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Nr.257.36.Jahrg.

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Biertelfährt. 7,50 Rt, menati. 2,50 L freiins Haus, vorauszahlbar. Einzelne Nummern 10#fennig. Bostbezug: Monatlich 2.50 M., egfl. Bustellungs­gebühr. Unter streusband für Deutsch land u. Desterreich- Ungarn 5,75 für das übrige Ausland 9.75 Mt., bei täglich einmaliger Buitellung 7.75 R Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland . Luremburg, Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Boit Rettungs- Breisliste. Der, Borwarts" ericheint wochentäglich zweimal Sonntags einmal

Telegramm- Adreffe

.Sozialdemokrat Berlin ".

Morgen- Ansgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

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Die achtgefbalte ne Ronpareillezetle toftet 1,20 M. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bori 50 Bfg.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 25 fg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 40 Big., jedes weitere Bort 20 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für wet Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien- Anzeigen, politische und gewerfichaftliche Bereins Anzeigen 1,20 M. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 he nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW. 68, Lindenstraße 8, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 21. Mai 1919.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 117 53-54.

Arbeiter! Parteigenossen!

Der Kampf um einen gerechten Frieden, der auch dem deutschen Volke die Lebensmöglichkeit sichert, ist noch nicht entschieden. Während die Entente- Machthaber noch darüber beraten, ob sie unseren Forderungen entgegenkommen sollen, wird von den Unabhängigen Sozialisten eine starke Propaganda betrieben, daß die Regierung auch den jetzt vorgelegten Gewaltfrieden unter allen Umständen unterzeichnen soll. Sie selber wollen aber weder die Regierung übernehmen, noch den Frieden unterzeichnen. So fällt man unseren Friedensdelegierten und dem deutschen Volke in den Rücken und stärkt den Entente- Imperialismus.

Arbeiter! Frauen! Ihr selbst müßt hierüber entscheiden,

denn um Euer Leben, Eure Wohlfahrt, Eure Zukunft handelt es sich. Erscheint daher in Massen zur großen

Demonstrations- Versammlung

heute Mittwoch, den 21. Mai, nachmittags 5%, Uhr, auf dem Wilhelmsplatz Redner: Scheidemann , Krüger, Juchacz , Müller.

( an der Wilhelmstraße).

Der Vorstand des Bezirksverbandes Groß- Berlin der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Vor der Ueberreichung der deutschen

Gegenvorschläge.

Keine Geheimdiplomatie!

Tschechischer Annexionismus. Eine Unterredung mit Nemec.

Versailles , 20. Mai. ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".)

Die Frist zur Ueberreichung der deutschen Bemerkungen Der Mitarbeiter der Humanité", Morizet, hatte mit dem in Paris zu den Friedensbedingungen der Entente läuft mit dem weilenden tichechischen Sozialistenführer Nemec eine Unterredung, heutigen Tage ab, und pünktlich mit ihrem Ablauf wird auch über die Morizet gerichtet: Er schulde es der Wahrheit, zu sagen, die Einreichung der deutschen Gegenvorschläge erfolgen. Sie stellen einen sorgfältig durchdachten Versuch dar, die schwebende Weltkrise in einer Weise zu lösen, die den Inter­effen aller Beteiligten entspricht und für einen dauernden Weltfrieden sichern Grund zu legen.

Selbstverständlich werden die deutschen Vorschläge sofort nach ihrer Ueberreichung der deutschen Oeffentlichkeit bekannt­gegeben werden. Wie wird aber ihre Behandlung in den Ententeländern sein? Da das geheimdiplomatische Konzil der Drei oder Vier die von ihm selbst ausgearbeiteten Friedens­bedingungen den eigenen Bölfern noch immer verheimlicht, ist zu befürchten, daß man auch die deutschen Gegen borschläge als diplomatisches Geheimnis behandeln und fie in der Dunkelfammer abwürgen will. Die freien" Völker der Entente würden auf diese Weise zwar erfahren, daß sie sich wieder im Kriegszustand mit der Deutschen Republik be­finden, aber nicht, wie und warum sie in ihn hineingeraten find.

daß der Geist, der unsere tschechischen Genofien beseelt, so wenigstens wie er aus dem Munde Remee' spricht, in bezug auf die Probleme des Friedens dem Geiste der überwältigenden Mehrheit der fran­öfifchen Sozialisten ähnlich ist. Ohne natürlich Imperialist zu sein, nehmen sie mit einer unдweifelhaften Genugtuung, gegen welche die Berner Konferenz bereits Vorbehalte gemacht bat, die Annettion

Seine" Revolution.

Ledebours verhängnisvoller Irrtum. Vor dem Schwurgericht hat am Dienstag Georg Lede­ bour fünf Stunden lang über seine Revolution gesprochen. Etwa in der Art, in der Wilhelm II. von meinem Volfe" sprach, mit dem Tonfall des einzigen und allein berechtigten Eigentümers: Das ist meine Revolution, die hab' ich ge­macht, geht mal da heraus, was geht Euch die überhaupt an. Wer in meiner Revolution etwas suchen will, wer ein Amt in ihr haben will, der möge sich an mich, an Georg Ledebour wenden, denn ich, ich habe die Revolution gemacht und mir Deutsch böhmens zu Tichecho gehört sie." ilowatien an. Sie erheben feinen Widerstand gegen die tschechischen Ansprüche an das polnische Gebiet von Teichen, die aus denselben kapitalistischen Gründen von der tschechischen in duſtriellen Bourgeoisie erhoben werden, wie uniere industrielle Bourgeoisie Ansprüche auf das Saargebiet erhebt. Lassen wir sie diese kleine Strise überwinden, die bei denen entschuldbar ist, die aus einer langen und furchtbaren Sklaverei fommen. Zweifellos werden sie dieien Standpunkt aufgeben. Im übrigen ist es nicht die territoriale Frage, sondern die politische und soziale Zukunft Tichechoslowattens, über die Nemec diese interessante Aeußerung ge­

macht habe.

Wir finden, daß Morizet etwas gar zu nachfichtig über den imperialistischen Charakter der nationalistischen Gruppe des tichechi fal von 31 Millionen Deutscher , die von der Tichechenherrschaft hen Sozialismus hinweggeht. Es handelt sich da um das Schick

nichts wissen wollen.

Er gebärdet sich wie etwa der Königsmacher Graf War­wick in Shakespeares Heinrich VI. Dieser hält die Könige, denen er seinen Arm geliehen hat, für seine Puppen, die er nach Belieben ein- und abjeben kann, und ist erstaunt und entrüstet, als ihm in Eduard IV. ein Mann von selbständigem Handeln entgegentritt. Wenn er vor Eduard IV. sagt: Ich war's ja, der das Königreich dir gab. Du bist kein Atlas für so große Last,

Dem Schwächling nimmt die Gabe Warwick wieder, io möchte wohl Georg Ledebour in ähnlicher Haltung vor Ebert und Scheidemann deklamieren. Und seine Wut und Enttäuschung darüber, daß diese Männer ihn gar nicht als ihren eigentlichen Brotgeber und Wohltäter anerkennen Grafen Warwick gleich, als Eduard IV. froz Abjezung durch wollen und sich seinen Befehlen nicht fügen, kommt der des Warwick auf dem Throne bleibt und den aufständigen Grafen besiegt.

Gegen eine solche Möglichkeit, die für die Ententevölker noch viel schmachvoller wäre als für uns selbst, muß von vornherein schärfste Verwahrung eingelegt werden. Die pornherein schärfite Berwahrung eingelegt werden. Die deutsche Friedensdelegation muß verlangen und hat das Recht zu verlangen, daß ihre Gegenvorschläge den Völkern der Entente. Das Verbrechen am deutschen Volke. Ledebour ist der festen und durch nichts zu erschütternden bekanntgegeben werden, und daß feine Ent­scheidung erfolgt, folange jich nicht die Völ. Engländer gegen die Blockade. Ueberzeugung, daß er allein mit einem Häuflein Mitver­schworener die Revolution vom 9. November gemacht habe. fer ein eigenes Urteil über sie bilden Amsterdam , 20. Mai. Das Algemeen Handelsblad meldet aus Diese Auffassung verrät zwar eine starke Dosis Selbstbewußt­fonnten. Sollten die führenden Staatsmänner der Entente London , daß gestern in der Alberthall eine große, von der Gesein, aber wenig historische Einsicht. Lassalle sagt in seiner dieser billigen Forderung die Anerkennung verweigern, so fellichaft zur Bekämpfung des Hungers einberufene bekannten Verteidigungsrede vor dem Berliner Stadtgericht, wäre es Sache ihrer eigenen Bölfer, sich mit ihnen deswegen Protestversammlung gegen die Blockade Deutschlands , durch die nur politisch unreife Menschen könnten glauben, daß eine Ne­auseinander zu setzen. Aber darüber muß volle Klarheit herr Hunderttausende von Frauen und Kindern ums Leben gekommen find", bolution gemacht werde. Revolutionen kommen, sobald die ichen, daß wir keinen faulen Diplomatenfrieden wollen, son- stattgefunden hat. Der Vorsitzende, Lord Darmorr, erflärte Zeit für fie reif ist. dern einen ehrlichen, offenen Frieden von Volk zu Volk! in seiner Rede, daß der Friede ein Friede des Wohlwollens Friftverlängerung für die deutsche Antwort. und der Verföhnung iein müsse. Robert Smillie forach Genf , 20. Mai. ( TU) Aus Paris wird gemeldet: Nach ebenfalls und unterbreitete einen Antrag, in dem auf die Not­dem Petit Parisen" empfing Wilson General Foch nach dessen wendigkeit hingewiesen wird, Hilfe zu leisten, um die schreckliche Müdkehr von der Rheinrette. Ferner wohnten diefem Empfang Hungersnot in den notleidenden Gebieten Europas zu bekämpfen Elemenceau und Pichon bei. Wie weiter verlautet, foll den Earl Beauchamp unterbreitete einen Antrag, in dem die Auf­deutschen Bevollmächtigten nach dieser Unterredung eine furze Ber. hebung aller Schranken, die die wirtschaftliche Gutwicklung hemmen, längerung des Termins, an dem fie die endgültigen Erklärungen und eine Politit des gleichberechtigten Handels zwischen allen Bölkern abzugeben haben, gewährt werden, Seine Rückkehr nach Amerika gefordert werden. gedenkt Wilson nicht über die dritte Juniwoche hinauszuschieben.

Hetmaßnahmen in Belgien . Zur Demiffion Salandras und Barzilais. In der belgiichen Bresse befinden sich überall Berichte über Agencia Volia" bestätigt, daß Salandra und Barzilai feierliche Reubeerdigungen von Belgiern, die aus der Friedenstonferenz ausgeichieden find. Die gesamte, aus während der Dilupation wegen Spionage erichossen worden sind. fünf Personen beste bende Friedensfommission sei einstimmig in der Augenicheinlich soll damit die einfehrende Friedensstimmung in Ablehnung der Botschaft Wilsons bezüglich Fiumes und Rücksicht auf die kommenden Ereignisse nochmals aufgepeiticht werden. Dalmatiens . Dennoch sei eine Spaltung unter den Delegierten Die nationalistiche Breffe ichämt sich demnach nicht. selbst mit eingetreten, die aegenseitig Vorwürfe erhöhen und sich beschuldigten, den Toten fortgesetzt noch die Gemüter gegen Deutschland auf­Urheber der augenbuidlicen unglüdlichen Lage Jtaliens zu sein. зибекен.

Die Revolution vom 9. November ist genau in dem Augenblid gekommen, in dem die Zeit für die Revolution reif geworden war. Sie fam, als der Zusammenbruch des preuß ich- deutschen Militarismus in vollendeter Klarheit sichtbar wurde. Der ganze Herbst des Jahres 1918 ist erfüllt von Berfallserscheinungen des alten Systems, an deren Ende als logischer Abschluß der völlige Zusammenbruch steht. Der Niederlage der Westarmee an der Marne und ihrem fort­dauernden Rückzug folgten die Katastrophen an der maze­donischen und syrischen Front. Ihre Folge war der Zusam­menbruch Bulgariens , die Kapitulation der Türkei und bald darauf der Verfall und die Auflösung Desterreich- Ungarns unter revolutionären Begleiterscheinungen. Als die deutsche Heeresleitung sich der Entente auf Gnade und Ungnade ergibt und damit öffentlich ihren Banferott eingesteht, da konnte auch einem Kinde klar sein, daß nun die Tage dieses Systems in Deutschland gezählt waren. Der Ausbruch der Revolu­tion vollzog sich in diesem Augenblick völlig spontan, aus den Massen der Arbeiter und Soldaten heraus. Ledebour und