Nr.239.36.Jahrg.

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.Sozialbemotrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

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Sonntag, den 11. Mai 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 11753-54.

Versailles   und Oesterreich.

Serfailles, 10. Mai. Wie Matin" meldet, hat der Ententesozialisten gegen Gewaltfrieden.

Fünferrat gestern die Fest se gung der österreichischen  Grenze mit Südflawien auf Ansuchen Italiens   dem Ausschuß für südslawische Angelegenheiten überwiesen. Ferner hat der Fünferrat die Berpflegung von Riga   und Estland   besprochen, wo die Deutschen   sich angeblich zu breit machten. Ferner hat er beschlossen, die holländische Regierung aufzufordern, Be­vollmächtigte nach Baris zu schicken, um mit Belgien   und den Alli­

ierten eine Revision der Verträge von 1839 zu erörtern.

Wie„ Eclair" meldet, hat im Haushaltsausschus Finanzminister

Bersailles, 10. Mai.  ( Eig. Drahtbericht des„ Borwärts" „ Humanité" und Journal de Peuple" fahren fort, den Friedens vertragsentwurf auf schärifte zu bekämpfen, während die ,, France libre", das Organ der Barenne- Gruppe, ihm zustimmt. zitiert auswärtigen Presserundschau

In der

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schamlosen absurden Bestimmungen sind nur das Vorspiel zu neuen

Klez über den Regierungsantrag berichtet, daß die Bank von Frank- neuen Krieg." reich dem Staate weitere drei Milliarden vorschießen und vier Milliarden neuer Banknoten soll ausgeben können. Kloz erklärte die Annahme der Vorlage für unbedingt nötig, um die weiteren Zahlungen ficherzustellen; aber dieser Vorschuß sei zweifellos der legte, da die Regierung fünftig Anleihen aufnehmen werde.

Oesterreichs   Protest gegen die Beschränkung

des Selbstbestimmungsrechts. Wien  , 10. Mai. In der Arbeiterzeitung" schreibt udo Hartmann: Die von der Entente verlangte Anerkennung der Unabhängigkeit Deutschösterreichs seitens Deutschland   mit dem Zu­jate: Diese Unabhängigkeit bleibt unveränderlich, ausgenommen die Zustimmung durch den Völkerbund" ist eine un erträgliche Einmischung in die Souveränität und in die wahre Unabhängigkeit Deutschösterreichs. Falls aber die Sieger uns des Selbstbestimmungsrechtes berauben wollen, ist un der Weg vorgeschrieben. Wir müssen uns an den Völkerbund wenden, nachdem wir den Willen zum Anschluß deutlich ausg sprochen haben, das heißt, wir müssen auf Grund eines Blebis­aits vom Völkerbund verlangen, daß er das Selbstbestimmungsrean anerkennt und daraus die Folgerungen zieht.

Gegenrevolutionäres aus Ungarn  .

Die ungarische Räterepublik leistet sich eine Justiz, von der selbst die„ Wiener Arbeiter- Zeitung", die die K. u. K. Str.c33­justiz so gründlich fennt, sagt, daß sich diese ungarische Justiz nut feiner anderen vergleichen lasse. Abfällige Reden werden mit so langjährigen Buchthausstrafen geahndet, daß sich die schlimmsten Blutrichter des wilhelminischen Preußens beschänu fühlen müssen. Es ist nicht erstaunlich, daß ein derartiges Rc­gieren Verschwörungen hervorruft, wobei natürlich nicht zu leignen ift. daß gegen jedes sozialistische Regime eine starke Reaktion der Rapitalisten und Militaristen arbeitet.

Nachdem erst letthin Offiziere der aufgelösten Armee den Putsch gegen die ungarische Gesandtschaft in Wien   unternommen und turz darauf andere die Grenzstation Bruck an der Leitha   zu besehen versucht hatten. hören wir jetzt, daß in Budapest   ehemalige attive Offiziere unter der Führung der Oberstleutnants Dormandy bersucht hatten, die revolutionäre Regierung zu stürzen und bis zur Ernennung eines Kabinetts Lovassy eine Militärdiftatur einzusetzen. Dieser Dormandy war von der Re­gierung Karolyi mit der Mission betraut, sie bei der Militärmission der Entente zu vertreten. Durch seine Vermittlung wurde die Entente über die Verhältnisse in Ungarn   informiert. Die rumä= nische Offensive vereitelte seine Pläne, er wurde entdeckt und ver­haftet. Seine Mitverschworenen planten für den 3. Mai einen neuen Butsch, die Regierung wurde aber rechtzeitig gewarnt und fonnte fait alle Führer verhaften. Aus beschlagnahmten Schrift­stüden geht hervor, daß die Bewegung eine antisemitische Tendenz hatte und Pläne für ein Bogrom bereits fertig waren. ( Sier bei uns arbeitet man jetzt mit der Ziegenwurft aus Kinder­fleisch" von einem Einschreiten gegen das Schmutzblatt" Freie Prefe" hat man noch nichts gehört!)

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Die französische   Presse.

Die Organisation der Arbeit im Friedensvertrag.

Von Robert Leinert  , Versailles  .

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bie Humanité" das Der Friedensvertragsentwurf der Entente handelt in englische Sozialistenblatt Daily Herald", das schreibt: Diese seinem 8. Zeil von der Organisation der Arbeit. Der Welt­Streitigkeiten zwischen den Rassen, zu neuen Gruppierungen für frieden sei nur auf dem Boden der sozialen Gerechtigkeit zu begründen. Dazu gehöre die Beseitigung der Unzu­friedenheit über Arbeitsbedingungen, die Ungerechtigkeit, Elend und Entbehrung für eine große Zahl von Personen Bersailles, 10. Mai.„ Humanité" erhebt wieder vereinzelt erzeuge. Bewegt durch Gefühle der Gerechtigkeit und Widerspruch gegen den Entwurf eines Gewaltfriedens; ein wahrer Menschlichkeit" hat man vereinbart, eine ständige Organi Völkerbund werde durch jeden Vertragsparagraphen unmöglich ge- fation zu begründen, die sich mit folgenden Dingen beschäf macht. Deutschland   folle abrüsten, die Ententestaaten rüsteten um tigen foll: Marimalarbeitstag, Arbeitsvermittelung, Be­so stärker. Man wolle, daß Deutschland   zahle, nehme ihm aber feine fämpfung der Arbeitslosigkeit, Zusicherung eines Lohnes, kolonien und Ausland zwerte, so daß seine Gütererzeu der angemessene Daseinsbedingungen garantiert, Schutz der gung herabgesetzt und seine Zahlungsfähigkeit geschwächt werde. Arbeiter gegen Krankheiten und Unfälle, Schutz der Kinder, Was wird das deutsche   Proletariat tun, fragt das Blatt, wenn die Jugendlichen und Frauen, Alters- und Invalidenversiche­deutsche Regierung gestürzt wird? Wird eine Diktatur Noskes oder rung, Schutz der Interessen der im Ausland beschäftigten Was wird dann Arbeiter, Anerkennung der Koalitionsfreiheit, der beruflichen eine fommunistische Regierung fommen? Rantaus Unterschrift wert sein? Wir können diese ungeheuren und technischen Fortbildung. Die ursprünglichen Mitglieder des Völkerbundes sind Fragen heute nicht erschöpfen und begnügen uns, die Sad gasse auch die Mitglieder der Organisation der Arbeit. Sur stän­zu zeigen, in welche unsere Regierungen geraten sind. Angesichts der bevorstehenden Ankunft der österreichischen Verdigen Organisation gehören 1. eine allgemeine Konferenz tretung besprechen einige Blätter Oesterreichs   Politit, die der Vertreter der Mitglieder, 2. ein internationales Ar­ bon   dem Wiener   Beschlusse beherrsch tsei, den Gedanken an eine beitsamt unter Leitung eines Verwaltungsrates. Mitglie­der sind die Regierungen. Die Konferenz der Vertreter Bereinigung mit Deutschland   aufzugeben. Pariser   Blätter erfahren aus New York  , daß Wilsons Ver- dieser Regierungen setzt sich zusammen aus je vier Ber­spredungen, dem Senate ein Verteidigungsbüdnis mit England tretern der Regierungen, von denen zwei Dele­gierte der einzelnen Regierungen sind, die übrigen zwei und Frankreich   vorzuschlagen, viel besprochen wird. ein Arbeiter und ein Arbeitgeber. Siernach ist der Ein­fluß der Arbeiter auf ein Viertel der Beteilig­

André Tardieu zu den Verhandlungen. ten beschränkt. Das Ganze atmet große Angst vor den Ar­

beiterorganisationen.

Haag, 10. Mai.  ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus.) Am Site des Wölferbundes wird ein internatio. Aus London   wird gemeldet: Der Sonderkorrespondent des nales Arbeitsamt errichtet, als Teil der Einrichtun Daily Chronicle" in Paris   berichtet: Als André Tardieu   gen dieses Völkerbundes. Das Arbeitsamt besteht aus nach seinem ersten Eindruck bei der Zusammenkunft der alliierten 24 Personen, wovon 12 Vertreter der Regierungen, 6 Ar­und deutschen   Delegierten gefragt wurde, sagte er lächelnd: Graf beitgeber und 6. Arbeitnehmer find. Die Aufgaben des Broddorff Rantau hat uns heute die zweite Auflage seiner internationalen Arbeitsamtes sind die Sammlung und Ver­Weimarer Rede vorgelesen. Damit haben wir gerechnet, doch es teilung aller Informationen in Bezug auf die internatio­wird nicht verhindern, daß der Friede ungefähr am nale, Regelung der Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbedin 1. Juni geschlossen wird. Dies ist, so meint der Korrespon- gungen, das Studium derjenigen Fragen, die der Konferenz dent, der allgemeine Gindrud. vorgelegt werden sollen, zum Zwecke des Abschlusses inter­Bereits in Berlin   hat Graf Brockdorff und feine Kollegen nationaler Abkommen und die Durchführung der von der durch die Mitteilungen der alliierten Preſſe Gelegenheit gehabt, Ronferenz beschlossenen Untersuchungen. Das Amt ist aber sich über die wichtigsten Forderungen, die jetzt gestellt sind, au feine Einrichtung, mit der die Arbeiterorganisationen aller informieren, und er hat Zeit gehabt, über die meisten, wenn Länder direkt in Verbindung treten fönnen. Nur die Mini­nicht über alle Punkte zu beraten. fterien der angeschlossenen Ränder fönnen mit dem Direktor direkt verkehren. Die Tagesordnung der internatio­nalen Konferenz ist 4 Monate vor ihrer Eröffnung allen Regierungen mitzuteilen. Damit sich aber diese inter­nationale Konferenz nicht mit Angelegenheiten beschäftigen kann, die den Regierungen unangenehm sind, hat jede Regierung das echt, die Aufnahme eines oder mehrerer Bunfte in die Tagesordnung abzulehnen. Diese von einer Regierung abgelehnten Gegenstände können nur auf die Tagesordnung fommen, wenn zwei Drittel der abgegebenen Stiumen der anwesen­den Delegierten dies beschließen. Damit wird auf der Kon­ferenz die bestimmende Teilnahme der Ar­beiter unmöglich gemacht.

Im Falle der Nichtunterzeichnung des Friedensvertrages follen die Maßnahmen sofort in Aktion treetn, die östlich des Rheins einen noch furchtbareren und dauernderen Zustand der Unordnung hervorrufen werden.

Ernüchterung?

Englische Eindrücke in Versailles  . Amsterdam  , 10. Mai. Wie das" Algemeen Handels­blad" aus London   meldet, schreibt der Pariser Vertreter der Times", die schwierigste und gefährlichste Periode der Friedensverhandlungen stehe noch bevor. Die Rede Rantaus sei ein Warnungssignal für die Alliierten gewesen. Wenn Die Konferenz fann Vorschläge beschließen, die die Form Graf Rangau wirklich im Namen der deutschen Regierung und des deutschen   Volkes sprach, so sei es flar, daß fein einer Empfehlung oder des Entwurfs einer durch die Mit­Nach einer Meldung des christlich- sozialen, also gewiß nicht Friede auch nur mit einem Scheine von alieder zu ratifizierenden internationalen Abmachung haben. bolsch cristijd en Wiener Deutschen Boltsblattes" haben die Sicherheit, daß die Bestimmungen dieses Vertrages auch Die anaefchloffenen Regierungen müssen sich berpflichten, Rumänen an der Theiß eine Niederlage erlitten und sich ausgeführt werden, unterzeichnet werden innerhalb eines Sabres den Entwurf oder die Abmachung auf das linte Ufer zurüdgezogen; der Widerstand der könne. Rantau habe alle durch seinen rauhen Ton über den zuständigen Gefeßgehungsfaktoren vorzulegen. Lehnt roten Armee werde jedenfalls stärker. Tatsache ist ja, daß die rascht, am meisten die britischen Delegierten, die vor dem die Regierura oder die für die Zustimmung zuständige In­angelündigte Besetzung Budapests   durch Entente. Kriege stets in engen Beziehungen zu den Deutschen gestan- ftanz das Abkommen ab, dann unterliegt es feiner Ber­den hätten. truppen start auf sich warten läßt. pflichtung zur Durchführung der Bestimmungen. Wenn eine Vereinbarung von einer Regierung nicht in Hilferufe aus Westungarn. Amerika   nimmt den Postverkehr wieder auf. genügender Weise durchgeführt wird, obgleich sie der Ver­einbarung beigetreten ist so kann diese Regierung aufge­Räubernde Rotgardisten. Amsterdam  , 10. Mai. Die Niederländische Telegraphen- fordert werden, eine Erklärung abzugeben. Der Verwal Wien  , 10. Mai. Ais Echußmaßnahme wurde der Grenz agentur meldet drahtlos aus New York  : Das amerikanische   De- tungsrat fann sich aber auch mit dieser Regierung in Ver­berlebt noch Ungarn   von Freitag an vollständig gesperrt partement für das Postwesen teilt mit, daß der Bost- bindung setzen und, wenn er es für notwendig erachtet, die Wien  , 10. Mai. Tie Blätter melden aus Fürstenfeld   verkehr zwischen den Vereinigten Staaten   und Deutschland  , Defter Bildung einer Untersuchungsfommission beran­daß die Hilferufe aus den weitungarischen Gemeinden andauern reich. Jugoslavien und der Tschechoslovakei via Niederlande   wieder laffen. Diese verfaßt einen Bericht, in dem nötigenfalls Die Rotgardisten requirieren bort alles und verschleppen aufgenommen wird. Vorläufig werden nur eingeschriebene Briefe auch diejenige Bestimmung wirtschaftlicher Art festzulegen Lebensmittel und Güter. In St. Gotthard erschien ein Budapester und Postkarten in den Vereinigten Staaten   für den Postverkehr ist, die die Kommiffion für angebracht erachtet, und deren Ausschuß und verschleppte Fabrifwaren im Berte von 10 Millionen nach den beiden erstgenannten Ländern angenommen, während der Anwendung durch die anderen Regierungen ihr gerecht­Kronen, deren Befizer deutschösterreichische Fabrikanten find. Postpatetverkehr noch nicht zugelassen ist. fertigt erscheint. Die angegriffene Regierung kann aber