Nr.261. 36.Jahrg.
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Freitag, den 23. Mai 1919.
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Mündliche Verhandlungen?
ichen Gourant zufolge meldet der Daily Expreh aus Baris, Die Krise in der amerikanischen Keine wirtschaftliche Fremd
herrschaft!
Von Arthur Saternus.
Mit der Fristverlängerung für die Ueberreichung der
Brockdorff werde einen lesten Appell an die Alliierten richten, worin er mündliche Beratungen zwischen den Deutschen und den Alliierten vorschlagen werde. Es kann sein, daß Wilson darauf eingehen wird. Der Präsident tritt für einen mündlichen Gedankenaustausch ein und werde in diesem Vorhaben von einem ein- rant" zufolge meldet der„ Daily Herald" aus Paris , daß so gut wie deutschen Antwort hat der Vielverband uns ein gewisses flußreichen Staatsmann aus den Dominions alle Mitglieder der amerikanischen Delegation in Paris über den Maß von Verhandlungsrecht zugesichert. Leider ist der Inunterstüßt. In gut eingeweihten Kreisen der Friedenskonfe- Friedensvertrag entrüftet und enttäuscht sind.„ Daily Herald" halt der Gegenvorschläge, die die Regierung in Versailles. renz rechnet man ernstlich mit der Möglichkeit, daß, bevor melbet weiter: Der Vorfigende des amerikanischen zu machen gedenkt, bisher nicht bekannt. Schon jetzt dürfte der Friedensvertrag unterzeichnet werden wird, radikale Auskunftsdienstes hat sein Rücktrittsgesuch ein- es aber außer Zweifel stehen, daß das Schwergewicht der Veränderungen an verschiedenen wichtigen Bestimmun- gereicht. Auch Young, der Hauptsachverständige in wirtschaftlichen deutschen Forderungen auf dem Bunkte liegen muß, den gen vorgenommen werden. Clemenceau ist der einzige, Angelegenheiten der amerikanischen Kommission ist zurüdgetreten, auch die Entente in ihrem Entwurf in den Vordergrund der an dem Buchstaben des jetzigen Vertrages festhält. Man ebenso Bowman, der Hauptfachverständige auf dem Gebiet der gestellt hat. Das ist die Frage, wie Deutschland seiner vermutet, daß der eigentliche Grund, weshalb der Wortlaut territorialen Fragen. Noch fechs andere hochgestellte Pflicht der Wiedergutmachung der im Feindesdes Vertrages nicht in Frankreich und England veröffentlicht Mitglieber der amerikanischen Delegation haben land angerichteten Schäden nachkommen soll. In den Erörterungen des Friedensvertrages hat der worden ist, der ist, daß man solche Veränderungen am Ver- ihre Entlassung eingereicht. Sie fühlen und das ist auch die alltrage vorgesehen hatte. gemeine Auffaffung der Delegation, daß sie irregeführt Grundcharakter der wirtschaftlichen Forderungen längst nicht worden sind, und sie nehmen dem Nat der Bier seine geheime und die Würdigung erfahren, die er verdient. Man spricht so autokratische Methode, feine Weigerung, auf Kritik zu hören und die viel von einer Berstladung Deutschlands und in einem Atem geringschägige Weise, mit der er die Wünsche der betroffenen Bölker von den Gebietsabtretungen, von Naturallieferungen, von mißachtet, übel. Auch bei noch höhergestellten amerikanischen Ver- Milliardenzahlungen, die uns, auch wenn wir eine Bolfsabtretern, ja jogar bei dem Haupt der Delegation" herricht Stimmung erwirken und das Maß der von uns zu zahlenden Summen zurückschrauben, doch nicht ganz erspart bleiben dieselbe tiefgehende Misstimmung. tönnen. Wir werden uns jedoch in jedem Falle darauf gefaßt machen müssen, erhebliche Beträge in barem Gelde oder in Naturalien dem Feinde zu zahlen. Haben wir doch gemäß den 14 Punkten Wilsons unsere Pflicht, diejenigen Schäden, die durch unser Verschulden entstanden sind, wieder gutzumachen, vorbehaltlos anerkannt.
Verhandlungen in Spa.
Schlußredaktion der deutschen Gegenvorschläge. Berlin , 22. Mai. Der Ministerpräsident Scheidemann hat sich heute, begleitet von den Reichsministern Dernburg und Erzberger und dem Vorsitzenden der Geschäftsstelle für die Friedensverhandlungen, dem Grafen Bernstorff, nach Spa begeben. Die deutsche Delegation wird von Versailles gleichfalls nach Spa reisen. Dort wird am Freitag die endgültige Redaktion Spa reisen. Dort wird am Freitag die endgültige Redaktion der deutschen Gegenvorschläge stattfinden.
Diese Zusammenfunft in Spa ist notwendig geworden, weil
der Verkehr zwischen Berlin und Versailles technisch außerordentlich
erschwert war, andererseits der die Reichsregierung fest entschlof:
sen ist, dem deutschen Volke so schnell wie irgend möglich Klarheit über die deutschen Gegenvorschläge und damit zugleich über die Friedensaussichten zu geben.
Der Reichskolonialminister BeII nimmt an der Reise nach Spa gleichfalls teil
Versailles , 22. 22. Mai. Die deutschen Friedensdelegierten Reichsminister des Auswärtigen Graf Brockdorf- Ranzau, Reichsjustizminister Dr. Landsberg, Reichspostminister Giesberts, Präsident Oberbürgermeister Leinert, Professor Dr. Schücking und Dr. Melchior begeben sich heute abend nach Spa, um dort selbst mit Mitgliedern der Reichsregierung die dem nächst in der Friedensfrage abzugebende Erklärung zu besprechen und deren endgültige Fassung zu beschließen..
nicht Wölfer
"
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Die Parifer Ausgabe des" Newyork Herald" dementiert die Meldung, nach der neun Mitglieder amerikanischer Ausschüsse infolge. Berstimmung über den Friedensvertrag ihr Amt niederge legt hätten. Nur ein Mitglied des Ausschusses für russische Angelegenheiten, Bullitt, habe demissioniert, da er die Anerkennung der Sowjetregierung für notwendig halte und die Ententepolitik gegen
Ohne Frage gehen die Forderungen der Entente ja auch in diesem Punkte weit über alles Ziel hinaus. Heute, wo
Noch keine Regelung der Fiume- Frage. die Bariser Presse mit unverhüllter Spannung daran her Paris , 22. Mai. Im diplomatischen 2age bericht heißt umdeutelt, ob wir wohl annehmen oder ablehnen werden, es: Entgegen anders lautenden Meldungen ist eine Lösung be- fann man getrost die Vermutung aussprechen, daß die treffend Dalmatien und Fiume noch nicht erzielt. Auch das Friedensbedingungen in dieser Hinsicht schon darauf zuSchicksal der Türkei ist noch nicht endgültig geregelt..
geschnitten waren, um über sie feilschen zu können. Umso mehr müssen wir uns hüten, diejenigen Momente zu verfennen, welche für Deutschland die Grundfragen seiner Existenz bedeuten.
Da ist zunächst zu fordern, daß uns die Entente von Amsterdam , 22. Mai. Wie ,, Daily Herald" aus vornherein genau die Höhe der von uns zu zahlenParis meldet, ist die Ankündigung vom Rücktritt Paderews- den Beträge angibt. Gänzlich unhaltbar ist es, daß man fis auf der Friedenskonferenz wie eine Bombe eingeschlagen: uns erst 100 Milliarden auferlegt und die Festsetzung der sie bedeutet, daß die polnischen Imperialisten, die von der übrigen Ansprüche bis zum Mai 1921 aufschiebt. Das beEntente ermutigt werden, nicht die geringste Neigung haben, deutete nichts anderes, als eine Strafe auf die Erhöhung ihren Schutzherren zu gehorchen. Man fragt sich, was der unserer Leistungsfähigkeit in den nächsten zwei Jahren Rat der Vier tun wird, wenn sich die polnischen Imsetzen. Denn wozu hebt man sich sonst die Festsetzung der periali sten seinen Anordnungen nicht fügen und die An. Entschädigungssumme für später auf, wenn man nicht hofft, griffe gegen die Ukraine fortführen. Der Nat der Vier be- daß eine aufstrebende deutsche Wirtschaft dem ausländischen findet sich in einem Dilemma, denn wenn er den Polen nadj. Kapitalismus eine erhöhte Möglichkeit der Ausbeutung geben gibt, treibt er die Ukraine den Bolschewisten in die Arme. Wenn er sich dagegen Polen gegenüber unnachgiebig zeigt, macht er sich die Polen zum Feind und damit sein Boll
wird? In der Frage der Rohlenlieferungen an Frankreich hat man den richtigen, Weg beschritten, von vornherein Höchstmengen der Lieferungen festzusetzen. Warum sollte das für die Kriegsentschädigungssumme nicht möglich sein? Es ist bezeichnend, daß man die Verhandlungen der Wiedergutmachungskommission in dem Ententevorschlag grundsäßlich als geheim behandeln will. Gerechtfertigte Ansprüche brauchen nicht hinter verschlossenen Türen ausgeheckt zu werden! Man ersieht daraus aber, wie sehr der Entente daran liegt, die Knebel, die sie uns in den vorliegenden Bedingungen zugedacht hat, auch in Zukunft voll ausnüßen zu können.
Die Juternationale wird nicht empfangen. Versailles , 22. Mai. ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) Der Populaire" meldet in seiner heutigen Abend ausgabe, daß Henderson als Vertreter des Friedenskomitees der sozialistischen Internationale ein Schreiben vom Sekretariat der britischen Friedensdelegation erhalten habe, in dem ihm mitgeteilt wird, daß der oberste Rat der Alliierten es ablehut, eine Deputation der sozialistischen Internationale zu empfangen, um mit ihr den Friedensvertrag zu be prechen. Der Populaire" bemerkt dazu, werk" wirkungslos. die fapitalistischen Regierungen, sondern die seten die Adresse, an die sich die Internationale Deutsches und Polnisches aus Posen. wenden müsse. Die Daily News" schreiben beute früh, Vorfälle aus Tester Zeit lassen erkennen, daß die wenn die Friedensfonferenz unverändert an den gegenwärtigen mistimmung in Bosen gegen die Polen in stän Bedingungen festhält, ist der Sturz der deutschen Regierung gewiß digem Wachsen ist und daß es weite Bevölkerungsfreise, und und die Lage in Deutschland wird sich rapid verschlechtern. Wenn zivar auch solche polnischer Bunge, gibt, die sich nach der aber die Konferenz die Gefahren bedenkt, die kommen, wenn deutschen Herrschaft zurüdjehnen. Im Schulwesen Deutschland in den Abgrund stürzt, dann wird sie diese Bedingun- beispielsweise herrscht infolge der brutalen Entlassung deut- Ueberhaupt muß uns der Vielverband das Recht zugegen vollkommen abändern. scher Lehrer großer Mangel an Lehrkräften. Die polnische Schul- stehen, für die Durchführung der Bestimmungen selbst zu verwaltung hat daher polnische Botschaffner, and forgen. Der Artikel 241, der uns die Pflicht auferlegt, unsere Iungsgehilfen und solche junge Mädchen, die eine Mittel gesamte Gesetzgebung auf den Willen des feindlichen Kapitaschule oder ein Lhzeum besucht haben, zur unterrichtlichen Ver- fismus einzustellen, ist ein Unding. Wohl werden wir der forgung herangezogen! An einer Schule mit 25 Klaffen sind nur wiedergutmachungskommission weitgehende 19 Lehrkräfte vorhanden; davon sind nur 8 ordungnsmäßig bor Kontrollrechte einräumen müssen. Daß wir aber unsere Zugebildet. Daß unter solchen Verhältnissen die polnische Volksbil Stimmung zu einer ententistischen Wirtschaftsbung zurüdgehen muß, liegt flar auf der Hand, und der Zeitpunkt diktatur geben, fann kein Mensch von uns verlangen. dürfte nicht fern sein, wo in der unter der preußischen Regierung Man nenne uns Bedingungen, die wir erfüllen können, dann so sorgsam geförderten Provinz Bosen galizische Kultur- werden wir keine Minute lang zögern, auch schwere Verpflich3ust än de platgegriffen haben. Am meisten zu leiden hat natur- tungen auf uns zu nehmen und sie voll und ganz zu erfüllen, Die Dualahäuptlinge wollen nicht französisch gemäß unter polnischer Herrschaft die Arbeiterschaft, und soweit es nur in unseren Kräten steht. Geben wir uns werden. so fann man in Posen und Kongreßpolen wachsende Deutsch - feinen Täuschungen darüber hin, daß etwa die Verpflichtunfreundlichkeit unter der Arbeiterschaft bemerken. So fand vor gen gering se'n werden. Aber wir selbst haben das größte Berlin , 22. Mai. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren. turzem in Posen ein Umzug von 35 000 Soldaten statt, die laut Interesse daran, uns ihrer so rasch als nur möglich zu ent mollen die Dualahäuptlinge nicht französisch werden. Die zum Ausdruck brachten, daß es ihnen unter den Deutschen gut ledigen. wollen wir an unseren eigenen Aufbau denken. Franzosen die von Kamerun befónntlich den Löwenanteil für sich gegangen fci, daß die polnische Mizwirtschaft jedoch bald alles Absichtlich habe ich es bisher vermieden, auf die beanspruchen, haben von den Tualahäuptlingen eine schriftliche zugrunde richten wird. Auch in der Zivilbevölkerung hört Materiallieferungen einzugehen. Wer den Aufstieg der Erklärung verlangt, daß sie französisch werden wollen. Die Häupt- man vielfach Aeußerungen, daß es unter der deutschen Regierung deutschen Volkswirtschaft in den letzten drei Jahrzehnten Tinge haben ti: fes einstimmig abgelehnt. besser gewesen ist. verfolgt, findet, daß z. B. unsere Kohlenförderung sich in der
Die Friedensbedingungen für Defterreich werden voraussichtlich Heute abend reift die deutsche Friedensdelegation nach Spa, um mit einem Teil des Kabinetts unter der Führung Scheidemanns Zum erstenmal feit 1913 demonftrieren am fommenden Sonn: tag die Proletarier von Baris an der Mauer der Föderierten auf dem Friedhofe Père Lachaise zu Ehren der im Jahre 1871 ge fallenen Kommunefämpfer.
in der fom menden Woche überreicht.
zusammenzutreten.