus Paris wird gemeldet: Reuter be ftätigt antlich die Meldung, daß der Rat der Drei' die österreichisch ungarische Delegation eingeladen bat, in der tommenden Woche die Friedensbedingungen in Empfang zu nehmen.

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Wie das Neue Wiener Abendblatt" erfährt, be­fatiate sich bei der Untersuchung des ungarischen Palais in der Bankgaffe die Annahme, daß die ungarische Gesandtschaft der ungarischen Räteregierung auch dazu diente, lum in Ungarn beschlagnahmte Wertpapiere hier zu verwerten.

Dabei ist die Notwendigkeit besonders zu berücksichtigen, unsere Beziehung zu Amerika in erster Linie Südamerika wieder zur früheren Innigkeit auszubauen.

Die Hauptrichtung unserer auswärtigen Beziehungen wird jedoch nach dem Often, nach Nußland und nach dem Orient gehen müssen. In diefen Gebieten gibt es unermeßliche Land­ftreden, die für die Baumwollkultur geeignet sind, die mit der