Einzelbild herunterladen
 
Weg, die Frage zu lösen. Die Alternative eines falul- tcüiven Gesetzes sei nur dann möglich, wenn eine Bürg- schafl dafür vorhanden sei, daß beide Theile es loyal durch. führen. Die irischen Deputirten hätten sich bereit erklärt, den Grundbesitzern entgegenzukommen, wenn sie die Sicher- heit hätten, daß die Grundbesitzer loyal handelten. Das Haus habe jetzt Gelegenheit, der öffentlichen Meinung in Irland   ein Zugeständniß zu machen; diese Gelegenheit dürfte nicht wiederkehren oder doch nicht unter gleich günstigen Verhältnissen wiederkehren. Das Oberhaus stehe daher vor einer großen Verantwortlichkeit. Lord Balfour of Burleigh, einer der Führer der konservativen Lords, beantragt, die Vorlage zu verwerfen. Gegen die Anarchisten macht Herr Crispi Gesetze und gegen die Soziali st en wird er sie anwenden. Dies behaupteten wir von Anfang an und die Thatsachen bestätigen nur zu schnell unsere Vermuthungen. Jetzt wurde der für den 5. d. M. nach Carpi bei Wtodena ein- berufene Kongreß aller derSozialistischen Arbeiterparrei in Italien  " angehörenden Vereine der Provinz   Emilia angesagt. Der Präfekt von Modena   hat unter Berufung auf ältere Polizeigesetze und die neuen Bestimmungen über Versamm- lungen, die die öffentliche Ruhe und Ordnung bedrohen, die Abhaltung des Kongresses verboten. Natürlich bestreiten die Sozialisten, daß ihr Kongreß eine Gefahr für Ordnung und Ruhe bedeute, und sie haben folgenden, von den Abgeordneten Prampolini und Agnini und dem Ausschußmitglied Gabriui unterzeichneten Einspruch erlassen: Der Kongreß der Vereine der Emilia, die derSozia- liftischen Arbeiterpartei" angehören, ist durch den Präfekten von Modena   untersagt worden. Dieser Herr, der unser Programm verleumdet, indem er daraus den Artikel ö des Gesetzes vom 19. Juli 1S94 anwendet, hat in brutaler Manier die Vertreter der Vereine gehindert, sich öffentlich oder im geheimen zu ver- sammeln. Wir enthalten uns des Einspruchs gegen diese neue Erscheinung des Klassenhasses. Aber wir weisen vor aller Welt oarauf hin, daß die Erklärung unserer Partei, die im Parla- meute und in den Blättern die schlecht verhehlte Tücke der Aus- nahmegesetze, die gegen die sozialistischen   Vereine gerichtet sind, aufgedeckt hat, schon jetzt ihre Bestätigung erfährt, bevor noch der Widerhall der Regierungs- und Kammererklärungen ver- klungen ist, nach deren ausdrücklichen Versicherungen die Grund- sähe und Verfahrungsweisen der sozialistischen   Arbeiterpartei, die vor versammeltem Parlamente betont worden sind, von der An- ivendling der erwähnten Gesetze nichts zu befürchten haben sollten. Wir erhebe» gegen die Verfügung des Präfekten von Modena   keinen Einspruch, weil wir daran denken, daß dem Untergange jeder Tyrannei der Triumph der unverschämten und unsinnigen Willkür voraufgehe." DaS bulgarische Parlament wurde aufgelöst und die Neu- wählen auf den 23. September festgesetzt. Jedenfalls wird durch den üblichen Wahldruck die am Ruber befindliche Gesellschaft eine ebenso erdrückende Parlamentsmajorität gewinnen, wie dies früher Etambulow gelungen ist. Die Zollreform in den VereinigtenfStaaten scheint nun doch endlich zu einem vorläufigen Abschluß kommen zu sollen. Eine Reihe von Zöllen sind ermäßigt und so die Schärf« der Mac Kinley-Bill wenigstens einigermaßen ge- mildert worden. Aus Washington  , dem Sitze der parla- mentarischcn Körperschaften der Vereinigten Staaten  , liegen heute die folgenden Meldungen vor: Washington  , 13. August. Die vom Senate angenommene Tarisbill führt erhebliche Herabsetzungen der Zölle ad valorew ein auf Fayencen, Glaswaaren, Eisen, Stahl, Weißblech, Schraubengewinde, Blei in Platten, Nickel, Baumwollen, Wollen- waaren. Der Gesetzentwurf läßt die Zollfreiheit zu für nicht gewalzte Kupferplatten, Bindfaden, Gemälde und Skulpturen. Ferner setzt der Gesetzentwurf fest, daß roher Zucker 40 pCt. ad valorem zahlen soll. Zucker über 16 pCt. holländischen Standard bezahlt Vs pCt. Zuschlagszoll, und aus Ländern, welche Prämien zahlen, Vm» pCt. Zuschlag; geschnittene nicht gefaßte Edelsteine sollen LS pCt. Zoll zahlen, gefaßte 30 pCt., nicht geschnittene 10 pCt. Wolle soll zollfrei bleiben; der Zoll für Weißblech be« trägt IVis Cents pro Pfund und tritt am I. Oktober in Kraft. Washington, 18. August. Die demokratischen Mitglieder des Repräsentantenhauses beschloffen bei Annahme der Resolution zu Gunsten der Tarifbill, wie sie von dem Senate angenommen ist, gleichzeitig in dem Repräsentantenhause neue Vorschläge be- treffs der Zollfreiheit für Zucker, Eisenerze und Kohlen einzu- bringen. Das Repräsentantenhaus nahm Abends die Tarifbill in der vom Senat beschlossene» Fassung mit 132 gegen 10b Stimmen an und genehmigte ebenfalls mit 160 gegen 104 Stimmen die Zollfreiheit für Kohle. Ferner wurde mit 1L3 gegen 102 Stim- men die Zollfreiheit für Eisenerze beschlossen. Washington  , 13. August. Das Repräsentantenhaus nahm im weiteren Verlauf der Sitzung mit 276 gegen 11 Stimmen einen Antrag auf Zollfreiheit für Zucker an und vertagte sich sodänn aus Mittwoch. Ein südaftiranischer Krieg scheint wieder zu drohen. Nach einer Meldung desReuter'schen Bureaus" aus Pretoria   haben nämlich die Kaffern im Norden von Transvaal   sich empört, den Weg nach Murchison blockirt, die Besihthümer der Farmer verbrannt Und sich des in denselben befindliche» Viehes bemäch- tigt; gegenwärtig belagern die Kaffern die Regierungsgebäude in Agatha, in welche sich die Einwohner geflüchtet haben; es sind Truppen zur Hilfeleistung dorthin abgegangen. paefetnatfieiiftlen. Parteikonferenz. Der Landesvorstand der württembergischen Sozialdemokratie ladet zur diesjährigen Landesversammluna ein. Dieselbe soll am 23. September im Saale der Arbeiterhalle in Stuttgart   stattfinden. Die vorläufige Tagesordnung lautet: 1. Thätigkeits- und Kassenbericht des Landesvorstandes und Be- richt der Revisoren. 2. Bericht über das Parteiorgan. 3. Orga- nisations- und Agitations- Antröge. 4. Neuwahl des Landes- Vorstandes, ö. Verschiedenes. Herr Dr. Brnno Wille/der erst letzthin in der biSmarck- tollen und für die russische Knute schwärmendenZukunft" des Herrn Harden gegen die Staatsknechtschaft des Sozialismus wetterte und im Gegensatz dazu dervielgeschmähten" Bourgeoisie seine Bildung und Sinn für persönliche Unabhängigkeit" nach- rühmte, hält sich zur Zeit im Rheinland   auf, wo er es nicht verschmäht, stch von denStaatsknechten" Versammlungen amngimt zu lassen und deren Unterstützung auch sonst in An- sprnch zu nehmen. Unser von dem Genossen Lütgenau redigirteS Partci-Oraan. dieRh.-Wcstf. Arb.-Ztg." widmet diesen Bor- gängen folgende» uns sehr angebracht erscheinende Zeilen: In unserem Elberfelder   Partei-Organ, derFreien Presse", finden wir einen eine volle Spalte füllenden Bericht über«inen in Elberfeld   von Dr. Bruno Wille   gehaltenen Vortrag. Der Vortrag ist in einer öffentlichen Versammlung gehalten worden, zu deren Gunsten die Sitzung des sozialdemo- rratischen Volksvereins ausfiel. Der Vortrag bestand nach dem Bericht von Anfang bis Ende anS so öden Gemeinplätzen, und daneben einigen argen Dummheiten, daß wir weder begreisen, wie der Redner ohne eine scharfe Kritik davon- kommen koNNte, noch warum der Vorfrag einer so ausführlichen Wiedergabe gewürdigt worden ist. Auch fällt uns auf, daß Herr Wille vor Sozialdemokraten die Angriffe, die er vor einem bürger- lichen Versammlungs- oder Lesepublikum gegen unsere Partei zu richten pflegt, muthig unterläßt, sich vielmehr als einen Freund unserer Partei aufspielt." Aus einer der letzten Nummern des Solinger Parteiorgans ersehen wir. daß Herr Dr. Wille auch in Wald, Bockert und Solmgen sprechen wird. Dagegen wäre nun an sich gewiß nichts einzuwenden, daß aber das genannte Parteiblatt für die Vorträge eines Mannes Reklame macht, der im offen ausgesprochenen Gegensatz zur Partei sich befindet und Hand in Hand mit Werner und Konsorten seinerzeit die Partei zu sprengen versuchte, das kann nicht ungerügt bleiben. Man sollte auch in Solingen   wissen, daß es nicht angeht, zwei Herren zu dienen. Parteifinanzen. In einer* Parteiversammlung in Viele- f e l d wurde beschlossen, den, Bausonds derVolkswacht" 400 M. zu überweifen. Der Geschäftsführer derVolksivacht" brachte die Abrechnung über den Bau, soweit die Rechnungen vorlagen, zur Verlesung. Danach beziffern sich die Baukosten inkl. Platz, Straßenbau und den noch anzubringenden Putz auf 38 000 M. in runder Summe. Ursprünglich war das Unternehmen mit 24 000 M. veranschlagt. Die Mehrkosten sind entstanden, daß theilweise vom ersten Bauprojekt abgewichen wurde und durch die Straßenbaukosten, welche allein die Summe von 2400 M. ausmachen. »« Ueber die Neaktionsgeliiste unter dem Deckmantel der Bekämpfungrevolutionärer Bestrebungen" schreibt dieFrank- furter Zeitung", indem sie an die Süddeutschen appellirt, auf der Wacht zu sein:In Bayern   machen sich bereits Strömungen be- merkbar, die ähnlich wie in Preußen auf eine Einschränkung der Versammlungs- und Vereinsfreiheit hinzielen, einstweilen durch das Mittel der Gesetzesauslegung, wobei sogarfreisinnige" Magistrate munter assistire». Württemberg   hat ebenfalls einen Erlaß über diebeste" Bekämpfung der Sozialdemokratie heraus- gegeben, der aber bislang nur die Unklarheit in den Köpfen einigerLebenslänglicher" vermehrt Und der Sozialdemokratie keinen Abbruch gethan hat. Roch unwirksamer im Guten, aber auch wirksamer für die Sozialdemokratie erwies sich die Unterdrückung ihres Organs in Elsaß-Lothringen  . Nach diesen Beispielen scheint man nun auch in Baden   nicht mehr zurück- bleiben zu wollen, wie die Anklage gegen die MannheimerVolks- stimme" und die schleunige Verhaftung ihres �iedakteurs, wie ihrer Direktoren unier der Anklage der Vorbereitung zum Hoch- verrath beweist. Fassen wir diese Erscheinungen in das Auge, vergleichen wir sie mit denen in Sachsen  , so wird es jedem klar sein, daß die Reaktion ihr Haupt erhebt und das bischen deutsche Freiheit ganz zu unterdrücken bemüht ist. Seien wir daher wachsam. Bauer und Sozialdemokrat. Derantikollektivistische Bauernschädel" wird zum Entsetzen des Ordnungsbreies immer mehr zur Legende. Mit Schaudern müssen die bürgerlichen Parteien gewahren, daß ihregeistigen Waffen" versagen und daß unsere Landagitatoren mit wachsendem Entgegenkommen von der Landbevölkerung empfange» werden. Gegenwärtig macht in der süddeutschen Parteipresse ein Artikel die Runde, der von einempraktischen Landwirth" geschrieben ist. Der Verfasser sagt von sich, daß er durch allerlei Zufälle zum Studium iozia- listischer Schriften veranlaßt worden sei und daß er sich ausvollster Ueberzeugung" dersozialdemokratischen Partei angeschlossen habe. In längeren Ausführungen entrollt er ein Bild von der Nothlage der kleinen Bauern und kommt zudem Schluß, daß nur die Sozialdemo- kratie diese endgiltig beseitigen werde. Aber auch der zweite Theil des Programms, der die Forderungen enthält, die unsere Partei an die h e u t i g e Gesellschaft stellt und die in derselben auch bereits zu verwirklichen sind, ist nach ihm bei der Land« agitation sehr gut auszunutzen. Ueber diesen Theil schreibt der Landwirth: Der zweite Theil des sozialdemokratischen Programms ent- hält so Vieles, was den Bauern mit einigen Bemerkungen klar zu machen ist, daß dieses geschehen sollte, um ihm zu beweisen. daß keine Partei so folgerichtig und zielbewußt für das gesammte darniedergedrückte Volk eintritt, als die Sozialdemokratie. Ich will nur erwähnen die Punkte: Allgemeines Wahl- und Stimmrecht«. Gesetzgebung durch das Volk, Selbstverwaltung in Reich, Staat, Provinz und Ge- meinde. Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit(also Ab- schaffung des Militarismus!) k. Erklärung der Religion als Privatsache, so daß die Geistlichen nichts mehr in die Politik hineinzureden haben oder vielmehr das Christenthum nicht zur Unterdrückung des Volkswohles gemtßbraucht werden kann). Die Unentgeltlichkeit des Unterrichts u. s. w. Die Unentgeltkichkett der Rechtspflege und des Recktsbetstandes. Rechtsprechung durch vom Volk gewählte Richter(und picht durch ge> lehrte Juristen, die von den Bedürfnissen und Leiden des Volkes nichts wissen). Unentgeltlichkeit ver ärztlichen Hilfeleistung einschließlich der Geburtshilfe und der Heilmittel. Unentgeltlich- keit der Todtenbestattung. Wie schwer es dem Bauer z. B. wird, die Mittel für Doktor und Apotheker zu beschaffen und weswegen er oft erst den um- ständlichen Weg zum Doktor macht, wenn es schon zu spät ist, das weiß Jeder, der die Verhältnisse auf dem Lande kennt. Solche Forderungen verfechtet aber nur die Sozialdemokratie, und muß sich auch befleißigen, sie dem Bauernvolke klar zu mache» in einem volksthümlich ohne Fremdwörter verfaßten Schristchcn und in nicht zu kleinem Druck, wenn er Winters bei seiner schlechten Lampe liest, von dem kleinen Druck nichts wissen will. Wenn die Landleute erst alle wüßten, was die Sozialdemokraten eigentlich wollen, so würden sie sich nicht wehr von den Geistlichen verhetzen lassen, sondern in noch viel größerer Zahl wie bisher in daS Lager der Sozialdemokratie übergehen." Dänische Partclfiiianze».' Der BaselerBorwärts" veröffentlicht folgende erfreuliche Berichtigung: In unseren, Stluationsbericht über Dänemark   findet sich die Bemerkung, daß das Zentralorgan der dänischen Sozialdemokratie einen jährlicken Ueberschuß von 1617 000 Kronen abwerfe. Genosse Olfen- Kopenhagen macht UNS darauf aufmerksam, daß wir ihn insofern mißverstanden haben, als der jährliche Reingewinn dieses Zeitungs-UnternehmenS nicht 1617 000, sondern 6070 000 Kronen beträgt. * Polizeiliches, Gerichtliche»»c. Genosse Hülle Erfurt, Redakteur derThür. Tribüne", ist am Sonnabend ans dem Gefängniß entlassen worden, nachdem er 3Vg Monate als PreßsüNder dort geschmachtet hatte Hülle hat außerdem noch 6 Monate und sein Mitredakteur G ü l d e n- b e r g 4Va Monate Gesäugniß zu verbüßen. In Gera   wurde Genosse Leven, Redakteur der Reuß  . Tribüne" wegen Beleidigung in drei Fällen zu b Mo- naten Gefängniß verurtheilt. Genosse P i st o r i u s- M a g d e b u r g hat mit gestrigem Tage seine vierwöchentliche Gesängnißstrafe in Gommern   an- getreten.,. Eine Freisprechung in Sachsen  . Wegen Vergehens wider 17 und 18 des Preßgesetzes stand Redakteur Emil R o s e n o w vor dem Schöffengericht zu Chemnitz  . Vier Mitglieder des Turnvereins zu Markersdorf   waren wegen unbefugter Erlheilung von Turnunterricht an Schulkinder zu 10 Mark Strafe von der Aintshauptmannschast verurtheilt worden, welche Verfügung derBeobachter" wörtlich abgedruckt hatte. Die AmtshauptmanNschast betrachtete ihre Verfügung als den Theil eines Strafprozesses, vermuthlich weil später die Bs- straften gerichtlichen Entscheid beantragt hatten. Sie übergab die Sache der Staatsanwaltschaft, welche auf Grund genannter Paragraphen Anklage erhob. Der Angeklagte bezog sich vor Gericht u. a. auf Landgerichtsdirektor Mangold in Dresden  , der in seinen Anmerkungen zum Preßgesetz ausführt, daß der Straf- prozeß erst mit der Uebersendung der Akten an die Staats- anwaltschnft beginnt und war der Meinung, die Verfügung der Amtshauptmannschaft sei unter Gerichtsbeschlüsse, Theile eines Strafprozesses w. nicht zu rechnen. Nach ziemlich langer Be- rathung trat das Schöffengericht dieser Anschauung bei und sprach Rosenow frei. In Z w i ck a u wurde das zum 12. Angnst geplant ge- wesene Stiftungsfest des Berg- und Hüttenarbeiter- Verbandes verboten. Während des Sozialistengesetzes hat der Verein das Fest stets unbehelligt abhalten können, unterm gemeinen Recht wird es verboten. In derselben Stadt bestand seit stebenund- zwanzig Jahren der GesangvereinSängerlust". Auch unter dem Sozialistengesetz schmetterte er seine Lieder. Jetzt, untermneuen Kurs", bat man ihn aufgelöst. Verboten wurde eine in Reichenau   b. Zittau   ein- berufene Versammlung, in welcher der Reichstags- Abgeordnete S e i f f e r t sprechen sollte. Man hatte die Anmeldung nur bei der Ortspolizei bewirkt, währenddem es nach der neuesten Praxis in Sachsen   bei der Anitshau�tmannschäft zu ge- schehen hat. Sszials llclicfltdjt. Die Auflöfmtg des Konsumvereins rheinisch-west- fälischer BergleuteGlückaus" ist am letzten Sonntag in einer Generalversammlung beschlossen worden. An Vermögen (Waaren, Inventar und Außenstände») sind im Ganzen 44 602,60 Mark vorhanden, an Schulden 21 117,87 Mark, so daß die Mit- glicder durch die Liquidation einen finanziellen Schaden nicht haben werden. Es wurde konstatirt. daß dem Verein durch die verdächtigende» Notizen der bürgerlichen Presse der Kredit ab- geschnitten worden ist. Der Konsumverein ist todt, die Berg- arbeiterbewegung wird darum nicht untergehen. Zu Gnnsten der Abkürzung der Arbeitszeit spricht sich der Gewerbeaufsichtsbeamte für U n t e r- E l f a ß in seinem 1893er Jahresbericht wie folgt aus: Im Jahresbericht für 1891 wurden einige Erhebungen über den günstigen Erfolg der Einführung einer um Vis verkürzten Arbeitszeit angeführt. Seitdem ist i» einigen Betrieben, welche unter ihrer Belegschaft einen erheblichen Prozentsatz von Arbeiterinnen habe», die elf- stündige Arbeitszeit für alle Erwachsenen eingeführt worden, und damit Gelegenheit zu weiteren Erfahrungen gegeben. Heute liegt nun das zahlenmäßige Ergebniß der Er- sahrungen aus einer großen Baumwollweberei vor. Die- selbe schränkte mit dem 1. April 1392 die Arbeitszeit allgemein von 12 auf 11 Stunden ein, dabei blieb die Leitung der Fabrik in den gleichen Händen, die Webstühle und deren Ganggeschwindigkeit, die Fabrikate, abgesehen von der Berwen- dung festerer Garne, und die zugehörigen Akkordsätze wurden nicht verändert; gleichwohl stellte sich keine Verminderung, sondern eine Vergrößerung der Produktion bei gleichbleibender, zum Theil er- höhter Güte der Arbeit heraus; die Leistung der Arbeiter war in Folge der Verkürzung der Arbeitszeit gestiegen. Im sächsische» BergwerkSbetriebe wurden im Jahre 1892 bei dein Erzbergbau 6880 Beamte und Arbeiter, bei dem Steinkohlen-Bergbau 21 0SS Männer Und 432 Frauen und bei dem Braunkohlen- Bergbau 2392 Männer und 144 Frauen be- schäftigt. Gruben waren im Betriebe bei dem Erzbergbau 101. im Steinkohlen-Bergbau 38 und im Braunkohlen- Bergbau 114. Das gesammte Ausbringen dieser Gruben betrug o 139 273 Tonnen im Werthe von 47 554 823 M., davon kommen 39 753 672 M. ans Steinkohlen und Anthrazite. 5 097 412 M. ans die Erzeugnisse des Erzbergbaues und 2 698 729 M. aus die­jenigen des Braunkohlen-Bergbaues. PsrtmrmastregeliiNg? Es bestätigt sich, daß der Pfarrer Naumann, der durch seine ziemlich vern!i»ftix;cn Ansichten über die Arbeiterfrage vortheilhaft von dem Gros seiner Kollegen absticht, vom Konsistorium z» Frank furt a. M.«inen Ver- weis erhalten hat. Ein anderer Pfarrer, Herr Battenberg  , ist ebenfalls mit einem Verweis bedacht worden. Geschieht ihnen schon recht, warum hegen sie die sträfliche Ansicht, die Kirche habe ander« Pflichten, als die, das Boll inZufriedenheit" zu er- halten. Naturärzte. Die Zulassung von Naturheilkundigen be- treffend ist den eingeschriebenen Hilfskassen in Dresden   fol- gende Verordnung des kgl. sächssschen Ministeriums des Innern durch den Rath der Stadt zugegangen: Nach der Verordnung des kgl. Ministeriums des Innern vom 24. März ds. Js. ist der in§ 6 Absatz 1 Ziffer 1 des Krankenversicherungs- Gesetzes vom 15. Juni 1693 erwähntenärztlichen Behandlung" die Behand- lung durch einen approbirten Arzt zu verstehen. Die Versicherten können daher jedenfalls im Erkrankungsfalle die Behandlung durch eine» approbirten Arzt und ohne ausdrückliche Zustim- munß des Kassenvorstandes keine andere als solche verlangen. Die Krankenlasse ist aber auch verpflichtet, den Versicherten die Behandlung durch einen approbirten Arzt zu gewähren. Dagegen ist es mit dem Krankenversichcrungs-Gesehe ver- träglich, daß Versickerte in einzelnen besonderen Ausnahmefällen mit Genehmigung veS Kassenvorständes iinter Verzicht auf die Behandlung durch einen approbirten Arzt an eine» Nichtarzt sich wenden können, und daß der Krankenkasse nnverwehrt sein muß, solchenfalls auch die Koste» des Heilverfahrens zu übernehmen. Hierbei muß selbstverüttndlich dem Kassenvorstande bezw. der Kassenverwaltung daS Recht vorbehalten bleiben, in Fällen, wo es die Art der Krankheit erfordert, auch gegen den Willen des Ver- sicherten die Behandlung durch einen approbirten Arzt bezw. durch einen Tpezialarzt vorzuschreiben. Aus dem Vorstehende» ergiebt sich, daß es unzulässig sein würde, wenn eine Krankenkasse lediglich sogenannter Sinturheilkundiger für die Behandlung erkrankter Versicherter sich bedienen wollte. Aber auch die Gleichstellung von approbirten Aerzten und sogenannten Naturheilkundigen rücksichtlich ihrer Betheiligung an den Kassenangelegenheiten ist unstatthaft. Es müssen insbesondere den approbirten Aerzten gewisse a»toritäre Befngntsse(Ze»gnißerlhei. lung, Gutachten über die Nothwendigkeit von Krankenpflege jc.) vorbehalten werden. Endlich verbietet es sich schon nach der Be- stimmung in K 147 Absah 1 Ziffer 3 der Gewerbe- Ordnung, wen» die Krankenkasse eine nicht approbirte Person unter der ausdrücklichen Bezeichnung als Kassenarzt anstellen wollte. Bei Mittheilung hiervon eröffnen wir den, Kassenvorstand, daß die ausschließliche oder überwiegende Behandlung der Vir- sicherten durch Naturheilkundige(Nichtärzte), sowie die Anerken- nung der von diese» über den Gesundheitszustand, die Erwerbs- fähigkeit oder-Unfähigkeit der Versicherten ausgestellten Zeugnisse Bestrafung nach sich zieht. Die Regelung der Arbeitszeit in Rnstlnnd. Die Ge- sellschaft zur Förderung des russischen Handels und der Industrie wird in kurzer Zeit dem Finanzministerinm einen von ihr anS- gearbeiteten Gesetzentwurf vorlege», welcher die Nachtarbeit in allen Betrieben, außer denjenigen, wo die Technik es erheischt, verbieten soll. Die Arbeitszeil soll ferner nicht länger als zehn Stunden für Bergwerte, Ii Stunden für Eisen-, Metall- und ähnliche Betriebe. 12 Stunden für alle übrigen Gewerke be- tragen dürfen, wobei die mit eingerechnste Mittagszeit nicht weniger als eine Stunde danern darf. Sollten sich im Lauf von 5 Jahren diese Maßnahmen bewähren unt so wohl aus die Ar- beiter eine gute Wirkung ausüben, wie ai ch   für die Industrie ohne Schaden durchgeführt werden können, so empfiehlt der Ent- wurs eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stund«.