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ftrtebettSMcgterfet, kein Regierungsmann und kein Abge- ordneter kann esl In dieser Stunde, wo Sein und Nichtsein unseres Vol- kes auf dem Spiele steht, darf kein einzelner und keine Ver- tretungskörperschaft die Entscheidung wagen. Wir wissen, daß die ungeheure Mehrheit des Volkes mit starrem Ent- setzen auf den Augenblick sieht, wo die Würfel fallen sollen. Gewiß, die Nationalversammlung ist durch den Willen des Volkes bestimmt, die Regierung durch die Nationalver- sammlung und die Fncdensdelegation durch die Regieruga. formell ist alles in schönster Ordnung. Formell! Kein deutscher Wähler hat im Januar das Gräßliche voraussehen können, waS über uns verhängt werden soll. Niemand hat' glauben können, daß in Paris Bestien statt Menschen der Welt statt des Friedens ein viel schlimmeres Werk als den Krieg selbst ersinnen würden. Der Krieg hat die Männer im Blute ertränkt, der Frieden aber soll die Weiber und Kinder hinmorden. Für den Fall dieser Entscheidung hat die Wahl zur Nationalversammlung keiste Vollmachten erteilt. Wehe dem, der dieses Todesurteil unterzeichnet oder nicht unter» zeichnet wer die Entscheidung über d-ie Vernichtung seines Volkes wagt! Unsere Friedensdelegierten muffen erklären, daß sie die Entscheidung nicht verantworten können, die Regierung muß die gleiche Haltung einnehmen und auch die Nationalver- sammlung, der schließlich das letzte Wort zufällt, muß sich weigern es auszusprechen. Es muß mit Festigkeit aufeineVolksabstimmungbestandenwerden. Das Volk ist die höchste souveräne Instanz. Ihm muß die Entscheidung in die Hände gegeben werden. Man wird sogen, daß die Ablehnung der Entscheidung durch die Friedensdelegation, Regierung und Nationalver- sammlung der Ablehnung deZ Friedensvertrages selbst gleich- kommt und daß die nächsten Folgen die gleichen sein werden, als wenn die Unterschrift positiv verweigert würde. Das ist falsch! Wenn bei einer offenen Verweigerung der Unterschrift Blockade und Kriegszustand sofort wieder eingesetzt werden und wenn dafür dann bei den Völkern der Entente volles Verständnis vorhanden wäre, so liegt die Sache doch ganz anders, wenn ohne eine Entscheidung und vor der dem Volke in die Hand gegebenen Entscheidung also inmitten de? fort- dauernden Waffenstillstandes, sofort alle Kriegsmittel ange- rufen würden. An der ganzen Welt würde der Eindruck er- weckt werden, daß man daS deutsche Volk hindern will, sich über sein Schicksal selbst zu äußern. Damit würden nicht nur die oppositionellen Widerstände in den feindlichen Ländern wachsen, sondern eS würden uns auch auf Kosten der Gegner Stimmungswerte im Auslande zuwachsen, die für die Zukunft Deutschlands von größtem Gewicht sein können. Es ist anzunehmen, daß die Feinde das auch einsehen und unS die Zeit zur Volksabstimmung laffen werden. Tun sie das nicht, so geht uns nichts verloren! Ein morali- s ch e S PluS wird dann bestimmt im Auslande auf daS deutsche Konto gebucht weiden. Wir haben während deS Krieges moralische Wirkungen einschätzen gelernt. Unsere Feinde zu ihrem Vorteil« allerdings schon vor dem Kriege. Bei dan fürchterlichen und für die innere Ruhe Deutsch - , landS unmittelbar katastrophal wirkenden Folgen einer Ent- scheidung durch die Regierung muß mit allem Nachdruck wiederholt werden: Das Volk soll entscheiden!

d!e Internatwnale zum Gewaltfrieüen. D« Svinftand der GoKialdemokratifchen Partei Dsutsdjlands hat bei dem Internationalen sozialistischen Bureau in Amsterdam den Antrag auf schleunige Einberufung der internationalen permanenten sozialistischen Kommission gestellt. Dies« Kommission soll zu dem vorliegenden Entwurf deS Friedens vertrage» Stellung nehmen.

Eine deutsche Note zur Misstonsfrage. Versailles , l8. Mai. Dem Präsidenten der Friedenskonferenz Clemenceau wurde heute eine Note des Reichsministers Grafen Brockdorff-Nantzem übergeben, die im Hinblick auf den Artikel 438 des Entwurfs der Friedensbedingungen eine Erklärung über die Behandlung der Missionsfrage abgibt. In dieser heißt es u. a.:Seit mehr als zweihundert Jahren haben deutsche Missio» nare beider christlichen Konfessionen in allen Erdteilen sich der reli- giösen, sittlichen und wirtschaftlichen Hebung der Bevölkerung ge- widmet. Ihr« Tätigkeit ist mit reicherem Erfolg gekrönt worden. Diese vielversprechende Entwicklung will man jäh abbrechen. In der Tat, wenn der Artikel 438 zur Ausführung gelangen sollt«, so würden die deutschen Missionen aus allen ihren Arbeitsfeldern mit Ausnahm« des niederländi- schen Kolonialreichs gewalt sam verdrängt. Mehr als anderthalb Millionen Taufbewerber und Schüler aller Rassen würden ihre geistigen Führer verlieren und in die Gefahr de? Rück- falls geraten. Der Ausschluß der deutschen Mission würde als letzte Maßregel des Weltkriegs emen besonders gehässigen Charakter haben. Jedenfalls findet die deutsche Regierung die Zumutung, oen Artikel ihrerseits anzunehmen, mit ihrer Würde nicht vereinbar. In dem Friedensentwurf gibt es ein« Anzahl Bedingungen, die den Eindruck machen könnten, als feien fie dazu bestimmt, dir WiederauSsöhnung der Bilker diel mehr z« verhindern, al» anzubahnen. Zu diesen gehört der Artikel 433, dessen unheilvolle Folgen noch viele Jahre zu spüren sein würden. Um dies zu verhüten, empfiehlt die deutsche Delegation, einen gemischten Ausschuß von Sachverständigen einzusetzen, der den Auftrag hätte, münd- lich zu erörtern, in welcher Weise die Wirkungen oes Weltkriegs auf die christliche Mission am zweckmäßigsten geregelt würden.

verrat üer Kriegsgewinnler. Eine Kundgebung der Pfälzer für Deutschland . Speyer , 18. Mai. (Eig. Drahtbericht desVorwärts".) Am Sonntag, den 17. Mai, wurde hier ein franzosenfreundlicher Putsch versucht, an dem LI Herren auS Landau beteiligt waren. Di« Putschisten, hinter denen lediglich eine klein« Anzahl Kapitalisten und Kriegsgewinnler steht, verlangten vom Regierungspräsidenten der Pfalz die Ausrufung der selbständigen Republik Pfalz, um für diese einen günstigeren Sonderfrieden zu erlangen. Der Regierungspräsident lehnte da» landeSverräteristhe Ansinnen ab und berief telegraphssch für Sonntag«ine Versammlung ein, an der folgende Korporationen teilnahmen: Mitglieder der National- Versammlung, des speyerischen Landtag» und des Landrats für dir Pfalz , die Führer aller politischen Parteien und Vertreter der gewerkschaftlichen, genossenschaftlichen und Wirtschaftsorganisa. Honen. Auch die französische Besatzungsbehörde war durch den Kontrolloffizier der Zivilverwaltung vertreten. Nach«ingehender Aussprache und einmütiger Verurteilung der Landauer Putschisten wurde«ine Entschließung angenommen, in der mit größter Ent- fchiedenheit betont wird, daß die Pfalz unlöslich zu Deutschland gehört. Die Pfälzer wollen in der schwersten Stunde der deut- schen Geschichte ihrem geliebten deutschen Vaterland unverbrüchliche Treue halten. Die Versammlung spricht die zuversichtliche Hoff- nung auS, daß die für Deutschland unerträglichen FriedenSbedin- gungen grundsätzlich wesentlich gemildert werden und besonder» die Bildung eines neutralen, das Saargebiet und lebenswichtige Teil« der Pfalz umfassenden Staate» vermieden wird, zumal die von Frankreich gestellten Ansprüche auf privilegierten Kohlenbezug ohne Abtrennung deutschen Landes befriedigt werden könnten. Die Frage, ob die Pfalz mit Bayern vereinigt werden soll oder nicht, ist ein« rein innerdeutsche Angelegenheit, die nur auf Grund der künftigen Reich», und Landesverfassungen entschieden werden darf. » DieFrankfurter Zeitung " veröffentlicht in einem Leitartikel unter der IWberfchriftEine unabhängig« pfälzische Republik" ein« französische Dienstanweisung über die Haltung, welche O f f i- ziere und Mannschaften der BesatzungSarme« in der Pfalz gegenüber der Bevölkerung einnehmen sollen. In

diesem Anweisen heißt e§: Bisher beschränkt« sich unsere Tätigkeit in der Pfalz daraus, den Geist der Bevölkerung zu ver- söhnen. Ohne der Zukunft vorzugreifen, erscheint eS angemessen, die gegenwärtigen Umstände zu benützen, um«inen Schritt weiterzugehen. Es kommt darauf an, die Neigung«um Separatismus jetzt auszunützen,-indem man der linksrheinischen Bevölkerung begreiflich macht, daß et in ihrem materiellen und sittlichen Interesse liegt, sich vom rechte« Ufer zu trennen. Dieses Dokument zeigt deutlich, wo die Urheber der oben gekennzeichneten Machenschaften sitzen.*

Rußlanü unü üer Friedensvertrag. Kritik der französischen Sozialistenpreffe. Versailles , 17. Mai. Der Artikel, den Marcel Sembat in seiner Zeitung L'Heur« heute veröffentlicht, gibt den Erörterungen über die F r i e d e n» f r a g e für Frankreich eine yeue Wendung. Sembat hat den Mut, die Territorialfrogen anzuschneiden, indem er darauf hinweist, daß die Vogelstraußpolitik, welche die französische Regierung jetzt betreibe, nur zum Schaden Frankreichs beibehalten werden könne. Er fragt: Wo ist Rußland ? Rußland ist abwesend wird es inimer abwesend sein? Ohne Ruhland kein Europa . Ob man will oder nicht, Rußland ist da. Der Friedensvertragsentwurf stellt es an die Seite Deutschland «. Deshalb muß ein ungeheure» Polen errichtet werden, das den Osten Europa » beherrschen soll. Diese» Polen muß so mächtig sein, daß et Deutschland in Schach halten kann, eS soll eine unüberschreitbare Schranke zwischen Deutschland und Rußland ziehen. Ohne Wahl werden deshalb Polen zugeteilt: Litauer. Ukrainer , Tschechen, Russen und Deutsche . Noch Ansicht SembatZ kann dies nur verhängnisvoll sein, denn sobald Rußland erwache, und die Barriere sehe, die man zwischen ihm und Deutschland aufgerichtet habe, werde«S sie niederreißen. Tos Polen der Entente müsse den Frieden Europa » bedrohen. Deutsch « und Russen müßten sich eines TageS gegen Westeuropa wenden, deshalb sei der Friedensentwurf ein schwankendes. morsches Gebäude, bat baldigst zusammenstürzen müsse. In seiner Abendausgabe stellt auch der TempZ eine ähn- liche Frage und sagt, man brauche Rußland »»m Frieden zu schließen. Es verlangt Anerkennung der Regierung des AdmiralS Koltchak und plädiert für dessen Unterstützung, damit er mit starker HeereSgewalt die Bolschewistenregierung niederrennen kann. Versailles , 13. Mai. (Eigener Drahtbericht de».Vorwärt»".) Im allgemeinen sind die Fragen de» Osten» seit 2 Tagen in den Vordergrund gerückt. Die Frage de» Frieden» mit Deutschland wird daher in der Press« nicht mehr so lebhaft erörtert wie in der ersten Woche. Die sozialistischen Blätter verurteilen auf da» Schärfste die militärischen Maßnahmen, welche dir Entente teils direkt, teils durch materielle Hilfe für Admiral Goldschack für die Niederwerfung des Bolschewismus trifft. Di« bürgerliche Presse dagegen bespricht mit Genugtuung die Teilung deS Osten», deS Balkans und KleinasienS , die Gegen-- stand der Berattmgen de» Viererrats find.

das vordringen üer Oolfthewisten. Kiew i« den Händen der Sowjettruppen. Warschau , 17. Mai. (Funkspruch des Wiener Korr.-Dureaus.) Gazeta PolSka" deröffentlicht«ine Unterredung mit dem Kommandanten der polnischen Milttärorganisation in Kiew , der vorgestern au» Kiew in Warschau eingetroffen ist. Nach seinen Mitteilungen ist mit Ausnahme der Bezirke Luck, Rowno , Ostrog und einem Teil der Bezirke Schiwmir. Kowel , die ganz« Ukraine in den Händen» der Bolschewisten. Die roten Truppen seien auf dem Vormarsch gegen T a r n o p o l in Ostgalizien eingedrungen, um sich mst den- Ungarn zu ver- einigen. Kiew sei kampflos den Bolschewisten übergeben worden. Die Stadt werde jetzt vom Volkskommissar Rakowski be- herrscht. Gegenwärtig befänden sich auch Lenin und Trotz!« in Kiew . DaS Elend in der Ukraine fei unbeschreiblich. Banden von Tausenden uniformierter Leute mit Artillerie brandschatzten da» Land.

Der Stumpf. von Edgar Hahnewald . Er stecht im Walde auf der Höhe über der Stadt. Ehemals gab dort eine grasbewachsene Lichtung den Blick auf Strom und Stadt in der Tiefe frei. Jetzt schimmern durch die Kiefernstämme die hellen Mauern eines Sanatoriums. Ein rote» Dach schirmt den Bau als riesige Haube. Weiße Bänke, ein weißer Zaun, kiesbestreute Wege, Sonne, Licht. Sauberkeit verbürgen Pflege und Wohlbefinden. Der Wald behütet das Sanatorium vor rauhen Winden und dient ihw als Borhalle. Menschenhände haben den zufällig ge- tretenen Sandpfad in einen geebneten Promenadenweg umgewan- wandelt. Dabei fiel ein Baum unter Beil und Säge. Der Sand- pfad umging ihn. Aber der Weg verlangte freie Bahn. Der Baum mußte weg. Nun steht da hart am Woge nur noch der Stumpf. Man wird ihn noch ausroden. Ringsum sproßt der Frühling. Die Birken stehen von zart- grünen Schleiern überhangen. Di« Himbeerranken entfalten junge Blätter. Die Anemone blüht. Unter der rauhen Borte der Kiefer drängt und pulst der Saft von Zelle zu Zelle aufwärts zur Krone, an deren Zweigspitzen schon die zarten Maittiebe ansetzen. De « Wall» steht hoffend und bedrängr in der Hüll« de» erwachen- den Leben». Da regen sich verstümmelte Kräfte auch in dem armseligen Stumpfe. Tausend feine Fasern saugen au» dem Erdreich die Kräfte zum Aufbau. Die Zellen der Wurzeln füllen sich prall mit nährende« Säften. Di« drängen und treiben. Der Stumpf fühlt da» brausend« Rauschen einer Krone über sich. Er vergißt, daß sie mit dem Stamme fiel, breit durchs Geäst der Brüder niederfegend nnd stürzend wie ein Mensch mit ausgebreiteten Armen. Er der- gißt, daß er nur noch«in armer, sterbender Stumpf ist er saugt mit ollen Fasern die Kräfte auf, die eine sprossende Krone braucht. ?(n der Schnittfläche tritt der treibend« Soft an das nun so töd- lich« Licht. Er fließt über den hilflosen Stumpf herab in den dürren Radelboden. Verloren, unncktz. Und immerfort drängen die noch lebenden Zellen klebrige, strotzende Säfte empor, die Honig- gelb und milchigwcih auf der breiten Wunde stehen und über- fließen. Stumm, verstümmelt, vernichtet und doch noch erfüllt von allmächtigem LebenSdrang blutet sich der Stumpf hilflos zu Tode. Ringsum jauchzt der Frühling. Millionen grüner Blattsahnen enkfalten sich zum Feste des Leben». Hinter dem weißen Zaungitter am Waldrande leuchten die vlavweiß gestreiften Krankenkittel genesender Soldaten, die im TrtWlmiuia«acht» haltt» Emarmige gehen»mher zwischen

blühenden Beeten. Sie sitzen auf den weihen Bänken im Sonnen- licht. Die Bewegungen ihres einen Arme» sind unboholsen und ergreifend groß. Krüppel stehen auf einem Bein, den Kopf zwischen hochgedrückte Schultern gesenkt, weißen, menschlichen Störchen gleich Sie stehen und schauen in den Frühling. Der Kies knirscht unter ihren gelben Krücken, an denen sie zu den Bänken humpeln. Und wenn fie sich setzen, ist«S ein schmerzliches, noch ungeübtes Sichfallenlassen. Dann liegt der Stumpf, von der Umgeschlagenen Hos« plump umpolstert, neben dem ausgestreckten gesunden Bein. Und die Krücken warten, von ermatteten Händen gehalten, vor ihnen als erborgte Beine. Die Krüppel lesen, plaudern, lachen. Sie nennen«inander mit Spitznamen, die fie für den Zustand eines jeden erfanden. Sie helfen sich mit noch anderen Krücken al» denen aus gelbem Holz. Und in allen Bewegungen betonen sie wortlos und vor sich selbst die Gesundheit der geretteten Glieder, um die fehlenden Arme und Bein-e vergessen zu machen. Ein jeder ist ein Koriolan: Ich Hab so Wunden hier und da, die schmerzt eS, sich erwähnt zu hören. LebenSdrang erfüllt sie. Aber manchmal zuckt einer der Krüppel verstohlen und hastig, nach dem Stumpf. Krüppel wissen um die Schmerzen in fehlenden Armen und Beinen. Heftig stechen sie dort im Leeren, wo der Fuß auftreten, die Hand greifen würde, wären sie noch da. In den Stümpfen drängt e», Blut dort- hin zu senden, wo eS ehemals kreiste...., Eine Seitentür öffnet sich und läßt zwei Dienstmädchen ins Freie. Ihre hellen Kleider leuchten. Sie lachen noch über einen Spaß, den sie.in der Küche hatten. Er war nur Anstoß der Frühling, die Jugend, dt« Gesundheit, da» Leben lacht in ihnen. Sie stürmen leichtfüßig, mit wehenden Kleidern den Kiesweg da- her. lachend, schwatzend, erfüllt von der unschuldigen, grausamen Lebensfreude ihrer vollbusigen Jugend. Das weiße Tor fällt hinter ihnen mit heiterem Schalle ins Schloß. Im- Dorfe auf der Höhe lockt der Tanz. Es ist Sonntag und eS ist Frühling.... Und sie stürmen dahin, jung, blühend, lachend vorbei an den Krüppeln, die ihnen nachschauen und ihre gelben Krücken steil aufgestellt halten, vorbei an dem armseligen Gwmpf am Wege, der betrogen, stumm und sterbend dem Frühling entgegenbluttt.

örüöerliche Kunst. Ecn Manifest der ZüricherRadikalen Künstler" formuliert da? Ziel der Jüngsten in folgenden Sätzen: »Tiefe, einheitliche Gesichtspunkte müssen vorwalten, wemi große, auf lang« Zeit wirkende Etitickci düngen fallen sollen. Geistig und materiell stellen wir folgend« Forderungen auf: Wir Künstler als Vertreter eines wefentli-cken Teiles der Gesamtkultur wollen uns»mitten in die Dinge" hineinstellen und die Berentwortung für die kommende, ideelle Entwicklung l?> Staate mit übernehmen. Da» ist unser Recht. V« verkünden, daß bat künstlerische$e>

wegungSgesetz unserer Epoche in umfassender Formulierung bereit» vorliegt. Di« Geistigkeit einer abstrakten Kunst bedeutet die ungeheure Erweiterung de» freiheitlichen Gefühls de» Menschen. Unser GlaubenSziel ist brüderliche Kunst: Neue Sendung des Menschen in der Gemeinschaft. Die Kunst im Staat muß den Geist des ge- samten Volkskörpers widerspiegeln. Kunst zwingt zur Eindeuttgkeit, soll Fundament de» neuen Menschen bilden, jedem einzelnen und keiner Klasse gehören; wir wollen die bewußi« Macht der produkttven Kraft jedes Individuum» in der Erfüllung seiner Mission zur einheitlichen Leitung sammeln. Wir bekämpfen krvftverzchrende Shstemlosigkeit. Unser oberster Gesichtspunkt: Erstreben einer allumfassenden Grundlage des geisti- den Horizontes. Das ist unsere Pflicht. Solche Arbeit verbürgt dem Volke höchsten Lebenswert und ungeahnte Möglichkeiten. Die Initiativ« dafür gehört uns. Wir werden den gewaltigen Strö- mungen Ausdruck verleihen, den zerstreuten Bestrebungen greifbare Richtung geben." Dal Ziel dieser Jüngsten der Kunst läßt sich also in kurzem Wort bezeichnen als durchgreifend demokrattsiert« Ausdruckskultur.

Nottzeo. --- Die gerupfte Friedenstaube. Das von Teopdil Steinten gezeichnete satirische Maiiestbitd der Pariser .Humanste", auf bat wir neulich hinwiesen, wird jetzt in der g. Nummer der Herold-R einer schen ZeitschriftDas neu« Reich" wiedergegeben. Da» Heft ist dem Thema der FriedenSbe- dingungen gewidmet. - Volksbühne. Für Gustav Landauer , der viele Jahre im künstlerischen Ausschuß der Volksbühne tätig war, soll am LS. Mai, vormittag» shIL Uhr, eine Gedächtnisfeier im Theater am Dülowplatz stattfinden. Eintrittskarten für Mit- alieder der fteien Volksbühnen und Personen, die Landauer nahe- standen, unentgeltlich in der Geschäftsstelle, Linienstr. 227 und an den Billetttassen von Tietz. RichardEtraußistam Sonnabend im Wiener Opern- hmise vor da» Publikum getreten. Ozeanflug aus Amerika . Nach der lleberquerung de» Ozean« ist da» amerikanische Flugzeug Iv st, Horta auf den Azoren gelandet. Die Zahl Pfui. AuS der nachmärzlichei, Periode, den sechziger Jahren, erzählt der Maler und Illustrator E. E. Doepler in seiner Selbstbiographie: Ein Hauptmann in Weimar , der den Namen des berühmten Dichder» H. führte, war, da er daZ Be- kleidungsdepot zu verwalten hatte, oft genötigt, die Vorräte der Garnituren seines Regiment« nachzuzahlen, und bei dieser Gelegen- heit war e» den Soldaten nun auf» strengste verlboten, die 43 au»- zusprechen. An Stell« der schrecklichen Zahl mußte vielmehr ein kräftiges.Pfui!" gerufen werden. Wenn gezählt wurde, so hieß e» stet,:44. 46.«3. 47, Pniik. 4« und HO." Wie würde dieser gute Hauptmann H. wohl mst der Welt- aeschichte ferttg geworden fei», wem, et die noch viel verteufelt«« Zahl 18 erloht hätte s.