Nr.243.36.Jahrg.
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Vorwärts
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Dienstag, den 13. Mai 1919.
sagen: Ich
In einer Unterredung mit einem Mitglied unserer Redaktion machte gestern Reichspräsident Ebert folgende Ausführungen:
In dem Kulturkampf, dessen Schauplah der deutsche Often ift, man halten soll, was man versprochen hat, und daß man können Amerika und sein Präsident nicht die Geschichte einer nichts versprechen soll, was man nicht halten kann. Ich schaffenden staatlichen und wirtschaftlichen Arbeit von fünf Jahrwürde es für ein Weltunheil halten, wenn dieser Grundsatz hunderten rüdgängig machen. Wenn man auf diese Weise die Geim Verhältnis der Völker untereinander verlassen würde schichte rüdgängig revidieren will, wo bleiben dann die Rechte der und wenn man geheiligte Staatsverträge abschlösse mit dem Amerikaner auf Amerika ? Bewußtsein, daß sie doch nichts anderes find, als faitle Savalierwechsel.
Heute hoffe ich noch, daß man nicht versuchen wird, dem deutschen Volk. eine Zustimmung abzupressen, die nichts anderes sein könnte, als eine aus der Verzweiflung geborene Lüge; und ich hoffe, daß das deutsche Volk nicht bereit fein wird, mit einer Lüge in den neuen Abschnitt seiner Geschichte einzutreten.
Noch wünschen und hoffen ich und alle, die heute die furchtbare Last der Verantwortlichkeit für die zu treffende Entscheidung auf sich nehmen müssen, daß diejenigen, die unbeirrbar immer noch ihre Hoffnungen auf Wilson und Amerika seßen, sich nicht betrogen sehen. Stellt sich die amerikanische Demokratie wirklich auf den Standpunkt dieser Friedensbedingungen, so macht sie sich zum Genossen politischer Erpresser. Sie gibt den Grundsatz des fair play auf und zieht das Lohe Jdeal der wahren Demokratie in den Staub.
Auch in einer so furchtbaren Situation wie der, in der fich unser Volk jekt befindet, ist es die Pflicht seiner beauftragten Vertreter, einen flaren Kopf und ruhige Nerven zu behalten. Unsere Aufgabe ist es jetzt, zu den Staatsmännern auf der anderen Seite als Menschen zu Menschen zu reden, und ihnen vor dem Forum der ganzen Welt den zwingenden Gewiß, wir sind in einer furchtbaren Lage, aber, Mut Nachweis zu liefern, daß das, was fie fordern, mit Ge- verloren, alles verloren. Wir müssen alles tun, um für die wiffen und Vernunft nicht zu vereinbaren ist. kommende schwere Zeit die Geschlossenheit unseres Volkes Die französische Antwortnote fertiggestellt. Die Welt braucht Fr eden, nicht nur wir, auch unsere zu erhalten; wo sie gestört ist, wieder herzustellen. Wir Gegner brauchen ihn. Wir wollen den Frieden ehrlich und müssen unseren Volksgenossen, die fremde Gewalt gegen aufrichtig, und gerade darum müssen wir uns bis aufs ihren Willen von uns trennen will, unverbrüchliche Treue äußerste zur Wehr ſehen gegen die Schaffung eines Zustandes, halten, und zur Durchführung auch der schwersten Entschlie. der fein Frieden, sondern nur die trügerische Vorspiegelung Bung bereit sein. Wir mögen in freier Aussprache reiflich eines solchen ist. Es ist Beit, daß die Leidenschaften schweigen überlegen, was wir zu tun gedenten; tommt es aber:: m und daß die ruhige Ueberlegung der Sachverständigen, ganz Handeln, dann darf nicht ein Teil des Volkes dem andern besonders der volkswirtschaftlichen, zu Worte in den Rücken fallen. Würde die entscheidende Stunde ein fommt. Ich fann mir nicht denken, daß bei der Abfaffung des Bolf finden, das sich selber zerfleischt, dann wäre alles berEntwurfs auch nur ein Nationalökonom oder Sozial- loren. Vor allem sollen die Arbeit er bedenken, daß es politiker von Rang gehört worden ist, sonst hätte er doch jest um ihr. tes und Höchstes geht; ein zertretenes anders ausfallen müssen. Es kann nur dem allgemeinen Deutschland far nichts leisten für den sozialistischen FortInteresse aller Völker dienen, wenn der Entwurf einer sorg- schritt der Welt und für das Wohl einer arbeitenden Befältigen Prüfung unterzogen wird, bei der grundsätzlich völkerung. Die Arbeiter können, indem fie allgemein in die Wege der Vernunft einlenken und ihre bewundernswerte moralische Widerstandskraft in den Dienst des Volksganzen stellen, Deutschland retten, und ich hoffe zuversichtlich, sie werden es tun!
tiefgreifende korrekturen nicht ausgeschlossen sein
dürfen.
Vor allem aber ist es notwendig, daß mit uns sa chlich verhandelt wird. Ich bin ein alter Gewerkschafter und darum immer geneigt, Bilder aus der gewerkschaftlichen Praris zu nehmen. Daß soziale Kämpfe ohne Verhandlungen nicht zu Austrag und Abschluß gebracht werden können, ist das A und O aller gewerkschaftlichen Politik. Ich meine nun, daß Völker mit Völkern nicht so verfehren dürfen, wie die Arbeitgeber der alten Zeit mit ihren Arbeitern, daß sie nicht fagen dürfen:„ Das und das sind meine Bedingungen, und wenn du sie nicht ann'mmst, magst du sehen, was aus dir wird." Ohne Verhandlungen würde es nie eine soziale Ruhe geben, ohne Verhandlungen kann noch viel weniger ein Frie den zustande kommen, der seinen Namen verdient. Sollte sich Herr Lloyd George heute zu andern Auffassungen beTennen, so brächte er damit ein Opfer des Intellekts.
Berlin , 12. Mai. Der Reichspräsident Ebert gewährte gestern dem Vertreter der Associated Prez" eine Unterre dung, deren Inhalt uns in der nachstehnden schriftlichen Festdung, in deren Verlauf er u. a. sagte:
Die Kundgebung, die ich hiermit durch Sie an die amerikanische Oeffentlichkeit richte, bedeutet die moralische Kriegser Flärung des neuen Deutschland an das aanze übrinaebliebene System der alten internationalen Politik. Das deutsche Volk hat die Herrschaft der Gewalt und der Unwahrhaftigkeit bei sich zu Hause zertrümmert. Es hat das nicht getan, um die Hand dazu zu bieten, daß dieses selbe System in sinnlos gesteigerter Form der ganzen Welt die Zukunft diftiere.
Versailles , 12. Mai.„ Temps" meldet: Der Vierer. at legte heute vormittag den Wortlaut der Antworten fest, weiche namens der Konferenz als Antwort auf die beiden lesten Noten der deutschen Delegation an Graf Brockdorff : Ranau gerichtet werden sollen. Der frühere Zehnerrat tritt die Grenzen heute nachmittag wiederum zusammen, um efterreich Ungarns , über die die fünf Außenminister schon legte Woche entschieden hatten, endgültig festzulegen. Desgleichen sollen die in Vorbereitung befindlichen Verträge für Defterreich und Ungarn in ihrer Gesamtheit besprochen werden.
Laue Haltung der französischen Sozialisten.
Spekulation auf Unterzeichnung durch Haase. Versailles , 12. Mai. ( Eigener Drahtbericht des„ Vorwärts".) Die geftrige Protestversammlung des Seinebundes gegen den Friedensvertrag zeigte neuerdings die absolute Machtlosigkeit der fran zösischen Sozialisten. Doch um diese zu vertuschen, haben sie ein bequemes Mittel gefunden, sie beschimpfen, wie Cachin in seiner gestrigen Rede, die Regierung Ebert und kündigen die bal dige Bildung einer unabhängigen Regierung Haasetautsky an. Im übrigen zeigt sich immer die Politik Gle menceaus. Stark gegen Friedensvertrag ist allein, Poput= Iaire", der ihn weiter bekämpft. Doch er ist verhältnismäßig schon beruhigt, seitdem er gehört hat, daß die Freiheit" fich für die Unterzeichnung für alle Fälle ausspricht. Die Organe von Compère Morel und Var en n e, die Zeitungen Politique" und" France libre", sind beide zufrieden.„ Bataille", die am Sonnabend noch den Vertrag verteidigte, regt sich zwar noch immer sehr über zwei Toie von der Demonstration am 1. Mai her auf, das Schicksal mehrerer Millionen deutscher Proletarier, die weiter Hunger leiden und fierben werden, weil die Ententetapitalisten die Kriegskonjunktur auch in den nächsten 20 Jahren ausnußen wollen, läßt das Blatt Jouhaur ganz talt.
zu verfolgen."
Man wird dagegen einwenden, daß das Friedensbedürf nis der Welt eine rasche Lösung erfordert und daß durch Verhandlungen Zeit verloren wird. Aber wir sind nicht schuld Das Ausbleiben eines sofortigen elementaren Ausbruches alldaran, daß die Gegner sechs Monate zur Herstellung eines gemeiner Empörung im ganzen deutschen Bolte ist das charakteEntwurfs brauchten, über den wir uns nun binnen 14 Tagen ristischste Zeichen für die Wirkung, welche die Bekanntgabe der Frieäußern sollen. Ich bin auch fest davon überzeugt, daß Ver-| denebedingungen ausgeübt hat. Alles war im Augenblick wie handlungen rasch zum Ziele führen können, wenn auf die niedergeschmettert. Nach all den Erklärungen und Versicherungen, Das Blatt, in dem die Sozialisten Sembat, Aubriot und Grundlagen der 14 Punkte Wilfons zurückgegangen wird es solle ein Frieden des Rechts und der Gerechtigkeit, andere täglich Leitartikel schreiben," L'heure", findet sogar im und die andere Seite die gleiche Bereitwilligkeit zeigt, sie der Versöhnung und der Verbrüderung der Völker geschlossen wer: Schicksal des deutschen Volkes Anlaß zu höhnischen Bemerkungen. ehrlich durchzuführen wie wir. den, konnte das deutsche Volt auf ein derartiges ungeheuerliches Unter der Ueberschrift„ Deutscher Bluff" schreibt nämlich„ L'heure": Kein Mensch kann aber glauben, daß es möglich sei, die Dokument nicht gefaßt sein. Ruhe Europas dadurch wiederherzustellen, daß man den Ver- Der Entwurf, den man uns vorgelegt hat, wirkt zugleich ent. Alle diese Mache wird nichts nüßen. Die Alliierten werden unerschütterlich bleiben. Wenn die Deutschen gut geschrien, geweint such macht, uns die Bedingungen der Gegenseite aufzugwin- feben erregend und abstoßend. Er bedeutet nicht nur und mit den Zähnen geknirscht haben, dann werden sie unterschreigen. Ein solcher Versuch müßte an seiner inneren Unmög- eine Verdrehung, sondern sogar eine vollständige Negierung des ben. Darüber ist fein Zweifel töglich. Aber werden sie ihre lichkeit scheitern. Man kann eine Ruh nicht durch Entziehung vom Präsidenten Wilson aufgestellten Friedensprogramms der Verpflichtungen halten? Dieses Wolk, daß die Theorie inaugurierte, des Futters dazu zwingen, mehr Milch zu geben. Man kann 14 Punkte, dieses Programms, auf dessen Verwirklichung wir ver- Verpflichtungen halten? Dieses Bolk, daß die Theorie inaugurierte, die komplizierten Probleme der Wirtschaft nicht mit Gewalt traut haben und worauf uns nach der Note des Staatssekretärs wonach Verträge Papierfeben sind, ist wohl außerstande, eine angere lösen. Das haben wir unseren Spartafisten immer vorgehal- Lansing vom 5. November 1918 ein Recht zusteht. Wo ist in dem ten, wir sind heute genötigt, auch die Staatsmänner der Friedensentwurf, den Präsident Wilson mit unterzeichnet hat, auch auf die die Unabhängigen ihre ganze Theorie stüßten, daß der AusDas ist die Hilfe der westlichen Demokratien, Entente daran zu erinnern, z. B. auch den Minister nur eine Spur all der aroken Ideale, die er aufnestellt hat? Vandervelde, belgischen Friedensdelegierten auf der Auf die Note des Pabst es antwortete Wilson am 27. August gang des Krieges die deutsche Arbeiterklasse nicht interessiere. Jetzt Konferenz von Versailles . 1917:„ Der Friede ist nicht gesichert, wenn er sich gründet auf ist es auch logisch, daß dieselben hiesigen Sozialisten heute ihre Gewalt kann nur eins: zu Grunde richten. Würde man politische oder wirtschaftliche Beschränkungen, die einigen Nationen ganze Hoffnung auf die kommende Regierung den Versuch machen, die Friedensbedingungen der Entente zugute kommen, andere jedoch hemmen und lähmen." Wann ista a se sehen, die den Frieden unterzeichnen und durchführen soll. durchzuführen, so würde Deutschland durch Sterblichkeit und jemals feit 2000 Jahren einem Volte ein Frieden angeboten wor-( Ingivischen hat Haase in der Nationalversammlung erklärt, daß Abwanderung in fürzester Zeit ein dünnbevölkertes Agrar- den, der so systematisch auf seine völlige törperliche und geistige, seine Partei selber gar nicht daran denke, zum Zweck der land werden. Vielleicht erscheint das monchem Politiker auf auf feine materielle und moralische Lähmung für alle Zukunft Unterzeichtung die Regierung zu übernehmen. Red. d. Vorw.".) der Gegenseite ein erstrebenswertes Ziel. Aber die ganze Welt ausging? Es scheint, daß die Empörung viel ehrlicher ist bei einer fleinen Gruppe von Radikalen, die Armand Charpentier, der sich im heutigen" Journal du Peuple" gegen den Frieden des 3mperialismus und der Gewalt tapfer ausspricht, weil naturgemäß tein bürgerlich- republikanisches Blatt sich für einen solchen Aufsatz bergeben würde. Aber wenn 100 Sozialisten in der Kammer machtlos und übrigens nicht einmal einmütig sind, was foll man dann von einer Handvoll ehrlicher Demokraten er. warten, deren Führer außerdem seit über anderthalb Jahren eingetertert ist?!
mürde arm und frank werden, wenn das deutsche Volk zum In der Botschaft an den Kongreß bom 4. Dezember 1917 fagt langsamen Absterben verurteilt würde. Auch der englische Wilfon: Das entfebliche Unrecht, das in diesem Kriege begangen Friedensdelegierte Barnes wird an dieser Tatsache nicht worden ist, darf nicht dadurch gutgemacht werden, daß gegen aweifeln können. Deutschland und seine Verbündeten ähnliches Unrecht begangen Solange nur ein Rest von Hoffnung bleibt, daß die Ver- wird. Die Welt wird das Begehen ähnlichen Unrechts als Mittel nunft der Völker fiegen wird, werden wir kein legtes Wort zur Wiedergutmachung und Neuregelung nicht dulden." sprechen. Stellt sich heraus, daß man uns diesen unmög. Das ganze deutsche Volk hofft, daß die Welt das nicht bulben wird. lichen Gewaltfrieden aufzwingen will, so werden wir unsere Erwartungsvoll hört es bereits die ersten Stimmen aus der engEntschlüsse zu faffen haben. Ich für meinen Teil fann nur.ischen und französischen Arbeiterschaft.