Nr. 23736. Jahrgang
Groß- Berlin
Trot Wohnungsmangel
2. Beilage des Vorwärts
gebung einer gemischten Kommission zu übertragen, die eine ein heitliche für alle Frattionen annehmbare Kundgebung vorbe reiten soll.
Sonnabend, 10. Mai 1919
Die Tätigkeit der Arbeiter- Samariter am 1. Mai. Für den Königsplatz, welcher start besuci war, hatten wir eine 20 Samaritern beießt. An Unglücksfällen sind einige paiſiert, leicht Samariterwache in der Brandenburger Torwache aufgemacht, mit und schwerer Natur, welche zur Zufriedenheit der Patienten be handelt wurden. Auch unter den Linden 54/55 auf der Wache find elemigkeiten behandelt worden. Auf dem Tempelhofer Felde sowie am Hippodrom und Ererzierplay anhönhauser Adee welche und viel Kosten verursachen, aber
Ueber die Verhandlungen im Vollzugsrat berichtete Genoffe Brolat. Er riet zu veriö bnlicher Stellungnahme, obgleich die Gegenseite im Falle Wollstein so gut wie tein Entgegen fommen gezeigt babe. Im Falle Richter tönne der Beschluß der Vollverfammlung nur von dieser aufgehoben werden, was voraus sichtlich erfolgen werde. versammlung und den Terror der U. S. und K. P. wurde beschlossen, Belte aufstellen, Nach längerer Debatte über die Nichtbeteiligung an der Voll- mußten wir, da andere Unterkunft nicht vorhanden war, unsere die am Sonnabend tagende Bollversammlung nicht zu besuchen und sie haben doch ihren Zwed erfüllt, indem verschiedene Unum die Tagungsmöglichkeit der Vollversammlung nicht zu sabotieren, glücksfälle darin behandelt werden mußten. Im Schillerpark je drei Vertreter dorthin zu delegieren. Ueber die weitere Rudolphplay war schwach besucht, aber einige Unfälle mußten doch zur Verfügung gestellt, Stellungnahme der Fraktionen soll eine bald abzuhaltende weitere auf beiden Bachen behandelt werden. Auf der Weberwiese, wo Sigung entscheiden. uns die Turnhalle der Schule in der Memeler Straße verweigert(!) wurde, hatten wir in der Frankfurter Allee 1, wo während der Unruhen unsere Bache war, diese aufgemacht. Im großen ganzen waren, ohne die Pläge der U. S. P. D. 130 Samas riter und Samariterinnen von morgens 7 bis nachmittags 4 Uhr tätig. Den waderen Männern gebührt der warme Dank der Partei.
Warum?
Der zornige Bezirksvorsteher.
war uns die Unterkunftshalle
der
Entlaffung weiblicher Silfskräfte. Das Kriegsministerium be absichtigt mit Rücksicht auf die Lage der zahlreichen Stellenofen und Kriegsbeschädigten, die weiblichen Hilfskräfte im Kriegsministerium in weitgehendem Umfange durch männliches Bersonal zu erseben. Den weiblichen Hilfskräften mußte daher, soweit fie nicht allein stehen, gefündigt werden.
fönnte noch manche Kleinwohnung verfügbar werben, wenn die betreffenden Hauseigentümer nur wollten. Hinweise auf Wohnungen, die unbenust bleiben, sind uns in legter Zeit von verschiedenen Seiten zugegangen. Warum das Haus Denne. wikstraße 2 ganz und das Haus Denne wig ftr. 3 teilweise leer stehen müssen, wird ein railos umberlaufender Wohnungssucher nicht begreifen. An dieser Stelle soll die Hochbahn mit ihrer Strede Gleisdreied- Surfürstenstraße den Häuferblod Dennewigstraße durch brechen, aber die Ausfübung der Bauten liegt doch wohl noch in beträchtlicher Ferne. Das Haus Dennewigstr. 2 ist freilich schon so ruinenhaft, daß erhebliche Aufwendungen nötig wären, es wieder bewohnbar zu machen. Mit gleicher Verwunderung bemerken die Wohnungfucher in dem der A. G. G. gehörenden Häuserblock an der Der Bürgerrat Groß Berlin hat an den Magistrat die Anfrage Brunnen und Voltastraße einen Ueberfluß von unbenuzten Räumen. Auf diesen Grundstücken waren Fabritbauten ge- gerichtet, warum in der letzten Stadtverordnetenfißung der Stim plant, die der Krieg verbindert hat und auf deren Ausführung wohl mung Berlins über den Erdrosselungsfrieden nicht Ausdruck geauch nach Friedensicluß fürs erste nicht zu rechnen ist. Während geban wurde. man dort viele Kleinwohnungen unnötigerweise der Benutzung ent- Wir nehmen an, daß es auch im Rathaus feine Geheimgiebt, wird nicht felten durch ebenso unnötige Wohnungsdiplomatie mehr gibt und die gewünschte Klarheit also gehoben Busammenlegung der Bestand an Kleinwohnungen noch vers werden wird. Wie wir Adolf Hoffmann tennen, wird er ringeit. Im Hause Turmstraße 37 wurde zum 1. April schon dafür sorgen. eine Bohrung von zwei Stuben und Küche leer, aber feiner der Wietsluitigen, die sich darum bewarben, erhielt sie. Der Wirt hatte gar teine Vermietungsanzeige ausgebängt, doch sprach die Nachricht fich bald in der Nachbarschaft umber, und es tamen dann Anfragen Vor acht Wochen brachte eine junge Frau den zur WeiberAufgeklärter Reubüberfall. Rasch aufgeklärt wurde der Raubwegen der Wohnung. Erst später wurde befannt, daß fie längst zahlung der ihr im Dezember 1918 eingestellten Familienunters überfall auf das Schanfwirtschepaar Broß in der Koloniestraße. einem anderen Bewohner des Hauses zugefagt war, der darin be- ftübung erforderlichen Schein bei, der von dem Truppenteil des Bcok glaubte in einem der Mäuber den Sohn eines Mannes erkannt reits vier 8mmer mit Küche uiw. batte und nun noch die daneben Waters ihres Kindes ausgestellt ist. Bis zum heutigen Tage hat zu haben, dem er einmal Pferde verfauft hat. Die Kriminalpolizei liegenden zwei gimmer mit Küche dazu nahm. Da die Familie diese Frau feinen Pfennig Unterstübung erhalten, so daß sie ermittelte den jungen Mann, einen Bautechmifer Baui Gscholz, der nur aus dem Ehepaar nebst einjährigem Kind und einer Hausans nicht einmal in der Lage ist ein Paar Schuhe für ihr sind sich seit seiner Entlassung vom Heeresbient ohne Beschäftigung in gestellten besteht, so ist nicht einzusehen, warum sie nicht noch weiter abzuholen, die feit Wochen zur Abholung natürlich gegen Be- Berlin aufhielt und auf Abwege geriet. Gscholz traf sich mit Mar mit bier Zimmern auskommen fönnte. Trotz Wohnungsmangel zahlung bereitfiegen. Die Frau ist oftmals beim Städtischen äfinger, Willi Macher und Hermann Stründte in einer Schant tourde hier eine leinwohnung beseitigt und für Steuerbureau in der Templiner Straße und bei dem Bezirkswirtschaft Elsasser Straße, flagte, daß er fein Geld habe und machte fleine Mieter bie Wohnungsnot nod verschärft! borsteher Mittag, Rheinsberger Str. 33, geweien; von sie darauf aufmerksam, daß bei Broß etwas zu erben" sei. Mas Gegen solchen Uufug müßte denn doch sehr entschieden eingefchritten einer Stelle wurde sie zur anderen geschickt, jede jagte, die Ver- fand die Broßsche Wirtschaft geschlossen. Am nächsten Tage famua zögerung liege an der anderen. Schießlich war ihr für Donners- fie wieder und führten ihren verbrecherischen Plan aus. Eicholz und tag eine Geldsendung so ziemlich in Aussicht gestellt, und als sie sie feine Spießgesellen begaben sich mit der großen Beute gleich wieder nicht erhielt, ging fie wieder zu dem Bezirksvorsteher, bei dem nach nach der Schankwirtschaft in der Eliasser Straße, teilten dort den Aussage des Vorstehers des Steuerbureaus die Atten noch immer Raub und gingen dann auseinander. Drei Mann wurden in einem lägen. Der Bezirlevorsteher wollte die Frau wiederum, wie schon Fremdenlogis am Stettiner Bahnhof ermittelt und festgenommen, öfter, auf der Treppe abfertigen. Da sie nicht die Notwendig, der vierte später in einem anderen Logis. Stründfe hatte ein Verfeit empfand, ihre Privatverbältnisse vor den anderen wartenden hältnis mit einer Frau Klein. Diese lieferte ihm die Tasche und die Berfonen darzulegen, erlaubte sie sich die Frage, ob der Bezirks. Stride, mit der die Räuber ihre Opfer fesseln und vielleicht auch borsteher fein Sprechzimmer habe. Er ließ fie darauf eintreten, war erbroffeln wollten; die Stride waren schon mit Schlingen versehen. Die Mitglieder der S. P. D. nehmen an der heute in aber durch diese wohlnerdiente Burechtweisung in Born geraten. Auch Frau Klein wurde festgenommen, sie steht außerdem im Ver deu Rammerfälen stattfindenden Vollversammlung nicht teil. den er alsbald, da die Frau nach ihrer Sache fragte, an ihr aus. dacht des Brotkartenhandels. Fräfinger fiel beim Verhör über die Der Fraktionsvorstand. Arudt. Haase. Toft. ließ. Schließlich padte er die Frau an, die mit ihrem Beamten her und mußte in ein Isoliergewahriam gesetzt werden. Rednerkursus( Mittwochskursus) Sonnabend abend einen sind erschienen war, füttelte sie und warf sie 6 1hr im Jugendheim, Lindenstr. 3. Thema: Die fouftitutio- Ist schon die Verschleppung und Verschlampung ber nelle Fabrif. für so arme Beute brennenden Unterstützungsfrage eine wahre Rednerkursus, Sonntag vormittag 9 Uhr im Jahma was soll man erit zu einem derartigen Benehmen gendheim, Lindenstr. 3. Thema: Was trennt uns von den eines Bezirksvorstehers sagen, der nach Angabe einer anderen Huabhängigen? städtischen Amtsstelle an der Bummelei mindestens mitschuldig sein muß? Fraktionssihung der S. P. D. und D. P. Arbeiterräte. Bir richten diese Frage an den Magistrat! Die Landestrauerwoche,
werden.
Auf einen Antrag des Magistrats Neufön antwortete der Staaiskommissar für Wohnungswesen, daß ein allgemeines Verbot des Inserierens von Wohnungen und des Anbietens von Prämien ermogen wird.
Arbeiterräte Groß- Berlins, kommunale Arbeiter
räte, Delegierte der Soldatenräte.
hinaus.
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Zu Beginn der Sigung wies Gen. Dr. Caspari auf die burch den Friedensvorschlag drohende Katastrophe hin und betonte, daß der Ruf nach Einigung des Proletariate jegt ele- deren Beginn noch bekanntgegeben werden wird, bringt folgende mentar fet. Die Broletarier Deutschlands müssen sich einigen, das Einschränkungen: Die Theater dürfen nur spielen, was dem mit die Proletarier der Welt fich vereinigen und uns helfend die Ernst der Stunde entspricht. Zingeltangel, Birtus und Kabarette Hände reichen. bleiben geschlossen. Die Pferderennen fallen aus. Dr. Michaelis( Demokrat) befürwortet eine Stundgebung Spieltabs werden gefchloffen, und zwar nicht nur für diese Woche. der gesamten werktätigen Bevölkerung Groß- Berlins durch die Ar- Kaffeehaustonzerte finden nicht statt. Kinos dürfen nach dem Maßbeiterräte gegen den Imperialismus der Entente stab der für Theater getroffenen Vereinbarungen spielen. Die Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, die Redaktion der Kund- Bolizeistunde wird nicht geändert.
Bubi.
Mußt Du wirklich schon wieder fabren, Mutti?" 3wei Kinderarme legten sich schüchtern um ihre Taille, zwei blaue Kinderaugen fahen traurig zu dem leicht gepuderten, hübschen Gesicht mit den schweren, fupfernen Flechten, mit den gequält zum Fenster hinaus in die Weite schauenden Augen, unter denen harte, tiefe Schatten eingegraben.
Sie war dem Weinen nahe. Wenn sie doch bleiben fönnte, bei ihrem Bubi! Sie würde mit ihm zusammen eine fleine, nette Wohnung bewohnen, ihn hegen und pflegen, besser als die beiden Alten, die es nur um des
bielen Geldes willen taten.
Geld! Ihre Mienen umdüsterten sich. Wovon sollten fie leben? In die dumpfige Fabrik gehen, in dem Lärm und Gestank der Maschinen wieder hausen, ihre Sände raub und rissig arbeiten, und dann noch nicht soviel verdienen, um ihrem Jungen eine sorgenlose Kindheit zu bieten? Leidenschaftlich schlang fie ihre Arme um den Knaben, zog ihn an sich, füßte ihn mit langem Ruß.
Bubi, ich muß. Sieh mal, Dein Muttchen muß doch Geld verdienen, damit Du schöne Kleider hast, und Tante Belter Dir gut und genug zu essen gibt. Aber ich komme
bald wieder."
Ach. Mutter, kannst Du denn nicht hier soviel Geld berdienen? Bleibe doch hier, ich will ja gern schlechtere Kleider tragen!"
Nein, Bubi, es geht doch nicht, lieber, fleiner Junge. In dem großen Berlin , da gibt es soviel Geld, da verdient Mutti genug, bier müßten wir beide verhungern."
Ein tiefer, bitterer Seufzer, dann schlug falte Ueberlegung in ihr Serz. Es war doch auch gut so, er hatte hier ein gutes Leben, und fielebte sie etwa schlecht? Bubichen, wir müssen gehen."
,, Ach. Muttchen
Sie hatte fich losgemacht, neftelte den eleganten Hut auf ihrem Sar feft. Gehorsam griff er nach seiner Müze, suchte zärtlich die Sand der Mutter, nachdem er sie aufgestülpt hatte. Sie gingen hinaus. An der Tür der Küche sprach die Mutter:
,, Det wer id schon machen, nicht wahr, Bubi? Und wie wir abgemacht, so bleibts, nicht wahr, Fräulein?" ,, Ach, Frau Belter," bittend schaute die junge Mutter fie an, geht es denn nicht billiger?"
,, Nee, nischt zu machen. Wenns Ihnen aber nicht recht ist", ihr Mann, der still im Hintergrunde saß, räusperte sich.
Ja, ja, es muß mir schon recht sein. Auf Wiedersehen, Frau Belter," hastig reichte sie ihr die Hand ,,, auf Wiedersehen, Herr Belter."
Eine schwielige Take berührte ihre wohlgepflegten Finger. Sie gingen, die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß Der Mann in der Küche warf seiner Frau vor:
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So unverschämt brauchst Du's aber auch nicht zu machen. An dem Jungn verdienen wir doch gerade genug." Sie machte eine wegwerfende Bewegung.
ihr
Jeder nimmt, was er friegt. Soll froh sein, daß es Junge bei uns so gut bat. Jeder nimmt so'n Kind nich mal, die verdient ja ihr Geld auch leicht genug." Saz sprühte in ihrer Stimme.
Der fleine Knabe grübelte, als er die Treppe bin. unter, die Straße entlang schritt, darüber nach, warum Frau Belter immer so ungezogen zu seiner Mutter war. Verstohlen sah er an ihr hinauf, drückte den weichen Samt ihres Wermels gegen seine Wange. So schön wie sein Muttchen war in der Stadt keine Frau, höchstens die junge des Richters, die trug auch, aber nur Sonntags, jo feine Kleider wie Mutter, die aber trug fie alle Tage. Sie war doch viel reicher als Tante Belter, und ließ sich soviel von der gefallen? Da drüben ging eine Frau vorüber. die die Richters frau immer grüßte. Seine Mutter grüßte fie nicht, sah fogar fort. Und sie war doch so hübsch, besaß bessere Kleider als die Frau Richter! Wenn sie nur immer bei ihm bleiben und nicht wieder nach Berlin reisen würde.
,, Mutti, wenn ich groß bin, komme ich auch nach Berlin , dann verdiene ich auch soviel Geld als Du und dann gehen wir jeden Tag spazieren, und alle Leute grüßen uns, nicht wahr?"
unge, um Gotteswillen," ihre Hand zitterte, ein jäher Schred lief über ihre Büge. Im selben Augenblic faßte sie sich, lächelte ihn an ,,, natürlich, aber erst, wenn Du ganz groß bist."
Ach, das dauert noch so lange."
Der Geiellichsteabend des Deutschen Silfeweefs für die Gefangenen ist wegen der Landestrauer auf den 17. Mai verlegt. Rennbahn Olympiapark( 3ementbahn). Sonntag 3, Uhr die
ersten Rennen.
Die Heereswerkstätten.
Die Vertrauensmänner der S. 8. D. der Gefoß und Bulber. fabrit hatten zum Montag eine Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen dieser Institute einberufen. Die Genoffen Lüd unb Leinau legten in längeren Ausführungen die Mist än de dar, die fich seit Ausbruch der Revolution in den Spandauer Heeres. werkitätten berausgebildet batten. Von Anfang an wären die fübrenden Kollegen bestrebt gewefen, die Umstellung der Institute zur Friedensarbeit in die Wege au leiten und die Arbeitsbeschaffung in die Hand zu nehmen. Es lag auch die Möglichkeit vor, von besit om fchiedenen Bekörden, darunter auch von der Eisenbahn, größere Aufträge zu erhalten. Leider war es aber infolge Unfähigkeit mancher Ingenieure und Techniker vom alten verknöcherten System und der vielen Dienststellen, die sich der Neuzeit nicht anpassen fonnten oder immer mürrische Vater, nahm ihr die vom vielen Nähen ge Trümmte Mutter jeden Sonnabend den wenigen Lohn auf Heller und Pfennig ab. In der Fabrik erzählten ihre Mitarbeiterinnen von schönen Sonntagen, die sie berlebt, fie mußte Sonntag ihrer Mutter nähen helfen; in der Fabrik hörte fie farbenreiche Schilderungen von den Kinos und Cafés, die sie nie besuchte, vom sonnigen Stadtwald, den sie nur auf den Wege von und zur Fabrik von fern erblickte. Manchmal stießen ihre Kolleginnen sich an, eilten zum Fenster, schauten irgend einem eleganten Manne nach. Und fie hörte, verstand nur halb, herrische Wünsche nach Glüc und reicherem Leben säten die Worte in ihr Herz.
Und fie ließ sich betäuben von den Schmeichelworten eines der eleganten Männer, stabl fich heimlich aus dem Haus, wenn Vater und Mutter schliefen, ließ sich iaudzend in den Wald, die Cafés, die Tanziale, schließlich in eine behaotiche Wohnung führen, freute sich über die glisernden Nadeln und Ringe, die sie geschenkt bekam, freute sich über das Goldstück, für das sie sich eine neue Bluse kaufen wollte. Die heißen, verfüßten Stunden, wie schön war damals alles! Bis fie merkte, was in ihrem Leibe vorging, bis sie, von Schmerzen und Verzweiflung faft zum Selbstmord getrieben, aber zu lebensfräftig, ihn auszuführen, ihrer Mutter alles gestand.
Sie schauderte zufammen, wie sie der furchtbaren Stunde gedachte, da sie, zu Hause hinausgeworfen, zu ihrem Verehrer geeilt, der ihr, in feiger Angst um seine unggesellenbequemlichkeit und vor dem Stadtilatsch. das Erle entgegenschrie:„ Hast Du nicht Geld von mir genommen? Verklage mich nur, ich werde der Polizei schon sagen, wer Du bist!" Schneller eilte fie, von ihren Erinnerungen verfolgt.
nicht!"
Mutti, nicht doch so schnell, der Zug fährt ja noch ,, Bubi!" Unbekümmert, ob jemand sie sah, beugte sie sich nieder, preßte ibn an sich.
Vor ihr der Bahnhof, hinter ihr die Fabrik. Dorthin zurück? Wo die vorsichtigeren Frauen mit Fingern auf sie wiefen? Nein, lieber noch Berlin . Lebte sie nicht gut dort? Wenn man davon abfah, daß-- - Vielleicht hatte sie in zehn Jahren genug verdient, um irgendwo, wo niemand sie tannfe, mit ihrem Rinde in glücklicher Ruhe zu leben. Eine Seirot? Bitter Tochte sie auf, fie fannte die Männer! Nur ihr Bub, der sollte anders, beffer werden. ,, Was ist Dir, Mutti?"
Dir muß."
Frau Belter, ich muß jest abreisen. Besten Dant Sie schwieg. Rechts an der Straße erhob sich ein Komnochmals für alles, und, nist wahr, fie pflegen Bubi pler ziegelroter Fabrikhäuser, awei lange Schornsteine stierweiter gut." ten in die Luft. Unwillkürlich ballte sie die Fauft. Da binein war sie als vierzehnjähriges Mädchen gegangen, hatte tagsüber in Sobelfrähnen gewühlt bis zum späten Abend. Draußen, lockte der Frühling, an dem Wege nach Hause schimmerten für ihr damaliges Leben märchenhaft ausge- zärtlich ihre Sand. stattete Caféhausschaufenster, zu Hause schlug und schalt der!
Die mit Frau Belter Angeredete wandte sich vom Herd meg, mischte ihre aroben, ausgearbeiteten Hände an der Schürze ab, drehte der jungen Frau ihr von Arbeit und Sorgen zerflüftetes, aber auch vom guten Essen in wider liche Breite gegangenes Geficht zu.
,, Nichts, Bubi, Du weißt ja, daß ich schon wieder von Er schwieg und grübelte, fühlte die unwahrheit ihrer Borte, fühlte ihre Trostbedürftigkeit, streichelte ungeschickt ( Schluß folgt.)